Der Ripper von Rostow - Jörg Spitzer - E-Book

Der Ripper von Rostow E-Book

Jörg Spitzer

0,0

Beschreibung

Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn du ihn verstehen willst-indigene Weisheit. Andrei Tschikatilo war der sogenannte Ripper oder auch die Bestie von Rostow. Ein Serienmörder unter vielen; doch wie bei vielen anderen Serienkillern auch, sind die Erklärungsversuche bspw. der Psychiatrie oder der Psychologie über das Tun dieser Menschen mehr als kläglich und erbärmlich; auch die heren Neurowissenschaften tragen kaum zur Klärung bei und offenbaren teilweise das mentale Niveau eines Rummelplatzes. Mit fast schon an Stümperei grenzenden Untersuchungsmethoden und infantilen gleichsam albernen Argumentationen wird verzweifelt der Versuch unternommen, dass Unerklärliche zu erklären. wie in diesem Buch zu lesen sein wird. In diesem speziellen Fall aber spielen ausschlaggebende Details allenfalls eine untergeordnete Rolle, werden so gut wie nicht berücksichtigt und so wird aus einem durch und durch kranken und hilfebedürftigen Menschen ein gesunder und voll verantwortlicher Täter. Erbärmlich und grausam wie die Morde des A.R. Tschikatilo auch waren, die Begründung für seinen staatlich verordneten eigenen Tod war ebenso erbärmlich und menschenverachtend.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 134

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Ermordete ist nicht ohne Verantwortung

an seiner Ermordung.

Und der Beraubte nicht schuldlos an seiner

Beraubung.

Der Rechtschaffene ist nicht unschuldig an den

Taten des Bösen.

Khalil Gibran libanesisch-US-amerikanischer Dichter, Philosoph und Maler.

„Das ganze Geschrei, das Blut und die Qual

gab mir die Entspannung und eine gewisse

Freude."

Andrei Tschikatilo

Inhaltsverzeichnis

Willkommen in diesem Leben, mein lieber kleiner Andrei

Die (Un)-Normalität des A. R. Tchikatilo

Gerhard Simon

Freitag, 29. Mai 2015

Therapie bei pädophiler Störung –

Willkommen in diesem Leben, mein lieber kleiner Andrei.

Jetzt liegst du da, nackt, hilflos, unschuldig, bist am schreien, spucken und strampelst mit deinen kleinen Beinen in der Luft herum.

Du verstehst doch überhaupt noch nicht was alles um dich geschieht, warum etwas geschieht. Du hast Angst vielleicht Schmerzen hast Hunger. Dir ist kalt, du frierst, dein kleiner Kopf kann das alles gar nicht verstehen. Es wird aber nicht lange dauern, bist du weißt, was das alles zu bedeuten hat.

Du wirst dann eine wunderbare Kindheit erleben. Du wirst geliebt werden, man wird für dich sorgen, immer wird jemand auf dich acht geben.

Du wirst schon bald viele liebe Freunde haben, unzählige Dinge lernen und im spielen wirst du auf das Leben vorbereitet.

Wenn du dann eines Tages ein großer, weiser Mann bist, kannst du alles, was dir Freude und Leichtigkeit bereitet hat, mit unendlicher Liebe an andere Menschen weitergeben.

Du wirst ein Mensch voller Wärme und Herzlichkeit, Geborgenheit geben und geborgen sein.

Du wirst ein wahrer Mensch werden.

Mit diesen oder auch ähnlichen Worten hätte das Leben seinem Schützling Andrei Romanowitsch Tschikatilo bei seiner Geburt zuflüstern können oder wenn ich hier schon ja metaphysisch daherkomme, zumindest die „Weichen“ so stellen können, dass diese Zukunftsprognosen auch würden eintreten können.

Aber wie so oft im Leben, so auch hier, entschieden pure Zufälle über den weiteren Werdegang eines Menschen.

Stattdessen fand das Leben dieses Mannes an einem Montag, den 14 Februar 1994 in einem schäbigen Gefängnisraum ein vorzeitiges gewaltsames Ende.

Dies ist die Geschichte eines Mannes, der einmal zu wahrscheinlich 53 höchst grausamen Tötungen fähig sein sollte und als sogenannte Bestie oder der Ripper von Rostow in die kriminalhistorischen Annalen eingehen wird. In diesem Buch werde ich nicht detailgenau auf die einzelnen Mordtaten eingehen. Das wäre zu trivial und für einen Kriminalroman dienlich.

Nein, mir geht es mehr um die Neuropathologisch-physiologischen, soziopsychologischen und auch kulturellen Hintergrund-Aspekte.

Das Tschikatilo stets seinen Opfern die Augen ausgestochen hat,sie grausam verstümmelt und ausgeweidet wurden, er seinen männlichen Opfern mit bloßen Händen die Hoden abgerissen haben soll, seinen weiblichen Opfern die Brustwarzen abgebissen wurden und er kannibalistischen Tendenzen fröhnte in Form von verspeisen von Gebärmüttern, mag als grober Hinweis genügen. Nicht umsonst wurde er als Ripper oder auch Bestie bezeichnet.

Die (Un)-Normalität des A. R. Tchikatilo

Was bewegt die Fahne?

Vor seiner Ordination zum sechs

ten Patriarchen des Shaolintempels kam der

chinesische Meister des Chan-Buddhismus

Hui Neng zum Tempel Bup Sung Sa und wurde

Zeuge eines Streitgesprächs zwischen zwei auf

einem Felsen sitzenden Mönchen, die über

eine am Mast flatternde Fahne diskutierten.

Einer meinte: Die Fahne bewegt sich.

Der Andere warf ein: Der Wind, nicht die

Fahne, bewegt sich.

Hui Neng gab zu bedenken: Was sich wirklich

bewegt, ist weder der Wind noch die Fahne

Verblüfft über seine ungewöhnliche Antwort

auf ihre Streitfrage, fragten die beiden Mönche

den Weisen:

Was bewegt sich denn wirklich?

Hui Neng erwiderte: Euer Geist bewegt sich!

Was normal ist oder wie es sich zumindest anfühlen müsste, blieb einem Menschen wohl sein (fast) ganzes Leben verborgen.

Es offenbarte sich ihm nicht die Wichtigkeit und Schönheit einer gesunden und unbeschwerten Kindheit. Es zeigten sich nicht die entwickelnden und aufbauenden Kräfte und Prozesse einer aufregenden, turbulenten und richtungsweisenden Jugend.

Es begab sich allerdings recht bald und ohne Umschweife das aus einem unnormalen Menschen ein normaler Mensch wurde.

Zu fatalen Fehlern der Natur die seinen normalen biologischen Werdegang nachhaltig beeinträchtigen sollten, gesellten sich dann noch zu allem Überdruss höchst ungünstige soziale und kulturelle Umstände und Faktoren, die eine Metamorphose von einem unnormalen Menschen zu einem normalen Serienmörder entscheidend unterstützen sollten. Das dieser Prozess der Metamorphose rd. 42 Jahre Bestand haben sollte, war dem zerbrechlichen und kleinen Jungen der an einem Freitag, den 16. Oktober 1936 in dem ukrainischen Dorf Jablutschne mit seinen schon von da an schwächlichen und unnormalen Augen das Licht dieser Welt erblickte, natürlich noch nicht bewusst. Zum Glück wurde er nicht an einem Freitag, den Dreizehnten geboren; womöglich wäre dieser Umstand noch als kausales Element seiner Taten ausgelegt worden. So aber sollten sich erst weit über 200 Strafaktenbände füllen um dann höchst offiziell von juristischer und psychiatrischer Seite verkündet zu werden das dieser A.R.Tschikatilo trotz massivster Beeinträchtigungen und Dysfunktionalitäten ein gemeiner simpler Mörder sei und voll zurechnungsfähig für seine Taten ist. Da er ja wusste was er tat war er voll für schuldig zu erklären und nach dem Willen der Gesellschaft in den Tod zu befördern. Das normierte gesellschaftlich bzw. staatlich legalisierte Töten von Menschen als höchste Form der Bestrafung wurde angewendet und ausgeführt. Was aber nun vorher beim Täter als Rechtfertigungsgrund für seine Taten, nämlich unter anderem Hass, als niederer Beweggrund von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden konnte erfährt im staatlichen juristischen Rechtfertigungsgrund der Rache ein eigentümliches Pedant.

Rache ist auch nichts weiter als ein niederer Beweggrund doch wird er hier sozial akzeptiert.

Als die 42 Jahre währende Qual des A.R. Tschikatilo vorbei war folgte einer unnormalen Entwicklung ein normales Ergebnis. Denn als der Russisch-Lehrer und Techniker A.R. Tschikatilo kurz vor Weihnachten 1978 seine erste Tötung an der neunjährigen Elena Sakotnowa durchführte, sollte die zu diesem Zeitpunkt abgeschlossene Metamorphose ca. 12 Jahre noch andauern, für ca. 53 Tötungen verantwortlich sein und Tchikatilo als „Ripper von Rostow1“ in die Kriminalhistorie eingehen lassen.

Seinen ganz eigenen, individuellen Lebensweg, seine Biographie oder wie heute auch gesagt wird, Vita, werden wir uns etwas genauer ansehen müssen, werden dann sehen müssen, warum 21 Frauen und etwa 32 Kinder zum größten Teil bestialisch getötet wurden; von einem Menschen der am Ende seines Strafprozesses für seine verübten Taten als voll zurechnungsfähig beurteilt wurde und es dennoch nicht war. Aber diese Beurteilung von Seiten psychiatrischer Gutachter verwundert kaum wie wir noch sehen werden. Schließlich führte dieses Gutachten einer heilkundlichen Disziplin dazu, dass ein nach unseren Kriterien durch und durch kranker Mensch staatlicherseits mit einem Genickschuss getötet werden durfte ebenda aus einem Racheanspruch des Staates (der Gesellschaft) der auf einem niederen Grund beruht.

Vier Jahre vor Tschikatilos Geburt wurde die damalige noch junge ukrainisch-sozialistische Sowjetrepublik, auch als Kornkammer der Sowjetunion bezeichnet, von einer katastrophalen Hungersnot heimgesucht. Unterschiedlichen Schätzungen nach fielen bis zu 14 Mio. Menschen mittelbar oder unmittelbar diesem wohl politisch initiierten Desaster zum Opfer. Unter dem Begriff „Holodomor“2 ging diese grauenvolle Zeit in die Geschichte ein. Dazu später noch etwas Konkreteres.

Andrei Tschikatilo war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren, als seine Mitmenschen anfingen, vor lauter Hunger und dem dadurch drohenden Tod, ihre bereits verstorbenen Leidensgenossen zu verspeisen.

Der ältere Bruder Tchikatilos, Stepan, wurde so zum tragischen Opfer dieser Hungerkatastrophe und, nach den Erzählungen der eigenen Mutter, entführt und aufgegessen.

Dieses kannibalische Verhalten fand seine Fortsetzung in Tschikatilo selber, als dieser später bei seinen Opfern teilweise Körperteile aß oder auf ihnen herumkaute.

Nach solch einem Ereignis kann keine normale Familiensituation mehr vorhanden gewesen sein. Das diese Geschehnisse in Trauerprozessen-arbeit versucht wurden zu bewältigen, schließe ich hier einmal ganz kühn aus.

Heerscharen von Psychotherapeuten oder Psychiatern, wie sie heutzutage vorhanden sind, gab es zu jener Zeit nicht. Als nun der kleine Andrei geboren wurde, lag somit schon eine düstere und unheilvolle Aura über seinem späteren Umfeld. Sein erheblicher Sehfehler, seine kranken und schwächlichen Augen, seine bis ins Jugendalter währende Bettnässerei und seine mit Entsetzen festgestellte Impotenz im heranreifenden jungen Mann brachten dann nicht einen vor Selbstvertrauen-und Bewußtsein strotzenden Menschen hervor, sondern, um es gelinde auszudrücken, einen labilen und wenig durchsetzungsfähigen Charakter. Da dem Kind Andrei keine adäquate Brille gekauft werden konnte, weil kein Geld vorhanden war, traten große schulische Probleme auf; der Junge konnte dem Unterricht nicht mehr folgen, weil er nicht richtig sehen konnte. Die weitere Konsequenz hieraus war, dass seine Mitschüler diese Schwäche recht bald herausfanden und anfingen ihn zu mobben, so würde man es heute ausdrücken.

Das hier schon schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten neben den bereits vorliegenden Defekten hervorgerufen wurden, bedarf wohl keiner weiteren Auslegung! Die menschliche Physis (und mit ihr das ganze Denken und Handeln) lässt sich nicht in ein Schema pressen, so gerne das auch die Kultur und ihre Methoden der Erziehung und (schulischen) Bildung sehen würden. Menschliche Entwicklungen und Entfaltungsprozesse verlaufen nie linear, sondern immer nur subjektiv und stets individuell. Allein die vorgenannten wenigen Umstände mögen schon für sich alleine eine „auffällige“ und „unnormale“ Sichtweise produzieren. Und wenn jetzt an dieser Stelle der standardmäßige Einwand erhoben wird das solch eine Entwicklung oder eine ähnliche viele (junge) Menschen durchlaufen und eben nicht auffällig (zum Serienmörder) werden, so ist dies ein wenig schlüssiges Argument, dass nur statistischen Perspektiven folgt.

Trotz aller Bekundungen der vor Arroganz strotzenden Neurowissenschaften werden nur sehr hypothetische Erklärungen angeboten:

Wir wissen bis heute nicht wie Gefühle, Ängste und andere Emotionen genau entstehen und letztlich verarbeitet werden. Dem ist so, wie später noch dargelegt wird.

Andrei Tschikatilo sagte einmal selber dass er „ohne Augen und Genitalien geboren wurde.“ Aus seiner eigenen , ganz subjektiven Sicht, konnte er tatsächlich nicht „erkennen“ was normal ist, geschweige denn eine Reifung nach unseren Vorstellungen und Maßstäben erfahren.

Tschikatilo zeugte mit seiner Frau Fenja noch zwei Kinder; ein wohl eher verzweifelter und ebenso sinnloser Versuch doch noch ein wenigstens nach außen scheinendes normales Leben darzustellen. Aber bereits hier zu diesem Zeitpunkt muß bei Tschikatilo bereits seine Pädophilie bzw. Pädosexualität vorgelegen haben. Schon von daher war dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt. Auf bereits Krankem lässt sich schwerlich Gesundes errichten. Dies ist auch ein Grund weshalb Tschikatilo später seinen Beruf als Lehrer aufgeben muss: sexuelle Übergriffe auf vor allem männliche Jugendliche und dadurch resultierende Schikanen und Gewalttätigkeiten derselben gegen den Lehrer. Er kann sich nicht dagegen durchsetzen, wie schon als Kind; seine Schüler haben ihn in der Hand, erpressen ihn faktisch, schlagen ihn, schlagen jemanden, der nur nach Liebe sucht.

Doch kurz vor Weihnachten des Jahres 1978 soll endgültig mit diesen Demütigungen und Erniedrigungen Schluss sein, Schluss mit dem Versteckspielen seiner innersten geheimsten Wünsche und Neigungen, heute an diesem Tag kann er endlich das ausleben, was er schon immer sein wollte: Erhaben zu sein über Leben und Tod, sich einfach das nehmen was ihm sein Leben lang verborgen geblieben war, seine Kindheit zurückholen, dieses zarte Kindsein dürfen und nicht alleine in den Wäldern seines Heimatdorfes Guerillaspiele zu praktizieren um dann später zu hören, dass sein Vater als Desserteur galt, nur weil er in deutsche Gefangenschaft geraten war. Eines kam zum anderen, eine Frustration ergab die nächste, eine Enttäuschung jagte die andere.

Diese Welt war nicht gut, sie war nie gut zu Andrei Tschikatilo. Er hatte alles in seiner Macht stehende getan um normal zu werden. Hatte studiert, wollte seinen Schülern das Leben beibringen, beibringen etwas zu sein!

Aber er konnte nicht mehr ankämpfen gegen diese maßlose Wut die sich in ihm gebildet hatte, die eigentlich schon seine ganze

Persönlichkeit ausmachte, dieser Hass der sich gebildet hat und seine Seele zerfressen konnte.

Es sollte alles wieder normal werden, sein unglaublicher Hass sollte umgekehrt werden, sollte zumindest für eine Zeit kompensiert werden, sollte einer Zufriedenheit Platz machen, die er sich insgeheim stets gewünscht hatte. Doch aufgrund seiner

Gesamtkonstitution, seiner psychischen als auch physischen Verfassung konnte sein Gehirn nur das eine gedankliche Konstrukt bilden, diese eine neuronale Verknüpfung, diese Fähigkeit des Gehirns, zu kompensieren: Und sei es durch Mord.

Für seine Taten war Tschikatilo nicht verantwortlich zu machen. Statt seines Verstandes hatte dann letztendlich nur sein Wille die sozusagen cerebrale Befehlsgewalt übernommen. Da weder philosophisch noch wissenschaftlich bis zum heutigen Tage geklärt ist ob es einen freien Willen gibt oder nicht, gehe ich in diesem Fall davon aus, dass es keinen freien Willen gibt. Die finale Triebfeder für Tschikatilos Taten, der Auslöser (nicht zu verwechseln mit der Ursache) seines Tuns waren die vorgenannten Situationen und Umstände. Er hatte einen Tunnelblick bilden müssen um seine verzerrte Sicht des Normalen zu kompensieren. Niemand weiß bis heute wie Bewusstsein, Emotionalität, Wille und Impulse entstehen oder wie sie miteinander kommunizieren. Es gibt Hinweise, Theorien der unterschiedlichsten Art, Meinungen: Geklärt ist nichts. Das ist momentan der wissenschaftliche Status quo. Alle anderen Verlautbarungen entsprechen nicht den bisherigen Erkenntnissen.

Da lesen sich dann die psychiatrischen Gutachten über Andrei Tschikatilo wie eine finstere Erzählung von einem Hexenprozess im Mittelalter.

Weil die Hexe rote Haare hatte und einen stechenden Blick stand sie mit dem Leibhaftigen in reger Beziehung und musste sterben. Und mit dem Willen des Landesfürsten und vor allem der klerikalen Gerichtsbarkeit und somit Gottes Willen und seinem Urteil wurden Morde begangen. Weil Andrei Tschikatilo zum Zeitpunkt seiner Taten wußte welchen Frevel er anrichtete und seine Taten plante und heimtückisch ausführte musste er sterben bzw. ermordet werden.

Man kann ein solches Todesurteil schon als Mord bezeichnen wie ich anfangs dargelegt habe. Der niedere Beweggrund der Rache bleibt auch bei staatlicher Inanspruchnahme und Handhabung nichts anderes als Mord.

Fast jeder Mensch mit einer auch schwersten geistigen Dysfunktionalität weiß was richtig und nicht richtig ist. Aufgrund meiner eigenen beruflichen Tätigkeiten kann ich dies hier so postulieren. Ich hatte im Laufe meines Berufslebens unzählige Situationen mit Menschen die schwerste geistige Handicaps aufwiesen und dennoch wußten dass es eigentlich falsch ist, jemanden z.b. zu schlagen. Sie taten es dennoch weil sie es mussten. In diesem einen Moment war nur der Impuls des Schlagens vorhanden. Sonst nichts. Es lag unbestritten eine zwanghafte Situation vor.

So auch bei Tschikatilo. Er musste töten.

Gedanken an eventuelle Konsequenzen seines Tuns wurden in diesem Moment ausgeblendet.

Nicht von ihm bewusst, sondern von seinem Zwang.

Deshalb können diese Phrasen von bewusster Durchführung und Planung einer Tat und alles was an sicherheitsrelevanten Maßnahmen der Täter bedachte nur als hilfloser Versuch gedeutet werden eine scheinbar unfassbare Handlung als rational initiiert darzustellen. Ich spreche hier nicht von klinisch-psychologischen Zwangsstörungen so wie sie in den einschlägigen Lehrbüchern der Psychiatrie oder Psychologie definiert werden und eher wenig aussagen. Das plumpe Einordnen von Erkrankungen und Störungen in Kategorien wie dem ICD 3oder MSN4 mag dem einfallslosen und kargen Denkschema der Medizin entsprechen; weit gekommen ist sie mit ihren Künsten damit bisher nicht. Bei Erkrankungen stellt sich nicht die Frage des Warum Hier kann es keine Antwort geben weil es immer und immer wieder ein neues Warum geben wird. Beispiel:

Warum bekomme ich einen Schnupfen?

Lapidare Antwort der Medizin: Weil du eine geschwächte Immunabwehr hast!

Warum habe ich eine geschwächte Immunabwehr?

Weil du Stress hattest oder schlecht geschlafen hast! Warum hatte ich Stress oder einen schlechten Schlaf?

Weil...und und und.

Es würde nie aufhören dieses Spiel fortzusetzen. Aber noch besser wird es, wenn wir das Ganze von der reinen medizinischnaturwissenschaftlichen Seite betrachten.

Warum bekomme ich einen Schnupfen?

Lapidare Antwort der Medizin: Weil du eine geschwächte Immunabwehr hast!

Warum habe ich eine geschwächte

Immunabwehr?

Weil du zu wenige Abwehrzellen hast?

Warum habe ich zu wenig Abwehrzellen?

Weil....!

Warum-Fragen implizieren für unsere doch recht eingeschränkte und verzerrte Sicht der Dinge eine ursächliche ( kausale ) Erklärung.

Da es aber keine objektive Welt gibt und somit auch keine absolute Wahrheit ist dies alles nur vom Beobachtenden und seiner gedanklichen Zusammensetzung abhängig. Wir erschaffen uns unsere eigene Wirklichkeit allein in unserem Kopf.

Alles Seiende auf chemische oder physikalische

Formeln bringen zu wollen ist immer ziemlich

aussichtslos. Das Lebendige mag sein was es will, es ist

aber auf keinen Fall linear. Es gibt kein

Berwertungskriterium oder Maßsystem, mit dem das

Unmeßbare im wirklichen Leben kommensurabel

gemacht werden könnte. Wir beschreiben nur unseren

Zwecken entsprechend, erklären aber nichts. Wo

scheinbar die größte Ordnung herrscht, sind Verwirrung

und Unklarheit schon vorprogrammiert. Die Logik

eignet sich nicht zur Beschreibung biologischer Muster.

Eine Belastung mit Qualitäten erschwert immer die

methodische Aufgabe. Statische Gesetze sind etwas

grundlegend anderes, als dynamisch-lebende

Strukturen. "Unauflösliche Unauflösliche Widersprüche

entstehen (erst), wenn man die Tatsache des Flußes im

Leben erklären will." Wie Leben entsteht, hat noch