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Der Genfer Katechismus ist ein von Johannes Calvin verfasster Katechismus in 373 Fragen und Antworten. Hauptzweck des menschlichen Lebens ist nach Johannes Calvin die Erkenntnis Gottes mit dem Ziel, ihn zu ehren, d. h.: 1. unser ganzes Vertrauen in Gott zu setzten (Glauben); 2. ihm zu dienen und seinem Willen zu gehorchen (Gesetz); 3. ihn in jeder Not anzurufen und in ihm das Heil zu suchen (Gebet); 4. mit Herz und Mund ihm danksagen für alles Gute, das von ihm kommt (Sakramente).
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Seitenzahl: 101
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Der Genfer Katechismus
Reihe Bekenntnisse
Johannes Calvin
© 2018 Folgen Verlag, Langerwehe
Autor: Johannes Calvin
Cover: Caspar Kaufmann
ISBN: 978-3-95893-176-3
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
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Titelblatt
Impressum
An den Leser
1. Vom Glauben
2. Vom Gesetz, das heißt, von den zehn Geboten Gottes
3. Vom Gebet
4. Vom Worte Gottes
5. Von den Sakramenten
Unsere Empfehlungen
Man hat in der Kirche immer darauf geachtet und dafür gesorgt, dass die Kinder in der christlichen Lehre gehörig unterrichtet würden. Damit dies desto leichter geschehen könne, hat man nicht nur vor Zeiten Schulen eröffnet, und einem jeden befohlen, seine Hausgenossen wohl zu unterweisen, sondern es ist auch als eine öffentliche Veranstaltung Sitte geworden, die Kinder in der Kirche über diejenigen Lehrstücke zu befragen, welche allen Christen gemein und bekannt sein müssen. Damit dies aber ordentlich geschehe, setzte man ein Formular auf, welches Katechismus genannt ward oder Unterweisung.
Seit der Zeit hat der Teufel, der die Kirche des Herrn jämmerlich zerreißt und ihr einen furchtbaren Untergang bereitet (der Zeichen davon sieht man auf dem größten Teil der Erde nur zu viel) diese heilige Ordnung zerstört und nichts übrig gelassen, als einige Possen, die nur abergläubische Meinungen erzeugen, ohne irgendeine Frucht der Erbauung. Von dieser Art ist die so genannte Firmelung, die überladen ist mit allerlei Gebräuchen, die mehr als lächerlich sind und ganz für Affen passen, und schlechterdings keinen Grund haben. Das nun, was wir jetzt öffentlich vorlegen, ist nichts anderes, als dasjenige, was längst von den Christen und wahren Verehrern Gottes beobachtet, und niemals unterlassen ist, ausgenommen, wenn die Kirche durchaus verderbt war.
Lehrer: Welches ist der Hauptzweck des menschlichen Lebens?
Schüler: Dass die Menschen erkennen, wer sie erschaffen hat.
Lehrer: Aus welchem Grunde sagst du das?
Schüler: Weil er uns darum geschaffen und auf diese Welt gesetzt hat, damit er in uns verherrlicht werde. Und in der Tat, es ist gebührend, dass unser Leben, dessen Ursprung er ist, zu seiner Verherrlichung angewandt werde.
Lehrer: Worin besteht aber das höchste Gut des Menschen?
Schüler: Eben darin.
Lehrer: Warum hältst du dies für das höchste Gut?
Schüler: Weil ohne dasselbe unser Zustand viel unglücklicher ist, als der Zustand der Tiere.
Lehrer: Daraus also erkennen wir genugsam, dass dem Menschen nichts Unglücklicheres begegnen könne, als wenn er nicht Gott lebte?
Schüler: So ist’s.
Lehrer: Ferner, welches ist die wahre und richtige Erkenntnis Gottes?
Schüler: Wenn er so erkannt wird, dass ihm die Ehre erwiesen wird, die ihm gebührt.
Lehrer: Welches aber ist dir rechte Art, ihn zu verehren?
Schüler: Wenn wir unser ganzes Vertrauen auf ihn setzen, wenn wir uns bemühen, ihn durch unser ganzes Leben zu verehren, indem wir seinem Willen gehorchen, wenn wir ihn anrufen, so oft die Not uns drängt, wenn wir unser Heil und jedes wünschenswerte Gut bei ihm suchen, wenn wir endlich mit Herz und Mund ihn als den alleinigen Urheber aller Güter anerkennen.
Lehrer: Aber, um dies in der Ordnung zu erwägen und vollständig zu erörtern, was ist nach dieser deiner Einteilung das erste Stück?
Schüler: Dass wir unser ganzes Vertrauen auf Gott setzen.
Lehrer: Wie soll das aber geschehen?
Schüler: Wenn wir erkennen, dass er allmächtig und vollkommen gut ist.
Lehrer: Ist das genug?
Schüler: Keineswegs.
Lehrer: Woher?
Schüler: Weil wir nicht wert sind, dass er, um uns zu helfen, seine Macht beweise, oder wie gut er ist, zu unserm Heil offenbare.
Lehrer: Was ist denn noch weiter nötig?
Schüler: Dass ein jeder von uns in seinem Herzen glaube, dass Gott ihn liebe und sein Vater und der Urheber seines Heils sein wolle.
Lehrer: Woher soll uns aber dieser Glaube kommen?
Schüler: Aus seinem Worte, worin er uns seine Gnade in Christo erklärt und seine Liebe gegen uns bezeugt.
Lehrer: Der Grund und Anfang unsers Vertrauens auf Gott ist also, dass wir ihn in Christo kennen?
Schüler: Allerdings.
Lehrer: Jetzt möchte ich in Kürze von dir den Hauptinhalt dieser Erkenntnis hören.
Schüler: Er ist enthalten in dem Glaubensbekenntnis, welches alle Christen miteinander gemein haben. Man nennt es gewöhnlich „das Apostolische“, weil es seit dem Anfang der Kirche immer von allen Frommen angenommen, und entweder von den Aposteln diktiert oder aus ihren Schriften treulich zusammengestellt ist.
Lehrer: Sage es her.
Schüler: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom heiligen Geiste, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, abgestiegen zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden ist von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige, allgemeine Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen“.
Lehrer: Um die einzelnen Stücke genauer zu verstehen, in wie viel Teile teilen wir dies Bekenntnis?
Schüler: In vier Hauptteile.
Lehrer: Nenne sie mir.
Schüler: Der erste wird von Gott, dem Vater handeln, der zweite von seinem Sohne Jesu Christo, der auch die ganze Lehre von der Erlösung der Menschen in sich fasst, der dritten vom heiligen Geist, der vierte von der Kirche und den ihr erwiesenen göttlichen Wohltaten.
Lehrer: Da nur ein Gott ist, warum erwähnst du hier denn drei: den Vater, den Sohn und den heiligen Geist?
Schüler: Weil wir in dem einigen Wesen Gottes den Vater erblicken sollen, als den Anfang und Ursprung oder die erste Ursache aller Dinge, ferner den Sohn, der seine ewige Weisheit ist, endlich den heiligen Geist, als seine Kraft, die sich zwar über alles verbreitet, aber immer in ihm wohnt.
Lehrer: Du gibst also zu verstehen, es sei nichts ungereimtes, wenn wir in einer Gottheit diese drei unterschiedenen Personen annehmen, und Gott werde deshalb nicht geteilt.
Schüler: So ist es.
Lehrer: Sage nun den ersten Teil her.
Schüler: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde“.
Lehrer: Warum nennst du ihn „Vater“?
Schüler: Zuerst in Rücksicht auf Christum, der auch seine Weisheit ist, von ihm vor aller Zeit gezeugt, in diese Welt geschickt und für seinen Sohn erklärt ward. Da aber Gott der Vater Jesu Christi ist, so schließen wir daraus, dass er auch unser Vater sei.
Lehrer: In welchem Sinne legst du ihm den Namen des „Allmächtigen“ bei?
Schüler: Nicht, dass er Macht habe, ohne sie zu gebrauchen, sondern dass er alles in seiner Gewalt und in seiner Hand habe, durch seine Vorsehung die Welt regiere, nach seinem Willen ordne, und über alle Geschöpfe herrsche, wie es ihm gefällt.
Lehrer: Du stellst dir also die Macht Gottes nicht als müßig vor, sondern denkst sie dir als eine solche, welche die Hand niemals von dem Werke abzieht, so, dass nichts ohne ihn und seinen Ratschluss geschieht?
Schüler: So ist es.
Lehrer: Warum fügst du hinzu: „Schöpfer des Himmels und der Erde?“
Schüler: Weil er sich durch seine Werke offenbart hat;1 in diesen müssen wir ihn suchen; denn sein Wesen kann unsere Seele nicht fassen. Die Welt ist also gleichsam ein Spiegel, in dem wir ihn erblicken können, sofern es uns nützlich ist, ihn zu erkennen.
Lehrer: Verstehst du nicht unter Himmel und Erde alle übrigen Geschöpfe?
Schüler: Ja wohl; unter diesen beiden Wörtern werden sie alle zusammengefasst, die himmlischen, wie die irdischen.
Lehrer: Warum aber nennst du Gott nur „Schöpfer“, da es doch weit wichtiger ist, die Geschöpfe in ihrer Verfassung zu bewahren und zu erhalten, als sie einmal erschaffen zu haben?
Schüler: Durch dieses Wörtchen wird nicht etwa nur angezeigt, dass Gott seine Werke einmal erschaffen habe, sich aber weiter nicht um sie bekümmere. Vielmehr ist es so zu fassen, dass die Welt, wie sie einmal von ihm erschaffen ist, so auch jetzt von ihm erhalten werde, und dass die Erde und alles andere nur insofern bestehe, als es durch seine Kraft und gleichsam von seiner Hand gehalten wird. Da er alles nun also in seiner Hand hält, so folgt, dass er der höchste Regierer und Herr aller Dinge sei.
Daraus nun, dass er Schöpfer des Himmels und der Erde ist, muss man erkennen, dass er allein es ist, der mit Weisheit, Güte und Macht den Lauf und die Ordnung der ganzen Natur regiert, der des Regens und der Dürre, des Hagels und anderer Unwetter, wie des heitern Wetters Urheber ist, der durch seine Güte die Erde befruchtet, und sie wieder unfruchtbar macht, wenn er seine Hand zurückzieht, von dem die Gesundheit kommt, wie die Krankheiten, dessen Herrschaft alles untertan ist, dessen Wink alles gehorcht.
Lehrer: Was aber sollen wir von den Gottlosen und von den Teufeln denken? Werden wir sagen dürfen, dass auch sie ihm untertan sind?
Schüler: Obgleich er sie nicht mit seinem Geiste regiert, so beschränkt er sie doch durch seine Macht, wie mit einem Zügel, so, dass sie sich nicht regen können, als sofern er es ihnen gestattet. Ja, er macht sie sogar zu Dienern seines Willens, so, dass sie gezwungen werden, wider ihren Willen und gegen ihre Absicht zu vollbringen, was ihm gefällt.
Lehrer: Welchen Nutzen hast du von dieser Erkenntnis?
Schüler: Einen sehr großen. Denn es würde übel mit uns stehen, wenn die Teufel und die gottlosen Menschen gegen Gottes Willen etwas vermöchten; wir würden niemals ruhig sein, indem wir glauben würden, ihrer Willkür Preis gegeben zu sein. Dann erst beruhigen wir uns völlig, wenn wir wissen, dass Gott sie zügelt und gleichsam enge eingrenzt, so, dass sie nichts ohne seine Zulassung tun können, zumal, da Gott selbst uns verheißen hat, dass er unser Beschützer und der Bürge unsers Heils sein wolle.
Lehrer: Lasst uns jetzt zum zweiten Teil fortschreiten.
Schüler: Er lautet: „Wir glauben an Jesum Christum, seinen Sohn, unsern Herrn“.
Lehrer: Was enthält er vorzugsweise?
Schüler: Dass der Sohn Gottes unser Erlöser ist; er erklärt zugleich, wie er uns vom Tode errettet und uns das Leben erworben hat.
Lehrer: Was bedeutet der Name „Jesus“, mit dem du ihn nennst?
Schüler: Was bei den Griechen Heiland, Retter heißt. Die Lateiner haben kein eigenes Wort, wodurch der Begriff gut ausgedrückt werden könnte. Deshalb hat man das Wort „salvator“ angenommen. Dem Sohne Gottes hat diese Benennung der Engel gegeben, auf Gottes eigenen Befehl.2
Lehrer: Will das mehr sagen, als wenn Menschen sie ihm gegeben hätte?
Schüler: Allerdings. Denn da Gott wollte, dass er so genannt würde, so folgt notwendig daraus, dass er es auch wirklich sei.
Lehrer: Was bedeutet ferner der Name „Christus?“
Schüler: Mit diesem Beinamen wird seine Wirksamkeit noch besser ausgedrückt; denn es bedeutet, dass er von seinem Vater „gesalbt“ sei zum Könige, Priester und Propheten.
Lehrer: Woher weißt du das?
Schüler: Weil die Schrift mit diesen drei Ämtern die Salbung verbindet; ferner, weil sie dieselben Christo öfters beilegt.
Lehrer: Mit was für Öl aber ist er gesalbt?
Schüler: Nicht mit sichtbarem, wie es bei der Weihe der alten Könige, Priester und Propheten gebraucht ward, sondern mit edlerem, nämlich mit dem heiligen Geiste; das ist das Wahre jener bloß äußerlichen Salbung.
Lehrer: Was aber hat er für ein Reich, wie du erwähnst?
Schüler: Ein geistiges, das auf dem Worte und dem Geiste Gottes beruht, welche Gerechtigkeit und Leben gewähren.
Lehrer: Und was für ein Priestertum?
Schüler: Es ist das Amt und Vorrecht, vor Gott zu treten, um Gnade zu erlangen, und durch Darbringung eines ihm wohlgefälligen Opfers seinen Zorn zu stillen.
Lehrer: In welchem Sinne aber nennst du Christum einen Propheten?