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DER WEG IN DEN KRIEG Die Vorgeschichte des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939 In der Zwischenkriegszeit herrschte in der Weimarer Republik große Verärgerung über die Bedingungen des Versailler Vertrags von 1919. Dies löste in der deutschen Politik starke revanchistische Strömungen aus. Während der weltweiten Wirtschaftskrise der Großen Depression in den 1930er Jahren verloren viele Menschen den Glauben an die liberale Demokratie, und Länder auf der ganzen Welt wandten sich autoritären Regimen zu. Der extremste politische Anwärter, der aus dieser Situation hervorging, war Adolf Hitler, der Führer der NSDAP. Die Nazis übernahmen ab 1933 die totalitäre Macht in Deutschland und forderten die vollständige Aufhebung der Versailler Bestimmungen. Ihre ehrgeizige und aggressive Innen- und Außenpolitik spiegelte ihre Ideologie des Antisemitismus, der Vereinigung aller Deutschen, des Erwerbs von „Lebensraum“ wieder. Diese Aggressionen stießen zunächst auf eine schwache und unwirksame Beschwichtigungspolitik der anderen großen Weltmächte. Anfang 1939 mit der deutschen Besetzung der Rest-Tschechei hatte Hitler sein Blatt jedoch überreizt. Der Krieg schien nun unausweichlich. Dieses Werk beschreibt die diplomatischen und militärischen Ereignisse, die letztendlich zum Ausbruch des 2. Weltkriegs geführt haben. Viele zeitgenössische Bilder ergänzen dieses Buch.
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Der Weg in den Krieg
Die Vorgeschichte des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939
IMPRESSUMAutor: Kilian Schneider
Herausgeber: Juergen.PommersbergerHaendelstr 1793128 Regenstauf
Zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges in Europa gehören die Machtkonstellationen und die internationale Politik nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Entfesselung des Zweiten Weltkrieges.
Vertragsunterzeichnung im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles 1919.
In diesen Zeitraum fallen als wesentliche Entwicklungen der Aufbau der Sowjetunion, der Aufstieg des spanischen Falangismus, des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus.
Dazu gehören insbesondere:
Die auf Revision des Versailler Vertrags von 1919 und Gebietserweiterungen gerichtete Außenpolitik der Verlierer des Ersten Weltkriegs, des Deutschen Reichs und der Sowjetunion, sowie Italiens, das sich dabei zu kurz gekommen fühlte
Die deutsche Außen- und Innenpolitik unter der nationalsozialistischen Regierung Hitlers
Die Aufrüstung der Wehrmacht bis 1939
Die Mächtekonstellationen durch die Politik der USA, das Expansionsstreben Japans, die Unabhängigkeitsbewegungen der Kolonien europäischer Staaten in Afrika, dem Vorderen Orient, Indien und Indochina.
Um die Gründe für den deutschen Überfall auf Polen verstehen zu können, ist es notwendig, weiter zurück in die Geschichte zu gehen. Das alles begann nicht mit den militärischen Planungen irgendwann in den Jahren 19398 – 1939. Die Hintergründe reichen weiter zurück bis zum Ende des ersten Weltkriegs. Die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges wurde unter verschiedenen, oft auch einander widerstrebenden Perspektiven untersucht. Die Erläuterung außen- und innenpolitischer Fragestellungen zur nationalsozialistischen Politik erlauben besser als die Schilderung von einzelnen Ereignissen, die Vorgeschichte des Krieges in ihren Zusammenhängen zu schildern:
Die Rolle der programmatischen Konzepte Adolf Hitlers vor 1933 für die deutsche Außenpolitik seit 1933
Der Stellenwert der Außenpolitik im Dritten Reich und ihr Verhältnis zur Innen-, insbesondere zur Sozialpolitik und zu anderen Machtzentren wie der Wehrmacht und dem Auswärtigen Amt.
Das Verhältnis der nationalsozialistischen Außen-, Wirtschafts- und Sozialpolitik zur vorherigen spezifisch deutschen und gesamteuropäischen Hegemonialpolitik seit etwa 1880.
Die wirtschaftspolitische Vorbereitung des Krieges; Rüstung und Industrie
Die Interessen weiterer Staaten.
Europa in den 1920er Jahren
Von EUROPE_1919-1929_POLITICAL_01.png: Jan Humpolíkderivative work: Alokasta (talk) - EUROPE_1919-1929_POLITICAL_01.png, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12776746
Bis zum Ersten Weltkrieg waren Großbritannien, Frankreich, das Russische Kaiserreich, Österreich-Ungarn und das Deutsche Kaiserreich Europas bestimmende Großmächte. Dieses Mächtesystem brach durch die Niederlage des Russischen Reiches, des Habsburgerreiches und des Deutschen Kaiserreiches zusammen. Die Siegermächte des Krieges, Großbritannien, Frankreich und Italien, teilten Europa in mehreren Friedensverträgen, den Pariser Vorortverträgen, neu auf.
Pariser Vorortverträge ist ein gemeinsamer Oberbegriff für die fünf Friedensverträge der alliierten und assoziierten Siegermächte des Ersten Weltkrieges mit den Staaten der früheren Mittelmächte, die den Krieg verloren hatten. Die Verträge wurden in der Folge der Pariser Friedenskonferenz 1919 von den Siegermächten einseitig aufgesetzt. Sie mussten von den Vertretern der unterlegenen Mittelmächte unterzeichnet werden. Sie beendeten damit formal den Ersten Weltkrieg. Die Bezeichnung „Pariser Vorortverträge“ rührt von dem Umstand her, dass jeder der Verträge an verschiedenen Orten im Umland von Paris, meist in ehemaligen Palästen, unterschrieben wurde. Die Verträge enthalten nicht nur für die jeweiligen Kriegsgegner spezifische Punkte, sondern auch je gleichlautend die Satzungen des Völkerbunds und der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO).
Die einzelnen Verträge sind:
Vertrag von Versailles mit dem Deutschen Reich, unterzeichnet am 28. Juni 1919
Vertrag von Saint-Germain-en-Laye mit Deutschösterreich (danach Republik Österreich), unterzeichnet am 10. September 1919
Vertrag von Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien, unterzeichnet am 27. November 1919
Vertrag von Trianon mit Ungarn, unterzeichnet am 4. Juni 1920
Vertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich, unterzeichnet am 10. August 1920 (später, am 24. Juli 1923, im Vertrag von Lausanne zugunsten der noch im selben Jahr gegründeten Türkei revidiert)
In Russland war im Kriegsverlauf durch die Oktoberrevolution ein bolschewistisches Regime an die Macht gekommen, das nun mit einem Cordon sanitaire neu gegründeter Nationalstaaten mit westlicher Orientierung abgeschirmt werden sollte. Dazu zählten Finnland und die neuen baltischen Republiken Estland, Lettland, Litauen. Polen erhielt seine Souveränität zurück, Rumänien wurde territorial stark vergrößert durch ehemals ungarische Gebiete (siehe Vertrag von Trianon) und des ehemals russischen Bessarabien. Serbien, das ehemals österreichische Slowenien und das ehemals ungarische Kroatien wurden in einem neu gegründeten Königreich Jugoslawien vereinigt. Böhmen und Mähren wurden mit slowakischen und karpato-ukrainischen Gebieten zur Tschechoslowakei vereinigt. Österreich und Ungarn wurden zu Rumpfstaaten verkleinert.
Der mit dem neuen republikanischen Deutschland geschlossene Friedensvertrag von Versailles war kein Werk der gegenseitigen Verständigung und des Ausgleiches zwischen Siegern und Besiegten, sondern hauptsächlich der Versuch, die machtpolitische und wirtschaftliche Stärke Deutschlands zu reduzieren. So wurden trotz des vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson in seinem 14-Punkte-Programm proklamierten Selbstbestimmungsrechts der Völker größere Gebiete vom Deutschen Reich ohne Volksbefragung der ansässigen Bevölkerung abgetrennt. Deutschland wurde die alleinige Kriegsschuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges zugewiesen, und es sollte, auf dieser Argumentation basierend, jahrzehntelang umfangreiche Reparationszahlungen leisten. Die deutsche Armee wurde unter Verbot der Haltung von Flugzeugen, U-Booten, Panzern und schweren Waffen auf 100.000 Mann begrenzt.
Der Versailler Vertrag wurde den Besiegten praktisch als Diktatfrieden aufgezwungen, und zwar ohne Zubilligung aktiver Teilnahme und Mitarbeit der Besiegten und unter Androhung der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten, sollte nicht innerhalb zweier Tage unterschrieben werden. Große Teile der Bevölkerung Deutschlands waren mit den Deutschland betreffenden Neuregelungen dieses Vertrages unzufrieden. Dass man den Krieg militärisch verloren hatte, wollten viele nicht wahrhaben, sondern hingen der Dolchstoßlüge an, wonach die Novemberrevolution dem „im Felde unbesiegten“ (Friedrich Ebert) deutschen Heer in den Rücken gefallen wäre. Um dieses scheinbare Unrecht auszugleichen, bemühte sich die Außenpolitik der Weimarer Republik um Grenzkorrekturen vor allem im Osten sowie um die Angliederung Österreichs. Die Nationalsozialisten gingen darüber weit hinaus. Es ging ihnen um eine Neuverteilung der politischen und ökonomischen Einflusssphären in Europa, um Lebensraum und Hegemonie, vielleicht sogar um die Weltherrschaft.
Auch kleinere Staaten erhoben Revisionsforderungen. Die Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise erschütterten die europäischen Westmächte. Auf dem Feld der internationalen Politik waren sie nicht mehr in der Lage, eine internationale Friedensordnung zu stabilisieren. Nachdem bereits die Weimarer Republik viele Bestimmungen des Versailler Vertrags zu lockern verstanden hatte, überging Adolf Hitler die weiteren Beschränkungen, wie die Begrenzung auf ein 100.000-Mann-Heer. Die Wiederaufrüstung Deutschlands bereitete den anderen Staaten Sorge. Sie fürchteten ein wirtschaftlich und militärisch starkes Deutschland.
Deutsche Vertreter der Friedenskonferenz fahren vom Potsdamer Bahnhof ab. 1.Graf Brockdorff Rantzau, 2.Prof.Schücking, 3.Minister Giesbertz, 4.Dr Melchior. Berlin, 1919.
Deutschlands Ziele lagen seit Gustav Stresemanns Zeit als Außenminister vorwiegend im Osten und beinhalteten die Rückgewinnung Danzigs, des „Korridors“, des Netzedistriktes und Ostoberschlesiens.
Ostoberschlesien
Als Ostoberschlesien (teils auch: Polnisch Oberschlesien) wurde zwischen 1922 und 1945 in Deutschland das Gebiet Oberschlesiens bezeichnet, das nach Abschluss des Deutsch-Polnischen Abkommens über Oberschlesien vom Deutschen Reich an Polen abgetreten wurde. Es umfasste einen wesentlichen Teil des oberschlesischen Industriegebiets. In ihm lagen unter anderem die Städte und Industriestandorte Kattowitz, Königshütte, Laurahütte, Myslowitz, Pleß, Ruda, Schwientochlowitz, Tarnowitz und Teile des Landkreises Beuthen. Für den westlichen, bei Deutschland verbliebenen Teil wurden bisweilen die Bezeichnungen Westoberschlesien oder Deutsch-Oberschlesien verwendet.
Anlass für die Abtretung des Gebiets waren die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg und die Wiedergründung Polens als eigenständiger Staat. Während der Pariser Friedensverhandlungen stand unter anderem auch die Abtretung verschiedener preußischer Gebiete an Polen mit großem polnischsprachigem Bevölkerungsanteil zur Debatte. Für Oberschlesien wurde schließlich in Artikel 88 des Versailler Vertrags vereinbart, dass die Frage der territorialen Zugehörigkeit mittels eines Plebiszit zu klären sei.
Von Ulamm - Eigenes Werk, redrawn from http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?gem1900_2.htm , where it is no more available, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4773146
In der am 21. März 1921 abgehaltenen Volksabstimmung sprachen sich etwa 40 % aller Abstimmenden, jedoch eine Mehrheit der Abstimmenden im östlichen Oberschlesien, für einen Anschluss an Polen aus. In der Folge wurden verschiedene Teilungsvorschläge diskutiert und schließlich im Oktober 1921 ein Kompromissvorschlag des Völkerbunds angenommen.
In den folgenden Monaten handelten Deutschland und Polen das „Deutsch-Polnische Abkommen über Oberschlesien“ aus, das zum 15. Mai 1922 in Kraft trat und vertragsgemäß am 15. Juli 1937 auslief. Das Abkommen regelte einerseits die geordnete und schrittweise Entflechtung der Industrie in Oberschlesien, Übergangsregeln für die von deutschen Verwaltungen an Unternehmen erteilten Lizenzen und Genehmigungen sowie zur Anerkennung von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften. Andererseits waren Regelungen für die zahlreichen Fragen bezüglich der Staatsangehörigkeit, des Aufenthaltsrechts, des Minderheitenschutzes und der Freizügigkeit enthalten. Die tatsächliche Aufspaltung Oberschlesiens in ein polnisches Ostoberschlesien und das bei Deutschland verbleibende Westoberschlesien entlang der sogenannten Sforza-Linie, wurde im Juli 1922 vollzogen.
Die neue Grenze durchschnitt die gewachsene Struktur des oberschlesischen Industriegebiets, die Hochofenanlagen, die weiterverarbeitenden Betriebe und das Schienennetz.