8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €
Zuerst waren es die »Diamonds for Love«, jetzt kommen die »Flowers of Passion«! – USA-Today-Bestsellerautorin Layla Hagen begeistert mit ihrer neuen Romance-Reihe!In Sachen Romantik könnten sie nicht gegensätzlicher sein: Lori Connor ist Hochzeitsplanerin aus Leidenschaft und macht jede Trauung zu einem unvergesslichen Fest. Sportmanager Graham hingegen glaubt seit seiner Scheidung nicht mehr an die Ehe. Ausgerechnet er soll Trauzeuge seiner besten Freunde sein, die auch Lori engagiert haben. Als Graham der charmanten Dreißigjährigen zum ersten Mal begegnet, funkt es sofort. Je mehr Zeit sie während der Hochzeitsvorbereitungen miteinander verbringen, desto tiefer werden ihre Gefühle. Aber hat ihre Liebe eine Zukunft – oder sind sie doch zu verschieden?Wunderbar romantisch und wahnsinnig prickelnd – Nach »Verführerische Rosen« lässt auch der zweite Band der »Flowers of Passion« die Herzen höherschlagen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.de
Aus dem Amerikanischen von Vanessa Lamatsch
© Layla Hagen 2018Titel der amerikanischen Originalausgabe:»Wild With You«, EverAfter Romance 2018© der deutschsprachigen Ausgabe:Piper Verlag GmbH, München 2020Redaktion: Anita HirtreiterCovergestaltung: zero-media.net, MünchenCovermotiv: Getty Images/neoblues
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.
Cover & Impressum
1 – Graham
2 – Lori
3 – Graham
4 – Lori
5 – Graham
6 – Lori
7 – Graham
8 – Lori
9 – Graham
10 – Lori
11 – Graham
12 – Lori
13 – Graham
14 – Lori
15 – Lori
16 – Graham
17 – Lori
18 – Graham
19 – Lori
20 – Graham
21 – Lori
22 – Graham
23 – Lori
24 – Graham
25 – Lori
26 – Graham
27 – Lori
28 – Graham
Epilog
»Graham, bist du dir sicher?«
»Ja, bin ich.« Ich sah Matt an. »Könntest du deine zukünftige Ehefrau daran erinnern, dass ich niemals für etwas mein Einverständnis gebe, wenn ich mir nicht sicher bin?«
»Er hat recht«, sagte Matt.
Wir saßen in einem Restaurant in West Hollywood, das gerade neu eröffnet hatte, und ich hatte Matt und Amber eingeladen, es mit mir auszuprobieren. Der Küchenchef war stolz darauf, frittiertes Hühnchen in Gourmetküche verwandelt zu haben. Er hatte nicht zu viel versprochen, denn es war jeden Penny wert, genauso wie die Pommes und der Krautsalat. Matt und Amber hatten große Neuigkeiten: Amber war schwanger, weshalb sie so schnell wie möglich heiraten wollten.
»Wir wollen die Kosten niedrig halten«, fuhr Amber fort. »Ich habe mir die Preise für Hochzeitslocations angesehen und jetzt schon Kopfweh. Wir denken darüber nach, einfach eine Rasenfläche zu mieten und ein Partyzelt aufzustellen.«
»Ihr müsst gar nichts mieten. Ihr könnt meinen Garten nutzen. Er ist groß genug, und ihr mögt ihn«, bot ich an.
Amber seufzte. »Ich liebe ihn. Aber das dürfte dir eine Menge Ärger machen.«
Wieder sah ich Matt an. »Erinnere sie daran, dass ich nichts anbiete, wenn ich es nicht ernst meine.«
»Ihr beide werdet wohl nie lockerlassen. Danke, Graham. Wir werden dein Angebot annehmen. Selbstverständlich bist du heute Abend eingeladen«, verkündete Amber.
»Das klingt fair.« Ich zwinkerte ihr zu und schob mir dann eine Pommes in den Mund. Ich hatte vor, den beiden auch bei einigen der restlichen Hochzeitskosten unter die Arme zu greifen, aber das würde ich ein andermal ansprechen. Das war mein Hochzeitsgeschenk, schließlich waren sie meine besten Freunde.
»Genau, total fair. Wenn du mich weiter aufziehst, finde ich irgendwelche Trauzeugenpflichten, mit denen ich dich quälen kann.«
»Mich quälen? Sag mal, ich bin der beste Trauzeuge, den man sich wünschen kann, und du willst mich quälen? Ich könnte meine Meinung immer noch ändern«, drohte ich. Ambers Blick schoss zu mir. Wenn Blicke töten könnten.
Als sie mich gefragt hatten, hatte ich mich nur mit Mühe davon abhalten können, vorzuschlagen, dass sie sich jemand anderen suchen sollten. Trauzeugenpflichten gingen weit darüber hinaus, bloß den Junggesellenabschied zu organisieren und eine Rede zu halten. Ich musste bei Bedarf einen kühlen Kopf bewahren und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Meine eigene Ehe war zerbrochen. Wie sollte ich ihnen da helfen können? Aber wir drei waren bereits seit der Mittelschule befreundet. Ich konnte ihnen das nicht abschlagen. Außerdem waren Matt und Amber schon seit dem letzten Highschooljahr zusammen. Sie hatten mich in den letzten zwölf Jahren nie nach meiner Meinung gefragt, also war ich mir ziemlich sicher, dass sie auch jetzt keine Ratschläge brauchen würden.
»Du ziehst mich immer noch auf. Ich habe dich in der Hand, vergiss das nie. Mit oder ohne die Hilfe meines zukünftigen Ehemannes.«
Matt hob abwehrend die Hände. »Hey, ich habe gar nichts gesagt.«
»Ich konnte fühlen, wie du dich auf Grahams Seite gestellt hast.«
»Mann, du solltest es dir besser nicht mit ihr verderben. Seitdem sie herausgefunden hat, dass sie schwanger ist, ist sie noch beängstigender geworden.«
Ich lachte. »Wisst ihr was? Nachdem ihr das Abendessen bezahlt, werde ich mir einen Nachschlag bestellen.«
Die zweite Bestellung schmeckte sogar noch besser als die erste. Nach und nach kamen immer mehr Gäste, bis der Innenraum für meinen Geschmack etwas zu voll wurde. Doch das war meine Schuld, weil ich am Eröffnungsabend reserviert hatte – aber neue Restaurants auszuprobieren, war eine Art Hobby von mir. Während wir aßen, umriss Amber ihre Pläne. »Ich will heiraten, bevor man mir die Schwangerschaft ansieht, allerdings fehlt mir die Zeit, alles selbst zu organisieren. Ich brauche eine Hochzeitsplanerin.« Sie war die sehr effektive Leiterin der PR- und Marketing-Abteilung meines Fußballclubs, also wusste ich, dass sie mühelos eine Hochzeitsplanerin finden würde. »Wieso schaust du immer wieder auf die Uhr?«
»Ich habe in einer Stunde ein Telefonat wegen eines möglichen Spielertausches und will bei dem Anruf in meinem Auto sitzen.«
»Es ist sechs Uhr abends«, merkte Amber an.
»Ich telefoniere mit Peking. Andere Zeitzone. Aber ich denke nicht, dass es lange dauern wird. Danach können wir die Party woandershin verlagern.«
Sie rümpfte die Nase. »Tut mir leid, das wird nicht klappen. Wir haben für später noch andere Pläne. Vermeidest du es immer noch, heimzugehen? Verbringst du überhaupt Zeit in deiner schicken Villa?«
»Natürlich. Ich schlafe dort.« Aber sonst tat ich dort so gut wie nichts. Das Haus war zu groß, zu leer. Ich hatte es nach der Scheidung gekauft, und es lag ungefähr auf der Hälfte zwischen Santa Monica und Malibu. Vorher hatten wir in einer Wohnung in der Stadt gelebt … doch ich hatte immer am Meer wohnen wollen, um die Wellen am Strand zu hören statt Verkehrslärm, wenn ich das Fenster öffnete. Ich hatte mir Ruhe und Stille gewünscht. Jetzt hatte ich zu viel von beidem, und es war zermürbend. »Es ist zu groß für einen allein.«
»Du wirst dich schon noch daran gewöhnen«, versicherte mir Matt. »Außer, du willst es verkaufen und dir etwas Kleineres anschaffen?«
»In dieser Gegend gibt es keine kleinen Häuser, und ich lebe gern dort.«
Wir besprachen noch ein paar Hochzeitsideen, doch sobald ich mein Hühnchen aufgegessen hatte, verabschiedete ich mich von Matt und Amber.
Das Telefonat wegen des Spielertausches war reine Zeitverschwendung, also scrollte ich während des Gesprächs durch meine E-Mails. Eine Mail von Amber erschien in meinem Posteingang, mit der Überschrift Trauzeugenpflichten.
Die Liste war gnadenlos lang, aber sie hatte einen zwinkernden Smiley ans Ende gesetzt, gefolgt von dem Kommentar: Keine Sorge. Ich glaube, du wirst damit durchkommen, nur die Hälfte der Liste abzuarbeiten.
Ich hatte so ein Gefühl, dass diese Hochzeit mir tatsächlich eine Menge Ärger machen würde, wie Amber gesagt hatte.
An den meisten Tagen liebte ich meinen Job. Heute hatte ich einen Fall von drei Godzilla-Varianten am Hals: Brautzilla, ihre Mutter und ihre Schwiegermutter. Das Trio hielt sich seit über einer Stunde in meinem Büro auf, um zu schreien, zu weinen und noch ein wenig zu schreien.
»Meine Damen, wieso gönnen wir uns nicht mal eine kurze Pause? Ich könnte uns Kaffee machen, und wir haben einen herausragenden Käsekuchen im Kühlschrank.«
»Kaffee und Kuchen fände ich wunderbar«, sagte die Braut. Sobald die anderen beiden zustimmend genickt hatten, eilte ich aus dem Sitzungszimmer. Ich konnte nur hoffen, dass der köstliche Kuchen die Zicken beruhigen würde, sonst würde diese Hochzeit mit drei verschiedenen Farbkonzepten enden. Bis ich mit Kaffee und Kuchen zurückkehrte, hatten sie sich etwas beruhigt.
Es lag immer noch Anspannung in der Luft, und die Pause verging in tiefem Schweigen, doch nachdem Tassen und Teller leer waren, wurde der Umgangston ziviler. Ich war mir ziemlich sicher, dass man mit Käsekuchen auch den Weltfrieden herstellen könnte. Trotzdem wurde eine halbe Stunde später deutlich, dass wir uns an diesem Tag nicht auf ein Farbschema einigen würden.
»Ich habe mir alle heute geäußerten Wünsche notiert. Ich werde Ihnen jeweils eine Liste von Vorschlägen zumailen, in der ich alles Besprochene in Betracht ziehe, dann können wir auf dieser Grundlage weitermachen.«
Meiner Erfahrung nach half es den Kundinnen, sich schneller zu entscheiden, wenn sie ihre Möglichkeiten schwarz auf weiß vorliegen hatten. Außerdem käme ich zu spät zu meinem nächsten Termin, wenn die drei Zicken nicht bald verschwanden. Mein Bruder Jace hatte mich gebeten, ein Treffen mit seinem Boss und zweien seiner Freunde einzuschieben, die bald heiraten würden. Ich wollte Jace nicht schlecht dastehen lassen, indem ich zu spät kam.
»Das klingt nach einem guten Plan«, sagte die Braut.
Die anderen zwei Frauen erhoben sich zuerst von ihren Stühlen, dankten mir für Kaffee und Kuchen und verschwanden durch die Tür.
»Danke, dass Sie auf meiner Seite stehen«, sagte die Braut, sobald wir allein waren. »Ich weiß, dass sie das Beste für mich wollen, aber sie treiben mich in den Wahnsinn.«
»Wird schon alles werden«, versprach ich ihr.
Nachdem sie verschwunden waren, tippte ich einen ersten Entwurf der E-Mail, in der ich unsere Diskussion zusammenfasste und Vorschläge unterbreitete. Obwohl damit die Zeit bis zu meinem nächsten Termin etwas knapp wurde, wollte ich alles niederschreiben, solange ich es noch frisch im Kopf hatte.
Bevor ich aufbrach, überprüfte ich mein Aussehen. Mein schulterlanges blondes Haar war so wild wie immer, trotz des Styling-Gels, das ich heute Morgen aufgetragen hatte. Ich versuchte, die Strähnen zu bändigen, doch weder meine Finger noch ein Kamm konnten viel ausrichten. Seufzend flocht ich es zu einem dicken Zopf. Nur so konnte ich mein Haar bändigen. Mein Outfit war so professionell, wie es eben möglich war: ein knielanges dunkelblaues Etuikleid und dazu nudefarbene Pumps.
Wir trafen uns in einem Coffeeshop in der Nähe des Griffith Park. Obwohl ich ein Büro hatte, war es den meisten Kunden lieber, sich vor Ort oder in einem Café in der Nähe ihres Arbeitsplatzes zu verabreden. Mein Büro diente mehr als Lagerraum für Hochzeits- und Partyzubehör. Selbst mit meinen drei Assistentinnen hielt ich Meetings meistens irgendwo in der Stadt ab.
Glücklicherweise war nicht viel Verkehr, weshalb mir noch Zeit blieb, an einem meiner liebsten Foodtrucks zu halten, der drei Blocks vom Park entfernt lag. Trotz des Käsekuchens war ich am Verhungern. Ich hatte heute sonst noch gar nichts zu mir genommen und wollte mich vor dem Termin ein wenig stärken. Ich aß grundsätzlich nichts, wenn ich mich mit Kunden traf, selbst wenn sie sich etwas bestellten. Da früher Nachmittag war, musste ich nicht anstehen.
»Hi! Ich nehme ein Hummus-Sandwich mit Falafel, bitte.«
Der Verkäufer, Declan, hatte erst letzte Woche hier angefangen, als Vertretung für den Besitzer, der gerade Urlaub machte.
»Hey, ich erinnere mich an dich. Du warst letzte Woche schon mal hier.«
»Das ist einer meiner liebsten Foodtrucks. Ich komme vorbei, wann immer ich in der Gegend bin.«
In wenigen Minuten war meine Bestellung fertig. Als Declan mir mein Sandwich gab, sagte er: »Ich hoffe, das ist nicht zu aufdringlich, aber ich würde gerne mal mit dir ausgehen.«
Okay. Damit hatte ich nicht gerechnet.
»Wow, Declan. Ich fühle mich geschmeichelt, aber … ich kann nicht.«
Er nickte abgehakt. »Natürlich, einen Versuch war es allerdings wert. Ich hoffe, das hält dich nicht davon ab, wiederzukommen.«
»Machst du Witze? Für diese Sandwiches würde ich töten!«
Ich war so hungrig, dass ich mein Sandwich innerhalb kürzester Zeit verschlang. Declan schien ein netter Kerl zu sein, und er war auch durchaus attraktiv … aber es gab bereits jemanden, den ich gerne als das Wichtigste in meinem Leben bezeichnete – meinen siebenjährigen Sohn.
Auf dem Weg zum Café hatte ich mir Matt und Amber auf Facebook angesehen, um den Namen Gesichter zuordnen zu können. Ein paar Freundschaftsanfragen von mir vollkommen unbekannten Männern ignorierte ich. Ich hatte keine Ahnung, ob es daran lag, dass ich Single war oder alleinerziehend, doch diese Anfragen gerieten langsam außer Kontrolle. Dabei hatte ich meinen Beziehungsstatus gar nicht gepostet.
Als ich das Café betrat, ließ ich meinen Blick durch den Innenraum gleiten. Überall saßen Leute. Einige tippten auf dem Tisch auf ihren Laptops herum, andere unterhielten sich einfach bei einem Kaffee. Meine Kunden waren noch nicht da. Ich entdeckte einen einzigen leeren Tisch in einer Ecke. Der Kerl, der hinter mir hereingekommen war, sah ebenfalls in die Richtung. Vergiss es, Kumpel. Dieser Tisch gehört mir.
Ich eilte durch den Raum und murmelte nur im Vorbeigehen Entschuldigungen für die angerempelten Stühle, bis ich den Tisch erreichte. Dann stellte ich meine Tasche darauf und setzte mich, bevor ich im Kopf noch einmal die Fragen durchging, die für gewöhnlich beim ersten Termin zur Sprache kamen.
Ich hielt den Blick auf die Tür gerichtet. Als ein Pärchen das Café betrat, winkte ich den beiden zu. Amber winkte sofort zurück. Ihr leuchtend roter Bob wippte bei jedem Schritt. Als sie und ihr Verlobter auf mich zukamen, musterte ich die dritte Person hinter ihnen. Der Mann kam mir bekannt vor, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis ich draufkam, wer er war. Natürlich! Er war niemand Geringeres als der Besitzer von Jace’ Team, den L. A. Lords. Ich versuchte, mich zu erinnern, ob Jace mir irgendetwas über Graham Frazier erzählt hatte, doch mir fiel nichts ein … außer, dass er zweiunddreißig und eine gute Führungskraft war.
Ich war mir sicher, ihn schon auf Fotos mit dem Team gesehen zu haben – aber entweder all diese Bilder waren schwarz-weiß gewesen oder ich hatte mich instinktiv geweigert, wirklich wahrzunehmen, was für schöne blaue Augen er hatte. Auch insgesamt sah er total gut aus. Auf einer Skala von eins bis zehn lag er ungefähr bei zwan-zig.
»Hi! Ich bin Lori Connor.«
»Hi, Lori. Ich bin Amber. Das ist mein Verlobter, Matt, und das ist Graham, unser Trauzeuge.«
Ich schüttelte allen dreien die Hand. Sobald wir uns gesetzt hatten, nahm ich die Schultern zurück und schenkte ihnen mein tatkräftigstes Lächeln.
»Also, was kann ich für euch tun? Ich fürchte, mein Bruder hat mir nicht viele Details verraten. Am wichtigsten für mich wären das Datum und die ungefähre Anzahl der Gäste. Lasst uns mit dem Datum anfangen.«
»So bald wie möglich. Ich bin schwanger und würde mein Hochzeitskleid gerne ohne Babybauch zur Schau tragen. Wir dachten, vielleicht am Valentinstag. Wäre das überhaupt möglich?«
»Alles ist möglich. Das Datum dürfte kein Problem sein, keine Sorge. Und ich gratuliere natürlich.«
Valentinstag war bereits in vier Wochen. Ich würde also noch mehr Stress als sonst haben – und einige Anbieter erhoben bei solchen kurzfristigen Aufträgen Aufschläge. Mir blieb nicht viel Zeit, aber ich hatte so was schon öfter durchgezogen.
»Danke. Wir denken, es werden um die achtzig Gäste.«
Ich nickte. »Ich habe eine Liste von Locations, die für diese Gästezahl geeignet sind.«
Amber sah zu Graham. »Graham hat zugestimmt, die Hochzeit auszurichten. Er hat dieses tolle Haus außerhalb von Santa Monica mit einem unglaublich schönen Garten. Wir könnten dort ein Zelt aufbauen.«
»Perfekt. Wenn wir die Location bereits haben, ist die Hälfte der Hochzeit so gut wie unter Dach und Fach.« Ich wandte mich an Graham. »Aber ich muss Sie warnen, dass eine Hochzeit auszurichten eine Menge Aufwand bedeutet. Die ganze Crew wird sich auf Ihrem Grundstück herumtreiben.«
»Damit komme ich schon klar.«
Darauf hätte ich gewettet. Er wirkte wie ein Mann, der mit quasi allem klarkam. Er lächelte mich an. Ich lächelte zurück, um dann eilig den Blick abzuwenden. Ich bemühte mich wirklich sehr, ihn nicht attraktiv zu finden, versagte allerdings kläglich. Sein Gesicht wirkte wie gemeißelt, und für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob das wohl auch für den Rest seines Körpers galt. Ich konnte es nicht erkennen, weil sein blaues Hemd zwar maßgeschneidert war, aber nicht eng anlag. Trotzdem meinte ich, harte, definierte Muskeln darunter zu erkennen. Doch vielleicht lag das auch nur an meiner überaktiven Fantasie.
»Nachdem wir einen engen Zeitplan haben, solltet ihr euren Gästen vielleicht eine Save the date-E-Mail schicken. Ich könnte euch da ein paar schön formatierte Hochzeitsvorlagen zeigen.«
»Aber wir werden schon auch richtige Einladungen verschicken, oder?«, fragte Amber.
»Manche unserer Gäste sind eher traditionell«, fügte Matt hinzu.
»Natürlich. Aber Einladungskarten auszuwählen, sie drucken zu lassen und zu verschicken, kann bis zu einer Woche dauern, selbst wenn wir uns beeilen. Durch die E-Mail wissen die Leute bereits, dass sie sich den Tag freihalten sollten, und können eventuell schon Reisevorbereitungen treffen.«
»Gut mitgedacht. Du gefällst mir, Lori«, sagte Amber. »Also, was noch?«
»Habt ihr irgendwelche Wünsche in Bezug auf ein Farbschema oder vielleicht sogar ein Motto?«
»Eigentlich nicht«, meinte Amber. Matt wirkte leicht panisch. Graham lehnte sich lediglich in seinem Stuhl zurück. Also alles wie üblich. Die Braut war ganz aufgeregt, der Mann – oder in diesem Fall die Männer – klinkten sich bei der Erwähnung eines Farbschemas einfach aus.
»Ich habe meinen Laptop dabei und werde euch gleich ein paar Sachen zeigen, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, was möglich ist.«
Ich zog den Laptop aus meiner Tasche und stellte ihn so auf, dass wir alle vier auf den Bildschirm sehen konnten. Meistens ging es beim ersten Termin nur darum, sich kennenzulernen und herauszufinden, ob man miteinander arbeiten konnte, doch Matt und Amber hatten einen engen Zeitplan. Ich öffnete den Ordner namens »Farbgestaltung« und startete die Slideshow. Darin hatte ich eine Mischung aus allem abgespeichert, von klassischer Eleganz über Shabby Chic bis hin zu extravaganteren Optionen.
»Sagt mir, wenn euch etwas gefällt. Und wenn nicht, ist das auch okay. Ich verspreche, dass wir für euren großen Tag genau das finden werden, was zu euch passt.«
Ich hielt den Blick auf das Brautpaar gerichtet und versuchte, ihre Mienen zu deuten, doch aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Graham spöttisch lächelte, als ich den »großen Tag« erwähnte. Stand er Hochzeiten etwa kritisch gegenüber? Ich hoffte inständig, dass dem nicht so war, weil solche Leute wirklich jede Begeisterung killen konnten. Hin und wieder begegnete mir so jemand im engsten Freundeskreis meiner Kunden. Wenn diese Person dann auch noch Trauzeuge war, konnte das Ganze sehr unangenehm werden. Ich hatte schon viel zu viele schreckliche Reden erlebt.
Vielleicht war Grahams skeptisches Grinsen aber ja auch bloß seine Reaktion auf die glitzernden Fotos auf dem Bildschirm. Vollkommen übertriebene Hochzeiten konnten jeden Menschen zynisch werden lassen – manchmal sogar die Braut. Aber ich wollte ihnen alle Möglichkeiten zeigen.
Ich klickte mich durch die Bilder, bis zu einer Hochzeit im Vintage-Stil, gefolgt von einer ohne jede besondere Vorgabe, die sich einfach durch klassische, zeitlose Eleganz auszeichnete. Ich hatte so eine Ahnung, dass Amber sich dafür entscheiden würde. Als sie auf den Bildschirm zeigte und »Das! Ich will etwas in der Art!« rief, konnte ich ein Aufwallen von Stolz nicht unterdrücken. »Was denkst du?«, fragte sie ihren Verlobten.
»In diese Richtung könnte es gehen.«
»Ich dachte mir schon, dass ihr klassische Eleganz bevorzugen würdet. Okay, beim Catering, den Fotografen, Floristen und allem dazwischen arbeite ich mit einem Team von Profis zusammen. Es dürfte schneller gehen, wenn ihr mir einfach vertraut, dass ich die richtige Crew für eure Hochzeit zusammenstellen kann.«
»Das bedeutet viel weniger Aufwand für uns, also würde ich sagen, mach nur«, meinte Matt. »Wir sollten allerdings noch über dein Honorar reden.«
Ich hatte gehofft, dass diese Frage erst später aufkommen würde, aber ich konnte ihr nicht ausweichen. Als ich mein Honorar nannte, nickte Amber.
»Was glaubst du, wie viel das Menü pro Person kosten wird?«
Bevor ich antworten konnte, schaltete Graham sich ein. »Amber, überlass das mir. Ich habe dir doch gesagt, dass das mein Hochzeitsgeschenk für euch ist.«
Das überraschte mich. Also stellte er ihnen nicht nur sein Grundstück zur Verfügung, sondern übernahm auch die Kosten für das Catering? Das ging weit über die üblichen Pflichten eines Trauzeugen hinaus. Er schob eine Visitenkarte über den Tisch und sagte: »Ms Connor, schicken Sie bitte alle Rechnungen für das Essen an mich.«
»Werde ich machen. Nennen Sie mich bitte Lori.«
»Die Kosten sind kein Thema, Lori.«
Amber stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Hey! Dass du bezahlst, bedeutet noch lange nicht, dass ich nicht auf die Kosten achten kann.«
»Genau das heißt es«, antwortete Graham.
»Amber, ich verspreche, ich werde euch ein gutes Angebot machen. Eure Hochzeit wird perfekt werden. Ihr werdet die Erinnerungen daran für den Rest eures Lebens in Ehren halten.«
Wieder spielte ein spöttisches Lächeln um Grahams Lippen. Ich sah ihn direkt an und hob fragend die Augenbrauen. Wir hatten so lange Blickkontakt, bis ich wegschaute. Also hatte ich mich nicht getäuscht. Er hielt nicht viel von der Institution Ehe … und trotzdem zahlte er das Essen. Interessant.
»Ich hätte ein paar Layouts für die Save the date-Mail, die euch gefallen könnten. Ich muss mir die Location so bald wie möglich ansehen, damit ich weiß, welche Art Zelt sich am besten einfügt, wo ich es hinstellen soll und andere Dinge in der Art. Als Nächstes werden wir über das Essen reden. Sobald ihr ein paar Optionen ausgewählt habt, werde ich eine Verkostung organisieren. Bei dieser Gelegenheit wird euch der Florist auch ein paar verschiedene Blumenarrangements zur Auswahl präsentieren.«
»Wow!« Amber blinzelte. »Mir kommt es fast so vor, als wäre die Hälfte der Hochzeit schon organisiert. Mein Stresslevel sinkt gerade akut.«
»Überlass jeglichen Stress einfach mir, Amber. Dafür bin ich ja da. Ich werde euch jetzt gleich die Vorschläge für die Mail zeigen. Ich habe auch Bilder von Einladungen dabei.«
»Klingt toll. Aber können wir uns zuerst etwas zu trinken besorgen?«
Graham stand auf. »Ich werde uns etwas holen. Was wollt ihr?«
Alle einigten sich auf Kaffee, und letztendlich ging ich zusammen mit Graham zum Tresen, weil er allein kaum vier Tassen tragen konnte.
»Danke, dass du die Hochzeitsplanung so kurzfristig übernimmst«, sagte er, als wir darauf warteten, dass der Barista unsere Getränke fertig machte.
»Gern geschehen. Ich werde dir den Kostenplan für das Essen schicken, sobald ich alles zusammengestellt habe. Brauchst du eine Liste der Trauzeugenpflichten?«
»Amber hat sich schon darum gekümmert.«
»Also bist du bereit?«
»Würde ich behaupten.« Sein Tonfall klang herausfordernd, als warte er darauf, dass ich widersprach. Er lächelte, und sein linker Mundwinkel fiel mir ins Auge. War das ein … Grübchen? Egal. Ich dachte darüber nach, die Rede des Trauzeugen anzusprechen … aber ich wollte erst einen Plan entwerfen, nachdem er schließlich Jace’ Boss war und alles. Graham richtete seine schönen blauen Augen auf mich, und der Blick war hypnotisch. Sein hellbraunes Haar war verwuschelt, was ich total sexy fand. Ich fragte mich, ob er wohl auch morgens nach dem Aufwachen so aussah. Inzwischen wand ich mich nicht mehr nur, sondern fühlte auch, wie mir heiß wurde.
Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit, die Unterlagen auf meinem Laptop durchzugehen, einen Mail-Text und Einladungskarten auszuwählen und unsere Kalender miteinander abzugleichen, um die nächsten Termine auszumachen.
»Willst du mit uns zum Abendessen gehen?«, fragte Amber, nachdem ich meinen Laptop zugeklappt hatte.
»Danke, aber ich habe schon was vor. Ich melde mich wieder.«
Wir unterhielten uns noch eine Weile, doch dann musste ich wirklich los. Ich wollte Milo nicht zu spät von der Schule abholen.
Sobald ich mal mit Amber allein war, würde ich sie löchern. Ich wollte alles ganz genau wissen: Wann hatte er um ihre Hand angehalten? Wie hatte er das getan? War er auf ein Knie gesunken? Hatten sie Publikum? Ich hatte mich bereits heute kaum davon abhalten können, all diese Fragen zu stellen. Ich lebte sozusagen meine Träume durch meine Bräute aus. Ich war dreiundzwanzig gewesen, als ich festgestellt hatte, dass ich ungewollt schwanger war. Meine Mitteilung hatte zu keinem Heiratsantrag geführt … nicht mal eine Umarmung hatte ich bekommen.
Ich kam rechtzeitig an Milos Schule an. Als wir beide im Auto saßen, fragte ich gleich: »Wie war dein Tag, Baby?«
»Mom! Ich habe dir doch gesagt, dass ich kein Baby mehr bin. Ich bin jetzt ein großer Junge.«
»Okay, okay. Wie war dein Tag, großer Junge?«
»Wir haben einen neuen Fußballtrainer. Er ist cool. Ich bin am Verhungern.«
»Wir werden gleich bei Tante Val sein.«
Meine Geschwister und ich trafen uns jeden Freitag, um zusammen im Haus meiner Schwester Valentina zu essen. Das war zweifellos ein toller Auftakt fürs Wochenende und die beste Art, uns gegenseitig upzudaten. Wir waren zu sechst, also gab es immer irgendwelche Neuigkeiten. Als Milo und ich ankamen, waren bereits alle anderen um den Esstisch versammelt.
Mein ältester Bruder, Landon, umsorgte gerade Maddie – seine schwangere Ehefrau. Neben ihm versuchte Jace, unseren Bruder Will davon zu überzeugen, später noch mit ihm auszugehen.
»Hast du Angst, dass du ohne meine Hilfe kein Date bekommst?« Will grinste breit.
»Das hat mich jetzt wirklich tief getroffen!«, rief Jace.
»Detective William Connor. Mann, o Mann. Im Doppelpack loszuziehen, ist ein wenig, als würde man bei einem Test vom Banknachbarn abschreiben. Ist das nicht ein wenig unter deiner Würde?«, zog Val ihn auf.
»Hey, sobald ich die Dienstmarke abnehme, bin ich nicht mehr im Dienst. In meiner Freizeit breche ich gerne Regeln, einfach zur Abwechslung.«
Meine andere Schwester, Hailey, nahm Milo in den Arm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Glaubst du, wir sollten Will daran erinnern, dass Jace ein berühmter Sportler ist? Wenn überhaupt, dann besorgt Jace wahrscheinlich ihm Dates. Ich meine, Will ist gut darin, die Heißer-Cop-Karte auszuspielen, aber mit einem Profisportler unterwegs zu sein, kann sicher auch nicht schaden«, flüsterte Hailey mir laut genug zu, dass Will uns hören konnte. Er warf uns einen bösen Blick zu.
»Hey, lass uns bis nach dem Essen warten, bevor wir gemein zu ihm sind«, entgegnete ich.
Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich die aufgetischten Köstlichkeiten betrachtete: Hühnchen mit gewürfelten Avocados in Limetten-Koriander-Dressing, dazu Süßkartoffeln und Kichererbsen mit Chilisoße. Val war die beste Köchin, die ich kannte.
Unsere Eltern waren bei einem Autounfall gestorben, als Jace, Hailey, Will und ich noch Kinder gewesen waren. Landon und Valentina waren die Einzigen von uns gewesen, die bereits volljährig waren, also hatten sie uns quasi großgezogen. Moms Kochkünste waren schon gut gewesen, doch Vals waren noch besser.
Sobald ich mich zwischen meine Schwestern gesetzt hatte, zeigte Hailey mir Bilder von Frauen mit leuchtend rotem Haar; sie dachte darüber nach, sich die Haare zu färben. Hailey hatte glänzendes dunkelbraunes Haar. Ich war die einzige Blondine in der Familie. Die Haarfarben meiner Geschwister rangierten von Dunkelbraun – Landon und Valentina – bis zu Hellbraun – Will und Jace.
Milo zwängte sich zwischen Will und Jace. Mein Sohn betete die beiden an. Sein Dad war noch vor seiner Geburt abgehauen, also waren meine Brüder das, was einer Vaterfigur in seinem Leben noch am nächsten kam.
»Lori, wie ist es mit Amber gelaufen?«, fragte Jace.
»Gut. Die Hochzeit ist bereits in vier Wochen, was ziemlich stressig werden dürfte, aber ich glaube, mit Amber kann man gut zusammenarbeiten.«
Meine Agentur war in den nächsten zwei Monaten ausgebucht, also hatten meine Assistentinnen alle Hände voll zu tun. Diese Hochzeit würde ich allein organisieren.
»Ist sie. Die beste PR- und Marketing-Leiterin, die ich je hatte.«
Als ich mir die Mischung aus Süßkartoffeln und Kichererbsen schmecken ließ, fragte ich meinen Bruder über Amber aus. Je mehr ich wusste, desto reibungsloser wäre unsere Zusammenarbeit. Und dann konnte ich einfach nicht anders: Ich ließ mir auch ein paar Dinge über den Trauzeugen erzählen.
Ich konnte bei dem Termin mit Lori am nächsten Donnerstag nicht dabei sein. Matt und Amber zeigten ihr mein Grundstück, damit sie entscheiden konnte, wo das Zelt und die Stühle aufgebaut werden sollten. Mein kurzfristiges Telefonat mit einem möglichen Sponsor dauerte weit über eine Stunde. Als ich auf dem Heimweg war, rief Amber an, um mich wissen zu lassen, dass sie fast fertig waren und bald aufbrechen würden.
Das ärgerte mich, weil ich Lori eigentlich hatte sehen wollen. Das Treffen letzte Woche hatte mich in mehr als nur einer Hinsicht überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Lori so effizient sein würde … und dass sie eine so hinreißende Frau war. In diesem Kleid wollte sie professionell wirken, daran hatte ich keinen Zweifel. Es hatte absolut nichts preisgegeben. Tatsächlich hatte es viel zu viel von ihrem Körper bedeckt … und trotzdem ging mein Kopfkino los, kaum dass sie vor mir gesessen hatte.
Als ich vor der Villa ankam, war ich angenehm überrascht, Lori zu entdecken, die vor einem roten Honda auf und ab tigerte und telefonierte. Ihre Stimme drang durch mein offenes Autofenster.
»Ich respektiere, dass du meine Kundin bist, und ich habe bisher gerne mit dir zusammengearbeitet, aber ich werde keine Ausreden zulassen. Wenn du dir meinen Service nicht länger leisten kannst, dann sag es einfach, und wir lassen es.«
Sie stand mit dem Rücken zu mir. Da sie mich noch nicht entdeckt hatte, konnte ich sie in Ruhe beobachten. Ihre Stimme war fest, und sie stand ganz aufrecht. Lori Connor ließ sich nichts gefallen. Mir gefiel, dass sie Rückgrat hatte. Und ich mochte auch ihren Rücken; sie trug eine Bluse und einen Bleistiftrock, der eng an ihren Hüften anlag und ihre Kurven perfekt betonte.
»Okay. Dann haben wir eine Abmachung. Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen. Ruf mich an, wenn du wieder auf die Beine gekommen bist«, sagte sie schließlich. Sie legte auf und wirbelte herum.
»Mr Frazier, hi. Ich habe Sie gar nicht kommen gehört.«
»Einfach Graham, das hatten wir doch geklärt. Ist alles okay?«
Sie deutete auf ihren Wagen. »Das Auto will nicht anspringen. Der Abschleppdienst ist unterwegs, aber sie meinten, es würde mindestens eineinhalb Stunden dauern. Gibt es zufällig Cafés oder Restaurants in Fußnähe?«
Ich kannte ein paar gute Locations in der Nähe, doch ich hatte eine bessere Idee. »Komm mit mir ins Haus. Ich werde uns etwas zum Abendessen kochen.«
Sie blinzelte und schüttelte dann den Kopf. »Danke, aber ich werde mir irgendwo was besorgen.«
Sie hatte lange genug gezögert, was mir sagte, dass sie durchaus in Versuchung war, also ließ ich nicht locker. In Loris Gesellschaft zu essen, wäre eine tolle Art, den Abend zu verbringen.
»Lori, ich werde kochen. Du kannst dich entspannen und mir erzählen, welche Fortschritte du heute mit Matt und Amber gemacht hast. Was spricht denn da dagegen?«
Ihre Mundwinkel hoben sich, bis sie mir ein umwerfendes Lächeln schenkte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, doch als sie antwortete, wurde ihr Lächeln noch breiter. »Nun, wenn du es so ausdrückst, kann ich wirklich fast nicht Nein sagen.«
Lori brachte mich innerhalb von Minuten auf den neuesten Stand, was die Hochzeit betraf. Sie hatten sich bereits für das richtige Zelt entschieden. Als Nächstes stand die Verkostung auf dem Programm.
»Das Zelt wird natürlich im hinteren Garten aufgebaut. Der Strand ist zu schmal, um die Zeremonie dort abzuhalten. Wir können sie ebenfalls im hinteren Garten abhalten oder auf deiner Terrasse, mit Blick übers Meer. Die ist auf jeden Fall groß genug für achtzig Leute. Aber dann würden alle durch dein Haus trampeln.«
»Das macht mir nichts aus.«
»Ich liebe dein Haus. Und die Aussicht ist spektakulär.«
»Danke. Deswegen habe ich es gekauft.«
Ich hatte nah am Meer wohnen wollen, und dieses Haus war mir als Erstes angeboten worden. Es war viel zu groß für eine einzelne Person, aber ich hatte nicht länger warten wollen. Die Küche öffnete sich auf ein formelles Speisezimmer, getrennt nur durch einen Frühstückstresen. Ich deutete auf einen der zwei hohen Hocker unter dem Tresen und meinte: »Du kannst dich dort hinsetzen, während ich koche.«
»Was gibt es, Küchenchef?« Lori kletterte auf den Stuhl und trommelte mit den Handflächen auf die Tischplatte, während sie den Doppelofen ihr gegenüber betrachtete. Ich lehnte mich mit dem Ellbogen auf die Oberfläche und legte die andere Hand auf die niedrige Rückenlehne von Loris Stuhl.
»Ich habe Hühnerschenkel. Ich könnte eine Tomatensoße zaubern und braunen Reis kochen. Oder ich hätte Pasta. Vielleicht mit Gorgonzolasoße. Ich habe da ein herausragendes Rezept mit Sahne und einer Mischung aus Gorgonzola und Parmesan.«
Sie rümpfte die Nase. »Hühnchen mit Tomatensoße klingt gut.«
»Aber eigentlich willst du die Nudeln.«
»Woher weißt du das?«
»Körpersprache. Also, wieso lehnst du etwas ab, was du eigentlich essen willst?«
»Oh, mein Gott, du kannst mich nicht so in Versuchung führen. Natürlich will ich die Pasta.«
Sie lachte. Ihre vollen Lippen so geöffnet zu sehen, ließ in mir die Frage aufkommen, womit ich sie vielleicht noch in Versuchung führen könnte. Ich trat näher heran, verschob meine Hand von der Lehne an ihren Rücken. Lori richtete sich auf, entzog sich mir aber nicht.
»Ich bin sehr gut darin, jemanden in Versuchung zu führen.«
Sie lachte wieder und legte dann den Kopf schräg. »Dabei hattest du mich fast davon überzeugt, dass du immer ganz der Gentleman bist.«
»Was hat dich das glauben lassen?«
»Bin mir nicht sicher.« Sie leckte sich die Unterlippe. Fast hätte ich mich vorgebeugt und sie geküsst. Daraufhin wandte sie den Blick ab, also zog ich mich zurück. Was, zur Hölle, tat ich hier überhaupt? Ich ging durch die Küche und holte alle Zutaten für unser Abendessen heraus.
»Wow, du kochst ja wirklich!«, rief Lori, als ich anfing, eine Zwiebel zu hacken.
»Ja. Es entspannt mich. Dachtest du, ich lade dich ein und taue dann eine Pizza auf?«
»Diese Möglichkeit habe ich durchaus in Betracht gezogen.« Ich hörte das Lächeln in ihrer Stimme und sah über die Schulter zu ihr zurück.
»Du hast nicht gerade hohe Ansprüche, hm? Mal sehen, ob ich dich beeindrucken kann.«
»Dann mal los, Küchenchef.«
Von dort, wo ich stand, konnte ich ihre langen Beine unter dem Tresen sehen. Ihr Rock reichte bis kurz über ihre Knie. Meine Fingerspitzen kribbelten, weil ich mich danach sehnte, sie zu berühren und den Stoff nach oben zu schieben. Wie glatt wäre die Haut ihrer Schenkel? Wie köstlich würde sie schmecken?
»Wie lange kennst du Matt und Amber schon?«, fragte Lori und riss mich damit sehr wirkungsvoll aus meinen sündhaften Gedanken. Ich stellte die Soße auf den Herd und drehte mich zu ihr um.
»Seit der Mittelschule. Sie sind meine besten Freunde.«
»Es ist wirklich nett von dir, dass du ihr Hochzeitsessen bezahlst.«
»Ich habe auch noch eine Überraschung für sie, aber das bleibt mein Geheimnis.«
»Erzähl es mir«, flehte sie, doch ich schüttelte nur den Kopf. »Das machst du absichtlich.«
»Natürlich. Das ist die Strafe dafür, dass du an meinen Kochkünsten gezweifelt hast.«
Sie fing an, aus vollem Hals zu lachen. Das Geräusch erfüllte die gesamte Küche. Ich konnte den Blick nicht von diesen vollen Lippen abwenden … und von diesen langen Beinen.
Sobald das Essen fertig war, trugen wir alles nach draußen auf die Terrasse. Sie war riesig. Lori hatte recht; wir konnten die Zeremonie mühelos hier abhalten. Auf einer Seite der weiten Fläche stand eine Rattancouch, mit einem Tisch für sechs Personen daneben. Wir aßen am Tisch.
»Du solltest an Kochwettbewerben teilnehmen. Du würdest alle Preise abräumen. Hast du Unterricht genommen oder irgendwas?«
»Das habe ich alles von meiner Nana gelernt. Meiner Großmutter. Sie ist besser als jeder Sternekoch.«
»Hey, das hier schmeckt auf jeden Fall unglaublich. Sogar noch besser als das Rezept meiner Schwester, aber« – sie deutete an, über ihren Lippen einen Reißverschluss zu schließen – »wenn sie je herausbekommt, dass ich das gesagt habe, bekomme ich Ärger.«
»Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Ich wusste gar nicht, dass Jace noch eine Schwester hat.« Ich kam mit allen Männern im Team gut aus, aber trotzdem blieb ich professionell und sprach mit ihnen nicht über Privates.
»Wir sind sechs Geschwister. Drei Brüder, drei Schwestern. Und du?«
»Ich habe zwei Halbgeschwister, mit denen ich aber keinen Kontakt habe. Allerdings kenne ich Matt und Amber schon so lange, dass sie für mich wie Geschwister sind.«
Ich wollte nicht genauer ins Detail gehen. Meine Mutter hatte uns wegen der ständigen Affären meines Vaters verlassen, als ich gerade mal zwei war. Untreue schien den Frazier-Männern im Blut zu liegen. Sowohl mein Großvater als auch mein Vater hatten ihren Ehefrauen und Familien gegenüber keinerlei Respekt gezeigt. Ich hatte immer ganz anders sein wollen. Doch meine Scheidung hatte bewiesen, dass es nicht leicht war, eine Ehe zu führen, selbst wenn man sich wirklich bemühte. Ich wollte lieber über Lori reden. »Wer von deinen Schwestern ist die mit den tollen Kochkünsten?«
»Valentina.«
»Was ist sie von Beruf?«
»Ihr gehört eine Kosmetik- und Parfümfirma.«
»Und die anderen?«
»Landon hat vor Kurzem sein Softwareunternehmen in San José verkauft und ist zurück nach Hause gezogen. Er ist dabei, einen Investmentfonds einzurichten. Will ist Detective und Hailey Unternehmensberaterin. Sie reist viel und ist meistens nur an den Wochenenden in der Stadt.«
»Und der traurige Ton in deiner Stimme verrät mir, dass du dir wünschst, sie wäre öfter hier?«
»Ja, das stimmt.« Sie führte das Thema nicht weiter aus, sondern konzentrierte sich auf ihre Pasta, bis der Teller leer war. Ich hatte das Gefühl, dass Lori unter ihrer Bluse und dem Bleistiftrock sehr wild sein konnte und nur darauf wartete, freigelassen zu werden. Ich liebte es, mit wie viel Appetit sie aß, liebte ihr ehrliches Lachen. Sobald wir aufgegessen hatten, wechselten wir auf die Rattancouch.
»Und? Ist die Dame beeindruckt?«
»O ja. Hervorragend, Chefkoch Frazier. Wenn du den Club je verkaufen solltest, könntest du ein italienisches Restaurant eröffnen. Die L. A. Lords gehören deiner Familie schon seit drei Generationen, oder?«
»Ja. Mein Großvater hat ein Vermögen geerbt und alles in seine zwei großen Leidenschaften investiert: Alkohol und Fußball. Die Spirituosenfirma ist innerhalb von fünf Jahren pleitegegangen, aber den Fußballclub gibt es jetzt bereits seit Generationen.«
Und der Club war immer mein zweites Zuhause gewesen. Und in letzter Zeit hatte er sich angefühlt wie mein einziges Zuhause. Das Stadion und die Büroräume lagen direkt nebeneinander. Meine schönsten Kindheitserinnerungen hatten mit dem Club zu tun – ob es nun darum ging, mit den berühmtesten Spielern Bälle über den gepflegten Rasen zu treten oder im Büro meines Großvaters auf dem Boden zu sitzen und dabei zuzuhören, wie er die L. A. Lords führte. Unsere Begeisterung für Fußball war das Einzige, was wir gemeinsam hatten.
»Das ist ein Vermächtnis, auf das man stolz sein kann.« Sie sah auf die Uhr und seufzte. »Ich sollte bald aufbrechen.«
Da war ich anderer Meinung. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte, und wollte nicht, dass unser gemeinsamer Abend schon endete.
»Wieso rufst du nicht noch mal an und fragst den Abschleppdienst, ob sie pünktlich sein werden? Du musst ja nicht draußen stehen, bevor sie kommen«, schlug Graham vor.
»Gut mitgedacht.«
Ich wählte die Nummer und wurde informiert, dass sie in einer Viertelstunde kommen würden, also konnte ich das Ganze hier noch eine Weile genießen. Ich hatte mich ziemlich in diese Terrasse verliebt. Die dunkelblauen Kissen auf der Rattancouch waren so gemütlich, dass ich nicht aufstehen wollte. Durch die Glaswände an den Seiten der Terrasse blickte man direkt aufs Meer.
»Also, wofür bin ich alles zuständig, wenn es am Hochzeitstag brennt?«, fragte er, sobald ich aufgelegt hatte.
»Ich werde mich um alles kümmern, keine Sorge. Dafür bin ich ja da. Du solltest dich ganz auf deine Pflichten als Trauzeuge konzentrieren.« Ich sank tiefer in die Kissen, atmete die salzige Luft ein, genoss die Brise und das Rauschen des Meeres. Graham beobachtete mich. Mein gesamter Körper verkrampfte sich – wieder mal. Gott, war er sexy! Wahnsinnig männlich. Jedes Mal, wenn er mich mit diesen schönen blauen Augen ansah, wurde ich mir Teilen meines Körpers bewusst, die ich fast vergessen hatte … und von denen ich mir nicht sicher war, ob sie noch funktionierten. Ich wollte die Trauzeugenrede ansprechen, aber mir war immer noch keine höfliche Art eingefallen, wie ich ihm verklickern sollte, dass er sich jegliche schlechten Scherze verkneifen sollte. Normalerweise nahm ich kein Blatt vor den Mund, aber er war schließlich der Boss meines Bruders. Das durfte ich nicht vergessen.
»Sag es.«
»Was?«
»Du hast doch etwas auf dem Herzen. Was ist es? Falls Amber wieder versucht hat, mit dir über die Kosten zu reden …«
»Nein, nein, das ist es nicht. Ich habe gerade über die Trauzeugenrede nachgedacht. Hast du schon mal eine solche Rede gehalten?«
»Nein, aber ich habe bereits oft Reden gehalten, also fällt mir bestimmt was Gutes ein. Ein paar lustige Geschichten, ein paar Witze.«
Jetzt sollte ich die Gelegenheit beim Schopf packen. »Wo du es gerade ansprichst … nicht alle Witze sind gut. Ich war schon auf vielen Hochzeiten, wo der Trauzeuge Scheidungsstatistiken abgelesen hat, um dann scherzhaft hinzuzufügen, dass er sich sicher ist, dass dieses Pärchen es schaffen wird und so weiter. So was hat einen unangenehmen Nachgeschmack.«
»Wie kommst du darauf, dass ich so etwas tun könnte?«
»Letztens im Café hat es so gewirkt, als wärst du kein großer Fan von Hochzeiten.«
»War das so offensichtlich?«
»Für mich ja. Ich bin Hochzeitsplanerin. Ich merke so etwas.« Außerdem hatte ich von Jace erfahren, dass Graham vor zwei Jahren geschieden worden war – was mich vermuten ließ, dass ich richtiggelegen hatte.
»Auf keinen Fall werde ich Matt und Amber ihren Tag versauen. Versprochen. Kann ich dich zu einem Glas Wein überreden?«
»Nein, ich muss gleich los.«
»Du kannst zurückkommen, sobald du ihnen deine Autoschlüssel gegeben hast. Wir trinken noch ein oder zwei Gläser Wein, und dann kann ich dich in die Stadt fahren.«
»Geht nicht. Ich habe meinem Sohn versprochen, dass ich rechtzeitig zu Hause sein werde, wenn seine Abendsendung beginnt.«
Graham erstarrte, und mir wurde klar, dass ich Milo gerade zum ersten Mal erwähnt hatte. Bestimmt hatte er jetzt kein Interesse mehr an mir. Ich hatte sowieso nichts in dieser Richtung unternehmen wollen, aber es war schmeichelhaft gewesen.
»Ich wusste nicht, dass du einen Sohn hast«, sagte er schließlich ruhig. Er sah auf meine Hände, dann hob er den Blick wieder. An seinem Kinn zuckte ein Muskel. Was war hier los? »Ist er gerade bei deinem Freund?«
»Ich habe keinen Freund«, stellte ich klar. »Es gibt nur uns beide.«
»Sein Dad kümmert sich gar nicht um ihn?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Wir sind ohne ihn besser dran.«
»Trotzdem ist das sicher nicht einfach.«
Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Die Dinge, die es wert sind, sind nie einfach.«
»Wie alt ist er?«
»Sieben. Und ich habe ihm versprochen, dass ich heute Abend seine Lieblingssendung mit ihm schauen würde, also muss ich jetzt los.«
»Es sind noch jede Menge Nudeln übrig. Soll ich etwas davon für ihn einpacken?«
Sein Angebot rührte mich. »Danke, aber er ist bei Valentina und hat dort auch gegessen.« Da ich nicht wusste, wie lange ich mit Matt und Amber brauchen würde, hatte ich Will gebeten, meinen Sohn von der Schule abzuholen und mit ihm bei Val zu Abend zu essen.
»Ah. Die zweitbeste Köchin.«
Ich deutete mit dem Finger auf ihn. »Hey! Ich habe gesagt, deine Nudeln wären besser als ihre. Mehr nicht. Zieh keine voreiligen Schlüsse.«
Seine Mundwinkel zuckten, dann konnte er sein Grinsen nicht mehr unterdrücken. »Ich bringe dich noch nach draußen.«
»Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.«
Seite an Seite gingen wir zu meinem Auto. Ein Knistern überlief meinen Körper, sodass meine Brustwarzen sich verhärteten. Ich hatte mich seit Jahren nicht so lebendig gefühlt, dabei berührte er mich nicht einmal. Ich klärte alles mit dem Abschleppdienst und sprang dann in ein Uber. Der Abend hatte Spaß gemacht. Irgendwie war alles ziemlich intensiv gewesen, aber eben auch lustig.
Ich fragte mich, ob Graham wohl oft für Frauen kochte. Die Damenwelt rannte ihm sicher die Tür ein, darauf würde ich wetten.
Als ich bei Val ankam, war Will noch da. Milo und er warfen Dartpfeile auf eine Scheibe, die meine Schwester in einer Ecke ihres Wohnzimmers aufgehängt hatte.
»Mommy, bitte, können Onkel Will und ich diese Runde noch fertig spielen?«
»Was ist mit deiner Sendung?«, hielt ich dagegen, als ich ihm durchs Haar wuschelte. Sie lief auf Netflix, also konnten wir sie jederzeit aufrufen.
»Die können wir morgen schauen.«
»Okay, spiel fertig.«
Ende der Leseprobe