This Love is Forever - Layla Hagen - E-Book

This Love is Forever E-Book

Layla Hagen

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Beschreibung

Große Gefühle in Chicago mit einem CEO zum Verlieben. »The Maxwells« ist die neue prickelnde Romance-Reihe von Layla Hagen!

Um ihre Eltern finanziell zu unterstützen, beschließt Grundschullehrerin Lexi, in den Sommerferien als Kindermädchen zu arbeiten. Der reiche Unternehmer und alleinerziehende Vater Tate Maxwell stellt sie ein, es funkt sofort zwischen den beiden. Lexi versucht, ihre Gefühle zurückzuhalten, da Tate ihr Chef ist. Auch Tate zögert, seinem Herzen zu folgen, weil er nach der Trennung für seine Tochter vor allem eines will: Stabilität. Doch schon bald können sie sich nicht mehr zurückhalten und geben sich einander hin. Tate erkennt, dass Lexi genau die ist, die er und seine Tochter brauchen.

Jedes neue Buch ist wie eine süße Verführung. Layla Hagen beglückt die Leser:innen mit jeder neuen Geschichte ihrer romantisch-heißen Liebesromanreihen! 

»Layla Hagen ist die Queen der Familiengeschichten. Ich kann euch einfach alle Bücher der Autorin nur ans Herz legen!« lache.liebe.lese

»Layla Hagens Bücher machen süchtig! Voller Verheißung, Spannung und der Suche nach der wahren Liebe!« bluetenzeilen

»Jede Menge Romantik, klopfende Herzen, Charme und prickelnde Augenblicke. Ich genieße alle davon.« buchblog_lesehungrig

»Ich kann sie jedem Romance-Liebhaber absolut ans Herz legen!« love_booksandpixiedust

Spritzige Dialoge, große Gefühle und ganz viel Liebe – Die »The Maxwells«-Reihe bietet alles, was das Herz begehrt:

This Love is Forever (The Maxwells 1)

This Kiss is Forever (The Maxwells 2)

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© Layla Hagen 2021

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Promise Me Forever«, Independently Published 2021

© Piper Verlag GmbH, München 2023

Redaktion: Anita Hirtreiter

Covergestaltung: Sandra Taufer, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence, München mit abavo vlow, Buchloe

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Text bei Büchern ohne inhaltsrelevante Abbildungen:

Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

1

Tate

2

Lexi

3

Tate

4

Lexi

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Lexi

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Tate

7

Lexi

8

Tate

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Lexi

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Tate

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Tate

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Lexi

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Lexi

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Tate

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Tate

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Tate

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Tate

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Tate

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Lexi

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Lexi

Epilog

Lexi

Zwei Wochen später

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

1

Tate

»Kann ich mein Puzzle machen gehen? Biiiiiittteee?«, fragte meine neunjährige Tochter und klimperte mit den Wimpern.

»Na klar, Paisley. Und nach dem Frühstück fahren wir mit dem Boot raus.«

»Du bist der beste Daddy auf der Welt.«

Das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht, obwohl ich mich heute wirklich nicht wie ein Super-Dad fühlte.

Die Hälfte meiner Familie hatte sich im Wohnzimmer meines Hauses in Chicago versammelt. Meine Grandma Beatrice hatte es sich neben mir auf der Couch bequem gemacht, während meine Brüder Declan und Tyler an der Kücheninsel saßen und zu Ende frühstückten.

Dass sie mir gleich die Hölle heißmachen würden, konnte ich ihnen an der Nasenspitze ansehen. Ich fragte mich nur, wer sich als Erstes zu Wort melden würde.

Zu meiner Überraschung war es Gran.

Sobald meine Tochter den Raum verlassen hatte, schüttelte sie seufzend den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass du schon wieder eine Nanny verschreckt hast.«

»Ich habe niemanden verschreckt«, antwortete ich. »Sie war einfach nicht für den Job geeignet.«

»Alles klar. Es wäre ja auch völlig abwegig, dass du zu anspruchsvoll bist, oder?«, spottete Declan. Als der Älteste von sechs Brüdern ließ er keine Gelegenheit aus, uns Vorträge zu halten – oder wie er es nannte, uns Ratschläge zu geben.

Aber ich konnte ihm keinen Vorwurf machen. Mit vierunddreißig war ich der Drittälteste und hatte als Junge auch ständig allen gesagt, was sie zu tun hätten. Mom nannte Declan und mich immer ihre Generäle. Bis heute war ich mir nicht ganz sicher, ob sie das wirklich als Kompliment gemeint hatte. Sie hatte einen schrägen Sinn für Humor.

»Nein, der Grund war, dass sie Paisley vor den Fernseher gesetzt hat, um dann durch ihre Insta-Posts zu scrollen. Was natürlich so nicht geht.«

»Ich würde gern auf Paisley aufpassen. Das habe ich dir doch gesagt, Tate«, meinte Gran.

Ich räusperte mich, bevor ich ihr in die Augen sah. Ich wusste, dass sie es gut meinte, doch Paisley war ein Energiebündel. Ich musste mich taktvoll ausdrücken. »Gran, du hast nicht mehr die Ausdauer, um tagtäglich mit einer Neunjährigen mitzuhalten.«

»Junger Mann, soll das etwa heißen, ich wäre alt?« Sie sah zu Declan. »Das will er doch damit sagen, oder?«

Declan zog eine Grimasse. »In gewisser Weise ja. Aber das hat er bestimmt nicht so gemeint.«

Ich schüttelte den Kopf. So viel zu meinem Taktgefühl. »Tut mir leid, Gran.«

Ich musste eine neue Nanny finden, und zwar schnell. Da ich geschieden war und meine Tochter allein erzog, achtete ich darauf, jeden Abend zum Abendessen nach Hause zu kommen. Ich wollte meiner Tochter Stabilität bieten, während ihre Mutter durchs Land jettete. Nora und ich hatten jung geheiratet, kurz nach meinem College-Abschluss. Vier Jahre später ließen wir uns scheiden – als Paisley drei war und Nora beschlossen hatte, dass sie nicht gleichzeitig Model und Ehefrau und Mutter sein konnte. Daraufhin hatte ich versucht, einen Kompromiss zu finden, und sogar eine Paartherapie angeregt. Ich hatte mein Bestes gegeben – bis zu dem Moment, als sie mir mitteilte, dass sie mich mit einem Fotografen betrog.

»Ich habe mit der Agentur gesprochen. Sie suchen bereits nach einem Ersatz.« In den Sommerferien brauchte ich jemanden, der Vollzeit auf Paisley aufpasste. Während des Schuljahres sah das anders aus. Aber im Sommer war sie den ganzen Tag zu Hause, außer sie fuhr mal in ein Feriencamp oder übernachtete bei einer Freundin.

Als CEO von Maxwell Wineries, einem der größten Produzenten in der Branche, war ich sehr eingespannt. Ich brauchte jemand Vertrauenswürdiges, der in der Zwischenzeit auf Paisley aufpasste.

Egal, wie erfolgreich ich beruflich auch sein mochte, mich trieb ständig das nagende Gefühl um, dass ich kein guter Vater war. Ich konnte Paisley nicht das glückliche Familienleben bieten, das ich in meiner Kindheit gekannt hatte – oder auch nur eine Nanny für längere Zeit halten. Doch diesmal würde ich sehr genau darauf achten, wen ich einstellte.

»Wie hast du der Agentur den Job beschrieben?«, fragte Gran.

»Ich habe gesagt, es wäre wichtig, dass sie jemanden mit Erfahrung schicken, der Kinder mag und den Job nicht nur annimmt, weil sich gerade keine bessere Möglichkeit bietet. Ich brauche jemanden, der das als Beruf sieht, nicht als Übergangslösung. Paisley braucht Stabilität. Und es liegt in meiner Verantwortung, ihr diese zu geben.«

»Tate, sie hat doch uns alle. Das ist mehr als genug«, sagte Gran. »Es ist nicht deine Schuld, dass ihre Mutter abgehauen ist.«

Ich stand auf und stapfte durch mein riesiges Wohnzimmer, um aus dem Fenster zu schauen. Das Haus in Lincoln Park hatte ich direkt nach der Scheidung gekauft, weil ich Paisley so viel Platz wie möglich bieten wollte, ohne deswegen die Stadt zu verlassen und in einen Vorort zu ziehen. Aber eigentlich war es viel zu groß für uns beide.

»Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen«, sagte ich. An mir hatte es nicht gelegen, dass wir uns scheiden lassen hatten. Damit hatte ich mich mittlerweile abgefunden, doch mich bedrückte etwas anderes. Nora hatte mir nur zu bereitwillig das alleinige Sorgerecht überlassen und kümmerte sich kaum um unsere Tochter. Alle paar Wochen rief sie mal an und kam zu Paisleys Geburtstag zu Besuch. Einmal im Jahr fuhren Mutter und Tochter eine Woche zusammen weg. Das letzte Mal hatte Nora ihre Tochter mit in ein Wellness-Hotel genommen. Was Paisley nicht groß beeindruckt hatte.

Solche Gedanken halfen mir jetzt auch nicht weiter. Ich musste mich darauf konzentrieren, ein gutes Kindermädchen für Paisley zu finden. Meine Eltern kamen Ende des Monats von ihrer Urlaubsreise zurück, doch sie konnten auch nicht ständig auf sie aufpassen.

»Nun, ich würde ja anbieten, dir bei der Auswahl zu helfen, aber bei so was kenne ich mich nicht aus«, warf Tyler mit einem trägen Lächeln ein. »Allerdings könnte ich dir ein paar Tipps geben, damit du etwas lockerer wirst. Du wirkst ziemlich angespannt. Ich glaube nicht, dass du die Bewerberinnen auf diese Weise beeindrucken wirst.«

»Hey, es ist anders herum. Sie müssen mich beeindrucken.«

Declan hob die Augenbrauen. »Da irrst du dich. In diesem Punkt bin ich voll bei Tyler. Niemand wird für dich arbeiten wollen, wenn du sie gleich verschreckst.«

Ich stöhnte, dann tigerte ich ein wenig im Wohnzimmer auf und ab. »Lasst es gut sein, ihr beide. Ich brauche eure Ratschläge nicht.«

Es war ja nicht so, als könnte ich ihnen vor Gran sagen, dass sie sich verpissen sollten. Manchmal waren meine Brüder wirklich nervig.

»Da muss ich dir jetzt aber widersprechen. Genau das brauchst du gerade. Ich frage mich, auf wessen Seite sich wohl Luke, Sam und Travis schlagen würden. Vielleicht sollten wir sie anrufen, um es herauszufinden«, schlug Tyler vor.

Diesmal musste ich schmunzeln.

Wir taten das ständig: uns einfach so in das Leben der anderen einmischen. Wenn wir alle zusammen waren, konnte das durchaus ein bisschen außer Kontrolle geraten. So war es schon immer gewesen.

Declan und ich waren bloß deswegen Moms »Generäle«, weil Luke, der zweitälteste Bruder, beschlossen hatte, lieber Chaos zu stiften. Am witzigsten fand ich, wie stolz er noch heute darauf war, dass er uns andere fast immer davon überzeugen konnte, irgendeinen Unsinn anzustellen – bis heute rechnete er sich als eine seiner größten Leistungen an, Sam und Travis davon überzeugt zu haben, Gran eine Masernerkrankung vorzuspielen, indem sie sich rote Punkte auf die Haut gemalt hatten.

Wahrscheinlich war Declan deswegen Anwalt geworden. Er hatte so viel Zeit damit verbracht, uns aus Schwierigkeiten herauszuboxen, dass diese Berufswahl einfach logisch erschien. Sam und Travis, die beiden jüngsten, erinnerten an eine wilde Mischung aus Declan und Luke. Je nach Situation waren sie Unruhestifter oder Retter. Diese Dynamik war immer wieder faszinierend zu beobachten.

»Los, dann ruf sie doch so früh an einem Samstag an!«, sagte ich. »Du wirst schon sehen, was du davon hast.«

Gran schüttelte nur den Kopf. »Jungs, Jungs. Wenn ihr mich fragt, hat Tate jetzt bereits genug Meinungen gehört. Außerdem glaube ich nicht, dass ihr Sam oder Travis überhaupt ans Telefon kriegt.«

Das stimmte. Sam befand sich am anderen Ende der Welt, wo er für Ärzte ohne Grenzen arbeitete. Und Travis war gerade dabei, sein wahnsinnig erfolgreiches Start-up-Unternehmen zu verkaufen – und arbeitete daher rund um die Uhr.

Tyler hatte nur deswegen so viel Zeit, weil er der Goalie der Chicago Blades war – das seit dem Sieg des Stanley Cup als erfolgreichstes Eishockeyteam der USA gehandelt wurde. Im Sommer hatte er frei, aber sonst war er immer beschäftigt.

Gran seufzte. »Nun, falls du deine Meinung ändern und beschließen solltest, ich wäre der Aufgabe doch gewachsen: Ich bin zur Stelle. Ich liebe meine Urenkelin und fände es wunderbar, Zeit mit ihr zu verbringen.«

Das wusste ich. Doch Gran war zweiundachtzig. Egal, was sie auch sagte, sie konnte nicht länger als ein Wochenende mit Paisley Schritt halten.

Ich sah auf die Uhr und meinte: »Ich habe Paisley versprochen, heute mit ihr an den See zu fahren. Will uns jemand begleiten?«

»Nein, nein. Ich mag keine Boote. Da wird mir immer schlecht«, wehrte Gran ab. »Ich bin bloß hergekommen, um mit euch allen zu frühstücken.«

Samstag war der inoffizielle Familientag der Maxwells, aber ich vermutete, dass auch die Nachricht von der gekündigten Nanny etwas mit dem Besuch zu tun hatte.

Declan legte eine Hand auf meine Schulter. »So gern ich auch Zeit mit meiner Nichte verbringe, ich habe eine Verabredung zum Mittagessen und muss los. Ich will nicht zu spät kommen. Gran, soll ich dich zu Hause absetzen?«

»Das wäre wunderbar. Vielen Dank, mein Lieber.«

»Ich werde euch begleiten, Tate. Ich habe heute nichts Besseres vor«, meinte Tyler. »Vielleicht habe ich Glück und ergattere ein Date.«

Ich musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Du wirst den Ausflug mit meiner Tochter und mir nicht nutzen, um Frauen aufzureißen.«

Tyler grinste. »Ich werde dich nicht benutzen, das ist richtig. Aber Frauen stehen total auf heiße Onkel. Und auch auf heiße alleinerziehende Väter, habe ich gehört – nicht, dass dir das bisher geholfen hätte.«

»Sehr witzig. Willst du, dass ich meine Einladung zurücknehme?«, warnte ich ihn.

»Paisley hat mich vorhin schon eingeladen, und ich habe zugesagt, also lass es besser. Du willst doch deine Tochter nicht enttäuschen, oder?«

»Tyler, benimm dich«, schaltete Gran sich ein.

»Niemals«, gab er zurück, bevor er zu Gran ging, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. Der Mann hatte wirklich keinerlei Schamgefühl.

Gran schüttelte lachend den Kopf. »Ihr macht mich noch wahnsinnig. Und eure Eltern auch. Ich habe immer gehofft, ihr würdet alle genauso ungestüme Söhne kriegen, wie ihr es wart … damit ihr am eigenen Leib erfahrt, was ihr uns alles angetan habt. Aber dafür ist ja noch Zeit. Und dann werde ich mich zurücklehnen und lachen, während ihr versucht, eure Jungs zu bändigen.«

Keiner meiner Brüder war fest mit jemandem zusammen, also bezweifelte ich, dass Grans Wunsch sich allzu bald erfüllen würde.

Nachdem Gran und Declan gegangen waren, stieg ich die Wendeltreppe zum Zimmer meiner Tochter nach oben. Tyler wartete im Erdgeschoss auf uns. Paisley lag auf dem Bett und las ihre Lieblingsgeschichte, Schneewittchen.

»Paisley, willst du mit dem Boot rausfahren?«

Sie sprang sofort auf die Beine. »Ja, Daddy.« Sie rannte zu mir, schlang ihre Arme um meine Beine und sah zu mir auf. »Und können wir auch am Ufer entlangwandern und Steine sammeln? Bitte?« Sie klimperte so übertrieben mit den Wimpern, dass ich lachen musste. Paisley kam ganz nach der Maxwell-Seite der Familie. Wir hatten alle dunkelbraune Haare, allerdings hatte meine Tochter nicht meine braunen Augen geerbt. Paisley hatte die grünen Augen meiner Mutter, genau wie mein jüngerer Bruder Sam. Mein Dad und die anderen Brüder hatten braune Augen.

»Na klar, Krümel. Komm, lass uns gehen.«

Nach unserer Rückkehr würde ich den Stapel Bewerbungen durchsehen müssen, um die nächsten Schritte abzuwägen. Aber heute war erst Samstag … und ich hatte bis Montag Zeit, um die Agentur wissen zu lassen, welche Kandidatinnen ich zu einem Vorstellungsgespräch einladen wollte. Den morgigen Tag würde ich damit verbringen, die Unterlagen durchzugehen und mich dann auf die kommende, recht hektische Woche vorzubereiten. Der Sommer gehörte zu den geschäftigsten Zeiten im Weingeschäft. Doch mir machte die zusätzliche Arbeit nichts aus. Maxwell Wineries war mein ganzer Stolz. Dad hatte mich mit der Begeisterung für die Winzerei angesteckt. In meiner Kindheit hatten wir beide Stunden zusammen im Weinberg meiner Familie verbracht.

Paisleys Lachen hallte durchs Haus, als sie die Wendeltreppe nach unten lief.

Es war schön, dass meine Familie vorbeischaute, auch gern ganz spontan. Meine Tür stand ihnen immer offen. Mit Gran, meinen Eltern und meinen Geschwistern waren wir nie einsam, aber trotzdem fühlte sich das Haus noch nicht richtig wie ein Zuhause an.

Vor vielen Jahren hatte ich mir eine große Familie gewünscht, doch ich hatte meinen Frieden mit der Tatsache gemacht, dass mir das wohl einfach nicht vorherbestimmt war. Jetzt hatte ich aber erst mal nur ein Ziel vor Augen: die beste Nanny für Paisley zu finden.

2

Lexi

»Lexi, du musst das nicht tun«, sagte Dad.

»Dad, wir werden dieses Gespräch nicht noch mal führen. Außerdem ist mein Vorstellungsgespräch in einer halben Stunde. Auf keinen Fall sage ich jetzt noch ab. Wie geht es Mom?«

»Sie lässt es ruhig angehen.«

»Ich werde euch nach dem Vorstellungsgespräch anrufen. Nun muss ich mich fertig machen. Wir hören uns später, okay?«

»Viel Glück, Süße. Und vielen Dank.«

»Ich hab dich lieb, Dad. Bye.«

Sobald ich aufgelegt hatte, fing ich an, mich anzuziehen. Mein Vorstellungsgespräch sollte um Punkt acht Uhr beginnen. Ich sah im Wetterbericht nach, ob es regnen würde. Ich mochte Chicago im Sommer. Die meisten Leute waren von dem warmen, schwülen Klima nicht begeistert, aber ich liebte es. Für mich fühlte es sich an wie ein langer Urlaub, was in meinem Fall sogar halbwegs stimmte. Als Grundschullehrerin hatte ich im Sommer frei und verbrachte ihn für gewöhnlich am Lake Michigan, wo ich den ganzen Tag faul in der Sonne lag. Doch dieses Jahr war die Lage etwas anders. Ich hatte beschlossen, einen Ferienjob anzunehmen.

Meine Mom hatte im letzten Jahr zwei Herzoperationen gehabt. Die Kosten für die Behandlung und die Krankenhausaufenthalte türmten sich. Meine Eltern waren beide im Ruhestand und konnten diese Schulden keinesfalls abbezahlen. Obwohl sie mich nicht darum gebeten hatten, hatte ich meine Hilfe angeboten. Ich hatte einen Lebenslauf geschrieben, um nach einem Job zu suchen, der meinen Qualifikationen entsprach.

Ehrlich gesagt, hatte ich nach einer Beschäftigung in einem Sommercamp gesucht, aber die Agentur hatte mir ein vollkommen anderes Angebot geschickt. Bei der Jobbeschreibung hatte ich lachen müssen, weil eine »Erzieherin« gesucht wurde – was nur eine andere Bezeichnung für eine Nanny war.

Ich musterte mich im Spiegel und nickte anerkennend, als ich mein gelbes Kleid betrachtete. Es hatte einen U-Boot-Ausschnitt und war mittellang. Ich sah darin stylish, aber auch professionell aus und fühlte mich auch noch wohl. Ich entwirrte meine langen dunkelbraunen Haare und flocht sie zu einem Zopf. Mein Haar war von Natur aus lockig, besonders im schwülen Klima des Sommers. Was Make-up anging, gab ich mich mit ein wenig Lidstrich zufrieden, um meine blauen Augen zu betonen. Fünf Minuten später war ich fertig.

Ich lebte in einem wirklich beengten Apartment in einem vierzigstöckigen Gebäude in der Nähe von Edgewater. Neben der relativ geringen Miete hatte ich mich für diese Gegend entschieden, weil der Strand und der See quasi direkt vor dem Gebäude lagen. Ich konnte das Wasser von meiner Wohnung aus nicht sehen, da die Apartments mit Seeblick gute dreißig Prozent teurer waren. Aber ich musste bloß zwanzig Stockwerke mit dem Lift nach unten fahren, und schon war ich am Ufer.

Ich ging gern zu Fuß, besonders im Sommer, doch heute rief ich mir ein Uber. Mein potenzieller Arbeitgeber lebte in Lincoln Park, ungefähr eine Viertelstunde Fahrt entfernt. Natürlich hätte ich auch das Fahrrad nehmen können, aber dann wäre ich verschwitzt angekommen, und ich wollte einen guten Eindruck machen. Selbst Mitte Juni war es in Chicago bereits warm und schwül.

Ich brach mit einem Zeitpuffer auf, weil ich auf keinen Fall zu spät kommen wollte. Im Auto trommelte ich mit den Fingern auf den Oberschenkel, während ich aus dem Fenster sah. Ich war schon sehr gespannt, das kleine Mädchen und seinen Vater kennenzulernen. Die Jobbeschreibung hatte mir nicht viel verraten – außer, dass der Vater alleinerziehend und das Mädchen neun war. In diesem Alter konnten Pädagogen so viel Einfluss auf diese heranwachsenden Gemüter haben; ihre Neugier auf die Welt befeuern. Ich liebte es, das Leben durch die Augen von Grundschulkindern zu betrachten.

Kinder hatten eine Unschuld, die mich begeisterte. Eigentlich hatte ich gehofft, jetzt mit einunddreißig bereits eigene Kinder zu haben, doch leider hatte das nicht geklappt. Ich hatte zwei längere Beziehungen gehabt, die beide kein gutes Ende genommen hatten. Aber das spielte keine Rolle. Ich hatte meine Freunde und meine Eltern … die allerdings in Boston lebten. Ich mochte meine kleine Wohnung und meinen Job. Und die Kinder, die ich unterrichtete, überschütteten mich mit Zuneigung. Na ja, während des Schuljahres zumindest. Im Sommer war ich auf mich allein gestellt.

Doch dieser Sommer würde anders aussehen. Ich hoffte inständig, dass ich die Stelle kriegen würde, weil sie wirklich gut bezahlt war – viel besser, als es ein Job im Sommercamp gewesen wäre. Außerdem wäre es mal eine nette Abwechslung, sich allein auf ein Kind konzentrieren zu können. Aber falls es nicht klappen sollte, war ich entschlossen, etwas anderes zu finden.

Als der Fahrer vor dem Haus anhielt, starrte ich es mit offenem Mund an – denn es war eher eine Villa. Das Gebäude war riesig, mit zwei Stockwerken, einer Fassade aus weißem Stein und einer umlaufenden Veranda mit Säulen. Eine majestätische Treppe führte zum Eingang hinauf.

Wow. Ich kam nur selten in diesen Teil der Stadt, obwohl ich gewusst hatte, dass es hier schöne Häuser gab. Doch das hier war nicht einfach nett. Es war ein kleiner Palast.

Ich fragte mich, ob es wohl hinten einen Garten gab. Aber selbst wenn nicht, würden mir in diesem riesigen Prachtbau sicherlich nicht die Ideen ausgehen, was ich mit der kleinen Paisley anstellen konnte. Ich war eine echte Meisterin darin, Kinder beschäftigt zu halten, selbst in vollen Klassenräumen.

»Danke«, sagte ich zum Fahrer, ehe ich ausstieg. Da ich fünf Minuten zu früh angekommen war, tigerte ich vor dem Tor auf und ab, wobei ich immer wieder Blicke durch das Gitter warf. Ein mit Steinplatten gepflasterter Weg, der von wunderschönen Blumen und Pflanzen begrenzt war, führte auf beiden Seiten um das Haus zur Eingangstreppe. Das ließ mich vermuten, dass es in der Tat einen Garten gab.

Langsam wurde ich nervös. Seit gut sieben Jahren hatte ich kein Vorstellungsgespräch mehr gehabt – seitdem ich bei meiner aktuellen Schule, der Stone Academy, angefangen hatte.

Zwei Minuten später schwang die Eingangstür des Hauses auf. Ich biss die Zähne zusammen. Der attraktivste Mann, den ich je gesehen hatte, starrte in meine Richtung. Er hatte kurze dunkelbraune Haare, und seine braunen Augen waren selbst auf die Entfernung nicht zu übersehen. Er hatte wirklich Sex-Appeal.

»Sind Sie Lexi Langley?«, fragte er.

»Ja.«

»Ich bin Tate Maxwell. Kommen Sie doch rein. Sie müssen nicht draußen warten.«

»Okay.«

O Gott, ich musste mich am Riemen reißen. Einsilbige Antworten würden mir bestimmt nicht den Job sichern.

Tate stieg die Treppe nach unten und kam näher. Er sah aus wie ein Filmstar. Seine Augenfarbe lag irgendwo zwischen Bernstein und Rauchquarz. Er hatte die Ärmel seines weißen Anzughemdes aufgerollt, sodass seine sexy Unterarme zu sehen waren. Seine Oberarme waren ebenso muskulös, wie ich durch den Stoff seines Hemdes erkennen konnte.

Ob seine Bauchmuskeln wohl auch so definiert waren? Wahrscheinlich.

Ich schluckte schwer und zwang mich, meinen Blick auf sein Gesicht gerichtet zu halten.

Solche anzüglichen Gedanken waren total unpassend, schließlich könnte der Mann mein zukünftiger Arbeitgeber sein. Aber er sah echt so toll aus …

Er trug einen gepflegten Dreitagebart, und die kurzen Stoppeln betonten seine Augenfarbe. Mit meinen eins siebzig war ich wirklich nicht klein, doch er war ein gutes Stück größer, mindestens eins fünfundachtzig.

Als er das Tor öffnete, räusperte ich mich und streckte ihm dann die Hand entgegen. »Lexi Langley. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

»Ebenso. Kommen Sie doch rein.« Er öffnete das Tor weiter, und ich betrat das Gelände. Danach stiegen wir die Stufen zur vorderen Veranda hinauf, wobei er ganz nah neben mir ging.

»Sie haben ein sehr schönes Haus«, sagte ich, weil ich ein neutrales Thema finden wollte.

»Danke.« Er öffnete die Haustür. Kaum war ich eingetreten, musste ich ein Seufzen unterdrücken. Das Innere des Hauses war genauso atemberaubend wie das Äußere. Es war mit Antiquitäten eingerichtet, und an den Decken hingen Kronleuchter.

»Lassen Sie uns ins Wohnzimmer gehen. Dort ist es gemütlicher.«

»Ja, natürlich.«

»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte er. »Kaffee? Wasser? Sonst irgendwas?«

»Nein, vielen Dank.«

»Okay. Bitte, setzen Sie sich doch.« Er deutete auf eine der weißen Ledercouchen.

Ich ließ mich in die Polster sinken. Er wählte einen Sessel gegenüber. Seine Gegenwart hatte schon draußen überlebensgroß und allumfassend gewirkt, doch hier, in diesem Raum, spürte ich regelrecht die Energie, die von ihm ausging, auf meiner Haut.

»Ms Langley, ich habe mir Ihren Lebenslauf angesehen, und Sie haben genau die richtigen Qualifikationen. Ich hatte gehofft, eine ausgebildete Pädagogin für meine Tochter zu finden.«

»Na ja, ich arbeite jetzt seit sieben Jahren als Grundschullehrerin.«

»Und nun möchten Sie den Beruf wechseln?«

Ich runzelte die Stirn, weil ich nicht verstand, worauf er sich bezog. »Was meinen Sie?«

»Wieso bewerben Sie sich für diesen Job?«

»Während der Sommerferien habe ich frei, und ehrlich gesagt, brauche ich das Geld. Und der Job klingt wunderbar.«

Sein Stirnrunzeln vertiefte sich, bis seine Miene finster wirkte. Er stand aus dem Sessel auf, verschränkte die Arme vor der Brust und tigerte vor mir auf und ab. »Jetzt haben wir ein Problem, denn ich möchte jemanden, der meine Tochter in den nächsten paar Jahren dauerhaft betreut.«

»Oh! Das habe ich in der Jobbeschreibung nicht gesehen.«

»Ich bin mir sicher, dass ich die Agentur angewiesen habe, es mit aufzunehmen.«

»Vielleicht habe ich diesen Punkt einfach überlesen. Aber darf ich fragen, wieso Sie Vollzeit jemanden für sie brauchen? Sie geht zur Schule, oder?«

»Ja. Paisley ist in der vierten Klasse.«

»Das dachte ich mir. Und das ist die Klassenstufe, die ich unterrichte.« Tate wirkte immer noch verwirrt, also erklärte ich, worauf ich hinauswollte. »Also brauchen Sie vermutlich jemanden, der sie von der Schule abholt, heimbringt und ein paar Stunden bei ihr bleibt, bis Sie von der Arbeit heimkommen. Ist sonst jemand nachmittags zu Hause?«

»Es gibt nur mich«, meinte er knapp.

»Okay.« Ich hätte gern mehr erfahren, wollte aber nicht nachhaken. War er geschieden? Verwitwet? Nun, es war offensichtlich, dass er alleinerziehend war – der Rest ging mich eigentlich nichts an.

Ich bemerkte einen Anflug von Verletzlichkeit in seinem Blick, der so gar nicht zu seinem selbstbewussten Auftreten passte, dass ich nicht so recht wusste, was ich damit anfangen sollte. Doch bereits nach einer Sekunde war dieser Eindruck wieder verschwunden.

»Hören Sie, ich will ehrlich sein. Ich hätte den Job gern, weil ich Kinder liebe. Gleich als ich aus dem Uber gestiegen bin und das Haus gesehen habe, hatte ich bereits jede Menge Ideen, wie ich Paisley beschäftigt halten kann. Das ist ein toller Ort, um ein Kind großzuziehen. Ganz zu schweigen davon, wie nah der See ist.« Tate wirkte angetan von dem Gedanken, dass ich schon Aktivitäten mit seiner Tochter geplant hatte – was mich freute –, also fuhr ich fort: »Ich bin mir nicht sicher, wie schnell Sie eine langfristige Nanny finden werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es allzu viele ausgebildete Pädagogen gibt, die diesen Job längere Zeit als Vollzeitstelle haben wollen. Aber ich könnte ihn übernehmen, bis Sie eine Lösung gefunden haben.«

Sein Stirnrunzeln vertiefte sich noch einmal. Verdammt, dieser Mann konnte echt grimmig schauen. Und wieso war er sogar noch attraktiver, wenn er das tat?

»Ich werde darüber nachdenken. Meine Tochter bindet sich an die Leute, mit denen sie Zeit verbringt … daher habe ich so meine Zweifel, ob das wirklich eine gute Idee ist.«

Mir rutschte das Herz in die Hose. Wie hatte ich übersehen können, dass das kein Sommerjob war? Doch ich wollte ihn nicht drängen, weil das Wohlbefinden seiner Tochter im Vordergrund stehen musste. Wenn sie nicht gut mit häufig wechselnden Nannys klarkam, war es durchaus sinnvoll, von Anfang an jemanden anzustellen, der die Stelle für längere Zeit haben wollte.

»Okay. Haben Sie noch andere Fragen an mich?«, fragte ich.

»Nein, eigentlich stand alles in Ihrer Bewerbung. Hätten Sie denn Fragen an uns? Ich meine, an mich?«

Das war eine ermutigende Wendung. Vielleicht hatte er mich noch nicht ganz ausgeschlossen. »Ja. Wie viele Stunden am Tag wäre ich hier? Und was sollte ich Ihrer Ansicht nach in dieser Zeit mit Ihrer Tochter unternehmen?«

»Ich bin täglich acht oder neun Stunden in der Arbeit, also müssten Sie bereits morgens anfangen. Ich mache immer Frühstück für Paisley und mich, und wir essen zusammen. Abgesehen davon, können Sie mit ihr machen, was Sie für das Beste halten. Ich bin nicht der Meinung, dass es ständig nur ums Lernen gehen muss. Ich finde, Kinder sollten auch mal spielen dürfen.«

Ich grinste breit. »O mein Gott, Sie gehören zu einer aussterbenden Spezies! So was habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr von Eltern gehört. Vielen Dank für diese Einstellung … und ich bin ganz Ihrer Meinung. Durch Spielen entdecken Kinder die Welt. Auf diese Weise lernen sie. Und auch wenn viele Leute mir das nicht glauben – alles, was sie mit Spaß lernen, bleibt manchmal besser hängen als reines Wissen aus Büchern. Sie nehmen es leichter auf. Das ist ganz natürlich.«

Zum ersten Mal hoben seine Mundwinkel sich zu einem leisen Lächeln … sofort bildeten sich zwei Grübchen auf seinen Wangen. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ernsthaft? Wieso war er so sexy? Ich hätte nie vermutet, dass diesem Mann Grübchen standen, aber das taten sie. Allerdings hatte ich so eine Ahnung, dass an ihm einfach alles sexy wirkte.

»Ich mag Sie, Ms Langley.«

»Nun, ich liebe es, Kinder zu unterrichten. Deswegen bin ich Grundschullehrerin geworden. Müssen Sie oft auf Geschäftsreisen gehen? Ich meine, müsste ich auch hier übernachten?«

»Manchmal muss ich die Stadt verlassen. Aber für gewöhnlich übernachten dann meine Eltern oder meine Großmutter hier und passen auf Paisley auf.«

»Dann ist Ihre Familie also in der Nähe?«, fragte ich. Ich war fast ein wenig neidisch. Meine Eltern wohnten in einem anderen Bundesstaat, und im Sommer fühlte ich mich immer ein wenig einsam. Meine besten Freundinnen, Jenny und Ella, lebten ebenfalls nicht in der Stadt. Sie arbeiteten beide in einem Sprachcamp in Louisiana. »Das ist wunderbar.«

»Ja, ist es.«

Er erläuterte das nicht weiter, also bohrte ich nach: »Wie kommt es, dass sie nicht den Sommer mit Paisley verbringen?« Ich riss die Augen auf. »Tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«

»Tun Sie nicht. Sie haben es angeboten, aber Paisley ist ein echtes Energiebündel – wie alle Kinder, vermute ich – und egal, wie sehr meine Eltern und meine Großmutter sich auch einbilden, sie könnten mit ihr Schritt halten … sie können es nicht wirklich.«

»Das ergibt Sinn«, antwortete ich grinsend. Meistens wickelten Kinder Familienmitglieder ziemlich um den Finger, während sie sich bei einem Kindermädchen besser benahmen. »Könnte ich sie kennenlernen?«

Er zögerte. »Es ist besser, wenn sie die Bewerberinnen nicht trifft.« Damit hatte er natürlich recht. Ich hätte selbst daran denken können. »Und angesichts der Tatsache, dass Sie den Job nicht für längere Zeit annehmen möchten, wird es wahrscheinlich sowieso nichts werden, also wäre das nicht sinnvoll.«

»Oh. Okay.« Ich sackte ein wenig in mich zusammen, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und schlug die Beine übereinander. Trotz der Klimaanlage im Haus war meine Haut ein wenig feucht von der Hitze draußen. Ich schaute auf und stellte zu meiner großen Überraschung fest, dass Tates Blick auf meinen Beinen ruhte. Sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meiner Haut … denn wenn er mich so ansah, war es vielleicht besser, wenn ich den Job nicht bekam. Wenn ich mir schon Luft zufächeln wollte, wenn er mich abcheckte, konnte ich mir kaum vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich längere Zeit in seiner Gegenwart verbrachte. Und es wäre vielleicht besser, es nicht herauszufinden.

»Ich möchte mir trotzdem eine genauere Vorstellung von dem Job machen. Wie lange müsste ich hier sein?«

»Von neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Dann komme ich nach Hause und esse mit Paisley zu Abend.«

»Möchten Sie, dass ich auch koche? Ich bin keine Meisterköchin, aber einfache Mahlzeiten bekomme ich hin.«

»Nein, das ist nicht nötig. Ich mache immer das Abendessen.«

Ich hatte keine Ahnung, wieso, doch diese Vorstellung ließ mich innerlich dahinschmelzen. Ich konnte mir diesen Mann gut mit aufgerollten Ärmeln in der Küche vorstellen.

»Okay. Das wäre dann alles, oder?«, fragte ich.

»Was würden Sie mit meiner Tochter unternehmen?«, fragte er abrupt.

»Nun, zuerst einmal würde ich sie ein wenig kennenlernen und herausfinden, was sie gern macht. Ob sie Bücher liebt oder lieber draußen in der Natur unterwegs ist oder im Haus bleibt. Jedes Kind ist anders. Bisher war mir die Chance nicht vergönnt, mich nur auf ein einzelnes Kind zu konzentrieren. Ich fände das wunderbar.« Meine Worte verklangen, als Schritte auf der Wendeltreppe zu unserer Linken erklangen. Instinktiv drehte ich den Kopf und bemerkte ein neunjähriges Mädchen, das die Stufen nach unten rannte.

»Daddy, kann ich in den Garten gehen?«, rief die Kleine. Ihre dunkelbraunen Haare wogten um ihren Kopf. Sie trug einen pinkfarbenen Baumwollpyjama und war barfuß. Als sie mich entdeckte, blieb sie stehen und sah mich mit großen Augen an. »Tut mir leid, Daddy. Ich wusste nicht, dass jemand hier ist.«

»Hey, Paisley«, sagte er.

O mein Gott. Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er lächelte.

Als ich mich zu ihm umdrehte, begann mein Herz zu rasen. Der Mann wirkte vollkommen verändert. Er strahlte über das ganze Gesicht.

Ja, der mürrische Tate war heiß, aber ein glücklicher Tate war einfach nur zum Niederknien.

Paisley rannte zum Fernsehschrank. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass ihr Vater versuchte, ihr den Weg abzuschneiden.

»Was glaubst du, was du da tust?« Er schlang einen Arm um ihren Bauch und kitzelte sie.

Großer Gott, das war einfach zu viel für meinen Hormonhaushalt!

»Ich hole mir Schokolade, Daddy.« Sie spähte mit unschuldigem Blick zu ihrem Vater auf. Die ganze Szene war einfach anbetungswürdig.

Er sah über die Schulter zum TV-Schrank. »Du stiehlst jeden Morgen Schokolade?«

»Ich stehle sie nicht. Ich esse sie. Du hast mir nie gesagt, dass ich morgens, wenn du nicht hinschaust, keine Schokolade essen darf.«

»Nein, so spezifisch habe ich mich tatsächlich nicht ausgedrückt. Mein Fehler.«

Er fing an zu lachen. Ich konnte ein breites Lächeln nicht unterdrücken. Paisley konnte sich echt glücklich schätzen.

Tate sah mich an, und mein Magen machte einen Sprung. »Lexi, das ist Paisley. Paisley, das ist Lexi. Gerade führe ich ein Vorstellungsgespräch mit ihr und schaue, ob sie eine passende Nanny für dich wäre.«

Er gab seine Tochter frei. Paisley richtete sich auf und musterte mich neugierig. »Du bist hübsch.«

»Oh, danke dir«, gab ich zurück.

Ihr Blick huschte fast sehnsüchtig über meinen Zopf. »Kannst du mir beibringen, wie das geht?«

»Na klar. Ich kann dir die Haare jetzt gleich flechten, wenn du möchtest. Gibt es hier irgendwo einen Spiegel?«

»Ja.« Sie deutete auf die Wand gegenüber des Fernsehschrankes, wo in einer Ecke ein Spiegel hing, den ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich warf Tate einen fragenden Blick zu, und er nickte.

Dann nahm ich Paisley an der Hand und führte sie vor den bodentiefen Spiegel. »Okay. Wir stellen uns seitlich auf, dann kannst du sehen, was ich tue.« Ihr Haar war seidig und bereits ordentlich gekämmt, also fiel mir das Flechten leicht.

»Dad, kannst du uns mit dem Handy filmen? Dann weiß ich später noch, wie es geht.«

»Na klar«, sagte er und trat neben uns. Näher war er mir noch nie gewesen. Ich schnappte nach Luft. Meine Finger zitterten ein wenig, und für einen Moment konnte ich mich nicht konzentrieren. Sein Körper strahlte Hitze und Männlichkeit aus. Bereits seine reine Nähe brachte mich durcheinander.

»So, schon fertig«, sagte ich ein paar Minuten später.

Paisley musterte breit grinsend ihren Zopf im Spiegel. »Der ist toll. Daddy, wann gibt es Frühstück?«

»Sobald Ms Langley gegangen ist. Wieso gehst du nicht in dein Zimmer und ziehst dich an? Ich werde dich rufen, wenn alles fertig ist, okay?«

Paisley nickte und ging sofort Richtung Treppe.

»Sie ist sehr brav«, meinte ich, sobald Paisley uns nicht mehr hören konnte.

Wir standen immer noch vor dem Spiegel. Tate hatte sich einen kleinen Schritt zurückgezogen, aber damit war er mir für meinen Seelenfrieden immer noch zu nah. Ich verstand einfach nicht, wieso seine Gegenwart mich so durcheinanderbrachte. Doch ich vermutete, dass Tate Maxwell zu der Art von Mann gehörte, die immer einen Eindruck hinterließen, egal, wie viele Leute sich auch im Raum aufhalten mochten. Er hatte eine dominante, fesselnde Ausstrahlung.

»Sie ist ein tolles Kind«, sagte er, als er mit einem leisen Lächeln den Blick vom Handy hob.

»Okay. Nun, ich gehe dann mal. Rufen Sie mich an, wenn Sie glauben, dass ich die Richtige für den Job wäre.« Auf dem Weg zur Tür fragte ich: »Was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis Sie sich entschieden haben?«

»Ich führe heute und morgen noch weitere Vorstellungsgespräche. Danach werde ich wahrscheinlich eine Entscheidung treffen. Ich brauche so schnell wie möglich jemanden. Bis dahin arbeite ich von zu Hause aus.«

»Okay. Ich werde mir ein Uber bestellen.« Ich zog mein Handy heraus und stellte fest, dass ein Wagen sich direkt in der Nähe aufhielt. »In zwei Minuten ist es da.«

Wir traten durch die Tür, und Tate bot an: »Ich werde Sie noch zum Tor bringen.«

»Danke.«

Seite an Seite stiegen wir die Stufen nach unten. Als Tate das Tor erreichte, öffnete er es mit einer Hand. Dabei berührten sich unsere Arme, und mir lief ein Schauder über den Rücken. Ich richtete mich höher auf und sah ihn an.

»Vielen Dank für das Gespräch. Ich werde auf Ihren Anruf warten.« Meine Stimme zitterte leicht, aber ich hoffte inständig, dass er nichts bemerkte. Was war hier bloß los?

»Sie hören von mir, Ms Langley.« Seine Augen verdunkelten sich.

Ich wandte den Blick ab. O wow. Spielte mir meine Fantasie einen Streich, oder checkte er mich schon wieder ab?

Seine Ausstrahlung wirkte gerade nicht einfach nur magnetisch, sondern geradezu gefährlich. Als könnte ich mich selbst verlieren, wenn ich ihm zu nahe kam. Und das durfte ich auf keinen Fall zulassen, oder?

Ich hatte eine goldene Regel: Ich ging niemals mit Eltern aus. Das erschien mir einfach unprofessionell. Und ich wollte nicht, dass meine Schüler dachten, ich hätte Lieblingskinder. Paisley ging zwar nicht auf meine Schule, aber ich wollte mich trotzdem an meine Regel halten.

Was allerdings noch lange nicht bedeutete, ich dürfte mich nicht ein paar harmlosen Tagträumereien hingeben.

Wieso musste Tate Maxwell auch so sexy sein, dass meine Fantasie sofort in verbotene Richtungen wanderte?

Doch alles Verbotene war schließlich total attraktiv.

3

Tate

Zwei Tage später kam ich mit meinen Brüdern in der Zentrale von Maxwell Wineries zusammen, die in einem der Bürogebäude in der LaSalle Street lag.

Meine Leidenschaft für Wein wurde schon sehr früh geweckt. Wir hatten unsere Kindheit auf einem Weinberg am westlichen Rand des Bundesstaates verbracht. Es war nur ein kleiner Weinberg, und mein Dad hatte bloß für den Eigenbedarf produziert, aber der Funke war bereits damals auf mich übergesprungen. Ich hatte immer gewusst, dass ich einmal Wein produzieren wollte – obwohl ich in den Maxwell Bookstores aufgewachsen war, der Buchhandelskette, die meine Großeltern gegründet hatten. Nach dem Tod meines Grandpas hatten meine Großmutter, mein Onkel und meine Eltern die Geschäfte weitergeführt. Vor zehn Jahren hatten sie alles für einen Preis, wie er in dieser Branche noch nie gezahlt worden war, verkauft. Daraufhin hatten meine Eltern Treuhandfonds für jeden von uns eingerichtet. Ich hatte das Geld nicht angerührt – sondern den Fonds sofort auf Paisleys Namen umschreiben lassen.

Maxwell Wineries war ein Erfolg. Tatsächlich hatte ich den Firmensitz bereits zwei Jahre später in dieses Gebäude verlegt.

Alles hatte damit angefangen, dass ich viel zu viel Platz für meine Angestellten anmietete. Nach und nach verlegten meine Brüder ihre Firmen ebenfalls in dieses Gebäude. Declan, Luke und Travis hatten auch Büros hier. Tyler schaute oft vorbei, besonders in den Saisonpausen. Sam schloss sich uns an, wann immer er mal im Lande weilte.

Nach Feierabend versammelten wir uns manchmal auf dem Dach, wo es eine Bar gab, die einen tollen Ausblick über die Skyline von Chicago bot. Und genau dort waren wir gerade. Das war einer der großen Vorteile davon, im selben Gebäude zu arbeiten.

»Mann, vielleicht sollten wir dir bei der Auswahl helfen«, meinte Declan. Er hatte mich gefragt, wie die Vorstellungsgespräche gelaufen waren und ob ich mich schon für eine Bewerberin entschieden hätte. Aber ich konnte nicht ehrlich sein.

Stöhnend nahm ich einen Schluck von meinem Bier. In den letzten zwei Tagen hatte ich mit vier Kandidatinnen gesprochen … und bisher wollte ich niemand anderen als Lexi Langley. Sie war diejenige, die gleich eine Verbindung zu meiner Tochter aufgebaut hatte und die Kinder tatsächlich mochte. Die anderen hatten vorher andere Jobs gemacht. Eine Bewerberin hatte gerade ihre Festanstellung in der IT-Branche verloren. Die andere hatte bis vor Kurzem als Kassiererin bei einer Bank gearbeitet, und die letzte war eine aufstrebende Modedesignerin. Lexi war vollkommen anders. Und sie war mir viel zu sympathisch, was echt ein Problem war. Denn wenn sie die Nanny meiner Tochter werden sollte – egal, ob nun vorübergehend oder nicht –, durfte ich sie nicht attraktiv finden.

Sie war einfach verdammt schön. In diesem gelben Kleid hatte sie wahnsinnig sexy ausgehen. Und das verwirrte mich total.

»Alter, er ist total in Gedanken versunken«, meinte Tyler. »Das ist total untypisch für ihn. Irgendwer muss ihn durcheinandergebracht haben.«

»Stimmt.« Luke beschloss, dass auch er seinen Senf dazugeben musste. »Sonst bist du immer superentschlossen und ganz konzentriert. Predigst du nicht ständig, dass genau das der Schlüssel zu deinem Erfolg ist? Wer also ist die Frau?«

»Wieso verbündet ihr euch gegen ihn? Es fällt ihm schwer, die nächste Nanny auszuwählen, weil er sich bewusst ist, dass er sie wahrscheinlich vor Ende des Sommers wieder feuern wird«, sagte Travis.

»Oder bereits Ende des Monats«, meinte Luke.

Unsere familiäre Unfähigkeit, unsere Meinungen für uns zu behalten, war fast schon chronisch.

»Ich feuere niemanden, weil ich ein Arsch bin. Diejenigen, die ich entlasse, haben während ihrer Arbeitszeit Dinge getan, die sie nicht hätten tun sollen. Die meisten gehen von alleine, weil sie den Job leid sind. Das trifft Paisley hart, weil sie sich an die Leute gewöhnt. Und jetzt ist die einzige Kandidatin, die mir wirklich gefallen hat, Lexi – eine Grundschullehrerin, die mir von Anfang an gesagt hat, dass sie den Job nur bis zum Ende der Sommerferien machen kann.«

»Aber sie ist die beste Kandidatin, oder?«, fragte Luke.

Ich nickte.

»Moment mal«, fügte Travis hinzu. »Er ist zu still. Ich würde darauf wetten, dass er Miss Lexi ein bisschen zu sehr mag. Stimmt’s?«

Erwischt.

Tyler fing an zu lachen. »Mann, tu das nicht. Auf keinen Fall. Etwas mit der Nanny deiner Tochter anzufangen, ist keine gute Idee, glaub’s mir.«

»Sie ist noch nicht die Nanny meiner Tochter, und ich habe nichts mit ihr angefangen.«

Luke tätschelte mir die Schulter. »Noch nicht, hm?«

Declan hob eine Hand in Richtung des Barkeepers. »Eine Runde Tequila-Shots, bitte. Bier wird heute Abend nicht reichen.« Er wandte sich mir zu. Dabei hatte er seine Anwaltsmiene aufgesetzt, folglich wusste ich bereits, dass er eine Warnung aussprechen wollte. »Tate, tu das nicht. Das Letzte, was du brauchen kannst, ist eine Anzeige wegen sexueller Belästigung. Und …«

»Declan, spar dir den Vortrag und vertrau mir einfach, ja? Ich habe niemals eines der Kindermädchen meiner Tochter angeschaut und werde jetzt auch nicht damit anfangen.«

Okay, das war nicht ganz wahr. Ich hatte Lexi sehr genau angesehen … und hatte mich einigen Fantasien hingegeben.

»Okay. Wieso reden wir nicht über etwas anderes?«, meinte Tyler. »Hat irgendwer in letzter Zeit mit Reese gesprochen?«

Reese war unsere Cousine von Dads Seite. Sie und ihre Schwester, Kimberly, waren quasi bei uns zu Hause aufgewachsen, und wir standen uns sehr nahe. Reese machte gerade eine schwere Zeit durch – seitdem sie dahintergekommen war, dass ihr mieser Ex-Verlobter sie betrogen hatte. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hatten sie eigentlich auch geplant, sich gemeinsam selbstständig zu machen.

»Ich spreche täglich mit ihr«, sagte Declan, »aber sie erzählt nicht viel. Überwiegend macht sie sich Sorgen um Grans Gebäude.«

Als die Buchläden verkauft wurden, hatte Gran darauf bestanden, das Gebäude zu behalten, in dem sie ihr erstes Geschäft eröffnet hatten. Es war ein Symbol für sie, weil es sie an Grandpa erinnerte, und bedeutete ihr dementsprechend viel. Reese und der Mistkerl hatten in den oberen Stockwerken eine Wellness-Oase eröffnen wollen. Nun herrschte Chaos. Declan half bei den juristischen Folgen.

Ich wandte mich an Luke, weil er Reese und Kimberly am nächsten stand. »Langsam verarbeitet sie alles. Aber es hilft nicht, dass der Mistkerl ihr die Sache so schwer macht. Er will die Wellness-Oase nach wie vor eröffnen.«

»Das wird noch Ärger geben«, meinte Declan.

Ich biss die Zähne zusammen. »Dann ist er nicht nur ein Arschloch, sondern auch noch ein Idiot. Er versteht einfach nicht, mit wem er sich da anlegt.«

Er würde noch bereuen, Reese verletzt zu haben. In Bezug auf meine Cousinen hatte ich einen starken Beschützerinstinkt – genau wie all meine Brüder. Geschäft war Geschäft, aber für uns stand die Familie immer an erster Stelle. Auf keinen Fall würde ich zulassen, dass Reese verletzt wurde.

***

Meine Brüder und ich verbrachten den Abend miteinander. Paisley war heute bei Gran. Als ich zu Hause ankam, ging ich nicht nach oben, sondern stattdessen in mein Arbeitszimmer.

Ich könnte Gran bitten, noch ein wenig länger auf Paisley aufzupassen, und mir in der Zwischenzeit weitere Bewerberinnen von der Agentur schicken lassen. Aber das wollte ich nicht. Es war der Agentur gegenüber nicht fair. Außerdem hatte ich schon oft genug nach Nannys gesucht, dass ich wusste, jemand wie Lexi Langley würde mir so schnell nicht wieder begegnen. Die Art, wie sie sofort eine Verbindung zu meiner Tochter aufgebaut hatte, hatte etwas in mir ausgelöst – etwas, was ich momentan nicht näher analysieren wollte. Sie war ehrlich gewesen; das war nicht nur ein Job für sie. Und dass sie sich auf Anhieb mit Paisley verstanden hatte, bewies, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte.

Paisley hatte darum gebeten, auch die anderen Frauen kennenzulernen, mit denen ich sprach, und ich hatte nachgegeben. Schließlich war sie es, die Zeit mit ihnen verbringen würde, also sollte Paisleys Meinung eine Rolle spielen. Zufälligerweise mochte sie Lexi auch am liebsten von allen.

Ich ließ mich in meinen Lederstuhl sinken und griff nach dem Telefon. Es gab keinen Grund, die Sache noch länger aufzuschieben. Ich würde Lexi Langley anstellen – und ich würde eine gesunde Distanz zu ihr wahren, um meiner Tochter nichts zu verderben.

Bevor ich meine Meinung noch mal ändern konnte, rief ich sie an.

Nach ein paarmal Klingeln hob sie ab.

»Hi. Mr Maxwell, oder?«, fragte sie laut. Trotzdem konnte ich sie über die dröhnende Musik im Hintergrund kaum verstehen.

»Ja. Haben Sie kurz Zeit?«

»Na klar. Warten Sie, ich gehe ein Stück zur Seite.«

»Wo sind Sie?«, fragte ich.

»Am See. Es gibt Livemusik, und ich bin hergekommen, um sie zu genießen.« Ein paar Sekunden später wurde die Musik leiser. »Okay. Ich höre.«

»Ich hatte ja versprochen, dass ich mich melde. Ich habe die Bewerbungsgespräche abgeschlossen und bin froh, Ihnen mitteilen zu können, dass Paisley und ich uns freuen würden, wenn Sie so bald wie möglich anfangen könnten.«

»Oh, wow. Wirklich? Das ist toll. Ich dachte, wegen der zeitlichen Beschränkung wäre ich gleich aus dem Rennen.« Sie klang ein wenig atemlos, was mich vermuten ließ, dass sie noch andere Gründe im Kopf hatte. Ein paarmal hatte sie mich dabei erwischt, wie ich sie gemustert hatte. Ich musste vorsichtiger sein.

Nein, ich musste ganz damit aufhören, sie abzuchecken!

»Sie sind sehr qualifiziert, und Sie und meine Tochter hatten einen guten Draht zueinander. Natürlich ist es nicht ideal, dass Sie den Job nach Schulbeginn nicht mehr machen können, aber wir werden schon klarkommen.«

»Darüber habe ich auch nachgedacht«, meinte sie. »Sie können weitersuchen … und wenn Sie vor Ende der Ferien jemanden finden, werde ich mich nach einem anderen Job umsehen.«