Die alte Stadt - Fritz Peter Heßberger - E-Book

Die alte Stadt E-Book

Fritz Peter Heßberger

0,0

Beschreibung

Die Photojournalistin Laura reist nach Afrika um im Auftrag eines amerikanischen Magazins eine Bildreportage über einen Nationalpark anzufertigen. Auf einer Party lernt sie Peter kennen, der Spuren nachgeht, die auf frühere Besuche Außerirdischer auf der Erde hindeuten. Er will die Ruinenstadt Nirabilaca besuchen, die angeblich von Außerirsischen erbaut wurde. Laura interessiert sich für das Projekt, schließt sich Peter an. Sie besuchen die Stadt. Mit Hilfe der Physikerin Monica finden sie Hinweise, daß die Stadt einst von den Vorfahren des in der Nähe siedelnden Volkes der Haracileer, welche auf Geheiß der Götter von der Küste des Mittelmeeres hierher kamen, auf dem Gebiet einer Basis Außerirdischer erbaut wurde. Monica bittet allerdings Laura und Peter die Ergebnisse nicht zu publizieren, da eine NGO die Exklusivrechte zu archäologischen Forschungen in der Ruinenstadt inne hat und sie deswegen berufliche Schwierigkeiten bekommen könnte. Laura und Peter, mittlerweile liiert, beschließen, die Ergebnisse 'verschlüsselt' in Form eines Romans zu veröffentlichen. Einige Monate nach Erscheinen des Romans erhalten sie Besuch eines Vertreters der NGO. Er hat verstanden, daß mit der auf Sumatra, Lauras Heimat, angesiedelten geheimnisvollen Stadt, in Wirklichkeit Nirabilaca gemeint ist. Er bestätigt ihre Ergebnisse, bietet ihnen auch eine Zusammenarbeit an, warnt sie aber davor, wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zum Besuch Außerirdischer zu publizieren, da die Menschheit hierfür noch nicht reif sei.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 214

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Personen und Handlung der Erzählungen sind frei erfunden. Irgendwelche Übereinstimmung der Namen der handelnden Personen mit lebenden oder verstorbenen Personen oder geschichtlichen Ereignissen wären rein zufällig

Der Autor:

Fritz Peter Heßberger, Jahrgang 1952, geboren in Großwelzheim, heute Karlstein am Main, studierte Physik an der Technischen Hochschule Darmstadt; 1985 Promotion zum Dr. rer. nat.; von 1979 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2018 als wissenschaftlicher Angestellter in einer Großforschungsanlage tätig.

Inhalt

1. Laura

2. Peter

3. Die Party

4. Beginn einer Freundschaft

5. In Nirabilaca

6. Monica

7. Die Mythen der Haracileer

8. In Eichenhall

9. Jospeh Deanier-Troth

1. Laura

Laura verließ das Flughafengebäude, begab sich an den Taxi-Stand.

„Fahren Sie mich zur Alacamahara – Farm?“ fragte sie den Fahrer des

vordersten Fahrzeugs.

„Wohin, Madam? Ich habe nicht richtig verstanden.“

„Zur Alacamahara - Farm“, wiederholte sie gedehnt.

Der Fahrer tippte den Namen in sein Navi ein.

„Das sind achtzig Meilen“, sagte er dann.

„Und was kostet die Fahrt?“

„Hundertzwanzig Dollar, amerikanische“, lautete die Antwort.

„Das geht in Ordnung.“

Sie stieg ein. Der Fahrer verstaute das Gepäck, zwei Reisetaschen und einen Rucksack, im Kofferraum. Eine Tasche nahm sie auf ihren Schoß.

„Möchten Sie die Tasche nicht auch im Kofferraum deponieren?“ fragte er nun.

„Nein, sie enthält meine Photoausrüstung, die möchte ich bei mir haben.“

„Das wird aber auf Dauer unbequem. Die Fahrt dauert mindestens zwei

Stunden, wenn es gut läuft.“

„Ich weiß, aber das macht mir nichts aus.“

„Wie Sie wollen, Madam.“

Der Mann stieg nun auch ein. Sie fuhren los.

Laura war freischaffende Photojournalistin. Sie war indonesische Staatsangehörige, lebte aber seit nunmehr acht Jahren in Rom. Sie arbeitete für unterschiedliche Zeitschriften, jenachdem, wer ihr etwas anbot. Vor kurzem hatte sie nun von einem amerikanischen Magazin den Auftrag erhalten, eine Reportage über den Nationalpark eines afrikanischen Landes, der als vorbildlich galt, zu erstellen. Der Auftrag war lukrativ, sie hatte bereits einen großzügigen Vorschuß erhalten. Ihr erstes Ziel war die Alacamahara – Farm, die etwa zwanzig Kilometer von der östlichen Grenze des Nationalparks entfernt lag. Deren Besitzer, ein gewisser Philippe, hatte vor etwa zwei Jahren für einige Zeit ein Liebesverhältnis zu einer Freundin unterhalten. Von ihr hatte sie auch dessen Adresse bekommen.

„Er hat gute Beziehungen zu den Behörden“, sagte sie ihr, „kann dir sicher zu einer interessanten Tour verhelfen, die keine Wünsche offen läßt. Es gibt dort wunderschöne Orte, allerdings Naturreservate, die gewöhnlichen Touristen nicht zugänglich sind. Er tut das allerdings nicht umsonst, da muß ich dich warnen. Nein, Geld will er nicht, sondern etwas anderes. Du weißt schon, was ich meine. Ich brauche da wohl nicht deutlicher zu werden. Also, wenn du das nicht magst, dann laß die Finger davon, dann handelst du dir nur Ärger ein.“

„Danke für die Warnung. Aber ich bin ungebunden, niemandem Rechenschaft schuldig. Ist er denn ein gutaussehender Mann?“

„Ja, das kann man so sagen. Und als Liebhaber ist er auch nicht schlecht.“

Laura schrieb ihm, er antwortete auch umgehend äußerst freundlich, schlug gleich einen Termin vor, der ihr in ihre Planung paßte.

Seine speziellen Wünsche störten sie keineswegs – im Gegenteil. Schon aufgrund ihres Berufs, der ständiges Reisen erforderte, erschien ihr eine Bindung unzweckmäßig. Andererseits besaß sie keinerlei Abneigung gegen Männer, hatte auch ihre Bedürfnisse, die es zu befriedigen galt. Sie war hübsch und attraktiv und so fiel es ihr nicht schwer, stets geeignete Männer zu finden. Und sie mußte nicht jeden nehmen, der um sie warb. Sie hatte die freie Auswahl.

Nun war sie also auf dem Weg zu Philippe, leicht nervös, gespannt, was sie erwartete. Denn er hatte, wie die Freundin ihn beschrieb, nicht nur gute Manieren und war nicht nur gut aussehend, sondern auch verheiratet.

„Wie wird sich das anlassen?“ fragte sie sich.

Sie erreichten die Farm am frühen Nachmittag. Zwei Diener empfingen sie vor dem Herrenhaus, das man bereits als einen kleinen Palast bezeichnen konnte. Sie führten sie zu dem Appartement, das sie bewohnen sollte, brachten ihr Gepäck dorthin.

„Machen Sie es sich bequem, Madame; Monsieur Philippe ist noch beschäftigt, aber er wünscht mit Ihnen zu Abend zu speisen“, sagte dann einer der Männer.

„Allein mit mir? Und Monsieur Philippes Gattin?“

Der Diener lächelte.

„Madame ist verreist. Ich werde Sie dann abholen, so gegen sieben Uhr. Halten Sie sich also bitte bereit. Und entschuldigen Sie bitte, wenn es etwas später werden sollte, aber die Geschäfte von Monsieur Philippe ...“

„Schon gut“, erwiderte Laura, „ich kann warten.“

„So ist das also“, sagte sich Laura als sie alleine war, „die Gattin ist außer Haus. Und er hat sturmfreie Bude. Daher auch der Terminvorschlag. Mir solls recht sein wenn er gut ist.“

Gegen sieben Uhr abends holte der Diener Laura ab, führte sie in das Abend-Speisezimmer. Philippe erwartete sie dort bereits.

„Seien Sie willkommen“, begrüßte er sie, seine Stimme hatte einen leicht schmeichelnden Klang, der Laura nicht so recht gefiel, „Sie sind noch viel hübscher als Sie mir geschildert wurden.“

Laura verzog leicht das Gesicht, meinte dann süßlich.

„Es freut mich außerordentlich, daß ich Sie nicht enttäuscht habe – zumindest was mein äußeres Aussehen betrifft.“

„Ach, ich denke, Sie werden mich auch sonst nicht enttäuschen“, erwiderte er süffisant.

Zwei Diener trugen die Speisen auf und während sie aßen entspann sich ein längeres Gespräch.

„Ich habe gute Beziehungen zu den Behörden, damit natürlich auch zur Parkverwaltung“, begann Philippe, „und ich gehe natürlich davon aus, daß Ihre Reportage etwas Besonderes werden soll, nicht das Übliche, was in Standardmagazinen gebracht wird. Und das wird sie am Ende auch sein, anders ist es auch gar nicht vorstellbar – so wie Sie mir geschildert wurden. Ich habe dem bereits Rechnung getragen, meine Fühler ausgestreckt und für Sie eine Genehmigung zum Betreten des gesamten Nationalparks erhalten.“

„Und was hat das konkret zu bedeuten?“

„Nun ja, es ist so. Der Nationalpark wurde eingerichtet um den Wildtieren ein Reservat zu geben, in dem sie ungestört in freier Wildbahn leben können. Allerdings mußte man da auch Kompromisse machen, schon deswegen weil dessen Unterhaltung Mittel verschlingen, welche für das Land eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung darstellen. Man hat ihn daher für den Tourismus geöffnet. Selbstverständlich ist nur ein kliner Teil für Touristen zugänglich. Der überwiegende Teil ist nur Wildhütern zugänglich. Ich habe nun für Sie die Erlaubnis bewirkt, auch diesen unberührten Teil betreten und dort photographieren zu dürfen. Sie dürfen diese Fahrt natürlich nicht alleine unternehmen, schon aus Sicherheitsgründen. Ein Wildhüter wird Sie begleiten.“

„Und wie lange wird diese Safari durch den unberührbaren Teil des Nationalparks dauern?“

„Da haben Sie ein gewisses Mitspracherecht. In der Genehmigung sind maximal fünf Tage festgelegt.“

„Das hört sich gut an. Und wann wird die Fahrt beginnen?“

„Das ist jetzt nicht festgelegt. Ich kannte ja nur das Datum Ihrer Ankunft, wußte nicht, ob Sie sich vorher noch akklimatisieren möchten oder noch Vorbereitungen zu treffen haben. Sie sollten aber mindestens zwei Tage vorher Bescheid geben.“

Laura zuckte mit den Schultern.

„Von meiner Seite aus sind keine besonderen Vorbereitungen nötig. Von mir aus kann es in vier Tagen losgehen. An wen muß ich mich diesbezüglich wenden?“

„Sie brauchen nichts zu tun. Das erledige ich.“

Philippe nahm einen größeren Schluck Wein. Er wirkte zunächst etwas unschlüssig, begann dann.

„Ich möchte nicht unverschämt und zudringlich erscheinen, aber es wäre doch nur fair von Ihnen, wenn Sie für all das, was ich bisher für Sie getan habe und auch noch tun werde, eine kleine Gegenleistung erbringen. Ich verlange ja auch auch nicht viel von Ihnen und es ist auch für Sie nicht mit Unannehmlichkeiten verbunden, ganz im Gegenteil, Sie werden es in vollen Zügen genießen.“

Laura lächelte.

„Sie reden zwar jetzt um den heißen Brei herum, aber mir ist schon klar, worauf Sie hinaus wollen. Sie möchten mit mir schlafen.“

„Sie sagen 'mit mir schlafen'! Das klingt aber jetzt ein bißchen gewöhnlich.

Sie sollten es lieber 'eine intime Zweisamkeit genießen' nennen. Und wie können eine gesunde, geistig niveauvolle Frau und ein gesunder, geistig niveauvoller Mann angenehmer miteinander umgehen. Ich spreche ja nicht von animalischer Triebbefriedigung in einem dunklen Winkel, sondern von einem gemeinsamen genußvollen Erlebnis in einer entsprechenden Atmosphäre. Deswegen spreche ich ja auch von 'geistig niveauvollen Menschen'.“

„Und geistig niveauvolle Menschen haben Ihrer Ansicht nach nichts besseres zu tun als miteinander zu schlafen. Sie könnten sich ja auch geistig niveauvoll unterhalten.“

Philippe schüttelte den Kopf.

„Ich sehe, Sie haben mich vollkommen mißverstanden. Ich spreche von einem intimen Zusammensein, einem gemeinsamen Erlebnis. Das bedeutet doch auch, daß man miteinander speist, etwas zusammen trinkt, sich geistig niveauvoll unterhält, zusammen Musik hört. Ja, ich möchte sogar soweit gehen und behaupten, daß es dazu gehört etwas gemeinsam zu unternehmen bevor man das Liebeslager aufsucht, ein gemeinsamer Theaterbesuch zum Beispiel oder eine gemeinsame Stadtbesichtigung oder eine gemeinsame Wanderung durch die Natur. Die geschlechtliche Vereinigung ist hierbei nur ein Aspekt unter mehreren.“

„Und Sie sprachen auch von 'gesunden' Menschen. Kranke können das nicht?“

„Das Wort gesund erscheint hier vielleicht mißverständlich. Es bedeutet ja nicht, daß man keine Erkältung haben darf oder kein Magenleiden, sondern daß man sexuelle Empfindungen haben muß, ansonsten wird das Zusammensein unvollendet bleiben.“

„Gesund bedeutet für Sie in diesem Zusammenhang, daß man sexuelle Gefühle haben muß?“

„Ja sicher. Und das ist doch auch ganz klar. Der eigentliche Sinn der Sexualität und der sexuellen Betätigung besteht doch darin Nachwuchs zu zeugen, also einfach gesagt, die Arterhaltung. Da mögen heutzutage Psychologen, Soziologen oder Philosophen sagen, was sie wollen. Das ist alles Unsinn. Sehen Sie, kein Lebewesen lebt ewig; wir alle müssen einmal sterben. Und Leben kann daher auf Dauer nur dann existieren, wenn es sich selbst erhält. Und das geschieht bei uns Menschen eben durch Zeugung und Geburt. Und dies setzt eben ein gewisses sexuelles Verlangen voraus und natürlich auch das Empfinden sexueller Lust beim Geschlechtsakt. Ohne dies kämen keine Frau und kein Mann auf die Idee miteinander zu schlafen und ein Kind zu zeugen. Menschen, die kein sexuelles Verlangen haben, tun das ja auch nicht.“

„Und die sind in Ihren Augen auch nicht gesund?“

„Genau so ist es.“

Laura lachte.

„Und Sie hoffen, daß ich zu denen gehöre, die in Ihren Augen gesund sind, weil Sie ein Kind mit mir zeugen möchten?“

„Nein, das ist jetzt nicht so gemeint. Das Empfinden sexueller Lust ist ja unabhängig davon, ob es beim Geschlechtsakt zur Zeugung kommt oder nicht. Und die meisten möchten ja auch sexuelle Lust empfinden, ohne die Nachteile in Kauf zu nehmen. Oder möchten Sie ständig schwanger sein?“ Laura schüttelte den Kopf.

„Natürlich nicht. Aber ich verstehe noch immer nicht, auf was Sie hinaus wollen.“

„Aber das habe ich Ihnen doch schon fast erklärt. Die meisten Menschen wollen den sexuellen Genuß ohne die negativen Folgen, also Zeugung eines Kindes, zu tragen. Von sogenannten Wunschkindern einmal abgesehen.

Aber das ist hier jetzt nicht das Thema. Nun haben die geistig niveauvollen Menschen das intime Zusammensein kultiviert, sehen darin nicht einfach einen Geschlechtsakt, der mit dem Samenerguß des Mannes endet, den man auch ohne Vorbereitung in einer dunklen Ecke ausführen kann, sondern als ein gemeinsames Erlebnis, wie ich das vorhin beschrieben habe.“

„Wenn der wüßte, wie viele Männer sich für geistig niveauvoll halten, aber nur auf Triebbefriedigung aus sind und auch ihre perverse Phantasie ausleben wollen“, dachte Laura, sagte es aber nicht laut, weil das ihrer Meinung vom Thema ablenkte und sie endlich wissen wollte, worauf er nun wirklich aus war.

Sie meinte daher lapidar.

„Und wenn ich jetzt dazu nicht bereit oder fähig bin?“

Er antworte leicht geknickt, aber das war nur gespielt.

„Das würde mich schon enttäuschen, denn dann hätte ich Sie völlig falsch eingeschätzt. Aber das ließe sich dann nicht ändern und ich werde natürlich meine Versprechen halten. Ich werde Sie auch nicht unter Druck setzen oder zu etwas zwingen. Das würde mir ja auch gar keinen Genuß bereiten.

Und ich werde es auch überleben.“

„Aha“, dachte Laura, „jetzt drückt er auf die Tränendrüsen und versucht, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Na gut, ich werde das Spielchen mitspielen.“

Sie runzelte die Stirn.

„Aber Sie müssen eines bedenken, man muß nicht nur geistig, sondern auch körperlich entspannt sein um Genuß zu empfinden und auch um Genuß schenken zu können. Sie verstehen sicher, daß ich von der langen Reise erschöpft bin und Ihnen daher heute gar nicht den Genuß bereiten könnte, den Sie erwarten und ich es auch selbst gar nicht genießen könnte.“

Philippe atmete tief durch.

„Das sehe ich ein.“

„Sie haben doch einen Swimming Pool. Wie wäre es denn mit einem erfrischenden Bad? Dazu hätte ich jetzt Lust.“

„Keine schlechte Idee.“

Laura erhob sich, nahm ihn bei der Hand, zog ihn mit sich fort, zum Swimming Pool hin, öffnete sein Hemd und seine Hose, streifte beides und auch die Unterwäsche ab, entledigte sich dann ihres Kleides und ihrer Unterwäsche, sprang ins Wasser.

„Aber das geht doch nicht“, rief ihr Philippe erschrocken zu, „wenn uns das Dienstpersonal so sieht.“

„Ach was, wenn wir im Wasser sind, dann fällt es doch gar nicht auf, daß wir nackt sind. Und außerdem wird es bald dunkel.“

Laura schwamm ganz ungezwungen im Pool herum, näherte sich Philippe, scheute sich nicht ihn zu berühren, aber nur kurz. Sie entfernte sich dann gleich wieder. Philippe folgte ihr, versuchte sie einzufangen, was ihm aber nicht gelang, denn sie war eine geschickte Schwimmerin. Sie mochte das Spielchen allerdings nicht auf Dauer fortsetzen, da sie fürchtete ihn zu verärgern. Sie tat schließlich so als sei sie erschöpft, stellte sich ins flache Wasser am Beckenrand. Philippe schwamm zu ihr hin, umarmte sie, küßte sie, begann sie zu streicheln, auch an intimen Stellen. Laura ließ es sich gefallen, küßte ihn auf den Mund. Er zog sie dann zu sich hin, preßte seinen Körper an ihren. Laura spürte seine Erregung.

„So, jetzt bekommst du einen Vorgeschmack auf das, was dich erwartet. Ich hoffe, es gefällt dir. Aber weiter dürfen wir hier und heute nicht gehen, was soll denn dein Personal von dir denken. Ich hoffe auch, es ist dir recht, daß ich 'du' zu dir sage. Aber nachdem wir uns schon so nahe gekommen sind, halte ich es für dumm, daß wir uns weiterhin siezen.“

„Es ist mir recht“, antwortete Philippe.

„Gut, dann müssen wir aber noch Brüderschaft trinken; laß uns zurück ins Haus gehen.“

„Warum ins Haus? Es ist doch warm, laß uns auf der Terrasse Platz nehmen.“

Sie verließen den Swimming Pool, legten ihre Kleider wieder an. Laura nahm auf der Terrasse Platz, Philippe ging ins Haus, holte eine Flasche Sekt und Gläser.

„Was bedeutet eigentlich 'Alacamahara'? Ist das der Name eines Volkes, das einmal hier gelebt hat?“ begann Laura nachdem sie miteinander angestoßen hatten.

„Nicht daß ich wüßte“, antwortete Philippe, „schon der Vorbesitzer hat sie so genannt, Vielleicht gefiel ihm der Name?“

„Wie kommt man eigentlich ein so ausgefallens Wort?“

„Ich weiß es nicht, mein Vater hat ihn nicht danach gefragt als er die Farm kaufte. Ich habe aber einmal recherchiert. Der Name setzt sich aus 'Alaçam' und 'Ahara' zusammen. 'Alaçam' ist eine mittelgroße Stadt an der türkischen Schwarzmeerküste und 'Ahara' ist ein Sanskritwort, bedeutet 'zu dir nehmen', stellt unter der Bedeutung 'Ernährung' eine der drei Säulen eines erfüllten Lebens dar, wenn ich das richtig verstanden habe. Es bedeutet aber nicht nur das was wir essen, sondern auch das, was wir in unseren Geist hinein lassen.“

Laura zuckte mit den Schultern.

„Ich sehe da keinen Zusammenhang. Aber irgendwelche Psychologen oder Philosophen könnten sicherlich ein Buch darüber schreiben.“

„Ich sehe da auch keinen Zusammenhang, ich denke aber auch nicht, daß der Vorbesitzer philosophisch oder psychologisch angehaucht war, Vielleicht hat ihm einfach die Kombination aus beiden Wörtern gefallen Und es klingt ja auch nicht schlecht. Oder?“

„Nein, ganz und gar nicht. Vielleicht hat er auch nur mit den Buchstaben gespielt und es ist eben dieses Wort, das ihm gefiel, herausgekommen und er wußte weder etwas von 'Alaçam' noch von 'Ahara'.“

Sie hatten mittleweile die Flasche Sekt geleert, verabschiedeten sich nun.

„Ein gutaussehender Mann ist er ja“, sagte sich Laura als sie in ihrem Bett lag, „aber ein bißchen ein Schwätzer ist er schon, wie mir scheint. Und ich habe auch den Eindruck, daß er keineswegs der Draufgänger ist, der er gern sein möchte. Was soll eigentlich dieses Gerede von einem gemeinsamen genußvollen Erlebnis, der vollkommenen Vereinigung von Mann und Frau. Ich bin ja mal gespannt, wie das bei ihm in der Praxis aussieht. Aber vorher werde ich noch zwei Tage meine Spielchen mit ihm treiben. Erst dann erfülle ich ihm seinen Wunsch.“

„Na, wenn das die vollkommene Vereinigung von Mann und Frau ist, die ihm vorschwebt“, sagte sie sich nach ihrem ersten wirklich intimen Zusammensein, „dann ist er ja nicht allzu anspruchsvoll. Das war doch nur Standard: ein kleiner, eher geistloser Plausch bei einem Glas Sekt, ein bißchen Gegrapsche und dann das Übliche. Wenn es ihn befriedigt hat, dann soll es mir recht sein. Ich hatte jedenfalls schon wesentlich bessere Liebhaber. Aber das muß ich ihm ja nicht sagen. Warum sollte ich ihn denn kränken, zumal unser Verhältnis ohnehin zeitlich sehr begrenzt ist.

Sie mußte ihn auch nicht oft geniesen, denn bereits am übernächsten frühen Vormittag auf brach sie zu ihrer Tour durch den Nationalpark auf. Ein Bediensteter Philippes fuhr Laura zu dem am östlichen Eingangsbereich des Nationalparks liegenden Verwaltungszentrum, das sie kurz nach Mittags erreichten. Dessen Leiter, ein Herr Mnorotobo, empfing sie freundlich.

„Seien Sie willkommen, Miss Laura, es ist alles vorbereitet, so wie mit Monsieur Philippe vereinbart. Ich hoffe, Sie werden einen angenehmen Aufenthalt hier haben. Ich versichere Ihnen, wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht, um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und ihren Wünschen nach Möglichkeit entgegenzukommen.“

Er lächelte.

„Schließlich ist es ja auch in unserem Interesse, daß Sie eine positive Reportage über unseren Nationalpark anfertigen.“

„Und wann brechen wir auf?“

„Wurden Sie darüber nicht informiert? Es ist nicht sinnvoll jetzt am Mittag in der großen Hitze die Tour zu starten. Nein, Sie werden morgen früh bei Sonnenaufgang aufbrechen. Heute haben Sie Gelegenheit, sich noch ein bißchen auszuruhen, die nähere Umgebung zu erkunden, das Informationszentrum zu besuchen und auch um Ihre Begleiterin, Frau Doktor Barbara Brownling kennenzulernen. Aber zunächst sollten Sie einmal Ihr Gepäck auf Ihr Zimmer bringen, das für Sie reserviert wurde. Ein Bediensteter wird Sie hinführen.“

Er drückte einen Klingelknopf, überreichte dann Laura einen Schlüssel. Bald darauf erschien der Bedienstete.

„Beantworten Sie mir bitte noch eine Frage bevor ich gehe“, meinte dann Laura, Sie sprachen von einer Frau Doktor Brownling. Ich dachte ein Wildhüter würde mich begleiten.“

Herr Mnoroboto lächelte.

„Das ist auch der Fall, als Fahrer und Beschützer. Letzteres ist auch notwendig, denn Sie treffen ja die Tiere auf freier Wildbahn. Da kann es schon zu gefährlichen Situationen kommen. Daher muß Sie jemand begleiten, der sich auskennt, Erfahrung im Umgang mit Tieren in freier Wildbahn hat und richtig reagiert, wenn es zu brenzligen Situationen kommt. Alles andere wäre unverantwortlich. Sie müssen ja auch mehrmals übernachten. Und er kennt die Orte, wo Sie das ungefährdet können, ohne im Schlaf unangenehm belästigt zu werden.“

Er lächelte.

„Das ist auch so ein Punkt. Es ist doch so, daß Sie tagelang unterwegs sind. Und wir können Sie doch nicht tagelang und auch nächtelang allein mit einem Mann durch die Wildnis touren lassen. Das könnte leicht zu verfänglichen und Ihnen unangenehme Situationen führen. Sie verstehen, was ich meine?“

„Ja, sicher. Aber eine Frage habe ich doch noch. Wo finde ich Frau Doktor Brownling?“

„Ach so, das hatte ich ganz vergessen. Sie finden sie in ihrem Büro hier im Verwaltungsgebäude, Zimmer sieben. Das liegt im Erdgeschoß.“

Laura suchte ihr Zimmer auf, holte sich erst einmal ein Getränk aus dem Kühlschrank, überlegte, was sie als nächstes tun solle. Jetzt in der Mittagshitze draußen herumzulaufen behagte ihr nicht. Blieben also das Informationszentrum und Besuch bei Frau Brownling. Sie entschied sich für letzteres. Barbara erwies sich als eine überaus attraktive, schlanke, hübsche Negerin. Ihre langen, glatten, dunkelbraunen Haare waren hinter dem Kopf zusammengebunden. Sie trug ein hellblaues Sommerkleid. Sie begrüßte Laura freundlich, bot ihr ein Getränk an.

„Kalter Früchtetee ist für mich bei dieser Hitze das Beste. Ich hoffe, Sie mögen das. Oder möchten Sie lieber Sprudelwasser.“

„Tee ist schon in Ordnung.“

Barbara schenkte ein.

„Nennen Sie mich einfach Barbara“ fuhr sie dann fort, „und ich sage Laura zu Ihnen. Und wenn Sie nichts dagegen haben, dann können wir uns auch duzen.“

Sie lächelte.

„Das werden wir spätestens übermorgen ohnehin tun.“

„Meinetwegen“, entgegnete Laura.

„Ich bin deine Begleiterin. Ich bin Zoologin, seit drei Jahren hier. Ich studiere die Lebensweise der Tiere hier im Nationalpark oder besser ihr Verhalten und natürlich auch ihre Lebensbedingungen, gerade auch im Hinblick auf mögliche Veränderungen durch den Klimawandel, über den heutzutage so viel geredet wird.“

„Gibt es hier dafür bereits Anhaltspunkte?“

Barbara schüttelte den Kopf.

„Bisher nicht, aber das müssen wir im Auge behalten. Und dann müssen wir natürlich die Population überwachen. Der Nationalpark umfaßt ja nur ein begrenztes Gebiet und bietet daher auch nur einer begrenzten Zahl von Tieren einen Lebensraum. Da müssen wir regulierend eingreifen wenn die Population einer Art überhand nimmt.“

„Abschießen also?“

„Ja, leider. Wir fangen natürlich auch überzählige Tiere ein und verkaufen sie an Tiergärten in aller Welt. Das ist aber auch ein bißchen problematisch. Die Zoos wollen natürlich gesunde und kräftige Tiere. Und wenn wir die wegfangen, dann nehmen die kranken und schwachen überhand und die werden dann wiederum von den Raubtieren weggefangen. Das ist natürlich auch keine Lösung. Da muß man kluge Kompromisse schließen und dazu braucht man wiederum einen genauen Überblick über die Population. Deswegen bin ich auch oft unterwegs. Aber ich will dich damit nicht langweilen. Ich kenne die interessanten Stellen hier und kann dir viel erklären. Das ist für die nächsten Tage meine Hauptaufgabe. Vieles kann man natürlich auch im Informationzentrum erfahren, aber das sind nur Photos und Filme. Du willst doch sicher die Tiere und ihre Umgebung in der Realität sehen.“

Laura lachte.

„Natürlich, deswegen bin ich ja hier. Ansonsten könnte ich mir ja auch einen Bildband über den Nationalpark kaufen und ihn zur Grundlage meiner Reportage machen.“

Sie stutzte kurz.

„Wer ist eigentlich unser weiterer Begleiter? Sie wollten mich ja nicht alleine mit einem Mann in die Wildnis lassen.“

„Aus guten Gründen natürlich. Manche hier können wirklich zudringlich werden. Ich hatte da anfangs auch Schwierigkeiten. Aber nun haben sie, das heißt die meisten, Respekt vor mir und wagen es nicht mich anzurühren.

Und ich nehme auf meine Fahrten natürlich nur solche mit, denen ich trauen kann. Wir müssen ja auch des öfteren draußen übernachten, zwar in getrennten Zelten, aber ... du weißt, was ich meine.“

Laura nickte.

„Aber sei beruhigt. Uns wird Adam begleiten, ein tüchtiger und zuverlässiger Mann. Und er ist anständig. Von ihm mußt du keine Belästigungen befürchten.“

„Nun, ich bin ja nur vorbei gekommen um dich kennenzulernen. Ich will dich nun nicht länger stören. Du hast ja sicher auch noch Arbeit zu erledigen.“

„Ach, nichts dringendes. Wir können ja zusammen in das Informationszentrum gehen. Da kannst du schon einmal einen Eindruck von dem gewinnen, was dich erwartet. Und ich kann dir zu den einzelnen Stationen manches erklären, was nicht auf den Schautafeln steht.“

Das Informationszentrum war ein zweistöckiger Bau, der etwa zweihundert Meter vom Verwaltungszentrum entfernt lag. Sie ließen sich Zeit, besuchten zwischendurch auch die im Untergeschoß eingerichtete Caferteria zu einen Cappuchino. Die Ausstellung zeigte einen sehr guten Überblick über den Nationalpark, seine Geschichte, seine Einrichtungen und seine Tierwelt. Laura nahm auch etliche Photos auf, photographierte insbesondere die Schautafeln, ließ sich auch von Barbara ausführliche Erklärungen geben. Es dämmerte bereits als sie ihren Rundgang beendeten.

„Wir können gleich zum Abendessen bleiben“, schlug Barbara vor, „die Küche im Hotel ist auch nicht besser und die Kantine im Verwaltungsgebäude hat bereits geschlossen.“

Laura war einverstanden. Sie bedienten sich am Büffett, zahlten an der Kasse, suchten sich dann einen Platz.

„So, auf der Alacamahara - Farm wohnst du also“, begann Barbara während des Essens, „wie bist du denn auf Philippe gekommen? Oder ist das indiskret?“

„Nein, keineswegs. Ich bin für alles offen und rede auch offen über alles. Eine Freundin hat ihn mir empfohlen. Sie sagte, die Farm liege nicht allzu weit vom Haupteingang des Nationalparks entfernt, biete auch genügenden Komfort.“

„Und warst du dann nicht ein bißchen unangenehm überrascht als du ihn kennenlerntest.“

Laura lächelte.

„Nein, die Freundin hat mich sozusagen gewarnt. Ich habe das bewußt in Kauf genommen, und ehrlich gesagt, ich war auch ein bißchen neugierig auf das, was mich erwartete.“

Barbara lachte.

„Warst du dann nicht enttäuscht? Es heißt, er möchte gerne der große Liebhaber, der große Frauenbeglücker sein. Ich kenne es aber nur vom Hörensagen.“

„Na ja, das ist so bei Männern. Zahlreiche unter ihnen möchten großartig, ja sogar Genies sein, sind aber bestenfalls nur mittelmäßig – in allem.“

Laura grinste.

„Philippe gehört zweifelohne zu denen.“

„Ich kenne ihn nicht näher. Ich traf ihn lediglich einmal auf einer Party auf der Nebel-Farm. Da hat er mit schmierigen Reden versucht mich zu umgarnen und sich an mich heranzumachen. Aber ich habe ihn abgewiesen. Auf solche Spielchen lasse ich mich nicht ein.“

Laura lächelte.

„Ich sehe das lockerer.“

„Das nehme ich dir auch nicht übel. Du lebst in einer anderen Welt, in einer Millionenstadt, in der sich keiner um den anderen kümmert. Und du bist auch ansonsten frei und ungebunden, lebst dein eigenes Leben, unabhängig