Die Forts am Bozeman Trail 04: Das Fettermann-Massaker - Alfred Wallon - E-Book

Die Forts am Bozeman Trail 04: Das Fettermann-Massaker E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Dies ist das vierte Buch in der Serie Die Forts am Bozeman Trail Als Colonel Henry B. Carrington im Sommer 1866 ein neues Fort entlang des Bozeman Trails errichtet, stellt dies für den Oglala-Häuptling Red Cloud eine weitere Provokation dar, auf die es nur eine Antwort gibt: Krieg gegen alle weißen Eindringlinge. Der Hass der Oglala richtet sich vor allem gegen die Soldaten in Fort Phil Kearny. Die Printausgabe umfasst 230 Buchseiten Eine Exklusive Sammlerausgabe des Titels als Taschenbuch können Sie nur direkt über den Versabdshop des Blitz-Verlages beziehen.

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Die Forts am Bozeman Trail

In dieser Reihe bisher erschienen

3201 Alfred Wallon Blaurock-Patrouille

3202 Alfred Wallon Der Sioux-Killer

3203 Alfred Wallon Gebrochene Verträge

3204 Alfred Wallon Das Fetterman-Massaker

Alfred Wallon

Das Fetterman-Massaker

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2020 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerIllustrationen: Wiktoria Matynia/123RF.comSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-334-6Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Kapitel 1: Die Suche nach den Mördern

10. Mai 1866

Auf der Straße von der Alder Gulch nach Virginia City

Gegen Mittag

„Der Bastard lebt noch, Sheriff!“, erklang eine wütende Stimme. „Aber nicht mehr lange!“

Jed Belden murmelte einen leisen Fluch, während er sich umdrehte und zurück zu den anderen drei Männern ging. Er trat zu dem jungen Mann, der stöhnend am Boden lag und auf dessen Hemd sich ein großer Blutfleck gebildet hatte. Das Gesicht des Kerls war blass und schweißüberströmt. Er atmete keuchend und unregelmäßig. Mit weit aufgerissenen Augen blickte er auf die Männer, die ihn niedergeschossen hatten. Eine der beiden Kugeln stammte aus dem Revolver des Sheriffs. Aber das spielte keine Rolle mehr – der schwer verletzte Mann hatte ohnehin nur noch wenige Minuten zu leben!

Als sich Jed Belden niederkniete und den sterbenden Goldräuber anschaute, musste er sich anstrengen, um seinen Zorn nicht allzu deutlich zu zeigen. Stattdessen zwang er sich, ruhig zu bleiben, und richtete das Wort an den jungen Kerl.

„Wie heißt du, mein Junge?“, fragte er ihn. „Wenn du noch was zu sagen hast, dann beeil dich lieber. Es kann jeden Moment vorbei sein ...“

In den Augen des Sterbenden flackerte es nervös. Er wusste, wie es um ihn stand, aber er wollte es dennoch nicht wahrhaben. Seine Lippen formten Worte, aber daraus wurde nur ein unverständliches Krächzen. Bange Sekunden vergingen, bis er schließlich wieder dazu in der Lage war.

„Tony ...“, murmelte er. „Tony O’Hara. Wo ... wo sind Scott ... und die ... anderen?“

„Wer ist Scott?“, fragte ihn Belden und strich sich ungeduldig über seinen dichten Oberlippenbart. „Rede, verdammt noch mal!“

„Scott ist ... mein Bruder!“, stieß der Sterbende mühsam hervor. „Ist er ... entkommen?“

„Ja“, musste Sheriff Belden nun zugeben. „Wie heißen die anderen beiden Halunken?“

„Dave Craig ...“ Tony O’Haras Stimme brach ab, weil er plötzlich husten musste. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen, als er weitersprach. „Und ... Bob Cameron. Warum, warum ... hilft mir ... keiner?“

„Das ist bereits viel zu spät, Junge!“, schnitt ihm Belden das Wort ab. „Dir kann niemand mehr helfen. Selbst wenn jetzt ein Doc bei uns wäre. Du hast es gleich hinter dir.“

„Ich ... ich will noch nicht sterben!“, stöhnte Tony O’Hara. „Ich bin ... doch noch ... viel zu ...“

Er konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Blut trat über seine Lippen, während sein Körper heftig zu zucken begann. Dann fiel sein Kopf zur Seite.

„Um den ist es nicht schade, Sheriff“, sagte einer der Männer zu Belden. „Der hat nichts anderes verdient als eine Kugel!“

Belden erwiderte nichts darauf. Er spürte keine Genugtuung darüber, dass sie wenigstens einen dieser feigen Mörder erwischt hatten. Es änderte aber erst recht nichts daran, dass die anderen drei Männer entkommen waren. Auch wenn es ihnen nicht gelungen war, die Beute mit sich zu nehmen. Denn das hatten Sheriff Belden und seine Leute zum Glück noch verhindern können. Trotzdem waren Männer gestorben. Gute Männer – und einer von ihnen war Victor Belden gewesen – sein Bruder!

Er wandte seinen Blick von dem toten Wegelagerer ab und schaute zu den anderen Männern, die mit ihm gekommen waren. Als Jed Belden von der Bank in ­Virginia City gebeten worden war, an diesem Tag besonders die Straße zwischen der Alder Gulch und der Minenstadt zu kontrollieren – weil eben wieder ein neuer Goldtransport geplant worden war –, hatte der Sheriff sofort gehandelt und einen kleinen Trupp Bewaffneter zusammengestellt. Trotzdem waren sie zu spät gekommen und hatten nicht mehr verhindern können, was geschehen war.

Vielleicht hätten sie eine Chance gehabt, wenn noch weitere Männer diesen Transport begleitet und damit besser gesichert hätten. Aber nachdem es ruhig in der Alder Gulch geworden war, hatte niemand mehr damit gerechnet, dass es weitere Überfälle geben würde. Nicht nachdem der verbrecherische Sheriff Henry Plummer – Beldens Vorgänger – und seine skrupellose Bande überführt und verurteilt worden waren. Diese Bande, die unter dem Namen The Innocents Angst und Schrecken unter den Goldgräbern verbreitet hatten, existierte nicht mehr. Jeder dieser Halunken hatte seine gerechte Strafe erhalten, und seitdem herrschte Ruhe in der gesamten Region. Aber nur bis zu dem Moment, bis ein weiterer Überfall stattgefunden hatte, und Beldens Bruder Victor hatte dafür mit seinem Leben bezahlen müssen!

„Was sollen wir jetzt tun, Sheriff?“, fragte einer der Männer, die mit ihm gekommen waren. „Wir haben nur noch zwei Pferde!“

„Verdammt, das weiß ich selbst!“, fiel ihm Belden ins Wort, während er fieberhaft überlegte, was jetzt am besten war. Auch wenn er jetzt am liebsten sofort aufgesessen und den Männern gefolgt wäre, die seinen Bruder auf dem Gewissen hatten. Aber das wäre eine falsche und vor allen Dingen überstürzte Vorgehensweise gewesen, bei der auch er unter Umständen den Kürzeren ziehen würde.

„Wir bringen die Toten zurück nach Virginia City“, entschied Belden nach kurzem Überlegen. Ein kurzer Blick in die Runde zeigte ihm, dass die anderen Männer erleichtert über diese Entscheidung waren. Sie wollten keine Helden sein. Belden konnte ihnen deshalb keine Vorwürfe machen. Er war froh darüber, dass sie ihn bis hierher begleitet hatten – aber was jetzt anstand, war eine Sache, die nur ihn etwas anging. Denn jetzt war es eine persönliche Angelegenheit geworden!

11. Mai 1866

Virginia City

Am frühen Nachmittag gegen 14:00 Uhr

Er wusste, dass ihn viele Menschen beobachteten, als er das Office verließ und zum Mietstall ging. Er hatte eine Satteltasche bei sich, in der er alles verstaut hatte, was er brauchte. In der linken Hand trug er eine Winchester 66 Rifle, die erst vor Kurzem auf den Markt gekommen war. Auch wenn er viel Geld dafür hatte bezahlen müssen, so war Belden jetzt froh darüber, dass er dieses Gewehr besaß. Er würde es brauchen für das, was er sich vorgenommen hatte.

Seine Stimmung war düster, denn an diesem Morgen hatte man seinen Bruder Victor auf dem Friedhof von Virginia City begraben. Zusammen mit dem anderen Mann, der den Goldtransport begleitet hatte. Belden erinnerte sich nicht mehr an dessen Namen, denn seine Gedanken kreisten immer noch um Victor, der einen sinnlosen Tod gestorben war.

Auch wenn es einige Menschen jetzt bedauerten, dass er die Stadt verließ, so empfand Belden diese Entscheidung dennoch als richtig. Wer sein Nachfolger wurde, interessierte ihn nicht. Er wollte nur noch eins – sich auf die Spur der flüchtigen Hundesöhne setzen und jeden einzelnen von ihnen zur Hölle schicken. Egal wie lange es dauerte!

„Guten Tag, Sheriff Belden!“, sagte Hugh Morris, der Besitzer des Mietstalls, zu ihm. „Sie wollen wirklich Virginia City verlassen? Als ich das gestern hörte, wollte ich es zunächst gar nicht glauben.“

„Ich wollte auch nicht glauben, dass mein Bruder ­Victor an dem Tag gestorben ist, an dem er seinen Job angetreten hat, Mister Morris“, erwiderte Belden. „Manchmal ändert sich alles von einem Augenblick zum anderen.“

„Ich habe mich zwischenzeitlich um Ihr Pferd gekümmert“, meinte Morris mit einem kurzen Lächeln. „Ich dachte, Sie könnten es eilig haben nach der Beerdigung.“

„Stimmt“, nickte Belden. „Was bin ich Ihnen noch schuldig.“

„Nichts, Sheriff“, lautete die Antwort des Mietstall­besitzers. „Sie haben genug für diese Stadt getan, und ich werde das auf keinen Fall vergessen. Es waren unruhige Wochen, als die Innocents die ganze Alder Gulch terrorisiert haben.“

„Ich bin kein Sheriff mehr“, meinte Belden. „Ich kümmere mich nur noch um meine privaten Angelegenheiten – sonst nichts.“

„Kann ich gut verstehen, Sheriff ... ich meine Mister Belden“, sagte Morris. „Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Glück bei dem, was Sie vorhaben. Werden Sie wieder zurückkommen nach Virginia City, wenn Sie ...?“

„Das weiß ich noch nicht“, antwortete Belden, während er Decke und Sattel nahm und damit zu seinem Pferd ging. Der braune Wallach begrüßte ihn mit einem freudigen Schnauben, als er die Tür zum Verschlag öffnete. „Wenn, dann wird es sehr lange dauern. Ich habe keine Ahnung, wo ich genau suchen muss. Aber ich werde sie finden – darauf können Sie Gift nehmen.“

„Wissen Sie wenigstens überhaupt etwas? Namen oder weitere Einzelheiten?“

„Scott O’Hara, Dave Craig und Bob Cameron!“, kam es wie aus der Pistole geschossen über seine Lippen. „Zumindest einer von ihnen ist Schotte. Was würden Sie tun, wenn Sie unbedingt und so schnell wie möglich Ihre Spuren verwischen möchten, Mister Morris?“

Der Mietstallbesitzer überlegte einen kurzen Moment.

„Ich würde irgendwie versuchen, so schnell wie möglich aus Montana rauszukommen, denke ich“, sagte Morris. „Wobei das nicht ganz so einfach ist. Auf dem Weg nach Süden lauern die Sioux und Cheyenne nur darauf, dass ihnen einzelne weiße Reisende in die Hände fallen.“

„Daran habe ich auch schon gedacht“, antwortete Belden, nachdem er dem Tier den Sattel aufgelegt und gut festgezurrt hatte. „Also ist die einzig vernünftige Lösung, sich einer anderen Gruppe anzuschließen.“

„Und wer sollte das sein?“

„Wenn ich das jetzt schon wüsste, dann würde ich Sie nicht danach fragen“, meinte Belden achselzuckend. „Es wird dadurch zwar komplizierter, aber nicht unlösbar. Man muss nur etwas Geduld haben.“

„Sie sind fest entschlossen – das habe ich schon gemerkt“, fügte Morris hinzu. „Nochmals viel Erfolg bei dem, was Sie vorhaben.“

„Danke“, sagte Belden abschließend und führte sein Tier aus dem Verschlag. „Diese verdammten Hundesöhne ahnen nicht, was für einen Fehler sie gemacht haben. Das werden sie bitter bereuen – das schwöre ich!“

Der Tonfall seiner Stimme beinhaltete all das, was er in diesem Moment empfand. Er drehte sich auch nicht mehr um, nachdem er sein Pferd ins Freie geführt hatte und dann in den Sattel stieg.

Ein letztes Mal schaute er in Richtung des Friedhofs, der sich ein Stück oberhalb der letzten Häuser der Minenstadt befand. Dort hatte er seinen Bruder an diesem Morgen beerdigt und sich gleichzeitig auch von ihm ­verabschiedet. Aber mit einem stillen Schwur, dass Victors Tod nicht ungesühnt bleiben würde. Auch wenn er der Fährte der flüchtigen Mörder womöglich Wochen und Monate folgen musste ...

7. September 1866

Im Grenzgebiet zwischen Montana und Nebraska

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit

Jed Belden fühlte sich müde und ausgelaugt, nachdem er eine geschützte Stelle für ein Nachtlager entdeckt und für gut befunden hatte. Er führte sein Tier an einen Strauch, schlang die Zügel darum und sattelte das Tier ab. Anschließend breitete er seine Decken hinter einer kleinen Felsengruppe aus und war froh darüber, dass es noch nicht zu regnen begonnen hatte. Denn vor knapp einer Stunde hatten sich am Horizont graue Wolken zusammengezogen, die der Wind weiter in Richtung Nordwesten trieb – also genau auf ihn zu.

Es sah wohl danach aus, als wenn er vom Regen verschont bleiben würde, denn zwischenzeitlich waren die Wolken bereits weitergezogen, ohne dass es zu regnen begonnen hatte. Das war Belden nur recht, denn wenn er jetzt nass wurde und die halbe Nacht noch weiter Ausschau nach einem trockenen Platz halten musste, dann würde ihn das noch mehr zermürben, als es ohnehin schon der Fall war.

Die letzten vier Monate waren nicht ohne Folgen geblieben. Jed Beldens Gesichtszüge waren hager und ernst geworden. Denn die Verfolgung der Mörder erwies sich als die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Er hatte zunächst die Richtung eingeschlagen, in der die Banditen verschwunden waren. Aber so sehr er sich auch bemüht hatte – es war ihm nicht gelungen, irgendwelche Hinweise zu entdecken, aus denen er schließen konnte, welche Richtung sie wirklich eingeschlagen hatten.

So wurde es ein mehr oder weniger zielloses Reiten – immer in der Hoffnung, dass er irgendwann Menschen begegnen würde, die vielleicht etwas gesehen oder gehört hatten, was ihm bei seiner Suche half. Meist war er auf vereinzelte Gruppen von Goldsuchern gestoßen, die aber nur eins im Sinn hatten – so schnell wie möglich nach Montana zu kommen und reich zu werden.

Belden hätte ihnen sagen können, dass sich für manche Abenteurer der Traum vom schnellen Reichtum niemals erfüllen würde und dass die Gefahr, durch Indianerpfeile aus dem Hinterhalt zu sterben, weitaus größer war als die Hoffnung, schon bald auf eine ergiebige Goldader zu ­stoßen. Aber stattdessen schwieg er und sah nur zu, wie die Menschen zum größten Teil alle weiter in die ­Richtung zogen, aus der er gekommen war. Vermutlich hielten sie ihn für verrückt, weil er im bildlichen Sinne gegen den Strom schwamm und sich nicht im Geringsten für Gold ­interessierte.

Bevor er sich hinlegte und zu schlafen versuchte, hielt er sich noch einmal vor Augen, welche Strapazen er bisher auf sich genommen hatte, um die Mörder seines Bruders zu finden. Er musste in diesen Tagen besonders häufig daran denken, dass Victor das Leben sehr oft auf die leichte Schulter genommen hatte. Ein Job und ein stetiges Auskommen waren nie wichtig für ihn gewesen – auch wenn sein älterer Bruder ihm deswegen immer wieder ins Gewissen hatte reden müssen. Aber Victor hatte immer nur gesagt, dass das Leben für jeden irgendwann einmal eine passende Chance bereithielt. Man musste nur die Augen offen halten und zupacken, wenn sich eine solche ­Gelegenheit bot.

Die Tatsache, dass ihm eine der Minengesellschaften einen Job angeboten hatte, um die Goldtransporte von der Alder Gulch nach Virginia City zu beschützen, war für Victor so eine Chance gewesen. Vielleicht hatte er auch gedacht, dass sein Bruder all dies anerkennen würde. Aber als Jed Belden davon erfahren hatte, war der erste Goldtransport bereits unterwegs nach Virginia City gewesen – und er hatte nur noch eins tun können: wenigstens dafür zu sorgen, dass es unterwegs zu keinen unliebsamen Zwischenfällen kam.

Trotzdem war Jed Belden zu spät gekommen, und das hatte Victor das Leben gekostet. Deshalb machte er sich immer noch Sorgen darüber, weil er den Tod vielleicht hätte verhindern können, wenn er es rechtzeitig gewusst hätte. Denn dann hätte er Victor ganz sicher ins Gewissen geredet und ihm klargemacht, dass dieser Job gewisse Risiken barg. Immer wenn Gold im Spiel war, bestand die Gefahr, dass irgendwelche gewissenlose Halunken Schlimmes im Schilde führten. Das hatte Victor kurz darauf am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Belden streckte sich auf dem Boden aus und versuchte sich zu entspannen. Aber einen tiefen und vor allen Dingen ruhigen Schlaf konnte er nicht finden. Es ging ihm einfach zu viel durch den Kopf, und die Tatsache, dass er mutterseelenallein durch eine Region ritt, die zu den Ausläufern des Indianerlandes gehörte, bereitete ihm immer wieder einiges Kopfzerbrechen und hielt ihm vor Augen, dass er mit dieser Suche auch sein eigenes Leben jeden Tag immer wieder aufs Spiel setzte.

Irgendwann war jedoch die Müdigkeit so stark, dass ihm schließlich die Augenlider zufielen und er einschlief. Allerdings verfolgten ihn selbst jetzt noch die schrecklichen Bilder, als er mit seinen Leuten die Leichen seines Bruders und des anderen Mannes gefunden hatte. Im Traum sah sich Belden selbst vor dem Graben abseits der Straße stehen und blickte dabei auf den blutigen und reglosen Körper seines Bruders. Victors bleiches Gesicht war im Tode verzerrt und spiegelte noch den Schrecken wider, der ihn in den letzten Sekunden seines Lebens erfasst haben musste.

Als er aus seinem unruhigen Schlaf wieder erwachte, zeigten sich am fernen Horizont bereits die ersten Anzeichen der Morgenröte. Also beschloss Jed Belden, aufzustehen, etwas zu essen und dann weiterzureiten. Er versorgte noch vorher sein Pferd, sattelte das Tier und saß danach selbst auf.

Für einen kurzen Moment wurde ihm erneut bewusst, dass er im Grunde genommen immer noch nicht wusste, in welche Richtung er eigentlich reiten sollte. Denn er hatte längst die Spur der Mörder verloren. Schon in dem Moment, als er mit seinen Leuten und der Leiche seines erschossenen Bruders zurück nach Virginia City geritten war. Trotzdem hatte er seine Suche an dem Ort aufgenommen, an dem der kurze, aber sehr heftige Schusswechsel stattgefunden hatte und wo einer der Halunken gestorben war.

Seitdem war er unterwegs, immer auf der Suche und getrieben von dem Wunsch, die Schuldigen endlich zur Verantwortung zu ziehen. Auch wenn ihm so langsam bewusst wurde, dass sein Vorhaben letztendlich nicht von Erfolg gekrönt sein würde – es sei denn, es geschähe ein Wunder. Und an so etwas glaubte Jed Belden nicht. Für ihn existierten nur noch das Jetzt und Hier und das Verlangen, seinen Racheschwur zu erfüllen.

9. September 1866

Im Grenzgebiet zu den Black Hills

Gegen 9:30 Uhr morgens

Jed Belden zuckte zusammen, als der Wind ein fremdartiges Geräusch zu ihm herübertrug, das er sich nicht erklären konnte. Das Echo klang irgendwie seltsam verzerrt, und er wusste deshalb nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Deshalb zog er rasch seine Winchester 66 aus der Halterung am Sattel und hielt sie schussbereit, während er sein Pferd weiter in die Richtung lenkte, aus der er die seltsamen Geräusche vernommen hatte.

Jetzt hörte er es noch deutlicher. Es war eine menschliche Stimme – und sie sang! Nun konnte er auch mehr verstehen. Es war We shall gather at the River, ein religiöses Lied, das in vielen Kirchen und Glaubensgemeinschaften gesungen wurde. Vor allem bei Beerdigungen und anderen traurigen Anlässen – aber hier in dieser Wildnis schien es völlig fehl am Platz zu sein.

Belden konnte seine Neugier kaum zügeln, während er weiter in die betreffende Richtung ritt und sich gleichzeitig vor Augen hielt, dass derjenige, der dieses Lied sang, völlig verrückt sein musste. Anders konnte er sich die Tatsache nicht erklären, dass der Gesang des Mannes weithin zu hören war – und bestimmt war Belden nicht der Einzige, der mittlerweile darauf aufmerksam geworden war. Und je länger er darüber nachdachte, umso weniger gefiel ihm das.

In knapp fünfzig Yards Entfernung erkannte Belden einen einzelnen Reiter, der ein Maultier am Zügel mit sich führte, das zwei schwere Packen trug. Der Mann auf dem Pferd trug schwarze Kleidung und einen zylinderähnlichen Hut. Er schaute jetzt in die Richtung, aus der Belden kam, und hatte ihn vermutlich schon entdeckt. Aber er hörte nicht auf zu singen, als gelte es, unbedingt die letzte Strophe dieses Liedes auch noch zu vollenden.

Belden musterte den Mann. Er war schon etwas älter. Weißes Haar fiel ihm bis auf die Schultern. Seine Gesichtszüge wirkten blass, aber dennoch entschlossen – und absolut friedfertig. Als wisse er, dass ihm nicht eine einzige Sekunde lang irgendeine Gefahr drohte.

„Gott zum Gruße, Mister!“, rief ihm der Weißhaarige zu. „Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, in dieser Wildnis einem anderen Menschen zu begegnen. Man ist ja fern abseits jeglicher Zivilisation.“

„Das stimmt“, musste Belden zugeben. „Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie mit Ihrem Gesang unter Umständen Leute anlocken, die Ihnen nicht wohlgesonnen sind?“

Der Mann schien einen kurzen Augenblick zu überlegen, bevor er die passenden Worte formulieren konnte. Er schaute dabei sehr argwöhnisch auf die Winchester, die Belden in der rechten Hand hielt und deren Lauf in seine Richtung zielte.

„Wer Gewalt mit sich trägt, wird auch durch die Gewalt umkommen, Mister“, erwiderte er, als sei dies das höchste und wichtigste aller gültigen Gesetze. „Ich bin Ridgway Glover und auf einer Pilgerreise.“

„Jed Belden“, nannte der einstige Sheriff seinen Namen. „Eine Pilgerreise? Wohin soll die denn führen?“

„Zu den Ungläubigen dieses Landes, Mister Belden“, sagte Glover im Brustton der Überzeugung. Als sei diese Entscheidung bereits in Stein gemeißelt. „Ich will zu ihnen und in deren Dörfern Gottes Wort predigen. Und ich will diese besonderen Momente festhalten ...“ Während er das sagte, deutete er mit der rechten Hand auf das Maultier und die Packen, mit denen es beladen war. „Ich bin nicht nur Quäker, sondern auch Fotograf, Mister Belden. Wenn man so will, ist es nicht nur eine Mission, sondern auch eine große Aufgabe, der ich mich unterziehe.“

„Nehmen Sie mir das jetzt nicht übel, Mister Glover“, meinte Belden. „Aber Sie wissen vermutlich nicht, welches Risiko Sie eingehen. Wenn Ihnen die Sioux und Cheyenne begegnen, dann wird keine Zeit mehr bleiben, Gottes Wort zu verkünden.“

„Das ist Ihre Meinung, Sir“, antwortete Glover. „Ich verstehe natürlich, dass Sie nicht anders denken können. Aber die Bibel und die darin enthaltene Weisheit sollte nicht nur unserer Rasse zugänglich gemacht werden. Der wahre Glauben kann jeden Menschen erfassen und prägen. Sind Sie ein gläubiger Christ, Mister Belden?“

„In diesen Zeiten ist es manchmal schwer, am Glauben festzuhalten“, sagte Belden mit einem tiefen Seufzer. „Ich bewundere Sie für diese Standhaftigkeit, Mister Glover. Sie können von Glück sagen, dass Ihr Skalp bisher noch nicht an der Lanze eines Sioux- oder Cheyenne-Kriegers hängt.“

„Das wird auch nicht geschehen, Sir“, behauptete der Quäker in völliger Überzeugung. „Gottes Wort allein ist die Rettung. Oder sehen Sie das anders?“

„Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich darüber noch nicht nachgedacht, Mister Glover.“

„Das sollten Sie aber tun, Mister Belden. Es ist nie zu spät, um auf den rechten Weg zurückzukehren ...“ Während er das sagte, schaute er immer wieder auf das Gewehr, das Belden immer noch in den Händen hielt. „Obwohl ich den Eindruck habe, dass christliche Gedanken Ihnen nicht mehr so ganz vertraut sind. Von woher kommen Sie?“

„Virginia City. Ich war dort Sheriff.“

„Dann würde ich sagen, dass Sie von Ihrem Amts­bezirk ein gehöriges Stück entfernt sind, Mister Belden.“

„Ich habe den Stern zurückgegeben“, klärte ihn Belden auf. „Ich bin auf der Suche nach drei Männern. Vermutlich Schotten.“

„Was wollen Sie von diesen Männern, Sir?“

„Sie zur Rechenschaft ziehen für das, was sie getan haben. Sie haben einen Goldtransport überfallen und die beiden Männer getötet, die diesen Transport ­gesichert haben. Einer der Männer war mein Bruder Victor ...“

„Mein aufrichtiges Beileid, Mister Belden“, murmelte Glover. „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Wunsch nach Rache und Vergeltung Sie auf diesen einsamen Weg gebracht hat. Aber der Herr spricht: Mein ist die Rache. Haben Sie das vergessen?“

„Ich habe gar nichts vergessen. Vor allem nicht das Gesicht meines Bruders, als er kaltblütig erschossen wurde. Mister Glover, sagen Sie mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich weiß das sehr gut.“

„Nichts für ungut“, erwiderte der Quäker. „Ich wollte Sie mit dieser Bemerkung nicht beleidigen. Sagten Sie gerade, dass diese drei Männer Schotten sind?“

„Ja“, antwortete Belden. „Warum?“

„Kennen Sie auch deren Namen?“

„Scott O’Hara, Dave Craig und Bob Cameron!“, stieß Belden hervor. „Wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie das bitte jetzt!“

„Vielleicht ist unsere Begegnung nicht ganz zufällig, Mister Belden“, erwiderte Glover. „Unter Umständen hat Gott mich auserwählt, um Ihnen zu verkünden, dass Ihre lange Suche bald ein Ende haben wird ...“

„Ich bin nicht gerade ein geduldiger Mensch, Mister Glover“, brummte Belden. „Also werden Sie bitte etwas deutlicher.“

„Natürlich“, beeilte sich der Quäker zu erwidern. „Vor gut zwei Wochen kam ich auf meinem Weg nach Norden auch an Fort Laramie vorbei. Dort herrschte gerade ein reges Treiben. Es ging wohl um einen Friedensvertrag, den man mit den Indianerstämmen aushandeln wollte ...“ Glover bemerkte das nervöse Funkeln in Beldens Augen und fuhr deshalb rasch fort. „Als ich dort ankam, erreichte auch Colonel Henry B. Carrington mit seinen Truppen Fort Laramie. Es gab deshalb einige Verstimmungen unter den Indianern, wie ich gehört habe.“

„Und was ist mit den drei Schotten?“

„Ich habe drei Männer gesehen, die zu den Zivilisten in Carringtons Truppe gehören, Mister Belden“, berichtete Glover weiter. „Ich glaube, gehört zu haben, dass einige mit schottischem Akzent sprachen. Und einer nannte den anderen Scott. Das muss nichts zu bedeuten haben – aber es ist jedenfalls das, was ich gehört habe. Scott ist nicht unbedingt ein seltener Name. Es wäre gut möglich, dass es auch ...“

„Also sind die Männer noch in Fort Laramie?“

„Ich glaube nicht, Mister Belden. Es hieß, dass der Colonel und seine Truppen den Auftrag haben, entlang des Bozeman Trails weitere Forts zu errichten. Sie wollten weiter in Richtung Powder River ziehen – und das haben sie vermutlich zu diesem Zeitpunkt längst getan.“

Dutzende unterschiedlicher Gedanken gingen Jed Belden in diesem Moment durch den Kopf. War das die Spur, nach der er schon so lange gesucht hatte? Auf jeden Fall war es eine Chance, sich davon zu überzeugen, ob die von ihm gesuchten Mörder sich wirklich Carringtons Truppen angeschlossen hatten. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr gelangte er zu der Überzeugung, dass es keine bessere Gelegenheit gab, in der Masse unterzutauchen, als sich einem Trupp Soldaten anzuschließen.

„Ihre Gedanken sind sehr düster, Mister Belden!“, riss ihn Glovers Stimme aus seiner Grübelei. „Kann es sein, dass Ihre Rachegedanken größer geworden sind?“

„Ich werde jedenfalls nicht darauf warten, bis Gott darüber entscheidet, wer bestraft werden muss und wer nicht“, erwiderte Belden. „Manchmal ist es besser, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.“

„Dann würde aber Blut an Ihren Händen kleben, Sir“, wies ihn Glover darauf hin. „Wollen Sie damit leben?“

„Ich weiß jedenfalls, was ich nicht will, Mister Glover“, entgegnete Belden. „Lassen wir es damit gut sein. Ich fürchte, unsere Ansichten sind in dieser Hinsicht zu unterschiedlich.“

„Was haben Sie jetzt vor?“

„Ich denke, ich werde mich auf den Weg zum Powder River machen und mich davon überzeugen, ob es sich bei diesen drei Männern, die Sie erwähnt haben, um dieselben handelt, nach denen ich suche. Sie sagten doch, dass es einen Plan gibt, ein oder mehrere Forts entlang des Bozeman Trails zu errichten?“

„So habe ich es zumindest verstanden, Mister Belden.“ Glover nahm seinen zylinderähnlichen Hut kurz ab, kratzte sich am Hinterkopf und setzte ihn dann mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck wieder auf. „Ich habe gerade entschieden, dass es gut wäre, Sie auf diesem Weg zu begleiten. Was halten Sie davon?“

„Sie wollen wohl unbedingt ihr Leben riskieren, oder?“ Beldens Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass er Ridgway Glover für einen Wahnsinnigen hielt, den man ohnehin nicht mit normalen Maßstäben messen konnte.

„Eine von Gott auserkorene Mission sollte keine nennenswerten Hindernisse erkennen lassen, Mister Belden“, sagte er. „Sie könnten mir sogar auf dem Weg eine willkommene Unterstützung sein.“

„Soll ich mit Ihnen zusammen die Bibel lesen?“, fragte Belden in verächtlichem Ton. Aber Glover ließ sich nicht anmerken, ob ihn diese Worte getroffen hatten. Stattdessen lächelte er sogar.

„Nein, Sie können mir assistieren, Sir. Bei einem nicht unerheblichen Teil dieser Mission.“ Während er das sagte, wies er mit dem Daumen hinter sich auf das Maultier und die Packen, die es trug. „Ich bin nicht nur Prediger, sondern auch Fotograf. Es ist ein besonderer Moment, wenn man diejenigen fotografiert, denen man das Wort Gottes näherbringen will ...“

„Das meinen Sie doch nicht ernst?“

„Aber selbstverständlich, Mister Belden. In Fort Laramie habe ich auch Fotos von einigen Indianern gemacht. Pawnee, wie man mir sagte.“

„Das sind Scouts, die für die Armee arbeiten, Mister Glover“, sagte Belden. „Das kann man nicht mit freien Kriegern vergleichen. Niemand von den Sioux oder Cheyenne wird es zulassen, dass Sie sie fotografieren. Im Gegenteil – die Indianer werden glauben, dass ihre Seele auf dem Bild gefangen gehalten wird.“

„Mit Verlaub, Mister Belden – ich bin da anderer Meinung“, behauptete Glover. „Also was ist jetzt? Reiten wir zusammen in dieselbe Richtung? Bekanntlich sehen vier Augen doch mehr als nur zwei.“

Belden wägte kurz das Für und Wider ab. Einerseits gefiel ihm der Gedanke nicht, dass Glover mit ihm kam. Aber andererseits würde er allein auf dem Weg zum Powder River nicht lange am Leben bleiben.

Vielleicht kann ich ja damit eine gute Tat vollbringen, dachte Belden in einem Anflug von Sarkasmus. Dann wird Gott vielleicht über meinen persönlichen Racheschwur etwas milder urteilen, wenn ich ein wenig auf diesen Quäker aufpasse. Er hütete sich jedoch davor, diesen Gedanken laut auszusprechen, und nickte stattdessen nur.

„Einverstanden“, sagte er.

„Das freut mich“, fügte Glover hocherfreut hinzu. Er verlieh dieser Freude sofort einen entsprechenden Ausdruck, indem er das Kirchenlied Old Rugged Cross anstimmte. Belden verzog das Gesicht dabei, aber er bemühte sich wenigstens, dass Glover die Abneigung des einstigen Sheriffs nicht gleich bemerkte.

Kapitel 2: Der Tod des Quäkers

11. September 1866

In der Nähe des Crazy Woman’s Fork am Powder River

Am Morgen gegen 9:00 Uhr

Der junge Oglala-Krieger verharrte reglos zwischen den Felsen und beobachtete in einer Mischung aus Verwirrung und Neugier die beiden Männer, die dem Pfad weiter bergaufwärts folgten. Sein Name war Charging Bear, und er gehörte zu einem Spähtrupp, den Man-Afraid-of-His-Horses losgeschickt hatte.

Charging Bear wunderte sich darüber, dass die beiden Weißen allein waren. Sie mussten doch wissen, dass sie in Gefahr waren, von den Oglala und Cheyenne getötet zu werden, weil sie unerlaubt deren Land durchquerten. Aber es schien offensichtlich noch immer einige Weiße zu geben, die glaubten, unbehelligt weiter nach Norden reisen zu können.

Der junge Krieger war nicht dabei gewesen, als man in Fort Laramie über einen dauerhaften Frieden gesprochen hatte. Aber er hatte genug gehört, um sofort zu wissen, dass man den Weißen niemals trauen durfte. Sie taten ohnehin nur das, was sie wollten – und was die Indianerstämme davon hielten, interessierte sie nicht. Dass dieser Soldatenhäuptling Carrington nun ein weiteres Fort in der Nähe des Little Piney Creek gebaut hatte und glaubte, er könne unbehelligt davonkommen, grenzte in den Augen vieler Krieger an Arroganz und Dummheit. Carrington und seine Blaurock-Soldaten würden dafür büßen müssen, dass sie die Heimat der Sioux und Cheyenne einfach besetzten, ohne um Erlaubnis zu fragen.

Dass sich die Indianer dagegen zur Wehr setzten, war mehr als verständlich. Das hatte auch vor einigen Tagen ein Wagenzug mit weißen Männern zu spüren bekommen. Man-Afraid-of-His-Horses und sechzig weitere Krieger hatten diesen Wagenzug schon seit längerer Zeit beobachtet und waren ihm bis zum Crazy Woman’s Fork gefolgt. Dann hatten sie nur noch auf den richtigen Zeitpunkt gewartet – und der war gekommen, als die ersten Wagen die Furt an diesem Fluss durchquerten.