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Dieses E-Book entspricht 172 Taschenbuchseiten ... Anita ist gefangen in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter von zwei Kindern. Ihr Mann Jörg behandelt sie schlecht und im Bett läuft schon lange nichts mehr. Als mit Gabriele und David ein sympathisches und äußerst attraktives Pärchen ins Nachbarhaus einzieht, ändert sich Anitas Leben schlagartig. Sie entdeckt plötzlich ungeahnte Seiten an sich und findet sich schon bald in wilden Spielen mit den beiden wieder. Ob sinnlicher Schmerz oder tabulose Lust - alles scheint möglich. Sie muss sich entscheiden: Will sie im Alltagstrott mit ihrem Mann bleiben oder in ein neues Leben voller Liebe und Erotik starten? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 223
Impressum:
Die heiße Affäre mit den unanständigen Nachbarn | Erotischer Roman
von Angelique Corse
Schon von Kindesbeinen an galt Angeliques größte Leidenschaft dem Schreiben. 2015 begann sie, unter verschiedenen Pseudonymen vielseitige Werke zu veröffentlichen. Mit „Sünde in Schwarz“ legt sie ihr Debüt im Erotik-Genre vor.Was für sie den Reiz an SM-Erotika ausmacht? „Der Kontrollverlust und die absolute Hingabe. Außerdem das Verruchte, Verbotene.“
Lektorat: Claudia Rees
Originalausgabe
© 2024 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © lightfieldstudios @ 123RF.com © interiorsphoto @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750738614
www.blue-panther-books.de
Prolog
Das Geräusch quietschender Reifen ließ sie zusammenzucken. Für den Bruchteil einer Sekunde schien es, als würde jemand ihr Herz bei lebendigem Leibe aus der Brust reißen. Ein gequälter Laut sprang über ihre Lippen, verhallte jedoch ungehört. Wie ein natürlicher Reflex berühren die schmalen Finger das kalte Glas des Fensters, das von Regentropfen benetzt war.
Wie Tränen – nur nicht so salzig.
Der Kloß in ihrem Hals würde wieder größer. Er machte das Atmen schwerer und einen Moment lang hatte sie das Gefühl zu ersticken. Selbst das stärkste Ermahnen half nicht, die Beklemmung blieb und drohte, den letzten Nerv zu rauben. Niemals zuvor war sie so dankbar gewesen, abends allein in der Wohnung zu sein. Drei Stunden für sich zu haben, um ihre Gedanken und Empfindungen zu ordnen. Das war in letzter Zeit oft nötig … viel häufiger als in den Jahren zuvor.
Und Schuld daran sind SIE …
Eine Mischung aus Lust, Wut und etwas Unbestimmbarem tobte in ihr, sorgte dafür, dass die Brüste zu prickeln begannen und die rosa Warzen sich aufstellten. Schmerzhaft drückten sie gegen den BH und anschließend gegen die legere Joggingjacke. Früher hatte sie solche Kleidung immer verabscheut, aber nach den Vorkommnissen hatte sie gelernt, dass es in Ordnung war, sich einfach mal gehen zu lassen und nicht perfekt zu sein. Schließlich sorgte das auch für eine gewisse Entspannung. Und so etwas hatten ihr Körper sowie ihre Seele dringend nötig.
In den vergangenen Monaten war viel passiert. Das bisher so geordnete und im gleichen Zug eintönige Leben war komplett aus den Fugen geraten. Innerhalb weniger Tage stellte sie alles infrage, was bisher ein vermeintlich festes Fundament gehabt hatte. Ihre Ehe, das Zusammenleben im Allgemeinen sowie ihre Rolle als Hausfrau und Mutter.
Dabei liebe ich meine Kinder und auch meinen Mann. Aber das war so anders … und aufregend.
Ihr Herz klopfte so schnell wie seit mehreren Tagen nicht mehr. Obwohl sie mehrfach versucht hatte, sich diese Gefühle zu verbieten. Denn sie durften nicht sein, jetzt erst recht nicht mehr.
Aber in der Vergangenheit hat es sich so gut angefühlt. Ich war wieder frei, ich war losgelöst, mehr ich selbst.
Das Prickeln wich einem brennenden Schmerz und schlagartig rannen ihr Tränen über die Wangen. Alles, was sie in den letzten Tagen mehr oder weniger erfolgreich unterdrückt hatte, brach plötzlich heraus. Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle, wobei der Druck in ihrer Brust nicht abnahm, eher im Gegenteil. So nah wie möglich trat sie an die Scheibe heran. Ihre Hände ballten sich zur Faust.
Was wäre, wenn ich einfach das Fenster öffne und hinausklettere? So hoch ist es hier nicht. Ich würde es mit Sicherheit schaffen.
Bist du verrückt, mahnte ihre innere Stimme und ließ sie zurückzucken. Zum einen wäre es Wahnsinn und zum anderen weißt du, was dann passiert.
Ja, leider.
Ihre Haltung versteifte sich. Vorgestern hatte sie mit ihrem Mann gesprochen und ihm alles erzählt. Natürlich war er sauer gewesen… jenes konnte sie ihm nicht verübeln. Aber das, was danach kam, schmerzte schlimmer als jeder Streit.
Er stellte mich vor die Wahl, drohte, mir das Liebste zu nehmen. Ohne Zögern hat er die Kinder mit in den Konflikt reingezogen. Unsere Ehe war mir in diesem Augenblick beinahe egal, zumal ich mit einer Trennung gerechnet habe. Aber das, was er von mir verlangte, war einfach nur fies.
Trotzdem hatte sie sich entschieden. Doch vom Glück war ihr Gemütszustand weit entfernt. Zumal die Frage, wie es jetzt weitergehen sollte, noch immer keine Antwort bekam. Natürlich. In den Augen ihres Mannes konnte es so weiterlaufen wie bisher. Schließlich hatte es vor der verhängnisvollen Begegnung auch funktioniert. Aber für sie war es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht möglich. Ganz egal, wie hoch ihre Selbstbeherrschung auch sein mochte. Selbstverständlich versuchte sie, sich zusammenzureißen. Aber …
Vielleicht hätte ich mich doch anders entscheiden sollen. Dann wäre ich auf der einen Seite glücklicher. Auf der anderen Seite…
Das Aufheulen eines Motors von draußen ließ sie zusammenzucken und ihre Hände klammerten sich regelrecht an den Fensterrahmen. Weiter und weiter verschwanden die Lichtkegel von Scheinwerfern in der Dunkelheit. Auch die Motorengeräusche wurden nach und nach leiser. Alles in ihr schrie danach, durch die Scheibe zu springen, dem Auto hinterherzulaufen und dabei nicht an morgen zu denken. Doch es war zu spät, das Ehepaar war fort und mit ihnen ihr Glück.
Kapitel 1
»Warum steht das Abendessen noch nicht auf dem Tisch? Mein Gott, ich komme todmüde von der Arbeit nach Hause und …«
Zwar klang Jörgs Stimme ruhig wie immer. Doch ein leichter Vorwurf ließ sich trotzdem heraushören. Anita seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre schulterlangen schwarzen Locken erlaubten solche Gesten zur Ablenkung, ohne dabei auffällig zu wirken. Zumal die Pracht auf ihrem Kopf sich tatsächlich schwer bändigen ließ.
»Es tut mir leid, Schatz.« Noch während sie sprach, öffnete Anita den Kühlschrank und nahm Wurst und Käse heraus. »Aber ich hatte dafür einfach keine Zeit.«
Sie schloss den Kühlschrank wieder und machte sich auf die Suche nach Brot. Dabei gab Anita sich alle Mühe, so selbstsicher wie möglich zu wirken. Selbst wenn dies nicht der Wahrheit entsprach. Aber in Jörgs Augen hatte sie die Gewalt über den Haushalt und war somit verpflichtet, den Überblick zu behalten. Manchmal war das jedoch leichter gesagt als getan und über die vermeintliche Kontrolle konnte man sich auch streiten. Anita spürte seinen misstrauischen Blick deutlich im Nacken und hatte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Zwar war Jörg alles andere als aggressiv. Auch wenn sie sich stritten, fiel selten ein böses Wort, geschweige denn gab es Handgreiflichkeiten. Doch oft beschlich Anita das Gefühl, nur die Ruhe vor dem Sturm zu spüren. Zumal ihr Ehemann, was das gemeinsame Leben anging, eisern an seinen Ansichten festhielt.
Ein leiser Seufzer sprang über ihre Lippen, der glücklicherweise ungehört verhallte. Wie ferngesteuert deckte Anita den Tisch und brühte frischen Tee auf. Obwohl Jörg sie, wie immer, nicht bedrängte oder unnötig abtrieb, spürte sie seinen durchdringenden Blick im Nacken, als wollte er jede einzelne Bewegung studieren. Früher hatte es ihr gefallen und für wohlige Schauer gesorgt. Doch hier und jetzt machte er ihr Angst. Was nicht allein an den mittlerweile fünfzehn Ehejahren lag.
Jörg hat sich sehr verändert. Natürlich habe ich früh gewusst, dass ich meine Karriere und persönliche Bedürfnisse hinten anstellen muss. Erst recht, als ich mit Leon und später mit Clarissa schwanger wurde. Hausfrau zu sein ist eine wichtige Arbeit und ich versuche bis heute, sie erfüllend zu finden. Das gelingt mir leider nicht. Besonders in letzter Zeit ist meine Sehnsucht, etwas anderes zu tun oder auch jemand anders zu sein, sehr groß. Darüber reden kann ich mit niemandem.
Anita presste ihre Lippen aufeinander, um die Verbitterung zu unterdrücken. Nicht zum ersten Mal beschlich sie das Gefühl, dass Jörg in ihr nur noch die Mutter seiner Kinder sah. Wertvoll auf jeden Fall, aber als Frau nicht mehr attraktiv und nur noch ein lästiges Anhängsel. Schon bei der Vorstellung schnürte sich ihre Kehle zu und zwang sie, ein Husten zu unterdrücken. Bevor Anita jedoch wieder in ihre Routine verfiel, reifte in ihr ein Entschluss.
»Warum hattest du denn keine Zeit?«, erkundigte Jörg sich, als sie, wie jeden Mittwoch, ohne die Kinder Abendbrot aßen.
An diesem Tag war Clarissa beim Sport und Leon beim Physikkurs. Zum Glück lag beides in Reichweite, sodass beide mit dem Fahrrad fahren konnte. Was ohne Murren geschah. Anita holte tief Luft, bevor sie antwortete.
»Leon war heute drauf und dran, den Kurs zu schwänzen«, erklärte sie und warf schnell hinterher. »Aber nicht aus mangelndem Ehrgeiz, sondern weil die Vorbereitung auf eine Deutschklausur ihm den letzten Nerv raubte. Der Arme war demotiviert und das nicht zu knapp. Also habe ich mich mit ihm hingesetzt und habe den Stoff gelernt. Der war alles andere als einfach, das kannst du mir glauben.«
Schweigen. Anhand von Jörgs Mimik konnte sie sehen, dass es in ihm arbeitete. Eine unerklärliche Anspannung schoss durch ihren Körper und Anita versuchte vergeblich, sich zu beruhigen.
Wie wird er reagieren? Was wird er sagen?
Ein Schweißfilm legte sich auf ihre Hände. Jörg sparte selten mit – in seinen Augen – berechtigter Kritik. Natürlich trug er diese freundlich und beinahe charmant vor, doch jenes hob die nicht selten verletzende Wirkung nicht auf. Besonders dann nicht, wenn es um die Kinder ging. Er ließ Clarissa und Leon zwar relativ viele Freiheiten, wenn es um ihre Interessen ging, verlangte aber im Gegenzug überdurchschnittliche Leitungen in der Schule. Nicht zum ersten Mal fragte Anita sich heimlich, ob er die beiden nicht überforderte. Schließlich waren sowohl Leon als auch Clarissa in der Pubertät und da zählten andere Dinge.
Aber das hat Jörg scheinbar vergessen. Genauso wie die Tatsache, dass ich nicht nur Haus-, sondern auch eine Ehefrau bin.
Wieder kehrte der bittere Geschmack auf ihre Zunge zurück. Doch Anita schaffte es, diesen erfolgreich zu unterdrücken. Früher hatte sie ihre Traurigkeit und den Frust offen gezeigt, aber so etwas war kaum noch möglich.
Du bist jetzt Mutter und Ehefrau. Da kannst du dir so etwas nicht mehr erlauben. Ich bin zwar emanzipiert, aber du hast deine Verpflichtungen.
Wieder seufzte Anita leise auf, als sie die Stimme ihrer Mutter in Gedanken hörte. Nach ihrem Vorbild hatte man sie erzogen und stets glaubhaft versichert, dass es auf ein glückliches Leben hinauslief. Am Anfang war es so gewesen, aber in letzter Zeit spürte Anita immer häufiger eine nagende Unzufriedenheit, welche sie selbst nicht erklären konnte.
Ich liebe meine Kinder und ich liebe meinen Mann, das glaube ich zumindest.
Allein dieser Gedanke ließ sie innerlich zusammenzucken. War es tatsächlich noch Liebe, was sich zwischen Jörg und ihr abspielte? Oder wurde es mit jedem Tag mehr zu einer Zweckgemeinschaft? Nur der Alltag und die Gewohnheit gaben vielleicht noch etwas Halt. Doch wie lange noch? Erfolglos versuchte Anita, das unbehagliche Gefühl hinunterzuschlucken. Was nur begrenzt funktionierte. Verstohlen blickte sie zu Jörg, der sich das Abendessen schmecken ließ, ohne sie einmal anzuschauen. Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, sollte sie einen Versuch wagen? Anita öffnete den Mund, doch …
»Und? Wie war dein Tag?«
Erneut zuckte sie zusammen und der geöffnete Mund schloss sich sofort wieder. Ein Teil von ihr freute sich über die Nachfrage, während der andere am liebsten spöttisch auflachen wollte.
Also ob er sich ernsthaft für meinen Tagesablauf interessiert. Wieso sollte er wissen wollen, dass mich Leons resignierte Haltung beinahe zur Weißglut getrieben hat und ich mich zusammenreißen musste, ihn nicht anzuschreien? Ich weiß, ein solches Verhalten bringt nichts und ist kontraproduktiv. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch. Außerdem interessiert es ihn wohl kaum, wie viele Teller ich heute gespült habe.
Nach einigem Schlucken verschwand ihr Kloß im Hals, jedoch nicht die Leere in ihrer Brust. Auch der Appetit war ihr vergangen. Alles in ihr schrie danach, sofort aufzustehen und aus dem Zimmer zu gehen, um etwas Abstand zwischen ihren Ehemann und sich zu bringen. Obwohl es andererseits unfair schien, ihm die ganze Schuld zu geben. Schließlich hatte sie ihn freiwillig geheiratet.
»Nichts Besonderes …« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das wie eine Maske wirkte. »Die Hausarbeit, wie jeden Tag, du kennst das ja. Und eben die Probleme mit Leon.«
»Ja, er ist in einer schwierigen Phase.« Nachdenklich kratzte Jörg sich am Kinn, als würde er nachdenken. »Dabei ist es gerade jetzt wichtig, dass wir ihm die richtigen Werte mitgeben.«
»Wie meinst du das?«
Von einer Minute zur anderen wurde Anita blass. Jörgs Miene verriet nichts Gutes, wenngleich sie sich schwer deuten ließ.
Um Himmels willen, will er Leon etwa bestrafen?
Zwar hob er nie die Hand gegen die Familie. Aber dafür wurde Jörg nicht müde, seinen Kindern ihre Fehler gnadenlos vorzuhalten. Und das so lange, bis diese in Tränen ausbrachen und jedes Zugeständnis machten. Ob diese Methode sinnvoll war oder nicht, konnte man diskutieren. Auch wenn Anita dergleichen niemals wagen würde.
»Erfolg ist sehr wichtig im Leben. Im Gegensatz zu Gefühlen kann er von Dauer sein, wenn man ausreichend dafür tut.« Jörgs Blick fixierte sie und Anita hatte das Gefühl, als wolle er nicht nur auf sie einreden. »Deswegen sollte Leon sich darauf konzentrieren, anstatt sich irgendwelchen unsinnigen Träumen hinzugeben. Von diesen Duseleien ganz zu schweigen.«
Aber… Anitas Lippen bebten. Das ist in dem Alter doch ganz normal. Und ist es nicht wichtig, dass er sich ausprobieren kann?
Verzweifelt versuchte sie, ihre Gedanken auszusprechen. Immerhin würde es Leon helfen. Außerdem wurde ihr bei der Vorstellung, wie Jörg seine Worte umsetzen wollte, beinahe schlecht. Doch ehe ein Wort aus ihrem Mund kam, bemerkte sie, dass ihr Ehemann sich erhoben hatte und nunmehr neben ihr stand.
»Wir schaffen das schon, wir beide.« Seine Stimme sollte tröstend klingen, aber sie machte Angst. Ebenso wie die Hand, welche erst in ihre Haare und anschließend in ihren Nacken griff.
»Ah.«
Anita seufzte auf und in der nächsten Sekunde lagen Jörgs Lippen auf ihren. Die Geste sollte zärtlich wirken, aber dies gelang nur begrenzt. Auch seine Hände, welche über ihren Hals wanderten und anschließend gierig ihren Busen umfassten, entfachten nur wenig Gefühle. Im Gegenteil, es schien Anita, als würde sie neben sich stehen.
»Ich will dich heute richtig ficken.«
Grob trennte Jörg ihre Lippen, erkundete mit der Zunge ihre Mundhöhle. Einige Sekunden lang glaubte Anita, eine dezente Alkoholfahne zu schmecken. Aber diesen Gedanken schob sie eilig zur Seite. Man mochte über Jörgs Eskapaden denken, was man wollte, aber trinken zählte nicht zu seinen Gewohnheiten.
»Hm …«
Anita keuchte leise auf. Für sich genommen waren Jörgs Berührungen durchaus angenehm, aber nachdem, was vorher passiert war, brauchte sie viel Fantasie, um es genießen zu können.
Eigentlich ist Sex nur zum Kinderkriegen da. Wieder hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Doch ein wenig Intimität zwischendurch hält die Beziehung frisch und hilft, den Mann an sich zu binden.
So, warf sie gehässig zurück. Das hat bei dir ja nicht unbedingt funktioniert.
Anita verscheuchte die Gedanken und öffnete schnell die Knöpfe von Jörgs Hemd. Dieser grinste.
»So gefällst du mir, mein kleines Luder.«
Anita grinste, obwohl ihr nicht danach zumute war. Ein Luder konnte sie wohl kaum sein, wenn ihr Mann immer den Ton angab. Und das auch noch immer auf die gleiche Art und Weise. Doch sie gab nach und spreizte ihre Beine ein klein wenig mehr, als …
»Oh.«
Anitas Augen weiteten sich, als Jörg sie ohne Vorwarnung an der Hüfte packte und auf den Tisch setzte. Zum Glück war dieser groß genug, sodass nichts kaputtging.
»Na, wie gefällt dir das?« Er leckte sich über die Lippen und drückte ihren Oberkörper sanft nach hinten. »Ich habe mir schon immer gewünscht, meine Frau auf dem Tisch zu nageln.«
Eigentlich sollten mir diese Worte gefallen. Aber so richtig tun sie es nicht.
Fordernd positionierte Jörg sich zwischen ihren Beinen und Anita spürte seine Erregung. Schnell schloss sie die Augen, um Genuss vorzutäuschen. Zum Glück reagierte ihr Körper auf die Berührungen, sodass sie feucht wurde und auch ihre Nippel sich aufstellten.
»Zieh deinen Pullover aus.«
Noch während er sprach, öffnete Jörg seine und Anitas Hose, schob ihren Slip zur Seite, während die andere Hand sich um ihre Brust legte und diese zwirbelte.
»Hm«, raunte er. »Ich sehe, du bist meiner Aufforderung nachgekommen und hast dich rasiert.«
Ein Nicken war Anitas Antwort. Für sie spielte das keine Rolle, aber wenn es Jörg gefiel. Leise stöhnend versuchte Anita, ihm noch näherzukommen, was dieser mit einem leisen Lachen quittierte.
»Da ist aber jemand unersättlich und nass bis zum Gehtnichtmehr.«
Seine Worte trieben ihr die Röte ins Gesicht, zumal der Zeigefinger liebevoll die Klitoris umspielte.
»Ah.« Anita bäumte sich auf. Vereinzelte Schweißperlen liefen über ihre Stirn.
Quälend langsam näherte Jörg sich ihrer Öffnung und drang trotz der Feuchtigkeit nur langsam in sie ein. Verbissen gruben ihre Zähne sich in die Unterlippe. Ein Teil von ihr wollte betteln, dass er weitermachte, während der andere ihn am liebsten wegstoßen würde.
»Du riechst gut.« Ohne Scham atmete Jörg geräuschvoll ein und zog anschließend seinen Finger aus ihr zurück. Genussvoll leckte er diesen ab. »Und du schmeckst mindestens genauso gut.«
»So?« Anita zwinkerte ihn lasziv zu und versuchte sich, gegen seine Hand zu bewegen. Was nur begrenzt funktionierte. »Warum nimmst du mich dann nicht?«
Ohne Vorwarnung griff Jörg zu, umfasste ihr Kinn und drückte sie nach hinten. Der Schreck stach in Anitas Augen.
Gehört das zum Spiel? Oder meint er das ernst?
»Stell keine Ansprüche.« Seine Augen funkelten regelrecht, bevor er drei Finger in sie schob. »Ich ficke dich, wann ich will, und keine Sekunde früher.«
Ein Schrei entsprang ihrer Kehle und wieder einmal fühlte Anita eine tiefe Dankbarkeit, dass sie die Kontrolle über ihren Körper erlernt hatte. Ohne die Feuchtigkeit hätte Jörgs Griff sehr geschmerzt. Wie von selbst bäumte ihr Oberkörper sich auf und im Stillen hoffte sie, dass es bald vorbei war.
Am Anfang konnte ich es noch ein wenig genießen. Jetzt mache ich nur noch mit.
Im Geiste stellte Anita sich vor, wie es wäre, die starken Hände eines attraktiven Mannes mit schwarzen Haaren auf ihrer Haut zu spüren.
Mit der Zunge quält er mein Lustzentrum. Ich weiß nicht mehr, wohin vor Gier. Flehend schaue ich ihn an. Doch er schüttelt den Kopf. »Nein. Nein, Liebste. Heute sollst du auf andere Art zum Höhepunkt kommen.«
Bevor ich fragen kann, was er meint, verschlingt er mich regelrecht. Seine Zunge traktiert meine Klit. Mal sanft, mal stürmisch, doch nie lange genug, um sofort zu kommen.
»Ah!«
Meine Hände krallen sich in die schwarze Mähne, welche ihn leicht verrucht wirken lässt. Ich ziehe ihn näher an mich, wobei die Zurückhaltung schwerfällt. Immer schneller werden seine Bewegungen und im gleichen Rhythmus zucken meine Hüften. Sie wölben sich ihm regelrecht entgegen. So etwas habe ich noch nie erlebt.
»Sag mir, wenn du kurz vorm Kommen bist.«
Sein Tonfall verschafft mir eine Gänsehaut und ich nicke wie in Trance. Es fällt schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn er mein Lustzentrum verwöhnt und die Zunge immer tiefer in mich hineinschiebt. Vor meinen Augen tanzen die Sterne, mein Stöhnen wird lauter, aber ich beherrsche mich.
»Jetzt!«
Sprunghaft verlässt das Wort meinen Mund. Sofort hebt er den Kopf. Die vollen Lippen glänzen von meinem Lustsaft. Er grinst dreckig und keine Sekunde später ist er in mir. Ich spüre seinen Schwanz tief in mir, stöhne kehlig.
»Ja …«
Er bewegt sich in mir und ich fühle mich wie auf Wolken. Als sein Saft in mich spritzt, schaue ich ihn glücklich an, bevor ich den Höhepunkt erreiche.
»Es freut mich, dass es dir gefallen hat, Anita.«
Diese Worte holten sie in die Wirklichkeit zurück. Verwirrt blinzelten ihre Lider ein paarmal, um sich zu orientieren. Jörgs dargebotene Hand gab ihr ein wenig Zeit. Ohne ihn anzuschauen, schnappte Anita sich ihre Kleidung, zieht sich an.
»So heftig bist du noch nie gekommen.«
»Ja, es hat mir gefallen. Aber jetzt ruft der Haushalt.«
Ohne ein Wort verließ sie den Raum.
Kapitel 2
Das kann doch wohl nicht wahr sein.
In einer Mischung aus Frust und Traurigkeit ließ Anita ihre Hände in das Abwaschwasser gleiten, obwohl das Geschirr längst sauber in den Schränken stand. Eigentlich war heute ein ganz normaler Tag, zumindest für jeden Außenstehenden. Ihr Blick wanderte zur Küchenuhr. Diese zeigte, dass Jörg und die Kinder vor etwa sechs Stunden das Haus verlassen hatten.
Somit werden sie nicht so bald wiederkommen.
Diese Erkenntnis tröstete sie nur begrenzt und half nicht gegen das schlechte Gewissen. Zwar war es ihr noch gelungen, am gestrigen Abend ruhig neben ihrem Mann einzuschlafen, als ob nichts gewesen wäre. Aber die Kombination aus Finsternis, Einsamkeit und Stille hatten ihr Traumbild wieder an die Oberfläche gebracht. Innerhalb weniger Sekunden war Anita wieder nass gewesen, so schnell und intensiv wie schon lange nicht mehr. Fast bildete sie sich ein, die marmorfarbene Haut des Fremden zu spüren und seinen Geruch wahrzunehmen.
Dabei ist es völlig absurd. Es war eine Fantasie – nicht mehr und nicht weniger. Aber eine verflucht starke.
Sie hatte ihre ganze Selbstbeherrschung aufbringen müssen, um nicht laut zu stöhnen. Die Vorstellung, wie seine starken Hände über ihre Brust, den Bauch und anschließend zwischen die Beine glitten, war einfach zu anregend gewesen. Von den leichten Schmerzen ganz schweigen. Wenn Anita ehrlich war, hatte sie schon lange Lust, im Bett etwas Neues auszuprobieren. Etwas, was sich anders anfühlte als der normale Sex. Obwohl dieser in ihrem Leben ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Und wenn, dann ist es nur das Übliche. Seine Befriedigung steht im Vordergrund. Sobald diese gestillt ist, lässt er mich sprichwörtlich einfach liegen. An meine Lust denkt er überhaupt nicht.
Bitterkeit stieg in Anita auf. Schon oft war sie versucht gewesen, Jörg darauf anzusprechen. Alles in ihr schrie danach, ihm ihre Wünsche und Sehnsüchte zu offenbaren. Schließlich waren sie miteinander verheiratet und wem konnte man sich diesbezüglich anvertrauen, wenn nicht dem Partner? Doch ein Blick in seine Augen erstickte ihr Vorhaben jedes Mal im Keim. Jörg war es gewohnt, sein Leben unter Kontrolle zu haben und über alles zu bestimmen, was sich darin abspielte. Versuchte jemand, ihm diese Macht zu nehmen und Einspruch zu erheben, wurde diese Person ohne Gnade bestraft. Sei es durch schmerzhafte Ignoranz oder dem Entzug kleiner Dinge. Mit Schauern erinnerte Anita sich an den letzten Streit. Damals hatte Jörg den Autoschlüssel versteckt und sie konnte zusehen, wie sie die Einkäufe oder Ähnliches erledigte. Da der Wagen auf seinen Namen angemeldet war, besaß er jedes Recht dazu. Aber fair war es, aus Anitas Sicht, trotzdem nicht. Zumal nicht nur sie, sondern auch ihre Kinder darunter gelitten hatten.
Sie sind mittlerweile alt genug, um die Kluft zwischen ihrem Vater und mir zu spüren. Nur leider unterschätzt Jörg diese Tatsache ebenso wie meine Sehnsüchte.
In gewohnter Routine räumte Anita das Geschirr ein, wobei ihre Hände unaufhörlich zitterten und es einem Wunder glich, dass ihr nichts aus der Hand fiel. Aber auch das Einsortieren in die Schränke passierte mit lauterem Klirren als normalerweise. Immer wieder versteifte sich ihre Haltung.
So kann es nicht weitergehen.
Diese Erkenntnis kam nicht zum ersten Mal und doch traf sie Anita jedes Mal wie ein Schlag. Nicht nur, dass es keinen Ausweg aus der Misere zu geben schien, ihre Sehnsucht wurde mit jedem Tag größer und ließ sich kaum mehr verdrängen. Dabei ging es nicht nur um das Intimleben, obwohl es eine große Rolle spielte, sondern auch um die Tatsache, dass sie als Hausfrau und Mutter schon lange nicht mehr glücklich war. Der gewohnte Alltagstrott reichte einfach nicht mehr aus.
Aber das brauche ich Jörg nicht zu erzählen. Er versteht meinen Wunsch genauso wenig wie alle anderen. Aus seiner Sicht ist alles perfekt und in bester Ordnung. Warum sollte man also etwas ändern?
Anita presste die Lippen aufeinander. Am liebsten hätte sie das Geschirr nicht in den Schrank gestellt, sondern auf die Fliesen geworfen. Ihre Hände griffen nach einem Teller. Sie zitterten wie Espenlaub. Anita holte aus und – Nein! Tu es nicht!
Sie erstarrte mitten in der Bewegung und stellte anschließend den Teller in den Schrank zurück.
Reiß dich zusammen. So etwas hat keinen Sinn.
Anita seufzte und nickte kaum merklich. Es stimmte. Im Gegenteil, ein solcher Ausbruch würde Jörg glauben machen, seine Frau hätte den Verstand verloren und sei nicht mehr zurechnungsfähig. Diese und ähnliche Behauptungen hatte er ihr schon des Öfteren an den Kopf geworfen. Immer dann, wenn es nicht nach seinem Willen ging. Nicht zum ersten Mal fragte Anita sich, warum sie Jörg überhaupt geheiratet hatte. Zu Beginn ihrer Ehe hätte die Antwort deutlich »aus Liebe« gelautet, doch mittlerweile war sie sich dessen nicht mehr so sicher.
Er ist schon längst nicht mehr der Mann, in den ich mich verliebt habe, dachte Anita traurig. Woran das liegt, weiß ich nicht. Entweder habe ich mich von Anfang an von einer Maske täuschen lassen oder er wähnte sich sicher, nachdem der Hafen der Ehe erst mal erreicht war.
Für diese Theorie sprach eine Menge. Am Anfang hatte Jörg ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen, sie regelrecht hofiert. Letzteres war Anita zwar ein wenig auf die Nerven gegangen, doch kritisiert hatte sie ihn deswegen nie. Doch schon kurz nach der Hochzeit wandte sich das Blatt und das Leben ähnelte einer kleinen Hölle.
Was soll ich nur tun?
Tränen stiegen in ihr in die Augen und sie suchte Halt am Türrahmen.
Quietsch.
Dieses Geräusch holte Anita schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Ohne lange zu überlegen, rannte sie zum Fenster und schaute hinaus. Draußen auf der Straße herrschte deutlich mehr Betrieb als sonst um diese Zeit. Mehrere große Lastwagen standen in Reih und Glied an dem Bürgersteig. Mehrere junge Männer, deren Gesichter sie nicht erkennen konnte, luden Kisten und andere Gegenstände aus, um sie in eines der leer stehenden Häuser zu tragen.
Dort zieht jemand ein.
Daran war nichts Ungewöhnliches, ihre Wohngegend lag ruhig, ein wenig ländlich und verfügte trotzdem über eine gute Anbindung zur nächsten Stadt. Zwar fehlte für Kinder oft der Platz zum Spielen, doch für Paare oder Singles hatte der Ort durchaus etwas Attraktives. Dennoch hatte das Haus lange leer gestanden, sodass sie nicht mehr daran geglaubt hatte.
Ich muss nachsehen.
Anita stürmte regelrecht die Treppen hinunter, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und blickte sich um. Andere Menschen schien der plötzliche Einzug nicht zu interessieren. Was sie bis zu einem gewissen Grad freute. So war der Gedanke, was die Nachbarn darüber denken mochten, hinfällig. In sicherem Abstand beobachtete Anita das Geschehen, obwohl nichts Besonderes passierte. Nur die Möbel waren, soweit sie es beurteilen konnte, sehr besonders und mit Sicherheit nicht bei Ikea gekauft worden.
Offensichtlich mögen die zukünftigen Besitzer es antik, überlegte sie und riss die Augen auf, als die Mitarbeiter allen Ernstes einen Sekretär hineintrugen. Auch ohne Fachkenntnisse war sein Wert offensichtlich.
Wer kann sich so etwas noch leisten und wer mag so etwas? Ihre Gedanken gingen in alle möglichen Richtungen. Vom alten Mann bis hin zu einer reichen Familie. Obwohl Letzteres relativ unwahrscheinlich schien. Zögernd trat Anita ein paar Schritte näher, als …
»Hallo!«
Wie vom Blitz getroffen wirbelte sie herum. Jemand hatte sich unbemerkt genähert. Anitas Herz machte einen Sprung. Zum einen aus Überraschung, zum anderen wegen des unerwarteten Anblicks. Hinter ihr stand eine Frau, die kaum älter als sie selbst war. Ihre leicht gewellten, blonden Haare fielen über ihre schmalen Schultern. Die Augen erinnerten an einen tiefblauen See und sorgten dafür, dass ihr Herz für den Bruchteil einer Sekunde aufhörte zu schlagen.
»Hallo.« Verlegen schaute Anita zu Boden, obwohl sie nichts Verbotenes getan hatte. »Ziehen Sie hier ein?«