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Der zehnte Roman von Manfred Schloßer ist auch gleichzeitig eine Jubiläums-Ausgabe, da seine 10. Veröffentlichung seit 2007. In seinem neuen Roman ‚Die sieben Jahreszeiten der Musik’ kommt sein literarisches Alterego Danny Kowalski wieder groß raus. Autor Manfred Schloßer führt im 10. Teil der Danny-Kowalski-Reihe humorvoll durch ein musikalisches Kaleidoskop voller prickelnder Erotik und Abenteuerlust. Eine ganze Generation wird bedient, und der Zeitgeist der 60er, 70er und 80er Jahre wird wieder erweckt. Dabei werden die besonderen Gefühle bei be- sonderen Momenten im Leben beleuchtet, wie der erste Kuss, die erste Liebe oder der erste Sex... ... und was dabei für eine Musik im Hintergrund lief. Aber ‘die sieben Jahreszeiten der Musik’...!? „Ja, genau,“ fragt sich der geneigte Leser und die amüsierte Leserin: „Was denn, mehr als vier, sogar gleich sieben Jahreszeiten? Ist denn schon Klima-Wandel...!?“ Das wird euch Danny Kowalski alles genau erklären, wenn er mit euch gemeinsam diese sieben Jahreszeiten der Musik erleben und nacherleben wird. Denn natürlich gibt es nach wie vor nur die vier klassischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Aber er wird euch noch weiter durch die 5. Jahreszeit des Karnevals schunkeln und augenzwinkernd durch die Fußball-Saison und die Reisezeit führen.
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Seitenzahl: 310
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Für alle meine Mitmusiker und Mitmusikerinnen von den Bands Charly Brown, Dattelner Kanal und Söppel aus Datteln und Vogelfrei, Mazo Mazo und Georg lebt! aus Hagen
Über den Autor
Prolog
Personenverzeichnis
Sieben Jahreszeiten
Wir lagen vor Madagaskar
Frühlings-Liebe
Erste engere Berührungen mit Mädchen bis zum ersten Kuss
Erstes Petting, erste Liebe, erster Sex
Das Leben meint es gut mit Dänen und mit denen, denen Dänen nahe stehen …
Mit Tina, aber ohne Marina, da war das Leben schön …
Eine Liebe im Mai
Ich liebte ein Mädchen
Die Kunst des Entliebens
Hochzeitsglocken
Sommer-Festivals
Sommerhits damals und heute
Woodstock & Isle Of Wight Festival
Unter Fallschirmjägern
Viel Rauch um Nichts
Knebworth-Festival und Bob Marley
Rockpalast-Nächte im WDR III-TV
Söppel im Zirkuszelt
Herbst ist Erntezeit
Es kommt, wie es kommt
Mandarinen-Träume eines Sturmreiters
Southern Rock
Maracatu und Vogelfrei
Dannys Punk- und New Wave-Zeit
Jonglieren ist Rhythmus
Halloween in New Orleans
Winter-Sonnenwende
Keine Milch für die Affen im Jahr 2525
Die BEAT-Festivals in Recklinghausen
A million miles away
Wintersonnenwend-Feier
Twist in einer halben Minute
Millennium-Party
Shakira Shakira
Karneval, die 5. Jahreszeit
Karnevals-Lieder einst und jetzt
Bankie Banx
Der Wixer von Wallenstein
›Bruttosozialprodukt‹ von Geier Sturzflug
Karneval in der Karibik
Fußball-Saison
You‹ll never walk alone
Un’ Estate Italiana
La Copa de la Vida
Força
Waka waka
Gänsehaut bei den Nationalhymnen
Reisezeit
›Magic Bus‹ auf Schwedisch
Auf Tramptour durch Irland, Wales & England
Montezuma’s Rache in 4 Erdteilen
California Dreaming
Havana Moon
Sex in der Wüste
On the Road again mit Harry
Ausklang
Discographie
Danke für alles
Manfred Schloßer, geboren 1951, aufgewachsen in Datteln, wohnt seit 1980 in Hagen. Er studierte Sozialwissenschaft an der Bochumer Ruhr-Universität, Sozialarbeit an der Hagener Fachhochschule, Sozialpädagogik an der Dortmunder FHS und machte drei Diplome. Zur Belohnung durfte er sein Geld als Leiter eines Abenteuerspielplatzes, eines Jugendzentrums und eines Jugendinformations-Zentrums verdienen und danach in einer Betreuungs-Behörde arbeiten. Mittlerweile im ›Unruhestand‹ hat er noch viel mehr Zeit, seinen verschiedenen sportlichen Aktivitäten und natürlich seiner Leidenschaft fürs gedruckte Wort zu frönen.
Mit dem Roman ›Die sieben Jahreszeiten der Musik‹ erscheint bereits der zehnte Danny-Kowalski-Roman und damit seine Jubiläums-Ausgabe.
Die vorherigen neun Romane:
›Das Ekel von Horstel‹, Krimi, 2017
›Wer andren eine Feder schenkt‹, 2016
›Das Geheimnis um YOG’tZE‹, Krimi, 2015
›Zeitmaschine STOPP!‹, Öko-Science-Fiction-Story, 2014
›Leidenschaft im Briefkuvert‹, Liebesroman, 2013
›Der Junge, der eine Katze wurde …‹, 2012
›Keine Leiche, keine Kohle…‹, Ruhrgebiets-Krimi, 2011
›Spätzünder, Spaßvögel & Sportskanonen‹, 2009
›Straßnroibas‹, Reise-Roman, 2007
Weitere Informationen im Internet: http://www.petmano.jimdo.com/
»Pöm-pöm-pöm, Pöm-pöm, Pöm-pöm-pöm-pöm, Pöm-pöm-pöm, Pöm-pöm, Pöm-pöm-pöm-pöm, Pöm-pöm-pöm …« so hörte und fühlte es Danny neun Monate lang, als er in Marie wuchs. So schlug ihr Herz, stetig und zuverlässig, wie halt Dannys Mutter war. Danny konnte gar nicht weghören: der Rhythmus war um ihn und in ihm. Er war der Rhythmus. Und so beschloss Danny spontan schon im Mutterleib, später mal irgendwas mit Trommeln zu machen …
›How many roads must a man walk down
Before you call him a man
How many seas must a white dove sail
Before she sleeps in the sand
Yes, ›n‹ how many times must the cannon balls fly
Before they‹re forever banned
The answer, my friend, is blowin‹ in the wind
The answer is blowin‹ in the wind‹
(Bob Dylan)
›We shall overcome,
some day
Oh, deep in my heart
I do believe
We shall overcome‹
(Joan Baez)
›She lives on Love Street
Lingers long on Love Street
She has a house and garden
I would like to see what happens‹
(Jim Morrison & The Doors)
Dannys frühere Freundinnen: Nicole Lieberberg, Lulu, Paula, Jytte, Tina Jordan, Lydia, Jana, Cora, Kirsten Kramer, Mia Becker, Lia Böchterbeck, Maggie Petermann, Julie, Marina und schließlich Moni, die später seine Frau wurde.
Dannys Freunde: Frankie, Micke und Florian aus Datteln; Carlos, Harry und Achim vom Tetraeder; Laufi und die Holy Flips; Susanne und Herbie aus Meschede; Carlotta und Akim aus Hagen; Amy und MaryLou aus Massachusetts.
Dattelner Musiker und Bands bei den BEAT-Festivals in Recklinghausen in den 1960er/70er Jahren: Charly Wewer bei den Mods, später bei Tea Set; Manni Ludwiczak, Eddie Krzyzostaniak, Charly Hölscher + Ringo S. waren The Dumps; Wolle Thimian spielte ne Zeitlang bei den Rangers.
Dannys Musikgruppen aus Datteln: Charly Brown 1971 zusammen mit Bollo, Nobse, Mattin und Heini; Dattelner Kanal nannten sich 1972 Bollo, Horror S. + Danny; und Söppel war er 1979 mit Carlos, Eddie, Benny, Timmy, Achim, Ecki, Sven + Thea.
In Hagen spielte Danny bei der Jazz-Combo Vogelfrei von 1980 bis 1987 u.a. mit Pedro und Elli Fisch, Jölle K., Chris, Anna Malli, Nobse Rüther + Max Borg; und 1990 die Event-Gruppe Georg lebt! mit Akim, Olli und Mats.
In Menden bei Mazo Mazo von 1982 bis 84 mit Kalle, Uwe, Christian, Jörg und Pedro.
»Ja, genau,« fragt sich der geneigte Leser und die amüsierte Leserin: » ….was denn, was denn, sieben Jahreszeiten ….!? Ist denn jetzt die Klima-Veränderung schon so weit fortgeschritten, dass es statt vier bereits sieben Jahreszeiten gibt …!?«
Das wird euch Danny Kowalski alles genau erklären, wenn er mit euch gemeinsam diese sieben Jahreszeiten der Musik erleben und nacherleben wird. Denn natürlich gibt es nach wie vor nur die 4 klassischen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter, wie sie der große Antonio Vivaldi in seinen ›Vier Jahreszeiten‹ (italienisch Le quattro stagioni) beschrieben hat. Es handelt sich um vier Violinkonzerte mit außermusikalischen Programmen. Jedes Konzert porträtiert eine Jahreszeit.
Da kommen wir auch gleich mal zur Entstehungsgeschichte dieses Musik-Romans: Danny schreibt als Amateur-Autor Romane, neun davon sind schon veröffentlicht, aber jetzt 2017 ist sein neuer 10. Roman heraus gekommen. Als Jubiläums-Veröffentlichung soll der etwas Besonderes darstellen, sein Musik-Roman. Und in der Entstehungs-Geschichte, wieso es überhaupt zu diesem Roman gekommen ist, spielt diese Facebook-Musikgruppe ›Ralphs Plattenteller‹ eine wichtige Rolle. Dazu sei gesagt, dass Mitglieder einer Musikgruppe bei Facebook keine Musik zusammen machen, sondern sich über ihre Lieblingsmusik austauschen. Sie posten einen Song, der dann kommentiert oder geliked wird.
Alles begann mit Rüdiger Ganske aus Schwerte, mit dem Danny jahrelang über Stayfriends das Spiel ›Stein – Schere – Papier‹ spielte, ohne dass sie sich überhaupt kannten. Rüdiger schlug Danny dabei um Längen. Dann waren sie über Facebook befreundet. Rüdiger erfuhr, dass Danny Romane schrieb, was er auf seiner Seite für seine Freunde postete. Die waren ganz begeistert, zumal dann auch Rüdiger begann, die Bücher von Danny zu kaufen und diese auch immer fleißig zu posten. Danach lotste Rüdiger seinen Facebook-Freund Danny zu seiner Musikgruppe, der Gruppe ›Disco der 70er 80er und 90er‹ von Manuela Adolph.
Dort traf Danny auf den Österreicher Chris-Man aus Villach, der wiederum lotste ihn umgehend zur Musikgruppe ›Ralphs Plattenteller‹ von Ralph Siebe aus Lüdenscheid. Chris-Man schrieb Danny daraufhin eine Ansichtskarte aus Österreich. Später besorgte er sich sogar Dannys ersten Roman ›Straßnroibas‹, bevor dieser vergriffen war. Davon schwärmte Chris-Man noch immer, von Dannys Storys aus aller Welt.
Überall in seinen beiden Musikgruppen postete Danny mittlerweile fleißig Musik-Songs und garnierte sie mit interessanten authentischen Storys, die zum jeweiligen Song passten. Er fand neue Freunde wie den saarländischen Bogenschützen Motte aus Neunkirchen, der dann sogar mal in einem Roman von Danny mitspielte.
Nach und nach wurde Danny noch in weiteren sechs anderen Musikgruppen aufgenommen, wie Tinas Musikrunde, Trashhitlover oder Super Top 20. Bald war er in diesen Gruppen als der ›Autor der Gruppe‹ bekannt, da er immer wieder gerne kleinere und längere Storys zu den geposteten Titeln hinzufügte. Mittlerweile hatte Danny dadurch Facebook-Freunde in Österreich, Thailand, Holland, dem Saarland, Hamburg, Friesland, Kulmbach, Bayreuth, Berlin, Bochum, Schwerte und Hagen gewonnen.
Irgendwann reifte dann da diese Idee in seinem Kopf, aus all diesen Storys mal einen eigenständigen und zusammenhängenden Roman zu schreiben …
»Hat Musik eigentlich was mit Fortpflanzung zu tun?« fragte sich Danny zu Recht. Denn zu jeder verflossenen seiner ehemaligen Freundinnen fielen ihm spontan Situationen des Kennenlernens und des gemeinsamen Erlebens ein, die wiederum von einem Song begleitet wurden. Und dabei dachte er nicht etwa an abendliche Kuschel-Rock-CD’s, die die Liebste beim Sex in Stimmung brachte oder bringen sollte. Nein, nein, eher etwas ganz spezielles Musikalisches, das zur entsprechenden Zeitkultur der Situation passte: na, zum Beispiel Danny’s erstes Petting-Erlebnis auf dem Isle-of-Wight-Festival 1970, als er und seine englische Festival-Bekannte Ann vom wunderschönen Gesang der Sängerin Jacqui McShee von der britischen Folkrockgruppe Pentangle mit ihrem Song ›Cruel Sister‹ betört wurden …
»Ja, klar,« erinnerte sich Danny, »früher in den 60er und 70er Jahren wollten immer alle Jungs Gitarre spielen lernen, weil du da als ›Rockstar‹ einen Stein im Brett der Mädels hattest – per se. Stimmt das eigentlich, liebe Leserinnen? Wolltet ihr lieber mit einem Gitarristen knutschen oder ins Bett gehen als mit einem Jungen ohne Musik-Instrument?«
Aber Danny war unmusikalisch, Gitarre und Klavier kamen nicht in Frage. Er hatte als kleiner Bub von seinen Eltern eine Blockflöte geschenkt bekommen. Mehr als ›Kuckuck-Kuckuck‹ schaffte er da aber nicht drauf. Die Musik-Karriere kam ins Stocken. »Aber mit ner Blockflöte in der Hand, da ist mir eh noch kein Womanizer bekannt …!«
Schon in der Volksschule ging es los. Für ein Weihnachtsspiel wurden allerlei Musiker und Musikerinnen, Sänger und Sängerinnen gesucht. Aber jedes Mal, wenn sich der kleine Danny meldete, winkte seine ansonsten gutmütige Klassenlehrerin Frollein Döll rigoros ab. »Das ist nichts für dich, Danny.« Damit wollte sie nur verhindern, dass Dannys unmusikalisches Gebrumme ihr das Krippenspiel vermasselte. Zum Schluss, als alle Rollen im Weihnachtsspiel vergeben waren, bekam Danny von ihr das Klangholz gereicht. Mit dem durfte er nicht virtuos, aber beharrlich einen Takt schlagen. Immerhin klingt der Sound des Klangholzes weich und natürlich.
Ja, das hatte sie davon. Aus Rache wurde Danny später Percussionist. Erst kaufte er sich 10 Jahre später, so ca. 1970, seine ersten Bongos. Wiederum 10 Jahre später ein Paar wunderschöner Kongas. Gleichzeitig besorgte er sich auf seinen Reisen aus aller Welt Perkussions-Instrumente. Anfang der 1970er Jahre hatte Danny sogar mal für ein Jahr eine ›Schießbude‹, also richtige Drums, ein Schlagzeug. Daran lernte er immerhin, einen Takt zu halten. Aber in allen seinen sechs Musikgruppen zwischen 1971 und 1990, mit denen er Auftritte hatte, war er nicht wegen seines musikalischen Talents gefragt, sondern eher wegen seiner kreativen Power, als einer, der Ideen für Happenings, Musiktexte und Auftritts-Szenarien dazu steuerte. Da war die Vielfalt seiner Trommeln und Perkussions-Instrumente eher ein abwechslungsreiches Klangerlebnis, das den Mitspielern gefiel, zumal sie auch meistens seine Freunde waren.
»Aber habe ich dadurch etwa irgendwann oder irgendwo eine Frau abbekommen …?« fragte sich Danny. »Na ja, da gab’s mal in den 70er Jahren die Tina. Die kam auf ner Garten-Fete auf mich zu, umarmte mich und knutschte dann hemmungslos mit mir rum, obwohl ich die ganze Zeit noch meine Bongos in der Hand hatte … Aber die hätte mich wahrscheinlich auch so angebaggert, ob mit oder ohne Bongos … Weil sie mich irgendwie süß fand.«
Ja, und dann gab es noch eine Saturday Night Beach-Party am weißen Strand von Phra Nang Place, nahe von Krabi, in Thailand 1988. Das war eine Sause par excellence, als Danny da abends unversehens in eine Beach-Party mit Lagerfeuer stolperte. Er erinnerte sich noch Jahrzehnte später daran: »Mann-Mann-Mann, datt war so richtig ekstatisch …!«
Die Sonne war bereits dramatisch über der Andamanensee untergegangen, aber das ›Kreuz des Südens‹ war noch nicht zu sehen. Ein Feuer wurde auf dem Beach entzündet, und ein paar Instrumente versuchten, sich zu finden.
»Und weißte noch, Carlos,« erinnerte sich Danny Jahrzehnte später daran, »als ich dann wie ein Irrwisch mit zwei Holzstäben rhythmisch auf die herumliegenden Bambusrohre einschlug?«
»Joh, da meinte doch einer, du solltest dir doch die Kongas aus dem ›Joy‹ holen,« erinnerte sich Carlos. Dort im Joy hatten sie vorher noch total leckeres Thai-Food mit viel Kokosnussmilch genossen.
Na jedenfalls, Danny holte dann auch die Kongas, und ward danach ›the King of the Beach‹: Danny di Bongo, der magische Zauberer von afrikanischen Rhythmen und guter Stimmung. Auf jeden Fall wurde viel getanzt, die Gesichter strahlten, die Joints kreisten und die Palmen bogen sich. Und Danny di Bongo wurde in jener Nacht der magische Zauberer an den Bambusrohren, der sich im Laufe der Nacht die Hände blutig schlug.
»Besonders Amy, eins der beiden Girls aus Massachusetts, war ganz happy. Dafür mochte sie mich besonders, weil sie diese Trommel- und Percussion-Musik so sehr liebte, und weil solche ekstatischen Rhythmen aus meinem kleinen Körper heraus strömten,« schwelgte Danny in Erinnerungen, »ja ja, aber letztlich bekam dann doch Carlos die smarte Amy. Na ja, immerhin schmuste ich dann mit MaryLou herum. Die war doch eigentlich viel netter, die kleine wilde Katze …«
Apropos Katze: als Danny und seine Frau Moni 2006 ihr gemeinsames Kätzchen Lilli bekamen, da kam Lilli schon nach ein paar Tagen zu Danny und legte sich auf seine linke Herzseite zum Schlafen: ›Poch – poch – poch‹ saugte sie den Ur-Rhythmus ein. Das ist das, was alle mitbekommen, von der Mutter, die Musik des Herzens, den pochenden Rhythmus des Blutes. Zwar war Danny nicht Lillis Mutter, aber er und Moni waren ihre ›Leute‹, weshalb Lilli sie herzschlag-mäßig abtastete und adaptierte.
Zu Dannys Hobbies neben Schreiben, Sport, Jonglieren und Reisen gehörte immer schon das eigene Musikmachen. Er spielte bei 6 verschiedenen Rock-, Jazz- und Pop-Gruppen in Datteln, Hagen und Menden mit, wobei sie Auftritte von Recklinghausen, Datteln, Waltrop, Castrop-Rauxel über Dortmund und Hagen bis Lüdenscheid hatten. Von 1971 mit Charly Brown und 1972 mit Dattelner Kanal in der Recklinghäuser Vestlandhalle bei den sagenumwobenen Beat-Shows über 1979 mit Söppel im Dattelner Zirkuszelt bis zu den 1980er Jahren in Hagen, Dortmund und Lüdenscheid mit Vogelfrei, Mazo Mazo oder Georg lebt! in 1990: immer stand Danny an den Konga-Trommeln, Bongos oder war der schreiende Frontmann.
Dieser Roman ist auch gleichzeitig eine Hommage an den britischen Kult-Autor Nick Hornby, dem in seinem 1995er Roman ›High Fidelity‹ eine gelungene Vermischung zwischen seiner Leidenschaft für Schallplatten und seinen diversen Desastern mit seinen Freundinnen gelang.
Nick Hornby hatte übrigens genau wie Danny die Fünfer-Zählweise drauf.
Kleine schnelle Listen der besten fünf Musikgruppen, die kamen in Hornbys Romanen alle Nase lang vor. Da konnte Danny gut mithalten: Fünfer-Listen zur Musik in den 60er Jahren kamen ihm wie Gold aus dem Hirn geflossen.
Die größten Pop-Gruppen: Beatles und Stones aus GB, die australischen BeeGees, The Beach Boys aus California und aus Deutschland die Lords.
Oder Beat-Gruppen der 60er: Monkees, Tremoloes, Small Faces, Herman Hermits und Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich.
Schließlich zum Ende der 60er Jahre die so genannten Undergrund-Music-Groups: Cream, Animals, Who, Jimi Hendrix und Ten Years After.
Aber Danny wollte nicht nur Listen von Musikgruppen in seinem Kopf schmökern, eigentlich wollte er an Mädels ran: so stellte er sich da auch immer Fünfer-Listen zusammen. Er machte sich einen Plan, dass er sich nicht um alle Girls dieser Welt zu kümmern brauchte. Nein, er konzentrierte sich auf nur fünf, also in seinem Kopf. Diese fünf Mädchen kannte er 1971 und fand sie alle gut. Wenn er denn bei einer von diesen Fünfen landen könnte, dann wäre das doch absolut super.
Da war diese Fritzi Backus, ein frecher rothaariger süßer Fratz, die er öfters mal in Datteln im Bus beobachtete. Die lächelte auch immer so nett zurück.
Dann die brünette Susanne Sonntag, mit der er jeden Tag zusammen mit dem Bus nach Recklinghausen fuhr. Sie war zwar ganz nett, aber ihm eher freundschaftlich gewogen, also über alles reden und so …
Deren Klassenkameradin Nicole Lieberberg dagegen fand er äußerst attraktiv. Sie war jung, total hübsch, hatte lange dunkelblonde Haare, eine tolle Figur und wunderschöne blaue Augen.
Dann war da noch Sonja Görges aus der Keller-Klause. Sie turnte ihn an mit ihren langen glatten Haaren und engen Röhren-Cordjeans, die an der Wade endeten und mit lustigen Glöckchen am Saum der Jeans besetzt war, die so genannten ›Jingle-Bell-Jeans‹. Aber da er ja so schüchtern war, hatte Sonja nie etwas davon erfahren, dass er in sie verknallt war.
Schließlich schwärmte er auch für die unerreichbare aparte Thea Langen aus Dorsten, sie war aus seiner eigenen Klasse. Die mochte ihn zwar schon, aber nur so als Freund, wollte ihn nicht näher an ihren Körper rankommen lassen.
Aber trotz alledem und tatsächlich, der Fünfer-Modus klappte. Danny kam dann mit Nicole zusammen, und sie wurde seine erste große Liebe.
Es – das Vorspiel. Genauso wie es Nick Hornby nicht lernte, wurde Danny zu einem Spezialisten dafür, nämlich fürs Vorspiel. Jede Frau freute sich Schöps, hatte sie denn einen Mann, der es ihr beim Vorspiel schön machte, sie anheizte, und nicht gleich zur Sache kam. Dagegen erklärte sich Nick Hornby’s Protaganist Rob Fleming in ›High Fidelity‹, warum englische Jungs nie das Vorspiel gelernt hatten. Denn die Girlies ließen sie nicht ran. Sie zierten sich, von den tollpatschigen Boys an den Brüsten betatscht zu werden. An ihre Nippel oder gar die Muschi dran zu packen, das kam erst recht nicht in die Tüte. Von daher: ›Vorspiel …?‹ Vorspiel wovon …? Denn das ›Hauptspiel‹ war ein völlig unbekanntes Territorium, wo schon die Vorspiel-Kandidatinnen wie Busen oder Nippel anfassen und streicheln verboten war.
Aber Danny war ein Vorspiel-Spezialist insofern geworden, weil seine gesamte Beziehung mit Nicole, die immerhin sieben Monate lang andauerte, ein einziges Vorspiel war. Denn sie hatten nie richtigen Sex miteinander. Dafür hatten sie immerhin häufig erregendes Petting miteinander.
Da Danny 1971 schon 19 Jahre alt und Nicole erst 15 Jahre jung war, hatten sie beide das Gefühl, ohne zu wissen, ob es tatsächlich auch damals gesetzlich sanktioniert war: »Oha, wenn wir jetzt Sex miteinander hätten, boah, das wäre dann womöglich ›Unzucht mit Minderjährigen‹ …? Uuaaahh, also kriminell …!?« Darauf bezog sich Dannys Wunsch, mit Nicole kriminell zu werden. Leider kam es für Danny nie zur in dieser Weise erhofften ›kriminellen Erholung‹ mit Nicole …
Stattdessen bekam er dann ihren Abschiedsbrief: »Lieber Danny, dieses Mal ist es ein sehr trauriger Anlass, Dir zu schreiben. Ich habe beschlossen, mich von Dir zu trennen …. Dein Getue um den Wunsch nach Sex mit mir ist reichlich naiv, wenn Du schreibst: ›Du möchtest kriminell werden und Unzucht mit einer Minderjährigen haben‹. Nur weil Du 19 Jahre bist, und ich 15 Jahre alt bin. Warum warst Du da nicht tatkräftig? Warum hast Du mich nicht ganz einfach und direkt danach gefragt? Nicole«
»Ja ja, da verstehe noch einer die Frauen,« dachte sich Danny, »erst war ich ganz lieb und nett und zart und einfühlend und rücksichtsvoll zu ihr und habe sie nicht bedrängt. Und hinterher wirft sie mir genau das vor ….!«
Für Danny war dann sein halbes Erwachsenen-Leben ausgefüllt mit dem all-übergreifenden Thema ›Cherchez la femme‹. Und die ewige Suche nach dem Weibe, die war auch immer mit Musik verbunden, mit dem jeweils aktuellen Song, der gerade zeitgleich lief, wenn er sich verliebte, oder auch wieder entliebte oder gar verlassen wurde. So beschreibt dieser Roman auch in großen Teilen eine Menge an Zeitgeist, wenn die jeweils aktuelle Musik über Dannys verschiedene Romanzen oder erotische Situationen wabert …
In der Schule war Danny im Musik-Unterricht wahrlich kein großes Licht. Noten lesen ging ja gerade noch, aber Noten hören: o je je je … Und sein Singen war schräg bis katastrophal: war auch nicht gern gehört von Musik-Lehrerinnen, deshalb auch nicht gefördert. Nichtsdestowenigertrotz musste er mal ran. Es war Mitte der 1960er Jahre beim Musik-Unterricht in der Realschule. Jeder sollte was singen oder ein Referat über irgendeine Musikrichtung halten. Da war der Klassenkamerad Wilfried S., der sich einen abbrach, etwas über ›Soul‹ zu erzählen. Namen wie Wilson Pickett und Percy Sledge mit seinem Soul-Hit ›When a man loves a woman‹ waren Danny seitdem geläufig, obwohl er damals noch nix damit anfangen konnte. Dafür musste er dann selber ran. Wild entschlossen stand er auf und begann sein ›Lied‹ aus der ›Mundorgel‹ zu singen. Die war ein in Deutschland bekanntes Fahrten-Liederbuch.
»Wenn die bunten Fahnen wehen,
geht die Fahrt wohl übers Meer,
woll´n wir ferne Länder sehen
fällt der Abschied uns nicht schwer.
Leuchtet die Sonne, ziehen die Wolken,
klingen die Lieder weit übers Meer.«
Puuuh, geschafft. Nicht besonders gut, aber bestanden.
Wenn Danny allerdings damals gewusst hätte, dass genau dieses Lied Jahrzehnte später von Heino veröffentlicht würde, 1998 auf dessen LP Caramba, Caracho, ja, dann hätte er womöglich lieber was anderes aus der ›Mundorgel‹ gesungen. Vielleicht sogar:
»Wir lagen vor Madagaskar
Und hatten die Pest an Bord
In den Kesseln, da faulte das Wasser
Und täglich ging einer über Bord
Ahoi, Kameraden, ahoi, ahoi!
Leb wohl, kleines Mädel, leb wohl, leb wohl!
Ja, wenn das Schifferklavier an Bord ertönt
Dann sind die Matrosen so still, ja so still
Weil ein jeder nach seiner Heimat sich sehnt
Die er gerne einmal wiedersehen will
Wir lagen schon vierzehn Tage
Kein Wind durch die Segel uns pfiff
Der Durst war die größte Plage
Da liefen wir auf ein Riff
Ahoi, Kameraden, ahoi, ahoi!…
Der lange Hein war der erste
Er soff von dem faulen Naß
Die Pest gab ihm das Letzte
Und wir ihm ein Seemannsgrab
Ahoi, Kameraden, ahoi, ahoi!…«
Das hätte dann ja auch ausgezeichnet zu Dannys späterem Leben gepasst. Denn rund 40 Jahre später realisierte er seinen alten Traum als Globetrotter, einmal den Äquator zu überqueren. Das gelang ihm und seiner Moni 2005, als sie eine Reise zur tropischen afrikanischen Insel Mauritius im Indischen Ozean unternahmen. Da landeten sie hotelmäßig an der Westküste von Mauritius. Die wiederum liegt topografisch gegenüber von Madagaskar, wenn auch nicht direkt in Sichtweite. Das reichte dann aber immerhin dazu, einmal im Überschwang der Begeisterung und topografisch goldrichtig lauthals zu grölen:
»Wir lagen vor Madagaskar …«
Aber das war dann mehr oder weniger Galgenhumor, denn Mauritius entpuppte sich für Danny und Moni als eines der meist überschätzen Reiseziele des Abendlandes. Wenn man mal von der berühmten ›Blauen Mauritius‹ absah. Und natürlich sahen sie auf der Südhalbkugel auch wie erwartet nachts das Kreuz des Südens als Orientierungshilfe am südlichen Sternenhimmel und nicht mehr den Polarstern im Norden, wie sie es sonst gewohnt waren. Auch tagsüber erlebten sie eine geographische Überraschung: die Mittagssonne stand dort im Norden.
Als Höhepunkt besuchten sie dort die berühmteste Mauritianerin, die ›Blaue Mauritius‹. In den 50er Jahren wurde Danny durch den jüngsten Bruder seines Vaters Götz, durch seinen Patenonkel Edwin, zum Briefmarkensammeln gebracht. Damals ahnte er noch nicht, dass er rund 45 Jahre später den Traum eines jeden Briefmarkensammlers wahr machen würde, nämlich einer der weltberühmten ›Blauen Mauritius‹ Auge in Auge gegenüberstehen würde. Als Kind hörte er schon von der sagenumwobenen ›Blauen Mauritius‹, wobei Mauritius lange Jahre für ihn der Inbegriff einer Briefmarke war, bevor er irgendwann bemerkte, dass es sich hierbei auch um eine Insel im Indischen Ozean handelte: eine schöne noch obendrein.
Aber zurück zur Blauen.
Davon gab es nach Angaben des Blue Penny Museums in Port Louis, der Hauptsstadt von Mauritius, nur noch vier Stück auf der Welt: eine besitzt die englische Königin, eine wird im britischen Museum in London ausgestellt, eine im Museum von Amsterdam und eine wurde eigens von einem mauritianischen Konsortium für ca. 4 Mill. US-$ von einem japanischen Sammler gekauft, damit sie in Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, im Blue Penny Museum ausgestellt werden konnte.
Auf dem Gang durch das Museum kamen sie schließlich zur Schatzkammer des Museums, Raum 7 der Briefmarkenabteilung, wo die indigoblaue Two Penny- und die zinnoberrote One Penny-Briefmarke von 1847 aus Mauritius mit dem Fehldruck ›post office‹ statt richtig ›Post paid‹ ausgestellt wurden. Zu sehen gab es wechselweise einmal pro Stunde für 10 Minuten die beiden kostbaren Originale, damit sie nicht zu sehr durch Dauerbeleuchtung an Farbe verlieren sollten.
Um noch einen weiteren Bogen zu Dannys Kindheit zu schlagen, lagen sie vor Madagaskar, wie das alte Lied aus der ›Mundorgel‹ in der Nachkriegszeit von den damaligen Dötzen begeistert geschmettert wurde. Zwar liegt Mauritius noch rund 900 km östlich von Madagaskar, aber sie »lagen vor Madagaskar …« Dafür hatten sie glücklicherweise die Pest nicht an Bord.
In Dannys Familie gab es in den 60er Jahren schon einen Plattenspieler in der Musiktruhe, wo sie alte Schellack-Platten, aber auch LP’s und aktuelle Singles drauf abspielen konnten. Das war ein Zehn-Platten-Spieler: unglaubliche 10 Schellack-Langspielplatten oder Vinyl-LP’s oder auch 10 Singles konnten sie darauf übereinander legen. Kaum war eine Platte durchgespielt, plumpste die nächste runter, und die Plattennadel verrichtete ihr musikalisches Werk.
In der Familie Kowalski ging es musikalisch oft lustig daher. Nachdem sich in den 50er Jahren Fred Bertelmann mit seinem ›Lachenden Vagabund‹ auf der Schellack-Platte durch nudelte, kam dann als Spaßfaktor Anfang der 60er Jahre noch Bill Ramsey dazu, der 1962 seine Mimi nie ohne Krimi ins Bett schickte …:
»Jeden Abend geht die Mimi in die Heia um halb zehn,
aber niemals ohne vorher an den Bücherschrank zu gehn,
keinen Goethe, keinen Schiller, holt sie aus dem Schrank heraus,
nein, einen zum Verhaften holt sich Mimi raus.
Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett …
Ich kann nicht schlafen, denn die Mimi will lesen,
ich kann nicht schlafen, denn die Mimi ist erst auf Seite Hundertzehn,
wo der Killer aus Manhattan,
Zyankali angekocht,
für den Richter aus Chicago,
der ihn damals eingelocht.
Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett …
Ich kann nicht schlafen, denn die Mimi will lesen,
drum schleich ich aus dem Bett,
aus dem Zimmer,
auf die Straße,
in die Bar,
denn dort machen,
ein paar Klare mir den Schiebung wieder klar …!«
Diese lustige Alltagsweise aus den frühen 1960ern hatte Danny anscheinend so nachhaltig beeinflusst, dass er heutzutage selber ebenfalls nie ohne Krimi ins Bett geht.
Eigentlich konnte Danny ja laut Aussage seiner Volksschul-Klassenlehrerin gar nicht singen. Oder besser: er sollte nicht singen. Aber er kämpfte sich heran. Er wollte mitmachen und mitsingen. Und irgendwie schaffte er es auch. Zwar übernahm er im Laufe seines Lebens diese These, dass er eben nicht singen konnte. Aber als er dann auf einmal rund 55 Jahre später eines Abends unvermittelt ›Ohne Krimi geht die Mimi‹ von vorne bis hinten sang: textsicher, mit der Betonung an den richtigen Stellen und sogar ein bisschen den amerikanischen Dialekt von Bill Ramsey nachmachend, da war seine Ehefrau Moni baff erstaunt. Und das alles, obwohl er ja eigentlich gar nicht singen konnte. Das war dann so ähnlich, als wenn sich ein anerkannter Nichtschwimmer plötzlich in die Fluten stürzen würde …, und dann schwimmen und schwimmen würde, obwohl er es eigentlich nicht können sollte. Aber er hatte alles darüber gelesen, theoretisch konnte er schwimmen, also schwamm er …
Also sang er …
Damals in den 1960er Jahren erfreute Danny sich jedenfalls an den Spaß-Schlagern eines Bill Ramsey oder auch des 1923 in Trinidad als Sohn eines deutschen Mannes und einer Frau aus Kamerun geborenen Billy Mo: der wurde weltberühmt durch seinen Single-Hit
»Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut,
der steht mir so gut, der steht mir so gut,
dann mach ich sonntagabends Blasmusik,
immer nur das selbe Stück …!«
Aber auch die B-Seite seiner Erfolgssingle fand Danny lustig, die da handelte von einem Jimmy, der jetzt Limonade trinkt ….
»Jimmy war in Afrika,
und trank sehr viel Rum,
doch eines Tages,
da fiel er einfach um!
Jetzt trinkt er Limonade,
wie schade, wie schade,
Zitronenlimonade,
wie schade, wie schade …
Aber was ist drin?
- Rum!: - Nein!
- Schnaps: - Nein!
- Jaaaaa, – Gin!!!«
Der italienische Faktor in seiner Familie wurde erst durch Enrico Caruso mit seinem ›O Sole Mio‹ beeinflusst, das als Schellack-Platte auf dem elterlichen Plattenteller kreiste. Später dann aber auch durch den ersten Auslands-Urlaub. Eine Reise mit dem VW-Käfer über die Alpen bis nach Italien, um dort einen kindheitlichen Traum-Camping-Urlaub zu verbringen. Da wollte auch in der Wohnzimmer-Musiktruhe die junge Conny Froboess nicht nachstehen. Mit ihren ›Zwei kleine Italiener‹ brachte sie 1962 einen derartigen Gassenhauer heraus, dass Danny dieses Liedchen immer noch mit singen kann:
»Eine Reise in den Süden ist für and‹re schick und fein,
doch zwei kleine Italiener möchten gern zu Hause sein.
Zwei kleine Italiener, die träumen von Napoli,
von Tina und Marina, die warten schon lang auf sie.
Zwei kleine Italiener, die sind so allein.
Eine Reise in den Süden ist für and‹re schick und fein,
doch die beiden Italiener möchten gern zu Hause sein.
Oh Tina, oh Marina,
wenn wir uns einmal wiederseh‹n …
Oh Tina, oh Marina, dann wird es wieder schön.«
Und weitere Italien-Reisen folgten. Adriano Celentano schuf derweil 1968 seinen Welt-Hit ›Azzurro‹.
Doch der hier, der blieb für immer als Kirmes-Musik in Dannys Gedächtnis: der Rock‹n Roll-Hit von Eddie Cochran ›Summertime Blues‹ aus der Town Hall Party 1958. Es hatte sich da von dammals eingebrannt, als er als Kind auf der Kirmes an der ›Raupe‹ stand. Dort lungerten die Halbstarken rum, um Mädels zu überreden, mit ihnen in die ›Raupe‹ zu steigen. Sie drehte sich im Kreis, immer schneller, immer schneller, bis ihr Dach sich dann schloss. Es wurde dunkel und die Halbstarken versuchten, die Mädels zu knutschen. Juchzende Mädchen-Schreie vor Vergnügen kamen dann aus dem Karussell. Aber immer und immer wieder, Runde für Runde, hämmerte dieser zeitlose Hit aus den späten 50ern in ihren Ohren, die ihn aufsogen, wie ein akustischer Schwamm ….
Zu engeren Berührungen mit Mädchen kam es bei Danny erst später, und zwar in der Tanzschule. Dadurch wurde auch sein Interesse an Beat- und Pop-Musik geweckt. Damals 1968 verbrachte er als 16-jähriger zusammen mit seinen Eltern und Sister BärBel im belgischen Westende bei Ostende einen schönen Camping-Urlaub mit schönem Sandstrand und reichlich Meerbaden. Die meiste Zeit des Urlaubs jedoch hörte er auf so nem kleinen Transistor-Radio von morgens bis abends den Piratensender ›Radio Caroline‹, den man an der belgischen Küste super empfangen konnte, weil der Sender da irgendwo illegal in der Nordsee rum driftete. Radio Caroline war für 1968 deshalb so sensationell, weil sie dort rund um die Uhr die neuesten Top 20-Hits aus den englischen Charts spielten, die man in Deutschland nur mit großem Glück mal hin und wieder bei Radio Luxemburg rein bekam. Das waren Zeiten, wo man als Jugendlicher in Deutschland auf Camillo Felgen von Radio Luxemburg angewiesen war, um mal Pop-Musik im Radio hören zu können. Denn ansonsten wurden die Teenies dort mit so beliebten Radio-Sendungen vollgemüllt, wie ›Mo-mi-Mo‹, also ›Mode mit Monika‹, damit die deutsche Hausfrau auch endlich wusste, wo es modemäßig lang ging.
Oder gar ›Der Klabautermann klopft an …‹ … die Bordwand von M.S. Schwanenstein, um dann den dritten Offizier XYZ mit Freddy Quinn’s ›Junge, komm bald wieder‹ oder anderen Shanties daran zu erinnern, wo er seinen nächsten Heimaturlaub zu verbringen hatte. Da Dannys älterer Bruder Seemann geworden war, gab es besonders zum Heiligabend immer rührselige Szenen im Kowalski’schen Wohnzimmer. Der Junge fehlte bei der Familienfeier, und Mutter Marie saß tränenüberströmt vor dem Radio, wenn dem Leichtmatrosen Gerry Kowalski auf der MS Württemberg irgendwo im Mittelmeer per Klabautermann die Weihnachtsgrüße über den Äther gesandt wurden. Dazu sang dann passend Lolita ihren Hit ›Seemann, deine Heimat ist das Meer‹:
»Deine Heimat ist das Meer,
deine Freunde sind die Sterne,
über Rio und Shanghai,
über Mali und Hawaii.
Deine Liebe ist dein Schiff,
deine Sehnsucht ist die Ferne,
und nur ihnen bist du treu,
ein Leben lang …«
Abgesehen von den vielen Tränen der Mutti konnte man dabei aber auch als Nicht-Seemann in Fernweh-Schwärmereien kommen.
Wie in der Natur beginnt der Zyklus dieses Romans mit dem Frühling. Das ist die Zeit des Wiedererwachens der Triebe, der Gefühle und der Emotionen. Denn auch in der Musik ist Liebe ein Dauerbrenner.
»Ich liebte ein Mädchen in Lichterfelde,1
die lebte zu lange von meinem Gelde.
Ich liebte ein Mädchen im Grunewald,
bei der war immer die Bude kalt.
Ich liebte ein Mädchen in Wannsee,
die konnt’ kein nackten Mann sehn.
Ich liebte ein Mädchen in Neu-Köln,
die wollte es niemals im Hell’n.
Ich liebte ein Mädchen in Tiergarten,
da musste ich immer bis 4 warten.
Ich liebte ein Mädchen in Charlottenburg,
die liebte Ingo Insterburg.
Doch dann wurde es mir in Berlin zu klein,
drum zog ich in ganz Deutschland ein.
Ich liebte ein Mädchen in Plauen,
da bin ich bald abgehauen.
Ich liebte ein Mädchen in Papenburg,
die liebte Ingo Insterburg.
Doch dann wurde es mir in Deutschland zu klein,
drum zog ich in die Welt hinein.
Ich liebte ein Mädchen in Mexiko,
die hat ein’ runden sexy Po.
Ich liebte ein Mädchen in Thailand,
allein auf einem Eiland.
Ich liebte ein Mädchen in Luxemburg,
die liebte Ingo Insterburg.
Doch dann wurde es mir auf der Welt zu klein,
drum zog ich in den Himmel rein.
Ich liebte ein Mädchen auf dem Mars,
ja das war’s. «
›Anthropos‹ ist griechisch und heißt ›der Mensch‹. Daher auch die Anthropologie, die Wissenschaft von der Menschwerdung. Genauso wie die Tiere haben die Menschen das Prinzip der Arterhaltung als genetisches Axiom in sich. Der Sex ist also etwas Wichtiges und gleichzeitig Natürliches, was der Arterhaltung der Menschheit nützt. Genauso wie in der Tierwelt hat auch der Mensch seine Sinne, also das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen als angeborene natürliche Sensoren in sich.
Aber der Mensch unterscheidet sich durch das Teleologische, die Zielgerichtetheit, von den Tieren. Danny hatte es besonders die Dialektik zwischen apollinischem und dem dionysischem Prinzip angetan. Apollon, der Gott des Lichts und der Klarheit, stand für das Rationale, wogegen Dionysos, der Gott der Ekstase, des Weins, des Genusses, für das Emotionale und die Erotik den Paten machte.
Die Dialektik zwischen diesen Geisteshaltungen war so zu verstehen, dass das menschliche Leben anthropologisch zum Dionysischen strebte, aber nur vermittels des Apollinischen dieses auch weiterhin morgen und in der Zukunft noch durchführen könnte. Dadurch entstand das Teleologische, die dem Menschen eigene Zielgerichtetheit.
Das Riechen, die Düfte von Blumen oder die Parfüms der Mädels, aber auch das Hören einer bestimmten Musik in Verbindung mit der Liebe, dem ersten Kuss, dem ersten Petting oder gar dem ersten Sex, das sind ureigene menschliche Wahrnehmungen. Durch die Erinnerung daran kann der Mensch diese Situationen teleologisch wieder herstellen …
So auch bei Danny, der jedoch ein ausgewiesener ›Spätzünder‹ in allen erotischen Angelegenheiten war. Denn seine Jugend hatte als Spätentwickelter tatsächlich erst relativ spät begonnen, zumindest für heutige Verhältnisse: der erste Zungenkuss mit 18 Jahren, das erste Petting einen Monat vor seinem 19. Geburtstag, die erste große Liebe mit 19 Jahren und der erste Sex, also richtiges Bumsen, mit 20 Jahren. Danach war er dann allerdings drin im Thema, und es folgten schnell die anderen Reifeprüfungen aus der Welt des Sexus.
Aber das wusste Danny damals noch nicht. Denn in den 1960er Jahren geschah ihm das, was allen Menschen passiert: der Übergang vom Kindsein zur Jugend. Noch nicht zum Manne, das kam erst ein Jahrzehnt später. Aber die Entwicklung zum Jugendlichen mit all seinen Entdeckungen am eigenen Körper, in der Seele und in der Phantasie, das Ausprobieren neuer Wege, neuer Erkenntnisse, Gedanken und Gefühle: das führte zu eklatanten Verunsicherungen. Nicht nur bei Danny, sondern auch bei allen anderen pubertierenden jungen Halbstarken, wie es damals hieß. ›Man‹ sprach kaum darüber, da es den jungen Menschen als allein-individuelles Schicksal erschien. Und schon gar nicht gegenüber weiblichen Wesen. Ratschläge von Älteren, Erwachsenen oder gar Eltern wurden erst recht nicht angenommen. So kam es dann auch bei Danny während der 1960er Jahre zu allerlei sportlichen Aktivitäten, einerseits auf Grund seines Bewegungsdranges, und andererseits als Dauer-Sublimierung. Und dann kam verspätet und langsam, aber unaufhaltsam seine Entdeckung des weiblichen Wesens.
Was Danny aber später für sich raus fand, das hatte was mit dem Triebhaftem in Menschen und Tieren zu tun. Er beobachtete das emsige Frühlings-Treiben der Vögel im Garten und interpretierte das in den Dreiklang der Musik. Das Balzen in der Tierwelt oder das auf sich Aufmerksammachen bei den Menschen entsprach ihm der Melodie in der Musik. Das Nestbauen bei den Vögeln und die partnerschaftliche Liebe bei den Menschen erschien ihm wie die Harmonie innerhalb der Musik. Und schließlich die treibende Kraft zur Fortpflanzung, die vögelnden Vögel oder der geile Sex eines verliebten Paares, das schien ihm genau wie der Rhythmus in der Musik.
In der Tanzschule in Oer-Erkenschwick kam es 1968 bei Danny zu ersten engeren Berührungen mit Mädchen, diesen zarten und unbekannten Wesen. Aber auch sein Interesse an Beat- und Pop-Musik wurde geweckt. Durch seine anfänglich verschüchterten Tanzversuche und dann den Schmusehit ›Massachusetts‹ von den Bee Gees kam er erstmalig an die ›Perlen‹ ran, wie Mädels damals genannt wurden. Denn ihre Abschlussklasse der Christoph-Stöver-Realschule war eine reine Jungenklasse. Dazu gab es die Parallel-Abschlussklasse der Mädchen. Die Jungens trafen also in dieser Tanzschule erstmals direkt auf die gut duftenden, aber auch bekanntermaßen zarten Wesen, was aus heutiger Sicht als eine ziemlich bizarre Vorstellung erscheint.
Da halfen dann die Bee Gees, eine Band aus Australien und in ihrer Heimat bereits populär, als sie 1967 ihren ersten Hit außerhalb des australischen Kontinents hatten. ›Massachusetts‹ war nicht nur der erste weltweite Hit der Bee Gees