Die dunklen Wüsten des Titan - Ben Bova - E-Book

Die dunklen Wüsten des Titan E-Book

Ben Bova

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Beschreibung

Leise summen die Maschinen auf Titan

Als die ersten Menschen den Saturnmond Titan erreichen, erwartet sie eine Überraschung: Sie finden einen uralten Maschinenkomplex, der seit undenklichen Zeiten arbeitet. Welchem Zweck die Maschinerie dient, können die Forscher nicht herausfinden. Sind es Überreste eines fremden Volkes, die seit Jahrhunderten sinnlos Dienst tun? Ist es eine Sendeanlage, die jede Veränderung im Sonnensystem an die Unbekannten meldet? Getrieben von der Angst vor Aliens überwindet die Menschheit ihre politischen Gegensätze und macht sich zu weiteren Forschungsexpeditionen auf, um das Geheimnis zu enträtseln …

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BEN BOVA

DIE DUNKLEN WÜSTEN

DES TITAN

Roman

Das Buch

Als die ersten Menschen den Saturnmond Titan erreichen, erwartet sie eine Überraschung: Sie finden einen uralten Maschinenkomplex, der seit undenklichen Zeiten arbeitet. Welchem Zweck die Maschinerie dient, können die Forscher nicht herausfinden. Sind es Überreste eines fremden Volkes, die seit Jahrhunderten sinnlos Dienst tun? Ist es eine Sendeanlage, die jede Veränderung im Sonnensystem an die Unbekannten meldet? Getrieben von der Angst vor Aliens überwindet die Menschheit ihre politischen Gegensätze und macht sich zu weiteren Forschungsexpeditionen auf, um das Geheimnis zu enträtseln …

Der Autor

Titel der Originalausgabe

AS ON A DARKLING PLAIN

Aus dem Amerikanischen von Bernt Kling

Überarbeitete Neuausgabe

Copyright © 1972 by Ben Bova

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Covergestaltung: Das Illustrat, München

Satz: Thomas Menne

Inhalt

Das Buch

Der Autor

Prolog

1. TITAN – Die dunklen Wüsten unter dem Saturn

2. ERDE – Unter Mammutbäumen

3. ERDE – Im Trainingszentrum

4. ERDE – Am Ende des Tages

5. JUPITER – In der Tiefe

6. SIRIUS – Die Sternenexpedition

Prolog

Das Universum ist nicht nur seltsamer, als wir es uns vorstellen – es ist seltsamer, als wir es uns vorstellen können.

– J. B. S. Haldane

Clarkes Drittes Gesetz: Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist nicht von Magie zu unterscheiden.

– Arthur C. Clarke

1

TITAN

Die dunklen Wüsten unter dem Saturn

Lee sah auf seine behandschuhten Hände hinab. Sie zitterten unkontrolliert, als gehörten sie einem anderen, als hätte er nicht die geringste Macht über sie.

Er stand auf einem Eishügel und überblickte die Ebene, auf der die Türme standen. Selbst aus dieser Entfernung schienen sie zu pulsieren, durch unbekannte Energien zu glühen. Er konnte die Maschinen in ihnen fühlen, pochend, rollend, unaufhörlich, immer tätig. Immer. Ein kleiner Haufen von Männern in Druckanzügen hastete an einem der Bauwerke entlang, insektengleich, winzig aus dieser Entfernung. Die Türme erhoben sich hoch über sie, stießen senkrecht in den dunklen Himmel des Titan. Ein Tross von Kettenfahrzeugen schob sich über die eisige Ebene auf die Türme zu. Noch mehr Insekten.

Darüber hing die grell leuchtende Halbkugel des Saturn, dessen Ringe sich nur als dünne, kaum sichtbare Linie abzeichneten, wie der schmale Grat zwischen einem normalen Verstand und dem Wahnsinn. Von irgendwoher hörte Lee Gelächter, fremdartiges Gelächter, verächtlich und voll von absoluter Überlegenheit.

Fünf Leute arbeiteten mit ihm zusammen. In ihren Druckanzügen wirkten sie wie unbeholfene Käfer, die sich mühsam und mit gleichsam instinktmäßigen Bewegungen über das gefrorene Ödland schleppten, während die Erbauer dieser Türme aus der Ferne, aus unendlicher Ferne zusahen, auf die bedauernswerten Menschen der Erde deuteten und lachten.

Lee wandte sich ab und ging. Er sagte kein Wort, er ging einfach. Es brauchte einige Minuten, bis einer von den anderen begriff, dass er sie verließ. Sie verlassen hatte.

»Dr. Lee?«

»Dr. Lee, wohin gehen Sie? Sollen wir …«

»Sid! Was ist denn los?«

»Können Sie uns hören? Antworten Sie bitte!«

Er berührte einen Schalter am Gürtel seines Druckanzuges und schnitt ihre Stimmen ab. Es war immer dunkel auf dem Titan, und es war nicht ratsam, allein zu gehen. Aber die Saturnhalbkugel warf genug Licht, so dass Lee nicht einmal die Helmlampe einzuschalten brauchte. Selbst als eine dünne Ammoniakwolke die gelbliche Halbkugel verdüsterte, ging Lee unbeirrt weiter. Immer schneller, den sanft geneigten Hang hinab, die stollenbewehrten Stiefel knirschten auf dem gefrorenen Boden. Seine Schritte wurden schneller, während es abwärts ging, er verfiel in einen immer schnelleren Lauf, bewegte sich mit weiten, schwungvollen Sprüngen, die die niedrige Schwerkraft ermöglichte, über das aufgeworfene Eis, geradewegs auf den Rand des Ammoniaksees zu. Die Sichtscheibe seines Helms beschlug sich, sein hämmernder Puls dröhnte schmerzhaft in den Ohren, aber er lief unbeirrt weiter, keuchend, schwitzend, lief auf den See zu.

Vielleicht verging eine Stunde, vielleicht waren es nur wenige Minuten. Die Zeit war ihm gleichgültig. Er hielt erst an, als er den Strand des grauen Ammoniaksees erreicht hatte. Der See war kälter als jedes eisbedeckte Meer der Erde, und er wurde beherrscht von den gewaltigen Gezeitenkräften des Saturn; er wälzte sich schäumend und tosend in seinem Bett, brach gegen das hundert Kilometer entfernte Felsufer, um dann wieder zurückzukehren. Die Flut war im Kommen. In einer Viertelstunde, vielleicht schon früher, würde der reinigende Ammoniak Lee mit zwanzig Metern kalter und schweigender Dunkelheit bedecken.

Er blieb stehen und wartete, sah zu, wie die Flutwellen näherkamen, diesen Eishügel und jenen Felsbrocken bedeckten, an seinen Stiefeln zu lecken begannen, die glänzenden Metallgamaschen seines Druckanzugs umspülten.

Fünf Jahre, dachte er. Heute sind es fünf Jahre. Ich habe es fünf Jahre lang nicht zugeben wollen. Wir werden es niemals wissen. Diese Türme werden uns immer und immer wieder besiegen.

Unwillkürlich wandte er sich um. Durch die Kunststoffblase seines Helms konnte er drei Gestalten erkennen, die den Abhang herunterhasteten, auf ihn zustolperten. Sie schwenkten ihre Arme, gestikulierten wild. Sie schreien sich bestimmt heiser, dachte er.

Gelassen wandte sich Lee wieder dem See zu. Die Zeit reicht nicht. Sie werden vorher hier sein.

Bedächtig und mit äußerster Sorgfalt griff er nach dem Nackenteil seines Druckanzugs und begann den Helmverschluss zu lösen.

Der Mensch griff nicht mit Ruhm und Ehre nach den Sternen, sondern in Furcht.

Die Gebäude auf dem Titan waren eindeutig das Werk einer intelligenten fremden Lebensform. Niemand konnte genau sagen, wie alt sie waren, wie lang diese wundersamen Maschinen schon liefen, wozu sie dienten. Wer immer sie geschaffen hatte, hatte das Sonnensystem schon vor Zehntausenden von Jahren verlassen.

Zum ersten Mal begannen die Menschen die Sterne zu fürchten.

Dennoch, sie mussten begreifen, sie mussten lernen. Robotsonden wurden zu dem Dutzend nächster Sterne gesandt, die mit der Technologie des Menschen erreichbar waren. Auf der Erde verging eine Generation, bevor die schwachen Signale der Sonden zurückkamen. Sieben Sterne wurden von Planeten umkreist. Fünf von diesen Sternen besaßen erdähnliche Planeten. Auf vier dieser Welten wurden Anzeichen von Leben entdeckt. Von Leben, nicht von Intelligenz.

Lang und heiß waren die Debatten darüber, was als nächstes zu tun sei. Schließlich wurde entschieden, bemannte Expeditionen zu diesen vier erdähnlichen Welten zu senden.

2

ERDE

Unter Mammutbäumen

Sie waren ein gutes Stück vom Hauptweg abgewichen, wanderten mit ihren Rucksäcken zwischen den riesigen Stämmen der Mammutbäume hindurch, die gerade und feierlich aufragten wie die Säulen einer Kathedrale. Bob O'Banion war groß, breitschultrig, blond, jung – und auf seinem Gesicht spielte ein Lächeln. Marlene Ettinger war eine hochgewachsene Frau, ihre langen schlanken Beine steckten in Wander-Shorts, und sie war kräftig in einer vollkommen weiblichen Weise.

Ein Vogel zog im Gleitflug an ihnen vorbei, und Bob lachte und deutete auf ihn. Die Zweige hoch über ihnen filterten das Sonnenlicht, das glitzernde Reflexe in Marlenes langem kastanienbraunen Haar hervorrief. Sie gingen schweigend nebeneinander her, nur eine Armlänge voneinander entfernt und dennoch getrennt.

Sie musterte sein Gesicht. Er war glücklich, eine Trainingspause zu haben und keine Uniform tragen zu müssen, glücklich, dass er die Gebäude auf dem Titan und die Sternenexpeditionen vergessen konnte, glücklich, hier im Wald zu sein und die Wärme der Sonne in sich aufzunehmen, den Duft des Harzes zu riechen und auf die Geräusche des vielfältigen Lebens zu horchen. Bald genug schon würden sie in den metallenen Kammern für die große Reise eingeschlossen sein. Und vorher noch würde sie ihm sagen müssen …

»Hier wäre ein guter Platz«, sagte Bob.

Es war eine flache, moosbewachsene Stelle zwischen riesigen Bäumen. Ein klarer Bach floss fast geräuschlos vorbei.

Marlene nickte und ließ dankbar den schweren Rucksack von der Schulter gleiten. Bob lehnte seinen gegen einen Baumstumpf und zog eine altmodische Decke heraus, eine fusselige und schon etwas verblasste blaue Wolldecke.

Sie lächelte ihn an.

»Was ist daran so lustig?«

»Nichts. Ich wusste nur nicht, dass du solch ein Traditionalist bist.«

Er grinste und kramte Lebensmittelpackungen heraus. »Es gibt eine Menge, was du nicht über mich weißt. Noch nicht.«

Sie aßen, sie unterhielten sich. Es war unvermeidlich, dass das Gespräch doch wieder auf die Bauwerke auf dem Titan kam und auf die kommenden Sternenexpeditionen, auf ihr Training. Es war unvermeidlich, dass sie nach dem Essen nebeneinander auf dem weichen, moosbewachsenen Boden lagen, und er hielt sie fest, streichelte sie, küsste sie.

»Bob«, sagte sie, »als ich auf Titan war …«

»Ich will nichts vom Titan noch sonst irgendetwas hören«, flüsterte er in ihr Ohr.

»Nein … Ich muss es dir sagen.« Sie wies ihn mit sanftem Druck zurück. Sein jugendliches Gesicht verdüsterte sich für einen Augenblick, doch dann lächelte er und sagte: »Aber Marlene, du brauchst doch nicht …«

»Doch«, sagte sie. Sie setzte sich auf. »Ich habe auf dem Titan gesehen, wie ein Mann sich umbringen wollte. Er lief einfach in den See hinein. Wir konnten ihn gerade noch rechtzeitig herausholen. Er war dabei, seinen Helm zu öffnen, als wir bei ihm ankamen.«

Er äußerte etwas, was mitfühlend klingen sollte.

»Verstehst du … ich habe ihn geliebt. Er war verheiratet, aber seine Frau war auf der Erde geblieben, und wir …« Sie stockte.

Sein Lächeln erstarb. »Aber ich dachte, dass du und ich … dass etwas Ernsthaftes zwischen uns ist, Marlene.«

»Ich weiß. Ehrlich gesagt, ich nahm an, ich hätte ihn vergessen, dachte, dass alles vorbei sei, was auf Titan geschehen ist … aber gestern habe ich ihn wiedergesehen. Er ist jetzt im Trainingszentrum und versuchte, sich für eine der Sternenexpeditionen zu qualifizieren.«

»Und du liebst ihn noch immer?«

Sie konnte den Schmerz in seinen Augen sehen.

»Bob, ich weiß nicht. Bis gestern warst du der einzige Mann, der mir etwas bedeutet hat. Aber jetzt – er hat mich nicht einmal gesehen. Ich erkannte ihn, als er aus der Fähre stieg …«

»Vielleicht hast du dich getäuscht. Vielleicht war er es gar nicht.«

»Nein. Ich habe nachgeforscht. Er ist es. Er war über ein Jahr im Hospital, aber jetzt ist er im Trainingszentrum. Er ist es.«

»Und was wird mit uns?«, fragte Bob. Der Schmerz hatte inzwischen seine Stimme erreicht.

»Ich weiß nicht«, antwortete sie, ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern. »Ich weiß nicht, ob er noch der gleiche Mensch ist, der er auf Titan war. Vielleicht liebt er mich nicht mehr. Vielleicht hat er mich nie wirklich geliebt. Ich weiß es einfach nicht.«

Der Schmerz hatte sie schon lange erreicht.

3

ERDE

Im Trainingszentrum

Es sah aus wie auf einem Universitätsgelände. Große Plastikglasgebäude mit weit geschwungenen Dächern und eleganten Rampenwegen, die sie in der Höhe der zehnten Etage verbanden. Bäume, die noch neu und etwas dünn wirkten, ließen dünne Zweige in den brennenden texanischen Himmel wachsen. Das Gras wurde durch unterirdische Bewässerung grün gehalten, damit die vierzigtausend Männer und Frauen des Trainingszentrums an frischen Rasenflächen vorbeischlendern oder sich darauf niederlassen konnten.

Vierzigtausend Menschen. Nur achtzig von ihnen würden zu den Sternen fliegen.

Marlene nahm den Lift bis zur achtundzwanzigsten Etage und fröstelte leicht, da die Klimaanlage ihren Zweck zu gut erfüllte. Die Kabine hielt mit einem sanften Ruck, und die Türen glitten lautlos auf. Zu dieser vormittäglichen Zeit war der zu den Schlafräumen führende Korridor menschenleer. Die Wände waren nackt und in einem antiseptischen Weiß gehalten. Wie in einem Krankenhaus.

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