3,49 €
Bobby Newman wird Zeuge, wie sein Vater Arthur mitten in der Nacht im Garten gräbt, und als Bobby kurz darauf nachschaut, stößt er auf eine Leiche. Entsetzt über das Erlebte ruft er den nächstbesten Privatdetektiv an und bittet ihn um Hilfe. Doch als der berühmte New Yorker Detektiv Nick Wilson wenig später erscheint, ist keine Leiche zu finden. Wilson zweifelt zunächst an Bobbys Aussagen, denn wo keine Leiche ist, gibt es auch keinen Mörder … Aber Arthur Newmans Bruder Harley ist spurlos verschwunden – wurde er ermordet und im Garten zwischengelagert? Schließlich hatten die Unternehmer-Brüder ständig Streit. Mit seinem untrüglichen Schnüfflersinn wittert der clevere Privatdetektiv, dass etwas faul an der Sache ist …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Wolf G. Rahn
Der geheimnisvolle Tote
Ein Nick Wilson-Krimi
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
Hier ist eine kleine Auswahl der von Wolf G. Rahn erschienen Romane, weitere, auch aus anderen Genres, finden Sie auf der Plattform Ihres Vertrauens.
Copyright © by Authors / Coverdesign / Firuz Askin / Edition Buxon, 2023
Korrektorat: Bärenklau Exklusiv/Edition Buxon
Dieser Band enthält die Neuausgabe eines bereits früher veröffentlichten Romans, der behutsam bearbeitet und neu korrigiert wurde.
Verlag: Edition Buxon. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Alle Rechte vorbehalten
Bobby Newman wird Zeuge, wie sein Vater Arthur mitten in der Nacht im Garten gräbt, und als Bobby kurz darauf nachschaut, stößt er auf eine Leiche. Entsetzt über das Erlebte ruft er den nächstbesten Privatdetektiv an und bittet ihn um Hilfe. Doch als der berühmte New Yorker Detektiv Nick Wilson wenig später erscheint, ist keine Leiche zu finden. Wilson zweifelt zunächst an Bobbys Aussagen, denn wo keine Leiche ist, gibt es auch keinen Mörder … Aber Arthur Newmans Bruder Harley ist spurlos verschwunden – wurde er ermordet und im Garten zwischengelagert? Schließlich hatten die Unternehmer-Brüder ständig Streit. Mit seinem untrüglichen Schnüfflersinn wittert der clevere Privatdetektiv, dass etwas faul an der Sache ist …
***
Der geheimnisvolle Tote
Ein Nick Wilson-Krimi
»Fünfzigtausend und keinen Cent weniger«, sagte Cole Hinks mit tückischem Grinsen. »Das ist noch billig. Wenn du dich noch lange querstellst, wird’s teurer. Verlass dich drauf.«
»Du bist ja verrückt«, erwiderte der andere keuchend. »Du bluffst nur. Du kannst mir überhaupt nichts anhaben. Verschwinde, sonst hetze ich dir die Polizei auf den Hals.«
Cole Hinks war ein dürrer Typ mit nervös zuckenden Augenlidern. Im Moment machte er jedoch einen durchaus selbstsicheren Eindruck. Er hatte sein Opfer in der Hand. Er dachte nicht daran, es wieder loszulassen, bevor es gezahlt hatte. Mal sehen, wie weit er gehen konnte.
»Du gehst nicht zu den Bullen«, entgegnete er ungerührt. »Das würde nämlich ziemlich unangenehm für dich. Und was den Bluff betrifft, da möchte ich dir auch den Zahn ziehen. Sieh’ mal her. Wie findest du diese hübschen Fotos? Das eine ist ein bisschen unscharf, aber das Wesentliche kann man jedenfalls darauf erkennen.«
Er zog provozierend langsam einen Umschlag aus der Jackentasche und reichte ihn seinem Gegenüber.
Dieser griff zögernd zu, öffnete das Kuvert und betrachtete die Fotografien, die zwar stümperhaft aufgenommen waren, aber trotzdem die Riesensumme von fünfzigtausend Dollar einbringen sollten.
Er biss sich auf die Lippen und sagte lange Zeit nichts. Es gab auch nichts zu sagen, denn dass der Kerl ihn in der Hand hatte, war nun kein Geheimnis mehr. Das waren Beweise, wie man sie sich eindeutiger nicht mehr denken konnte. Der Teufel mochte wissen, wie der Lump daran gekommen war.
»Ich nehme an, dass auch noch Negative vorhanden sind«, sagte er gedehnt.
Cole Hinks kicherte vergnügt.
»Die sind im Preis inbegriffen«, erklärte er. »Das versteht sich von selbst.«
»Fünfzigtausend kann ich nicht aufbringen.«
»Du kannst. Lass dich nicht auslachen. Ich bin über deine Finanzen genau im Bilde.«
»Nimmst du einen Scheck?«
Cole Hinks tippte sich gegen die Stirn. »Sonst geht es dir wohl noch gut, wie? Ich will Bares, und zwar ziemlich plötzlich.«
»Ich schleppe doch nicht fünfzigtausend in Scheinen mit mir herum.«
»Natürlich nicht«, räumte der Erpresser ein. »Wie viel hast du bei dir? Für den Rest finden wir schon noch eine Lösung.«
»Viel wird es nicht sein«, meinte der Mann, der unter Druck gesetzt wurde. Er griff in seine Brusttasche. Als er seine Hand wieder herauszog, umfasste sie eine flache Pistole.
Cole Hinks' Augen weiteten sich.
Er bemühte sich krampfhaft, nicht die Fassung zu verlieren. Er war überzeugt, dass der Kerl niemals schießen würde. Wegen dieser Lappalie riskierte man keinen Mord.
Vielleicht war das Ding nicht einmal geladen, oder es handelte sich lediglich um ein Feuerzeug.
Er streckte die Hand danach aus und quälte ein gelangweiltes Grinsen auf sein Gesicht, auf dem sich plötzlich feine Schweißperlen bildeten.
Dann drückte er ab. Cole Hinks machte als letzte Erfahrung seines Lebens, dass es sich doch um kein Feuerzeug gehandelt hatte.
Bobby Newman küsste das Mädchen lange und streichelte seinen Rücken. Es tat ihm leid, dass sie sich schon wieder trennen mussten. Die Zeit mit Natalie verging immer viel zu schnell.
»Sehen wir uns morgen?«, flüsterte er bittend.
»Wenn du mich bis dahin nicht vergessen hast?«, neckte das rothaarige Mädchen den Sechsundzwanzigjährigen.
Der sah in dieser Bemerkung wieder einen Grund, sie in die Arme zu nehmen, und so dauerte es noch geraume Zeit, ehe sich das Pärchen endgültig verabschiedete.
Bobby Newman ging zu Fuß. Es war nicht sehr weit bis zu seinem Elternhaus, und bei kurzen Strecken ließ er grundsätzlich den Wagen in der Garage.
Langsam schlenderte er die nächtliche Straße entlang. Er war guter Dinge. Nicht jeder hatte das Glück, von einem Mädchen wie Natalie geliebt zu werden.
Er war davon überzeugt, dass Natalie ihn nicht deshalb mochte, weil er ein Newman war, und die Newmans im Bezirk nicht gerade zu den armen Schluckern gehörten. Ihre Gefühle waren so echt wie seine eigenen.
Bobby ging weiter. Die Laterne vor dem Haus, in dem er wohnte, funktionierte schon wieder einmal nicht. Das Anwesen lag in schwärzester Dunkelheit. Aber Bobby war kein ängstlicher Typ. Wenn man es von ihm verlangte, spazierte er seelenruhig durch den finstersten Wald oder über einen nächtlichen Friedhof, ohne eine Gänsehaut zu bekommen.
Trotzdem stockte plötzlich sein Schritt. Er vernahm Geräusche, die ihm seltsam vorkamen. Sie drangen aus dem Garten, der das elterliche Haus umgab. Das war umso merkwürdiger, als Mitternacht schon längst vorbei war und es für niemanden einen Grund gab, sich jetzt noch im Garten aufzuhalten.
Ein Einbrecher!, schoss es Bobby Newman durch den Kopf. Natürlich, wer sonst sollte sich zwischen den Sträuchern herumtreiben.
Der junge Mann überlegte fieberhaft. Noch nie hatte er eine ähnliche Situation zu meistern gehabt. Er wollte keinen Fehler begehen und dem Halunken gründlich die Suppe versalzen.
Sein erster Gedanke galt der Polizei. Sie war für Einbrüche zuständig. Aber wie sollte er sie verständigen?
Die nächste Telefonbox befand sich vier Häuserblocks entfernt. In der Zwischenzeit konnte der Strolch längst das Weite gesucht haben.
Außerdem drohte seinen Eltern womöglich durch den Verbrecher eine Gefahr für ihr Leben. Von Onkel Harley und den anderen, die noch im Hause wohnten, gar nicht zu reden. Ein ertappter Einbrecher, so hatte Bobby irgendwo gelesen, reagierte oft kopflos und gewalttätiger, als es normalerweise der Fall war.
Also keine Polizei. Jedenfalls vorläufig nicht.
Sollte er sich selbst dem Gangster entgegenstellen? An Mut fehlte es ihm nicht, aber wenn der andere bewaffnet war, zog er zwangsläufig den Kürzeren, und damit war keinem gedient. Allenfalls dem Einbrecher.
Bobby Newman lauschte angespannt, ohne sich zu bewegen. Er befand sich noch zwanzig Schritte vom Gartentor entfernt, und er erinnerte sich daran, dass dieses Tor entsetzlich quietschte. Er glaubte nicht, dass Ted es ausgerechnet an diesem Abend geölt hatte.
Die Geräusche hielten an. Sie waren nur schwer zu definieren. Es klang wie ein Scharren, dann aber auch wie ein Ächzen.
Bobby schlich weiter. Nirgends im Hause brannte Licht. Alle schliefen längst. Vielleicht Onkel Harley nicht. Der würde ihm morgen wieder eine Szene machen, weil er so spät nach Hause gekommen war. Als ob ihn das etwas anginge! Onkel Harley mischte sich in alles ein.
Vater würde dann natürlich wieder Fragen stellen und sich ereifern, dass er sich immer noch nicht von Natalie getrennt halte.
Nein, das würde er nie tun. Keinesfalls. Ihm war es egal, wenn sein Vater sie nicht leiden konnte und immer wieder betonte, dass das Newman’sche Geld zu schade wäre, um damit eine aus der armseligen Sippe der Cramers durchzufüttern.
Jetzt stand Bobby vor dem Tor. Seine Hand lag auf der Klinke, drückte sie jedoch nicht herunter.
Er huschte ein paar Yards weiter, blickte sich nach allen Seiten um und kletterte dann über den hohen Zaun. Wobei er ängstlich darauf achtete, keinerlei Geräusche zu verursachen.
Als er auf der anderen Seite auf dem weichen Grasboden landete, verharrte er sekundenlang. Er musste wissen, ob der Unbekannte auf ihn aufmerksam geworden war.
Nein. Das Scharren und Ächzen brach nicht ab. Der Kerl war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Was mochte er wohl dort hinten bei den Fliederbüschen treiben? Im Gartenhaus gab es doch nichts zu holen. Allenfalls ein stabiles Werkzeug, das bei dem eigentlichen Einbruch von Nutzen sein konnte.
Bobby Newman hielt den Atem an. Bis jetzt hatte alles ausgezeichnet geklappt. Doch wenn er sich einen Fehler leistete, war alles verdorben, und er geriet außerdem in eine recht ungemütliche Lage.
Er sah sich nach einer Waffe um. Irgendeinen Knüppel brauchte er, um den Halunken gegebenenfalls in Schach halten zu können, bis der Lärm die Schläfer weckte und auf den Plan rief.
Er fand einen Ast, der für seine Zwecke zwar etwas dünn und schwächlich geraten war, aber etwas Besseres ließ sich auf die Schnelle nicht auftreiben. Vorsichtig bewegte er sich auf die Gruppe der Fliederbüsche zu, die jetzt in voller Blüte standen.
Dann sah er den Burschen, und er unterdrückte einen Laut der Überraschung. Es handelte sich nämlich um keinen Einbrecher, sondern um seinen Vater.
Was um alles in der Welt trieb der mitten in der Nacht hier draußen? Er war doch noch nie ein begeisterter Gärtner gewesen. Jetzt aber hielt er einen Spaten in der Hand und schaufelte Erde in eine Grube.
Bobby Newman hatte das Gefühl, als ob sein Vater bei seiner Tätigkeit nicht beobachtet werden wollte. Deshalb verhielt er sich still und machte sich nur seine Gedanken.
Der Mann mit dem Spaten keuchte verhalten. Er war sportliche Betätigung oder körperliche Arbeit nicht gewöhnt. Sein unübersehbarer Bauchansatz legte beredtes Zeugnis davon ab.
Aber er war fast fertig. Er kratzte noch den letzten Rest Erde über die Stelle, an der er gegraben hatte, und trat sie anschließend fest. Kritisch betrachtete er sein Werk, zeigte sich aber mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden.
Er bückte sich und scharrte etwas Laub und kleine Zweige zusammen. Die verteilte er über der Stelle und nickte zustimmend.
Stöhnend richtete er sich dann auf und klopfte die Erde vom Spaten. Er hatte keine Ahnung, dass er dabei aus nächster Nähe beobachtet wurde.
Bobby Newman konnte sich nur mit Mühe zurückhalten. Er wusste nicht, was er denken sollte. Nur so viel war ihm klar, dass er Zeuge eines Geschehens geworden war, das er näher ergründen musste. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte er, und zu dieser Erkenntnis gehörte wirklich keine große Kombinationsfähigkeit.
Er wartete, bis sein Vater davonging und den Spaten gegen das Gartenhaus lehnte. Der Ältere blickte sich kein einziges Mal um. Er fühlte sich ganz sicher. Wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, dass sein Sohn nicht zu Hause war und schlief.
Arthur Newman ging zum Haus zurück. Bobby blieb mit seinen bohrenden Fragen allein.
Er verhielt sich noch minutenlang ruhig. Erst dann schlich er näher und untersuchte die Stelle, an der sein Vater offensichtlich etwas eingegraben hatte.
Was konnte das sein? Es war müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Da drüben lehnte der Spaten. Er würde sich vergewissern, und danach entscheiden, was weiter zu tun war.
Bobby Newman holte sich das Werkzeug. Er hatte einen ganz bestimmten Verdacht. Wahrscheinlich würde er Schriftstücke finden. Briefe, die an seinen Vater gerichtet waren und nicht von seiner Mutter stammten.
Bobby hatte schon lange den Verdacht, dass sich sein Vater außerhalb der Ehe Appetit holte. Was lag näher, als die Beweismittel, von denen er sich nicht gänzlich trennen wollte, zu verstecken.
Der junge Mann zögerte. Hatte er das Recht, seinem Vater nachzuspionieren? Nicht mehr lange, dann würde er sein Elternhaus sowieso verlassen und sich zusammen mit Natalie ein gemeinsames Heim schaffen. Auch gegen den Willen seines Vaters. Er war zum Glück schon zu alt, um von den eventuellen Ehekrisen seiner Eltern noch betroffen zu werden.
Schon wollte Bobby den Spaten wieder zurückstellen, als ihn etwas wie Trotz ergriff. Warum sollte er eigentlich nicht nachsehen? Wenn sich sein Vater das Recht herausnahm, über seine Natalie schlecht zu sprechen, so konnte es nicht schaden, ihm bei passender Gelegenheit einen Trumpf dagegenzusetzen. Anderen gegenüber würde er freilich Stillschweigen bewahren. Auch seiner Mutter gegenüber. Er wollte nicht der Auslöser von Streit und Komplikationen sein.
Entschlossen eilte Bobby zu der nur notdürftig kaschierten Stelle und stieß den Spaten in die lockere Erde.
Von Zeit zu Zeit hielt er inne und lauschte. Es war ja immerhin möglich, dass sein Vater zurückkehrte und ihn hier erwischte. Dann würde es eine recht unerfreuliche Szene geben, auf die er keinen Wert legte.
Aber nichts rührte sich. Das große Haus lag schweigend, und wenn darin jemand wachte, so ließ er sich zumindest nicht blicken.