Das Buch der Träume - Nagib Machfus - E-Book

Das Buch der Träume E-Book

Nagib Machfus

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Beschreibung

Als Nagib Machfus 1994 von religiösen Fanatikern attackiert wurde, war auch die rechte Hand verletzt, und er musste erst mühsam wieder schreiben lernen. In den letzten Lebensjahren entstand so ein Traumtagebuch, in dem Nagib Machfus mit höchst verdichteten Texten noch einmal etwas für die arabische Literatur Neues wagt. Schwerelos, halluzinatorisch steigen in seinen Träumen Geschichten an die Oberfläche des Bewusstseins: Bruchstücke aus seiner Kindheit, Erinnerungen an Frauen, die er geliebt hat, Episoden mit alten Weggefährten, geschichtliche Umwälzungen. Nagib Machfus folgt den Spuren der Erinnerung, er gewährt uns Einblick in seine innere Welt und wirft gleichzeitig Schlaglichter auf ein ganzes ägyptisches Jahrhundert.

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Seitenzahl: 200

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Über dieses Buch

Nagib Machfus wagt in seinem letzten zu Lebzeiten erschienenen Buch noch einmal etwas radikal Neues. Schwerelos, halluzinatorisch steigen in seinen Träumen Geschichten an die Oberfläche des Bewusstseins: Bruchstücke aus seiner Kindheit, Erinnerungen an Frauen, die er geliebt hat, Episoden mit alten Weggefährten, geschichtliche Umwälzungen.

Zur Webseite mit allen Informationen zu diesem Buch.

Nagib Machfus (1911–2006) gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart und gilt als der eigentliche »Vater des ägyptischen Romans«. Sein Lebenswerk umfasst mehr als vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen. 1988 erhielt er als bisher einziger arabischer Autor den Nobelpreis für Literatur.

Zur Webseite von Nagib Machfus.

Doris Kilias (1942–2008) arbeitete als Redakteurin beim arabischen Programm des Rundfunks Berlin (DDR). Nach der Promotion war sie als freie Übersetzerin tätig.

Zur Webseite von Doris Kilias.

Dieses Buch gibt es in folgenden Ausgaben: Taschenbuch, E-Book (EPUB) – Ihre Ausgabe, E-Book (Apple-Geräte), E-Book (Kindle)

Mehr Informationen, Pressestimmen und Dokumente finden Sie auch im Anhang.

Nagib Machfus

Das Buch der Träume

Aus dem Arabischen von Doris Kilias

E-Book-Ausgabe

Unionsverlag

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Impressum

Dieses E-Book enthält als Bonusmaterial im Anhang 6 Dokumente

Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel Ahlam fatrat al-naqaha in Kairo.

Originaltitel: Ahlam fatrat al-naqaha (2005)

© by Nagib Machfus 2005

© by Unionsverlag, Zürich 2024

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Sharon Sprenger

Umschlaggestaltung: Martina Heuer

ISBN 978-3-293-30569-4

Diese E-Book-Ausgabe ist optimiert für EPUB-Lesegeräte

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Version vom 27.07.2024, 06:55h

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Über dieses Buch

Titelseite

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

DAS BUCH DER TRÄUME

Getrieben von Hunger, fuhr ich mit dem Fahrrad …Wir betraten das Zimmer; das Mädchen als Erste …Mitten auf dem Bootsdeck stand ein Mast …Ein großer, leerer Saal mit vielen Türen …Ich schlenderte umher und überließ es dem Zufall …Das Telefon klingelte, ich nahm den Hörer ab …Was für ein riesiger Platz, was für ein …Als ich vor meiner Wohnung stand, sah ich …Meine Schwester saß in dem kleinen Garten beim …Als die Nacht ihre Schwingen über die Gasse …Im Schatten einer Dattelpalme am Ufer des Nils …Es lag etwas in der Luft, das die …Der Flugplatz. Lautes Stimmengewirr, Tummelplatz der verschiedensten Sprachen …Ich ging am grünen Ufer des Nils spazieren …Ein langer Flur mit vielen Türen. Die Büroräume …Der Assistenzarzt beglückwünschte mich zu der gelungenen Operation …Ich schritt durch das Gamalija- und Abbassija-Viertel …Ich war beeindruckt von der neuen Wohnung …Wir zogen hinaus, um an einem hübschen Platz …Es war eine kleine Seitenstrasse, trotzdem gab es …Wir saßen an unseren Schreibtischen und erledigten unsere …Ich ging die Straße entlang, in der mir …Da ich ziemlich lange nicht in meiner Wohnung …Sie und ich – allein in einem Raum …Wir saßen in einem Café. Mein Freund las …Auf dem Ozeanriesen wimmelte es von Menschen aller …Eine Runde folgte auf die andere, und das …Wir saßen in einem Raum, den ich nicht …Unser Haus in Abbassija. Ich betrat die Diele …Der Esel trabte mit gleichförmigem Schritt durch die …Mein langjähriger Kollege teilte mir mit, dass er …Was war mit der Straße geschehen, ja mit …In einer der gewundenen Gassen unseres Viertels blieb …In unserem Haus in Abbassija lagen alle in …Wir saßen in einer Art Halle. Einige Gesichter …Die Sänfte auf dem Kamel wiegte sich gemächlich …Ich saß in meinem Zimmer und hörte mir …Ich betrat das Büro des Ministers, um ihm …Es war am späten Nachmittag. Ich war auf …Fassen Sie Mut und verzweifeln Sie nicht« …Langsam glitt das Boot über das ruhige Wasser …Ich sah mich vor dem Schreibtisch des Innenministers …Mein Boot schoss über den See. Ich wurde …Wir saßen in einem Garten und lauschten verzückt …Die ganze Bande hatte sich in dem Raum …Ich betrat das elegante, weiße Gebäude. In der …Ich schaute auf der Straße einer sehr anziehenden …Der Zug blieb stehen, obwohl kein Bahnhof zu …Ein Freund hatte uns um ein Treffen im …Ich vermisste einen meiner Freunde. Als ich nach …Ich saß hinter verschlossener Tür mit einer Moderatorin …Eine Frau und ihre fünf Söhne stritten miteinander …Ich umrundete die Festung zum zweiten Mal …Endlich war es so weit – in Abbassija …Alles an ihm war ungewöhnlich – der riesige …Ein naher Verwandter hatte mich zum Abendessen eingeladen …Ich war überglücklich, als ich plötzlich unter einem …Die Grünfläche war von einer Mauer umschlossen …Vor Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen …Das Studienjahr ging seinem Ende entgegen, und das …Es war ein Gebäude, das man nicht übersehen …Was für ein schöner Platz! Himmel und Erde …Mitten in dem Wald erhob sich ein Hügel …Es überfiel mich das sehnsüchtige Verlangen, meine Lieben …Er war ein Freund, wie man ihn nur …Das alte Haus in Abbassija füllte sich mit …Wieder einmal sah ich mich in dem alten …Britische Soldaten füllten das riesige Spielfeld, das sich …Wir wohnten in dem alten Haus im dritten …Unter einem Baum mit dichtem Blattwerk saß mein …Kaum war ich mit meinem Koffer in die …Was für ein gewaltiger Trauerzug! Es war mir …Ich saß auf der Terrasse des kleinen Hotels …Wir, meine Mutter, meine vier Schwestern und ich …Eine Kutsche, in der ein bezauberndes Wesen saß …Ich sah mich die Strasse entlanggehen, die ich …Eine Straßenbahnhaltestelle. Ich war mir nicht sicher …Ich hatte den Auftrag, dem verstorbenen Doktor Husain …Jeder im Dorf wartete auf den Brief …In einem Park kam eine etwa sechzigjährige Frau …Das Haus war fertig gebaut – ein Glanzstück …Alles begann mit dem Wagen. Kräftig, wie ich …Ich saß in einem elegant eingerichteten Salon …Auf dem Dach eines Nachbarhauses hatte jemand wertvolle …Plötzlich standen fünf Männer mit gezogenen Messern vor …Endlich stand fest, wann die Reise beginnen konnte …Ich stand vor dem Büro, in dem ich …Ich stand auf dem Bürgersteig und spähte durch …Kleine Häuser standen im Kreis um einen Hof …Eine Tribüne, ein Tisch, ein Richter. Auf der …Wir hatten das Haus geschmückt, um die Rückkehr …Endlich hatten wir im untersten Stock eines alten …Was war mit der Wohnung geschehen? Wie sah …Ich sah mich durch Abbassija schlendern, voll der …Alle Männer des Viertels ließen sich im Salon …Was für eine seltsame Beileidsbekundung! Geschrieben stand …Es war ein schwerer, anstrengender Weg, und als …Der neue Minister trat sein Amt an …An ihrem ersten Arbeitstag kam das neue Dienstmädchen …Ich saß in einem Café. Der berüchtigtste Raufbold …Ich sah mich die Corniche in Alexandria entlanggehen …Am Opernplatz angekommen, ging ich in Richtung des …Wir kamen öfter an einem Ort zusammen …Ich betrat die Wohnung und wich erschrocken zurück …Der neue Minister war ein guter Freund von …Am Abend trafen wir uns immer im Garten …Der Laden, in dem es Geschenkartikel zu kaufen …Ich hatte mir fest vorgenommen, beharrlich zu bleiben …Mitten in der Stille der Nacht weckten mich …Wie gewohnt wollte ich mit ihr den Abend …Plötzlich erfasste mich eine solche Sehnsucht nach meiner …Der Leichnam meiner Schwester ruhte auf dem Bett …Ich schlenderte langsam eine lange Straße entlang …Alle Welt rühmte die Bilder einer Ausstellung …Was für ein Prachtweib! Kaum hatte ich die …Vom Hof drang eine fremde Stimme zu mir …Ich durchforschte das Dunkel der Vergangenheit, und da …Es war ein großartiges Festival. Der Präsident bat …Als sich abzeichnete, dass der Feind den Sieg …Die Bahngesellschaft sah sich immer stärker von der …Der Strom der Menschen trieb mich und meine …Die ärztliche Untersuchung ergab, dass ich nur noch …Der Minister hatte mich beauftragt, im Archiv des …Wie auch etliche andere aus unserer Clique hatte …Dank eines Zufalls entdeckte ich, dass ich die …Es begann damit, dass mich eine junge Frau …Der Platz vor dem Krankenhaus in Abbassija war …In der Wohnung von Frau H. fand ich …Ich las in einer Zeitschrift einen Artikel des …Ich sah mich in dem Zug sitzen …Der Direktor der Produktionsfirma teilte mir mit …Ich stand vor dem Schreibtisch des Direktors der …Zufällig stand ich mit dem ausländischen Generaldirektor vor …Ich hatte das alte Haus, in dem ich …Meine Kollegen und ich trafen uns in der …Ich ging in das öffentliche Bad, um Körper …Ich besichtigte in Begleitung der Beamten meiner Abteilung …Ein neuer Erlass sah vor, dass nur noch …Ein sehr lieber Freund, der schon lange verstorben …Frau S., die Gattin eines alten Freundes …Ich sah mich in einem Trauerzug schreiten …Kaum hatte ich Fräulein B. erblickt, schlug mir …Ich sah mich mit Scheich Zakarija Ahmed zu …Ich erfuhr, dass mein Freund G. in seinem …Doktor M., mit dem ich gut bekannt war …Dort, am Pyramidenhügel, sah ich plötzlich Rider Haggard …Aus einem gleißenden Lichtstrahl trat mein verstorbener Freund …Der kleine Tisch war mit lauter Köstlichkeiten gedeckt …Unser Professor hatte uns zum Mittagessen eingeladen …Unsere Häuser standen am Rande der Wüste …Der Produzent hatte mich beauftragt, eine Komödie zu …Mein Freund S. erzählte mir, dass die Bodenreform …

Mehr über dieses Buch

Über Nagib Machfus

Nagib Machfus: Das Leben als höchstes Gut

Nagib Machfus: Rede zur Verleihung des Nobelpreises 1988

Tahar Ben Jelloun: Der Nobelpreis hat Nagib Machfus nicht verändert

Erdmute Heller: Nagib Machfus: Vater des ägyptischen Romans

Gamal al-Ghitani: Hommage für Nagib Machfus

Hartmut Fähndrich: Die Beunruhigung des Nobelpreisträgers

Über Doris Kilias

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Bücher von Nagib Machfus

Zum Thema Ägypten

Getrieben von Hunger, fuhr ich mit dem Fahrrad herum, um ein Lokal zu finden, das meinen eingeschränkten finanziellen Mitteln entsprach. Vor welcher Tür ich auch hielt, sie war geschlossen. Als ich zufällig zu der Uhr auf dem Platz hinüberschaute, sah ich meinen Freund dort stehen. Er winkte mir zu. Ich ging zu ihm, und als ich ihm erzählte, in welcher Situation ich mich befand, schlug er mir vor, das Fahrrad bei ihm zu lassen. Das würde mir die Suche sicher erleichtern. Ich nahm seinen Vorschlag dankend an und machte mich wieder auf den Weg. Mittlerweile setzte mir der Hunger so stark zu, dass ich auf das erstbeste Restaurant zusteuerte. Ich wusste, dass mein Besuch mich teuer zu stehen kommen würde, aber verzweifelt, wie ich war, hielt mich nichts mehr zurück. Als mich der Besitzer, der vor dem Eingang stand, kommen sah, schob er den Vorhang zurück: Da war kein prächtiger Saal mit festlich gedeckten Tischen, nein – das war eine Ruine, in der sich der Müll häufte.

»Was ist passiert?«, fragte ich erschrocken.

»Beeilen Sie sich«, sagte der Mann, »vielleicht schaffen Sie es noch zum Kebabladen, bevor der zumacht.«

Um keine Zeit zu verlieren, lief ich zurück auf den Platz. Doch da war nichts – kein Fahrrad und kein Freund.

Wir betraten das Zimmer; das Mädchen als Erste, ich als Zweiter, und hinter mir kam der Portier mit den Koffern. Meine Beziehung zu dem Mädchen war zwar von einer gewissen Beständigkeit geprägt, aber eindeutige Absprachen gab es nicht. Ich ließ das Gepäck Gepäck sein und trat auf den Balkon hinaus: Da lag es, das Meer, und während der Blick sich in der unermesslichen Weite verlor, berauschten sich Körper und Seele an der feuchten Brise und dem Dröhnen der Wellen. Plötzlich drang ein Schrei an mein Ohr, ich stürzte ins Zimmer. Das Mädchen stand wie hypnotisiert da und starrte auf die Flammen, die oberhalb der Tür ins Zimmer schlugen. Ich erschrak, aber noch bevor ich etwas unternehmen konnte, kam ein Mann herein. Sein Gesicht zeigte keine Regung, die harten Züge schienen aus Granit gemeißelt. Mit einer einfachen Handbewegung brachte er das Feuer zum Erlöschen, und als er sich anschickte zu gehen, erklärte er: »Kann sein, dass es eine Zeit lang kein Wasser gibt.«

Alle Anspannung fiel von mir ab, und erleichtert beschloss ich, in den nächsten Supermarkt zu gehen und ein paar Dinge einzukaufen. Als ich zurückkam, stand die Zimmertür offen, und wenige Schritte entfernt wartete der Portier. Ängstlich betrat ich den Raum. Er war leer, nur auf dem Boden lag ein dickes Bündel – Kleidungsstücke offenbar, denn oben lugte der Ärmel eines Pyjamas heraus. Von dem Mädchen fehlte jede Spur.

»Was soll das?«, fragte ich.

»Sie sind hier falsch, das ist nicht Ihr Zimmer«, erwiderte der Portier.

Ich wies auf den Ärmel. »Aber das ist mein Pyjama.«

»Davon gibts Tausende auf dem Markt.«

Vielleicht irrte ich mich ja tatsächlich, immerhin sahen die drei Gebäude, die in einer Reihe standen, völlig gleich aus. Ich eilte die Treppe hinunter, und als ich auf der Straße stand, entdeckte ich tatsächlich das Mädchen. Es lief in Richtung des Platzes, auf dem es von Autos und Menschen nur so wimmelte. Ich rannte los, um das Mädchen einzuholen, bevor es im Gedränge verschwand.

Mitten auf dem Bootsdeck stand ein Mast, an den ein Mann gefesselt war. Das Seil schnürte seinen Körper von der Brust bis zu den Füßen ein, nur den Kopf konnte er bewegen. Er warf ihn heftig nach rechts und links, und seinem verwundeten Innern entrang sich der Schrei: »Wann endet diese Qual?!«

Jeder von uns dreien schaute ihn voller Mitleid an, und hin und wieder tauschten wir betroffene Blicke. Eine Stimme fragte: »Wer hat dir das angetan?«

Er warf immer noch den Kopf hin und her und sagte: »Ich, ich selbst.«

»Warum?«

»Es ist die Strafe, die ich verdient habe.«

»Für welches Vergehen?«

»Für die Unwissenheit!«, rief er zornig.

Ich sagte: »Wir kannten dich als einen Menschen, der einen Traum besaß und große Erfahrung. Aber wir wussten nicht, dass sich in einem Menschen so viel Wut verbergen kann.«

Seine Stimme schwoll an, als er erklärte: »Und was ihr auch nicht wisst, ist, dass kein Mensch, mögen die Umstände noch so demütigend sein, seiner Würde beraubt werden kann.«

Da überkam uns stille Trauer.

Ein großer, leerer Saal mit vielen Türen. Wir drei standen in einer Ecke. Meine beiden Freunde hatten sich fein gemacht und trugen sogar Krawatten. Ich war zwar nur in einer marokkanischen Gallabija erschienen, aber das war mir nicht peinlich, dazu waren wir zu eng befreundet. Ich hörte ein Geräusch, und als ich mich umdrehte, sah ich plötzlich einen Mann, der wer weiß woher gekommen sein mochte. Seine Uniform sagte mir, dass er etwas Ähnliches wie ein Zeremonienmeister sein musste. Ich hüllte mich fest in meine Gallabija ein und sagte: »Ich fürchte, es gibt hier ein besonderes Fest.«

»Glaub ich nicht«, meinte der eine Freund, und der andere fügte hinzu: »Und wenn schon.«

Wieder hörte ich ein Geräusch. Zwei Männer, die ähnlich ausstaffiert waren, gingen auf den ersten Mann zu und stellten sich neben ihm auf. Da hatte ich nicht mehr den geringsten Zweifel. Ich trat die Flucht an, stürzte zur nächsten Tür und öffnete sie. Aber ich schrak zurück, denn dahinter war eine Mauer. Ich lief zur nächsten Tür, zur übernächsten – immer gab es eine Mauer. Da schlich ich zurück zu meinen Freunden und versteckte mich hinter ihnen.

Was mich in einem gewissen Maß beruhigte, war der Umstand, dass die drei Männer keine Notiz von uns nahmen. Gäste strömten herbei, der Saal füllte sich. Niemand beachtete uns, denn alle starrten erwartungsvoll in eine Richtung. Wir folgten ihren Blicken, und siehe da, plötzlich erschien ein Mann von beeindruckender Statur, bei dem es sich um eine führende Persönlichkeit handeln musste. Im Nu ertönten Hochrufe, die mit jedem Schritt des Mannes noch lauter wurden. Aber es waren auch Warnungen zu hören, etliche riefen, er solle nicht zu der Tür gehen. Ich sagte zu meinen Freunden: »Wenn er sie öffnet, wird er auf eine Mauer stoßen.«

Der Mann schritt majestätisch durch das Meer von lauten Hochrufen und unüberhörbaren Warnungen. Er erreichte die Tür, öffnete sie – und entschwand den Blicken.

Ich schlenderte umher und überließ es dem Zufall, mich zu leiten. Aber plötzlich geschah etwas höchst Merkwürdiges, das ich mir niemals hätte vorstellen können. Die Straße, in die ich gerade eingebogen war, verwandelte sich in einen Zirkus.

Mauern, Gebäude, Autos, Menschen – all das war verschwunden. Stattdessen stand da ein riesiges Zelt, in dem es stufenförmig angeordnete Sitzbänke, lang herunterhängende Seile, Trapeze, Tierkäfige, Schauspieler, Akrobaten, Athleten und natürlich auch einen Clown gab. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, vor Freude hätte ich fliegen können. Aber als ich dann weiterging und in der nächsten und übernächsten Straße das gleiche Wunder geschah, wich die Freude einem immer stärker werdenden Unwillen. Schließlich war ich es satt, mir das länger ansehen zu müssen. Ich verspürte nur noch den Wunsch, möglichst schnell nach Hause zurückzukehren. Ach, wie froh war ich, als mich von Weitem meine vertraute Welt grüßte und mir baldige Ruhe versprach. Ich öffnete die Tür – da stand der Clown und empfing mich mit schallendem Gelächter.

Das Telefon klingelte, ich nahm den Hörer ab. »Hier ist dein Lehrer, Scheich Muharram.«

»Schön, Sie zu hören«, erwiderte ich respektvoll.

»Ich werde dich besuchen.«

»Gerne, ich freue mich.«

Ich war überhaupt nicht überrascht, obwohl ich doch vor ungefähr sechzig Jahren an seiner Beerdigung teilgenommen hatte. Das Bild meines alten Lehrers stand mir noch immer lebhaft vor Augen, und nun stürmten all die Erinnerungen auf mich ein: die fein geschnittenen Züge seines Gesichts, die Eleganz, mit der er sich kleidete, und, das vor allem, die unerbittliche Strenge, mit der er uns Schüler behandelte. Der Scheich kam, bekleidet mit einer prächtigen Gubba, einem feinen Kaftan und einem gewundenen Turban. Ohne sich lange mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten, erklärte er: »Dort drüben habe ich mit vielen Kennern alter Poesie und mit Gelehrten zu tun. Ich konnte den Gesprächen mit ihnen entnehmen, dass einige Lektionen, die ich euch erteilt habe, zu korrigieren sind. Ich habe diese Berichtigungen zu Papier gebracht, hier sind sie.«

Sprachs, legte eine Rolle Papier auf den Tisch und ging.

Was für ein riesiger Platz, was für ein Gewimmel von Menschen und Autos! Ich stand an der Haltestelle und wartete auf die Straßenbahn Nummer drei. Es war kurz vor Sonnenuntergang, und obwohl mich zu Hause niemand erwartete, wollte ich schnell heimkehren. Die Sonne ging unter, der Abend senkte sich über den Platz, und das spärliche Licht der Laternen konnte gegen die Dunkelheit nichts ausrichten. Ich kam mir einsam und verlassen vor, und mit bänglichem Herzen fragte ich mich, was mit der Straßenbahn Nummer drei geschehen sein mochte. Alle anderen Bahnen kamen und ließen niemanden lange warten. Was konnte mit der Nummer drei nicht in Ordnung sein? Der Verkehr legte sich, es wurde immer stiller. Nicht lange, und ich würde den Platz ganz für mich allein haben, wartend auf eine Bahn, die nicht kommen wollte. Ich hörte ein Flüstern, und als ich mich umdrehte, stand dicht neben mir eine junge Frau. Nach ihrem Äußeren zu urteilen, schien sie mir zu den Töchtern der Nacht zu gehören. Ich kam mir noch einsamer vor, glaubte zu verzweifeln.

»Ist das nicht die Haltestelle der Nummer drei?«, fragte die Frau leise.

Ich nickte. Im gleichen Moment entschloss ich mich wegzugehen, aber da kam auf einmal die Nummer drei. Als sie an der Haltestelle einfuhr, sah ich, dass sich außer dem Fahrer und dem Schaffner niemand darin befand. Etwas in meinem Innern sagte mir, dass ich besser nicht einsteigen sollte. Ich kehrte der Bahn den Rücken zu, bis sie davongefahren war. Erst dann drehte ich mich wieder um – die junge Frau stand immer noch da. Als sie meinen Blick spürte, lächelte sie und ging langsam in Richtung der nächsten Straßenecke los. Und ich – ich folgte ihr.

Als ich vor meiner Wohnung stand, sah ich zu meiner großen Verwunderung, dass beide Flügel der Eingangstür offen standen. Von drinnen scholl Lärm an mein Ohr, in den sich der Hall von Stimmen mischte.

Das Gefühl, dass da irgendetwas Schreckliches vor sich ging, ließ mein Herz schneller klopfen. Als ich die mitleidig lächelnden Gesichter meiner Lieben sah, wurde mir das Ungeheure des Geschehens klar: Die Wohnung war fast leer, die Möbel standen alle gestapelt in einer Ecke. Handwerker unterschiedlichen Alters waren zugange, einige strichen die Wände, andere mischten Mörtel und wieder andere trugen Wasser herbei. Während meiner Abwesenheit hatte man also dieses Komplott ausgeheckt, all meine flehentlichen Bitten waren in den Wind geredet.

Wie sollte ich, erschöpft wie ich war, diesen neuerlichen Schlag ertragen?

»Wer hat euch das erlaubt?«, schrie ich die Handwerker an. Doch sie arbeiteten weiter, ohne mich zu beachten. Von Zorn überwältigt, verließ ich die Wohnung. Ich wusste, dass ich sie nie mehr betreten würde. Am Hauseingang stieß ich auf meine längst verstorbene Mutter. Ungehalten fuhr sie mich an: »Das ist alles deine Schuld.«