9,99 €
Der Scheidungsanwalt und die große Liebe! Die neue verführerisch-sinnliche Romance von Layla Hagen, der Königin der prickelnden Romantik. Declan Maxwell lebt sein Leben streng nach Vorschrift. Als erfolgreicher Scheidungsanwalt glaubt er längst nicht mehr an die große Liebe. Doch als er ein Haus kauft, wird sein Leben ganz schön durcheinandergewirbelt: Denn das Gästehaus ist an die ungestüme Liz Watson vermietet, und Declan kann sie gemäß Kaufvertrag nicht rausschmeißen. Liz hält ihn für einen furchtbaren Spießer, Declan sieht in Liz das personifizierte Chaos. Doch nicht nur beim Streit sprühen die Funken zwischen den beiden heftig. Die Maxwell-Brüder sind die heißesten Männer, die Chicacgo zu bieten hat! Jedes neue Buch ist wie eine süße Verführung. Layla Hagen beglückt die Leser:innen mit jeder neuen Geschichte ihrer romantisch-heißen Liebesromanreihen! »Layla Hagen ist die Queen der Familiengeschichten. Ich kann euch einfach alle Bücher der Autorin nur ans Herz legen!« lache.liebe.lese »Layla Hagens Bücher machen süchtig! Voller Verheißung, Spannung und der Suche nach der wahren Liebe!« bluetenzeilen »Jede Menge Romantik, klopfende Herzen, Charme und prickelnde Augenblicke. Ich genieße alle davon.« buchblog_lesehungrig »Ich kann sie jedem Romance-Liebhaber absolut ans Herz legen!« love_booksandpixiedust Spritzige Dialoge, große Gefühle und ganz viel Liebe – Die »The Maxwells«-Reihe bietet alles, was das Herz begehrt: This Love is Forever (The Maxwells 1) This Kiss is Forever (The Maxwells 2) This Dream is Forever (TheMaxwells 3) This Feeling is Forever (The Maxwells 4)
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Mehr über unsere Autorinnen, Autoren und Bücher:
www.everlove-verlag.de
Wenn dir dieser Roman gefallen hat, schreib uns unter Nennung des Titels »This Dream is Forever« an [email protected], und wir empfehlen dir gerne vergleichbare Bücher.
Aus dem amerikanischen Englisch von Vanessa Lamatsch
© Layla Hagen 2022
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Show Me Forever« Independently Published 2022
© everlove, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2024
Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)
Redaktion: Anita Hirtreiter
Covergestaltung: Sandra Taufer, München
Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt. Wir behalten uns eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.
Cover & Impressum
1
Declan
2
Liz
3
Declan
4
Liz
5
Declan
6
Liz
7
Declan
8
Liz
9
Declan
10
Liz
11
Declan
12
Liz
13
Declan
14
Declan
15
Liz
16
Declan
17
Liz
18
Liz
19
Declan
20
Liz
21
Declan
22
Liz
Epilog
Liz
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Irgendwann würde sie mich noch ins Grab bringen. Ich lag im Bett, es war zwei Uhr morgens … und meine Nachbarin hörte Musik. Streng genommen, war Elizabeth Watson – Liz – gar nicht meine Nachbarin. Sie hatte das Gästehaus auf meinem Grundstück gemietet, aber ich musste unbedingt eine Klausel im Vertrag finden, durch die ich sie wieder loswerden konnte, weil mich die schlaflosen Nächte langsam zermürbten.
Genervt erhob ich mich aus dem Bett und zog mir Jeans und T-Shirt über, bevor ich nach unten ging. Ich hatte einen schweren Tag hinter mir. Der Ehemann einer Mandantin kämpfte im Scheidungsverfahren mit schmutzigen Tricks, und ich war lange aufgeblieben, um den Prozess gegen diesen Mistkerl vorzubereiten. Ich hatte ihr die bestmögliche Übereinkunft zugesichert und war entschlossen, auch zu liefern. Denn ich versprach nie etwas, was ich nicht halten konnte. Das gehörte zu den Gründen, warum ich einer der gefragtesten Anwälte in Chicago war.
Mein Job brachte eine Menge Verantwortung mit sich. Und ich erhielt mein inneres Gleichgewicht aufrecht, indem ich mich zu Hause entspannte.
Allerdings machte meine Nachbarin mir das unmöglich. Wieso musste sie die Musik nur so laut aufdrehen?
Ich wanderte durch den Garten zum Gästehaus. Als ich die Haustür erreichte, klopfte ich laut und wartete dann.
Die Frau, die mir das Grundstück verkauft hatte, hatte die Bedingung gestellt, dass ich Liz im Gästehaus wohnen ließ, bis ihr Mietvertrag in fünf Monaten auslief. Ich war nur darauf eingegangen, da mir das Haus so gut gefallen hatte.
Gleich beim ersten Anblick hatte meine Mom sofort erklärt, es wäre das perfekte Haus, um darin Kinder aufzuziehen. Daran hatte ich beim Kauf wirklich nicht gedacht. Als Anwalt hatte ich genug Scheidungen begleitet, um zu wissen, dass die meisten Ehen nicht so glücklich waren wie die meiner Eltern. Ich hatte das Haus gekauft, weil mir das Viertel und die Architektur des Gebäudes gefielen. Mit vierhundert Quadratmetern war es echt riesig, aber ich persönlich fand das wunderbar.
Dad meinte, meiner Nichte würde es hier gefallen. Und er hatte recht. Paisley fand das Haus toll. Und natürlich war sie hier jederzeit willkommen, genau wie meine fünf Brüder. Ich liebte es, meine Familie um mich zu haben – sie schenkten mir Ruhe.
Liz reagierte nicht. Also trommelte ich noch lauter gegen die Tür, damit sie mich endlich hörte. Diesmal öffnete sie. Sie trug ein rotes Tanktop, hatte die blonden Haare am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz gebunden, und Schweißtropfen glänzten auf ihren Schläfen und dem Hals. Sie war wahnsinnig attraktiv. Und ja, das hatte ich bemerkt.
»Liz«, sagte ich bedächtig.
»Declan«, antwortete sie. »Ich hoffe, du bist nicht wieder wegen der Musik da.«
»Warum sonst sollte ich um zwei Uhr morgens vor deiner Tür auftauchen?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schob das Kinn vor. »Sag du es mir.«
»Wir haben dieses Gespräch ja schon mehrfach geführt.« Ich zwang mich, den Blickkontakt zu halten und meine Augen nicht über ihren Körper wandern zu lassen.
»Ich tanze gerade. Dazu brauche ich Musik. Und sie ist nicht mal laut.«
»Wieso kann ich sie dann in meinem Schlafzimmer hören?«
»Tanzen hilft mir dabei, mich zu entspannen«, erklärte sie und stemmte die Hände in die Hüften.
Sie ignorierte meine Frage und verschob den Fokus des Gesprächs. Diese Taktik kannte ich aus dem Gerichtssaal.
»Weißt du, was mir beim Entspannen hilft? Eine Nacht mit ungestörtem Schlaf.«
Sie presste die Handfläche an die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ach, Declan. Das Thema hatten wir doch schon.«
»Ich weiß.«
»Ich habe die Musik leiser gestellt.«
»Nicht leise genug.«
Diese Frau war echt eine harte Nuss. Ich war daran gewöhnt, dass gegnerische Anwälte im Gerichtssaal vor mir kuschten, aber sie wirkte nicht im Geringsten beeindruckt. Stattdessen schien sie unser Wortgefecht sogar zu genießen.
»Ich habe dir gesagt, dass ich einen freundlichen Umgang möchte.«
»Ach, du tauchst mitten in der Nacht vor meiner Tür auf, weil du freundlich bist? Hoffst du vielleicht darauf, dass ich dich hereinbitte?«
»Ich will einfach bloß schlafen«, entgegnete ich ruhig, obwohl das nicht meiner Gefühlslage entsprach. Ich brauchte Schlaf. Mich erwartete in dieser Woche noch ein wichtiger Gerichtstermin, und ich musste in Topform sein, um mich darauf vorzubereiten. Mir lag jeder Fall am Herzen, und ich gab immer alles für meine Mandanten.
Liz sah mich an, als wäre das alles nur ein Witz. Sie trieb mich noch zur Verzweiflung! Und war verdammt sexy.
Es war eine Weile her, dass ich eine Verabredung gehabt hatte, und offensichtlich hatte sich eine Menge in mir aufgestaut. Sie in diesen engen Trainingsklamotten zu sehen, feuerte meine Fantasie an, bis mir einige andere Dinge einfielen, die ihrer Entspannung dienen könnten.
Seine Verärgerung amüsierte mich. Ich frage mich ständig, wie man mit einem Stock im Hintern so lebte. Die Anspannung strahlte förmlich in Wellen von ihm aus.
Aber obwohl er ein Idiot war, konnte ich nicht leugnen, dass Declan gleichzeitig auch unglaublich attraktiv war.
Er hatte durchtrainierte Muskeln, und seine Augen waren braun – wie Schokolade. Trotzdem war sein Blick so stechend, dass ich spürte, wie Hitze über meine Brust nach oben wanderte, bis ich mir am liebsten Luft zugefächelt hätte. Wahrscheinlich würde er die Errötung auf die anstrengenden Kardio-Übungen schieben, die zu meinem Tanz-Work-out gehörten.
»Wir scheinen uns in eine Pattsituation manövriert zu haben«, meinte ich. »Ich will tanzen, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, aber du kannst die Musik quer durch einen riesigen Garten und zwei Fenster hören.«
»Kauf dir Kopfhörer«, sage Declan mit seiner tiefen Stimme, die abends allem Anschein nach noch volltönender wurde – sehr sexy. Er fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen dunkelbraunen Haare.
Das war bereits der dritte nächtliche Besuch, den ich diese Woche von ihm erhielt. Ich hatte die Musik nicht zu laut aufgedreht. Ich hatte es getestet, indem ich sie laufen lassen und das Haus verlassen hatte. Schon ein paar Meter entfernt konnte ich sie nur noch vage wahrnehmen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie er durch sein geschlossenes Fenster noch etwas hören konnte.
»Kauf du dir Ohrstöpsel«, antwortete ich mit einem freundlichen Lächeln, um dann doch zu beschließen, dass ich nachgeben würde. Ich wollte die weiße Flagge schwenken. Ich war nach der Arbeit total erschöpft, daher fehlte mir einfach die Energie, weiter mit ihm zu streiten. »Ich verspreche, dass ich die Musik noch leiser drehen werde. Reicht dir das?«
»Danke. Ich wünsche noch einen schönen Abend«, sagte er, bevor er sich umdrehte und ging.
Ich wünsche noch einen schönen Abend? Wer redete denn so? Das klang derart formell. Andererseits: Er war Anwalt. Vermutlich gehörte Formalität da zur Jobbeschreibung.
Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, lehnte ich mich für einen Moment seufzend von innen dagegen, ehe ich loszog und mein Handy noch etwas leiser stellte. Dann begann ich erneut, die Hüften zu schwingen. Obwohl ich müde war, musste ich nach der Arbeit einfach ein wenig Dampf ablassen.
Ich war aus einem kleinen Ort in Illinois – Sunnyvale – nach Chicago gezogen, um meinen Traum zu verwirklichen: eine Bäckerei eröffnen. Aber bis es so weit war, musste ich mich anstrengen und mir finanzielle Rücklagen schaffen. Ich hatte zweieinhalb Stellen: Von acht Uhr morgens bis zur Mittagszeit kochte ich für eine Cateringfirma. Im Anschluss half ich von ein bis vier Uhr in derselben Firma, Events vorzubereiten, wenn sie mich denn brauchten. Und von sechs Uhr bis Mitternacht jobbte ich als Barkeeperin in einer schicken Bar. Das Trinkgeld war fantastisch.
Mein Schlaf kam dabei vielleicht etwas zu kurz, aber hey, ich musste tun, was eben nötig war, um es zu schaffen.
Dieses Häuschen hatte ich vor sieben Monaten gemietet, als ich gerade in Chicago angekommen war. Meine Vermieterin war eine reizende ältere Dame, Helen. Sie erinnerte mich an Mom. Sie war so offen und freundlich. Und sie buk für ihr Leben gern. Das Gästehaus war bei Weitem nicht so groß wie das Haupthaus und schien erst später auf dem Grundstück errichtet worden zu sein.
Das Haupthaus – in dem mein neuer und unerträglicher sturer Vermieter lebte – war um 1900 erbaut worden und hatte eine Zugangstreppe, die anscheinend direkt einem Märchen entsprungen war. Sie führte auf eine Veranda, die ein wenig aussah wie ein Balkon. Und die Fenster, die auf die Veranda blickten, hatten aufwendig geschnitzte Rahmen.
Das Gästehaus dagegen war klein und modern, mit einem Schlafzimmer und einer großzügigen Küche. Ich liebte es. Wir befanden uns in Gold Coast, einem der teuersten Viertel von Chicago. Aber die angegebene Miete für das Gästehaus war so niedrig gewesen, dass ich zuerst ziemlich misstrauisch reagierte. Auf meine Frage nach dem Preis hin hatte Helen mir erklärt, dass sie das Gästehaus einfach nicht leer stehen lassen wollte, weil das nicht gut für das Gebäude war.
Sobald ich eingezogen war, wurde offensichtlich, dass Helen sich nach Gesellschaft sehnte. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie nach einer meiner Nachtschichten auf mich wartete. Sie hatte auch nichts gegen mein Tanzen gehabt … auch weil ihr Gehör wahrscheinlich nicht mehr so scharf gewesen war wie das von Declan. Doch Helen und ich waren oft lange wach geblieben und hatten uns unterhalten. Sie hatte mir von ihrer Jugend und ihrer Familie erzählt.
Traurigerweise wurde Helen ein paar Monate nach meinem Einzug krank. Niemand von ihren Angehörigen wohnte in der Nähe, also hatte sie mich eines Tages darüber informiert, dass sie in eine Einrichtung für betreutes Wohnen ziehen wollte. Das hatte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Außerdem hatte sie erklärt, dass sie das Haus verkaufen wollte – aber ich solle mir keine Sorgen machen, weil sie für mich gesorgt hätte.
Und dann hatte dieser Tyrann das Haus gekauft. Dieser nervige Tyrann, dem der Sex-Appeal gleichzeitig aus jeder Pore quoll.
Er war nicht sofort eingezogen. Stattdessen hatte er das Haus ein paar Monate lang renoviert. Eingezogen war er erst letzte Woche.
Helen bestand darauf, dass Declan ein netter Kerl aus einer in Chicago wohlbekannten Familie war, doch in meinen Augen wirkte er immer schlecht gelaunt – oder vielleicht hatte das auch mit meiner Gegenwart zu tun. Außerdem hatte sie ihr Wort gehalten: Sie hatte ihm das Haus nur unter der Bedingung verkauft, dass ich das Gästehaus weiter mieten durfte, und zwar zu dem Preis, den sie in den ursprünglichen Vertrag geschrieben hatte. Also war das Gästehaus ein Schnäppchen. Ich war durchaus bereit, mich mit einem schwierigen Nachbarn herumzuschlagen, wenn ich so schneller meinen Traum verwirklichen konnte. Es gab Schlimmeres. Ich hatte schwere Zeiten durchgemacht und wusste, was echtes Elend bedeutete.
Geistesabwesend berührte ich die Narbe auf meinem Bauch – eine ständige Erinnerung an vergangene Zeiten.
Nachdem ich mein Tanz-Work-out beendet hatte, brach ich auf der Couch zusammen. Das Problem mit den späten Arbeitszeiten war, dass ich zu aufgedreht war, um zu schlafen, den Schlaf aber dringend brauchte, weil ich schon in fünf Stunden wieder aufstehen musste.
Das andere Problem mit meinen merkwürdigen Arbeitszeiten lag darin, dass ich wach war, wenn alle anderen schliefen. Ich konnte mit meinen Freunden keine Nachrichten schreiben. Oder Rose, meiner Schwester. Oder meiner Mom. Sie waren beide noch in meiner Heimatstadt. Mom war vorübergehend bei meiner Schwester eingezogen, die vor Kurzem ein wunderschönes Mädchen zur Welt gebracht hatte. Nach meinem letzten Besuch bei ihnen hatte ich fast nicht mehr nach Chicago zurückkehren wollen. Ich vermisste meine Familie so sehr, dass es beinahe wehtat.
Der Gedanke an meine Lieben brachte mich auf eine Idee … Manchmal war meine Schwester zu seltsamen Zeiten wach, um die Kleine zu stillen. Ich griff nach meinem Handy und schrieb ihr.
Liz: Wie geht es der besten Mom der Welt?
Sie antwortete sofort, also stillte sie wahrscheinlich gerade.
Rose: Ich halte durch. Und vermisse dich.
Liz: Oooh, ich vermisse dich auch.
Rose: Wie läuft es bei dir? Deine Arbeitszeiten sind wirklich irre.
Liz: Langsam gewöhne ich mich daran. Rate mal, wer gerade vor meiner Tür aufgetaucht ist?
Rose: Ein großer, gut aussehender Fremder, der sündhafte Dinge mit dir anstellen wollte?
Das sorgte für einen so heftigen Lachanfall, dass mir beinahe das Smartphone aus der Hand gefallen wäre.
Liz: Knapp daneben. Es war ein großer, gut aussehender Fremder, aber leider mein heißer Vermieter aus der Vorhölle.
Rose: Erzähl.
Liz: Es ging mal wieder um die Musik.
Rose: Hmmm … und ich dachte schon, du hättest etwas Heißes zu berichten.
Ich lachte wieder, wobei mir durchaus bewusst war, dass Rose nur halb scherzte. Sie hatte sich Declan im Internet angeschaut und verkündet, er wäre sexy genug, um ihn anzuspringen, wenn er mich noch mal mitten in der Nacht besuchte. Als ich ihr erzählt hatte, dass Helen das Haus verkaufte, hatte Rose sofort Recherchen betrieben und mich über die Geschichte der Maxwells informiert. Meine Schwester war echt gründlich.
Liz: Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Ich lebe bloß für die Arbeit und habe keinerlei Spaß. Besonders nicht mit meinem nervigen (wenn auch hochattraktiven) Vermieter.
Rose: Ab und zu tut etwas Spaß wirklich gut. Du brauchst einen Ausgleich.
Liz: Deswegen tanze ich ☺
Ich wusste allerdings, was sie meinte. Im Moment überlastete ich mich ziemlich, aber ich hatte ja nicht vor, das ewig zu betreiben. Ich wollte einfach nur so viel Geld wie möglich ansparen, bevor ich meine eigene Bäckerei eröffnete. Es konnte jeden Tag so weit sein – sobald mein Makler die perfekten Räumlichkeiten dafür gefunden hatte. Denn wenn ich meinen Laden tatsächlich eröffnete, wollte ich mich ausschließlich darauf konzentrieren. Und ich wusste, dass es eine Weile dauern konnte, bis ich schwarze Zahlen schrieb, daher versuchte ich, so viel wie möglich auf die hohe Kante zu legen.
Rose: Wenn das nicht mehr funktioniert, solltest du vielleicht einfach mal deinen Vermieter besuchen.
Liz: Dieses nächtliche Stillen scheint dein Hirn zu beeinträchtigen, Rose. Geh schlafen.
Rose: Ha! Deine süße Nichte befehligt derzeit mein Leben, und sie sagt Nein. Aber für dich ist es ziemlich spät. Schlaf schön! Ich hab dich lieb.
Liz: Ich dich auch.
Als ich ins Bett ging, grinste ich vor mich hin. Rose hatte schon immer eine lebhafte Fantasie gehabt, die durchwachten Nächte schienen ihre Kreativität jedoch noch anzufeuern.
War mein Vermieter sexy? Ja.
Aber es stand vollkommen außer Frage, mit ihm ins Bett zu gehen. Auf keinen Fall.
Ich konnte mich schon glücklich schätzen, wenn Declan mich nicht rausschmiss. Er war Rechtsanwalt, also konnte er wahrscheinlich eine Klausel in dem Vertrag finden, den Helen ihm vorgelegt hatte, und mich einfach loswerden. Und das traute ich ihm durchaus zu.
Am nächsten Tag im Büro war ich total erschöpft. Nach dem Gespräch mit Liz hatte ich trotzdem nicht schlafen können. In dieser Hinsicht musste ich dringend etwas unternehmen … aber das würde warten müssen, weil ich gerade Besuch von meiner Cousine Reese bekommen hatte und im Moment total auf sie konzentriert war.
Ich hatte fünf Brüder und zwei Cousinen, die die Töchter von Onkel Harvey, Dads Bruder waren. Allerdings waren Reese und Kimberly eher wie Schwestern für uns. Ich war der Älteste in unserer Bande, und über die Jahre hatten mir die anderen den Spitznamen Die Stimme der Vernunft verliehen. Mir gefiel diese Bezeichnung.
Wir Maxwells waren in Chicago wohlbekannt, weil meine Großeltern – und dann meine Eltern – die erfolgreiche Buchhandelskette Maxwell Bookstores geführt hatten, bis sie vor vielen Jahren alles verkauft hatten. Meine Brüder und ich hatten jeweils eigene Wege eingeschlagen, genau wie Reese und Kimberly. Durch den Verkauf der Firma hatten wir alle ausgesorgt, und keiner von uns hätte arbeiten müssen. Aber so waren wir einfach nicht. Wir Maxwells waren ehrgeizig. Und gehörten gern zu den Besten in unserem jeweiligen Metier.
Ich hatte meine Cousine eine Weile nicht mehr gesehen. Reese hatte ihre Schwester in Frankreich besucht, und mir fiel auf, dass sie jetzt besser aussah als bei ihrer Abreise. Sie hatte viel durchgemacht, als ihr Ex-Verlobter sie mit ihrer besten Freundin betrogen hatte. Seitdem benahm der Idiot sich wie die Axt im Walde, aber wir alle standen ihr in dieser schweren Zeit bei.
Wahrscheinlich gehörte ich zu denen, die am meisten darüber wussten. Nun ja, abgesehen von Luke. Er stand unseren Cousinen am nächsten.
»Freut mich, dass du den Urlaub genossen hast«, meinte ich. »Und wie schön, dass du vorbeigekommen bist!«
»Ich habe dich vermisst. Na ja, nicht nur dich. Euch alle. Frankreich ist wunderschön, aber es fällt mir schwer, meine Familie zurückzulassen.«
»Danke, dass du mir das Gefühl gibst, etwas ganz Besonderes zu sein«, zog ich sie auf.
»Hey, du weißt, dass du das bist.«
»Wieso ist Kimberly heute nicht dabei?«
Kimberly lebte in Paris und arbeitete für eine Reiseagentur. Sie besuchte uns alle paar Monate in den Staaten, aber wir hatten nicht erwartet, sie so bald schon wiederzusehen.
»Sie leidet sogar noch mehr unter dem Jetlag als ich, also hat sie beschlossen, sie bleibt einfach im Bett. Außerdem bin ich hier im Büro vorbeigekommen, weil ich auch ein paarmal nach London gereist bin, um mich mit meinem Dad zu treffen, und jetzt … Neuigkeiten habe.«
»Wie geht es ihm? Ich habe ihn seit Ewigkeiten nicht gesehen.«
»Er hat wieder geheiratet«, platzte Reese heraus.
Überrascht warf ich den Kopf zurück. »Moment, was? Wann?«
»Vor ein paar Monaten anscheinend.«
»Damit hätte ich nicht gerechnet. Wieso hat er niemandem Bescheid gesagt?«
»Das ist noch nicht alles. Er und seine Frau werden bald ein kleines Mädchen bekommen.« Reese sprach ruhig und sachlich, doch sie war ein sensibler Mensch. Ich wusste, dass sie das getroffen haben musste.
»Wie habt ihr es aufgenommen?«
»Wir wollen ihn natürlich unterstützen, aber es kommt so unerwartet. Nachdem Mom gestorben war, nun ja, du weißt ja, wie er war.« Mein Onkel hatte jahrelang unter schweren Depressionen gelitten. Das war ewig her … und einer der Gründe, warum Reese und Kimberly sich so oft bei uns aufgehalten hatten. Meine Eltern hatten sie quasi mit großgezogen. »Mir tut es leid, dass unser Verhältnis so distanziert ist, dass er uns nicht einfach anrufen und erzählen konnte, was passiert ist. Er hat es nicht mal Kimberly gesagt, dabei lebt sie schon seit einer Weile in Frankreich.«
»Weiß sonst bereits jemand Bescheid?«, fragte ich.
»Nein. Allerdings hat er Kimberly und mich gebeten, es euch allen zu sagen. Und ich mache mir insbesondere Sorgen darüber, wie Gran es aufnehmen wird.«
»Natürlich.«
»Ja. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich es anstellen soll oder wie sie reagieren wird. Ich meine, er ist ihr Sohn. Er sollte es ihr wirklich persönlich sagen.«
Ich nickte. »Auf jeden Fall.«
»Aber er war der Meinung, es wäre besser, wenn sie es von uns erfährt. Er sagt, er hat so lange gezögert, sein Verhältnis mit Gran in Ordnung zu bringen, dass er jetzt einfach nicht mehr weiß, wie er es anstellen soll.« Reese gähnte. »Hättest du einen Kaffee für mich? Irgendwie bin ich noch nicht in der richtigen Zeitzone angekommen.«
»Na klar. Ich bringe dir gleich einen.« Wir hatten eine kleine Kaffeeküche neben dem Wartezimmer. Auch zwei meiner Brüder arbeiteten im selben Hochhaus an der LaSalle Street wie ich. Luke, der Zweitälteste – der in jeder Hinsicht anders war als ich –, hatte ein eigenes Architekturbüro. Tate war im Weingeschäft sehr erfolgreich.
Manchmal schauten auch Tyler und Travis vorbei, meistens freitagabends, und dann tranken wir in der Bar auf dem Dach etwas zusammen. Tyler war der Goalie für die Chicago Blades, und Travis hatte letztes Jahr sein Start-up verkauft und war im Moment damit beschäftigt, »das Leben zu genießen«, wie er es ausdrückte. Unser jüngster Bruder, Sam, arbeitete für Ärzte ohne Grenzen im Ausland, also sahen wir ihn nur zu besonderen Anlässen. Ich mochte unsere Bürogemeinschaft. Ich selbst hatte lediglich ein kleines Team mit zwei angestellten Anwälten – Harris und Louis – und Greta, meiner Assistentin.
Während ich darauf wartete, dass der Kaffee durchlief, kam mir eine Idee. Sobald alles fertig war, nahm ich die Tasse und klopfte auf dem Weg in mein Büro an Lukes Tür.
»Herein«, sagte er.
Ich öffnete die Tür und steckte den Kopf in den Raum. »Hey. Hast du kurz Zeit?«
»Wofür?«
»Reese ist in meinem Büro und hat große Neuigkeiten.«
»Hat Malcolm, dieser Vollpfosten, mal wieder eine Nummer abgezogen?«, fragte Luke, als er aufstand, und bezog sich damit auf ihren Ex.
»Nein, es geht um etwas anderes.«
»Okay. Ich werde mich später weiter um die Pläne kümmern.«
Zusammen schlenderten wir zu meinem Büro. Reese lachte, als wir eintraten.
»Was hast du getan? Verstärkung geholt? Es geht mir gut«, sagte sie, als sie mir den Kaffee abnahm.
Luke zwinkerte ihr zu. »Hey, Cousinchen, lange nicht gesehen. Wieso hast du nicht bei mir vorbeigeschaut?«
»Wollte ich, aber du hast gerade telefoniert. Declan, haben dich die Neuigkeiten so aus der Bahn geworfen, dass du Luke holen musstest?«
»Natürlich nicht«, sagte ich mit Nachdruck, als wir uns um meinen Schreibtisch gruppierten. »Aber Luke hat andere Stärken als ich.« Ich war gut darin, Krisen zu bewältigen und Lösungen zu finden, aber in solchen familiären Situationen wusste ich selten, zu was ich raten sollte.
»Um dich auf den aktuellen Stand zu bringen, Luke: Kimberly und ich haben herausgefunden, dass unser Dad vor Kurzem geheiratet hat und wir eine Schwester bekommen werden.«
Luke starrte sie mit offenem Mund an. »Ach du Schande. Moment mal, wieso hast du Declan zuerst davon erzählt und nicht mir?«
»Wie ich schon sagte, du hast telefoniert. Ich hatte vor, es dir zu sagen.«
»Aha.«
Ich schmunzelte. »Oder sie ist zu mir gekommen, weil ich die Stimme der Vernunft bin.« In unserer Kindheit und Jugend war Luke der größte Unruhestifter in der Familie gewesen. Und welche Idee auch immer er ausgebrütet hatte, der Rest war ihm fröhlich nachgelaufen. Obwohl ich inzwischen achtunddreißig und er fünfunddreißig war, hatte sich an dieser Dynamik eigentlich nichts geändert.
»Natürlich bist du das. Genau deswegen hast du mich schon nach fünf Minuten geholt.« Er zwinkerte mir zu.
»Ihr ergänzt euch echt perfekt«, meinte Reese. »Auf jeden Fall soll ich Gran die Nachricht überbringen.«
Luke verzog das Gesicht. »Dafür brauchen wir einen Plan.«
»Allerdings. Ich glaube schon, dass sie sich freuen wird … nachdem sie den Schock überwunden hat. Aber wir müssen uns auf jeden Fall eine Strategie überlegen.« Reese fuhr sich mit der Hand durch die Haare und sah mich dann an. »Irgendwelche Ideen?«
»Nö. Deswegen hat er mich ja geholt«, warf Luke hilfreich ein. »Ich bin derjenige, dem immer was einfällt. Aber ich finde ja, Onkel Harvey sollte ihr das selbst erzählen.«
Reese zuckte nur mit den Achseln. »Er hat mich gebeten, das zu tun. Obwohl seine Gründe ziemlich vorgeschoben wirken. Ich glaube, er schämt sich einfach, weil er so lange gewartet hat. Er meinte, es wäre am besten, wenn Kimberly und ich die ganze Familie informieren. Aber seine Gründe spielen eigentlich auch keine Rolle. Ich will es irgendwie so hinkriegen, dass Gran sich nicht aufregt.«
»Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass mir auf die Schnelle etwas einfallen wird. Das ist echt hart.«
Ich schnaubte abfällig. »Wirklich? Dir gehen die Ideen aus? Wer hätte das gedacht?«
Mein Bruder lachte. »Das ist das erste Mal, dass wir in der Familie so eine Situation haben. Ich dachte immer, die Maxwells hätten keine Geheimnisse voreinander.«
»Nuuuun, das dürfte zu bezweifeln sein«, meinte Reese.
Ich blinzelte. »Was meinst du damit?«
»Gar nichts«, antwortete sie viel zu schnell.
Ich zog die Augenbrauen hoch. Genau wie Luke.
»Cousinchen, du bist nicht besonders überzeugend«, merkte er an.
Reese presste die Lippen aufeinander. »Ich kann nicht die Geheimnisse anderer Leute verraten.«
»Du hast uns gerade von deinem Dad erzählt«, wandte ich ein.
Sie hob den Zeigefinger. »Das ist etwas anderes. Er hat mich gebeten, alle zu informieren.«
»Aber …«, setzte ich an, doch sie unterbrach mich mit einem Kopfschütteln.
»Bitte, bitte, lass es einfach und weich nicht vom eigentlichen Thema ab.«
Luke und ich wechselten einen Blick. Reese sprach bloß selten über ihren Dad – vor allem, weil mein Onkel in ihrem Leben fast keine Rolle gespielt hatte. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, wie es sein musste, so aufzuwachsen. Mom und Dad waren eine feste Konstante in unserem Leben gewesen, und wir alle bewunderten sie. Sie hatten uns wichtige Werte vermittelt, wie Arbeitsmoral und Loyalität für die Familie. Sie hatten uns zu den Erwachsenen gemacht, die wir heute waren.
Zugegeben: Tate und Tyler waren die Einzigen, die in Bezug auf die Ehe in die Fußstapfen unserer Eltern getreten waren. Beide waren verlobt. Reese hatte es versucht … und das Ganze hatte in einer Katastrophe geendet. Und was mich anging: Ich hatte einfach bereits zu viele Scheidungen erlebt, um »bis dass der Tod uns scheidet« ernst zu nehmen. Ab und zu ging ich mit Frauen aus, aber das war’s auch schon.
»Weißt du was? Ich führe dich zum Mittagessen aus, dann können wir weiter darüber nachdenken«, bot Luke an.
»Das ist eine tolle Idee. Aber ich warne euch gleich vor: Mir macht der Jetlag zu sehr zu schaffen, und ich weiß nicht, ob ich viel beitragen kann. Allerdings hilft es mir schon, dass ihr beiden jetzt Bescheid wisst.«
Nur mit Mühe konnte ich ein Lachen unterdrücken. Das war die übliche Strategie in unserer Familie. Wenn wir uns in irgendeiner Hinsicht nicht sicher waren, gingen wir erst mal was essen.
Luke drehte sich zu mir um. »Willst du dich uns anschließen?«
Ich zog mein Handy heraus, checkte meinen Kalender und sah, dass ich keine Termine hatte. »Gern. Warum nicht?«
Morgen würde der Scheidungsfall vor Gericht verhandelt, aber selbst mit einer verlängerten Mittagspause blieb mir noch genug Zeit für die Vorbereitung.
Also standen wir alle auf.
»Übrigens, ich habe eine Mail von Sam bekommen. Er meinte, er käme für eine Woche nach Hause, während Kimberly auch hier ist«, sagte Luke. »Ich muss sagen, ich finde es sehr angenehm, dass unser Bruder nicht mehr so weit weg arbeitet.«
Sein letzter Einsatzort war Zentralafrika gewesen. Letztes Jahr war Sam ein paar Wochen lang nach Hause gekommen, nachdem Tyler sich bei einer Prügelei mit Reese’ Ex verletzt hatte. Er war eine Weile geblieben, während wir uns alle um Tyler versammelten, um ihn aufzumuntern. Ich fand es auch wunderbar, dass Sam jetzt in Honduras arbeitete. So konnte er viel öfter mal zu Hause vorbeischauen.
»Declan, wieso siehst du aus, als hättest du letzte Nacht kaum geschlafen?«, fragte Luke, als wir das Büro verließen.
»Weil ich kein Auge zugetan habe.«
»Liegst du immer noch im Clinch mit deiner Mieterin?«
»Ja.«
»Was? Was für ein Clinch?«, fragte Reese. »Was habe ich verpasst?«
»Erinnerst du dich, dass jemand im Gästehaus auf meinem Grundstück wohnt? Und diese Frau treibt mich in den Wahnsinn.«
»Genau. Sie kommt spätnachts nach Hause und besitzt die Frechheit, zu lauter Musik zu tanzen. In. Ihren. Eigenen. Vier. Wänden. Kannst du dir etwas Verstörenderes vorstellen?«, fragte Luke und verdrehte die Augen.
»Es ist verstörend, wenn ich die Musik hören kann.«
»Du hörst das Gras wachsen. Das weiß ich noch aus unserer Jugend. Du konntest uns durch Wände und quer durch Räume reden hören. Keine Ahnung, wie du das angestellt hast.«
»Das war eine notwendige Überlebensstrategie. Und ich spreche von eurem Überleben. Hätte ich einige der Schnapsideen, auf die du gekommen bist, nicht im Keim erstickt, hättest du noch mehr Ärger gekriegt als sowieso schon.«
»Ich glaube nicht, dass das überhaupt möglich ist«, meinte Luke. »Aber wenn du wirklich nicht schlafen kannst, solltest du etwas in Bezug auf die Mieterin unternehmen.«
»Ich weiß.«
Das Problem war bloß, dass ich jedes Mal, wenn ich gestern Nacht die Augen geschlossen hatte, Liz verschwitzt in ihrer Trainingskleidung vor mir gesehen hatte.
Wenn ich das nächste Mal an ihre Tür hämmerte, würde ich sie wahrscheinlich eher küssen als ermahnen.
»Elizabeth, das geht nicht. Du kannst jetzt keine Pause machen«, verkündete Richard, mein Chef, als er in die Küche stürmte. Er war der Besitzer seiner eigenen Cateringfirma, Richard’s Catering. Im Moment befanden wir uns bei einem Kunden und servierten das Essen, das wir am Vormittag zubereitet hatten. Ich hatte mir den linken Unterarm an einer Warmhalteplatte verbrannt und versuchte, den Schmerz unter kaltem Wasser zu betäuben.
»Ich weiß, aber ich habe mich verbrannt. Ich muss die Stelle kühlen, damit sich keine Blasen bilden.«
»Ich brauche dich da draußen. Sofort.«
»Ich komme gleich wieder, keine Sorge«, sagte ich, dann biss ich mir auf die Zunge, um nicht Arschloch hinzuzufügen. Mein Arm brannte wie die Hölle. Ich brauchte einfach noch ein paar Minuten, andernfalls würde ich gar nicht arbeiten können.
Richard schürzte missbilligend die Lippen. »Hör mir zu. In diesem Job gibt es nun mal Unfälle. Du musst damit klarkommen können und weiterarbeiten. Schmier Butter drauf oder irgendwas, aber geh wieder nach draußen.«
»Ich komme gleich«, wiederholte ich und zwang mich, ihn kurz anzulächeln, bevor er wieder davonstürmte.
Mein Arm brannte immer noch. Bestimmt hatte ich die Blasenbildung nicht verhindert, doch ich wollte auch nicht diesen Job verlieren. Ich mochte das Cateringbusiness und lernte hier unzählige Dinge, die mir sicher von Nutzen sein würden, wenn ich meine eigene Bäckerei eröffnete. Aber ehrlich gesagt, war ich so was von müde. Und wenn ich müde war, machte ich Fehler.
Ich setzte ein breites Lächeln auf und redete mir gut zu. Liz, du kriegst das hin. Geh da raus und zeig es ihnen. Das war in letzter Zeit quasi mein Lebensmotto.
Ich machte mich wieder an die Arbeit, entschlossen, nicht über die Verbrennung nachzudenken. Ich würde Richard beweisen, dass ich den Job unter allen Umständen erledigen konnte.
Leicht fiel mir das allerdings nicht. Und der Schmerz wurde nur noch schlimmer, je weiter der Tag voranschritt.
Um vier Uhr nachmittags sprang ich auf mein Fahrrad und genoss den schönen Apriltag. Mein Arm schmerzte jedes Mal, wenn er in einer Kurve in Kontakt mit meinem Körper kam, also versuchte ich, den Lenker überwiegend mit dem gesunden Arm zu halten. Zum ersten Mal, seit ich nach Chicago gezogen war, fühlte ich mich nicht mehr so tough, wie ich laut meiner Mutter war. Mein Unterarm brannte und juckte. Ein freier Tag würde die Heilung beschleunigen … aber ich hatte mir für mich und mein zukünftiges Geschäft ein Ziel gesetzt und wollte wegen einem kleinen Unfall nicht davon abweichen. Ich musste arbeiten.
Vor meiner nächsten Schicht blieb mir nicht viel Zeit – gerade genug für ein kurzes Work-out und eine Dusche. Ich brauchte Energie, und dabei half mir Tanzen immer. Ich konnte nur hoffen, dass Declan nicht zu Hause war, weil ich das Wohnzimmer laut mit Musik beschallen wollte. Inzwischen hatte ich mir zwar endlich kabellose Kopfhörer bestellt, aber die wurden erst nächste Woche geliefert.
Als ich um die Ecke bog, entdeckte ich hinter dem Zaun sein Auto. Ich stöhnte. Mussten Anwälte nicht ständig arbeiten? Andererseits: Er sah wie Ende dreißig aus, also hatte er vielleicht bereits seine eigene Kanzlei. Ich wusste nicht viel über ihn, doch ich hatte schon von seiner Familie gehört. Die Maxwells waren echte Promis in Chicago. Ich fragte mich bloß, ob die anderen auch so waren wie er – steif und förmlich. Ich hatte sie nur einmal kurz gesehen, als sie Declan beim Einzug geholfen hatten. Da sie aber nicht mit mir gesprochen hatten, hatte ich nicht viel über sie erfahren.
Ich stieg ab, öffnete das Eingangstor und zuckte überrascht zusammen. Declan war im Garten und … uuuh. Er hatte eine Jogginghose an. Mann, war der Kerl attraktiv! Bisher hatte ich ihn bloß in Jeans und T-Shirt gesehen, und einmal hatte ich einen Blick auf ihn erhascht, als er einen Anzug trug. Er sah in jeglicher Kleidung unerträglich sexy aus, doch jetzt haute er mich endgültig um. Die Laufbekleidung betonte seine Muskeln … und er hatte wirklich überall welche. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Auf seinen Knackarsch? Seine wohldefinierten Arme?
Gott, er könnte wirklich Profisportler sein!
Er drehte sich um und riss überrascht die Augen auf. »Liz!«, rief er.
»Hey! Was machst du so früh zu Hause?«
»Ich wollte gleich joggen gehen.« Er runzelte die Stirn, als er meinen Arm sah. »Was ist denn da passiert?«
»Oh, das ist nicht weiter wild. Ich habe mich bei der Arbeit leicht verbrannt, und es wird … oh verdammt, es haben sich bereits Blasen gebildet«, stieß ich hervor, als ich mir die Rötung genauer ansah. »Ich muss das verbinden, bevor es schlimmer wird.«
»Hast du Verbandszeug?«
»Ich glaube nicht«, antwortete ich. Zwar hatte ich schon auf der Arbeit Salbe aufgetragen, aber ich sollte die Wunde wirklich anständig versorgen. »Ich werde schnell zur Apotheke fahren.«
»Ich habe einen Erste-Hilfe-Kasten. Komm. Ich kümmere mich darum«, sagte er und forderte mich mit einer Geste auf, ihm zum Haus zu folgen.
Das hatte ich nicht erwartet.
»Danke«, meinte ich überrascht. Mein Nachbar benahm sich heute mal nicht unmöglich. Vielleicht war das ja ein Omen, dass der Rest des Tages besser werden würde.
Er bedeutete mir, als Erste die Treppe nach oben zu gehen, also lehnte ich mein Rad an das Geländer und stieg die Stufen hoch. Als wir die oberste Stufe erreichten, beugte er sich vor, um nach der Türklinke zu greifen. Dabei berührten sich unsere Arme leicht. Sofort schoss Hitze durch meinen Körper. Ich biss mir auf die Lippen und hoffte inständig, dass er meine Reaktion nicht bemerkt hatte.
Nach Helens Auszug hatte ich das Haus nicht mehr betreten, und der Anblick raubte mir den Atem.
»Das sieht fantastisch aus«, kommentierte ich, als ich eintrat.
Mein Gästehaus war ziemlich neu – vor ungefähr zwanzig Jahren erbaut –, aber das Haupthaus stand schon viel länger. Es hatte Seele und Charakter und war damit eines dieser Häuser, von denen ich immer geträumt hatte.
Ich bemerkte gleich, dass Declan die Küche vollkommen renoviert hatte. Sie war schick und modern, passte aber weiterhin zum Rest des Hauses.
Im Wohnzimmer stand eine dunkelgrüne Samtcouch. Alle Metallbeschläge waren golden, wodurch eine Zwanzigerjahre-Aura im Stil von Der große Gatsby entstand. Die Massivholztreppe in den ersten Stock hatte zu Helens Zeiten ziemlich ramponiert ausgesehen, das Holz angeschlagen und verblasst. Jetzt wirkte sie, als wäre sie frisch abgezogen und poliert worden.
Ich sah zu Declan, weil ich seinen Blick auf mir spürte. Ich hatte keine Ahnung, wie er das anstellte, aber hier im Haus wirkte der Mann noch heißer. Irgendwie betonte die luxuriöse Einrichtung seine Attraktivität. Das Haus passte zu ihm, anders konnte ich es mir nicht erklären. Alles war so ordentlich, an seinem Platz. Offensichtlich war er äußerst diszipliniert und hatte klare Vorstellungen davon, wie sein Umfeld aussehen sollte.
Ist er im Bett auch gründlich? Würde er dort auch den Ton angeben?
Liz, was stimmt nicht mit dir?
Ich bemühte mich, diese Gedanken zu verdrängen, aber ganz wollten sie nicht mehr verschwinden. Ich wusste genau, dass ich ab jetzt noch öfter über Declan im Schlafzimmer nachdenken würde.
»Komm. Der Erste-Hilfe-Kasten ist in der Küche.« Declan führte mich zu der riesigen Kücheninsel in der Mitte des Raums. Er ging zu einer Schublade und holte ein weißes Kästchen heraus, das er sofort öffnete. »Gib mir deinen Arm.«
Wir standen nebeneinander. Ich streckte den Arm aus, bis mein Unterarm auf dem kühlen Granit ruhte. »Oh, das fühlt sich gut an.«
»Erst einmal werde ich die Brandwunde desinfizieren.« Er sprühte Alkohol auf den betroffenen Bereich, dann rieb er ihn leicht. Es kribbelte, tat aber nicht allzu sehr weh – es war eher ein beruhigender Schmerz. »Willst du einen Verband?«
»Ja. Das halte ich für besser.« Heute Abend in der Bar sollte die Verbrennung besser nicht offen liegen.
Declan trug unendlich sorgfältig eine Salbe auf die gerötete Stelle auf, von meinem Handgelenk bis fast zum Ellbogen. Als er mit geschickten Bewegungen begann, meinen Arm zu verbinden, hielt er den Blick auf die Wunde gerichtet.
Aus irgendeinem Grund überwältigte mich die Intimität der Situation beinahe. O Mann, dich hat’s echt erwischt. Dieser Mann tat überhaupt nichts Unangemessenes, aber meine Gedanken suhlten sich ständig in der Gosse.
Ach, Liz, wie kannst du dich von ihm angezogen fühlen? Er ist doch ein Arsch. Und wartet nur darauf, dass du aus dem Gästehaus ausziehst.
Das Gehirn war ein sehr komplexes Organ. Außerdem war es ungefährlich, mich sexy Tagträumen über meinen Vermieter hinzugeben, gerade weil er sich nicht für mich interessierte.
»So, damit bist du versorgt«, meinte er schließlich.
»Das sieht wirklich professionell aus. Woher kannst du das so gut?«
»Ich bin der Älteste von sechs Geschwistern. Wir haben früher eine Menge angestellt. Ich konnte an meinen fünf Brüdern üben – und manchmal auch an mir selbst.«
»Ich bin beeindruckt.« Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wie Declan Unsinn anstellte. Zweifellos war er derjenige gewesen, der versucht hatte, seine Brüder zu bremsen.
Und sofort fand ich ihn noch heißer. Ohne vernünftigen Grund. Andererseits stimmte das so nicht ganz: Dass ihm seine Familie derart wichtig war, sprach doch sehr für ihn.
Er sah mich direkt an. »Möchtest du ein Glas Wein?«
»Um halb fünf Uhr nachmittags?«
»Es ist schon beinahe fünf.«
War das ein Friedensangebot, oder hatte er Mitleid mit mir?
»Ich kann nicht. Um sechs fängt meine Schicht an.«
Er runzelte die Stirn. »Du hast doch gesagt, du kämest gerade von der Arbeit.«
»Ich habe zweieinhalb Jobs«, verkündete ich stolz.
»Zweieinhalb?«
»Ja. Einer ist nur aushilfsmäßig. Ich arbeite für eine Cateringfirma. Vormittags koche ich, aber manchmal brauchen sie auch meine Hilfe, wenn sie Events vorbereiten. Und von sechs Uhr abends bis Mitternacht jobbe ich als Barkeeperin.«
»Wie viele Stunden am Tag arbeitest du?«
»Zwischen zehn und dreizehn. Ich schlafe nur fünf bis sechs Stunden. Mehr brauche ich nicht. Und dazwischen tanze ich wie eine Wilde, wenn nicht ein bestimmter Vermieter an meine Tür hämmert.«
Er antwortete nicht, sondern musterte mich nur mit einem scharfen Blick, als würde er mich zum ersten Mal sehen.
»Das sind ziemlich viele Stunden. Besonders, weil es körperliche Arbeit ist und du die ganze Zeit auf den Beinen sein musst.«
Ich zuckte bloß mit den Achseln. »Es soll ja nicht ewig so weitergehen. Ich habe vor, bald meine eigene Bäckerei zu eröffnen. Aber bisher habe ich noch nicht die richtigen Räumlichkeiten dafür gefunden.«
Wieder musterte er mich, und mir wurde heiß. Verdammt, wie konnte eine grüblerische Miene so sexy sein?
»Diese Verbrennung wird nicht besser werden, wenn du weiter mit den Händen arbeitest.«
»Sie ist auf meinem Unterarm.«
»Schon, aber wenn du die Hände bewegst, wirst du immer wieder mit dem Arm gegen Dinge stoßen. Das lässt sich nicht verhindern.«
»Jetzt ist die Stelle ja verbunden.«
»Du solltest den Arm trotzdem schonen.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Das geht einfach nicht. Ich kann keine Pause einlegen.«
Er lächelte mich an, und ungelogen, meine Geschlechtsteile hüpften vor Freude. Seit ich hier wohnte, hatte ich ihn noch kein einziges Mal lächeln sehen. Die freundliche Miene machte ihn auf eine ganz andere Art sexy, die ich nicht in Worte fassen konnte. Nun wirkte er menschlich, zugänglich und echt, nicht wie ein schlecht gelaunter Adonis.
»Mir gefällt, wie viel Energie du hast.«
»Wirklich? Diesen Eindruck hatte ich bisher nicht, wenn du vor meiner Tür aufgetaucht bist.«
Sein Lächeln verschwand.
Das war dann wohl ein sehr kurzes Wunder gewesen.
»Weil es dann mitten in der Nacht ist.«
»Da komme ich von meiner Schicht zurück. Und ich kann einfach nicht direkt ins Bett gehen, weil ich zu aufgedreht bin.«
Er seufzte. »Lass uns jetzt nicht darüber reden.«
»Hast du denn wegen meiner Verbrennung gar kein Mitleid mit mir?« Ich klimperte mit den Wimpern – obwohl ich keine Ahnung hatte, warum eigentlich.
»Außerdem musst du nun zur Arbeit.«
»Vielen Dank. Den Tag werde ich in meinem Kalender rot anstreichen, denn ich glaube nicht, dass so was noch mal passieren wird.«
»Bist du dir sicher, dass du dich nicht krankmelden kannst?«
Sein Beschützerinstinkt wirkte irgendwie liebenswert, wahrscheinlich, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Solche Fürsorge hatte ich seit meiner Teenagerzeit nicht mehr erlebt, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt hatte Mein Ex hatte weiß Gott keinen Beschützerinstinkt besessen. Sobald mein Leben schwierig geworden war, war er verschwunden.
»Die meisten Arbeitgeber erlauben Krankheitstage«, fuhr er fort.
O mein Gott. Ich konnte nicht glauben, dass er mir nach wie vor damit in den Ohren lag. Andererseits: Er war Anwalt. Langsam entdeckte ich ganz neue Seiten an meinem Nachbarn.
»Ich weiß, aber Pluspunkte sammele ich damit nicht.«