This Kiss is Forever - Layla Hagen - E-Book

This Kiss is Forever E-Book

Layla Hagen

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Beschreibung

Auf dem Eis fliegen die Funken! Verführerisch-sinnliche Eishockey-Sportsromance aus der Feder von Layla Hagen, der Königin der prickelnden Romantik - großes Gefühlschaos inklusive! Tyler Maxwell ist der aufstrebende Eishockeystar bei den Chicago Blades. Um sein Image nach einem öffentlichen Fehltritt wieder aufzupolieren, erklärt er sich bereit, an einem Wohltätigkeitsprogramm teilzunehmen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass Kendra, die Koordinatorin des Programms, so verführerisch heiß ist. Tyler darf seinen guten Ruf nicht noch einmal gefährden und versucht, jedem Flirt aus dem Weg zu gehen. Leichter gesagt, als getan, denn auch Kendra ist hin und weg von dem attraktiven Sportler. Und schon bald lässt ihre Leidenschaft das Eis schmelzen ... Die Maxwell-Brüder: Einer heißer als der andere! Jedes neue Buch ist wie eine süße Verführung. Layla Hagen beglückt die Leser:innen mit jeder neuen Geschichte ihrer romantisch-heißen Liebesromanreihen!  »Layla Hagen ist die Queen der Familiengeschichten. Ich kann euch einfach alle Bücher der Autorin nur ans Herz legen!« lache.liebe.lese »Layla Hagens Bücher machen süchtig! Voller Verheißung, Spannung und der Suche nach der wahren Liebe!« bluetenzeilen »Jede Menge Romantik, klopfende Herzen, Charme und prickelnde Augenblicke. Ich genieße alle davon.« buchblog_lesehungrig »Ich kann sie jedem Romance-Liebhaber absolut ans Herz legen!« love_booksandpixiedust Spritzige Dialoge, große Gefühle und ganz viel Liebe – Die »The Maxwells«-Reihe bietet alles, was das Herz begehrt: This Love is Forever (The Maxwells 1) This Kiss is Forever (The Maxwells 2)

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Aus dem amerikanischen Englisch von Vanessa Lamatsch

© Layla Hagen 2022

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Hold Me Forever«, Independently Published 2022

© Piper Verlag GmbH, München 2024

Redaktion: Anita Hirtreiter

Covergestaltung: Sandra Taufer, München

Covermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence, München mit abavo vlow, Buchloe

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

1

Tyler

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Kendra

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Tyler

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Kendra

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Tyler

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Kendra

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Tyler

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Kendra

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Kendra

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Kendra

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Tyler

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Kendra

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Tyler

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Kendra

Epilog

Kendra

Drei Monate später

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

1

Tyler

Ich steckte definitiv in der Klemme, denn ich konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Von ihrem Haar, das in dunklen Wellen bis auf die Mitte ihres Rückens fiel und Fantasien in mir auslöste.

Konzentrier dich, Tyler. Du bist nur wegen der Kinder hier.

Ja, ich war hier, um die Jungs zu treffen, die ich ein paar Monate lang trainieren sollte, bis meine Mannschaft mich wieder aufs Eis ließ – lange Geschichte. Aber ich freute mich darauf.

Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Koordinatorin des Trainer-Programms, Kendra Douglas, eine solche Ablenkung darstellen würde. Eine unglaublich attraktive Ablenkung.

»Ich bin so froh, dass Sie in dieser Saison Zeit mit den Kindern verbringen werden. Ob Sie es nun glauben oder nicht, bisher hatten wir noch nie einen Eishockeyspieler«, sagte Kendra.

»Echt nicht?«

»Nein. ich glaube, das wird total aufregend für die Jungs.«

»Wie lange arbeiten Sie schon als Koordinatorin des Freiwilligenprogramms?«, fragte ich.

»Vier Jahre. Ich liebe es wirklich.«

Das zeigte mir auch das Leuchten in ihren Augen. Verdammt, sie war schön. Groß gewachsen und kurvenreich, aber mit meinen eins fünfundachtzig ragte ich trotzdem über ihr auf.

»Ich finde gern das richtige Programm für die richtigen Freiwilligen. Mein Boss sagt, ich hätte ein Händchen für Menschen.«

»Auf jeden Fall haben Sie die perfekte Aktivität für mich gefunden.«

Ihr Lächeln verbreiterte sich.

Ehrenamtliche Einsätze hatten immer zu meinem Job als Goalie der erfolgreichsten Eishockeymannschaft der NHL gehört, den Chicago Blades. Und ich tat es gern. Doch mir gefiel gar nicht, dass das Teammanagement diese Arbeit zur Bedingung gemacht hatte, um nach dem Skandal mein Image aufzupolieren, bis ich zurück aufs Eis durfte. Ich saß wegen eines Videos, das viral gegangen war, auf der Tribüne. Außerdem hatte ich eine Schulterverletzung, die sicher besser verheilen würde, wenn ich eine längere Pause einlegte.

Und deswegen war ich jetzt hier, im Chicago Sports Center. Jedes Jahr bot man hier sozial benachteiligten Kindern die Gelegenheit, einige der Sportstars der Gegend zu treffen und mit ihnen zu spielen – was echt cool war. Keine Ahnung, wieso ich bisher noch nie davon gehört hatte.

»Arbeiten Sie in allen Programmen mit Kindern?«, fragte ich Kendra.

»Nein. Um ehrlich zu sein, bieten wir eine sehr große Bandbreite an.«

»Sie arbeiten nicht für das Chicago Sports Center, oder? Ich fand die E-Mail des Managements etwas verwirrend.«

Kendra lachte. »Das tut mir leid. Nein, ich werde von der Illinois Volunteer Society bezahlt. Mein Job ist es, die richtigen Einsatzorte für Leute zu finden, die sich ehrenamtlich betätigen wollen. Allerdings arbeiten wir oft mit dem Chicago Sports Center zusammen. Ich habe bereits öfter Profisportler hierher eingeladen, weil es die Kinder immer glücklich macht. Die meisten kommen aus benachteiligten Familien, also ist das etwas ganz Besonderes für sie … und auch ziemlich inspirierend.«

Sie war offensichtlich stolz auf ihren Job und hatte ihn wahrscheinlich gewählt, weil sie das wirklich tun wollte. Ich war schon jeder Menge Leuten begegnet, die sich bloß deswegen ehrenamtlich engagierten, da es gut für die PR war, doch Kendra meinte es ehrlich. Das gefiel mir an ihr.

»Auf jeden Fall mögen die Umstände für Sie nicht ideal sein, aber ich bin dennoch glücklich, Sie hierzuhaben«, fuhr Kendra fort. »Ich hoffe, ich kann dafür sorgen, dass es Ihnen Spaß macht.«

Mir lag bereits auf der Zunge, ihr zu erklären, wie sie die Sache viel angenehmer für mich machen könnte, hielt mich jedoch im letzten Moment noch zurück.

Verdammt, Tyler. Was stimmt nicht mit dir?

»Das dürfte schon klappen«, sagte ich stattdessen. »Ich arbeite gern mit Kindern. Ich glaube, ich kann ganz gut mit ihnen umgehen.« Ihre Augen wurden groß, daher erklärte ich eilig: »Ich habe eine Nichte. Sie ist zehn, also habe ich einige Erfahrung. Natürlich ist das hier etwas anderes, aber ich habe ein paar Tricks auf Lager, die den Kindern bestimmt Spaß machen werden.« Ich zwinkerte.

»Ich freue mich darauf, das zu sehen«, meinte sie fast herausfordernd.

Ich grinste. »Und ich freue mich darauf, Ihnen meine Kompetenz unter Beweis zu stellen.«

Sie wandte eilig den Blick ab, doch ein Lächeln konnte sie nicht verbergen.

Aaah, also war sie nicht immun gegen meinen Charme.

»Vielleicht sollte ich Ihre Nichte um ein Arbeitszeugnis bitten, nur für alle Fälle.«

Ihr frecher Kommentar brachte mich zum Lachen. »Das können Sie gern machen. Sie können meine gesamte Familie befragen. Ich bin mir sicher, alle werden ein Loblied auf mich singen.«

In meiner Familie standen wir uns alle sehr nahe. Und das ganze Chaos hier war die Folge einer Familienangelegenheit. Als meine Cousine Reese in eine Auseinandersetzung mit ihrem Ex-Verlobten, Malcolm, geraten war, hatte ich mich eingemischt. Obwohl ich nicht glücklich mit dem Ausgang war, bereute ich es nicht, dem Idioten eins auf die Nase gegeben zu haben. Er hatte Reese so tief verletzt, dass ich mir nicht sicher war, ob sie jemals wieder jemandem trauen konnte, der nicht zu unserer Familie gehörte. Er hatte sie mit ihrer besten Freundin betrogen – und Reese hatte das kurz vor der Hochzeit herausgefunden. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie man über so was hinwegkommen sollte.

Dummerweise hatte der Idiot unsere Prügelei gefilmt und auf YouTube eingestellt, doch ich wäre immer wieder für Reese in die Bresche gesprungen. In meiner Familie hielt man zusammen. Wir gaben uns stets gegenseitig Rückendeckung. Ich hatte fünf Brüder und zwei Cousinen, Reese und Kimberly. Und es gab kaum etwas, was ich nicht für meine Familie getan hätte.

»Okay, sind Sie bereit, die Kinder kennenzulernen?«, fragte Kendra und klang dabei nervös. Sie war so verdammt süß.

»Natürlich. Ich wusste nicht, dass ich sie heute schon treffen soll, aber klar, geht in Ordnung.«

»Es ist bloß ein Meet and Greet. Ziemlich kurz, weil gleich Taekwondo anfängt, aber so haben die Jungs etwas, worauf sie sich freuen können.«

Sie führte mich in einen kleinen Raum, dessen Boden von Matten bedeckt war. Kaum waren wir durch den Türrahmen getreten, fing die Kindergruppe an zu jubeln. Sie trugen alle Uniformen.

»O mein Gott, Tyler Maxwell ist hier! Ich kann es nicht glauben. Kann ich ein Autogramm kriegen? Sie sind der beste, beste, beste Goalie aller Zeiten!«, rief einer der Jungen.

Grinsend musterte ich die Kinder. Es war eine Gruppe von Jungs um die zwölf Jahre.

»Wenn ihr mir Papier und Stift besorgt, kann ich euch allen ein Autogramm geben. Ich habe Zeit.« Ich sah zu Kendra, die nur breit grinste. »Aber Kendra hier hat eine gute Nachricht für euch, die ihr vielleicht zuerst hören wollt.«

»Danke, Tyler. Kinder, könnt ihr mal kurz still sein?«

»Ja«, riefen alle.

Ein paar Sekunden später wurde es ruhig im Raum. »Also, ich hatte doch versprochen, jemanden zu finden, der euch Eishockey beibringt. Und ich bin stolz, euch zu verkünden, dass Tyler hier den Job übernommen hat.«

»Ach du Scheiße«, rief ein Junge.

Kendra warf ihm einen bösen Blick zu. »Tim, hatten wir nicht über das Fluchen gesprochen?«

»Tut mir leid, Kendra.« Er drehte sich zu mir um. »Sie werden unser Coach sein? Das ist so toll.« Tim war mindestens einen Kopf größer als der Rest, und sein blondes Haar stand in alle Richtungen ab.

»Ja, werde ich, Kumpel. Wenn du willst, kann ich dir also heute ein Autogramm geben, aber wir sehen uns demnächst zweimal die Woche, glaube ich. Stimmt das, Kendra?«

Sie lächelte. »Genau. Zweimal die Woche.«

Ich wandte mich wieder an die Kinder. »Also haben wir jede Menge Zeit.«

»Können Sie auch mein T-Shirt signieren?«, fragte ein anderer Junge.

Ich nickte.

»Haben Sie auch Autogrammkarten?«, fragte ein dritter.

»Nicht dabei, aber ich kann welche mitbringen«, versicherte ich ihm.

Kendra lachte nervös. Dachte sie, das würde mich stören? Denn das tat es nicht. Ich hatte nicht gelogen, als ich erklärt hatte, dass ich Kinder mochte. Zugegeben, bisher hatte ich eigentlich bloß mit meiner Nichte Erfahrungen gesammelt, aber ich ging davon aus, dass es bestimmt Spaß machen würde, Zeit mit einem Haufen Kinder zu verbringen, die meine Leidenschaft für Eishockey teilten. Ich mochte neue Herausforderungen. Zwar konnte ich für das hier nur deswegen die Zeit finden, weil ich verletzt und außerdem suspendiert war – was mir natürlich nicht gefiel –, doch ich hatte mich entschlossen, der Sache auch etwas Gutes abzugewinnen. Denn so konnte ich all mein Wissen weitergeben – über die Leidenschaft fürs Spiel genauso wie über Technik –, junge Gemüter prägen und vielleicht sogar meinen Anteil leisten, eine neue Generation von Eishockeyspielern hervorzubringen.

Die Jungs bombardierten mich mit Fragen, aber das störte mich nicht. Meistens ging es darum, wann ich wieder spielen würde. Mehr als ein paar wirkten überrascht, als ich antwortete, dass ich es einfach nicht wusste.

»Glaubt mir, das schockiert mich auch«, sagte ich. Es gelang mir nicht, meine Niedergeschlagenheit zu verbergen, doch wieso sollte ich das auch tun? Eishockey war mein Leben … daher war es sicher verständlich, dass die aktuellen Entwicklungen mich belasteten.

Kendra klatschte in die Hände. »Okay, Jungs, ich denke, für heute haben wir genug von Tylers Zeit beansprucht.«

»Können wir nun trainieren?«, fragte Tim. Er richtete sich hoch auf und sah mich unverwandt an.

»Ihr habt heute kein Eishockey«, sagte Kendra sanft. »Das ist am Dienstag, schon vergessen?«

Ich sah die Enttäuschung auf ihren Gesichtern und fügte eilig hinzu: »Aber Dienstag sehen wir uns, Kumpel.«

Tim schob die Unterlippe vor, wie meine Nichte es immer getan hatte, als sie ungefähr vier Jahre alt gewesen war.

»Hey, lasst uns eine Abmachung treffen. Jeder, der ein Autogramm will, kann heute eins bekommen, aber nur auf Papier, okay? T-Shirts oder Fotos signiere ich dann bei unserem Training.«

»Super! Ich wusste, dass Sie cool sind«, sagte Tim. Ich musste lächeln, als die anderen Kinder sofort jubelten.

In den nächsten fünf Minuten signierte ich irgendwelche Zettel und musste lachen, als die Jungs sie im Anschluss falteten, als wären sie kostbare Schätze. Kendra hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und beobachtete mich schweigend. Diese Frau war einfach zu sexy. Ihre Haltung betonte ihre Kurven … dabei gefielen mir die jetzt schon viel zu gut.

Sobald ich das letzte Autogramm geschrieben hatte, bestellte ich mir ein Uber. Kendra begleitete mich nach draußen. Ich musste mich wirklich beherrschen, um sie nicht abzuchecken. In der nächsten Zeit wollte ich mich ausschließlich auf eine Sache konzentrieren: meine Rückkehr aufs Eis. Daher durfte ich mich nicht ablenken lassen, nicht mal von einer so verführerischen Frau wie Kendra Douglas.

2

Kendra

»Das ist doch toll gelaufen!«, meinte Tyler, als wir das Center verließen.

»Sie waren der Hit. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand anders jemals so euphorisch willkommen geheißen worden wäre.«

»Und schon sind Sie total begeistert von mir. Gefällt mir.« Er zwinkerte mir zu.

Der Mann war zweifellos supersexy, aber ich hatte auch Gerüchte gehört, dass er nichts von Beziehungen hielt.

Ich musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Sie haben den Ruf, ziemlich selbstbewusst und großspurig zu sein.«

Völlig unbeeindruckt antwortete er: »Stimmt, und auch äußerst stur. Trotzdem bekomme ich nicht immer, was ich will … aber ich kann meinen Charakter nicht ändern.«

Irgendetwas verriet mir, dass Tyler Maxwell sich ungern verstellte … und das fand ich durchaus erfrischend. Doch seine Antwort verriet mir auch, dass die Gerüchte durchaus ein Körnchen Wahrheit enthielten. Er war tatsächlich ein wenig eingebildet.

Seitdem ich in diesem Job arbeitete, hatte ich eine Menge Leute kennengelernt, die aus verschiedenen Gründen im Chicago Sports Center ehrenamtliche Arbeit leisteten. Die meisten taten es aus PR-Gründen, nicht, weil ihnen das eigentliche Engagement etwas bedeutete. Ehrlich gesagt, hatte ich dasselbe von Tyler erwartet. Ich wusste, dass er aus einer wohlhabenden Familie stammte. Die Maxwells waren eine feste Größe in Chicago. Sie hatten die Maxwell Bookstores besessen, bevor sie die Firma vor Jahren verkauft hatten. Bis darauf, dass einer der Brüder im Weingeschäft arbeitete, wusste ich nicht viel darüber, was die anderen beruflich machten. Aber ich liebte Weine von den Maxwell Wineries.

Tyler war der Liebling der Eishockeywelt, also mochte ich in Bezug auf seinen Antrieb voreilige Schlüsse gezogen haben. Allerdings war er mir vom Teammanagement mit den folgenden Worten angekündigt worden: »Er muss für die Sponsoren sein Image in Ordnung bringen.«

Doch er war so offen und freundlich mit den Kindern umgegangen. Das war unerwartet und machte ihn in meinen Augen noch attraktiver – was ein Problem darstellte. Sein Lächeln war ein wenig zu unwiderstehlich … und diesen Körper erwähnte ich da lieber gar nicht. Er war so sündhaft perfekt, dass es wirklich schwerfiel, den Blick von ihm abzuwenden.

Gott sei Dank war er eingebildet, weil mich das abturnte wie nichts anderes.

Puh. Ich konnte mich sicher fühlen.

»Okay, also, wie sieht der Zeitplan aus?«, fragte Tyler, als wir uns dem Uber näherten, das er vor ein paar Minuten bestellt hatte. Ich bemühte mich, nicht darauf zu achten, wie sexy sein Hintern war. Der Rest seines Körpers war genauso anziehend. Er war echt groß … und seine Muskeln so definiert, dass ich die Konturen selbst unter dem Hemd sehen konnte. Die Jacke, die er trug, betonte seine breiten Schultern.

Kendra, reiß dich zusammen!

»Sie haben zweimal wöchentlich Eishockeytraining, jeweils nachmittags. Glauben Sie, dass Sie das Training für die gesamte Saison übernehmen können?«, fragte ich wachsam.

Seine Miene verfinsterte sich, und er schaute weg. »Das hängt ganz davon ab, wann ich wieder spielen darf. Aber ich will vorbereitet sein, falls das passiert. Ich möchte, dass wir uns einen Plan zurechtlegen, damit ich die Kinder nicht hängen lasse, okay? Während der Saison habe ich fast immer Training oder Spiele, wenn ich also wieder auf dem Eis bin, müssen wir das Training entweder auf den Vormittag verlegen …«

Ich schüttelte den Kopf. Es freute mich, dass er eine Lösung für die Kinder finden wollte, aber vormittags ging es nicht. »Das geht leider nicht. Die Jungs müssen in die Schule.«

»Dachte ich mir schon, dass Sie das sagen würden. Auf jeden Fall werden wir uns irgendetwas einfallen lassen müssen.«

»Na klar, kein Problem. Lassen Sie mich nachdenken und mit den Angestellten des Centers reden.«

»Ich werde es den Kindern das nächste Mal erklären, damit sie vorbereitet sind und nicht plötzlich enttäuscht werden.«

Uuuund … da ging mir das Herz auf. Er konnte doch nicht wirklich sündhaft sexy sein und einen anständigen Charakter haben? Vielleicht war er durchaus etwas sehr von sich selbst überzeugt – allerdings war das in seinem Job wahrscheinlich sogar ein notwendiges Übel –, aber sexy und warmherzig? Beides gleichzeitig sollte verboten sein. »Vielen Dank, dass Sie heute gekommen sind.«

»Werden Sie bei jedem Training anwesend sein?«, fragte er und richtete seine warmen braunen Augen auf mich, während er die Autotür öffnete.

»Nein. Aber das nächste Mal schon, um mich zu vergewissern, dass alles reibungslos klappt.«

»Ich kann es kaum erwarten.«

Nach seinem Aufbruch fuhr ich in die Arbeit. Das Büro der Illinois Volunteer Society lag in Bucktown. Da ich mich gerade in Ashburn aufhielt, stieg ich in einen Bus, fest entschlossen, auf der langen Fahrt ein paar E-Mails auf meinem Handy zu bearbeiten. Mein Job bestand überwiegend daraus, unsere Ehrenamtlichen kennenzulernen und eine Aktivität zu finden, die sie interessierte. Und dann musste ich natürlich alles organisieren.

Es freute mich, dass ich in Tylers Fall recht gehabt hatte. Nach dem heutigen Kennenlernen hatte er wirklich begeistert gewirkt.

Bei meiner Ankunft war das Büro leer, was nichts Ungewöhnliches war. Wir waren alle häufig unterwegs. Ich wusste allerdings, dass sich meine Schwester Emma hier irgendwo herumtreiben musste. Sie hatte versprochen, auf mich zu warten, damit wir zusammen zum Abendessen gehen konnten. Unser Chef, Henrik, behauptete immer, wir wären uns wahnsinnig ähnlich, weswegen er uns ein gemeinsames kleines Büro zugeteilt hatte, kaum dass meine Schwester ebenfalls in die Firma eingestiegen war.

Ich ging direkt zu meinem Platz und setzte mich. Unser Büro war mit zwei langen Glasschreibtischen, Ledersesseln und einem Ablageregal eingerichtet. Emma hatte fröhliche, bunte Bilder an die Wände gehängt, aber ich hatte nur einen Kalender. Was praktisch war, wenn auch zugegebenermaßen ein wenig langweilig.

Sofort schossen meine Gedanken wieder zu Tyler. Ich fing an, mir Luft zuzufächeln, weil ich mich fragte, wie genau ich mit ihm zusammenarbeiten sollte.

Ich war schon einer Menge Promis begegnet, doch er war der Einzige, der einen solchen Effekt auf mich ausgeübt hatte.

Im nächsten Moment stürmte Emma in den Raum. Ich zuckte zusammen. Meine Schwester sah mir überhaupt nicht ähnlich. Mit den langen blonden Haaren und den grünen Augen kam sie ganz nach Mom. Außerdem war sie sehr kreativ, wie Mom es auch gewesen war. Ich konnte mich kaum an Dad erinnern, aber Mom hatte stets erklärt, er wäre sehr praktisch veranlagt gewesen, also kam ich wohl eher nach ihm.

Ich liebte meine Schwester über alles. Sie war meine beste Freundin, auch wenn sie ständig behauptete, ich würde meine Rolle als ältere Schwester zu ernst nehmen. Und tatsächlich musste ich mich immer wieder daran erinnern, dass wir inzwischen beide erwachsen waren. Sie brauchte meine Hilfe nicht mehr.

»Erzähl mir alles. Ist Tyler Maxwell persönlich noch heißer? Er wirkt wie ein echter Bad Boy.«

»Ich habe ihn nie im Fernsehen gesehen. Du weißt, dass ich mich nicht für Eishockey interessiere.«

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und trommelte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden, bevor sie sich an meinen Schreibtisch lehnte. »Das ist nicht der Punkt. Ist er heiß?«

»Sehr.«

»Wow. Du hast es bemerkt. Ich hatte schon Angst, du würdest jeglichen Sex-Appeal einfach ignorieren, wie üblich.«

Ich grinste. »Ich ignoriere nichts. Normalerweise achte ich nicht darauf, aber … na ja, Tyler Maxwell spielt in einer ganz eigenen Liga. Ich konnte es einfach nicht übersehen. Und er ist witzig und scheint Kinder wirklich zu mögen.«

Emma blinzelte. »Hmmm. Offensichtlich hat er echt einen guten Eindruck bei dir hinterlassen. Also, was willst du in dieser Hinsicht unternehmen?«

Ich runzelte die Stirn. »Was meinst du?«

»Nun, du weißt schon.« Sie wackelte mit den Augenbrauen.

Ich lachte leise. »Natürlich gar nichts. Er wird die Kinder trainieren, und das war’s. Außerdem ist er ein bisschen eingebildet.«

»Oh, und ich weiß ja, wie du auf so was reagierst. Aber … führt er dich nicht wenigstens ein ganz klein bisschen in Versuchung?«

»Bei ihm würde wohl jede Frau schwach werden. Außer mir.«

»Ja, ja. Du bist wieder ganz vernünftig. Aber wo bleibt denn da der Spaß?«

»Stimmt«, sagte ich, »aber es ist ja nicht so, als hätte ich überhaupt Zeit, über so was nachzudenken.«

Sie verdrehte die Augen. »Wenn du wolltest, würdest du sie dir nehmen.«

Wahrscheinlich hatte sie recht, doch ich hatte eben jede Menge zu tun. Ich liebte meinen Job, aber er war auch echt zeitintensiv. Wenn ich nicht versuchte, Ehrenamtliche mit den richtigen Programmen zusammenzubringen, war ich damit beschäftigt, sie Mitarbeitern vorzustellen, Zeitpläne zu schreiben und mehr. Und ein Großteil meiner Freizeit ging dafür drauf, mein Haus fertigzustellen. Ich hatte einen kleinen Bungalow mit zwei Schlafzimmern kurz hinter der Stadtgrenze gekauft. Ein Paar hatte letztes Jahr angefangen, ihn zu bauen. Allerdings hatten sie dann beide Jobs in Arizona bekommen, also hatten sie umziehen müssen und den Bungalow noch vor der Fertigstellung verkauft.

Ich hatte die Schlüssel schon, doch ich konnte noch nicht einziehen, weil die Böden und die Badezimmer noch nicht fertig waren. Bisher hatte mir die Zeit gefehlt, wirklich nach Handwerkern zu suchen. Ehrlich gesagt, war ich mir nicht ganz sicher, wie ich das finanziell hinbekommen sollte. Ich zahlte immer noch Miete für meine Wohnung, und gleichzeitig wurde die Hypothek bereits abgebucht. Diese beiden Posten fraßen einen Großteil meines Gehalts auf, also würde ich wahrscheinlich versuchen, einen Teil der Arbeit selbst zu erledigen.

Ich konnte nicht glauben, dass ich mit neunundzwanzig schon Hausbesitzerin war! Seit meiner Kindheit träumte ich von dem Haus, das ich eines Tages besitzen würde. Und ich war mir sicher, dass meine Eltern irgendwo im Himmel stolz auf mich herunter lächelten.

»Also interessierst du dich bestimmt nicht für Tyler?«, fragte Emma und riss mich damit aus meinen Gedanken.

»Nö.« Außerdem: Selbst wenn er daten wollte, war ich mir sicher, dass es jede Menge Eishockey-Groupies gab, die bereits Interesse angemeldet hatten.

»Hmmm. Okay. Macht es dir etwas aus, wenn ich ihn mal frage?«

Ich riss schockiert die Augen auf. »Das würdest du tun? Ihn einfach so um ein Date bitten?« Ich hätte mich selbst nicht als schüchtern beschrieben, doch ich musste zugeben, dass ich nicht den Mumm aufgebracht hätte, jemanden um eine Verabredung zu bitten, den ich kaum kannte.

»Keine Ahnung. Er sieht echt toll aus.«

»Nein, das macht mir nichts aus.« Aber noch während ich das sagte, verkrampfte sich mein Magen.

»Ha.« Mit einem triumphierenden Lächeln zeigte Emma auf mich.

»Was?«

»Du wirkst total geknickt. Es würde dir sehr wohl etwas ausmachen.«

»Nein, ich glaube, es ist nur … okay, schön. Der Gedanke stört mich. Keine Ahnung, warum.«

Sie grinste breit. »Ich nehme an, das beantwortet meine Frage.«

»Die da war?«

»Denk ruhig noch eine Weile darüber nach. Komm, wir sollten uns etwas zu essen besorgen.«

Lachend schüttelte ich den Kopf und stand auf. Tyler Maxwell war ein Superstar. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass er seinen Charme perfektioniert hatte, indem er ihn oft anwandte. Selbstverständlich würde ich nicht auf dieses Lächeln hereinfallen. Aber diesem glühenden Blick zu widerstehen, fiel mir schon schwerer. Doch ich würde mein Bestes geben.

3

Tyler

Mit einunddreißig Jahren war ich in meiner Familie der Drittjüngste. Manchmal beschrieb ich mich auch als der Viertälteste, je nachdem, was die Situation gerade erforderte. Manchmal wusste ich allerdings auch nicht, was besser passte, wie in diesem Moment. Wir hatten uns im Haus meines Bruders Tate zum Samstagsbrunch versammelt. Die halbe Familie war anwesend.

»Ihr müsst mich nicht babysitten«, erinnerte ich sie. Seitdem ich suspendiert worden war, hatte meine Familie es sich zur Mission gemacht, mir so oft Gesellschaft zu leisten wie nur möglich. Und obwohl ich sie deswegen aufzog, genoss ich ihre Unterstützung. Wie gewöhnlich konnte ich bloß im Sommer Zeit mit meiner Familie verbringen, in der Sommerpause. Um diese Zeit – Anfang Oktober – trainierte ich sonst schon acht Stunden täglich mit meinen Teamkameraden. Das erste Spiel der neuen Saison rückte näher. Ich hatte keines der Vorspiele besucht.

»Wir babysitten dich nicht«, erklärte Reese. »Wir leisten dir Gesellschaft.«

»Genau«, fügte mein ältester Bruder Declan hinzu. Als Rechtsanwalt war er der Ernsteste unter uns – oder er war Jurist geworden, weil er einen so ernsten Charakter hatte.

»Wir können das erste Spiel gemeinsam in meinem Wohnzimmer schauen«, schlug Tate vor.

Okay, ich wusste durchaus zu schätzen, dass sie auf mich aufpassten, aber das war dann doch zu viel des Guten.

Mein Bruder Travis verzog das Gesicht. Anscheinend hatte er dieselben Schwingungen aufgefangen. Alle waren da, bis auf unsere Brüder Luke und Sam. Sam war zurückgekommen, nachdem Travis sein Start-up verkauft hatte, und war nach meiner Verletzung noch eine Weile geblieben, doch gestern war er aufgebrochen, um erneut irgendwo in der Welt für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten.

Luke war nach Declan der Zweitälteste, aber die beiden hätten nicht unterschiedlicher sein können. Er war in unserer Kindheit und Jugend der größte Unruhestifter gewesen. Luke hatte ständig vollkommen irre Ideen und es fast immer geschafft, uns zum Mitmachen zu überreden.

Travis, Sam und ich lagen irgendwo in der Mitte: Manchmal waren wir ernst, manchmal auch Unruhestifter. Das hing ganz von der jeweiligen Situation ab.

»Ich weiß eure Sorge zu schätzen, aber ich werde mir das Spiel von der Tribüne aus ansehen.«

»Ich kann dich als moralische Unterstützung begleiten«, meinte Reese.

Ich fragte mich, ob sie das aus bestimmten Gründen anbot. Ihr grauenhafter Ex-Verlobter war nicht länger Teil ihres Lebens, doch das bedeutete nicht, dass sie einfach vergessen konnte, was geschehen war. Vermutlich gab sie sich selbst die Schuld für meine Suspendierung, doch das war Quatsch. Ich hatte beschlossen, mich auf ihn zu stürzen … und würde Reese immer wieder verteidigen. Zwar hatte mich der Idiot provoziert, aber ich hatte zugeschlagen. Und ich übernahm die volle Verantwortung für meine Handlungen.

Reese lächelte mich an und klimperte mit den Wimpern, offensichtlich in Erwartung einer Antwort.

»Jetzt fühle ich mich echt kastriert, Reese.«

Gran stöhnte. »Was ist denn das für eine Ausdrucksweise, junger Mann!«

Ich räusperte mich. »Tschuldigung, Gran.«

Sie warf mir einen wissenden Blick zu.

Declan runzelte die Stirn. »Wieso willst du zum Spiel gehen? Das dürfte wirklich nicht angenehm für dich werden.«

»Mir ist der Besuch des Stadions nicht verboten, und ich will meine Mannschaft unterstützen.« Seltsamerweise wollte Coach Benjamin nicht, dass ich mit den anderen Jungs auf der Tribüne saß, wie es bei anderen Verletzten schon oft der Fall gewesen war. Als ich ihn danach gefragt hatte, hatte er mir nur eine ausweichende Antwort gegeben und etwas darüber gemunkelt, dass ich anfangen musste, vorher nachzudenken, bevor er mir dieses Privileg zugestand.

Was auch immer. Eishockey war mein Leben. Ich war quasi ein alter Hase auf dem Eis, aber gleichzeitig nach wie vor der beste Goalie in der Liga. Mir blieb noch eine Saison, vielleicht auch zwei.

»Das ist wirklich löblich«, meinte Tate. »Aber ich glaube, für dich dürfte das zum Himmel stinken. Besonders, da sie dich nicht in Ausrüstung beim Team haben wollen, während du dich erholst.«

Stöhnend sah ich Gran an, die missbilligend mit der Zunge schnalzte.

»Ihr Jungs seid heute echt ein Haufen schlecht erzogener Rüpel!«

»Sind wir das nicht immer?«, fragte ich.

Wieder schnalzte Gran mit der Zunge. »An manchen Tagen ist es besser, und dann klopfe ich mir selbst dafür auf die Schulter, wie gut ich euch erzogen habe. An anderen Tagen, wie heute, fürchte ich, dass ich mir nur etwas vorgemacht habe.«

In unserer Kindheit hatte sie eine Menge Zeit mit uns verbracht – fast genauso viel Zeit wie unsere Eltern. Unsere halbwegs akzeptablen Manieren hatten wir ihr zu verdanken. Dad fluchte selbst heute noch, wann immer sich eine Chance dazu bot.

Travis trat neben mich und tätschelte mir die gesunde Schulter. »Weißt du was? Ich werde dich zum Spiel begleiten. Ich bin so attraktiv, dass dich neben mir sowieso niemand beachten wird.«

Ich lachte. Das war ein typischer Travis-Kommentar. Er nahm niemals etwas ernst – außer vielleicht sein Start-up. Aber seitdem er die Firma vor gerade mal einem Monat verkauft hatte, hatte er eine Menge Freizeit … und keine Ahnung, was er damit anfangen sollte.

Die Verlobte meines Bruders Tate, Lexi, betrat die Küche. Sie war mit meiner Nichte im Garten gewesen. Es dauerte nicht mal eine Minute, bis sie mich fragte: »Lass mich raten: Alle gehen dir auf den Geist?«

»Eines der Dinge, die ich an dir am meisten mag, zukünftige Schwägerin, ist die Tatsache, wie gut du unsere Familie durchschaust.«

»Wie haben sie schon von Kendra erfahren? Hat Tate geredet?«

Ich stöhnte. Lexi und Tate hatten mich neulich zu dem Treffen mit Kendra gefahren, weil ich zu faul gewesen war, mir ein Uber zu bestellen. Aber sie waren nur ein paar Minuten geblieben.

Tate lachte. »Nein, Liebling. Das hast du gerade getan.«

»Moment mal! Wer ist Kendra?«, fragte Reese.

Declan und Travis musterten mich voller Interesse.

»Die Koordinatorin der Organisation, bei der das Management mich angemeldet hat«, erklärte ich. »Ich habe sie gerade erst kennengelernt und, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wovon Lexi redet.«

»Du hast sie angestarrt, als hätte dich der Blitz getroffen«, verkündete Lexi vor der versammelten Mannschaft.

»Sie sieht toll aus. Ich habe einfach bloß angemessen auf die Anwesenheit einer sehr attraktiven Frau reagiert«, erklärte ich mit einem trägen Lächeln.

Declan runzelte die Stirn. »Du bist dir schon bewusst, dass du dich ganz auf deine Rekonvaleszenz konzentrieren musst, oder?«

»Ja, dessen bin ich mir bewusst. Entspann dich, Declan.«

Ich hatte kein Interesse an Verabredungen. Kurz vor der Prügelei war ich mit einer Frau namens Blair ausgegangen, und wir hatten uns ziemlich gut verstanden. Als das Management erklärt hatte, dass ich bis auf Weiteres auf der Tribüne saß, hatte sie sich nicht mehr bei mir gemeldet. Sie hatte jedes Interesse an mir verloren, nachdem ich nicht mehr als Torwart spielte. Seitdem hatte ich mir eine Pause vom Dating-Leben verordnet. Ich musste mich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Jetzt zählte nur, wieder aufs Eis zu kommen.

»Junger Mann«, rief Gran, »deine Brüder und Reese wollen bloß das Beste für dich!«

»Wisst ihr was? Ich werde mal nach meiner Nichte schauen, während ihr alle gemeinsam entscheidet, wie das genau aussieht«, erklärte ich.

Tate lachte.

Die ganze Situation war typisch für meine Familie … aber wie gesagt: Das machte mir nichts aus. Ich mochte das Gefühl, dass sie stets für mich da waren. Wir halfen einander, wann immer es möglich war … und wenn es mal nicht möglich war, litten wir mit den anderen mit. Allerdings war ich mir sicher, dass die Unterstützung für mich in letzter Zeit alle Rekorde brach. Ich war stolz auf uns. Mom und Dad hatten uns dazu erzogen, zusammenzuhalten … und genau das taten wir.

Doch sie hatten auch recht. Es wäre sicher nicht einfach für mich, das Spiel zu besuchen, aber ich wollte dort sein. Eishockey war mein Leben. Es ging nicht nur darum, Geld zu scheffeln. Darum war Geld nie meine Triebfeder gewesen. Wir waren mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten aufgewachsen. Grandma und Grandpa hatten in jungen Jahren die Maxwell Bookstores gegründet. Nach Grandpas Tod hatten meine Eltern und mein Onkel sie zusammen mit Grandma weitergeführt. Dann hatten sie noch zu meiner Schulzeit die Kette für einen Haufen Geld verkauft und für jeden von uns einen Treuhandfonds eingerichtet. Ich hatte das Geld nie angerührt. Ich brauchte es nicht – für mich ging es nur um Eishockey. Und zu meinem Glück konnte man in diesem Sport einen Haufen Kohle verdienen.

Tatsächlich lebte keiner von uns von seinem Treuhandfonds. Luke war ein gefragter Architekt, und Tate hatte eine unglaublich erfolgreiche Winzerei aufgebaut. Ich wollte bereits von Kindesbeinen an Profi-Eishockeyspieler werden, und Mom und Dad hatten mich immer unterstützt.

Als ich gedraftet worden war, waren die meisten meiner Teamkameraden davon ausgegangen, dass ich bloß wegen meines Nachnamens ausgewählt worden war. Ich hatte hart trainieren müssen, um allen zu beweisen, dass ich mir meinen Platz verdiente. Ich hatte auch nie im Farmteam der Blades spielen müssen, weil sie wirklich dringend einen Torhüter brauchten. Meine Familie war wahnsinnig stolz auf mich gewesen, als ich zum ersten Goalie ernannt worden war und sowohl Spieler als auch Sportjournalisten mir die Aufgabe zutrauten. Und ich war allen Erwartungen gerecht geworden.

Ich ging zur Hintertür in den Garten. Das riesige Haus meines Bruders lag in Lincoln Park – einem ruhigen Viertel mit großen Häusern und weitläufigen Gärten. Ich wohnte in einem Apartment im West Loop. Ich mochte es, den Puls der Stadt zu spüren, die Sirenen zu hören und das geschäftige Treiben auf den Straßen zu sehen.

Meine Nichte Paisley saß auf der Schaukel, die ich letzte Woche an der stabilen Eiche am Rand des Grundstücks befestigt hatte.

»Hast du Spaß?«, fragte ich sie, während sie hin- und herschwang.

»Ja, Onkel Tyler. Danke, dass du die Schaukel für mich gebaut hast.«

»Aber gern.«

Sie hatte angedeutet, dass sie sich eine Schaukel wünschte, und mir irgendwann sogar ein paar Bilder in einer App gezeigt, also hatte ich sie zum Geburtstag damit überrascht. Paisley hatte Moms grüne Augen geerbt, zusammen mit dem typischen dunkelbraunen Haar der Maxwells. Sie sah Tates Ex-Frau überhaupt nicht ähnlich.

»Kannst du mich anschubsen? Ich will richtig hoch schaukeln.«

Ich wägte das Risiko ab, aber ich war ja da, um sie aufzufangen, falls sie den Halt verlor. Dank meines jahrelangen Eishockeytrainings hatte ich herausragende Reflexe entwickelt.

»Na klar.« Ich stellte mich breitbeinig auf und stieß Paisley mit einer Hand an, ohne sie eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Sie lachte und kreischte, wann immer sie nach oben schwang. Ein paar Minuten später verklang ihr Enthusiasmus.

»Mir wird ein bisschen schlecht«, erklärte sie, also stieß ich sie nicht mehr an.

»Hör auf, die Beine zu bewegen, dann schwingst du aus. Wenn ich dich zu schnell stoppe, übergibst du dich sicher.«

»Okay, Onkel Tyler.«

Es dauerte noch eine Weile, bis die Schaukel zum Stillstand kam, dann stemmte Paisley einen Fuß auf den Boden und lehnte den Kopf an ein Seil.

Sie grinste breit. »Das hat Spaß gemacht. Was tust du hier draußen?«

»Was meinst du damit? Darf ich keine Zeit mit meiner Nichte verbringen?«

Ihre Augen wurden schmal. »Na ja, doch … aber du siehst aus, als wärst du vor irgendwas weggelaufen. Ziehen sie dich auf? Wenn du es mir nicht sagst, werde ich sie fragen.«

Ich starrte sie an. Sie war gerade mal zehn Jahre alt. Wie konnte sie jetzt bereits die Maxwell-typische Stichelei verinnerlicht haben?

»Na schön. Sie gehen mir mit etwas auf den Geist.«

Sie klatschte lachend in die Hände. »Ha! Ich wusste es. Und haben sie recht? Moment, sag es mir nicht. Ich will es selbst herausfinden.«

»Warum?«

»Wie soll ich sonst meine Fähigkeiten verbessern?«

Ich lachte, doch gleichzeitig massierte ich geistesabwesend meine linke Schulter. Ich widersprach Declan gern, aber er hatte recht. Ich musste mich auf meine Heilung konzentrieren – und damit meinte ich nicht nur meinen Körper. Auch mein Ruf hatte Schaden genommen. Und doch musste ich immer wieder an Kendra denken. Es stimmte schon, sie war total sexy … aber da war noch etwas anderes, was mich angezogen hatte. Ihre Ehrlichkeit und ihr Sinn für Humor waren unglaublich erfrischend. War sie immer so unkompliziert und unterhaltsam?

Glücklicherweise würden sich noch genügend Gelegenheiten finden, das herauszufinden.

4

Kendra

Am Dienstag kam ich eine halbe Stunde zu früh nach Ashburn und parkte hinter dem Sportcenter, direkt neben dem Eingang zur Eishalle. Dann zog ich mein iPad heraus und öffnete meine E-Mails. Ich hatte ein privates Anliegen, also fühlte ich mich ein wenig schuldig, weil ich meine Beziehungen spielen ließ – aber nur ein bisschen.

Tim hatte letzte Woche Geburtstag gehabt. Er hatte mir erzählt, dass er sich so sehr wünschte, mit seinen Freunden in ein Erlebnisbad zu gehen und dort zu rutschen. Aber seine Eltern konnten sich das nicht leisten.

Ich wollte versuchen, ihn zu überraschen, indem ich ihn und seine Eishockeyfreunde in ein Hallenbad einlud. Es gab eine Menge kostenloser Schwimmbäder in Chicago, doch keines davon hatte einen Rutschenbereich. Ich hatte mein nächstes Gehalt noch nicht überwiesen bekommen, daher konnte ich nicht einfach elf Tickets kaufen.

Diese Pfennigfuchserei erinnerte mich daran, wie anstrengend es für uns alle nach Dads Tod war. Mom hatte drei Jobs annehmen müssen, um unsere Familie über Wasser zu halten. Sie hatte wirklich ihr Bestes getan. Ihr war keinerlei Zeit geblieben, um Dad zu trauern. Emma und ich waren oft allein zu Hause … und die Nachbarn hatten das Jugendamt verständigt. Das Ganze war einfach schrecklich, und wir waren beide der Meinung, dass diese Leute sich besser mal um ihren eigenen Kram gekümmert hätten. Ihretwegen mussten wir uns jahrelang mit ständigen Überprüfungsterminen herumschlagen, und es bestand immer die Gefahr, in ein Heim zu kommen. Das war eine schwierige Zeit gewesen, die Mom viel abverlangt hatte … und als Emma aufs College ging, war sie krank geworden.

Ich schüttelte den Kopf, um diese traurigen Gedanken zu vertreiben. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Gegenwart. Für meine angespannte finanzielle Situation hatte ich durchaus eine Lösung. Sie gefiel mir nur nicht. Bis letztes Jahr hatte ich am Wochenende in einem kleinen Diner am Ende der Welt gekellnert, um mir etwas dazuzuverdienen. Ich hatte gekündigt, nachdem mir ein Kunde beim Bestellen an den Hintern gefasst hatte. Mein Boss, Jared, hatte es beobachtet, jedoch nichts dagegen unternommen. Er schuldete mir immer noch zwei Monatslöhne. Bisher war ich zu stolz gewesen, um das Geld einzufordern. Aber jetzt musste ich endlich pragmatisch denken.

Ich schickte ihm die E-Mail, bevor ich mir die Sache selbst ausreden konnte.

Anschließend biss ich in meinen Donut und zermarterte mir das Hirn, wie ich Tim seinen Geburtstagswunsch erfüllen konnte. Ich brauchte diese nachmittägliche Stärkung.

Dann piepte mein Handy.

Tyler: In ein paar Minuten bin ich da.

 

Ich antwortete sofort.

Kendra: Ich bin in dem roten Ford fünf Meter neben dem Eingang.

Tyler: Gut. Ich werde nach Ihnen Ausschau halten.

 

Mein Magen machte einen Sprung. Nein, nein, nein. Das geht so nicht. Ich war entschlossen, sein strahlendes Lächeln nicht zu bemerken, ganz zu schweigen vom Rest von ihm. Heute würde ich nicht lange bleiben, sondern mich bloß kurz vergewissern, dass er und die Jungs mit dem ersten Training auf der richtigen Spur waren. Dann wollte ich gehen.

Ein paar Sekunden später klopfte jemand an mein Fenster. Ich erschrak so sehr, dass ich aus Versehen den Donut in den Fußraum der Beifahrerseite schmiss. Puderzucker verteilte sich im ganzen Auto. Nur gut, dass ich Ledersitze hatte.

Tyler öffnete sofort die Tür.

»Verdammt«, rief er. »Hast du Servietten?«

»Ja, ja, ich habe welche«, sagte ich, ohne darauf zu achten, dass er mich duzte.

Ich hatte Feuchttücher in der Handtasche, und außerdem hatte ich mir am Stand ein paar Servietten mitgenommen. Eilig säuberte ich die Sitze, und Tyler trocknete nach. Währenddessen berührte er aus Versehen meine Hand. Ich war nicht vorbereitet auf die Hitze, die mich dabei durchfuhr. Ich hob den Blick und … großer Fehler. Jetzt starrte ich direkt seine Lippen an. Ich hob den Blick weiter, bis ich in seine warmen braunen Augen sah.

Mir fiel wieder ein, was meine Schwester gesagt hatte. Heiß wurde ihm als Beschreibung nicht mal ansatzweise gerecht.

Ich hatte mir eingebildet, ich könnte dieses Lächeln ignorieren, hm? Nun, vielleicht war das sogar möglich, aber auf keinen Fall konnte ich diese Augen ignorieren – diese sündhaft dunklen Augen.

»Ziemlicher Auftritt«, zog ich ihn auf, bevor ich die Tasche musterte, die er dabeihatte. Wahrscheinlich waren da seine Schlittschuhe drin.

»Ich hatte doch gesagt, dass ich gleich da bin.«

»Ich weiß, aber ich habe mich in den Recherchen nach einem Erlebnisbad für Tim verloren. Und jetzt ist mein Donut …«