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Die kleine Fee Amber lebt zusammen mit ihren Eltern, dem König und der Königin des Feenreichs, auf der Silberburg. Kurz vor ihrem einhundertfünfzigsten Geburtstag wacht sie plötzlich mitten im dem Burghof auf. Alle Burgbewohner sind spurlos verschwunden. Amber ist mutterseelenallein. Zusammen mit ihrem Freund, dem Fuchs Frido, findet sie heraus, dass die Burg von einer bösen Zauberin mit einem Fluch belegt wurde. Kann Amber den Fluch rückgängig machen?
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Seitenzahl: 33
Ein Bad im Mondschein
Hüte dich vor dem Tageslicht
Vom Mondlicht wird man nicht satt
Frido hat einen Plan
Der schwarze Ritter
Wo ist der Sonnenstein?
Bis die Sonne aufgeht ...
Der Schein des Vollmondes ließ die Silberburg strahlen und funkeln, so, als wäre sie aus Sternenlicht und Mondschein gemacht. Weil sie hoch auf einen Berg gebaut worden war, sah es so aus, als würde sie über den Wolken schweben.
Laut einer uralten Sage lebten hier die letzten Angehörigen des Feenvolkes ...
Amber hob die Arme und drehte sich langsam um sich selbst. Wie immer bei Vollmond war sie auf den höchsten Turm der Burg gegangen, um im Mondlicht zu baden. In Nächten wie diesen fühlte sie sich ein bisschen weniger allein.
Sie seufzte tief. Früher war die Burg voller Leben gewesen. Ihre Eltern hatten viele Feste gefeiert und alle Zauberer und Geisterwesen waren gern zur Burg des Königs und der Königin des Feenreiches gekommen.
Das änderte sich schlagartig. Durch einen Zauber waren plötzlich alle Bewohner der Burg verschwunden gewesen. Nur Amber blieb allein zurück. Damals war sie noch ein Kind gewesen, gerade einmal einhundertfünfzig Jahre alt. Trotzdem erinnerte sie sich sehr gut daran.
Sie hatte, wie immer, den Tag verschlafen. Doch statt nach Sonnenuntergang in ihrem Bett aufzuwachen, fand sie sich an diesem Abend mitten auf dem Burghof wieder. Wie sie hier hingekommen war, erschien ihr unbegreiflich.
Verwundert stand sie auf. Alles war anders. Wo sonst nach dem Sonnenuntergang gewerkelt, gekocht, gerufen und gelacht wurde, herrschte plötzlich eine gespenstische Stille. Amber rieb sich verschlafen die Augen. Wieso war es so ruhig? Wo waren alle?
Alles Suchen und alle verzweifelte Rufe halfen nicht. Von den Burgbewohnern fehlte jede Spur. Das änderte sich auch nach Tagen und Wochen nicht. Amber blieb mutterseelenallein.
Oft versuchte die kleine Feenprinzessin die Silberburg zu verlassen, doch es gelang ihr nie. Sobald sie das schwere Burgtor mühsam geöffnet und einen Schritt über die Schwelle gesetzt hatte, wurde es ihr schwindelig. Ging sie trotzdem weiter, wurde es ihr schwarz vor Augen, alles drehte sich um sie. Sie wurde ohnmächtig. Anschließend wachte sie immer auf dem Burghof auf, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, wie sie dort hin gelangt war. Das Burgtor fand sie wie durch Zauberhand geschlossen vor.
Auch ließ sich kein Besucher mehr auf der Silberburg blicken. Amber war und blieb allein.
Bald gab sie es auf, aus ihrem Gefängnis zu entkommen. Wohin hätte sie auch gehen sollen?
Das alles war lange her, Amber hatte einhundertneunundvierzig weitere einsame Geburtsnächte erlebt. Jetzt stand sie auf dem höchsten Turm und badete im Licht.
Ihr erstes Mondbad kam ihr in den Sinn:
Die Königin hatte sie eines Abends sanft bei der Hand genommen und auf den Turm geführt.
"Das Licht des vollen Mondes ist etwas ganz besonderes", hatte sie ihrer Tochter erklärt. "Es gibt uns unsere Zauberkraft. Der Mond ist sanft und gut. Die Nacht ist unsere Zeit, das musst du dir merken, mein Kind. Hüte dich vor dem Tageslicht. Wir sind die letzten unserer Art und du bist eine Feenprinzessin mit einer ganz besonderen Gabe", hier hatte die Mutter eine Pause gemacht.
„Was ist das für eine Gabe, Mutter“, hatte Amber neugierig gefragt, denn sie kam sich überhaupt nicht besonders vor.
Die Königin hatte nicht sofort geantwortet, sondern ihre Tochter prüfend angeschaut.
„Du bist noch zu jung und wirst es du früh genug erfahren“, hatte sie geseufzt, während eine Wolke den Mond verdunkelt hatte und es Amber so kalt wurde, dass sie gezittert hatte.
Aber dann war der Moment vergangen, der Mond schien wieder hell und freundlich.
Ihre Mutter hatte ihr schützend den Arm um die Schulter gelegt und ihr das widerspenstige Haar aus dem Gesicht gestrichen.
"Die Sonne ist mächtig, sie kann uns mit ihren Strahlen verbrennen. Darum noch einmal, hüte dich vor dem Tageslicht, Amber!"