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Wir alle haben es in diesen Zeiten dringend nötig, auch mal zu lachen. Bei der Betrachtung dessen, was seit dem Jahre 2020 um uns herum passiert, kann einem jedoch das Lachen im Halse stecken bleiben. Denn just in den Zeiten der Pandemie, die vielen Menschen sehr viel Leid beschert und anderen einen respektablen Einsatz abverlangt, hören sich die täglichen Nachrichten wie Realsatire an. Der Amtsschimmel wiehert wie selten. Wo Hilfe nötig wäre, werden bürokratische Hemmnisse ungeahnten Ausmaßes aufgebaut. Da kann einem schon mal der Kragen platzen - weshalb ich zwei satirische Geschichten geschrieben habe. Die erste hieß "Der kleine Hosenfresser", dem nun eine zweite folgt: "Die große Chaos AG - Master of Desaster". Am Beispiel eines Großkonzerns versuche ich, die aktuelle Situation zu beschreiben. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen oder realen Personen wären rein zufällig. Wenn Sie, liebe Leser, zu einer anderen Auffassung gelangen, ist das Ihre ureigenste Sache.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 37
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Gewidmet allen, die immer noch nicht fassen können, was seit Anfang 2020 in Deutschland geschehen ist.
Natürlich hat eine ernste Pandemie die ganze Welt erfasst. Doch dass ein Land, in dem angeblich alles und jedes bürokratisch geregelt und bis ins letzte Detail nach DIN-Normen durchorganisiert ist, so „kalt erwischt“ wurde, muss stutzig machen. Immerhin hatten Experten schon vor Jahren vor einer solchen Gefahr gewarnt. Beispielsweise die weltweit angesehene Fraunhofer Gesellschaft, die größte Organisation für Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen in Europa (Quelle: Wikipedia). Bereits 2013 hatte diese Gesellschaft eine Forschungsarbeit mit dem Titel „Pandemische Influenza in Deutschland 2020 ‒ Szenen und Handlungsoptionen“ verfasst. Darin war es „um Millionen von Infektionen, um Zehntausende Tote, um das Schließen von Schulen und um Impfquoten gegangen“ (Zitat aus dem Fraunhofer-Magazin 1/21). Hinterher erscheine das Ergebnis wie „eine Blaupause der Gegenwart“.
Beim Nachlesen dessen, was damals geschrieben worden sei, hätten sich die Beteiligten nach dem Corona-Ausbruch „die Augen gerieben“, heißt es in einem Artikel des Fraunhofer-Magazins vom Frühjahr 2021.
Gefruchtet hat diese Erkenntnis aus der Forschungsarbeit des Fraunhofer Instituts für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen in Euskirchen offenbar aber nichts.
Obwohl manches, was aktuell passiert ist, komisch und bisweilen grotesk wirkt, so ist alles doch viel zu ernst, als dass man es ins Reich der Realsatire verweisen könnte. Das Lachen bleibt einem in diesen Zeiten buchstäblich im Halse stecken. Aber dass Behörden untereinander noch mit veralteten Fax- Geräten kommunizieren oder ausgefüllte Formulare zuhauf in Aktenordnern ablegen und in Kellern verstauben lassen, wo sie kein Mensch mehr zu Gesicht bekommt, das übersteigt das Vorstellungsvermögen selbst derer, die dem Bürokratismus huldigen.
Allen, die das Erlebte mit gebotenem Abstand betrachten und sich hoffentlich gesund und munter darüber wundern können, sei die ‒ natürlich frei erfundene ‒ Geschichte des Baukonzerns Great German AG ans Herz gelegt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen oder realen Personen wären rein zufällig. Wenn Sie, liebe Leser, zu einer anderen Auffassung gelangen, ist das Ihre ureigenste Sache.
Sie dürfen sich nach Abschluss der Lektüre gerne zum neuen Studiengang „Master of Desaster“ anmelden …
Es sollte das größte Projekt aller Zeiten sein. Ein Shopping-Center mit Wohnungen, Büros, Arztpraxen und Tiefgarage. „Das setzt allem die Krone auf“, hatte Angelika Pörkel, die Chefin des gigantischen Bau- und Immobilienkonzerns Great German AG, immer wieder vollmundig behauptet. „Da wird uns die Welt beneiden.“
Heute, am Tag des ersten Spatenstichs, war sie in Begleitung ihres Projektleiters Jeronimus Kahn gekommen, der dank seines erlernten Berufs des Bankkaufmanns geradezu prädestiniert für bautechnische Aufgaben zu sein schien. „Unser Projekt wird so traumhaft, dass wir ihm einen mediterranen, also spanischen Namen gegeben haben: Das große Corona! Die große Krone - auf gut Deutsch“, schwärmte er jetzt vor mehreren 100 Gästen, die auf das völlig verwachsene Baufeld inmitten freier Natur gekommen waren. „Wir setzen allem die Krone auf“, fügte er ein. Ein kurzes Murmeln, das durch die Zuhörerschar gegangen war, irritierte ihn nur kurz.
Eigentlich hatte die örtliche Blaskapelle zur Feier des Tages sogar deutsche Volkslieder intonieren sollen, doch der Leiter des örtlichen Kulturamts war im letzten Moment energisch eingeschritten: Deutsche Volkslieder, so gab er zu bedenken, passten nicht zu einem globalen Projekt und erinnerten allzu sehr an „deutschnationale Tümelei“. Erst jüngst hatte sein Kollege in Düsseldorf in einer städtischen Halle ein Konzert mit Heino verboten, weil es der Sänger als „deutscher Liederabend“ tituliert hatte. Da half auch der Hinweis nichts, Heino habe sich schon mehrfach von rechtsradikalem Gedankengut distanziert.
Jedenfalls hatten sich auch bei der Planung des Spatenstichs mainstream-gerechte Ansichten durchgesetzt. Jeronimus Kahn, ein rankes und schlankes Bürschchen mittleren Alters, gab sich energisch ‒ zumal er mit diesem Projekt beweisen wollte, dass er das Zeug für eine Führungsposition innerhalb des Unternehmens haben würde. „Wir ziehen das Ding hoch mit der uns eigenen deutscher Gründlichkeit, mit unserem deutschen Organisationstalent und mit deutscher Ingenieurskunst.“ Beifall brandete auf. Als es wieder still war, ergänzte er: „Wir werden hier die modernsten Maschinen im Einsatz haben. Hightech aus einem Hightech-Land.“ Wieder Beifall. Dann sollte der erste offizielle Baggerbiss erfolgen ‒ mit einer hochmodernen Baumaschine Made in Germany. Doch als der Kapo den Motor startete, begann sich der Bagger wie wild im Kreis zu drehen. Immer