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Bei diesem Roman ‚Textilfrei unter Straßenräubern‘ schrieb der Autor mal einfach was lockeres Humorvolles, relaxte Abenteuer-Geschichten aus allen fünf Erdteilen. Denn genau so was können die Leserinnen und Leser gut gebrauchen, in diesen schweren Zeiten der Corona-Krise. Danny Kowalski erlebt in seinem 13. Roman ‚Textilfrei unter Straßenräubern‘ Abenteuer auf fünf Kontinenten, dieses Mal aus der Sicht seiner T-Shirts. Was die so alles mitgemacht haben...? Teilweise textilfrei, haha, deshalb sind sie ja auch jetzt in seinem Textil-Album gelandet. Im schlimmsten Fall waren sie sogar unter Straßenräubern: Ausziehen, alles ausziehen, zack-zack...!!!“ In diesem phänomenalen Textil-Album hier von Danny befindet sich eine Ansammlung von Textilien aus allen Kontinenten. Es zeugt davon, dass alle T-Shirts, Hemden, Hosen, Sarongs, Decken und Lungis an irgendeinem Körper fehlen, also irgendwann – irgendwo - irgendwie ausgezogen worden waren... Das ist ein wahrer Trumm von einem Folianten, 4 kg schwer, 45 cm hoch, 36 cm breit und 11 cm dick. Da drin wäre Raum für fünfzig dieser Taschenbücher. Und es passt in kein Bücherregal. Danny hat es sich zu seiner Aufgabe gemacht, diese Riesen-Textilienblätter zusammen mit den dazu gehörenden Stories in diesem kleinen handlichen Taschenbuch unterzubringen.
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meine Moni
und für unsere Lilli,
aus meiner Familie my Sister BäBel forever,
und die Verstorbenen:
Vaddern Götz, Mutti Marie und Brother Gerry
Über den Autor
Mitreisende
Einleitung – The World is round
Amerika
Hot, hot, hot, very hot in Death Valley
Überwintern in der Karibik
Modder auf Cuba
California Dreaming
Massachusetts
Europa
Als die Kanuten Segel setzten …
Woodstock oder wie Danny die Welt sah …
Zoll-Happenings mit Ausziehen
Me too
Wild-Zelten in Schnee und Regen
Eine lohnende Gerichtsverhandlung in London
El Filo Rosso bis nach Sizilien
Die Flugzeug-Freaks
44 nackte Frauen und Männer
Afrika
Engel, Kif und neue Länder
Textilfrei unter Lustkillern
Wir lagen vor Madagaskar …
Asien
Auf dem Hippie-Trail nach Afghanistan
Textilfrei unter Straßenräubern
Ohne Klo-Papier in Goa
Rätselhaftes Tropenfieber in Taiwan
Erst der Hai, dann der IS auf den Malediven
Australien und Südsee
Alice Springs und Tasmanien
Südsee-Inseln im Pazifik
Brisbane oder der letzte Grund
Epilog zu Zeiten von Greta Thunberg und Coronavirus
Literatur-Verzeichnis
Danke an alle
Die bisherigen 12 veröffentlichten Romane von Manfred Schloßer
Manfred Schloßer, geboren 1951 in Selm, aufgewachsen in Datteln, wohnt seit 1980 in Hagen. Also ein Ruhri durch und durch: nach den Steinkohlen-Städten Selm und Datteln wohnte er einmal in Meschede, im fernen Sauerland. Aber selbst dieser Ort liegt an der Ruhr. Jeden Tag zweimal fuhr er über den Fluss seiner Heimat: einmal von seiner Wohnung zur Arbeit und abends wieder zurück. Danach folgten Wohnungen in der Ruhr-Metropole Dortmund und in seiner neuen Heimatstadt Hagen an der Ruhr, wo man auch heutzutage beim Wandern über den Kaisberg-Pfad noch ein Stück Kohle am Wegesrand finden kann. Er studierte Sozialwissenschaft an der Bochumer Ruhr-Universität, Sozialarbeit an der Hagener Fachhochschule, Sozialpädagogik an der Dortmunder FHS und machte drei Diplome. Zur Belohnung durfte er sein Geld als Leiter eines Abenteuerspielplatzes, eines Jugendzentrums und eines Jugendinformations-Zentrums verdienen und danach in einer Betreuungs-Behörde arbeiten. Mittlerweile im ›Unruhestand‹, hat er noch viel mehr Zeit, seinen verschiedenen sportlichen Aktivitäten und natürlich seiner Leidenschaft fürs gedruckte Wort zu frönen.
Mit dem Reise-Roman ›Textilfrei unter Straßenräubern‹ erscheint 2020
bereits der dreizehnte Danny-Kowalski-Roman.
Die vorherigen zwölf Romane:
›Die sieben Leben eines Fußball-Fans‹, Fußball-Roman 2019
›Es geht eine Leiche auf Reisen‹, Krimi 2018
›Die sieben Jahreszeiten der Musik‹, Musikroman 2017
›Das Ekel von Horstel‹, Krimi, 2017
›Wer andren eine Feder schenkt‹, 2016
›Das Geheimnis um YOG‹TZE‹, Krimi, 2015
›Zeitmaschine STOPP!‹, Öko-Science-Fiction-Story, 2014
›Leidenschaft im Briefkuvert‹, Liebesroman, 2013
›Der Junge, der eine Katze wurde …‹, 2012
›Keine Leiche, keine Kohle…‹, Ruhrgebiets-Krimi, 2011
›Spätzünder, Spaßvögel & Sportskanonen‹, 2009
›Straßnroibas‹, Reise-Roman, 2007
Weitere Informationen im Internet: http://www.petmano.jimdo.com/
Danny Kowalski, als Traveller durch die Welt
seine Frau Moni reiste gerne mit ihm zusammen
sein Vater Götz war sein Vorbild: Wandervogel und Camper
Amerika: Dannys Freund Achim und seine Jane; Buck, der kalifornische Freund von Achim und Danny; der Dattelner Freund Matthes; Ex-Kollege Florian; Dannys frühere Kolleginnen Cora und Lia; die drei Girls aus Massachusetts MaryLou, Amy und MissLiz
Europa: Dannys Family, Vater Götz, Mutter Marie, Bruder Gerry und Schwester BärBel; Ehefrau Moni; Schulfreund Perry, Brieffreundin Suzanne aus London, Festivalbekannte Ann aus Leeds; die dänischen Schwestern Jytte und Inger-Lise; Paula, Ex-Geliebte aus Datteln; die Holy Flips Laufi und Willem; aus Norwegen Osko, Berit und Sigurd, sowie Kommilitonin Ann-Kathrin; die vier Freunde des Tetraeders, Harry, Achim und Carlos; Cerutti aus Sizilien; der Hagener Musiker und Freund Pedro; die Urlaubsbekannten Karl und Angela aus Bielefeld
Afrika: Dannys Ex-Freundinnen Lydia und Pia; Dannys Frau Moni; sein Onkel Edwin
Asien: Ex-Freundin Nicole; Freund Matthes; Brieffreundin Charlotte aus Teheran; Freund Carlos; in Goa zusammen mit Joss, Corinna und Tim; die Taiwan-Reise mit Ex-Freundin Marina, Lia und Flo; immer wieder nach Thailand mit seiner Frau Moni und ihren Freunden Hanno und Anna aus Bad Zwischenahn
Australien und Südsee: Bruder Gerry; Schulfreund Fritz; die Facebook-Freunde Jacomoon aus Brisbane, ihr Mann Chris und Fatman Tom aus Solingen
›Textilfrei unter Straßenräubern‹ …: whow, was für ein Programm …!
Danny erinnerte sich nicht mehr daran, aber es war ein Fakt, dass er bei der Geburt textilfrei war. Er war bei der Geburt nackig. Und beim Tode wird er eines Tages wieder nackig sein. Und wahrscheinlich waren seine Eltern bei seiner Zeugung auch nackig, zumindest die wichtigsten ›Vermehrungs-Werkzeuge‹ dabei waren nackig. Sex, na klar, textilfrei. Das war schon immer elementar, wie schon bei Adam & Eva im Paradies …
… heuer nur noch beim Sex, in der Sauna oder beim FKK.
Von daher zeugt auch Dannys phänomenales Textil-Album davon, dass alle Textilien darin, also T-Shirts, Hemden, Hosen, Sarongs, Decken und Lungis, an irgendeinem Körper fehlen, also irgendwann –irgendwo – irgendwie ausgezogen worden waren …
Tja, und der andere Part, der mit den ›Straßenräubern‹ …!?
Guckstu hier, schon rein historisch: im Mittelalter gab es regelmäßig Postkutschen-Überfälle. Aber auch einsame Fuß-Wanderer oder Reiter waren nie davor sicher, auf ihren Wegen überfallen und ausgeraubt zu werden. Da gab es bestimmt auch immer wieder besonders gefährliche Stellen, wo gezielt Überfälle gemacht wurden: »Im Wald, da sind die Räuber …« heißt es nicht umsonst in einem alten Volkslied. Oder: »Durch diese hohle Gasse wird er kommen«, in Friedrich Schillers Drama ›Wilhelm Tell‹ aus dem 19. Jahrhundert, wo ein Überfall an der erwähnten Engstelle geplant war.
Da hätten sich die Opfer ja wenigstens freuen können, wenn es zufällig Robin Hood im Nottingham Forest gewesen wäre, der sie überfallen hätte. Denn der verteilte angeblich die erbeuteten Kostbarkeiten der ausgeraubten Reichen an die umliegende arme Bevölkerung.
Tja, und dann gab es da die ›legalen‹ Räuber: Zölle und Maut an allen Ecken, der Zehnt für die Kirche, das Lehen oder die Fron für die Fürsten. Jede Menge Möglichkeiten hatte das Mittelalter zu bieten, es dem armen einfachen Mann schwer zu machen: er schuftete, bis er tot umfiel.
Aber die allgemeine Ausbeutung von Reisenden hat nicht mit der Neuzeit aufgehört. In der heutigen Zeit gibt es die Benzinsteuer an den Staat. Oder sei es nur so etwas Banales wie die Gebühren für die Benutzung von Autobahn-WCs.
Das zieht sich auch in diesem Roman durch die verschiedenen Kapitel und Erdteile, bis hin zu den ›burmesischen Straßenräubern‹, die Danny Kowalski und sein Reisegenosse Carlos in einem thailändischen Reisebus ausraubten: und zwar alles, auch die Kleidung – Textilfrei unter Straßenräubern …
Der Burmese schrie: »Lobbeli, Lobbeli, Lobbeli …!«, also ›robbery‹ für Überfall. Und weiter: »Take off, take off evelything …!«, also ›everything‹: »Ausziehen, alles ausziehen …!«
Danny Kowalski ist wahrscheinlich einer der wenigen West-Europäer, der ein Textil-Album hat …!? Das ist ein Foliant im Format DIN-A-3 mit riesigen Klarsichthüllen, ebenfalls im DIN-A-3-Format. Darin befinden sich T-Shirts, Hemden, Seidenhosen, Lungis, Decken, Sarongs …, halt eine Ansammlung von Textilien aus allen Kontinenten.
Ja, da drin sind sie also gelandet –> in der Textil-Kollektion. Was da drinnen ist, befindet sich nicht mehr an oder auf oder unter Dannys Körper …: der Akt der Textil-Freiheit manifestierte sich jeweils in den Hüllen des Textil-Albums. Hüllenlos in Klarsichthüllen, textilfrei durch Textil-Kollektion.
Das ist ein wahrer Trumm von einer ›Schwarte‹, 4 kg schwer, 45 cm hoch, 36 cm breit und 11 cm dick. Da drin wäre Raum für fünfzig dieser Taschenbücher. Und es passt in kein Bücherregal. Danny hat es sich zu seiner Aufgabe gemacht, diese Monster-Textilienblätter zusammen mit den dazu gehörenden Stories in diesem kleinen handlichen Taschenbuch unterzubringen.
Die Erlebnisse aus diesem Roman mit dem Untertitel ›Abenteuer und Lieben‹ hangeln sich an den Textil-Beiträgen aus dem Textil-Album entlang, nämlich textilfrei und topografisch nach Erdteilen, von West nach Ost. Vom äußersten Westen der kalifornischen Pazifik-Küste, von Sausalito bei San Francisco, 123 ° westliche Länge, bis zum äußersten Osten der Insel Taiwan, früher Formosa, jetzt ROC, die Republik of China, und dort die Ostküste, in Hualien, 122 ° östliche Länge, und wieder ist es der Pazifik, bloß dieses Mal von der anderen Seite. Und in der Nord-Süd-Achse wagte sich Danny weit über den Polarkreis bei Rovaniemi in Finnland hinaus: ›im Weihnachtsmann-Dorf in Rovaniemi im finnischen Lappland können Sie täglich den Weihnachtsmann treffen sowie den magischen nördlichen Polarkreis überqueren. Rovaniemi ist die offizielle Heimatstadt des Weihnachtsmannes in Lappland.‹ Aber für Danny ging seine damalige Tramp-Reise 1975 noch viel höher nach Norwegen, bis kurz vor das Nordkap, bis Alta bei Tromsö, 70 ° nördlicher Breite. Von dort noch nach Senjahopen auf der Insel Senja, im Europäischen Nordmeer, Nord-Atlantik. Und in südlicher Richtung überquerte er 30 Jahre später sogar den Äquator, um mit seiner Frau Moni 2005 die schöne Insel Mauritius zu entdecken: deren Südspitze liegt im indischen Ozean, ca. auf dem 20 ° südlicher Breite.
Links unten – das Textil-Album, rechts oben: das Titel-Cover der Textil-Kollektion
Danny erreichte also eine West-Ost-Ausdehnung von 245 Längengraden und eine Nord-Süd-Ausdehnung von 90 Breitengraden.
Das wäre beim Ideal einer Erdumrundung mit 360 Längengraden bei ihm immerhin mit 245 ° über 2/3 der Erdumrundung. Es fehlten ihm eigentlich nur die 115 Längengrade, die der Pazifik ausmacht.
Dagegen gibt es in der Ausdehnung vom Nordpol bis zum Südpol 180 Breitengrade, also jeweils 90 vom Äquator in Richtung Nord und Süd. Davon hat er mit 90 Breitengraden immerhin die Hälfte geschafft.
Nicht umsonst fanden auch schon die BeeGees 1967 in ihrem Single-Hit ›World‹, dass die Welt rund ist. Die drei Gebrüder Barry, Robin und Maurice Gibb kamen schließlich aus Australien, also topografisch genau gegenüber von uns Mitteleuropäern. Sie mussten es ja wissen, dass die Erde eine Kugel ist, wenn sie sangen: »Now, I found, that the world is round.«
… nichts ist spannender als die Wahrheit. Deshalb würde ich mir manche dieser Geschichten selber kaum glauben, wenn ich nicht dabei gewesen wäre …
›Abenteuer und Lieben‹ sind dabei die Themen der aufregendsten Erlebnisse aus meinen über 60 Reisetagebüchern, aber auch Fiktionen mit realen Vorlieben und Leidenschaften, wie meine Lieben, Fußball, Schriftsteller und Musiker. Und die modernen Straßenräuber sind mitunter Obrigkeit und Staatsgewalt, Polizei und menschenverachtende Bürokratie, wenn sie sich in Korruption und Ungerechtigkeit üben.
Hagen, im Sommer 2020
Manfred Schloßer
Der bunte ›Sommer der Liebe‹ in San Francisco mit den fröhlichen Hippies war ja schon in den 60er Jahren. Und während sich die Hippies 1967 in San Francisco, im fernen Kalifornien, selber zelebrierten, staunten Danny und seine Altersgenossen damals nur über den ›Sommer der Liebe‹, wie er verlockend für die schüchternen Provinz-Bubis hieß. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Denn bei ihnen in Datteln, Oer-Erkenschwick und Recklinghausen, in ihrer westfälischen Provinz, war von ›Love & Peace‹ nicht die Rede. In Kalifornien versicherte man sich, Blumen im Haar zu tragen, wenn man nach San Francisco kam: »If you‹re going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair«, gab Scott McKenzie die Parole für die Flower-Power-Bewegung bekannt. Dagegen versicherte man sich bei ihnen in Westfalen höchstens, ob zwischen den Blumen im Vorgarten kein Unkraut wuchs …
So währte es noch bis zum Ende der 1970er Jahre, als viele aus Dannys Szene davon träumten, nach Amerika zu reisen: das gelobte Land Kalifornien hatte es ihnen allen angetan. Alle lasen gerne die fortschrittlichen Autoren wie Jack Kerouac von der Beat Generation, Henry Miller, der offen über Sex schrieb, den alten grummelnden Süffelkopf Charles Bukowski, John Steinbeck mit seinen Romanen wie ›Die Straße der Ölsardinen‹1 oder Jack Londons Abenteuer-Romane. Aber auch die tollen Hits von The Mamas & the Papas, ›Californian Dreamin‹, von den BeeGees ›Massachusetts‹ oder von Scott McKenzie, ›San Francisco‹ waren in aller Munde, oder besser: Ohren.
So wollte dann 1978 auch Danny mal eine Amerika-Reise starten. Er hatte gespart, und der Zeitpunkt schien günstig, die Planung war punktgenau: ein halbes Jahr Amerika sollte es sein, von Anfang Oktober 1978 bis Ende März 1979.
Und dann wäre fast schon alles auf der ersten Etappe gescheitert. Es war quasi, als Freddie Laker ihn in die High Society einführte. Amerika ist ein Kontinent, den man heutzutage mit dem Flugzeug erreicht. Bis dahin war er noch niemals zuvor geflogen. Aber dass Dannys allererster Flug überhaupt auch gleichzeitig fast sein letzter und dadurch sein Lebensende gewesen wäre, das hätte er sich auf keinen Fall träumen lassen. Und das kam so: ursprünglich wollte er am 5. Oktober 1978 mit Freddie Lakers ›Skytrain‹ vom Londoner Flughafen Gatwick nach Los Angeles fliegen. Dieser Stand-by-Flug war für einen Preis von 350,-- DM äußerst günstig, und er kam auch am selbigen Tag ins Flugzeug hinein. Bei anderen Stand-by-Flügen hätte er einige Tage warten müssen, selbst bei Laker musste man unter Umständen einige Tage Wartezeit in Kauf nehmen. Aber die Linie nach Kalifornien hatte Laker erst kurz vorher eingerichtet, und so war diese Reisemöglichkeit noch relativ unbekannt. Die DC 10 jedenfalls flog mit nur einem Drittel besetzt los. Danny war allein unterwegs und wurde neben eine junge Schweizerin mit langen roten Haaren gesetzt. Sie hieß Vreni, kam aus Zürich und war ebenfalls Alleinreisende. Sie kamen ins Gespräch und waren froh, bei diesem langem Flug jemand zum Plaudern neben sich zu haben. Aber leider hielt der Flieger nur bis etwa Mitte des Atlantiks durch. Es begann mit einigen Wolken-Rempeleien und turbulenten Erschütterungen, bevor sie der ›Tanz der Lüfte‹ verunsicherte. Danny dachte sich: »das muss wohl so sein beim Fliegen,« ohne dass er überhaupt wusste, wie’s denn eigentlich zu sein hätte beim Fliegen.
All das geschah während des Bord-Filmes, in dem Robert Redford als ›Downhill-racer‹ skifahrend Gangster und Skihaserln jagte. Als dann nach dem Film die Flugzeug-Rolläden wieder hochgezogen wurden, befand sich seltsamerweise die Sonne – im Gegensatz zum Beginn – auf der anderen Flugzeug-Seite. Nun kam allerdings doch größere Unruhe unter den Passagieren auf: »Was war geschehen? Warum flogen sie wieder zurück?«
Nach allerlei Munkeleien und als die Gerüchteküche fast am Überkochen war, wurden die Passagiere endlich – wenn auch nur zögernd – von der Bordbesatzung unterrichtet: »eine von den drei Turbinen sei ausgefallen.«
Damit war’s natürlich mit dem Weiterflug ›Essig‹, und den nächsten Morgen im sonnigen California konnten sie sich alle abschminken. Sie mussten wieder umkehren. Zurück ins herbstlich-trübe London und dabei auch noch um ihr Leben fürchten. Glücklicherweise wusste Danny in diesem Moment überhaupt nichts über die Gefährlichkeit von DC 10-Flugzeugen. Wieviel davon schon abgestürzt waren. Warum gerade Laker mit seinen Billigflügen diese Maschinen so günstig erstanden hatte, oder ähnliche ›Scherze‹ …!?
Danny hielt das für ein ganz spezielles und individuelles Problem seines Flugzeugs. Nach sich endlos hinziehenden Stunden zwischen Hoffen und Bangen schafften sie’s gerade noch mit Ach und Krach und einer linksschiefen Notlandung zu ihrem Ausgangspunkt Gatwick zurück. Der Pilot musste bei der Landung kräftig gegenlenken, deshalb setzte die Maschine auch mit einem wilden Ruck wieder auf den sicheren Boden von Mutter Erde auf, was von den Passagieren mit prasselndem Beifall bedacht wurde. »Aber was nun?« Es war mittlerweile Nacht geworden, und Ratlosigkeit machte sich sowohl bei der Laker-Crew, aber noch mehr bei den Passagieren breit. Zu früh wähnten sie sich schon unter Kaliforniens Sonne. Nun saßen sie wieder in Old England herum: mitten in der Nacht und ohne Gepäck, d.h. auch ohne Schlafsack. Aber die Flugfirma ließ sich nicht lumpen. Schließlich stand der gute Ruf auf dem Spiel, und es durfte sich nichts Negatives rum sprechen. Und damit kam die große Wende: seine ›goldene Laker-Serie‹ begann.
Zuerst wurden sie alle mit Bussen nach Brighton gefahren, einem berühmten und mondänem Kurort an der englischen Südküste. Unterwegs wurde ihnen allen ein umfangreiches Abendessen gereicht. In Brighton kaum im Hotel angekommen, servierte man ihnen Drinks nach Wunsch. Das Hotelzimmer erster Klasse überstieg bei weitem seine Fähigkeit, den gesamten Komfort auszunutzen. Nach seinem geheimen Wunsch war es dann tatsächlich mit Blick aufs Meer. Und es hatte die Größe einer ganzen Wohnung, nämlich Schlafzimmer, Wohnzimmer, Badezimmer, und bot an Schikanen einen Balkon an der Promenade mit Meeresblick, Farbfernseher, Telefon und telefonisches Wecken auf Wunsch, Lichtbedienung vom Bett aus, und im Badezimmer neben Wanne und Dusche natürlich ein Bidet.
Hinterher erfuhr er, dass die bescheidene Unterkunft rund 160,- DM pro Nacht gekostet hätte. Natürlich ging es wie alles Übrige auch auf Kosten von Sir Freddie Lakers Company.
Zusätzlich erlebte Danny am nächsten Tag Brighton bei Sonnenschein sehr freundlich, allerdings in einer Umgebung von verkalkten englischen Geldaristokraten à la St. Moritz. Diese Begegnung mit der High Society endete mit einem so reichhaltigen Lunch, dabei soviel Wein, wie er wollte, dass er gar nicht alles auf bekam.
Dann der zweite Versuch. Natürlich saß Danny wieder neben Vreni. Sie hatten ja die selben Sitzplatz-Nummern wie tags zuvor. Und es war dasselbe Flugzeug. Das war leicht daran zu erkennen, dass im Aschenbecher von Vrenis Sitzplatz noch das Kaugummipapier lag, das sie dort am Tag zuvor deponiert hatte. Das war natürlich nicht sonderlich beruhigend, mit derselben Unglücksmaschine wieder in die unsicheren Lüfte zu steigen.
Aber sie wurden wenigstens durch eine gute Aussicht belohnt. Und Erinnerungen wurden in Danny wach, denn sie flogen über die Isle of Wight – remember the Isle of Wight-Festival 1970, über die Black Mountains von Wales und über den Süd-Westen Irlands, wo er 1976 mit Achim herum trampte, den er in einigen Tagen in Kalifornien wiedersehen würde. Dann ging’s hoch über die Wolken, wo die ewige Sonne schien. Die Wolken unter ihm sahen aus wie das ewige Eis- und Schneefeld von Grönland oder Alaska. Und immer der Sonne hinterher: neun Stunden Sonnenüberschuss gewann er ihr durch die Zeitverschiebung ab.
Kurze Zwischenlandung in Bangor, Maine: verregneter US-Nordosten. Wegen des Regens sah er von den USA eigentlich kaum etwas, nur ein Stückchen Neufundland und Kanada, den Huron-See, einer der großen Seen, abends die Lichter von Las Vegas, und endlich L.A. in Southern California. Endlich im Land von Sonne, Palmen, Weintrauben, Blumen und Beaches …
Und dann war er dort gelandet, im gelobten Land, California Dreamin‹. Aber er hatte keinen Plan, wie es nun weiter gehen sollte. Immerhin beschlossen die beiden Alleinreisenden Vreni und Danny, erst einmal zusammen zu bleiben. Los Angeles, der Riesen-Moloch mit ständigen Smog-Problemen, lockte ihn nicht gerade dazu, in die Innenstadt, also nach Downtown, zu fahren. Da kam es ihm gerade recht, dass er am Flughafen einen emsigen Deutschen traf, mit dem und mit einem holländischem Pärchen sie den Strand von Santa Monica aufsuchen wollten. Das klang schon eher nach Kalifornien. Also ab ins Taxi und zu Fünft zum Beach. Schlafsäcke hatten sie ja eh alle dabei.
So machten sie dann erst mal die nächsten Tage weiter. Nach Santa Monica kam der Strand von Santa Barbara dran.
Und schließlich der von Monterey. Dort im Norden war es im Oktober schon ziemlich nass-kalt geworden. Als sie sich am nächsten Morgen am Strand umsahen, erblickten sie überall so dunkle Hügel in der Morgendämmerung. Erst dachten sie sich, dass es angeschwemmte Tangbüschel wären. Doch die bewegten sich plötzlich einer nach dem anderen. Nein, Seelöwen waren das auch nicht.
Sie hatten sich den Strand in dieser Nacht mit anderen Berbern geteilt. Und unter denen war der erste Mugger, also ein echter Straßenräuber, nicht weit. Denn der ihnen nächste der dunklen ›Hügel‹ sprang plötzlich auf, torkelte auf sie zu und schrie: »This is a robbery! Put off your clothes. I take everything.«
Also in etwa: »Ausziehen! Ich nehme alles,« kommentierte er seinen Raubüberfall. Das hatte einen anderen ›Hügel‹ animiert, ebenfalls zu ihnen rüber zu torkeln. Mit schwerer Zunge fragte dieser: »What a huzzle, Buck. What you wanna from these fucking hippies!?«
»Keep cool, Hank. It’s only a highway robbery!« schrie Buck, der irre Mugger. Mit vorgehaltener Pistole verlieh er seinem Straßenraub Nachdruck: »First your money. Hurry up!«
Mit zittrigen Händen gab Danny ihm sein ganzes Bargeld, bestehend aus einer Fünf-Dollar-Note und vier 1-$-Scheinen. Den Rest hatten sie glücklicherweise am Abend vorher für Essen und Trinken ausgegeben. Und ihre Traveller-Schecks hatten sie gut versteckt.
Enttäuscht starrte Buck auf die nur neun Dollar. Erzürnt wiederholte er seinen Befehl: »Put off your clothes. I take everything.« Obwohl eigentlich zweifelhaft war, was dieser große klobige Kerl mit der Kleidung des kleinen schlanken Danny anfangen wollte. Vielleicht wollte er sich aber eher an Vrenis entblößtem Körper ergötzen …? Danny zog sein T-Shirt aus und hielt es Buck hin. Dieser Raubüberfall in der Morgendämmerung kostete ihn sein gelbes, selbst gebatiktes, ›California Dreamin‹-Shirt‹.
Nun ja, ›ein bisschen Verlust ist immer‹, besagt schon ein altes Sprichwort.
Dass es nicht schlimmer wurde, hatten sie dem Holländer-Pärchen Piet und Toos zu verdanken. Denn die beiden bogen just in diesem Moment von der Straße runter ab zum Strand und riefen fröhlich und laut: »De Koppie is klar!« Dabei schwenkten sie in jeder Hand einen Coffee-to-go.
Für Buck war ihr Rufen unverständlich, und er glotze sie irritiert an. Aber der irre Berber hielt in seinem Tun inne. Denn er hatte nur sowas Ähnliches wie ›the Cop is coming in car‹ verstanden. Holländisch verstand er ja nicht, wusste also nicht, dass sie ›der Kaffee ist fertig‹ meinten. Was er jedoch zu verstehen glaubte, dass ein Polizist im Auto käme, das gefiel ihm absolut nicht. Mit einem Polizeiwagen, der ihn womöglich wegschleppen würde, da wollte er absolut nix mit zu tun haben. »Fuck! Fuck! Fuck!« rief er deshalb frustriert.
Auch Hank brüllte nur: »Take the money and run!«
Danny bekam dann aber bei seiner zweiten Kalifornien-Reise, acht Jahre später, genau am 27.09.1986, an seinem 35. Geburtstag, von seiner Reisegefährtin Cora ein neues California-T-Shirt geschenkt, in blau-türkis. Und wie man oben links sieht, hat das es ins Textil-Album geschafft.
Das wurde den beiden Pennern sichtlich alles zuviel. Buck knüllte Dannys T-Shirt und die Dollar-Scheine in einer Hand zusammen, warf seine Pistole in den Sand und suchte schnell das Weite. Hank torkelte ihm hinterher und verstand wieder gar nix. Aber immerhin hatte er die Dollar-Scheine den Besitzer wechseln gesehen. Deshalb erhoffte er sich, davon zusammen mit Buck eine Gallone Wein und einen Flachmann Tequila zu kaufen: »Da hätte sich der ›robbery in the dawn‹ wenigstens doch schon mal gelohnt …«
Danny stand nun ohne Shirt ein wenig textilfrei herum. Vreni hatte während des Überfalls noch keinen Finger gerührt, so verdattert war sie. Vielleicht weil sie als Schweizerin eh langsamer war? Aber als die beiden Holländer zu ihrer Rettung auftauchten, kam endlich wieder Leben in die beiden. Danny klaubte die Pistole aus dem Sand, die sich ziemlich leicht anfühlte. Kein Wunder, sie war aus Plastik. »Mann-Mann-Mann, ne Spielzeug-Pistole.« Damit schnappte er sich das Dingen, rannte zum Meeresufer und schleuderte das blöde Plastikteil in einem hohen Bogen in die Fluten des Pazifiks.
Erleichtert erzählten sie Toos und Piet, was vorgefallen war. Dabei schlürften sie den mitgebrachten heißen Kaffee. Nun ja, sie waren noch mal mit dem Schrecken davon gekommen. Nur die paar Dollars und ein T-Shirt weniger.
So zog Danny ein beruhigendes Resümee: »Besser ein paar Klamotten weg, als die Gesundheit oder gar das Leben …!«
Tja, und sonst: nach Dannys erster Amerika-Reise, die ja sage und schreibe ein ganzes halbes Jahr dauerte, wobei er geradezu sein ›Meisterstück‹ an Reise-Kultur ablieferte, folgten später noch fünf weitere Amerika-Reisen. Dreimal USA, einmal Mexico und viermal Karibik waren seine Reiseziele. Im einzelnen waren es insgesamt 14 Staaten, wobei er 16 verschiedene Inseln besuchte.
Hot, hot, hot, very hot in Death Valley
Wie viele Menschen träumte auch Danny 1978 von großen langen Reisen zu fernen Kontinenten. Aber im Gegensatz zu vielen Menschen setzte er seinen Traum in die Wirklichkeit um. Seine große Lebensreise stand vor ihm. Ein halbes Jahr lang durch Amerika reisen war geplant: California, das gelobte Land; Mexico, faszinierend und fremd; und die Karibik, der Traum vom Überwintern auf einer kleinen unbekannten Insel mit Kokospalmen, Sandstrand und türkisblauen Meer – wer hat ihn noch nicht geträumt?
Das waren die Ideen und Traumziele. Aber viele Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, als er diese lange Reise begann: was wird ihm das Leben in der Fremde alles bringen, wenn er ein halbes Jahr durch Amerika unterwegs sein wird?
Nun ja, fürs erste war er jetzt schon mal nicht mehr allein unterwegs. Nachdem sie das Abenteuer mit den Berbern am Strand von Monterey gut überstanden hatten, blieb er bis auf weiteres mit Vreni zusammen, seiner Schweizer Bekanntschaft aus dem Flugzeug. Sie hatte auch massenhaft Zeit, ausreichend Schweizer Franken im Gepäck, und sie verstanden sich ganz gut.
Dannys Freunde Achim und Jane waren schon eher in Kalifornien. Sie hatten sich ein Auto gekauft, ein Oldsmobile. Mit dem wollten sie die ›Neue Welt‹ entdecken. Zusammen mit Vreni und Danny verließen sie Kalifornien im Death Valley. Dort bogen sie Richtung Osten nach Nevada ab. Boah, was war das heiß im Death Valley, so unwahrscheinlich heiß. Sie hatten rasch Visionen von kalten Getränken und erfrischenden Bädern. Besonders als sie einmal anhielten, um sich kalte Erfrischungsgetränke an der Tankstelle Stove-Pipe-Wells mitten in der heißen Wüste zu kaufen. Denn dort hörten und sahen sie hinterm Haus planschende Hotelgäste in einem Swimmingpool. Aber deren Privileg war für ihre Geldbeutel unerschwinglich, und sie fuhren weiter mit trockener Haut durch die knallende Hitze des salzverkrusteten Wüstentals. Das hatte dort teilweise mit minus 86 Meter unter dem Meeresspiegel den tiefsten Punkt der westlichen Hemisphäre aufzuweisen und war entsprechend heiß: bestimmt so circa 40 ° C im Schatten, aber es gab keinen Schatten. Ihre Visionen und ihr Durst nach Abkühlung nahmen schon fast neurotische Formen an, denn die brütende Hitze trocknete ihnen die Kehlen aus. Da sahen sie in der Ferne eine Oase. Jedenfalls erschien es ihnen wie eine Oase, lauter grüne Palmen. »Wenn das mal keine Fata Morgana ist …!?« unkte Achim. Denn der heiße Wunsch, gerade dort im Death Valley ein kühlendes Bad zu nehmen, wurde ihnen zur Traum-Halluzination. Aber es war tatsächlich eine Oase, Furnace Creek. Mitten in der Wüste eine großzügig angelegte Landschaft mit fließendem Wasser und voller Palmenhaine. Und dann auch noch Dattel-Palmen. »Wenn das mal nicht ein gutes Omen ist …!?« dachte sich Danny, »wo doch zwei von uns Vieren aus Datteln kommen.« Sie hielten, sie staunten, sie blieben. Denn es gab da einen Camp-Ground, direkt neben einem Swimmingpool, und das auch noch Ende Oktober alles umsonst, weil die Saison erst am 1. November begann. Dort konnten sie ihr Zelt und Achims Auto abstellen, nach Herzenslust und solange sie wollten, im Pool schwimmen oder daneben relaxen. Zu essen gab es aus dem Lebensmittel-Laden. Und ab und zu ein gekühltes Bier trinken, und das auch noch recht günstig. Ihre Vision war Wirklichkeit geworden. Es war fast wie im Paradies …
… und dann kam da noch die Sache mit der lauten Musik dazu, mitten in der Wüste. Am Rande der Palmen-Oase hatte sich anscheinend so eine Art Hippie-Kommune angesiedelt. So in etwa wie die aus dem Film ›Easy Rider‹ von 1969, wo Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson anhielten und orgiastischen Erlebnisse hatten. Na, jedenfalls, von dort aus dem Haus schallte meistens laute Rock-Musik zu ihnen hinüber, und zwar Southern Rock, den sie eh mochten. Und das passte ja auch gut hier in die südliche Wüste: Lynyrd Skynyrd, Marschall Tucker Band, Allman Brothers oder Little Feat röhrten durch die wabernden heißen Hitze-Luftspiegelungen. Danny und Vreni gingen dann auch mal rüber. An dem Haus, das wie eine Tenne aussah, hingen jede Menge Kleiderbügel, an denen Anzieh-Klamotten in der Sonne hingen. Da die beiden von dem kurzen Gang in ihrer Kleidung durch die heiße Luft eh schon total verschwitzt waren, kamen sie dem Vorbild der Kommunarden gerne nach. Sie hängten ihre Kleidung auch auf und standen nur noch in Unterwäsche vor der Tenne. Sie waren also fast nackt, bis auf Dannys bunte Unterhose, und Vreni im weißen BH und Slip. Aber so gingen ja die anderen alle auch rum und bewegten sich träge zur Rockmusik in der Wüste. Fast wie eine riesige Freiluft-FKK-Disco …
Manche liefen nur mit Cowboy-Stiefeln und Unterhose rum, oder die Girls in Plateau-Schuhen und Mini-Bikini. Die Coolsten in Mokassins und Sombreros, dazwischen gar nix und ließen alles frei schwingen. Zwischendurch trafen sie sich immer wieder im oder am Pool des Hauses. Die einen kamen aus dem Wasser raus und zogen sich draußen im Trockenen die Unterwäsche aus, um sie über die Büsche zum Trocknen zu legen. Die anderen gingen gleich nackig in den Swimmingpool …
… das alles ergab eine dichte Atmosphäre, zumal die laute Rockmusik die Luft erfüllte und der ballernde ›Lorenz‹ vom Himmel brannte. Kein Wunder, dass es ihnen nur so dürstete. Sie tranken gierig die gekühlten Six-Packs von Coors oder Budweiser. Manche vergnügten sich auch dadurch, dass sie Flachmänner mit braunem Tequila rum reichten. Danny bevorzugte kühlen Weißwein aus den Halbgallonen-Flaschen der Gebrüder Gallo: »Sag Hallo zu Gallo.« Es waren bestimmt auch schon ein paar Marihuana-Joints durch die Runde weiter gereicht worden. Jedenfalls knisterte die Situation voller prickelnder Erotik dermaßen, dass sich die ersten Pärchen zum Sex am oder hinterm Haus fanden. Singles wurden zu Paaren, und alles artete in eine riesige Freiluft-Orgie aus …
Überwintern in der Karibik
Erst dachten Danny und Vreni, in Kalifornien würde immer die Sonne scheinen. Aber nachdem sie schon gut sechs Wochen rumgereist waren, mit Bus, Auto oder getrampt, zeigte sich auch California auf einmal von der ungemütlichen Seite. Nachdem Achim und Jane zurück nach Old Germany geflogen waren, trampten Danny und Vreni an der südkalifornischen Küste entlang. Da begann es so langsam ab Mitte November, auch dort schon mal zu regnen: »It never rains in Southern California …« … sangen die beiden im Herbst 1978 den Song von Albert Hammond aus den südkalifornischen Lautsprechern gerne mit. Denn unter der Sonne dachten sie, das stimmt schon so. Sie hätten sich das Ende der Zeile besser anhören sollen: »lt never rains in Southern California, but if, it pause ….« heißt nämlich: » …aber wenn, dann pisst es!«
Es regnete dann auch wie aus Eimern, schon zwei Tage lang, es stürmte und hagelte, und es warf Dannys Zelt um. Es wurde ungemütlich in Southern California. Deshalb aßen sie in San Elijo, Pazifik-Küste, nicht weit von San Diego, ausnahmsweise mal innen in einem nahe gelegenen Restaurant. Danach regnete es immer noch so stark, dass sie einfach zwei Fremde fragten, die gerade vor dem Restaurant mit ihrem Auto wegfahren wollten, ob sie sie ein Stück mitnehmen könnten. Sie konnten, brachten sie sogar bis direkt vor sein Zelt. Aber: »oh Schreck!« Das Zelt war weg. Keine Spur davon, nichts übrig gelassen. Die Ranger des San Elijo-State Parks, in dem sie zelteten, hatten es nämlich abgebaut. Denn die dachten, sie wären nicht mehr da, und wollten es so vor Diebstahl schützen. Alles sehr merkwürdig. Jedenfalls schlug Douglas, der Fahrer des Autos, dann vor, einfach das Zelt dort zu lassen. Denn sie würden doch eh nur pitschnass, wenn sie es aufbauten. Stattdessen sollten sie lieber mit ihm und Caroll nach Hause kommen. Das taten sie mit Freuden. Sie wurden von den beiden netten Kaliforniern sogar noch mit Bier und Saft bewirtet. Danach durften sie ihr Nachtlager auf einem Fell vor dem gemütlich brennenden Kamin aufschlagen. Das war herrlich weich und trocken, und sie schliefen super. Trotz des Angebotes von Douglas und Caroll, ruhig noch wegen der Feuchtigkeit draußen die nächste Nacht auch bei ihnen zu verbringen, lehnten sie dankend ab. Denn das Zelt musste ja versorgt werden.
Das Wetter wurde dann sogar in Kalifornien so ungemütlich, dass sie weiter nach Mexico zogen. Dort wurden sie direkt mit strahlendem Sonnenschein empfangen, und es blieb auch während ihrer Zeit durchgehend warm und trocken. Sie reisten zwei Monate lang kreuz und quer durch dieses faszinierende Land. Mexico: Faszination, aber auch Chaos. Ihre erste Berührung mit Mexico war eine indirekte. Als sie noch bei ihrer mehrwöchigen Tour mit Achim, Jane und deren qualmendem und spotzendem Oldsmobile durch den Südwesten der USA reisten, also durch Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona, wollten die beiden alleine einen Abstecher nach Mexico machen. Aber diese Absicht wurde bereits jäh an der Grenze gestoppt. Entweder lag es an ihrem alten Auto mit kalifornischem Nummernschild oder an ihrem Hippie-Aussehen? Jedenfalls durften sie nicht rein. Sauer auf ganz Mexico kamen sie zurück.
Nachdem Achim und Jane zurück nach Europa geflogen waren, versuchten Vreni und Danny es selbst, wenn auch mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, nach Mexico einzureisen. Allerdings fuhren sie mit einem Greyhound-Bus. Der mexikanische Zöllner zwischen San Diego, USA, und Tijuana, Mexico, schaute nur einmal kurz und faul in den Bus und winkte ihn weiter. Whupp, sie waren in Mexico: schneller als erwartet. Sie fuhren dann gleich weiter in die nächste Stadt Mexicali, wo sie das große Erwachen traf. Es stellte sich nämlich heraus, dass sie illegal nach Mexico eingewandert waren, da ohne gültigen Einreisestempel. Man wusste ja bei exotischen Bürokraten sowieso nie so recht, wie man bei ihnen dran war. Deshalb wollten sie es auf keinen Fall riskieren, einige Monate illegal durch Mexico zu reisen. Also musste der Stempel her. Nach einigem Fragen und Hin und Her und Anstellen und Drängeln und Rempeln hatten sie dann endlich den begehrten Stempel der Legalität. Ihre Mexico-Reise konnte losgehen.
Eine weitere wichtige topographische Landmarke überquerten sie kurz vor Mazatlan, als sie erstmalig tropischen Boden betraten. Denn dort geht der Tropic of Cancer her, der Wendekreis des Krebses, oder auch als nördlicher Wendekreis bekannt.
Schon noch in Mazatlan warnte sie ein mexikanischer Maler, mit dem sie ins Gespräch gekommen waren, vor seinen eigenen Landsleuten: »Alles Gauner und Ganoven! Also passt schön auf euch auf.«
Um so weiter sie in den Süden von Mexico kamen, und um so weiter sie sich damit vom verderblichen Einfluss der Gringo-Grenze entfernten, desto liebenswürdiger wurde die Mentalität der mexikanischen Urbevölkerung. Besonders bemerkbar machte sich dieser freundliche und friedliche Zug in Oaxaca, der Hauptstadt des gleichnamigen Staates. Der war überwiegend von Indios bewohnt, hier derer vom Stamme der Zatopeken und Mixteken. Aber trotz der erwärmenden Liebenswürdigkeit der mexikanischen Indios kam immer wieder quasi als Kontrast das arrogante und großkotzige Benehmen der mexikanischen Beamten zum Vorschein, die meist übrigens spanischer Herkunft waren.
Ein gutes Beispiel erlebten Danny und Vreni an ihrer eigenen Haut, als sie im Nachtzug von Mexico City nach Oaxaca unterwegs waren. Alles schlief in dem Großraum-Abteil, in dem sie sich nach langem nervenaufreibenden Kämpfen endlich zwei Plätze ergattert hatten. Alle lagen auf den Bänken, vor den Bänken, neben den Bänken, in friedlicher Eintracht. So auch Danny und Vreni. Sie schlief oben auf den Sitzen längs ausgestreckt, er unten auf dem Boden, ebenfalls längs ausgestreckt. Bis der mexikanische Schaffner kam, Danny weckte, und ihm verbot, seine Beine in den Gang hinein ragen zu lassen. Obwohl alle anderen, alles Mexikaner, in diesem Abteil dasselbe wie Danny machten. Sie schliefen ebenfalls auf dem Boden, mit den Beinen in den Gang hinein. Aber nur Danny wurde geweckt. Da konnte der mexikanische Eisenbahn-Beamte es einem Gringo mal so richtig schön zeigen. Danny stand kurz davor, sich auf den fiesen Möpp zu stürzen …: »Grrrzzzhh …!« Er konnte sich gerade noch bremsen. Denn Gewalt war auch keine Lösung.
Bevor sie nach Mexico kamen, und erst recht, als sie durch Mexico reisten, bekamen sie immer wieder die Warnungen zu hören, bloß nicht, auf gar keinen Fall, draußen im Freien zu übernachten. Dort wäre schon jede Menge Übles geschehen. Ganze Familien wurden ausgeraubt, alles weg, Auto oder Trailer weg. Wenn sie Glück hatten, blieb ihnen nur das nackte Leben. Traurig, aber wahr: hier konnte man tatsächlich von ›textilfrei unter Straßenräubern‹ sprechen …