Die Schmiede Gottes - Greg Bear - E-Book

Die Schmiede Gottes E-Book

Greg Bear

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Beschreibung

Hilflos dem Untergang geweiht

Mitten im Death Valley erhebt sich über Nacht ein Aschekegel, der sich als getarntes Raumschiff entpuppt. Ein biotechnisch hergestelltes Kunstwesen warnt die Menschheit vor der drohenden Vernichtung ihres Planeten. In Australien landet ein Raumschiff, dem drei Roboter entsteigen, die der Menschheit eine sorgenfreie Zukunft versprechen. Gleichzeitig werden über dem Pazifik rätselhafte Lichterscheinungen beobachtet, begleitet von gewaltigen Gravitationsanomalien. Planen die Aliens, die Erde mit Wasserstoffbomben zu sprengen? Kreisen im Inneren der Erde zwei schwarze Löcher umeinander, die den Planeten zerreißen könnten? Hilflos müssen die Menschen mitansehen, wie ihr Planet zum Spielball der Außerirdischen wird.

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GREG BEAR

SCHMIEDE GOTTES

Roman

INHALT

Widmung

Introitus: Kyrie Eleison{1}

Quid sum miser tunc dicturus?1 – 6

Quaerens me, sedisti lassus7 – 8

Offertorium9 – 15

Agnus Dei16 – 59

Lacrimosa dies illa60 – 61

Hostias et preces tibi, laudis offerimus62 – 68

Dies irae

Für Alan Brennert,

Introitus 

26. Juni 1996

Arthur Gordon stand im Dunkeln am Ufer des Rogue River. Er hatte sich einige Schritte weit von seinem Haus, seiner Familie und seinen Gästen entfernt, weil er im Moment keine Gesellschaft mochte. Er war fast zwei Meter groß, von denen er nur zwei bis drei Zentimeter durch krumme Haltung einbüßte. Sein Haar war matt braun, und seine Augenbrauen ein klein wenig heller getönt. Seine Figur war gut proportioniert. Er war hinreichend muskulös, ohne eine Spur von Fett. Unter der Haut traten die Muskeln hervor, was ihn etwas hager erscheinen ließ.

Die gleiche Schlankheit verlieh seinem Gesicht einen Anflug von Heftigkeit und fälschlich auch von Durchtriebenheit. Wenn er lächelte, sah es so aus, als ob er über etwas Unangenehmes nachdächte oder einen Anschlag planen würde. Aber sobald er sprach oder lachte, war dieser Eindruck rasch verflogen. Seine Stimme war voluminös, ausgeglichen und ruhig. Er war ein überaus liebenswürdiger Mensch und war es sogar während seiner anderthalb Jahre in Washington, D.C., gewesen.

Die Kleidung von Arthur Gordon wirkte professionell. Am liebsten trug er – wie jetzt – alte braune Cordsamthosen, eine dazu passende Jacke und ein blaukariertes Hemd mit langen Ärmeln. Die wenigen Schuhe, die er besaß, waren solide: Im häuslichen Bereich Turnschuhe und bei der Arbeit kräftige braune oder schwarze aus Leder.

Seine einzige Extravaganz war eine breite rechteckige Gürtelschnalle, die einen Saturn aus Türkis und silberne Sterne zeigte, die in Rosenholz über Messing und Ahornbergen eingelegt waren. Fünf Jahre lang hatte er sich ernsthaft etwas mit Astronomie beschäftigt, die für ihn immer noch der edelste aller Berufe war. Sie stand seinem Herzen nahe und lag ihm oft auf der Zunge.

Er kniete sich im Schatten von Eschen und Ahornbäumen hin und steckte die Finger in die üppige, von schwarzen Blättern verkrustete Humusschicht. Mit geschlossenen Augen sog er den Geruch von Wasser ein, von scharf wie Tee riechendem vermodertem Laub und das saubere seifenartige Aroma feuchter Erde. Es war schön, allein zu sein. Allein zu sein und zu wissen, dass er jederzeit umkehren und zu Francine und ihrer beider Sohn Marty zurückkehren könnte, war ein Glücksgefühl, das er kaum zu ermessen vermochte.

Der Wind fauchte über ihm durch die Zweige. Als Arthur aufschaute, erspähte er zwischen den schwarzen Konturen der Ahornblätter einen dichten Schwarm von Sternen. Er kannte jedes Sternbild. Er wusste (so gut wie jedermann sonst), wie die Sterne geboren werden, wie sie alt werden und manchmal auch sterben. Dennoch waren die Sterne selten mehr als Lichter auf tiefblauem Samt. Nur manchmal während längerer Zeit konnte er sie in Gedanken sich aufblähen lassen und als das sehen, was sie wirklich waren, nämlich ferne Teilnehmer an einem komplizierten Spiel.

Stimmen hallten durch den Wald. Auf der weiten Veranda des einstöckigen Landhauses, das auf kräftigen Betonpfeilern über die mit Farnen und Bäumen bewachsene Klippe ragte, unterhielt sich Francine mit ihrer Schwester Danielle und ihrem Schwager Grant über Fischfang.

»Männer mögen Hobbies mit Schneid und Schmalz«, sagte Danielle. Ihre hohe Stimme war angenehm und hatte noch etwas von dem Akzent aus North Carolina bewahrt, den Francine längst fast völlig abgelegt hatte.

»Unsinn!«, konterte Grant herzlich – ganz Iowa. »Der Reiz besteht in dem Töten unschuldiger Geschöpfe Gottes.«

Unterhalb von Arthur strömte der Fluss mit sanftem Gemurmel dahin. Immer noch in Hockstellung rutschte er auf den Absätzen seiner vollkommen schlammigen Turnschuhe zum Ufer hinunter und tauchte seine Hände mit ihren langen Fingern in das kalte Wasser.

Für einen zufriedenen Menschen hängen alle Dinge miteinander zusammen. Er blickte wieder zum Himmel empor. »Verdammt«, sagte er ehrfurchtsvoll mit feucht werdenden Augen. »Ich liebe das alles.«

Da tapste in seiner Nähe etwas im Dunkeln herum und schnupperte. Arthur fuhr zusammen und erkannte dann das eifrige Winseln. Gauge, Martys drei Monate alter schokoladenbrauner Labrador, war ihm bis zum Fluss herunter gefolgt. Arthur spürte die kalte Nase des Welpen an seiner ausgestreckten Hand und rieb den Kopf und die Ohren des Hundes zwischen seinen Händen. »Warum bist du die ganze Strecke hierher heruntergekommen? War der junge Herr unfreundlich? Hat er sich nicht um dich gekümmert?«

Gauge saß hin und her schwankend im Schlamm. Sein Schwanz peitschte die nassen Blätter. Die feuchten runden braunen Augen des kleinen Hundes reflektierten paarweise den Sternenschimmer. »Der Ruf der Wildnis«, sagte Arthur zu dem Welpen. »Hier draußen in der rauen freien Natur.« Gauge sprang davon und stupste seine Vorderfüße ins Wasser.

Arthur hatte in seinem Leben drei Hunde besessen. Den ersten, eine alte zottige Colliehündin, hatte er beim Tode seines Vaters geerbt, als er gerade so alt war wie Marty jetzt. Sie war das Ein und Alles seines Vaters gewesen; und diese Beziehung hatte sich auf ihn übertragen, noch ehe er deren Bedeutung voll ermessen konnte. Nach einiger Zeit hatte Arthur sich gefragt, ob sein Vater nicht einen Teil seiner selbst in das alte Tier übertragen hätte, weil es so besonnen und beschützend wirkte. Er hoffte, dass Marty mit Gauge eine ähnlich enge Beziehung finden würde.

Hunde konnten einen wilden Jungen besänftigen oder einen scheuen aufmuntern. Arthur war besänftigt worden. Marty – ein fröhlicher, ruhiger Knabe, acht Jahre alt und mager wie ein Gespenst – begann sich schon zu entfalten.

Er spielte mit seiner Cousine auf dem Rasen unterhalb und östlich der Terrasse. Becky, eine hübsche Range, die mehr Energie als Verstand aufwies – für ihr Alter verzeihlich –, hatte eine Handpuppe in Form eines Affen mitgebracht. Dessen Stimme ahmte sie mit schrillen schnatternden Tönen nach, die mehr nach Vogel als nach Affe klangen.

Martys aufgeregtes mädchenhaftes Gekicher stieg bis zu den Baumwipfeln empor. Er war hoffnungslos in Becky verknallt. Hier in der Einsamkeit, wo es niemanden gab, der sie ablenken konnte, wies sie ihn nicht zurück; aber sie zankte ihn in gesetztem Tone oft wegen seines »miesen« Benehmens aus. »Mies« konnte alles mögliche bedeuten, aber nie etwas Gutes. Marty ließ sich diese Bemerkungen mit säuerlichem Schweigen gefallen. Er war noch zu jung, um zu erkennen, wie tief sie ihn verletzten.

Die Gordons lebten schon seit sechs Monaten in dem Häuschen, seit Arthurs Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater des Präsidenten der Vereinigten Staaten ein Ende gefunden hatte. Er hatte diese Zeit genutzt, um sich mit Lektüre aufs laufende zu bringen, und täglich astronomische und naturwissenschaftliche Zeitschriften im Werte eines ganzen Monats verschlungen. Einen oder zwei Tage in jeder Woche fungierte er als Berater für Projekte der Luft- und Raumfahrt, und er flog monatlich einmal nach Seattle im Norden oder südlich nach Sunnyvale oder El Segundo.

Francine hatte sich nach der stürmischen Zeit in der Hauptstadt mit Vergnügen wieder ihren Studien über alte nomadische Steppenvölker zugewandt, von denen sie weit mehr wusste und verstand, als er von den Sternen. Sie hatte an diesem Projekt seit ihren Tagen bei Smith gearbeitet, wobei sie langsam und stetig ihr Material sammelte, das zu der (wie sie meinte, recht offenkundigen) Schlussfolgerung führte, wonach die große ökologische Produktionsstätte der zentralasiatischen Steppen praktisch jede große Bewegung in der Geschichte hervorgebracht oder angeregt hätte. Schließlich wollte sie alles zu einem Buch machen. Tatsächlich hatte sie schon über zweitausend Seiten auf Disketten. In Arthurs Augen machte diese Zweigleisigkeit einen Teil von dem Charme seiner Gattin aus: Draußen eine hilfreich beflissene Mutter, drinnen eine sture Forscherin.

Das Telefon läutete dreimal, ehe Francine von der Terrasse aus herangehen konnte. Ihre Stimme kam aus dem offenen, dem Fluss zugewandten Fenster des Schlafzimmers. »Ich werde ihn schon finden«, sagte sie dem Anrufer.

Er stand seufzend auf und zupfte an dem Cordsamt über seinen Knien.

»Arthur!«

»Ja?«

»Chris Riley vom CalTech. Bist du zu sprechen?«

»Sicher«, sagte er – weniger widerstrebend. Riley war kein enger Freund, sondern bloß ein Bekannter; aber im Laufe der Jahre hatten sie einen Pakt geschlossen, wonach jeder den anderen über interessante Entwicklungen informieren würde, ehe die meisten Wissenschaftler oder gar die allgemeinen Medien davon Wind bekommen könnten. Arthur stieg leise vor sich hin pfeifend im Dunkeln den schmalen Weg vom Ufer hoch. Er kannte jede Wurzel und jede durch Schlamm und Blätter rutschige Stelle. Gauge tobte durch die Farnbüsche.

Marty sah ihm von der Rasenkante her unter einem wilden Pflaumenbaum wie eine Eule zu. Die Affenpuppe baumelte schlaff und grotesk an seiner Hand. »Ist Gauge bei dir?«

Der Hund kam hinterher, Ohren und Augen fest auf den Affen gerichtet, den er leidenschaftlich liebte.

Becky lag mitten im Hof auf dem Rücken, das leuchtend blonde Haar über das Gras ausgebreitet, und schaute feierlich in den Himmel. Marty fragte. »Papa, wann können wir das Teleskop herausholen?« Er packte Gauge am Halsband und bückte sich, um ihn zu streicheln. Der Hund kläffte und verdrehte den Hals, um in die Luft zu schnappen, als ihn das Plastikgesicht des Affen auf den Rücken knuffte. »Becky möchte etwas sehen.«

»Etwas später. Sag es der Mutti!«

»Wird sie es schaffen?« Marty hegte gerade jetzt Zweifel an dem technischen Geschick seiner Mutter. Das ärgerte Arthur.

»Sie hat es mehr benutzt als ich, Bursche.«

»Na schön!« Marty ließ begeistert den Hund los und die Puppe fallen und rannte Arthur voraus zur Treppe. Gauge packte den Affen sofort an der Kehle und schüttelte ihn knurrend. Arthur folgte seinem Sohn, wandte sich in der Diele hinter der Kühltruhe nach links und hob seinen Hörer im Büro ab.

»Christopher, was für eine Überraschung!«, sagte er freundlich.

»Art, hoffentlich bin ich der erste.« Rileys Tenorstimme klang höher als sonst.

»Das kommt darauf an, um was es geht.«

»Hast du von Europa gehört?«

»Europa – wieso?«

»Ich meine Europa, den sechsten Jupitermond.«

»Was ist damit?«

»Er ist verschwunden.«

»Pardon?«

»Man hat auf Mount Wilson und Mauna Kea Nachforschungen angestellt. Die Galileo-Sonde ist da draußen noch voll aktiv. Sie wurde aber seit Wochen nicht auf Europa gerichtet. JPL{2} hat jetzt mit den Kameras dahin gezielt, wo Europa sein sollte, aber es gab da nichts, was groß genug wäre, um es zu photographieren. Falls Europa noch da wäre, müsste sie in ungefähr zehn Minuten aus einer Verfinsterung durch Jupiter wieder auftauchen. Aber niemand erwartet, sie zu sehen. Seit sechzehn Stunden laufen ständig Anrufe von Amateuren bei JPL und Mount Palomar ein.«

Arthur konnte nicht schnell genug schalten, um zu wissen, wie er reagieren sollte. »Ich verstehe nicht ganz …«

»Sie ist weder schwarz angestrichen und hält sich auch nicht versteckt – sie ist einfach verschwunden. Es hat sie auch niemand verschwinden sehen.«

Riley war ein rundlicher Wissenschaftler mit kurzem Haarschnitt in Sportdress, persönlich zurückhaltend außer am Telefon, und sehr konservativ. An Humor hatte es ihm stets sehr gefehlt. Er hatte Arthur niemals irgendwie zum besten gehabt.

»Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«

»Kein Mensch weiß das«, sagte Riley. »Niemand riskiert auch nur eine Vermutung. Hier in Pasadena wird morgen eine Pressekonferenz stattfinden.«

Arthur kniff sich nachdenklich in die Wange. »Ist sie explodiert? Hat sie etwas getroffen?«

»Können wir nicht sagen, nicht wahr?« Er konnte an der Stimme von Chris direkt heraushören, wie er lachte. Riley lächelte nur dann, wenn er mit einem wirklich bizarren Problem konfrontiert war. »Keine Daten. Ich muss jetzt noch ungefähr siebzig andere Leute anrufen. Halte Verbindung, Arthur!«

»Danke, Chris!« Er legte auf und kniff sich immer noch in die Backe. Die sanfte Stimmung des Augenblicks am Flusse war dahin. Er stand einen Augenblick mit gerunzelter Stirn noch am Telefon und ging dann in das große Schlafzimmer.

Francine langte hoch nach oben, um das oberste Fach des Kleiderschranks zu durchstöbern. Marty und Becky drängten sich hinter ihr.

Während ihrer gemeinsamen siebzehn Jahre hatte seine Frau die Grenzen von üppig über füllig zu plump überschritten. Der physische Kontrast zwischen Arthur und Francine mit ihren Kurven und ihrer reifen Anmut war offenkundig. Ebenso offenkundig war die Tatsache, dass die beiden bei sich selbst nicht sahen, was die anderen in ihnen erblickten. Francine liebte Kleiderstoffe, die mit volkskundlichen Motiven bedruckt waren. Vieles in ihrer Garderobe zeugte von geschmackvoller Anpassung an ein matronenhaftes Alter.

Aber in seinen Gedanken war sie ewig so, wie er sie zuerst gesehen hatte, als sie im südlichen Kalifornien den von der Sonne beschienenen weißen Sand von Newport Beach heraufgegangen war, mit einem knappen einteiligen Badeanzug, während ihr langes schwarzes Haar lose in der Brise wehte. Sie war die erotisch attraktivste Frau gewesen, die ihm je begegnet war – und sie war es noch immer.

Sie holte den geschwollenen Segeltuchsack mit dem Teleskop herunter. Dann bückte sie sich, um unter einem Haufen von Schuhen nach der Schachtel mit den Okularen zu wühlen. »Was hat Chris gewollt?«, fragte sie.

»Europa ist verschwunden«, sagte Arthur.

»Europa?« Francine grinste über die Schulter und reichte ihm den Sack.

»Ja, Europa, der sechste Mond des Jupiters.«

»Ach. Wie denn?«

Arthur zog eine Grimasse und zuckte die Achseln. Er nahm das Teleskop und seinen grau gestrichenen Metallfuß und trug die Sachen nach draußen. Gauge folgte ihm schnaufend auf den Fersen.

»Oho, Kinder, Papa ist in Robotstimmung«, rief Francine aus dem Schlafzimmer. »Was hat Chris nun wirklich gesagt?« Sie folgte Arthur die Treppe hinunter auf den Rasen, wo er den Fuß des Stativs in den weichen, mit Gras bewachsenen Boden drückte.

»Das ist es, was er wirklich gesagt hat«, antwortete Arthur und fügte den großen roten Körper des Reflektors in die drei hohlen Stativbeine.

Der ergraute, würdevolle Grant und die kleine blonde Danielle standen auf der östlichen Seite der hinteren Balustrade am Geländer und blickten über den Hof und den Pflaumenbaum. Danielle hielt Grant am Arm und sagte: »Es ist eine wunderschöne Nacht.« Arthur fand, dass sie Modellen in Immobilienanzeigen der besseren Kategorie ähnlich sahen. Aber es waren nette Menschen. »Wollen wir die Sterne anschauen?«

»Es ist doch nicht etwa geheim oder so?«, fragte Francine.

Arthur antwortete: »Ich bezweifle sehr, dass so etwas geheim gehalten werden kann«, und blickte ins Okular.

»Einer der Jupitermonde ist verschwunden«, rief Francine zu ihnen hinauf.

»Oh«, sagte ihre Schwester. »Ist das möglich?«

»Wir haben einen Freund oder eher einen Bekannten. Der und Arthur halten einander über gewisse Dinge auf dem laufenden.«

»Dann hält er also jetzt danach Ausschau?«, fragte Danielle.

Grant fragte: »Könnt ihr den Jupiter von hier aus sehen – ich meine heute Abend?«

»Ich denke schon«, antwortete Francine. »Europa ist einer der Galileischen Monde, einer von den vier, die Galilei entdeckt hat. Die Kinder wollten gerade …«

Arthur hatte den Jupiter im Gesichtsfeld, ein heller Fleck inmitten des blaugrauen nebeligen Hintergrundes mit einzelnen erkennbaren Sternen. Auf der einen Seite des viel helleren Planeten waren deutlich zwei punktförmig erscheinende Monde unterschiedlicher Helligkeit zu sehen. Der schwächere war entweder Io oder Callisto, der hellere wahrscheinlich Ganymed. Ein dritter lief entweder gerade, für das kleine Instrument unerkennbar, über die Scheibe des Jupiters oder er befand sich in seinem Schattenkegel und hatte eine totale Sonnenfinsternis. Arthur versuchte, sich die Regel von Laplace bezüglich der ersten drei Galileischen Monde ins Gedächtnis zu rufen: Die Länge des ersten Satelliten, abzüglich der dreifachen Länge des zweiten, vermehrt um die doppelte des dritten, ist immer gleich dem halben Umfang … Er hatte das in der Oberschule auswendig gelernt, und jetzt konnte er es gut anwenden. Er murmelte die Konsequenzen der Regel vor sich hin: »Die ersten drei Galileischen Monde – dazu zählt auch Europa – können nie alle gleichzeitig verfinstert werden und auch nicht alle zugleich vor der Scheibe stehen. Wenn Io und Europa gleichzeitig verfinstert sind oder vor der Scheibe durchlaufen … Ach, zum Teufel!« Er konnte sich nicht an die Details erinnern. Er würde einfach dasitzen und darauf warten müssen, dass alle vier zugleich sichtbar würden, oder dass nur drei auftauchen sollten.

»Können wir einmal schauen?«, fragte Marty.

»Gewiss. Ich werde wahrscheinlich die ganze Nacht hier draußen verbringen«, sagte Arthur.

»Aber nicht Becky«, erklärte Danielle.

»Ach Mama! Darf ich sehen?«

»Komm schon!«, redete Arthur ihr zu und lehnte sich zurück. Marty hockte dicht beim Teleskop und zeigte seiner Cousine, wie man ins Okular schaute. »Nicht dranstoßen!«, warnte Arthur sie. »Francine, kannst du mir den Feldstecher bringen?«

»Wo ist er?«

»In dem Schrank in der Diele, über dem Campingzeug, in einem schwarzen Lederetui.«

»Was könnte einen Mond verschwinden lassen? Wie groß ist der?«, wollte Grant wissen.

»Für einen Mond ist er ganz hübsch groß«, sagte Arthur. »Felsen und Eis, wahrscheinlich mit einer Schicht flüssigen Wassers unter einer Eiskruste.«

»Er ist also nicht so wie unser Mond?«, fragte Danielle.

»Nein, ganz anders«, sagte Arthur. Francine gab ihm den Feldstecher, und er richtete ihn auf den Himmel in der allgemeinen Nähe des Jupiters. Nachdem er ihn kurze Zeit hin- und hergeschwenkt und scharf eingestellt hatte, fand er den Lichtpunkt. Er konnte aber das Glas nicht ruhig genug halten, um Monde auszumachen. Becky rückte von dem Teleskop ab, rieb sich das Auge und zog ein Gesicht. »Das ist anstrengend«, sagte sie.

»Schon recht. Jetzt lass mich wieder dran!«

Marty fragte seine Cousine, ob sie es gesehen hätte.

»Ich weiß nicht. Es war schwer, überhaupt etwas zu sehen.«

Arthur brachte ein Auge ans Okular und erkannte einen dritten Mond, der auch ziemlich schwach war. Callisto, Io und Ganymed. Kein Zeichen von einem vierten.

Der Rest der Familie hatte die Nachtwache bald satt. Sie gingen hinein und begannen ein geräuschvolles Scrabble-Spiel.

Nachdem er zwei Stunden lang seine Augen angestrengt hatte, stand Arthur auf. Seine Beine schmerzten ihn von den Knien abwärts. Francine kam etwa um zehn Uhr wieder in den Hof und blieb mit verschränkten Armen dicht bei ihm stehen.

»Musst du dich selbst durch eigenen Augenschein überzeugen?«, fragte sie.

Arthur sagte: »Du kennst mich doch. Das Ding müsste zu sehen sein, ist es aber nicht.«

»Ein Mond ist doch ein ziemlich großes Objekt, um verlorenzugehen, nicht wahr?«

»Ganz unerhört.«

»Hast du irgendeine Idee, was das bedeutet?«

Arthur sah zu ihr auf. »Es sind nur drei Monde. Ich weiß aber, dass ich inzwischen hätte vier sehen müssen.«

»Was hat das zu bedeuten, Arthur?«

»Verdammt, wenn ich das wüsste! Vielleicht sammelt da jemand Monde?«

»Mir macht das Sorge«, sagte Francine. »Wenn es stimmt.« Sie sah ihn kläglich an. Er sagte nichts. »Es ist also wahr?«

»Ich denke schon.«

»Beunruhigt dich das?«

Arthur reckte sich, um die verkrampften Muskeln zu entspannen und ergriff die Hand seiner Frau. »Ich weiß noch nicht, was das zu bedeuten hat«, sagte er.

Francine kannte sich in den Naturwissenschaften fast ebenso gut und tüchtig aus wie er, wenn auch auf einem mehr instinktiven Niveau. Er schätzte ihre Erkenntnisse; und das Bewusstsein ihrer Angst ernüchterte ihn noch mehr. »Warum hast du Angst?«

»Ein Mond ist größer als ein Berg; und wenn ein Berg oder Fluss spurlos verschwände, wärest du da nicht erschrocken?«

»Das könnte schon sein«, gab er zu. Er ergriff das Teleskop und setzte den Objektivdeckel auf. »Das reicht für heute Abend.«

Francine schlang die Arme um sich und fragte: »Ins Bett? Grant und Danielle und die Kinder schlafen. Gauge ist bei Marty.«

Arthurs Gesicht raste, als er neben Francine lag. Die winterlichen Flanellbezüge des breiten Bettes waren gegen die gewöhnliche Frühlings- und Sommerwäsche aus Perkalin ausgetauscht worden. Er genoss den weichen Komfort. Seine Emotionen hatten ihn eingeholt.

Europa hatte seit Jahrmilliarden existiert und ihre stille Bahn um Jupiter gezogen. Einige Forscher hatten Leben auf ihr vermutet; aber das war niemals bewiesen oder widerlegt worden.

Wenn ein Berg oder ein Fluss verschwindet, ist das viel näher bei uns zu Hause …

Arthur träumte davon, dass er mit seinem besten Freund, Harry Feinman, angelte. Sie saßen in einem Boot auf dem Fluss, die Angelschnüre wurden von der Strömung dahingezogen, und sie hatten breitkrempige Hüte auf gegen eine nicht allzu helle Sonne. Im Traum erinnerte sich Arthur daran, wie Harry beim Haus mit Marty gespielt hatte. Er hob ihn hoch in die Luft und machte ein Geräusch wie ein Flugzeug. Dabei rannte er um den Baum im Hof herum. Harrys Frau – die hochgewachsene, ansehnliche Ithaca – hatte im Traum zugeschaut und dabei etwas gezwungen gelächelt. Sie war unfruchtbar und hatte Harry nie das Kind schenken können, nach dem er verlangte. Nur gelegentlich schien Harry die vermissten Gelegenheiten zu bedauern. Ich habe Harry seit über acht Monaten nicht mehr gesehen, dachte Arthur. Aber hier ist er doch.

Wie geht es dir, Kumpel?, fragte Arthur Harry im Boot. Beißen sie? Es war ein seltsames Gefühl, dass Harry, wie er mit einem tief ins Gesicht gezogenen Hut da saß, nur Teil eines Traumes war. Arthur interessierte, was der geträumte Harry sagen würde. Schläfst du?

Er langte hinüber, um den Hut hochzuheben.

Unter Harrys Hut lag der Mond der Erde, hell und voll. Harrys Gesicht war in den Kratern und Meeren seiner Oberfläche. Oha, sagte Arthur. Das ist wirklich sehr schön.

Aber er bedauerte es augenblicklich, dass er nicht träumte, und erwachte jäh.

PERSPEKTIVE

AP/Regionaler Nachrichtendienst, 2. September 1996:

WASHINGTON, D.C. – Wissenschaftler kommen zur Konferenz der American Association for the Advancement of Science (AAAS) zusammen, um Vorträge von Rednern zu hören, die Themen behandeln, welche von »Mangelnde Beweise für die Existenz supermassiver intergalaktischer Gravitationslinsen« bis hin zu »Ausbreitung von Pest bei wilden Nagetieren durch Erdhörnchenflöhe (Diamanus Montanus) im südlichen Kalifornien« reichen. Gestern hat Dr. Frank Drinkwater vom Balliol-College der Oxford University einen der am heißesten diskutierten Beiträge vorgestellt. Dr. Drinkwater behauptet, dass es keine intelligenten extraterrestrischen Zivilisationen gäbe. »Wenn es welche geben würde, hätten wir sicher bis jetzt ihre Effekte gesehen.« Dr. Drinkwater erklärt, dass eine Zivilisation, die sich selbst vermehrende, Planeten besuchende Raumfahrzeuge schüfe, die Galaxis in weniger als einer Million Jahre durchdringen würde.

1

28.-29. September

Edward Shaw, der mitten in kalter Wüstennacht neben dem Berg kampierte, den es gar nicht geben dürfte, konnte nicht schlafen. Er hörte die ruhigen Atemzüge seiner beiden Kameraden und wunderte sich über deren Gelassenheit.

Er hatte in seinem Notizbuch vermerkt:

Der Hügel ist ungefähr fünfhundert Meter lang und halb so breit, vielleicht hundert Meter hoch. Er wirkt wie der basaltische Aschenkegel eines erloschenen Vulkans, bedeckt mit Brocken schwarzer Vulkanschlacke in der Größe von Feldsteinen bis hin zu Kieseln, umgeben von weißem Quarzsand. Er steht weder auf unseren Karten noch im Geosat-Handbuch für 1991. Die Flanken des Kegels sind steiler als der Schüttwinkel – etwa fünfzig bis sechzig Grad. Die Verwitterung ist ziemlich unterschiedlich; einige der Sonne und dem Regen ausgesetzten Teile sind kohlschwarz, andere Stellen dagegen leicht rostfarben. Es gibt auf dem Hügel keine Insekten. Wenn man irgendeinen Stein aufhebt, findet man keinen Skorpion oder Tausendfüßler darunter. Es liegen auch keine Bierdosen herum.

Edward, Brad Minelli und Victor Reslaw waren von Austin in Texas angereist, um etwas geologische Studien mit viel Camping und Wandern durch frühherbstliche Wüste zu verbinden. Edward war mit dreiunddreißig der älteste; er war auch am kleinsten und lag mit Reslaw im Wettstreit, wer von beiden schneller das Haar verlieren würde. In seinen Wanderstiefeln maß er 173 Zentimeter. Seine schlanke Figur und sein jungenhaftes, wissbegieriges Wesen ließen ihn trotz dem schütter werdenden Haar erheblich jünger erscheinen. Um Dinge zu betrachten, die von seiner runden Nase weniger als 60 Zentimeter entfernt waren, trug er eine goldgeränderte Brille mit runden Gläsern. Diesen Stil hatte er schon als Jugendlicher in den späten siebziger Jahren angenommen.

Edward lag mit hinter dem Kopf gefalteten Händen auf dem Rücken und sah in die klare, ruhige und unermessliche Weite des Himmels auf. Drei Tage zuvor hatten sich schwere dunkle Wolken zusammengeballt, um im Death Valley bei flammendem Sonnenuntergang einen heftigen Platzregen niedergehen zu lassen. Ihr Lager befand sich auf erhöhtem Boden; aber sie hatten sehen können, wie Steine von Basketballgröße ins Rutschen gekommen und frisch ausgewaschene Rinnen hinabgerollt waren.

Jetzt erschien die Wüste wieder harmlos frei von Wasser und Veränderung. Rings um das Lager lag eine Stille, die wertvoller war als jede Menge Goldes. Nicht einmal der Wind äußerte sich.

Er fühlte sich in der Einsamkeit sehr groß, als ob er seine Finger über das halbe Land von Horizont zu Horizont spreizen und einen schimmernden Sternenmantel in die Hände bekommen könnte. Andererseits war er auch ein wenig ängstlich. Diese aufgeblähte Empfindung seiner Persönlichkeit konnte leicht einen Stich bekommen und zu nichts zusammenschrumpfen als eine Illusion von Behagen, Wärme und hohem intellektuellen Fieber.

Während seiner sechsjährigen Laufbahn als Professor der Geologie hatte er noch niemals einen größeren Fehler in den vom U.S. Geological Survey herausgegebenen Karten des Death Valley gefunden. Die Mojave-Wüste und Death Valley waren das Mekka und Medina der Geologen in den westlichen USA. Schon seit mehr als einem Jahrhundert hatten sie diese Gebiete durchstreift, angezogen durch diese in ihrer Nacktheit geradezu schamlose Eigenart der Erde. Aus den Tiefen hatten Bergleute Borax, Talk, Gips und andere nützliche unansehnliche Mineralien herausgeholt. An manchen Stellen erstreckten sich Höhlen mit Salpeter an den Wänden Hunderte von Metern in die Erde. Ein Höhlenforscher brauchte nur etwa zehn Meter tief hineinzusteigen, um die Wärme zu fühlen. Unter Death Valley war die Schöpfung noch nahe.

Es gab Hunderte von erloschenen Vulkanen, schwarz oder trüb rot auf der braunen, grauen und rosafarbenen Wüste, zwischen dem Stützpunkt am Furnace Creek und der kleinen Stadt Shoshone, aber jeder einzelne war schon kartiert und in irgendeinem Forschungsbericht abgehandelt worden.

Dieser Berg war eine Anomalie.

So etwas war unmöglich.

Reslaw und Minelli hatten ihn achselzuckend als einen interessanten und vielleicht sogar einzigartigen Fehler auf den Karten abgetan, ein Versehen, wie die Entdeckung einer neuen Insel in einem Archipel, die den Eingeborenen bekannt, aber in einem Gewühl von Navigationskarten verlorengegangen war – eine Art Pitcairn unter den Vulkankegeln.

Aber der Schlackenberg lag zu nahe an Routen, die jedes Jahr mindestens ein- oder zweimal passiert wurden. Edward wusste, dass es sich nicht um eine falsche Ortsangabe handelte. Er konnte sich nicht selbst betrügen, wie seine Freunde es taten.

Aber er konnte auch keine andere Erklärung vorweisen.

Am nächsten Vormittag schritten sie noch einmal die Basis des Hügels ringsum ab. Die Sonne stand schon hoch an dem offenen tiefblauen Himmel. Es würde ein heißer Tag werden. Der rothaarige, untersetzte Reslaw schlürfte Kaffee aus einer grün emaillierten Thermosflasche, einem nützlichen alten Stück, das er in einem Laden für Mineralien und Krimskrams in Shoshone erstanden hatte. Edward kaute an einem Nougatriegel und skizzierte Details in einem kleinen, in Leinen gebundenen Notizbuch. Minelli trödelte hinterher und hackte lässig mit einem Geologenhammer an Felsblöcken herum. Seine schlaksige Figur, das ungekämmte schwarze Haar und die blasse Haut ließen ihn wie einen an die falsche Stelle verschlagenen Stadtstreicher erscheinen.

Er blieb zehn Schritte hinter Edward stehen und rief laut: »He, hast du dies gesehen?«

»Was denn?«

»Ein Loch.«

Edward kam zurück. Reslaw warf ihnen einen Blick zu, zuckte die Achseln und setzte den Rundgang um den Hügel fort.

Das Loch war ungefähr einen Meter weit und führte schräg aufwärts in die Tiefe des Hügels. Edward hatte es nicht gesehen, weil der Eingang in tiefem Schatten lag, unter einer von den warmen Sonnenstrahlen beschienenen Steinplatte. »Das ist keine Strömungsröhre. Sieh nur, wie glatt!«, sagte Minelli. »Kein Einbruch, keine Spuren.«

»Schlechte Geologie«, bemerkte Edward. Wenn der Hügel ein Schwindel ist, dann ist dies der erste Irrtum.

»Hm?«

»Das ist natürlich. Sieht so aus, als ob irgendein Schürfer vor uns hier gewesen wäre.«

»Warum sollte er in einen Schlackenkegel ein Loch bohren?«

»Vielleicht ist es eine Indianerhöhle«, schlug Edward lahm vor. Das Loch beunruhigte ihn.

»Indianer mit Diamantbohrern? Unwahrscheinlich«, sagte Minelli leicht spöttisch. Edward ignorierte seinen Ton und stieg auf einen Lavablock, um besser in die Dunkelheit schauen zu können. Er zog eine Taschenlampe aus dem Gürtel und richtete den Lichtstrahl in die Tiefe. Glatte runde Lavawände mit matter Oberfläche absorbierten das Licht nach acht bis zehn Metern. Bis dahin war der Tunnel gerade und ohne Merkmale, mit einer Steigung von ungefähr dreißig Grad.

»Riechst du etwas?«, fragte Minelli.

Edward schnüffelte. »O ja. Was ist das?«

»Ich bin mir nicht sicher …«

Der Geruch war schwach, sanft und angenehm, leicht säuerlich. Er lud nicht zu weiteren Nachforschungen ein. »Wie ein Labormief«, sagte Minelli.

»Das ist es!«, pflichtete Edward bei. »Jod. Kristallines Jod.«

»Stimmt.«

Minelli runzelte die Stirn in vorgespielter verrückter Spekulation und sagte: »Ich habe es. Das ist eine Müllhalde, ein sanitärer Aschenhaufen.«

Edward ignorierte ihn abermals. Minelli war berüchtigt wegen eines so ausgefallenen Sinnes für Humor, dass dabei kaum etwas Lustiges herauskam. »Der Punkt ist genau markiert«, erklärte Minelli mit gedämpfter Stimme. Er hatte seinen Fehler erkannt. »Glaubst du immer noch, dass es kein Kartenfehler ist?«

»Wenn du in New York eine Straße finden würdest, die auf keinem Plan steht, wärest du da nicht misstrauisch?«

»Ich würde die Leute anrufen, die die Karten machen.«

»Nun schön, diese Stelle hier ist ebenso überlaufen wie New York City, was Geologen anbetrifft.«

»Jawohl«, gab Minelli zu. »Also ist es neu. Gerade aus dem Nichts aufgetaucht.«

»Das klingt doch höchst blöde, nicht wahr?«, sagte Edward.

»Es ist deine Idee, nicht meine.«

Edward rückte von dem Loch ab und unterdrückte ein Schaudern. Ein neues Loch, und es will nicht verschwinden; ein Schandfleck, den es nicht geben sollte.

»Was macht Reslaw?«, fragte Minelli. »Wir wollen ihn suchen.«

»Hier entlang!«, sagte Edward. »Wir können ihn noch einholen.«

Sie hörten Reslaw laut rufen.

Er war nicht weit gegangen. An der nördlichsten Stelle der Basis des Hügels fanden sie ihn, wie er auf einem Lavablock von der Form eines Käfers hockte.

»Sagt mir, dass ich nicht sehe, was ich da sehe!«, sagte er und deutete in den Schlagschatten unter dem Stein. Minelli machte eine Grimasse und rannte vor Edward voraus.

Im Sand lag etwa zwei Meter von dem Stein entfernt etwas, das auf den ersten Blick an ein prähistorisches Flugtier erinnerte, vielleicht ein Pteranodon mit zusammengelegten Flügeln, auf eine Seite gekippt.

Edward entschied sofort, dass es sich nicht um ein Mineral handelte; es sah bestimmt nicht irgendeinem Tier ähnlich, das er je gesehen hatte. Es könnte eine verkrümmte Pflanze sein, eine besondere Art von Fettpflanze oder Kaktus. Das wäre die wahrscheinlichste Erklärung.

Minelli ging vorsichtig in ein paar Metern Abstand um den Fund herum. Was es auch sein mochte, es war ungefähr so groß wie ein Mensch, zweiseitig symmetrisch und bewegungslos, staubig graugrün mit rosa fleischfarbenen Flecken. Minelli blieb stehen und keuchte bloß.

Reslaw sagte: »Ich glaube nicht, dass es lebendig ist.«

Minelli fragte: »Hast du es angefasst?«

»Zum Teufel – nein.«

Edward kniete sich davor hin. Das Ding verriet eine gewisse Logik: Eine Art Kopf von zwei Fuß Länge, der ungefähr wie eine Bischofsmitra geformt war oder eine abgeflachte Granate mit der Spitze im Sand; ein knubbliges Paar Schulterblätter hinter den rückseitigen Zierbändern der Mitra; ein kurzer hagerer Rumpf und dahinter in Hockstellung zusammengelegte Beine. Plumpe sechsfingrige Füße oder Hände an den Enden der Gliedmaßen.

Keine Pflanze.

»Vielleicht ist es ein Leichnam?«, fragte Minelli. »Trägt etwas wie ein Hund, weißt du, von Kleidung bedeckt …«

»Nein«, sagte Edward. Er konnte seine Augen nicht von dem Ding abwenden. Er langte hin, um es zu berühren, überlegte es sich dann anders und zog seine Finger langsam zurück.

Reslaw kletterte von dem Felsen herunter und erklärte: »Ich war so erschrocken, dass ich gesprungen bin.«

»Jesus Christus!«, sagte Minelli. »Was sollen wir tun?«

Die Nase der Mitra erhob sich aus dem Sand, und es tauchten drei glasige Augen von der Farbe guten alten Sherrys auf. Der Schock war so groß, dass sich keiner von den dreien bewegte. Edward ging schließlich fast widerstrebend einen Schritt zurück. Die Augen in dem Mitrakopf folgten ihm. Dann sanken sie wieder ein, und der Kopf kippte zurück in den Sand. Aus dem Ding kam ein Ton, gedämpft und undeutlich.

Reslaw meinte: »Ich meine, wir sollten gehen.«

»Ich glaube, es ist krank«, sagte Minelli.

Edward suchte nach Fußabdrücken, versteckten Fäden, Anzeichen für einen dummen Streich. Er war schon überzeugt, dass es keine Mystifikation sein konnte; aber es war besser, sich zu vergewissern, ehe man sich auf eine so lächerliche Hypothese einließ.

Wieder ein gedämpfter Laut.

»Es sagt etwas«, meinte Reslaw.

»Oder versucht es wenigstens«, fügte Edward hinzu.

»Es ist eigentlich nicht wirklich hässlich?«, fragte Minelli. »Irgendwie ist es sogar hübsch.«

Edward kauerte sich hin und näherte sich wieder dem Ding, wobei er immer nur einen seiner in Stiefeln steckenden Füße auf einmal vorschob.

Das Ding hob den Kopf und sagte sehr deutlich: »Es tut mir leid; aber es gibt eine schlechte Nachricht.«

»Was?«, stieß Edward mit krächzender Stimme hervor.

»Allmächtiger Gott!«, rief Reslaw.

»Es tut mir leid; aber es gibt eine schlechte Nachricht.«

»Bist du krank?«, fragte Edward.

»Es gibt eine schlechte Nachricht«, wiederholte es.

»Können wir dir helfen?«

»Nacht. Bringt Nacht!« Die Stimme hatte die flüsternde Art vom Wind verwehter Blätter, an sich nicht unangenehm, aber unter diesen Umständen erschreckend. Ein Hauch von Jodgeruch ließ Edward mit verklemmten Lippen zurückweichen.

»Es ist noch früh am Tage«, sagte Edward. »Nacht wird es erst sein, wenn …«

»Schatten!«, sagte Minelli. Seine Miene drückte ernste Besorgnis aus. »Es will im Schatten sein.«

»Ich werde das Zelt holen«, sagte Reslaw. Er sprang von dem Felsen herunter und lief zum Lager zurück. Minelli und Edward starrten einander an und dann auf das im Sand umgekippte Ding.

Minelli sagte: »Wir sollten uns, um Himmels willen, hier fortmachen.«

»Wir werden bleiben«, erklärte Edward.

»Richtig!« Minellis Miene veränderte sich von Besorgnis zu verwirrter Neugier. Er hätte ein Museumsstück in einer Flasche anstarren können. »Dies ist wirklich wundervoll komisch.«

»Bringt Nacht!«, bat das Ding flehentlich.

Shoshone schien wenig mehr zu sein als ein Haltepunkt für Lastwagenfahrer an der Fernstraße, ein Café und der Mineralienladen, ein Postamt und ein Gemischtwarengeschäft. Aber von der Hauptstraße weg wand sich ein Kiesweg an einer Anzahl von durch Bäume beschatteten Bungalows und einem breit hingezogenen modernen einstöckigen Haus vorbei und verlief dann pfeilgerade zwischen ehrwürdigen Tamarisken und einem vier Morgen großen Sumpf hin zu einem von einer heißen Quelle gespeisten Schwimmbecken und einem Stellplatz für Wohnwagenanhänger. Die kleine Stadt zählte etwa dreihundert ständige Einwohner und beherbergte in der touristischen Hochsaison von Ende September bis Anfang Mai weitere dreihundert Schneevögel, Rucksacktouristen und gelegentlich eine Gruppe von Geologen. Shoshone nannte sich das Tor zum Death Valley, zwischen Baker im Süden und Furnace Creek im Norden. Im Osten lag jenseits der Mojave-Wüste, Resting Spring, den Nopah- und Springbergen und der Grenze zu Nevada Las Vegas als größte bedeutendere Stadt.

Reslaw, Minelli und Edward schafften das Wesen mit dem Mitrakopf nach Shoshone über die kalifornische Staatsstraße Nummer 127, die sie etwa 250 Kilometer nördlich der Stadt erreicht hatten. Die Kreatur lag unter feuchten Handtüchern hinten in ihrem Geländewagen auf dem ausgebreiteten Zelttuch, wo sie inzwischen wieder einmal tot zu sein schien.

»Wir sollten direkt bis Las Vegas fahren«, sagte Minelli. Er teilte sich mit Reslaw einen Vordersitz, während Edward fuhr.

Edward meinte: »Ich glaube nicht, dass es das aushalten würde.«

»Na schön, falls es wirklich tot ist, gibt es in dem Laden von Shoshone eine große Kühltruhe für Fleisch.«

»Es sieht nicht toter aus, als bevor es zu sprechen begann«, sagte Reslaw mit einem Blick nach hinten auf die reglose Gestalt. Sie hatte vier Gliedmaßen, zwei an jeder Seite; aber ob sie auf allen vieren stand oder ging, wusste keiner von ihnen.

»Wir haben es angefasst«, sagte Minelli besorgt.

»Halt den Mund!«, meinte Edward.

»Dieser Schlackenkegel ist sicher ein Raumschiff, oder ein Raumschiff ist darunter begraben …«, platzte Minelli heraus.

»Nichts ist sicher«, sagte Reslaw ruhig.

»Ich habe das in ›Es kam aus dem Weltraum‹ gesehen.«

»Sieht es etwa aus wie ein großes Auge am Ende eines Tentakels?«, fragte Edward. Auch er hatte diesen Film gesehen. Seine Erinnerung beruhigte ihn aber nicht.

»Fleischkühltruhe«, antwortete Minelli, dessen Hände zitterten.

»Dort gibt es ein Telefon. Wir können Ambulanzen in Las Vegas anrufen oder einen Hubschrauber. Vielleicht können wir auch Edwards oder Goldstone anrufen und die Behördenvertreter herkommen lassen«, sagte Edward, um seine Maßnahmen zu verteidigen.

»Was werden wir denen erzählen?«, fragte Reslaw. »Die werden uns die Wahrheit nicht abnehmen.«

»Ich denke doch«, sagte Edward.

»Vielleicht haben wir ein Düsenflugzeug herunterkommen sehen«, schlug Reslaw vor.

Edward blinzelte unsicher.

»Es hat englisch gesprochen«, bemerkte Minelli und nickte.

Keiner von ihnen hatte diesen Umstand während der anderthalb Stunden erwähnt, seit sie die Kreatur von der Basis des Aschenkegels weggeschafft hatten.

»Zum Teufel!«, sagte Edward. »Es hat uns draußen im Weltraum belauscht. Wiederholungen von ›I love Lucy‹.«

»Warum hat es dann nicht gesagt: ›He, Ricky!‹?«, fragte Minelli und verbarg seine Angst durch ein irres Grinsen.

Edward fuhr den Wagen so in die Servicestation, dass seine schweren Geländereifen die Rufglocke auslösten. Ein tief sonnengebräunter Bursche in zu unbestimmtem Blassgrau ausgeblichenen Jeans und einem Def-Leppard-T-Shirt kam aus der Garage neben dem Laden und ging auf den Geländewagen zu. Edward winkte ihm ab und sagte: »Wir müssen telefonieren.«

»Münzfernsprecher da gleich rechts«, knurrte der Teenager misstrauisch.

»Wegbleiben!«, warnte Minelli.

»Sei still, Minelli!«, zischte Reslaw durch die Zähne.

»Nun ja.«

»Tot?«, fragte der Bursche. Eine Wange tat bei ihm einen nervösen Ruck.

Edward zuckte die Achseln und ging in den Gemischtwarenladen. Dort wollte ihm eine kleinwüchsige, sehr mollige Angestellte in einem Mumu energisch die Benutzung des Telefons verwehren. Er erklärte: »Schauen Sie! Ich werde mit meiner Kreditkarte, meiner Telefonkarte bezahlen.«

»Ärst de Kachte zeijen!«, sagte sie.

Da kam eine große, schlanke, schwarzhaarige Frau herein. Sie trug verblichene Jeans und eine weiße Seidenbluse. »Was stimmt da nicht, Esther?«, fragte sie.

Esther sagte: »Der Kerl will nich das Telefon draußen nähmen. Sacht aber, er hat ’ne Kreditkachte …«

»Jesus, danke, Sie haben recht«, sagte Edward und warf einen Blick zwischen den beiden hindurch. »Ich will meine Karte für das Münztelefon benutzen.«

»Ist das ein Notfall?«, fragte die Schwarzhaarige.

»Allerdings«, antwortete Edward.

»Na schön, los, nehmen Sie das Telefon im Laden!«

Esther sah sie ärgerlich an. Edward schob sich hinter den Kassentisch, wobei er die Angestellte energisch aus dem Weg stieß, und drückte einen Knopf für eine freie Verbindung. Dann machte er eine Pause.

»Krankenhaus?«, fragte die Frau mit den schwarzen Haaren.

Edward schüttelte den Kopf, nickte dann aber. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht die Luftwaffe.«

»Haben Sie ein Flugzeug herunterkommen sehen?«

»Jawohl«, sagte Edward der Einfachheit halber.

Die Frau gab ihm die Nummer eines Notfallkrankenhauses und schlug vor, er sollte sich von dort die Luftwaffenverbindung besorgen. Aber er wählte nicht gleich den Notruf. Er schwankte und schaute sich nervös im Laden um. Warum hatte er sich nicht vorher genau überlegt, was zu tun wäre?

Goldstone oder Edwards, oder vielleicht sogar Fort Irwin?

Er ließ sich aus dem Verzeichnis die Nummer des Stützpunktkommandanten in Edwards geben. Als es klingelte, suchte Edward rasch nach einer Ausrede. Reslaw hatte recht gehabt: Wenn er die Wahrheit sagte, würden sie nichts erreichen.

»Büro von General Frohlich, Lieutenant Blunt am Apparat.«

»Lieutenant, mein Name ist Edward Shaw.« Er bemühte sich, so ausgeglichen und ruhig zu sein wie ein Fernsehreporter. »Ich und zwei Freunde und Kollegen von mir haben gesehen, wie ein Jet etwa dreißig Kilometer nördlich Shoshone heruntergekommen ist. Ich rufe von dort aus an.«

Der Lieutenant wurde sofort sehr interessiert und fragte nach Details.

»Ich weiß nicht, was für eine Art von Jet«, fuhr Edward fort, ohne ein leichtes Beben in seiner Stimme vermeiden zu können. »Er sah nicht aus wie etwas, das mir bekannt ist, außer vielleicht … Nun, einer von uns denkt, er sah wie ein MiG aus, den wir in AvWeek gesehen haben.«

»Ein MiG?« Der Ton des Lieutenants wurde skeptischer. Edwards schuldbewusstes Blinzeln verstärkte sich. »Haben Sie das Flugzeug wirklich herunterkommen sehen?«

»Jawohl, Sir. Und das Wrack. Ich kann kein Russisch lesen. Aber ich glaube, es gab da kyrillische Markierungen.«

»Sind Sie dessen sicher? Bitte, geben Sie mir Ihren Namen und einen Identitätsnachweis!«

Edward gab dem Lieutenant seinen Namen und die Nummern seines Kennzeichens, des Führerscheins und überdies auch noch seiner MasterCard an. »Wir glauben, wir wissen, wo der Pilot sich befindet, haben ihn aber nicht gefunden.«

»Der Pilot lebt?«

»Er baumelte am Ende eines Fallschirms, Lieutenant. Er schien zu leben, kam aber zwischen einigen Felsen herunter.«

»Von wo aus rufen Sie an?«

»Shoshone. Der … Ich weiß nicht, wie der Laden heißt.«

»Charles Morgan Company Market«, sagte die schwarzhaarige Frau.

Edward wiederholte den Namen. »Der Gemischtwarenladen des Ortes.«

»Können Sie uns dahin führen, wo Sie das Flugzeug gesehen haben?«, fragte der Lieutenant.

»Jawohl!«

»Und Sie sind sich über die Strafe klar, falls Sie uns falsche Information über einen Notfall wie diesen gegeben haben?«

»Allerdings, Sir.«

Die beiden Frauen schauten ihn mit aufgerissenen Augen an.

»Ein MiG?«, fragte die schlanke Schwarzhaarige, nachdem er aufgelegt hatte. Sie klang ungläubig.

»Hören Sie zu!«, sagte Edward. »Ich habe die Leute angelogen. Aber ich werde Sie nicht belügen. Wir könnten Ihre Fleischkühltruhe brauchen.«

Esther sah aus, als ob sie gerade in Ohnmacht fallen würde. »Was is denn passiert, hä?«, fragte sie. »Stella? Was iss’n da bloß los?« Ihr Akzent war noch härter geworden, und ihr Gesicht sah verschwitzt und teigig aus.

»Wir brauchen Sie jetzt«, sagte Edward zu Stella.

Sie blickte ihn misstrauisch an und wies auf seinen Gürtel und den Felshammer, der noch in seinem Lederhalfter hing. »Sie sind ein Steinejäger?«

»Ich bin Geologe«, sagte er.

»Woher?«

»University of Texas.«

»Kennen Sie Harvey Bridge von …«

»U.C. Davis. Sicher.«

»Er kommt im Winter her …« Sie wirkte bedeutend weniger skeptisch. »Esther, geh und hole den Sheriff! Er unterhält sich gerade im Café mit Ed.«

»Ich glaube nicht, dass wir jedermann hierbei hinzuziehen sollten«, meinte Edward. Unbehagen.

»Nicht einmal den Sheriff?«

Er blickte zur Decke. »Ich weiß nicht …«

»Na schön also – Esther, geh heim! Wenn du von mir binnen einer halben Stunde nichts gehört hast, dann hole den Sheriff und gib ihm die Beschreibung dieses Mannes!« Sie nickte Edward zu.

»Wirste okay sein, hä?«, fragte Esther. Ihre kurzen, dicken Finger trommelten auf dem Kassentisch.

»Mit mir wird schon alles stimmen. Geh nach Hause!«

Im Laden war nur ein einziger Kunde, ein junger Bursche, der sich in dem Regal mit Paperbacks und Magazinen umsah. Als sowohl Stella wie Edward ihn anstarrten, verschwand er alsbald achselzuckend durch die Tür und rieb sich den Hals.

»So, was passiert jetzt?«, fragte Stella.

Edward gab Minelli Anweisung, den Geländewagen zur Hinterfront des Ladens herumzufahren. Er winkte Stella zu, ihm durch den rückwärtigen Ausgang zu folgen. »Wir brauchen einen kühlen, dunklen Platz«, sagte er, während sie warteten.

»Ich möchte wissen, was da vor sich geht«, wiederholte sie mit vorgeschobenem Kinn und leicht zur Seite geneigtem Kopf. So wie sie da stand, mit den Füßen fest auf dem Linoleum und die Hände in die Seiten gestemmt, wurde Edward so gut wie durch Worte klar, dass sie keine Ausflüchte mehr dulden würde.

Er sagte: »Da draußen ist ein neuer Aschenkegel entstanden.« Minelli parkte das Fahrzeug nahe der Tür. Edward sprach rasch, damit seine Story nicht brüchig wurde. Er öffnete die hintere Tür des Autos und schob das Zelt und die feuchten Tücher beiseite. »Ich meine, nicht frisch, sondern einfach neu. Auf vielen Karten nicht verzeichnet. Es dürfte ihn nicht geben. Dicht dabei haben wir dies hier gefunden.«

Der Mitrakopf hob sich etwas, und die drei sherryfarbenen Augen traten vor, um die drei Personen zu mustern. Reslaw stand an der anderen Ecke des Ladens und hielt nach müßigen Gaffern Ausschau.

Es sprach für Stella, dass sie nicht schrie oder auch nur blass wurde. Sie beugte sich nur noch weiter vor und sagte: »Das ist also kein Schwindel.« Sie war ebenso rasch überzeugt, wie er es gewesen war.

»Nein, gnädige Frau.«

»Armes Ding … Was ist es?«

PERSPEKTIVE

Interview des East Coast News Network mit Terence Jacobi, Headsinger der HardWires, am 30. September 1996:

ECNN: Mr. Jacobi, die Musik Ihrer Gruppe hat ständig sozusagen das Kommen der Apokalypse gepredigt – aus einer recht radikalen christlichen Sicht. Mit zwei Songs in den Top 40s und drei Platten, die insgesamt zehn Millionen mal verkauft wurden, haben sie offensichtlich einen Nerv bei der jüngeren Generation getroffen. Wie erklären Sie die Beliebtheit Ihrer Musik?

Jacobi (erst lachend, dann schnaubend und sich schnäuzend):

2

3. Oktober

Harry Feinman stand hinten im Boot und rollte seine Angelschnur von der Spule ab. Arthur ließ das Boot mit dem langsam strömenden Wasser treiben. Er warf ein Dutzend Meter von der großen überhängenden Kiefer entfernt, die das tiefe Wasserloch markierte, wo dem Vernehmen zufolge Fischer in den letzten Jahren so viele große Fische herausgezogen hatten, den Anker aus. Marty spielte mit den Elritzen im Ködereimer und öffnete die Pappschachteln voller Schlamm und Würmer. Die Sonne strahlte stark durch dünne, hohe Wolken. Die Luft roch nach dem Fluss, frischem scharfen Grün und der Kühle des frühen Herbstes. In dem ruhigen toten Wasser des Lochs hatten sich orangefarbene und braune Blätter zu einem flachen, hin und her treibenden Klumpen zusammengeballt.

»Muss ich mir den Köder auf meinen Angelhaken selbst aufspießen?«, fragte Marty.

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