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Weil sein Bauleiter Edward Crosby fünfzigtausend Dollar unterschlagen und sich abgesetzt hat, wendet sich Ben Thorpe von »Thorpe Building Construction« an den bekannten New Yorker Privatdetektiv Nick Wilson, damit dieser das Geld wiederbeschafft. Crosby ist und bleibt spurlos verschwunden, aber seine Schwester Percia glaubt nicht, dass ihr Bruder ein Dieb ist. Deshalb versucht Nick Wilson, die Wahrheit herauszufinden und folgt Hinweisen, die ihn zu Jack Miller führen. Als Miller, der - wie Wilson später erfährt - als Enthüllungsjournalist hinter einer brandheißen Story her war, Wilson um ein geheimes Treffen bittet, erhofft sich der Detektiv Informationen über Crosbys Verschwinden zu erhalten. Aber er kommt zu spät …
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Wolf G. Rahn
Das Grab vor der Küste
Ein Nick Wilson-Krimi
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
Hier ist eine kleine Auswahl der von Wolf G. Rahn erschienen Romane, weitere, auch aus anderen Genres, finden Sie auf der Plattform Ihres Vertrauens.
Copyright © by Authors / Coverdesign / Firuz Askin / Edition Buxon, 2023
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv/Edition Buxon
Dieser Band enthält die Neuausgabe eines bereits früher veröffentlichten Romans, der behutsam bearbeitet und neu korrigiert wurde.
Verlag: Edition Buxon. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Alle Rechte vorbehalten
Weil sein Bauleiter Edward Crosby fünfzigtausend Dollar unterschlagen und sich abgesetzt hat, wendet sich Ben Thorpe von »Thorpe Building Construction« an den bekannten New Yorker Privatdetektiv Nick Wilson, damit dieser das Geld wiederbeschafft. Crosby ist und bleibt spurlos verschwunden, aber seine Schwester Percia glaubt nicht, dass ihr Bruder ein Dieb ist. Deshalb versucht Nick Wilson, die Wahrheit herauszufinden und folgt Hinweisen, die ihn zu Jack Miller führen. Als Miller, der – wie Wilson später erfährt – als Enthüllungsjournalist hinter einer brandheißen Story her war, Wilson um ein geheimes Treffen bittet, erhofft sich der Detektiv Informationen über Crosbys Verschwinden zu erhalten. Aber er kommt zu spät …
***
Das Grab vor der Küste
Ein Nick Wilson-Krimi
Seine weite Jacke und die Hose, die er trug, waren so schwarz wie die ihn umgebende Nacht. Der Mann, der um den Drahtzaun schlich, hatte sich sogar das Gesicht geschwärzt. Er mied den Lichtkreis der Halogenleuchten, die alle dreißig Schritte auf Stahlmasten angebracht waren.
Nahezu geräuschlos bewegte er sich vorwärts. Von Zeit zu Zeit verharrte er und drehte sich um. Das Pförtnerhaus war von hier aus nicht zu sehen, und er wusste, dass der Nachtwächter um diese Stunde im vorderen Bereich des Betriebsgeländes seine Runde unternahm. Der Mann verbarg etwas unter seiner Jacke. Sie beulte sich über der Brust aus. Bei einem raschen Schritt blitzte manchmal etwas Metallenes hervor.
Weiter hinten bog ein Lastfahrzeug aus einer Seitenstraße. Es näherte sich in scharfem Tempo …
Der Schwarzgekleidete beeilte sich, den Schutz eines Trafohäuschens zu erreichen. Dahinter wartete er, bis der Laster wiederum abbog und nun zweifellos auf das Haupttor der Baufirma zurollte.
Er grinste zufrieden. Jetzt würde man dort vorn beschäftigt sein und sich nicht darum kümmern, was auf der anderen Seite des Geländes passierte.
Nachdem er sich ein letztes Mal vergewissert hatte, dass ihn niemand beobachtete, huschte er wieder zum Zaun und begann, an ihm hochzuklettern.
Leise surrte das starke Drahtgewebe. Am oberen Ende musste der Eindringling aufpassen, dass er sich nicht die Hose am dreifach gespannten Stacheldraht auffetzte.
Geschickt stieg er auf die andere Seite über. Dort ließ er sich kurzerhand fallen und zerquetschte einen Fluch. Ein höllischer Schmerz war ihm vom linken Fußgelenk bis zum Scheitel gezuckt.
Ein Hund bellte. Zwei Männerstimmen waren zu hören.
Verdammt! Der Kerl im Lastwagen musste den Hund mitgebracht haben.
Der Mann raffte sich auf und hastete hinkend zu den ersten flachen Schuppen hinüber. Dort war es völlig finster, aber vor einem Schäferhund rettete ihn das nicht.
Nur nicht die Ruhe verlieren! Wer etwas gewinnen wollte, musste auch etwas riskieren. Er war entschlossen, eine Menge zu gewinnen.
Er tastete sich zur Tür des Schuppens, die zugeschlossen war. Der Fremde bog verächtlich die Mundwinkel nach unten. Kein Problem für ihn. Er trug alles Notwendige bei sich.
Es dauerte kaum eine Minute, bis er das simple Schloss geknackt hatte. Mit einer schwachen Taschenlampe, die er kurz aufblitzen ließ, orientierte er sich rasch. Sein Interesse galt den beiden Schreibtischen in der Fensternähe.
Bevor er sich mit deren Inhalt beschäftigen konnte, wurde das Hundegebell lauter. Jetzt begann es brenzlig zu werden.
Der Mann zögerte. Dann huschte er zur Tür zurück und verschloss sie mit seinem Dietrich von innen. Wenn er Glück hatte, beruhigte sich der Kläffer wieder.
»Mortimer spielt nicht ohne Grund verrückt«, hörte er einen der Männer sagen. »Auf den kann ich mich hundertprozentig verlassen.«
»Ist doch Quatsch«, maulte ein anderer. »Wer hier etwas klauen will, muss schon mit ’nem Riesenlaster vorfahren. Das kann er auf jeder Baustelle einfacher haben als bei uns.«
»Wir werden ja sehen«, beharrte der erste. »Such, Mortimer!«
Der Hund sprang gegen die Tür und kratzte aufgeregt an dem Holz.
Jemand rüttelte am Türgriff. »Abgeschlossen«, stellte er fest.
»Vielleicht ein Fenster. Ich sehe mal nach.«
Der Einbrecher kauerte sich hinter den Schreibtisch und hielt den Atem an, obwohl dieser draußen bestimmt nicht zu hören war.
Der Hund führte sich wie toll auf. Immer wieder sprang er gegen die Tür und kläffte wie verrückt.
»Beide Fenster sind von innen ordnungsgemäß verriegelt«, verkündete der Kontrolleur kurze Zeit später.
»Das hat gar nichts zu sagen. Ich schließe auf.«
»Soll ich dir Feuerschutz geben?«
»Na klar! Sicher ist sicher. Wenn sich so ein Schwein da drinnen verbarrikadiert hat und sich nicht sofort ergibt, jagst du ihm ein paar Bleispritzer auf die Zehennägel.«
Es wurde ungemütlich. Der Eindringling sah ein, dass er sich auf verlorenem Posten befand. Er konnte nur noch versuchen, seine Haut zu retten.
Während ein Schlüssel ins Türschloss geschoben wurde und jemand versuchte, den Hund zu beruhigen, schnellte der Rußgeschwärzte zu einem der Fenster, drehte den Riegel und schob es mit einem Ruck in die Höhe. Er gab sich keine Mühe mehr, Lärm zu vermeiden. Jetzt kam es nur noch auf Schnelligkeit an.
Er kletterte ins Freie.
»Halt!«, brüllte einer hinter ihm.
Er dachte nicht daran zu gehorchen.
Da peitschte ein Schuss auf und hackte knapp neben ihm in die Holzwand der Baracke.
»Fass ihn, Mortimer!«, schrie sein Besitzer.
Der Eindringling wartete weder den Hund noch die zweite Kugel ab. Er raste los. Auf direktem Weg zum Drahtzaun.
Er musste auf jede Deckung verzichten, hoffte aber, dass der geringe Vorsprung genügte.
In fliegender Hast kletterte er in die Höhe. Der Hund war nun knapp unter ihm und schnappte hechelnd nach seinen Beinen.
Eine Kugel zupfte am Stoff der Jacke. Wie glühende Lava rann es über den linken Oberarm des Flüchtenden.
»Pass auf, dass du nicht den Hund triffst!«, brüllte der Wachmann.
Der andere zögerte.
Das rettete den Mann, der in diesem Augenblick regelrecht über den Stacheldraht hechtete und jenseits des Zaunes aufschlug.
Seine Oberschenkel brannten wie Feuer. Hier hatten ihn die rostigen Drahtstacheln erwischt.
Aber er lebte, und als er in der nächsten Sekunde auf die Füße sprang, stellte er erleichtert fest, dass er nichts gebrochen hatte.
Der Schäferhund jagte noch ein Stück an der Innenseite des Zaunes entlang. Er schäumte vor Wut, weil ihm der Eindringling entwischt war.
Die beiden Wachmänner quetschten sich gegen den Maschenzaun. Sie brüllten Befehle, gefälligst stehen zu bleiben und die Pfoten hochzunehmen.
Der Aufgeforderte tat weder das eine noch das andere. Er jagte im Zickzack bis zur ersten Querstraße. Die Kugeln, die sie ihm hinterherschickten, verfehlten ihn. Im Schutz einer ausladenden Platane wartete sein Wagen. Mit vor Erschöpfung zitternder Hand fummelte er den Schlüssel ins Schloss und warf sich hinters Steuer.
Der Motor dröhnte auf.
Der Wagen verschwand in der Dunkelheit. Aber der Hund und die beiden Werksangestellten konnten sich noch lange nicht beruhigen.
Nick Wilson war dabei, seine Automatic zu reinigen, als Jane Morgan den Besucher meldete.
»Deine Bleilady wirst du bei dem nicht brauchen«, meinte sie mit einem schrägen Seitenblick auf die nicht einsatzfähige Waffe. »Mister Thorpe erweckt einen Eindruck, als seien ihm sämtliche Felle davongeschwommen.«
Nick räumte die Einzelteile der Pistole schleunigst in die Schreibtischschublade. Erfahrungsgemäß ließ der Anblick einer Schusswaffe ohnehin schon aufgeregte Klienten nicht gerade gesprächiger werden.
»Soll reinkommen«, forderte er seine attraktive Mitarbeiterin auf. »Schaffst du noch den Bericht für die Garson? Du weißt, diese hysterische Tante flippt sofort aus, wenn wir uns auch nur um einen Tag verspäten.«
»Dann behalte du wenigstens die Ruhe, Großer«, entgegnete die Blondine gelassen. »Ich tippe, bis das Ding fertig ist. Und wenn ich heute hier übernachten muss.«
Nick grinste anzüglich. »Soll ich das als Angebot verstehen?«
»Und was tust du, wenn ich ja sage? Keine Angst! Ich weiß, dass ich mit der Garson nicht konkurrieren kann. Du hast sie innig ins Herz geschlossen. Da ist momentan für keine andere Platz.«
Nick verdrehte gequält die Augen und drängte nun darauf, endlich Mister Thorpe zu sprechen. »Wir haben ihm ausreichend hoffnungslose Überlastung vorgespielt. Wenn wir ihn noch länger warten lassen, sucht er sich womöglich einen anderen Detektiv, dem er seine Scheinchen überlassen will.«
»Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er gerade davon eine ganze Menge eingebüßt«, sagte Jane. »Du solltest dich vergewissern, ob er dich überhaupt bezahlen kann.«
Sie verschwand in Richtung Vorzimmer, in dem ihr eigener Schreibtisch stand. Sekunden später bewegte sich ein Mann auf Nick Wilson zu, der seine Erregung offenbar nicht unter Kontrolle hatte.
»Thorpe ist mein Name«, stellte er sich kurzatmig vor. »Ben Thorpe. Vielleicht haben Sie schon von mir gehört.«
Nick überlegte kurz und verneinte dann. »Nehmen Sie trotzdem Platz, Mister Thorpe. Auch Unbekannte sind mir willkommen. Meine Mitarbeiterin deutete an, dass Sie einen Verlust zu beklagen haben.«
Ben Thorpe, ein fünfzigjähriger Mann mit grauen, ein wenig ungebändigten Haaren, ließ sich auf den Besucherstuhl sinken und griff in seine Sakkotasche.
»Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich rauche, Mister Wilson? Ich kann es mir nicht abgewöhnen.«
»Da kämpfen wir gegen das gleiche Laster«, gab Nick lächelnd zu und schob seinem Besucher das Kästchen mit den Pall Mall hin. »Bitte, bedienen Sie sich.«
Augenblicke lang rauchten beide Männer schweigend. Nick wusste nur zu gut, dass viele Klienten einen Krückstock brauchten, bevor sie sich ihm anvertrauten. Oft genug war dieser Stock nur knapp vier Zoll lang. Gerade so lang wie eine Zigarette.
Er nutzte die Gesprächspause, um ein Bild seines Gegenübers zu formen. Was er bisher über ihn wusste, war mehr als spärlich.
Dürfte Geschäftsmann sein, dachte er. Einer von der raueren Sorte, obwohl er bei ungewöhnlichen Ereignissen rasch die Fassung zu verlieren scheint. Seine schwieligen Hände deuten nicht auf eine Bürotätigkeit. Er könnte eine Autowerkstatt leiten, aber um sich selbst unter einen Wagen zu legen, ist er wohl schon zu dick.
Ben Thorpe beobachtete seinerseits den Privatdetektiv. Er lächelte begreifend.
»Sie fragen sich, was ich für ein Mensch bin und warum ich mich nicht in der Lage fühle, meine Probleme selbst zu lösen.«
»Mit dem ersten Teil Ihrer Vermutung haben Sie recht«, räumte Nick bereitwillig ein. »Ich kenne jedoch tausend Gründe, die es nicht geraten scheinen lassen, die Lösung eigener Probleme selbst zu übernehmen. Dafür sind wir Detektive schließlich da, und ich hoffe sehr, dass ich auch Ihnen helfen kann. Um was geht es?«
»Diese Frage lässt sich ganz kurz beantworten. Um exakt fünfzigtausend Dollar. Um diese Summe bin ich betrogen worden.«
Nick pfiff durch die Zähne. »Nicht zu verachten. Dafür erhält man mehr als einen Hamburger und eine Tüte Pommes frites. Ich schlage vor, Sie erzählen die Geschichte von Anfang an. Anschließend werde ich Ihnen wahrscheinlich noch einige Fragen stellen müssen. An einem Fall, bei dem es um fünfzigtausend geht — das kann ich Ihnen schon jetzt versichern —, bin ich fast immer interessiert.«
Ben Thorpe zündete sich die nächste Zigarette an. Diesmal hielt Nick nicht mit.
»Sie müssen wissen, dass mir eine ziemlich große Baufirma gehört. Noch nie von TBC gehört?«
»Damit meinen Sie sicher nicht die Tuberkulose.«
Thorpe lachte knapp. Es klang, als benutze er dazu ausschließlich seine gedrungene Nase.
»Diese drei Buchstaben stehen für Thorpe Building Construction. Meine Baukolonnen arbeiten an sechs bis acht Projekten gleichzeitig. Im Moment ist unser größtes Vorhaben ein gewaltiges Einkaufszentrum drüben in Brooklyn. Aber auch außerhalb der Stadt haben wir diverse Aufträge auszuführen. Knappste Kalkulation war schon immer meine Devise. Aber zu verschenken habe ich natürlich auch nichts.«
»Schon gar nicht fünfzigtausend Dollar«, sagte Nick.
»Das ist die größte Unverfrorenheit, die mir je bisher passiert ist. Dabei hatte der Kerl mein uneingeschränktes Vertrauen.«
Nick stutzte. »Sie kennen den Dieb?«
»Das will ich meinen. Ich habe ihm die Summe ja selbst ausgehändigt.