Diamonds For Love – Voller Hingabe - Layla Hagen - E-Book
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Diamonds For Love – Voller Hingabe E-Book

Layla Hagen

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Beschreibung

Diamanten sind für die Ewigkeit. Und die Liebe? Sebastian Bennett kann in fünf Sekunden sagen, was eine Frau von ihm will: seine Kreditkarte oder den Eintritt in die bessere Gesellschaft. Als CEO des führenden Schmuckherstellers in den Vereinigten Staaten gehört er zu den begehrenswertesten Junggesellen San Franciscos. Doch dann begegnet er Ava Lindt. Sie ist unverschämt attraktiv, charmant, intelligent – und ihr Lächeln ist unbezahlbar. Alles könnte so einfach sein, wäre sie nicht als neue Marketingreferentin für die nächste Schmuckkollektion verantwortlich und damit off limits. Doch Sebastian will sie, um jeden Preis. »Diese Reihe ist unglaublich sexy und romantisch!« Geneva Lee, Autorin der Royals-Serie

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Übersetzung aus dem Amerikanischen von Vanessa Lamatsch

ISBN 978-3-492-97869-9 © Layla Hagen 2016Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Your Irresistible Love«, CreateSpace Independent Publishing Platform, 2016 © der deutschsprachigen Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München 2018 Covergestaltung: zero-media.net, München Covermotiv: FinePic®, München Datenkonvertierung: Uhl + Massopust, Aalen

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

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Inhalt

1 Sebastian

2 Ava

3 Ava

4 Sebastian

5 Sebastian

6 Ava

7 Ava

8 Ava

9 Sebastian

10 Ava

11 Ava

12 Ava

13 Sebastian

14 Ava

15 Ava

16 Ava

17 Sebastian

18 Ava

19 Ava

20 Ava

21 Ava

22 Ava

23 Ava

24 Ava

25 Sebastian

26 Ava

27 Ava

28 Sebastian

29 Ava

30 Ava

31 Sebastian

32 Ava

33 Sebastian

34 Ava

35 Ava

36 Sebastian

37 Ava

38 Sebastian

39 Ava

– Epilog – Ava

Danksagung

1Sebastian

»Das ist eine geniale Idee«, meint Logan, während ich den Kaufvertrag unterzeichne. In drei Wochen feiern unsere Eltern ihren sechsunddreißigsten Hochzeitstag und ich habe das perfekte Geschenk.

»Es wird sie umhauen«, sage ich und nicke meinem Bruder zu. Ich übergebe die Papiere an meinen Assistenten, erhebe mich von meinem Stuhl und tigere im Büro auf und ab, um mir die Beine zu vertreten. Aus dem sechsten Stock des Gebäudes habe ich einen fantastischen Blick über San Francisco. Der größte Vorteil, CEO meiner eigenen Firma zu sein, liegt darin, dass mir das beste Büro zusteht. Der zweite Vorteil liegt darin, dass niemand es wagt, mir zu widersprechen. Ab und zu wird das auch langweilig, aber meine Familie ist immer da, um mich zu erden und daran zu erinnern, dass sie meinem Titel keine große Bedeutung beimessen.

»Und? Wie oft hat Mom dich gefragt, ob du ein Date mitbringst?«, fragt Logan, als er sich im Stuhl vor meinem Schreibtisch zurücklehnt.

»Neun Mal.« Ein breites Grinsen erscheint auf meinem Gesicht. »Dich?«

Er stößt einen anerkennenden Pfiff aus und legt die ineinander verschränkten Hände auf dem Kopf ab. »Nur vier Mal. Da kann ich wohl von Glück reden.«

»Sie gibt nicht auf, hm?« Mit einem Kopfschütteln betrachte ich das Familienfoto auf meinem Schreibtisch. Dad sieht Mom darauf mit einem sehnsüchtigen Blick an. Und meine Mom quittiert den Blick mit einem Lächeln. Meine Eltern sind schon so lange glücklich miteinander verheiratet und haben zusammen neun Kinder großgezogen. Und sie sind davon überzeugt, dass wir in ihre Fußstapfen treten müssen. Alle. Bisher hat es sich jedoch als einfacher herausgestellt, aus dem Nichts heraus ein Geschäftsimperium aufzubauen, als das zu finden, was meine Eltern für das größte Glück dieser Welt halten.

»Nein, Mom gibt nicht auf. Und ich fürchte, Pippa entwickelt sich zu Moms rechter Hand. Sie nennt uns tatsächlich San Franciscos begehrenswerteste Junggesellen.«

Ich schnaube und stopfe die Hände in die Hosentaschen. Ich befürchte, dass bald jeder verdammte Artikel, der über Bennett Enterprises erscheint, die begehrenswertesten Junggesellen erwähnt. Und dieser fragwürdige Titel wird mit Sicherheit den Effekt haben, Frauen anzuziehen wie Licht die Motten. Allerdings die falsche Art von Frauen – überwiegend geldgierige und solche, die gesellschaftlich aufsteigen wollen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Frau getroffen habe, die nicht auf eines der beiden Dinge aus war.

»Pippa hat mir letzte Woche ein Date mit einem heißen Feger aufgedrängt«, fährt Logan fort. »Doch der heiße Feger hat sich als ziemlich dummes Püppchen entpuppt. Das Abendessen war so langweilig, dass ich mich am liebsten im Wasserglas ertränkt hätte.«

Mein Bruder klingt ruhig, doch sein Blick wird hart, als er unsere Schwester erwähnt. Pippas Verkupplungsversuche sind nämlich ihre Art, mit dem eigenen Unglück in Sachen Liebe umzugehen. Sie ist das einzige Bennett-Kind, das bislang mutig genug war, zu heiraten. Doch leider ist auch sie an den Falschen geraten. Im Moment steckt sie mitten in der Scheidung, und ich würde ihren Ex, diesen Mistkerl, am liebsten verprügeln.

»Zurück zum Geschenk für Mom und Dad. Willst du ihnen jetzt schon davon erzählen oder willst du bis zur Party warten?«

»Lass uns warten.« Ich wackle mit den Augenbrauen. »Du weißt schon, dem dramatischen Effekt zuliebe.«

Vor dreizehn Jahren bat ich meine Eltern um einen großen Gefallen. Ich wollte, dass sie die Ranch verkauften, auf der meine Geschwister und ich aufgewachsen sind. Ich brauchte Startkapital, um meine Firma, Bennett Enterprises, zu gründen. Sie überlegten nicht lange, sondern stimmten sofort zu. Sie fanden, ich hätte alles gut durchdacht, und vertrauten mir blind.

Und ihr Vertrauen zahlte sich aus. Bennett Enterprises ist in den letzten Jahren zu einer der erfolgreichsten Firmen für hochwertigen Schmuck geworden. Das Startkapital habe ich meinen Eltern schon lange zurückgezahlt. Trotzdem bin ich mir bewusst, dass es kein besseres Geschenk gibt, als ihnen nun nach all den Jahren die Farm zurückzugeben, auf der wir viele Jahre unseres Lebens verbracht haben. Mein Vater hatte sie mit seinen eigenen Händen errichtet. Und als ich neulich durch Zufall herausgefunden hatte, dass sie zum Verkauf stand, gab ich mein Angebot ab – und bekam den Zuschlag. Ich kann es kaum erwarten, meinen anderen Geschwistern davon zu erzählen.

»Sebastian«, unterbricht mich mein Assistent, als er den Kopf zur Tür hereinsteckt. »Ava Lindt ist da. Soll ich sie hereinführen?«

»Ja, bring sie rein.« Ich wende mich meinem Bruder zu. »Lass uns unsere neue Marketingreferentin kennenlernen.«

Kaum hat mein Assistent das Büro verlassen, sagt Logan: »Ich wette, Mom wird dich noch zweimal damit nerven, dass du ein Date mit zur Party bringen sollst.«

»Darauf wette ich nicht«, antworte ich. »Denn dass sie das tut, ist zu einhundert Prozent sicher.«

2Ava

Ich betrete das Büro mit hocherhobenem Kopf und schiebe mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Mein marineblaues Kostüm passt perfekt an diesen Ort. Die zwei Männer im Raum begrüßen mich mit einem Lächeln.

Oh verdammt.

Ich habe schon Fotos von den Bennett-Brüdern gesehen, aber ich war bislang davon überzeugt, dass sie ihr phänomenales Aussehen Photoshop verdanken. Doch ich habe mich geirrt: Sie sind auch in Wirklichkeit zwei sehr unverschämt gut aussehende Männer.

Einer von ihnen kommt auf mich zu und streckt mir die Hand entgegen. »Ava, ich bin Logan. Toll, dass du da bist.«

»Schön, dich kennenzulernen. Ich freue mich, hier zu sein.«

Ich schüttele ihm fest die Hand, weil ich weiß, dass der erste Eindruck zählt. Logan ist ungefähr ein Meter achtzig groß, trägt dunkles Haar und hat strahlend blaue Augen. »Und das ist mein Bruder und unser CEO, Sebastian.«

Ich wende meinen Blick. Sebastian füllt den gesamten Raum mit seiner Präsenz. Er ist ein paar Zentimeter größer als Logan und seine Augen sind so dunkel wie sein Haar. Davon abgesehen ähneln sich die Brüder: hohe Wangenknochen, breite Schultern. Trotzdem, irgendetwas an Sebastian macht es mir unmöglich, den Blick von ihm abzuwenden. Er kommt auf mich zu.

»Willkommen bei Bennett Enterprises, Ava«, sagt er.

Gott, sogar seine Stimme ist sexy. Er streckt mir die Hand hin. Ich schüttele sie, ohne nachzudenken. Seine Berührung ist wie ein Magnet, zieht mich an und jagt meinen Puls in die Höhe. Ich schlucke schwer, als Sebastian meine Hand ein wenig zu lange festhält. Endlich lässt er los. Peinlicherweise stelle ich fest, dass meine Handfläche verschwitzt ist. So unauffällig wie möglich wische ich sie am Rock ab.

Nun, was den ersten Eindruck angeht, und wie man sich unvergesslich macht, weiß Sebastian, wie der Hase läuft. Als ich von seiner Geschichte erfuhr, war ich sofort fasziniert: Er hat sich von ganz unten hochgearbeitet, spendet einen großen Teil der Gewinne seiner Firma an gemeinnützige Organisationen, meidet aber selbst das Rampenlicht. Sebastian ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich.

Er bedeutet Logan und mir, uns in die Stühle vor dem Schreibtisch zu setzen, und lässt sich in den Sessel dahinter fallen. »Du wurdest uns wärmstens empfohlen.« Sebastian nickt mir zu. »Ich gehe davon aus, dass unsere nächste Marketingkampagne ein Erfolg wird.«

»Das wird sie«, versichere ich ihm.

Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, als amüsiere er sich innerlich. Ich winde mich unter seinem Blick, als er langsam von meinem Gesicht nach unten wandert, als wolle er mich sehr genau mustern. Ich nehme die Schultern zurück, um größer zu wirken und Selbstbewusstsein auszustrahlen.

»Wo liegt mein Büro?«

»Direkt neben meinem.« Sebastian deutet mit dem Daumen nach links. »Normalerweise nutzen wir den Raum für kleinere Sitzungen. Doch für die nächsten vier Monate gehört er dir.«

»Ich bin auf der anderen Seite, direkt daneben«, erklärt Logan. »Es ist gut, wenn du in unserer Nähe bist. Sebastian und ich nehmen regen Anteil an den Werbekampagnen.«

»Ganz am Anfang haben wir sogar unser eigenes Marketing gemacht«, fügt Sebastian hinzu. »Früher.«

»In Ordnung. Ich halte euch auf dem Laufenden.«

»Ich nehme gerne am ersten Treffen mit dem Marketingteam teil, um dafür zu sorgen, dass alle an einem Strang ziehen«, bietet Sebastian an.

»Toll«, antworte ich anerkennend. Gewöhnlich habe ich mit dem Boss der Firma nichts zu tun, sondern werde direkt in die Teams geschickt. Aber Sebastians Engagement beeindruckt mich.

»Bist du direkt aus Sydney gekommen?«, fragt Logan und bezieht sich damit auf den Ort meines letzten Auftrags. Ich arbeite meistens monateweise an Projekten.

Ich schüttele den Kopf. »Aus New York. Dort ist die Zentrale meiner Firma und ich schaue zwischen meinen Projekten immer wieder dort vorbei.«

»Hast du Lust auf eine kleine Führung durchs Unternehmen?«, schlägt Logan mit einem Blick auf seine Armbanduhr vor. »Währenddessen kann ich dir mehr über uns erzählen. Wir können nach unten in die Kreativabteilung gehen. Wenn wir uns beeilen, gönnen wir uns hinterher noch ein schnelles Mittagessen und ich schaffe es trotzdem noch zu meinem Nachmittagsmeeting. Außer du hast andere Pläne? Ich weiß, offiziell ist dein erster Arbeitstag erst morgen … aber es ist toll von dir, heute schon vorbeizuschauen.«

Ich genieße das Kompliment und erwidere es mit einem Lächeln. Es sind neben meiner normalen Arbeit diese kleinen Dinge, die dafür sorgen, dass Kunden mich in guter Erinnerung behalten. »Ich habe erst später etwas vor.«

Ich will gerade hinzufügen, dass eine Führung durch die Firma eine schöne Idee ist, als sich Sebastian einschaltet: »Ich führe sie herum.«

Logan wirft ihm einen verwirrten Blick zu. »Wieso?«

»Ich möchte nett zu unserer neuen externen Mitarbeiterin sein. Ist das ein Problem?«

»Du hast mit nett gewöhnlich nichts am Hut.« Logans Stimme klingt streng, doch seine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. »Ich bin der nette Bruder, schon vergessen?«

»Ach halt den Mund, Logan«, sagt Sebastian gutmütig.

Ich kann ein Grinsen kaum unterdrücken.

»Siehst du?«, fragt mich Logan, als hätte Sebastian gerade einen Beweis erbracht. »Das ist seine Vorstellung von nett.«

»Ich riskiere es«, antworte ich, angetan von der spielerischen Rivalität zwischen den Brüdern. Ich habe damit gerechnet, dass sie arrogant und kalt wären, aber sie beweisen mir gerade das Gegenteil. Ihre spielerische Art stellt eine angenehme Überraschung dar. Ich habe viel über die Bennett-Familie gelesen. Es gibt neun Geschwister und die meisten von ihnen sind in Sebastians Firma, Bennett Enterprises, eingebunden. Als Einzelkind kann ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es ist, in einem so großen Clan aufzuwachsen – obwohl ich mir das immer gewünscht habe. Wahrscheinlich fühlt man sich niemals einsam.

Logan legt theatralisch die Hand übers Herz. »Du ziehst meinen Bruder mir vor? Ich bin tief getroffen.«

»Ich möchte nicht, dass du zu spät zu deinem Meeting kommst«, biete ich diplomatisch an. Doch in Wahrheit will ich mit Sebastian allein sein – auch wenn ich weiß, dass das nicht gerade schlau ist.

»Dann sehen wir uns später«, verkündet Logan, zwinkert mir zu und verschwindet.

Sobald er den Raum verlassen hat, beginnt die Luft förmlich zu knistern. Sebastian mustert mich intensiv und mit kaum verhohlener Neugier. Im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit zu stehen, versetzt meinen Körper in Alarmbereitschaft. Die Hitze breitet sich in mir aus, erfüllt mich, doch ich wende den Blick nicht ab.

Abrupt steht er auf. »Lass uns gehen. Willst du erst die Führung oder erst das Mittagessen?«

»Ich habe noch keinen Hunger, also zuerst die Führung. Ich bin schon sehr gespannt.«

Er nickt und präsentiert mir die spektakuläre Aussicht aus seinem Büro, dann wandern wir schweigend den Flur entlang. Als wir in einen leeren Aufzug steigen, legt er eine Hand an mein Kreuz. Die Berührung elektrisiert mich, schärft meine Sinne, bringt all meine Nerven zum Kribbeln.

Denk daran, Ava, er ist dein Chef. Reiß dich zusammen.

3Ava

Allein mit Sebastian im Aufzug richte ich meinen Blick unverwandt auf den Boden. Sein männlicher Duft ist berauschend. Wir treten auf jedem Stockwerk kurz aus dem Lift und Sebastian erklärt, welche Abteilung wo arbeitet. Alles ist hier, abgesehen von der Produktion – die befindet sich in einem kleineren angrenzenden Gebäude.

»Wie kommt es, dass ihr auch die Produktion vor Ort habt?«, frage ich. »Die meisten Firmen lagern sie aus oder siedeln sie an einem Standort an, der billiger ist. Nicht San Francisco.«

Er lehnt sich zu mir und erklärt: »Wir haben keine großen Produktionsstraßen, also ist die Fabrik selbst ziemlich klein – eher eine Werkstatt. Dass die Produktion vor Ort ist, motiviert die Angestellten. Wann immer sie von ihrer alltäglichen Arbeit frustriert sind, müssen sie nur einen Ausflug nach nebenan machen. Dann können sie selbst sehen, dass es in ihrer Arbeit nicht nur um Zahlen geht. Sondern um Ästhetik und um ein wunderbares Produkt.«

Seine Begeisterung überrascht mich. Bei Geschäftsführern dreht sich gewöhnlich alles nur um den Profit, ohne dass die eigentlichen Produkte noch eine Rolle spielen. Allerdings hat Sebastian diese Firma ja selbst aufgebaut. Man nimmt ihm den leidenschaftlichen Unternehmer sofort ab. Und irgendetwas verrät mir, dass er in jeder Hinsicht leidenschaftlich ist.

Ich fluche innerlich. Ich kann Sebastian nicht auf diese Weise betrachten. Ich habe eine Klausel in meinem Vertrag, die persönliche Beziehungen am Arbeitsplatz strengstens verbietet. Mein Boss würde mich sofort feuern, wenn ich die Grenzen der Professionalität überschreite. Und das kann ich mir absolut nicht leisten. Ich spare für die Anzahlung einer eigenen Wohnung in New York, die ein halbes Vermögen kostet. Ich träume schon ewig von einem Apartment im Big Apple. In meiner Kindheit und Jugend machte sich Mom ständig Sorgen, wie sie die Miete bezahlen sollte, und hatte immer Angst, dass wir eines Tages obdachlos würden. Als sie noch lebte, kam mir die Vorstellung einer eigenen Wohnung wie ein sicherer Hafen vor. Ich wünschte, meine Mom könnte an dem Tag dabei sein, an dem ich endlich die Schlüssel zu meinem eigenen Apartment in der Hand halte.

Davon abgesehen spiele ich auf keinen Fall in derselben Liga wie Sebastian – mit seinem unglaublich guten Aussehen und seinem Reichtum. Er ist definitiv eine Klasse für sich.

Unser letzter Stopp ist das Erdgeschoss. Der Aufzug hält an und die Türen öffnen sich. Ich erblicke reines Chaos, das in krassem Kontrast zu der Ordnung in den oberen Stockwerken steht. Aber noch mehr ist anders. Wir betreten ein Großraumbüro. Außerdem tragen alle Mitarbeiter normale Straßenkleidung und eilen hektisch umher. Skizzen, Dosen mit Energydrinks und leere Pizzakartons stapeln sich auf den Schreibtischen.

»Das ist die Kreativabteilung«, verkündet Sebastian. Er hebt seine Stimme, um sich über den Hintergrundlärm von Stimmen, Druckern und Wahnsinn Gehör zu verschaffen. »Ich nenne die Etage auch unseren Spielplatz.«

»Brüderchen!«, ruft eine attraktive Blondine vom anderen Ende des Raums. Sie eilt in unsere Richtung und hält vor uns an. Sie trägt ein eng anliegendes grünes Kleid und hautfarbene Stilettos, die ich anerkennend mustere.

»Sie müssen Ava sein«, sagt sie. Ich antworte mit einem Nicken. »Ich bin Pippa.«

»Sie ist das Genie hinter allem«, wirft Sebastian lächelnd ein.

»Ooooh, mein süßer Bruder singt ein Loblied auf mich.«

Sebastian legt liebevoll einen Arm um seine Schwester. Für einen kurzen Moment tut sie so, als wollte sie ihn wegstoßen, doch dann erwidert sie die Geste. Ein Funken Eifersucht steigt in mir auf. Es muss wundervoll sein, Mitglied einer Familie zu sein, in der man sich so nahesteht.

»Ich wünschte, ich könnte mich länger um euch kümmern, aber ich habe noch eine Million Dinge zu erledigen. Ava, lass mich wissen, falls Sebastian dich nicht ordentlich behandelt. Dann trete ich ihm in den Hintern.«

»Bisher war er sehr nett«, erkläre ich. Sebastian grinst, als ich das Wort betone. »Er führt mich sogar zum Mittagessen aus.«

»Na dann, viel Spaß euch beiden.« Damit verschwindet sie in Richtung ihres Schreibtisches.

Während mein Blick Pippa und ihren atemberaubenden Stilettos folgt, wird mir klar, dass es im Raum plötzlich viel stiller geworden ist. Die meisten Leute sitzen mit einem Mal hinter ihren Schreibtischen und mustern ihren CEO verstohlen. Ich entdecke die Schmuckständer, die überall im Raum verteilt stehen. Darauf glitzern die verschiedensten Edelsteine, von ungeschliffenen Diamanten bis zu fertigen Ketten, Armbändern oder Ohrringen.

»Was für eine tolle Abteilung«, sage ich, als wir zwischen den Schreibtischen hindurchwandern. »Kann ich auch die Werkstätten sehen?«

»Das machen wir besser an einem anderen Tag, wenn wir noch etwas essen wollen.«

»Okay.«

Ich halte vor einem unbesetzten Schreibtisch an und zeige auf die Kette, die auf einem Ständer daneben hängt. »Dieser Rubin ist wunderschön.« Sebastian reagiert lediglich mit einem unangenehm berührten Nicken, aber ich beuge mich über den Schreibtisch, näher zu dem Schmuckstück, und spreche weiter. »Ich habe schon oft mit Konzernen zusammengearbeitet, die Luxusartikel herstellen oder vertreiben. Aber Diamanten und Edelsteine haben ihre ganz eigene Magie. Sie sind so unverdorben, so rein.«

Ich bemerke Sebastians Blick auf mir. In seinen Augen steht ein ungläubiger Ausdruck. »Sie sehen nicht so aus, wenn sie geschürft werden. Zuerst müssen sie geschliffen und poliert werden.«

Ich richte mich auf und zucke mit den Achseln. »Alles braucht Arbeit und Mühe, um zu glänzen.«

»Dem kann ich nur zustimmen.«

Er tritt direkt hinter mich. Seine Nähe macht es mir unmöglich, mich zu konzentrieren. In diesen wunderbaren Sekunden kann ich nur fühlen – und all die Dinge in mich aufnehmen, die er ausstrahlt: Macht, Männlichkeit und noch etwas, was ich nicht benennen kann. Vielleicht liegt es an seiner eindrucksvollen Erscheinung, doch ich fühle mich in seiner Nähe sicher.

»Rubine mag ich am liebsten«, fahre ich fort. »Als Kind war ich davon überzeugt, dass Feuer in ihnen brennt.«

»Damit bist du nicht allein. Es gibt uralte Legenden und Geschichten, nach denen Rubine Feuer enthalten.«

»Ein bisschen Feuer steckt in allem und jedem.«

Sebastian stößt scharf den Atem aus. Die Wärme an meinem Nacken lässt meine Knie weich werden, also drehe ich mich um. Böser Fehler. Ich beiße mir auf die Unterlippe und zwinge mich, den Blick abzuwenden.

Als wir zurück zum Aufzug gehen, frage ich: »Wieso sind alle hier unten so gestresst?«

»Wir präsentieren den internationalen Händlern in zwei Wochen unsere neue Kollektion.«

Mit einem Stirnrunzeln frage ich: »Bekommen die keine Kataloge?«

»Doch, klar. Aber sie zu einer Präsentation einzuladen, sorgt dafür, dass sie sich als etwas Besonderes fühlen. Außerdem stärkt es unsere Verhandlungsposition, wenn wir sie in unser Revier kommen lassen.«

»Sehr klug«, gebe ich zu.

»Es ist gut, dass du für die Präsentation hier bist. Sie ist bei Weitem nicht so groß wie unsere großen Schmuckschauen, dürfte dir aber trotzdem einen Eindruck von unserer Arbeit vermitteln.«

»Das ist toll.« Meine Aufgabe besteht darin, eine aggressivere Marketingkampagne für die neue Saison zu entwickeln, die ihren Höhepunkt in einer großen Schmuckschau finden soll. Diese Schauen sind so berühmt, dass sie oft mehr Presse anziehen als die großen Modeschauen.

»Die Präsentation wird dir bestimmt gefallen.« Der Lift fährt nur wenige Sekunden. Als sich die Türen wieder öffnen, treten wir in eine große Tiefgarage. »Der Schwerpunkt liegt auf Rubinen.«

»Wirst du auch da sein?« Ich achte darauf, genug Abstand zwischen uns zu halten, während ich neben ihm gehe.

»Ich war schon seit Jahren auf keiner Schau mehr. Weder auf den großen Schmuckschauen noch auf den kleineren Präsentationen für die Händler. Da treiben sich ständig Reporter herum. Wenn sie mich sehen, stürzen sie sich auf mich wie die Geier. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt.«

Das stimmt. Die Wirtschaftsmagazine präsentieren Bennett Enterprises regelmäßig als Beispiel für eine der erfolgreichsten amerikanischen Firmen. Ich habe gut recherchiert, bevor ich hergekommen bin, und alles gelesen, was je über die Firma geschrieben wurde. Sebastian überlässt Interviews und Porträts seinen Geschwistern. Doch er kann die Magazine nicht davon abhalten, ihn zu erwähnen.

»Ich meide die Öffentlichkeit. Glücklicherweise gefällt es meinen Brüdern ganz gut im Rampenlicht. Blake und Daniel genießen es besonders. Sie sind die Party-Bennetts«, erklärt er mit einem gut gelaunten Zwinkern.

Wir halten vor einem schwarzen Mercedes an und er öffnet die Beifahrertür für mich. Was für ein Gentleman.

»Wenn Logan also der nette Bennett ist und Blake und Daniel die Party-Bennetts, was für ein Bennett bist du?«

Der sexy Bennett, verkündet eine Stimme in meinem Kopf. Das ist allerdings den anderen Brüdern gegenüber nicht fair. Soweit ich in den Magazinen gesehen habe, sind sie alle ziemlich scharf. Aber ich bezweifle trotzdem, dass sie denselben Effekt auf mich haben wie Sebastian.

»Das musst du schon selbst herausfinden.«

»Ich habe noch keine Herausforderung gescheut.« Ich schiebe das Kinn vor.

Sebastian mustert mich intensiv. In seinen Augen scheint Feuer zu brennen. »Genauso wenig wie ich.«

O mein Gott, Sebastian Bennett flirtet mit mir. Und ich liebe es. Ich wage mich definitiv auf gefährliches Terrain.

4Sebastian

»Wohin fahren wir?«, fragt Ava zehn Minuten später, als wir durch San Francisco fahren.

»Zu einem meiner Lieblingsrestaurants.«

»Ich hoffe, es ist nicht zu teuer.«

Ich blinzle. Diese Worte habe ich noch nie von einer Frau gehört. Gewöhnlich heißt es, je teurer, desto besser. Doch Ava Lindt überrascht mich schon zum zweiten Mal. Zum ersten Mal in der Kreativabteilung. Ich habe sie genau beobachtet, als sie den Rubin an der schlichten Kette gemustert hat. Üblicherweise betrachten Frauen solche Edelsteine voller Gier. Avas Miene allerdings zeigte nur echtes Interesse und Ehrfurcht.

»Das letzte Wort darüber, welcher Bruder ich bin, ist übrigens noch nicht gesprochen. Ich muss doch mein Bestes geben, dich zu beeindrucken.«

»Ich verstehe.« Sie lacht leise. Ich empfinde ihre Anwesenheit als sehr angenehm. Und es freut mich, dass ich der Grund für ihr Lachen bin. Welche Geräusche ich ihr wohl noch entlocken kann?

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