Die Mär vom Drachen und dem Magier: Der Pharao - Anne Wockenfuß - E-Book

Die Mär vom Drachen und dem Magier: Der Pharao E-Book

Anne Wockenfuß

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Beschreibung

Nachdem Khalfani endlich sich seiner Feinde entledigt hat, zieht er durch das Land, um Recht und Ordnung zu bringen und wird dabei mit dem Fehlern seiner Vergangenheit konfrontiert. Es ist eine Reise, auf der er sich seinen inneren Dämonen stellt und wieder zu sich selbst findet. Da erreicht ihn die Nachricht, dass sein kleiner Dieb gefangen genommen und verschleppt wurde. Es beginnt eine Rettungsaktion über mehrere Länder, um Kalil heil wieder nach Hause zu holen. Doch am Ende stehen sich schließlich der Dieb und der Pharao als Feinde gegenüber wie einst in der Mär vom Drachen und dem Magier...

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Sethos, der Sohn des Wüstenwindes

Kapitel 2: Nun, der Urgott

Kapitel 3: Rotauge stirbt

Kapitel 4: Gefangen

Kapitel 5: Der Fürst der Drachen

Kapitel 6: Gebrochen

Kapitel 7: Die Bürde des Pharaos

Kapitel 8: Invaded

Kapitel 9: Zar Alexander lädt ein...

Kapitel 10: Der Namenlose

Kapitel 11: Licht und Schatten

Kapitel 12: Jaoon Kahan (Wohin soll ich nun gehen?)

Kapitel 13: Die Mär vom Dieb und dem Pharao

Kapitel 14: „Ihr werdet wieder gemeinsam über den Wolken fliegen!“

Quellennachweis:

Impressum

Kapitel 1: Sethos, der Sohn des Wüstenwindes

Blankes Entsetzen herrschte in der Dorfgemeinschaft, als die Kunde bei Ihnen eintraf, dass Seth vom Pharao hingerichtet worden war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sie auf Seths Worte vertraut, dass Khalfani alles versuchen würde, sein Volk zu schützen und den Frieden zu bringen. Doch nun schien die Hinrichtung Seths zu beweisen, dass dieser sich geirrt hatte. Khalfani war nicht besser als Ramses! Im Gegenteil sogar schlimmer! Er hatte Ägypten den Krieg gebracht!

Sethos Augen waren eiskalt und starr auf das Feuer gerichtet. Von allen Dorfbewohnern traf es ihn am härtsten, dass Seth hingerichtet worden war, denn dieser war sein Vater gewesen.

Langsam schloss er seine Augen und atmete tief durch. DAS würde der Pharao büßen!

Sein Dorf lag jetzt schon seit fast zwei Jahren im Krieg zwischen den Fronten. Immer wieder konnten sie das Einfallen der Feinde verhindern. Der letzte Angriff konnte nur mit Seths Hilfe abgewiesen werden, zu einem sehr hohen Preis: Die Wüstenwinde wurden ausgelöscht. Sie alle hatten ihr Leben gegeben, um dieses Dorf und den Landstrich zu schützen. Nur wurden die anwesenden Krieger langsam müde.

Zu viele Väter und Söhne waren gefallen und schon wieder stand der Feind vor den Toren. Das Dorf war eingekesselt. Sie hatten eine Bedenkzeit von drei Tagen bekommen, ob sie freiwillig kapitulieren würden. Die Zeit war fast abgelaufen und da erhielten sie alle die Nachricht, dass Seth hingerichtet worden war – vor nun fast sechs Wochen.

Mit Tränen in den Augen wandte Sethos sich ab.

Er trat aus dem Gebäude des Dorfältesten, wo sie sich alle versammelt hatten, um die Kunde zu erfahren und nun zu beraten, was zu tun war.

Sethos stand in der Dorfmitte und blickte sich um. Nach dem letzten Angriff hatten sie wieder alles aufgebaut gehabt. Es erholte sich gerade alles. Und schon wieder sollte alles vernichtet werden in einem sinnlosen Kampf. War es da nicht besser zu kapitulieren? Denn vom Pharao konnte man keine Hilfe erwarten...

Sethos schloss die Augen und lauschte dem Wind. Er konnte und durfte nicht aufgeben! Das hatte sein Vater auch nie gemacht – und immer in den Pharao vertraut! Tief atmete der junge Mann durch und öffnete entschlossen seine Augen. Er würde sein Leben geben, um dieses Dorf zu schützen und für die Ideale Seths kämpfen!

Mit kraftvollen Schritten lief er zum Rand des Dorfes. Der Wind frischte auf. Sethos konzentrierte sich und bat um die Kraft des Windes, um einen Bannkreis zu ziehen. Um ihn herum entstand eine Windhose. Sethos blickte noch einmal auf und vor ihm stand das Heer des Feindes. Es würde alles dem Erdboden gleichmachen! Sämtliche Waffen waren auf den jungen Kämpfer gerichtet und er wusste, er würde es nicht schaffen.

Die Dorfältesten und die Krieger traten in dem Moment aus dem Gebäude, als Sethos seine Kräfte beschwor.

„Sethos, halt ein!“, brüllte der Älteste entsetzt. Doch Sethos sammelte immer mehr Energie. Er wollte es wissen. Er wollte das Dorf nicht kampflos aufgeben. Er sah in die spöttischen Augen des gegnerischen Heerführers, als dieser eine Handbewegung machte und ein Pfeilregen auf Sethos niederging. Sethos Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er das Unheil kommen sah und konnte dennoch nichts machen. Tiefe Wut ergriff ihn, als plötzlich ein großer weißer Flügel ihm die Sicht versperrte.

Khalfani flog auf Narbengesicht allen voran, als Anthony ihm von dem Dorf erzählt hatte, das Seth mit seinen Wüstenwinden verteidigt hatte. Er trug alle Abzeichen des Pharaos und sein goldener Schmuck strahlte in der Sonne. Vom weiten sah er das Dorf und die Belagerung.

„Schneller!“, raunte er leise. Narbengesicht nickte und erhöhte noch einmal das Tempo. Da entdeckte Khalfani eine Gestalt, die sich alleine und langsam dem Feind näherte. Khalfani traute seinen Augen nicht. Seth?

Dann bemerkte er, wie die Person Magie bündelte und um ihn eine Windhose entstand. Auch der Feind hatte das gesehen und machte sich zum Angriff bereit. Narbengesicht erhöhte noch einmal das Tempo.

Als der Pfeilregen niederging, warf sich Narbengesicht mit seiner gesamten Körpergröße zwischen den jungen Mann und dem Angriff. Ein weißer Flügel streifte die Erde und wirbelte Staub auf. Khalfani sprang von dem Drachen und stellte sich vor dem Jungen. Narbengesicht stöhnte gepeinigt auf.

„Wurdest die getroffen?“, fragte da der Pharao besorgt, als der Drache sich hinter diesen aufbaute. Der Weiße blickte Sethos tief in die Augen und atmete seinen Geruch ein. Er war verblüfft. Vor ihm stand ein Sohn des Wüstenwindes.

„Mir geht es gut...“, murmelte er leise und blickte dann wieder zu dem Feind.

„Baniti!“, raunte da Khalfani und sein Magier stand neben ihn.

„Wie lange wird Anthony brauchen?“

„Zwei bis drei Stunden mindestens, denke ich...“, antwortete der Zauberer leise. Khalfani nickte und wartete, bis sich der Staub legte.

Sethos starrte verblüfft in die eisblauen Augen des weißen Drachens. Vor ihm stand tatsächlich einer der legendären weißen Drachen – und an Hand der Narbe im Gesicht erkannte er den Drachen seines Vaters, von dem dieser immer geredet hatte! Und dieser hatte ihn so eben das Leben gerettet. Dann blickte er zu den Magier und dem Krieger vor ihm und er erstarrte. Vor ihm stand der Pharao. Aber... was machte der hier?!

Sethos war verwirrt. Hatte der Pharao Seth nicht hinrichten lassen? Warum stand er dann jetzt hier?

Narbengesicht vernetzte sich mit der Gedankenwelt des Dorfes und ließ nun die folgenden Gespräche in den Köpfen der Menschen fließen, so dass jeder aus dem Dorf den Drachen und den Pharao hören konnten.

„Er ist der Sohn von Seth“, sagte er so eben leise.

Khalfani zuckte zusammen, jedoch nicht seinen Blick von seinen Feinden wendend.

„Was?!“

„Sein Name ist Sethos, er ist ein Sohn des Wüstenwindes und mit uns weißen Drachen verbunden.“

Nun blickte Khalfani doch zu dem Weißen.

„Das heißt?“

„Sethos hat ein reines Herz und darf über mich und meines Gleichen bestimmen. – Wohingegen Kalil über alle Drachen bestimmen darf.“

Khalfanis Augen verengten sich, als er sich aufstöhnend wieder zu dem Feind wandte.

„Noch ein Drachenkrieger...“

„Du magst uns immer noch nicht?“

Nun drehte sich Khalfani komplett um, warf einen musternden Blick auf Sethos und dann blickte er Narbengesicht direkt an.

„Narbengesicht, ein Drache hat versucht mich zu töten! Ohne Grund. Jeder Krieger weiß, wie man einen Drachen gegenüberzutreten hat und wie man ihn begrüßt und zeigt, dass man keine feindlichen Absichten hat. Diesem Drachen war es egal! Er griff an, um mich und Anthony zu töten! Wenn mein Kätzchen nicht gewesen wäre, hätte er mich rücksichtslos zerfleischt! Wie soll ich da euch vertrauen?!“

Da neigte der Weiße sein Haupt auf die Augenhöhe Khalfanis und spöttisch blitzten seine eisblauen Augen.

„Wie sollen die hier Anwesenden dir vertrauen? Ganz besonders Sethos, wo du seinen Vater hast hinrichten lassen?“

Khalfani starrte in die Augen und schwieg. Er hatte seine Beweggründe dafür und... – Mit einem Schlag hatte er verstanden. Khalfani wusste nicht, warum der Drache ihn angegriffen hatte und so war es vermessen, alle Drachen über einen Kamm zu schieben. Er schloss seine Augen.

„Verzeih...“, murmelte er und wandte sich wieder zum Feind. Der Staub hatte sich gelegt.

Alle aus dem Dorf hatten dieses Gespräch gehört und waren verwirrt, entsetzt, wütend und erleichtert zu gleich. Sethos war blass geworden und er starrte den Pharao an. Also hatte dieser wirklich seinen Vater hinrichten lassen? Und dann wagte er sich doch tatsächlich hier her?! Noch ehe Sethos Verstand begriff, was er machte, brachen sich seine Emotionen Bahn und er warf die gesammelte Energie auf Khalfani.

„Vorsicht!“, konnte Narbengesicht noch knurren, als die Magieattacke Khalfani direkt in den Rücken traf. Dieser taumelte einen Schritt nach vorne und keuchte auf. Brennender Schmerz raste durch seinen Körper.

„Halt mir den Rücken frei...“, murmelte er nur leise zu Narbengesicht, als er sich wieder gefangen hatte. Sethos starrte entsetzt auf sein Werk. Er rechnete mit allem, nur nicht damit, dass es der Pharao einfach so hinnahm und sich nicht wehrte, geschweige denn reagierte.

Der feindliche Heerführer lachte laut auf, als er sah, dass Sethos den Pharao von hinten angegriffen hatte.

„Na sieh einer an, der Pharao persönlich begnügt sich hier her“, rief er auch laut spöttisch, mit dem Ziel, Khalfani lächerlich zu machen.

Khalfanis Augen zuckten kurz zusammen und sein Körper spannte sich. Es hieß nun: Zeit gewinnen! Seine Stimme war leise und leider nicht so kräftig, wie Khalfani es sich wünschte. Der Schmerz von Sethos Attacke drohte ihn die Besinnung zu rauben.

„Soll ich dich heilen?“, fragte da Baniti leise in Gedanken.

„Lass gut sein! Wir brauchen Zeit!“, erwiderte Khalfani nur und trat einen Schritt vor.

„Wie du siehst. Ich sage es dir nur einmal in Guten! Zieh dich zurück und verlasse mein Land!“, erwiderte der Pharao nun.

Tiefes Schweigen war die Antwort, dann ein dröhnendes Gelächter.

„Und was, wenn ich angreife? Wie willst DU ganz alleine uns aufhalten, wo du ja auch Angriffe aus den eigenen Reihen zu befürchten hast?“

„Lass das meine Sorge sein!“, knurrte Khalfani.

„Ziehst du dich zurück?“

„Nein!“

Da fletschte Khalfani belustigt die Zähne.

„Dann geh unter!“, rief er lautstark und im gleichen Moment ließ er blitzschnell seine rechte Hand offen neben seinen Körper herunterfallen. Das Zeichen für seinen Magier.

Khalfanis Magier nickte kurz und plötzlich erschien unter ihm und dem Pharao ein großer Bannkreis aus Schriftzeichen, durch dem sich ein Pentagramm zog. Ein rotgoldener Lichtstrahl schoss aus der Erde gen Himmel und der Magier und der Pharao vereinigten sich.

Khalfani griff nach dem Zepter und starrte durch die Augen seines Magiers zu seinem Feind. Dann stieß er das Zepter tief in die Erde vor sich und kreierte einen riesigen Bannkreis, der sich um das ganze Dorf legte und eine unsichtbare Kuppel schloss das Dorf schützend ein.

Zur rechten Zeit, denn kaum hatte Khalfani die letzten Worte ausgesprochen gehabt, gab der Heerführer einen schneidenden Befehl und das Dorf wurde angegriffen. Feuerpfeile, Feuergeschosse und Magieattacken regneten auf das Dorf nieder, was jedoch vom Bannkreis abgefangen wurde.

Khalfani brach sofort auf die Knie, als die erste Angriffswelle über die unsichtbare Kuppel hereinbrach. Zu sehr hatte er die Kräfte unterschätzt, die sich auf seine Magie auswirkten und denen er widerstehen musste. Nur mühsam kam er wieder auf die Beine. In seinem Kopf hörte er immer wieder Beschwörungsformeln, die der Magier leise vor sich hin raunte. Sie wirkte beruhigend auf Khalfani und er konnte sich besser konzentrieren.

„Nicht schlecht, Pharao!“, rief da der Heerführer, als Khalfani die erste Angriffswelle abwehren konnte.

„Doch was machst du, wenn man dich wieder von deinem Magier trennt? – Bringt die Zauberer!“, lautete der herrische Befehl.

Khalfani erblasste.

„Narbengesicht, hol Hilfe!“, bat der Pharao in Gedanken.

„Khalfani, du musst mir da ein Loch in der Barriere schaffen. Ich komm sonst nicht durch...“, erwiderte der weiße Drache bedenklich, während er die durchsichtige Hülle musterte.

„Es wäre zu viel Energie... Das hältst du nicht aus!“, meinte da Baniti.

Khalfani erstarrte, als man die Magier brachte. Es waren alles Chaosmagier. Allerdings keiner wirkte so erhaben und mächtig wie seiner. Und sie trugen alle Halsbänder! Sklaven!

„Gib auf! Vergiss uns! – Das schaffst du nicht!“, raunte da Sethos in Gedanken entsetzt im Angesicht der Magier.

„Schau mal... der Kleine lernt!“, spöttelte Narbengesicht amüsiert. Khalfani hob eine Augenbraue. „Lass Sethos in Ruhe...“

Da begann der Angriff.

Vor ihm standen über ein Dutzend Chaosmagier. Zehn bombardierten die Stelle direkt vor Khalfani mit ihrer Magie den Bannkreis. Die Kraft der Druckwelle ließ den Pharao zurücktaumeln, bis er gegen den großen Körper des Drachen prallte. Die anderen Magier sprachen unermüdlich Bannformeln, um Khalfani und seinen Zauberer zu trennen. Und hinter den Magiern wartete ein gefangener Drachendämon, der den Pharao sofort angreifen sollte, wenn dieser von seinem Magier getrennt worden war.

„Befreie sie, wenn du das überleben willst...“, murmelte der Weiße.

„Wie soll er das machen?!“, fragte da Sethos.

Der Drache grinste breit.

„Beobachte und lerne... – Vertrau ihm!“

Khalfani hatte die Worte gehört.

„Dein Vertrauen in mich möchte ich auch haben...“, murmelte er skeptisch vor sich hin. Ein warmes Glucksen in seinen Gedanken war die Antwort des Weißen.

„Baniti... Kannst du die Magie in den Halsbändern bannen?“, fragte da Khalfani, der immer mehr Kraft einsetzen musste, um zu einen den Bannkreis aufrecht zu erhalten und zum anderen mit seinem Magier verschmolzen zu bleiben.

„Nicht, wenn wir verschmolzen sind. Dafür müssen wir uns kurz trennen.“

Khalfani überlegte kurz, dann nickte er.

„Dann los!“

Der Zauberer begann sich zu konzentrieren und bündelte nun seine Magie, um diese sofort loszuschicken, wenn die zwei Körper sich wieder trennten. Khalfani knickte leicht ein, als plötzlich die Kraft seines Magiers fehlte. Entsetzt keuchte er auf. Wild entschlossen blickte er zu den Magiern vor sich und stemmte sich mit seiner ganzen Kraft gegen den Angriff.

„Khalfani... Jetzt – Lass los!“, befahl der Magier und Khalfani blinzelte kurz auf.

Ein greller Lichtstrahl schoss in den Himmel und der Pharao und der Magier trennten sich wieder. Kaum jedoch spürte der Zauberer seine Eigenständigkeit, ließ er seiner Magie freien Lauf. Als Khalfani und der Fürst der Magier sich trennten, brach der Schutzwall zusammen und der Drachendämon griff mit einer dunklen Magieattacke den Pharao an. Dieser schwarze Energiestrahl traf Khalfani frontal und warf ihn brutal zurück, während Narbengesicht Sethos in Sicherheit brachte. Das letzte, was Khalfani erkennen konnte, bevor der Strahl ihn traf, war dass die Halsbänder von den Monstern abflogen.

Khalfani schrie gellend auf vor Schmerzen, als der Energiestrahl ihn traf und ihm drohte zu zerfetzen. Das Herz krampfte sich zusammen und die Lungen weigerten sich, sich wieder zu öffnen. „Baniti – JETZT!“, brüllte Khalfani in Gedanken, als er brutal mit dem Rücken auf den Boden aufprallte und immer weiter schlitterte.

„Es ist zu gefährlich! Du bist zu schwer verletzt!“, rief der Magier besorgt.

„TU ES!“, befahl Khalfani laut brüllend. Seine Stimme dröhnte nur vor Wut und Verzweiflung und der Magier konnte nicht anders als zu gehorchen. Erneut zog er einen Bannkreis und ein grellroter Lichtstrahl schoss von der Erde in den Himmel. Der Pharao und der Magier vereinigten sich erneut.

„Lass mich übernehmen!“, bat der Magier, als er spürte wie schwach Khalfani war. Dieser nickte leicht und so unterwarf sich die Seele des Pharaos völlig der Seele des Magiers bevor sie sich vereinigten.

Fest stemmte sich der Magier in den Boden, als er erneut den Schutzbann blitzschnell hochzog. Dann beschwor er die dunklen Schatten des Kuk außerhalb des Bannkreises.

Eine phosphoreszierende Dunkelheit erschien und griff nach jedem menschlichen Leben, außerhalb des Bannes. Alles verging zu Asche und Staub, was menschlich war. Schrille Schreie aus Angst, Panik und Schmerz durchschnitten die Dunkelheit. Und zwischendrin immer wieder Brüllen und Knurren verschiedener Monster. Als der Magier keine menschliche Seele mehr spürte, machte er eine brutale Armbewegung zur Seite und die Dunkelheit und der Bannkreis verschwanden von einer Sekunde zur nächsten. Auch Khalfani und der Magier trennten sich. Khalfani lag am Boden. Er bekam keine Luft mehr, sein Körper schmerzte.

„Bleib ruhig!“, befahl der Zauberer dumpf, als er den Pharao berührte.

Wohltuende Wärme durchzog Khalfanis Körper, als er nach und nach wieder Luft bekam und die Schmerzen nachließen. Und plötzlich war der Spuk vorbei.

Der Magier erhob sich und trat drei Schritte zurück. Er hatte etwas getan, was eigentlich strengstens verboten war und was vorher noch nie jemand gewagt hatte. Er hatte die Seele eines Menschen unterworfen! Wie würde Khalfani darauf reagieren?

Sämtliche Dorfbewohner hatten ängstlich alles beobachtet gehabt. Verwirrt hatten sie die Gedanken und das Gespräch zwischen den Pharao, dem Drachen und dem Magier gelauscht. Empört aufgeschrien, als Sethos den Pharao aus dem Hinterhalt angriff und entsetzt dagestanden, als der weiße Drache Sethos vor den Angriff des Drachendämons in Sicherheit brachte.

Tiefes Schweigen herrschte, als alles mit einem Schlag vorbei war. Aller Blicke waren auf dem Pharao gerichtet, der sich mühsam aufstemmte, aber immer wieder in die Knie brach. Da löste sich ein alter Greis aus der Menge und näherte sich Khalfani. Seine alten Hände griffen stark nach den Oberarmen des Pharaos und stützte diesen, als er sich erneut hochstemmte. Taumelnd kam Khalfani endlich auf die Beine. Verwirrt blickte er zu seinen Magier, alles um sich herum vergessend.

„Sie sind tot?“, fragte er leise.

Der Magier nickte.

„Alle?“

„Alles, was menschlich und in diesem Schatten war.“

Khalfani schwieg. Er atmete tief durch.

„Du hast gerade eine ganze Armee vernichtet?“

Der Magier nickte leicht.

„Beantworte mir eine Frage!“ Tiefe, unterschwellige Wut sprach aus der Stimme Khalfanis.

„Können das alle Magier?“

„Das können alle Wesen, die die dunkle Magie beherrschen und die Schatten des Kuk rufen können.“

Schweigen.

Khalfani löste sich von dem Greis und trat auf den Magier zu. Seine Augen glühten vor Wut, Empörung, Hass. Da stand plötzlich Narbengesicht vor ihm.

„Beruhige dich, Pharao! Bevor du etwas sagst oder tust, was du bereuen wirst.“

Khalfani starrte in die eisblauen Augen.

„Ich habe bereits etwas getan, was ich bitter bereue! Seth ist tot!“, brüllte Khalfani den Drachen an.

„WARUM musste ich still halten, immer wieder schlucken, Opfer bringen, Seth hinrichten lassen, wenn ihr Monster diese Macht habt, alles zu zerstören?! – Erkläre es mir, Drache!“, spie der Pharao fast schon die Worte in Narbengesichts Gesicht.

„Lass es mich erklären, mein Freund...“, erklang da von einer ganz anderen Seite eine sanfte Stimme.

Issa und Anthony jagten auf ihren Pferden dem weißen Drachen hinterher, doch irgendwann war dieser zu schnell und nicht mehr zu sehen. Hinter Anthony und Issa ritten die Leibgarde des Pharaos und ein Heer aus fast fünfhundert Leuten, was jetzt allerdings sehr weit auseinander gezogen war, da nur knapp hundert Mann das Tempo von Issa und Anthony mithalten konnten.

Sie ritten schon stundenlang, als Issa Rast machen wollte. Anthony wollte soeben dem zu stimmen, als er vor sich in weiter Ferne eine schwarze phosphoreszierende Kugel erblickte, die in sich mehrere Wirbel hatte. Die Schatten des Kuk. Einmal hatte er es zu sehen bekommen, als Khalfani böse von Kameraden zusammengeschlagen worden war und sein Magier ihn schützen wollte. Doch diese Kugel vor sich glühte violett und rot und hier und da schossen blutige Blitze in die Luft. Das hier war anders!

„Issa... Keine Rast! Ich glaube, da vorne dreht gerade jemand durch! Wir müssen uns beeilen, um größeres Unheil zu verhindern!“

Issa hatte die Kugel auch entdeckt und nickte. Gemeinsam gaben sie ihren Pferden noch einmal brutal die Sporen und näherten sich im rasanten Tempo dem Schattenreich, als es plötzlich verschwand. Issa stockte kurz, doch Anthony ritt unerbittlich weiter und riss schlussendlich sein Pferd schlitternd auf die Hinterhand, als er den Rand des Dorfes erreichte.

Khalfanis vor Wut klingende Stimme war weithin zu hören. So eben hörte Anthony die letzten Worte: „WARUM musste ich still halten, immer wieder schlucken, Opfer bringen, Seth hinrichten lassen, wenn ihr Monster diese Macht habt, alles zu zerstören?! – Erkläre es mir, Drache!“

Anthony atmete tief durch. Das war eine gute Frage. Der Einsatz der Monster hätte alles viel leichter gemacht...

„Lass es mich erklären, mein Freund...“, rief er sanft, als er sein Pferd wieder anritt und sich Khalfani näherte. Issa und die anderen erreichten so eben das Dorf. Der Offizier gab einen Wink und sofort jagten die Soldaten davon, um die Gegend zu sichern.

Khalfani drehte sich zu Anthony rum.

„Sprich!“, forderte er herrisch.

Anthony schluckte schwer, als er seinen Freund sah. Die Kleidung zerfetzt, blutverschmiert, der Körper bebend und dann der herrische Befehl. In diesem Moment wusste er, dass er vor einem wahren Herrscher stand. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass er sich mal so klein neben Khalfani vorkommen würde.

Vor dem Pharao parierte er sein Pferd durch und stieg ab. Leicht verneigte er sich.

„Ich wusste, dass dein Magier diese Macht besitzt“, begann Anthony leise, dabei Khalfani fest in die Augen blickend.

„Man hätte alles viel einfacher haben können, und die Monster ihre Magie wirken lassen sollen, um deine Feinde zu vernichten. Das stimmt. Nur gibt es da das Problem, dass diese Magie nur freie Monster beherrschen. Die nicht versklavt sind, weil sie eine Macht entfalten, die von den ganzen Halsbändern unterdrückt wird. Wie du selber gesehen hast, ist diese Macht sehr gefährlich. Und die Magiebänder unterdrücken alles, was uns gefährlich werden könnte. Also hättest du die freien Monster davon überzeugen müssen, dir zu folgen und dir zu gehorchen, damit du diese Magie einsetzen kannst. Hinzu kommt, dass diese Magie nicht kontrollierbar ist und sehr viel Kraft beansprucht. Sobald einmal so etwas entfesselt wird, wird das Monster dann anschließend einen längeren Zeitraum nicht mehr seine Magie einsetzen können. Diese Magie unterscheidet nicht zwischen gut und böse. Du hättest viele von deinem Volk und noch mehr von deinen Freunden opfern müssen, um deine Feinde zu vernichten. Selbst wenn du dies geschafft hättest, wären von allen Seiten deine Feinde gleichzeitig in das Reich eingefallen und selbst die Monster, die diese Magie beherrschen, hätten dann den Feind nicht mehr aufhalten können und ein Großteil deines Volkes wäre dem ganzen zu Opfer gefallen. – Es tut mir Leid um Seth.“

Anthony neigte entschuldigend sein Haupt. Khalfani lauschte den Worten. Er zitterte am ganzen Körper.

„Stimmt das, Drache?“, fragte er Narbengesicht emotionslos.

Der Weiße berührte den Pharao sanft mit seinen Nüstern und atmete aus. Khalfani schloss seine Augen und rang um Beherrschung.

Sethos hatte alles mit angehört und war leichenblass geworden. Hieß das also, dass sein Vater zu Recht für die Ideale des Pharaos gestorben war. Dass dieser es sogar gewollt hatte?

Plötzlich stand Khalfani vor ihm und blickte in seine Augen. Sethos wollte ihn hassen, wollte ihn vernichten und wohl hob er auch schon seine Fäuste, als sich plötzlich der Pharao vor ihm verneigte. Vor ihm auf die Knie ging und um Verzeihung bat. Alle Anwesenden waren geschockt. Noch nie hatte sich ein Pharao vor einem Vertreter des einfachen Volkes verneigt. Es bewies, dass dem Pharao jeder einzelne Untertan wichtig war! Der Greis, der Khalfani schon aufgeholfen hatte, trat nun an die beiden ran und während er eine Hand auf die Schulter des Pharaos legte, blickte er fest in Sethos Augen.

„Wenn niemand weiß, wie du dich fühlst – der Pharao tut es. Auch er hat seinen Vater auf brutale Art und Weise verloren, als er noch ein kleines Kind war.“

Und zu dem Pharao gewandt.

„Mein Pharao, es gebührt sich nicht für euch, sich vor uns zu verneigen. Bitte erhebt euch.“

Khalfani blickte auf und schaute in Sethos Augen.

„Ich fragte ihn, warum er immer noch mir treu ergeben war, nach allem, was ich getan habe. Da antworte er mir, dass er in meinen Augen gesehen hätte, dass ich ganz genau wüsste, wie es in meinem Land aussieht und es mir das Herz zerreißt, mit jedem Opfer, was ich bringe. Es ist keine Entschuldigung dafür, dass ich die Hinrichtung nicht verhindert habe, jedoch wusste ich, dass er mich verstand und mir die Zukunft seines Drachen und dieses Landes in meine Hände legte.“

Sethos schwieg. Er glaubte dem Pharao. Dann blickte er zu Narbengesicht. Er hob die Hand und der Drache berührte die Hand mit seinen Nüstern, mit seiner Stirn. Sethos nickte leicht und Khalfani erhob sich. Der Pharao lächelte erleichtert auf und blickte dankbar zu dem Greis, als es ihm plötzlich schwindlig wurde, seine Beine den Dienst versagten und er fiel.

Sethos blickte eher zufällig zu Khalfani, als er ein klägliches Seufzen hörte. Er sah den Pharao fallen. Aus einem inneren Drang heraus, stand er plötzlich hinter Khalfani und fing ihn auf. Noch nie hatte er erlebt, dass sich jemand vor ihm verneigt hatte und dieser Pharao hatte es getan – ohne zu zögern!

Sein Vater hatte ihn mal gefragt, wem er dienen würde, da meinte Sethos, dass er jemanden dienen würde, der selbst das geringste Leben achtete – und irgendwie wusste Sethos, dass dieser jemand Khalfani war. Ironisch lächelte er über sich, als ihm bewusst wurde, dass er in die Fußstapfen seines Vaters getreten war.

Kapitel 2: Nun, der Urgott

Es dämmerte bereits und man hatte auf dem Dorfplatz ein großes Feuer angezündet. An diesem saß Khalfani in eine alte Wolldecke gewickelt. Er fühlte sich noch immer schwach. Während Issa sich ernsthafte Sorgen machte, war Anthony nur am Grinsen – Es war halt sehr kräfteraubend, gleich zweimal hintereinander sich mit einem Magier zu vereinigen.

Sethos selber fühlte sich mit der Tatsache überfordert, dass der Pharao im Staub am Feuer saß. Die ganze Dorfgemeinschaft hatte sich in einem Kreis um das Feuer versammelt und lauschte gespannt.

„Möchtet ihr was essen, mein Pharao?“, fragte der Greis. Khalfani blickte müde auf.

„Bitte, nenn mich Khalfani, Väterchen. – Issa soll den gesamten Proviant an euch verteilen!“, meinte der Pharao warm.

Da trat plötzlich ein kleiner etwa zehnjähriger Junge, eingehüllt in Lumpen aber mit offenem Blick, mutig vor den Pharao.

„Ich kenne dich!“, rief er laut und herausfordernd.

Khalfani blickte auf und musste warm lächeln.

„Ich kenne dich auch...“, antwortete er.

„Du hast uns immer mit Lebensmitteln versorgt!“, meinte der Knabe mit stolzgeschwellter Brust. Khalfani nickte.

Issa hatte sich gerade abwenden wollen, als er die Worte des Kleinen hörte und drehte sich wieder zu dem Pharao um.

„Khalfani, du hast was?!“, fragte er entsetzt.

Khalfani vergrub sein Gesicht in seine Hand.

„Ich habe mich aus dem Palast geschlichen und diesem Dorf des Öfteren Lebensmittel gebracht. – Gerade als die Dürre nach einem Angriff so schlimm war...“, murmelte er halb verschluckt.

„Und dein Magier wusste davon?“

„Er hat es mir ermöglicht, dass ich ungesehen aus dem Palast gelangen und unerkannt die Lebensmittel verteilen konnte...“

Issa starrte seinen Pharao an. Und überlegte ernsthaft, ob er hier einen erwachsenen Mann oder einen kleinen Jungen vor sich hatte!

„Darüber reden wir noch...“, wandte sich Issa ab. Anthony hatte alles gehört und trat an Khalfani ran.

„Gibt das Ärger?“

„Er ist der Offizier meiner Leibgarde. Er ist für mein Leben verantwortlich... Ich darf eigentlich nichts machen, ohne ihm Bescheid zu geben... Bin ich froh, dass dieses Versteckspiel vorbei ist!“

Und Issa teilte den gesamten Vorrat im Dorf auf, während Khalfani alles beobachtete.

„Anthony?“, begann er plötzlich.

Anthony trat neben den Pharao.

„Ich brauche Zeit für mich... Nimm Issa und reitet schon mal vor zu den nächsten Dörfern. Säubert die Grenzen!“

Anthony blickte lange zu Khalfani runter, der die ganze Zeit ins Feuer gestarrt hatte, während er sprach. Ihm gefiel die Entscheidung nicht, doch musste er sie akzeptieren. Zu viel war in den letzten Wochen passiert... Aber zum Glück hatte der Pharao ja Narbengesicht – von daher...

„Pass auf dich auf!“, seufzte Anthony und ging zu Issa. Khalfani nickte. Es dauerte nicht lange, da machten sich Anthony und Issa gemeinsam auf den Weg.

Das Dorf hatte wieder den gewohnten Tagesablauf angenommen. Es wurde Essen zubereitet. Kinder tollten rum, Männer unterhielten sich und berieten über die weitere Vorgehensweise. Und in dem ganzen Gewusel, saß der Pharao im Staub am Feuer, eingehüllt in eine alte Baumwolldecke und beobachtete alles. Jetzt in diesem Moment fühlte er sich nicht als Khalfani, der Pharao, sondern als Sharif, der Weggefährte Kalils. Mit leisen Tränen in den Augen blickte er zu den Sternen. Wo Kalil jetzt war? Ob es ihm gut ging?

Sethos beobachtete den Pharao bereits die ganze Zeit und zuckte betroffen zusammen, als er die Tränen in dessen Augen glitzern sah. Leise trat er an den Regenten ran.

„Mein Pharao...“, begann er vorsichtig. Doch Khalfani unterbrach ihn mit einer energischen Handbewegung.

„Khalfani. Nicht Pharao. Khalfani! – Was gibt‘s?“, blickte Khalfani Sethos an. Dieser atmete tief durch.

„Während der gesamten Zeit... kam immer in unregelmäßigen Abständen eine dunkle Gestalt, die Lebensmittel für mehrere Wochen da gelassen hatte. Und immer kamen die Lebensmittel, wenn wir es am dringendsten brauchten. – Danke, dafür. Du hast vielen von uns das Leben gerettet!“

Khalfani seufzte.

„Sethos, ich weiß nicht, ob ich richtig gehandelt habe. Ich habe nur versucht, das Erbe meines Vaters zu erhalten, mein Volk, das Land zu retten. Dabei musste ich viele Opfer bringen. Das größte Opfer war Seth! – Ich habe versucht mit meinen Möglichkeiten, die ich hatte, etwas Leid unter meinem Volk zu lindern. Es freut mich, wenn es mir hier in diesem Dorf geglückt ist.“

Der Pharao hatte seine Augen wieder ins Feuer gerichtet. Sethos schwieg. Er war ergriffen von diesen ruhigen, sanften und bedauernden Worten. Sein Gegenüber litt!

„Sethos, Narbengesicht sagte, dass du über die weißen Drachen befehlen kannst. Nimm Narbengesicht, lerne ihn kennen, mache dich mit ihm vertraut und fliege die Grenzen ab.“

„Und was ist mit dir?

---ENDE DER LESEPROBE---