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Vom One Night Stand zur verführerischen Office Romance! Im vierten Band erzählt die Königin der prickelnden Romance von dem attraktiven Architekten Luke Maxwell. Am Abend vor ihrem ersten Arbeitstag als Praktikantin in einem angesehenen Architekturbüro lässt sich Megan Pierce auf einen wilden One-Night-Stand mit dem charismatischen Luke ein – nur, um am nächsten Tag festzustellen, dass es sich bei dem Mann um niemand anderen als ihren Boss handelt: Luke Maxwell. Die beiden sind sich einig, dass sie auf rein kollegialer Ebene miteinander arbeiten und die Finger voneinander lassen können, aber das erweist sich als leichter gesagt als getan. Besonders, weil sie sich nicht nur körperlich zueinander hingezogen fühlen, sobald sie sich besser kennenlernen ... Die Maxwell-Brüder sind die heißesten Männer, die Chicacgo zu bieten hat! Jedes neue Buch ist wie eine süße Verführung. Layla Hagen beglückt die Leser:innen mit jeder neuen Geschichte ihrer romantisch-heißen Liebesromanreihen! »Layla Hagen ist die Queen der Familiengeschichten. Ich kann euch einfach alle Bücher der Autorin nur ans Herz legen!« lache.liebe.lese »Layla Hagens Bücher machen süchtig! Voller Verheißung, Spannung und der Suche nach der wahren Liebe!« bluetenzeilen »Jede Menge Romantik, klopfende Herzen, Charme und prickelnde Augenblicke. Ich genieße alle davon.« buchblog_lesehungrig »Ich kann sie jedem Romance-Liebhaber absolut ans Herz legen!« love_booksandpixiedust Spritzige Dialoge, große Gefühle und ganz viel Liebe – Die »The Maxwells«-Reihe bietet alles, was das Herz begehrt: This Love is Forever (The Maxwells 1) This Kiss is Forever (The Maxwells 2) This Dream is Forever (TheMaxwells 3) This Feeling is Forever (The Maxwells 4)
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Aus dem amerikanischen Englisch von Vanessa Lamatsch
© Layla Hagen 2022
Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Kiss Me Forever« Independently Published 2022
© everlove, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2024
Redaktion: Anita Hirtreiter
Covergestaltung: Sandra Taufer, München
Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt
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Cover & Impressum
1
Luke
2
Megan
3
Luke
4
Megan
5
Megan
6
Megan
7
Luke
8
Megan
9
Megan
10
Luke
11
Megan
12
Megan
13
Luke
14
Megan
15
Luke
16
Megan
17
Luke
18
Megan
19
Luke
20
Megan
21
Luke
22
Megan
23
Luke
24
Megan
25
Luke
26
Megan
27
Luke
28
Megan
29
Megan
Epilog
Megan
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
»Tate, du kannst mich doch nicht schon wieder hängen lassen!«, beschwerte ich mich.
»Es geht um die Hochzeit, Mann. Da bleibt mir nichts anderes übrig«, antwortete mein Bruder.
Tate war seiner Traumfrau über den Weg gelaufen … und die beiden würden in ein paar Monaten heiraten. Er hatte mich angerufen, um mir für heute Abend abzusagen.
»Diese Ausrede verwendest du in letzter Zeit ziemlich oft.« Ich merkte selbst, wie schlecht gelaunt ich klang, aber ich hatte einen stressigen Tag gehabt und sehnte mich wirklich nach einem Drink.
»Du weißt, dass es keine Ausrede ist. Als Bräutigam habe ich einfach gewisse Verpflichtungen.«
»Na gut«, meinte ich. »Viel Spaß.«
Ich steckte mein Handy weg und sah mich im Büro um. Ich war der Letzte auf dem Stockwerk. In der Regel arbeitete ich nicht so lange, doch ich hatte auf meinen Bruder gewartet, mit dem ich in der Bar auf der Dachterrasse etwas hatte trinken wollen. In den vergangenen Monaten hatten wir uns nicht oft gesehen. Er verbrachte viel Zeit mit seiner Verlobten, genau wie unsere Brüder Declan und Tyler mit ihren jeweiligen Herzensdamen. Aber es gab noch zwei weitere Brüder, die wie ich Single waren, was die Sache ausglich.
Ich wollte immer noch etwas trinken gehen, entschied mich allerdings, nicht allein in unsere Stammbar zu gehen. Heute Morgen auf dem Weg ins Büro hatte ich eine große Ankündigung gesehen, dass im Gebäude gegenüber am Abend ein neuer Laden eröffnete. Vielleicht würde ich einfach dorthin gehen und mir anschauen, was der ganze Rummel sollte. Ich konnte ruhig auch mal etwas Neues ausprobieren. Außerdem kannten mich in der Rooftop-Bar alle als Besitzer eines riesigen Architekturbüros und Angehörigen der Maxwell-Familie. Oft traten Leute an mich heran, um über die Arbeit zu reden oder sich einzuschleimen. Heute Abend wollte ich anonym bleiben.
Während ich das Gebäude verließ, schrieb ich meiner Nichte Paisley eine Nachricht, Tates Tochter aus erster Ehe. Ich wollte ihr zum Geburtstag ein Baumhaus schenken, aber vorher musste ich ein paar Recherchen anstellen, um herauszufinden, was sie sich wünschte. Ich versuchte, nicht zu offensichtlich vorzugehen, also hatte ich sie gebeten, mir für einen »Kunden« ein paar Bilder herauszusuchen. Was ganz schön riskant war, denn Paisley war zehn und wirklich clever.
Die LaSalle Street war abends genauso voll wie tagsüber. Auch das Gebäude gegenüber beherbergte hauptsächlich Büros. Ich hatte mit leeren Aufzügen gerechnet, doch stattdessen warteten eine Menge Leute davor. Bestimmt wollten sie alle in die Bar … aber wen interessierte das schon? Heute Abend hatte ich viel Zeit und war neugierig, wie der neue Laden aussah. Ich öffnete den obersten Knopf meines Hemdes, dann zog ich mein Jackett aus und hängte es mir über eine Schulter. Keine Ahnung, warum ich mir überhaupt die Mühe machte, eins zu tragen – im Juli war es in Chicago eigentlich viel zu schwül dafür.
Zehn Minuten später kam ich oben an. Bereits der erste Blick verriet mir, dass das Lokal den ganzen Hype wert war. Es war viel größer als der Laden, in den meine Brüder und ich regelmäßig gingen. Ich kundschaftete gern neue Bars aus – die Neugier eines Architekten, vermutlich. Diese hier war ganz in Weiß gehalten, mit grauen und grünen Akzenten. Überall leuchtete Marmor mit grünen Einschlüssen. Gefiel mir gut. Wie erwartet war es rappelvoll. Es gab eine Menge hoher Bartische, aber sie schienen alle besetzt. Sobald ich mir einen Drink besorgt hatte, würde ich nach einem Platz Ausschau halten.
Ich ging zur Bar und hatte meine Kreditkarte schon in der Hand. Ich musste nicht lange warten, bis ein Barkeeper meine Bestellung aufnahm.
»Einen Wodka Tonic.«
Aus den Lautsprechern drang Musik in der perfekten Lautstärke. Leise genug, um sich noch zu unterhalten, aber laut genug, um zu tanzen.
Nach wenigen Minuten stand mein Drink vor mir. Was ein weiterer Pluspunkt für den Laden war. Ich würde noch mal mit meinen Brüdern herkommen; sie würden die Atmosphäre lieben.
Ich schnappte mir mein Glas und drehte mich zum Raum um. In einer Ecke entdeckte ich einen leeren Tisch und machte mich sofort mit entschlossenen Schritten auf den Weg. Gerade als ich ihn erreicht hatte, rief eine Stimme hinter mir: »Moment, das ist meiner!«
Als ich mich umdrehte, stand ich Auge in Auge einer schönen Frau gegenüber. Sie war fast so groß wie ich, hatte hüftlange blonde Haare und blaue Augen. Sie trug einen Jeansrock und ein rotes Top mit Spaghettiträgern. Total sexy.
Ich strahlte sie an und ließ meinen Charme spielen. »Streng genommen, ist es mein Tisch. Ich war zuerst hier.«
»Aber nur um Sekunden«, antwortete sie mit einem frechen Grinsen. »Außerdem würde ich wetten, dass ich ihn zuerst gesehen habe.«
»Das wird sich schwer beweisen lassen. Aber ich hätte einen Vorschlag: Wieso teilen wir uns den Tisch nicht einfach? Groß genug ist er ja.«
Sie musterte mich misstrauisch, bevor ihr Blick zum Tisch huschte. In der Hand hielt sie ein gelbliches Getränk. Mir den Tisch mit einer attraktiven Blondine zu teilen, wäre kein Problem – eher ein unerwarteter Glücksfall.
Sie nahm die Schultern zurück und stellte ihr Glas ab. »Gut.«
»Übrigens, ich bin Luke.« Meinen Nachnamen verschwieg ich absichtlich. Der Name Maxwell zog oft ungewollte Aufmerksamkeit auf sich. So gut wie allen sagte er etwas, und dann gingen sie von falschen Voraussetzungen aus … und damit wollte ich mich heute Abend nicht herumschlagen.
»Ich bin Megan.«
»Was trinkst du da?«
»Einen Lillet. Ich habe den Barkeeper gebeten, mich zu überraschen … und ich glaube, er hat mich überzeugt.« Ein Lächeln spielte um ihre vollen Lippen.
»Du bist auch wegen der großen Neueröffnung hier?«
»Nein, ich wollte mir einfach mal die Gegend anschauen, weil ich hier morgen eine neue Stelle antrete.«
»Wirklich? Gratuliere. Wo denn genau?«, fragte ich neugierig.
»Das sage ich besser nicht, weil ich nichts beschreien will. Lass uns besser nicht über die Arbeit reden.«
»Ist okay«, entgegnete ich. Dann brummte mein Handy in meinem Jackett, und ich zog es heraus. »Da muss ich kurz rangehen. Das ist meine Nichte.«
»Mach nur, stört mich nicht.«
Ich hob ab. »Hey, Paisley.«
»Hey, Onkel Luke. Ich bin an deinem Auftrag dran und surfe gerade durch Pinterest. Gib mir doch noch ein paar Hinweise.«
»Sorry, ich habe nichts Konkretes. Du sollst einfach mal vorfühlen«, erwiderte ich, wobei ich mich schwer bemühte, beiläufig zu klingen. »Zeig mir einfach ein paar Sachen, die dir gefallen. Etwas, was du dir für dich selbst vorstellen könntest.«
»Ooooookay. Geht klar.«
»Schick mir die Bilder, ja?« Wenn es um meine Nichte ging, war ich wirklich nicht besonders subtil. Wahrscheinlich hatte sie mich längst durchschaut.
»Mache ich.«
»Danke.«
»Gern.«
»Worum ging es gerade?«, fragte Megan, als ich das Handy wieder wegsteckte.
Ich gluckste amüsiert, weil meine Seite des Gesprächs in ihren Ohren wahrscheinlich ziemlich seltsam geklungen haben musste. »Da du sie ja nicht kennst, kann ich dir das Geheimnis anvertrauen. Ich will meiner Nichte zum Geburtstag ein Baumhaus bauen. Und das war mein sehr offensichtlicher Versuch, ein paar Anregungen von ihr zu bekommen, damit ich auch ihren Geschmack treffe.«
»Ich fand dich gar nicht so offensichtlich. Allerdings war die Sache mit ›einfach ein paar Sachen, die dir gefallen‹ doch etwas auffällig. Wie alt ist sie?«
Ich lachte. Es fiel mir leicht, mich mit Megan zu unterhalten, und ihr Interesse schmeichelte mir. »Zehn. Sie ist clever, aber ich glaube nicht, dass sie schon einen Verdacht hegt.«
»Kinder lieben Baumhäuser. Ich habe mir in der Highschool mit Babysitting etwas dazuverdient. Das war immer ein Heidenspaß.«
»Danke. Normalerweise bin ich furchtbar schlecht, was Geschenke betrifft, aber ich merke mir, wenn Leute etwas gern hätten.«
Sie nippte erneut an ihrem Getränk, nur um dann ins Glas zu starren. »Ich finde diesen Drink richtig gut. Ich dachte erst, der Barkeeper versucht einfach, mir etwas aufzuschwatzen, aber er hatte recht. Leicht und frisch.«
»Bist du nervös wegen morgen?«, fragte ich sie. »Wir müssen nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Und du musst auch nicht ins Detail gehen. Ich dachte einfach, ein Gespräch mit einem Fremden könnte dich etwas beruhigen … also, falls du nervös bist.«
»Natürlich bin ich das«, gab sie zurück. »Neuanfänge sind immer nervenaufreibend, findest du nicht?«
»Stimmt.« Allerdings hatte ich seit Jahren nicht mehr neu angefangen, also war ich nicht der richtige Ansprechpartner, um Ratschläge zu geben. »Aber ich weiß jetzt schon, dass du dich toll schlagen wirst.«
»Woher?«
»Nun, zum einen bist du eine angenehme Gesprächspartnerin. Und ich sehe, dass du den neuen Job ernst nimmst.«
»Woher willst du das wissen?«
»Du hast dir heute die Gegend angeschaut, statt einfach morgen zum ersten Mal aufzutauchen. Ich vermute, das heißt, dass du wissen wolltest, wie alles aussieht, damit du nicht zu spät kommst oder zu nervös wirkst. Was zeigt, dass du vorhast, einen guten Eindruck zu machen.«
»Genau. Ich habe sogar den Kopf in die Lobby gesteckt, um mir den Empfang anzusehen, damit ich mich nicht im Gebäude verlaufe. Diese Gebäude sind so riesig.«
»Stimmt«, gab ich zu.
»Dann habe ich das Plakat mit der Ankündigung der Neueröffnung dieser Bar gesehen und dachte, ich gönne mir einen Drink, um mich zu beruhigen. Also, Tischdieb, was bringt dich heute nach hier oben?« Sie sah zu mir auf, wobei sie sich leicht vorlehnte und die Ellbogen auf den Tisch stemmte.
Ich musste mich wirklich bemühen, ihr in die Augen zu sehen, weil mir ihre Haltung den perfekten Blick in ihren Ausschnitt bot. Ich konnte den Saum ihres schwarzen BHs erkennen, auch wenn ich mir sicher war, dass sie nichts davon ahnte.
Sie war verdammt schön, mit Kurven, die ich die ganze Nacht erkunden wollte.
»Zuerst einmal gefällt mir diese Anrede nicht, denn wir hatten ja bereits festgestellt, dass wir nicht verifizieren können, wer den Tisch zuerst gesehen hat. Allerdings könnte ich mich mit der Anrede Tischteiler abfinden.«
Sie lachte. »Ich werde darüber nachdenken. Aber deine Version hat mich nicht ganz überzeugt. Du bist ziemlich schnell auf den Tisch zugegangen … fast, als wüsstest du, dass du Konkurrenz hast.«
Das entriss mir ein lautes Lachen. Sie war echt schlagfertig. »Das bin ich, immer entschlossen. Wenn ich etwas sehe, was mich interessiert, schlage ich sofort zu.« Ich beugte mich vor und wackelte mit den Augenbrauen. »Außerdem befinden wir uns in einer vollen Bar. Natürlich wusste ich, dass ich mit Konkurrenz rechnen muss.«
Sie sah einen Moment zu lange auf meine Lippen, bevor sie den Blick abwandte. Hitze schoss durch meine Adern. Die Chemie zwischen uns stimmte. Es war lange her, dass ich so schnell auf jemanden reagiert hatte.
»Allerdings.«
»Und um deine Frage zu beantworten: Ich arbeite hier in der Gegend. Aber ich akzeptiere deine Regel – heute Abend reden wir nicht über unsere Jobs. Ich entspanne mich in meiner Freizeit gern.«
»Indem du planst, wie du deiner Nichte ein Baumhaus bauen kannst?«
»Nicht nur das. Eigentlich wollte ich mich mit meinem Bruder Tate treffen, Paisleys Dad. Aber ihm ist etwas dazwischengekommen. Nun, ich will mich nicht beschweren. Denn hier bin ich also und teile mir den Tisch mit einer mysteriösen Schönen.«
Sie spielte am Stiel ihres Glases herum, ehe sie es mit einem Schluck leerte.
»Willst du noch einen Drink?«
»Nein. Einer reicht. Übrigens, ich weiß ein paar Dinge über Baumhäuser, falls du Anregungen brauchst. Ist wirklich nett, dass du das für deine Nichte tun willst. Und sexy.« Sie starrte ihr Glas an. »Jetzt verstehe ich, warum man sagt, Alkohol löst die Zunge. Sonst bin ich nicht so direkt.«
»Macht mir nichts aus.« Ich sah ihr tief in die Augen und genoss die Röte, die sich auf ihren Wangen ausbreitete. »Außerdem denke ich, wir können heute Abend noch etwas anderes tun.«
»Und das wäre?«
»Wie wäre es, wenn wir tanzen?« Die Musik war einladend, und es tanzten bereits ein paar Leute zwischen den Tischen. Es gab nicht viel Platz, doch das störte mich nicht.
Megan stieß den Atem aus, und ihre Augen verdunkelten sich. Offensichtlich fand sie mich genauso attraktiv wie ich sie.
»Ich vermute, das kann nicht schaden.«
»Autsch. Du verletzt mein Ego. ›Kann nicht schaden‹? Das wird fantastisch.«
Einer ihrer Mundwinkel hob sich. »Das werde ich entscheiden, nachdem ich deine Fähigkeiten getestet habe.«
»Herausforderung angenommen.«
Ich ergriff ihre Hand, verschränkte unsere Finger und spürte sofort, wie ihre gesamte Haltung sich veränderte. Sie spürte dieses Kribbeln auch. Ich zog sie an mich, bevor ich eine Hand an ihr Kreuz legte.
Ich war ihr so nahe, dass ich die Vibrationen der Bässe in ihrem Körper spüren konnte. Auf ihren Armen bildete sich eine Gänsehaut. Mir gefiel, wie sie auf mich reagierte, als ich uns im Takt der Musik bewegte.
»Du hast recht. Du bist gut.«
»Freut mich, dass du zumindest ansatzweise beeindruckt klingst.«
»Ich muss zugeben, ich hatte nicht viel erwartet.«
»Wieso hast du dann zugestimmt, mit mir zu tanzen?«
Sie sah zu mir auf und befeuchtete die Lippen. »Warum nicht?« Dann legte sie den Kopf schräg und meinte: »Ich denke, das erkläre ich zu meinem Motto für den heutigen Abend.«
»Finde ich toll.«
Und in diesem Moment wurden mir zwei Dinge klar.
Erstens: Ich konnte mich glücklich schätzen, dass Tate mich versetzt hatte.
Und zweitens: Megan würde heute Abend mit mir nach Hause kommen.
»Moment. Du hast deine Durststrecke mit einem One-Night-Stand beendet? Wer bist du, und was hast du mit meiner besten Freundin gemacht?«
Oh, warum hatte ich ihr davon erzählt? Es war acht Uhr morgens, und ich stand bereits vor dem Bürogebäude auf der LaSalle Street. In meiner Willkommensmail von der Personalabteilung hatte gestanden, ich solle gegen halb neun erscheinen. Ich wollte nicht zu früh nach oben gehen, also hatte ich Nina, meine beste Freundin und Mitverschwörerin, angerufen, um mir die Zeit zu vertreiben.
»Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, was mit mir los war.«
»Ist ja jetzt egal. Jedenfalls freue ich mich für dich.«
Selbst im Rückblick war ich mir noch nicht ganz darüber im Klaren, wie das eigentlich geschehen war. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen One-Night-Stand gehabt. Nicht zuletzt, weil ich seit der Highschool-Zeit bis vor zwei Jahren mit meinem Ex zusammen gewesen war. Nach unserer Trennung war ich erst einmal zu verletzt gewesen, um wieder auszugehen. Dann hatte ich ein paar Dates gehabt, aber wir waren nie über Küssen hinausgekommen. Doch Luke war gestern Abend charmant gewesen … und so ein toller Tänzer. Es fühlte sich immer noch surreal an, dass ich ihn in sein Penthouse begleitet hatte. Für gewöhnlich war ich ein vorsichtiger Mensch, der immer alles vorausplante und niemals spontan handelte. Aber letzte Nacht hatte ich alle Vorsicht in den Wind geschossen. Vielleicht eben, weil Luke ein so guter Tänzer war … oder vielleicht auch, weil die Geschichten über seine Nichte mich bezaubert hatten.
Ich schüttelte den Kopf. Es spielte keine Rolle. Ich würde ihn nie wiedersehen. Obwohl er mich nach meiner Telefonnummer gefragt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass er nicht anrufen würde … nicht, dass ich diesbezüglich eine Expertin wäre. Aber das war letzte Nacht gewesen – und heute war mein erster Arbeitstag.
»Nina, wünsch mir Glück, okay? Ich werde jetzt nach oben gehen und mich ins Wartezimmer setzen oder irgendwas.«
»Du wirst einen tollen Tag haben. Sie können sich glücklich schätzen, dich zu haben.«
»Danke.«
Ich war so aufgeregt über diesen neuen Job. Es war ein gut bezahltes Praktikum in einem der angesehensten Architekturbüros des Landes.
Ich schoss ein Selfie und schickte es an Tante Dana. Sie hatte mich aufgezogen, nachdem meine Eltern gestorben waren. Meine Tante machte gerade eine schwere Zeit durch, daher wollte ich sie ein bisschen aufmuntern. Nachdem sie ihren festen Job als Buchhalterin verloren hatte, hatte sie danach nur eine Teilzeitstelle gefunden. Ich hatte angeboten, ihr Geld zu leihen, aber sie hatte nichts davon hören wollen, da ich selbst bis heute arbeitslos gewesen war. Doch jetzt, wo ich ein geregeltes Einkommen hatte, würde ich sie vielleicht umstimmen können.
Ganz in Gedanken kontrollierte ich mein Aussehen in der getönten Fensterscheibe hinter der Drehtür, die ins Gebäude führte. Ich trug ein schickes marineblaues Kostüm und Pumps mit breiten Absätzen. Und auch meine Haare waren ordentlich frisiert.
Ich lockerte noch einmal meine Schultern, dann ging ich durch die Drehtür. Sobald ich im Gebäude war, durchquerte ich das atemberaubende Atrium mit entschlossenen Schritten. Ich fand die glänzenden schwarzen Fliesen und den schnittigen Empfangstisch einfach schön. Donna, die Personalchefin, mit der ich Anfang der Woche gesprochen hatte, hatte mich angewiesen, in den siebten Stock zu fahren. Im Erdgeschoss war wie zu erwarten eine Menge los, denn viele Firmen hatten in diesem fünfzigstöckigen Wolkenkratzer ihre Büroräume. Nachdem ich von der Rezeptionistin eine Besucherplakette erhalten hatte, ging ich zum Aufzug und drückte den richtigen Knopf.
Als ich ausgestiegen war, sah ich mich um. Alles wirkte ziemlich ruhig. Es gab einen Empfangstisch, aber dahinter saß niemand. Alles war in frischem Weiß gestrichen, was mich an eine Arztpraxis erinnerte. Dank des Verzeichnisses im Erdgeschoss wusste ich, dass auf diesem Stockwerk mehr als eine Firma residierte.
»Guten Morgen«, sagte eine Frau, die den Flur entlang auf mich zukam. »Ich bin Greta. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Hi, ich bin Megan Pierce«, sagte ich. »Ich bin die neue Praktikantin bei Supreme Architecture.«
»Einen Moment«, meinte Greta. »Ich arbeite für ein anderes Unternehmen. Aber ich werde gleich mit einem Verantwortlichen zurückkehren.«
Sie verschwand in einem Raum, der aussah wie eine Kaffeeküche. Darin schienen sich ein paar Leute aufzuhalten. Ich fragte mich, ob sie für Supreme Architecture arbeiteten oder für die anderen Firmen. Ich sah mich um, überglücklich, dass ich diesen Job ergattert hatte. Das Unternehmen war sehr renommiert und würde sich fantastisch in meinem Lebenslauf machen. Ich konnte mir gut vorstellen, jeden Tag früh ins Büro zu kommen und schon mal ein wenig Vorarbeit zu leisten, bevor alle anderen ihren Arbeitstag begannen.
Als ich Schritte hörte, drehte ich mich um … nur um zu erstarren. Luke kam mit selbstbewussten, entschlossenen Schritten auf mich zu. Auch er hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, mich zu sehen. Er trug einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd mit Manschettenknöpfen … und sah genauso heiß aus wie gestern Abend.
»Megan«, meinte er knapp und streckte mir die Hand entgegen, »was für eine Überraschung!«
Ich schüttelte ihm kurz die Hand, wobei ich mich sehr bemühte, die Wärme zu ignorieren, die sich sofort in mir ausbreitete.
»Du arbeitest hier?«, fragte ich, wobei ich wirklich hoffte, dass er Nein sagen würde. Es wäre schwer, ihm jeden Tag zu begegnen – besonders, solange der Job noch neu für mich war. Ich wollte mich konzentrieren können.
Er räusperte sich. »Ich bin der Besitzer von Supreme Architecture, Luke Maxwell. Und Greta meinte, du wärst unsere neue Praktikantin.«
Ich erstarrte, dann atmete ich einmal tief durch.
Oh, das war nicht gut.
»Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich sagen soll«, meinte ich schließlich.
»Lass uns in mein Büro gehen.« Er deutete einen schmalen Flur entlang.
Ich ging vor ihm. Meine Knie fühlten sich weich an, als wollten sie mein Gewicht nicht mehr lange halten.
»Ich bin Frühaufsteher, aber die anderen kommen auch bald. Greta ist die Assistentin meines Bruders Declan.«
Ich musste mich zusammenreißen … doch ich hatte keine Ahnung, wie. Stattdessen geriet ich immer mehr in Panik.
»Das ist mein Büro.« Luke deutete auf eine offene Tür zur Linken, und wir betraten den Raum. Er war groß, mit einem riesigen Fenster und einem großen Schreibtisch mit zwei Monitoren darauf. Dann zog er seinen Stuhl zur Seite, damit wir uns ohne Hindernis zwischen uns unterhalten konnten, und ich nahm ihm gegenüber Platz.
»Lass uns einfach so tun, als wären wir uns gerade zum ersten Mal begegnet«, meinte er locker.
Ich nickte, weil ich kaum atmen konnte.
Ich hatte mit Luke geschlafen.
Ich hatte mit dem Boss geschlafen.
Was für ein Einstieg in den neuen Job!
»Unsere Personalchefin wird …«
»Du wusstest nicht, wer ich bin?«, stieß ich hervor. Es konnte ja wohl kein Zufall sein, dass er denselben Tisch gewählt hatte!
Er runzelte die Stirn. »Nein. Die Personalabteilung ist für Einstellungen verantwortlich. Du hast nur mit Donna gesprochen, oder?«
»Ja.« Er musste sich doch meinen Lebenslauf angesehen haben, oder? Verdammt! Mir fiel wieder ein, dass sie absichtlich auf ein Bewerbungsbild verzichteten. Aber das konnte einfach kein reiner Zufall sein.
»Ich fühle mich nicht wohl«, gab ich zu. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.« So dringend ich diesen Job auch brauchte, das war nicht der richtige Neuanfang. Ich sollte einfach gehen.
Luke ließ sich in seinem Stuhl nach hinten sinken.
Wie konnte er so entspannt wirken? Brachte es ihn denn überhaupt nicht aus dem Konzept, mich hier zu sehen?
»Du willst den Job nicht?«, fragte er. »Es ist eine tolle Gelegenheit. Du würdest Seite an Seite mit den besten Architekten arbeiten.«
»Das weiß ich, Mr Maxwell.«
»Alle hier nennen mich Luke«, antwortete er glatt.
»Luke.«
Seine Augen wurden schmal. »Wieso nimmst du dir den Tag nicht frei und denkst in Ruhe nach? Diese Entwicklung war offensichtlich ein Schock.«
Das war noch untertrieben. »Allerdings«, stimmte ich ihm zu. »Dieses Angebot nehme ich gern an.« Vielleicht konnte ich klarer denken, wenn ich erst mal das Gebäude verlassen hatte.
Ich erhob mich. Mein Herz raste. Ich verstand einfach nicht, wie Luke so selbstsicher und gelassen sein konnte.
Und supersexy, warf eine kleine Stimme in meinem Kopf ein.
Spar dir die wenig hilfreichen Kommentare, Hirn.
»Ich werde dich noch nach draußen bringen«, sagte er.
»Nicht nötig. Ich finde den Weg schon selbst«, entgegnete ich schnell, weil mich das ein wenig zu sehr an die letzte Nacht in seinem Penthouse erinnerte. Er hatte mir angeboten, mich nach Hause zu fahren, aber ich hatte abgelehnt.
»In Ordnung.« Er stand trotzdem auf. »Megan, denk in Ruhe darüber nach, was du möchtest. Ich weiß, dass ich dich in meinem Team haben will.«
Ich nickte mit einem höflichen Lächeln, dann drehte ich mich um und ging gemessenen Schritts zu den Aufzügen. Ich bekam immer noch kaum Luft.
Der Aufzug brauchte eine Weile, bis er kam, doch zu meiner Erleichterung war die Kabine leer, und es stieg auch auf dem Weg nach unten niemand mehr ein. Sobald ich das Erdgeschoss erreicht hatte, warf ich meine Besucherplakette in die dafür vorgesehene Kiste und trat auf die Straße.
Die frische Luft draußen beruhigte mich sofort. Für einen Moment hatte ich wirklich gedacht, ich würde in Lukes Büro in Ohnmacht fallen.
Ich konnte das alles einfach nicht glauben. Gott, allein die wenigen Minuten im Büro in seiner Gegenwart hatten mich fast überwältigt. Er hatte sich ganz professionell verhalten. Wie war das möglich? Mich hatte das total durcheinandergebracht.
Ich musste mich beruhigen. Jetzt, wo ich draußen stand, mitten auf der geschäftigen LaSalle Street, ging es mir schon besser. Ich war eine erwachsene Frau und hatte bereits einige Schicksalsschläge hinter mir, obwohl ich erst sechsundzwanzig war. Als ich noch ganz klein war, hatte ich meine Eltern durch einen Unfall verloren, und auch nach der Trennung von meinem Ex hatte ich mich nicht unterkriegen lassen. Ich war stark. Ich hätte bleiben und meinen Job machen sollen, einfach um zu sehen, wie es lief – aber stattdessen war ich geflohen wie ein verängstigtes Mädchen.
Ich atmete einmal tief durch, dann ging ich die Straße entlang, in Gedanken bei der Frage, was ich nun tun sollte.
Mein Handy piepte. Ich zog es aus meiner Handtasche und entdeckte eine Nachricht von Nina.
Nina: Wie läuft es bisher so?
Statt zu antworten, rief ich sie an. Sie hob sofort ab.
»Hey, erzähl! Wie ist der neue Chef?«
Ich lachte nervös, aber gleichzeitig verschwamm mein Blick. »Erinnerst du dich an den Kerl, von dem ich dir erzählt habe? Den ich gestern Abend kennengelernt habe?«
»Hallo? Wie sollte ich den vergessen?«
»Er ist mein Chef.«
»Nein!«, rief Nina.
»Doch!« Ich schniefte. Bald schon würden Tränen fließen.
»Moment … was? Wie ist das möglich? Das ist einfach ein zu großer Zufall.« Sie klang genauso entgeistert, wie ich mich fühlte.
»Ha! Nun, wenn man länger darüber nachdenkt, ist es gar nicht so unwahrscheinlich. Die Bar liegt gegenüber dem Bürogebäude.« Mist, eine Träne lief mir über die Wange. Mein Mascara würde nicht lange standhalten.
»Ich meine, wusstest du denn nicht, wie er aussieht? Hast du ihn nicht gegoogelt, bevor du dich beworben … oder nachdem du die Jobzusage bekommen hast?«
»Nein, habe ich nicht. Ich habe mir auf LinkedIn die ehemaligen Praktikanten und ihren späteren Werdegang nach dem Praktikum angeschaut. Wahrscheinlich hätte ich auch über ihn recherchieren müssen. Dann würde ich jetzt gerade fröhlich meinen neuen Job machen.«
»Was meinst du damit? Hast du die Stelle etwa gar nicht angetreten?«
»Nein. Ich habe nicht allzu souverän reagiert. Ich bin erst erstarrt, dann habe ich ihm gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich den Job wirklich machen kann. Er hat vorgeschlagen, ich solle mir den Tag freinehmen, um den … ähm, Schock zu verarbeiten.«
»Das klingt vernünftig.«
Ich hatte das Gefühl, dass das Karma mir eine Lektion erteilen wollte. Du bist ein braves Mädchen, Megan. Und brave Mädchen haben keine One-Night-Stands.
Ich wanderte die LaSalle Street entlang und nahm die Geschäftigkeit der Stadt um mich herum auf. So seltsam das auch klang, das beruhigte mich. Manche Leute mussten in die Natur, um Ruhe zu finden. Ich brauchte das hektische Treiben von Chicago um mich herum. Für gewöhnlich sorgte das dafür, dass meine Probleme im Vergleich klein wirkten, aber im Moment half es nicht so gut wie gehofft.
»Okay, als deine beste Freundin … und jemand, der regelmäßig Mist baut … möchte ich dir sagen, dass du einfach lernen musst, mit deinen Fehlern zu leben. Deswegen musst du nicht den Job aufgeben.«
»Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich mit ihm zusammenarbeiten kann.«
»Du warst so aufgeregt wegen der Stelle, Megan. Schmeiß nicht gleich alles hin.«
»Ich bin immer noch aufgeregt. Das ist ein tolles Praktikum. Und ich habe lange nach so etwas gesucht.«
»Nur du kannst die Situation wirklich abschätzen. Ich will bloß sagen, dass dieser Vorfall nicht das Ende bedeuten muss.« Sie seufzte. »Meg, ich muss auflegen. Ich bin im Büro. Halt mich auf dem Laufenden, okay? Und bitte geh nicht zu hart mit dir selbst ins Gericht. Sonst verhältst du dich ja immer vorbildlich. Und, na ja, shit happens.«
Ich lachte, trotz meiner finsteren Laune. »Ich wünsche dir einen tollen Tag, Nina.«
Meine bisherige Berufslaufbahn war ein wenig chaotisch. Nach seinem Studienabschluss hatte mein Ex-Freund ein eigenes Architekturbüro gegründet. Ich hatte mich darauf gefreut, ihm zu helfen – hatte mir bereits ausgemalt, wie wir eines Tages zusammen eine erfolgreiche Firma führen würden. Ich war sogar naiv genug gewesen, zu glauben, dass wir heiraten würden, sobald sich alles etwas beruhigt hatte.
Um uns finanziell zu unterstützen, hatte ich nebenbei noch gejobbt. Vor zwei Jahren hatte er mir dann erklärt, dass er andere Frauen daten wollte; dass er bisher nur mit mir zusammen gewesen war und ihm das nicht reichte. Er hatte sogar einen bissigen Kommentar dazu gemacht, dass ich einfach nicht ehrgeizig genug war, um Karriere zu machen. Selbst heute noch versetzte mir die Erinnerung an dieses Gespräch einen Stich. Ich hatte bei meinem beruflichen Vorankommen auf die Pause-Taste gedrückt, um ihm den Rücken frei zu halten, und er hielt mir genau das vor.
Danach hatte ich eine Stelle bei SkyDesigns angetreten, und dort hatte es mir super gefallen. Aber vor fünf Monaten war ich entlassen worden. Sie mussten sich verkleinern, weil die Firma einfach nicht genügend Aufträge bekam. Die zuletzt Eingestellten mussten als Erste gehen … und ich gehörte dazu. In der Zwischenzeit hatten sie ganz dichtgemacht. Der Markt war hart umkämpft.
Ich hatte mich auf jeden Job beworben, der halbwegs vernünftig klang. Das Praktikum bei Supreme Architecture war ein Traum. Es dauerte sechs Monate. Und wenn es gut lief, würde ich danach überall unterkommen und mir die Stellen aussuchen können.
Aber es gab noch einen anderen Grund, warum ich mich für dieses Praktikum beworben hatte. Ich wollte mich für den US Architecture Design Award bewerben. Das war die prestigeträchtigste Auszeichnung in der Branche – und der Gewinner bekam eine sechsstellige Summe. Mein Traum war es, den Preis zu gewinnen und als Erstes die Hypothek auf Tante Danas Haus zu tilgen.
Doch es gab einen Haken: Um mich zu bewerben, brauchte ich eine Anstellung.
Ich blieb vor einer Saftbar stehen und betrachtete die Auslage. Eigentlich war ich kein großer Fan von Smoothies – Kekse und Eiscreme mochte ich viel lieber –, aber ich hatte in letzter Zeit genügend dumme Entscheidungen getroffen. Im Moment sollte ich mich für die gesunde Variante entscheiden.
Ich betrat den Laden. Glücklicherweise standen nicht allzu viele Leute an. Als ich den Tresen erreichte, fragte ich die Verkäuferin: »Was ist denn das Gesündeste, was ihr im Angebot habt?«
»Unser Kale-Spinat-Karotten-Smoothie.«
Ich verzog das Gesicht. »Sorry. Das klingt einfach zu gesund.« Ich scannte noch einmal die Karte. »Dann nehme ich einen Karotten-Apfel-Saft.«
»Kommt sofort.«
Mein Handy vibrierte wieder. Wahrscheinlich noch ein paar aufmunternde Worte von Nina. Ich keuchte, als ich stattdessen feststellte, dass die Nachricht von Luke war.
Luke: Megan, unsere heutige Begegnung war offensichtlich ein Schock für dich. Wie wäre es, wenn wir uns morgen noch mal treffen und über den Job reden?
Meine Daumen schwebten über dem Display, während ich darüber nachdachte, was ich antworten sollte. Mein Puls raste, und ich konnte mich kaum konzentrieren.
Megan: Okay. Sag mir, wann und wo, dann komme ich hin.
Sobald ich die Nachricht abgeschickt hatte, wurde mir klar, dass meine Handflächen feucht waren.
Wie, in aller Welt, sollte ich sechs Monate lang mit ihm zusammenarbeiten?
Als ich kurz vor dem Mittagessen das Büro verlassen wollte, tauchten meine Brüder Declan und Travis auf.
»Leute, ihr lasst wirklich nach. Ich warte auf euren Überfall, seitdem Megan heute Morgen das Büro verlassen hat.«
»Ich hatte ein wichtiges Telefonat mit einem Mandanten«, sagte Declan.
»Und ich habe gewartet, dass er vorbeikommt und mich abholt. Zusammen können wir dich immer besser in die Ecke treiben«, meinte Travis.
Declan war ein erfolgreicher Anwalt, dessen Kanzlei ebenfalls im Gebäude angesiedelt war. Ich hatte mit ihm und Tate eine Bürogemeinschaft. Travis hatte vor Kurzem seine Firma für einen Haufen Geld verkauft und gerade nichts zu tun. Streng genommen, hatte er hier kein Büro mehr, aber er war heute Morgen für einen speziellen Anlass vorbeigekommen: Unsere Großmutter und unsere Cousine Reese wollten sich vor ihrem Abflug nach London am frühen Morgen im Büro von uns allen verabschieden. Darauf hatte Gran bestanden.
Für gewöhnlich taten wir, was sie sagte. Tate hatte heute ebenfalls nur vorbeigeschaut, um die beiden zu verabschieden und sie dann zum Flughafen zu fahren.
Ich mochte es, mir das Büro mit meinen Brüdern zu teilen. So konnten wir uns auch während der Arbeitszeit mal unterhalten. Wir standen uns alle sehr nahe: insgesamt sechs Brüder plus zwei Cousinen, Reese und Kimberly, die für uns eher wie Schwestern waren. Heute Morgen, als ich Megan empfangen hatte, hatten Travis, Declan und seine Verlobte, Liz, meinen Schock bemerkt. Ich hatte ihnen versprochen, ihnen später alles zu erzählen, und den gesamten Vormittag darauf gewartet, dass sie auftauchten, damit ich mein Versprechen einlösen konnte.
»Soweit ich gesehen habe«, meinte Travis, »ist sie nach kaum fünf Minuten wieder verschwunden. Wieso das? Du bist der Unterhaltsame in der Familie. Sonst vertreibst du doch auch niemanden. Das ist Tates Spezialgebiet.« Er zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Und Declans.«
Declan musterte ihn stirnrunzelnd. »Ich stehe direkt neben dir, schon vergessen?«
»O nein. Ich dachte nur, ich sage es besser noch mal, falls du das in letzter Zeit von niemandem gehört hast.«
»Du erinnerst mich daran«, entgegnete Declan. »Täglich.«
»Wir kommen vom Thema ab.« Travis sah mich an.
»Ich habe sie gestern in der Bar im Gebäude gegenüber kennengelernt. Wir hatten, ähm, die ganze Nacht über Spaß. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war oder dass sie heute eine Stelle in meiner Firma antreten sollte.«
»Wie – und das meine ich so neutral wie möglich –«, sagte Travis, »kannst du nicht gewusst haben, wer sie ist? Du musst dir doch irgendwann ihre Bewerbung angeschaut haben.«
»Natürlich habe ich das. Aber in unseren Bewerbungen gibt es keine Fotos.«
»Und du hast weder auf LinkedIn noch in einem der anderen Karriereportale nach ihr gesucht? Das mache ich manchmal mit potenziellen Angestellten.«
»Nein.«
Travis stöhnte. »Unglaublich.«
»Auf jeden Fall war sie wie vor den Kopf geschlagen. Ich treffe mich morgen auf einen Kaffee mit ihr, um noch mal über den Job zu reden.«
Declan verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich intensiv. »Wenn sie den Job nicht will, solltest du es vielleicht besser dabei belassen.«
Ich lächelte. »Du magst das so sehen, aber ich nicht.«
Declan hätte sich immer für den leichtesten Weg entschieden. Doch ich war vom Charakter her vollkommen anders, obwohl ich der Zweitälteste war. Gran sagte immer, wir beide wären grundverschieden, würden uns aber perfekt ergänzen – ich wäre absichtlich ein Unruhestifter, damit Declan sich mehr anstrengen musste, uns unter Kontrolle zu halten. Ich sah es gern andersherum. Er hatte sich zu demjenigen entwickeln müssen, der versuchte, uns unter Kontrolle zu halten, weil ich so viel Chaos angerichtet hatte. Selbst mit fünfunddreißig verursachte ich Declan noch oft Kopfschmerzen.
Ich erhob mich aus meinem Stuhl. »Ich habe ein Meeting am anderen Ende der Stadt und komme danach nicht wieder. Wir sehen uns morgen. Bist du dann auch da, Travis?«
»Ja. Ich versuche, mich auf meine Pläne für die Zukunft zu konzentrieren, und das gelingt mir hier am besten.«
Declan drehte sich zu ihm um. »Hast du vor, uns zu verraten, was du vorhast?«
»Noch nicht.«
Nachdem er seine Firma verkauft hatte, hatte mein Bruder ein paar Monate damit verbracht, ständig Party zu machen, als gäbe es kein Morgen. Declan machte sich Sorgen, Travis würde sein Leben verplempern. Ich teilte diese Sorge nicht. Wir hatten alle eine starke Arbeitsmoral – so hatten uns unsere Eltern erzogen. Obwohl wir in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen waren, strebten wir danach, uns selbst etwas aufzubauen.
Ich fuhr quer durch die Stadt zu meinem Treffen mit einem potenziellen Auftraggeber – Jordan. Architekt war echt mein Traumberuf. Ich genoss es, neue Dinge zu schaffen. Und vor allem gefiel es mir, Visionen umzusetzen, die bisher niemand gehabt hatte. Ich liebte es, die Idee eines Kunden zu nehmen und sie zu verwirklichen. Dabei arbeitete ich viel mit 3-D-Programmen, die das Gebäude so klar wie möglich darstellten. Überwiegend befasste ich mich mit Wohn- und Bürogebäuden, aber wenn ein interessantes Gewerbeprojekt des Wegs käme, würde ich auch nicht Nein sagen.
»Wann, glauben Sie, könnten Sie mit dem Projekt starten?«, fragte Jordan.
Ich saß mit ihm und seinen Mitarbeitern im Konferenzzimmer, um die Renovierungen seines Gebäudes zu besprechen. Sie wollten das Büro nicht einfach nur aufhübschen, sondern etwas schaffen, was den Angestellten Komfort bot und die Konzentration verbesserte. Jordan führte eine Technologiefirma mit ungefähr dreißig Angestellten. Angesichts der zur Verfügung stehenden Quadratmeterzahl sollte die Umsetzung kein Problem sein.
»Ich werde das mit meinem Team besprechen und Ihnen dann ein Angebot mit einer genauen Terminplanung schicken. Vorher gebe ich nicht gern zeitliche Versprechungen ab.«
»Klingt fair«, meinte er.
Ich stand auf, und wir schüttelten uns die Hände.
»Respekt, Sie machen einen tollen Job! Ich habe mir eine Menge Architekturbüros angesehen, aber die anderen hatten weder Ihre Fähigkeiten, noch boten sie einen so guten Kundenservice.«
»Danke. Das weiß ich zu schätzen.« Das tat ich wirklich. Ein solches Lob war Musik in meinen Ohren.
Nachdem ich mich verabschiedet hatte und Jordans Büro verließ, wurde mir ein akutes Problem bewusst. Als ich mich für das Projekt beworben hatte, hatte ich mich darauf verlassen, dass Megan Teil unseres Teams sein würde. Wir waren jetzt schon unterbesetzt. Ich musste neue Leute einstellen. Aber wenn sie nicht als Praktikantin bei mir anfing, würde mich das in eine ungute Situation bringen. Ein weiterer Grund, sie zu überzeugen, den Job anzunehmen.
Ehrlich gesagt, verstand ich, dass sie schockiert gewesen war – und vielleicht war ihr unsere gemeinsame Nacht auch ein wenig peinlich. Ich dagegen war aus vielen Gründen begeistert, sie im Büro zu haben. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, es bei einem One-Night-Stand bewenden zu lassen. Sie hatte mir ihre Nummer gegeben, und ich hatte fest vorgehabt, sie nach ein oder zwei Tagen anzurufen, um einen Termin für ein gemeinsames Abendessen zu finden. Ich mochte Megan wirklich.
Und sie passte auch sehr gut in unser Team. Sie hatte erstklassige Arbeitszeugnisse und ein angenehmes Auftreten.
Nach dem Meeting fuhr ich direkt nach Hause. Mein Penthouse lag ein paar Blocks von der LaSalle Street entfernt. Es war ziemlich nobel, denn ich hatte keinerlei Kosten gescheut. Die Wohnung allein hatte ein Vermögen gekostet, doch die Lage war es wert. Außerdem hatte ich das Innere vollkommen umgestaltet. Ich hatte Wände herausgerissen und andere hochgezogen, um das Apartment nach meinem Geschmack zu gestalten. Alle Wände hatten bodentiefe Fenster, sodass ich unglaublich viel Tageslicht bekam. Ursprünglich hatte es drei Schlafzimmer gegeben, aber eines davon hatte ich aufgelöst und den Raum dem Wohnzimmer zugeschlagen, weil ich viel Platz haben wollte. Ich konnte in weitläufigen Räumen besser denken. In der Mitte der Fläche stand ein riesiges, halbrundes Sofa mit Sesseln an den Enden. Genug Platz für viele Leute – schließlich lud ich oft Freunde und meine Familie ein.
Obendrein hatte ich einen direkten Zugang zum Dach, mit einem Privatpool nur für mich. Ich mochte es, von oben über Chicago hinwegzusehen – und die Aussicht über die Stadt war fantastisch. Meine Stadt. Ich war stolz auf mich und meine Familie. In meiner Jugend hatten uns alle »die Maxwell-Erben« genannt. Meine Eltern – und vor ihnen meine Großeltern – hatten eine Buchhandelskette mit unserem Namen besessen, sie allerdings verkauft, als ich noch jünger gewesen war. Danach hatten sich die Erwartungen verändert. Die meisten Leute dachten, wir würden fortan einfach von unseren Treuhandfonds leben und uns die Zeit mit Partys vertreiben. Aber das war nicht passiert.
Es war nichts falsch daran, ein Vermächtnis fortzuführen. Hätte meine Familie die Buchhandelskette noch besessen, hätte ich sie mit Freunden übernommen. Doch ich war auch sehr stolz darauf, dass ich allein eine erfolgreiche Firma aufgebaut hatte.
Ich schaute auf die Uhr und beschloss, dass es Zeit wurde, Reese anzurufen. Meine Cousine und meine Großmutter sollten inzwischen in London angekommen sein und es sich bequem gemacht haben. Ich hatte warten wollen, bis sie im Hotel eingecheckt hatten, bevor ich mich meldete. Sie waren nicht einfach nur zum Spaß in London. Mein Onkel Harvey – Reese’ und Kimberlys Dad – hatte uns vollkommen überrumpelt, als seine Töchter herausgefunden hatten, dass er eine neue Familie gegründet hatte, ohne irgendwem davon zu erzählen.
Vor vielen Jahren war die Frau meines Onkels gestorben, was ihn in eine schwere Depression gestürzt hatte. Das war der Grund, warum Reese und Kimberly eher unsere Schwestern als unsere Cousinen waren. Wir waren quasi alle gemeinsam bei meinen Eltern und Gran aufgewachsen.
Reese hob nach dem zweiten Klingeln ab, nur um sofort wieder aufzulegen. Was sollte das?! Ein paar Sekunden später rief sie mich über WhatsApp zurück.
»Was hast du gerade getan?«, fragte ich.
»Wir haben doch ausgemacht, keine Telefonate, wenn wir im Ausland sind! Über WhatsApp ist es kostenlos.«
Ich fing an zu lachen. »Ganz ehrlich, Reese, wen interessiert das?«
»Hey, sei nicht so. Selbst wenn man eine Menge Kohle hat, sollte man aufs Geld achten.«