4,99 €
Seit Aurora denken kann, sind zwei quälende Fragen ihre ständigen Begleiter: Wer ist ihr Vater und warum verbirgt ihre Mutter so hartnäckig ihre Vergangenheit? Als ihre Mom plötzlich stirbt, hinterlässt sie Tagebücher, die endlich Licht ins Dunkel bringen könnten. Die Einträge führen sie in die malerische Kleinstadt Harpers Ferry, doch statt der erhofften Antworten, trifft sie auf eine Mauer aus Unwissenheit. Schließlich begegnet sie Levi, einem charmanten Architekten, der ihr seine Hilfe verspricht. Mit ihm an ihrer Seite beginnt sie nicht nur, die gut gehüteten Geheimnisse ihrer Mutter zu entschlüsseln, sondern auch die verschlungenen Wege ihres eigenen Herzens zu erkunden. Während Levi und Aurora einander näherkommen, verschwimmen die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und Aurora merkt, dass die wahre Liebe nicht nur in den Geheimnissen der Vergangenheit verborgen liegt, sondern auch in der Magie der Gegenwart neu erblühen kann. Während Aurora die Wahrheit über das Leben ihrer Mutter aufdeckt, beginnt sie auch, ihr eigenes Leben neu zu begreifen – und wieder lieben zu lernen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Copyright © 2020 / 2024 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S. B. Zimmer
Satz und Layout: Julia Dahl
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art
Auflage 01 / 2024
Dieses Buch erschien erstmals 2020 unter dem Titel »Dear Diary.«
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Seit Aurora denken kann, sind zwei quälende Fragen ihre ständigen Begleiter: Wer ist ihr Vater und warum verbirgt ihre Mutter so hartnäckig ihre Vergangenheit? Als ihre Mom plötzlich stirbt, hinterlässt sie Tagebücher, die endlich Licht ins Dunkel bringen könnten.
Die Einträge führen sie in die malerische Kleinstadt Harpers Ferry, doch statt der erhofften Antworten, trifft sie auf eine Mauer aus Unwissenheit. Schließlich begegnet sie Levi, einem charmanten Architekten, der ihr seine Hilfe verspricht. Mit ihm an ihrer Seite beginnt sie nicht nur, die gut gehüteten Geheimnisse ihrer Mutter zu entschlüsseln, sondern auch die verschlungenen Wege ihres eigenen Herzens zu erkunden.
Während Levi und Aurora einander näherkommen, verschwimmen die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und Aurora merkt, dass die wahre Liebe nicht nur in den Geheimnissen der Vergangenheit verborgen liegt, sondern auch in der Magie der Gegenwart neu erblühen kann. Während Aurora die Wahrheit über das Leben ihrer Mutter aufdeckt, beginnt sie auch, ihr eigenes Leben neu zu begreifen – und wieder lieben zu lernen.
1. Aurora
2. Levi
3. Aurora
4. Levi
5. Aurora
6. Levi
7. Aurora
8. Levi
9. Aurora
10. Levi
11. Aurora
12. Levi
13. Aurora
14. Levi
15. Aurora
16. Levi
17. Aurora
18. Levi
19. Aurora
20. Levi
21. Aurora
22. Levi
23. Aurora
24. Aurora
25. Levi
Epilog
Danksagung
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Meine Welt – ich verstehe sie gerade nicht mehr.
»Haben Sie das verstanden, Ms. Cane?«
Ich sehe die Ärztin wie paralysiert an. »Sie wird doch wieder aufwachen, oder?«
»Nein, Ms. Cane, Ihre Mutter hatte einen schweren Autounfall, infolgedessen es zu einer Hirnblutung kam, die wir nicht stoppen konnten. Ihre Mutter wird nicht mehr aufwachen«, erklärt sie noch einmal.
Dieses Wissen will nicht in meinem Kopf ankommen. »Aber …«
»Ms. Cane, ich weiß, dass das eine furchtbare Nachricht ist und es tut mir sehr leid«, sagt sie mit warmer Stimme.
Ich hole tief Luft. »Da-darf ich sie sehen?«
»Natürlich.« Sie erhebt sich, ich mich ebenfalls und ich halte mühsam die Tränen zurück.
Mom hatte einen Autounfall, sie wird sterben.
In Gedanken wiederhole ich es wie ein Mantra, aber ich will es nicht verstehen. Vor einer Stunde haben wir noch miteinander Kaffee getrunken und ich bin gestern erst vom College nach Hause gekommen. Ich habe meinen Abschluss in Kunst gemacht und wir wollten diesen Sommer die Staaten bereisen, weil wir uns nie einen richtigen Urlaub gegönnt haben.
»Lassen Sie sich Zeit, Ms. Cane«, sagt die Ärztin, als sie vor einer Tür stehengeblieben ist.
»Danke«, erwidere ich heiser, als sie diese öffnet und mir Zutritt zu Mom gewährt.
»Falls Sie Fragen haben, rufen Sie bitte nach mir«, fährt sie fort.
»Danke«, wiederhole ich und betrete den Raum. Mein Blick fällt auf das Bett. Mom sieht aus, als würde sie schlafen. Ich hole tief Luft, dann gehe ich zu ihr herüber. »Hey, Mom«, sage ich leise und nehme auf der Bettkante Platz. Ich lege meine Hand auf ihre.
Sie ist ganz kalt.
»Was machst du denn für Sachen?«, frage ich weiter, auch wenn ich weiß, dass sie mir keine Antwort geben wird.
Ich betrachte sie näher. Mom ist verletzt, ihre Augen sind geschwollen, sie hat eine große Platzwunde an der Stirn und an den Händen hat sie Schürfwunden. »Ich weiß nicht, ob du gerade Schmerzen hast, aber die Ärztin sagte, dass du nicht mehr aufwachen wirst.« Ich hole abermals tief Luft. »Ich wünschte, ich könnte deine Familie anrufen, aber du hast mir nie gesagt, wo du herkommst oder wer sie sind.«
Die erste Träne fällt und ich bin mir nicht sicher, wie lange ich stark bleiben kann. »Wenn du mir nur gesagt hättest, wer Grandma und Grandpa sind, dann würde ich sie jetzt anrufen und ich wäre nicht die Einzige, die bei dir sitzt«, fahre ich weinend fort. Ich beuge mich vor und hauche einen Kuss auf ihre Wange. »Aber ich bleibe bei dir und gehe mit dir so weit, wie ich darf, bevor du auf die andere Seite gehst, Mommy.« Mit dem Daumen streichele ich ihren Handrücken.
Moms Finger zucken unter meinen Berührungen, das sind wohl die letzten Reaktionen ihrer Nerven.
* * *
Inzwischen sitze ich auf dem Stuhl neben dem Bett. Mein Kopf liegt auf Moms Oberarm, ich inhaliere ihren Duft, denn das ist die letzte Gelegenheit, ihn in der Nase zu haben. Außerdem halte ich immer noch ihre Hand und streichele sie. Ich habe Mom vorgesungen, all die Lieder, die sie immer gern gehört hat, auch wenn ich lange nicht so gut bin, wie die eigentlichen Interpreten. Ich bin mir sicher, dass sie weiß, dass ich bei ihr bin. Immer, wenn ich etwas sage, steigen ihr Puls und ihr Blutdruck, deshalb bin ich so fest davon überzeugt.
Die Tür wird geöffnet. »Hey, Kleines.«
Ich schaue dorthin und sehe Malcolm, Moms besten Freund, an. »Hi.«
»Wie sieht’s aus?«
»Nicht gut«, erwidere ich, dann lege ich den Kopf wieder auf Moms Oberarm.
Er geht um das Bett herum und nimmt auf ihrer anderen Seite Platz, bevor ich die Augen schließe. Ich höre ihn schniefen, aber spreche nicht mit ihm. Ich weiß nicht, wie lange Mom noch hier bei uns ist, weshalb ich mich nur auf sie konzentrieren will. Ich kann später noch mit Malcolm sprechen.
Die Minuten vergehen, als wären sie Sandkörner, die vom Wind verweht werden, und meine Angst wächst. Ich weiß nicht, wie ich ohne Mom zurechtkommen soll. In den letzten vier Jahren war ich zwar auf dem College, aber sie war trotzdem immer für mich da – und nie besonders weit entfernt. »Ich hab dich lieb, Mom«, wispere ich und versuche, mich an all die schönen Dinge zu erinnern, die wir gemeinsam erlebt haben.
Jemand räuspert sich, weshalb ich den Kopf hebe. An Malcolms Seite steht ein Arzt, er hat das Beatmungsgerät ausgeschaltet und den Schlauch des Tubus, den Mom im Mund hat, abgenommen. »Ms. Cane, ich habe jetzt eine Weile an den Bildschirmen gesessen und die Vitalwerte Ihrer Mutter beobachtet. Es tut mir leid, aber Ihre Mutter ist von uns gegangen.«
Tränen treten in meine Augen, dann über und ich weine. Ich halte mir die Hand vor den Mund, um mein Schluchzen zu dämpfen. Meine Sicht ist verschwommen, ich sehe nur noch einen blauen Fleck vor mir. Ich schüttele den Kopf, weiß aber genau, dass ich es dadurch nicht rückgängig machen kann, egal wie wenig ich wahrhaben will, dass meine Mutter gestorben ist.
»Wenn Sie möchten, schicke ich Ihnen einen Seelsorger«, bietet der Doktor an.
»Nein«, keuche ich.
»Wir brauchen niemanden, danke«, mischt Malcolm sich ein.
»Kann ich sie einmal ohne all die Schläuche sehen?«, frage ich weinend. »Ich will sie nicht mit all diesen Schläuchen im Körper in Erinnerung behalten.«
»Das lässt sich machen, Ms. Cane«, sagt der Arzt. »Ich bitte die Krankenschwestern darum.«
»Danke.«
»Ich begleite Sie«, meint Malcolm und erhebt sich.
* * *
Wir sollten eine halbe Stunde draußen warten, damit die Krankenschwestern Mom von den Schläuchen befreien und waschen können. Uns wurde angeboten, sie in einem separaten Raum aufzubahren, aber das haben wir abgelehnt. Ich will sie ja nur noch einmal ohne all diese Schläuche sehen, damit meine letzte Erinnerung sie schlafend und nicht tot zeigt.
»Ist alles okay, Kleines?«, fragt Malcolm, während wir vor dem Krankenhaus stehen.
Ich schüttele den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was jetzt alles auf mich zukommt.«
»Sprichst du von der Beerdigung?«
»Ja«, nicke ich und ziehe an meiner Zigarette. Ich habe sie mir vorhin gekauft, weil ich irgendwas brauchte, was mir den Stress nimmt und woran ich mich festhalten kann. Mom hat nie gern gesehen, dass ich rauche, aber das war mir immer egal. Irgendwann war sie dann der Meinung, dass es meine Gesundheit sei, die ich damit vor die Hunde gehen lasse.
Sie hatte recht.
Es ist nur mein Leben, das ich damit vielleicht zerstöre.
»Wenn du willst, kann ich dir bei den ganzen Vorbereitungen helfen«, bietet er an.
Ich ziehe die Nase hoch. »Das wäre lieb.«
»Weißt du ungefähr, was deine Mom sich vorgestellt hat?«
»Ironischerweise …« Ich fange wieder an zu weinen. »Sprachen wir … letzte Woche … noch davon.«
Malcolm sieht mich überrascht an. »Warum habt ihr davon gesprochen?«
»Ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf dieses Thema gekommen sind, aber sie erzählte mir, wie sie sich ihre Beerdigung vorstellt und was sie überhaupt nicht will«, erkläre ich weinend.
Er tritt einen Schritt näher und nimmt mich in eine feste Umarmung. Malcolm legt eine Hand an meinen Hinterkopf. »Deine Mom ist jetzt an einem besseren Ort.«
Kopfschüttelnd löse ich mich von ihm. »Ich glaube kaum, dass sie sterben wollte, Malcolm.«
»Das glaube ich auch nicht, aber wir sollten froh darüber sein, dass sie nicht lange gelitten hat, Aurora.«
Fahrig wische ich die Tränen von meinen Wangen. »Darüber bin ich wirklich froh.« Ich will stark sein, nein, ich muss es sogar, da ich jetzt allein bin, aber es gelingt mir nicht.
»Kannst du deine Familie anrufen?«
»Nein, ich weiß ja nicht mal, ob wir welche haben, weil Mom darüber geschwiegen hat«, antworte ich aufrichtig. »Sie sagte immer, dass es nur uns zwei gibt.« Ich hole tief Luft. »Ich weiß nicht mal, wer mein Dad ist, Malcolm. Mom hat es mir immer verschwiegen.«
Mit entrückter Miene sieht er mich an. »Du hast überhaupt keine Ahnung, wo deine Wurzeln liegen?«
Wieder zeige ich ihm ein Kopfschütteln. »Nein, habe ich nicht. Mom hielt sich immer sehr bedeckt, was das angeht. Ich weiß nur, dass sie irgendwo am anderen Ende der Staaten aufgewachsen ist.«
»Hat deine Mom Tagebuch geführt?«
»Ich weiß es nicht, aber ich muss sowieso nach ihren Unterlagen suchen, damit ich die Konten auflösen kann und so was.«
»Wir können das alles gemeinsam erledigen. Ich nehme mir Urlaub und bin für dich da, Aurora. Du musst das nicht allein durchstehen«, sagt er mit warmer Stimme.
»Danke.«
»Sollen wir wieder reingehen? Die halbe Stunde ist rum und ich bin mir sicher, dass sie jetzt fertig sind.«
»Bitte.« Ich schnippe die abgebrannte Zigarettenkippe in den Aschenbecher, danach hake ich mich bei ihm ein. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zurück auf die Intensivstation. Als vorhin der Anruf des Krankenhauses kam, war ich gerade dabei, meine Koffer auszupacken, und sie war noch wegen des Einkaufs unterwegs. Und dann kam dieser alles verändernde Anruf, dass Mom einen Unfall hatte und man mich bittet, in die Klinik zu kommen.
Als wir auf der Intensivstation sind, atme ich vor Moms Zimmer tief durch. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Sie ist in meinen Armen gestorben, aber ich glaube, ich werde noch eine ganze Weile brauchen, um das zu realisieren.
Sie ist einfach von uns gegangen.
Sie hat mich einfach verlassen, dabei brauche ich sie doch.
Ich frage mich, wie es überhaupt zu dem Unfall gekommen ist, aber ich bezweifle, dass ich eine Antwort auf meine Fragen bekomme.
»Dann wollen wir mal«, sagt Malcolm leise.
Ich bin erstarrt. Meine Beine fühlen sich bleischwer an und ich bin nicht in der Lage, einen Schritt zu machen.
»Komm schon, Kleines«, Malcolm ergreift meine Hand und führt mich in Moms Zimmer, obwohl ich am liebsten weglaufen würde. Vielleicht ist das alles nur ein böser Traum und ich wache in den nächsten Minuten auf. Dann müsste ich mich jetzt wenigstens nicht von ihr verabschieden.
Ich trete an Moms Seite und sehe auf ihren toten Körper. Sie sieht wirklich so aus, als würde sie schlafen. Mom wirkt so unwahrscheinlich friedlich. »Hey«, wispere ich. Ich nehme auf der Bettkante Platz und legte meine Hand auf ihre. Die Krankenschwestern haben sie auf ihrem Bauch gefaltet. »Du wirst mir fehlen, Mom.«
Malcolm schnieft leise neben mir, aber ich schaue ihn nicht an. Er streichelt durch ihr Haar. »Du wirst mir fehlen, Carrie.«
Eigentlich heißt Mom Carol, na ja, hieß. Ich weiß nur nicht, ob ich ihren Spitznamen in den Grabstein meißeln lassen soll oder nicht. Ich weiß auch nicht, wen ich zur Beerdigung einladen soll. Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob ich sie beerdigen lasse, denn ich habe auch die Möglichkeit, ihre Urne zu erhalten und sie zu Hause aufzustellen. So wäre sie immer bei mir. Andererseits möchte ich Mom nicht ihre letzte Ruhe nehmen.
»Ich lasse dich einen Moment allein«, sagt er leise und streichelt meine Schulter.
»Danke.«
Malcolm verlässt den Raum und ich schaue Mom wieder an.
»Jetzt bin ich ganz allein«, wispere ich und blinzele die Tränen weg. Ich ziehe die Nase hoch und wische die übergetretenen von meinen Wangen. »Ich hoffe, du bist jetzt an einem besseren Ort, an dem es dir gutgeht und du keine Schmerzen hast.« Ich beuge mich vor und hauche einen Kuss auf ihre Wange. »Ich werde dich schmerzlich vermissen.«
Ich küsse noch einmal ihre Wange, dann ihre Stirn und lehne meine an ihre. Ich schließe die Augen. »Ich werde dich niemals vergessen, Mom.« Für einen Moment bleibe ich so und atme tief durch. Als ich mich aufrichte und die Lider aufschlage, ist meine Umwelt verschwommen, aber das kümmert mich nicht. Jetzt geht’s ihr wieder gut, sie hat keine Schmerzen mehr und ist erlöst. Ich bin mir sicher, dass die richtige Trauer erst noch kommen wird. Ich bin mir sogar mehr als sicher, dass ich alle Phasen durchlaufen und noch unbändige Wut auf sie empfinden werde, weil sie gestorben ist. »Ich liebe dich, Mom«, wispere ich, streichele ihre Wange und stehe auf. »Halt mir einen Platz frei, okay?« Ich verziehe meine Lippen zu einem traurigen Lächeln.
Malcolm kommt wieder herein, nachdem ich ihm durch dieses Fenster zugenickt habe. Er geht an Moms Seite. »Du wirst mir fehlen, Carrie, ich passe auf deine Kleine auf.« Er küsst ihre Stirn, danach sieht er mich an. »Wollen wir fahren?«
»Ja«, erwidere ich, löse meine Hand von Moms und küsse noch einmal ihre Wange. »Irgendwann werden wir uns wiedersehen.«
Anschließend erhebe ich mich und gemeinsam mit Malcolm verlasse ich das Krankenzimmer.
* * *
»Mr. Adams, könnten Sie mir bitte verraten, was das sein soll?«, fragt Mr. Turner, mein Boss, nachdem ich sein Büro betreten habe. Er hat mich zu sich gerufen, um einen Entwurf mit mir zu besprechen.
Ich seufze. »Das ist der Entwurf für das Einkaufszentrum, das Jordan Banks in Auftrag gegeben hat.«
»Es ist viel zu … wuchtig.«
»Allerdings entspricht es seinen Vorstellungen. Ich habe schon mehr Bäume und Pflanzen eingeplant, als er wollte, um es zu entschärfen, aber ich glaube kaum, dass es mir gelungen ist«, erkläre ich.
»Doch, es ist Ihnen gelungen, Mr. Adams, dennoch finde ich diesen Entwurf zu wuchtig. Ich weiß nicht einmal, wie ich es anders ausdrücken soll«, entgegnet Mr. Turner.
Daraufhin hole ich tief Luft. »Ich kann noch einen Entwurf anfertigen, der etwas weicher ist. Vielleicht bekomme ich etwas hin, das Ihnen und auch Mr. Banks zusagt.«
Mr. Turner nickt. »Das klingt gut.« Sein Telefon klingelt. »Das war’s dann.«
»Alles klar.«
Er gibt mir den Entwurf, den ich heute Morgen eingereicht habe. Ich habe sechs Wochen daran gearbeitet, aber er ist unzufrieden. Ich muss zugeben, dass es mich nervt, aber das werde ich meinem Boss nicht auf die Nase binden. »Sie haben zwei Wochen für den neuen Entwurf, dann kommt Mr. Banks und will Ergebnisse sehen.«
»Ja, Boss.« Ich wende mich ab und verlasse sein Büro mit meinem Entwurf. Frustriert gehe ich zurück an meinen Schreibtisch, breite ein neues Blatt aus und greife zum Bleistift. Letztes Jahr habe ich einen Preis gewonnen, weil ich als Jungarchitekt so tolle Entwürfe anfertige, daraufhin bekam ich den Job bei Zachary Turner und er mäkelt an allem herum, das ich zeichne. Es nervt mich und ich bin kurz davor, hinzuschmeißen.
* * *
Als ich abends nach der Arbeit das Haus meines Vaters betreten habe, bin ich kaum weitergekommen. Ich habe zwar Rundungen geplant und mir noch mehr Notizen gemacht, aber ich habe noch nicht einen Strich für einen neuen Entwurf gezogen.
Es fuchst mich, dass ich noch nichts zu Papier gebracht habe, zumal ich Zeitdruck habe. Es sind nur vierzehn Tage, jetzt noch dreizehn, in denen ich etwas zeichnen kann, das ich Mr. Turner und Mr. Banks am Ende vorlegen muss.
»Dad?«, rufe ich in das große Haus.
»Ich bin im Wohnzimmer, Junge.«
Ich gehe zu ihm und nehme auf der großen Ledercouch, die schräg gegenüber von seinem Sessel steht, Platz. »Hey.«
»Junge«, erwidert er knapp und sieht in sein Whiskeyglas. »Wie war dein Tag?«
»Ätzend, weil ich den Entwurf für die Banks Mall neu machen muss. Er hat Mr. Turner nicht gefallen«, lasse ich ihn wissen.
Dad sieht mich skeptisch an. »Das war doch ein großartiger Entwurf.«
»Finde ich auch, aber er sieht das anders.« Ich räuspere mich. »Hast du schon zu Abend gegessen?«
»Nein, ich wollte auf dich warten. Ich habe etwas von Christine kochen lassen«, antwortet er und erhebt sich. »Sie hat es warmgestellt, denke ich«, fährt er fort. Seit Mom abgehauen ist, haben wir eine Haushälterin, die sich um uns kümmert. Früher hat Dad niemanden beschäftigt, da meine Mutter das Haus in Schuss gehalten hatte, aber nachdem sie weg war, stellte er Christine ein.
»Alles klar. Sollen wir essen?«
»Sicher.« Dad deutet zur Küche und verschwindet, ich folge ihm. »Wie lange hast du für den neuen Entwurf Zeit?«, erkundigt er sich, als er die Auflaufform aus dem Ofen holt.
Ich nehme zwei Teller aus dem Schrank und stelle sie auf die Anrichte. »Ich soll in zwei Wochen etwas Neues gezeichnet haben, damit Mr. Turner mehrere Entwürfe vorlegen und Mr. Banks sich zwischen ihnen entscheiden kann.«
»Musst du das Interieur auch zeichnen?«, fragt er interessiert.
»Nein, erst mal nur das Gebäude, das Interieur machen die Innenarchitekten, aber es nervt mich trotzdem«, gebe ich zu.
»Verständlich.« Dad legt uns jedem ein Stück Lachslasagne auf die Teller und reicht mir Besteck. »Möchtest du auch ein Glas Wein?«
»Nein, ich trinke Wasser. Ich muss mich gleich noch an den Schreibtisch setzen und zeichnen, was nicht geht, wenn ich Alkohol getrunken habe, sonst schlage ich hinterher noch vor, Rutschen statt Rolltreppen einzubauen«, entgegne ich, was ihn zum Lachen bringt.
»Du bist unmöglich, Levi.«
»Ich weiß«, erwidere ich grinsend und nehme am Esstisch in der Küche Platz. Im Esszimmer haben wir seit Jahren nicht mehr gegessen, da wir nicht so opulent kochen oder kochen lassen, dass es sich lohnt.
»Deine Schwester wird am Wochenende in die Stadt kommen«, sagt er gut gelaunt.
Ich nicke langsam. »Wie geht’s Sue?«
»Gut, sie wird bei uns wohnen, bis sie einen Job gefunden hat.« Er räuspert sich. »Vielleicht bleibt sie auch, das wusste sie noch nicht, aber erst mal bringt sie all ihren Kram vom College her.«
»Warum bringt sie ihn nicht zu Mom?«, möchte ich wissen. »Ich meine, sie hat vor dem Studium auch bei ihr gewohnt, weil sie nicht hierbleiben wollte.«
»Deine Mutter sagte ihr, dass sie jetzt auf eigenen Beinen stehen muss und ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen.«
Meine Miene entgleist. »Wie bitte?«
»So sagte es Sue.«
»Wow«, stoße ich aus, während ich in meinem Essen herumstochere. »Das ist ein starkes Stück.«
»Deine Mutter war schon immer so egoistisch und hat nur an sich gedacht. Damals hat es mich gewundert, dass sie Susan überhaupt mit sich genommen hat.«
Diesmal nicke ich. »Na ja, wenigstens hat Sue die Möglichkeit, hierher zu kommen, auch wenn man sich dann wie die zweite Wahl fühlt.«
Dad winkt ab. »Ich bin froh, dass sie nach Hause kommt. Ich habe sie so lange nicht gesehen.«
»Mhm.« Wir fangen an zu essen und das tun wir seither schweigsam. Dad und ich gehören sowieso nicht zu den gesprächigsten Menschen, die es gibt. Wenn wir mehr als zwanzig Minuten am Tag miteinander reden, ist das viel und diese Marke übersteigen wir selten.
* * *
Die Beerdigung liegt hinter mir und es war einfach furchtbar, dass nur Malcolm, ein paar von Moms Freunden und ich da waren. Ich habe keinerlei Hinweise auf Moms Familie gefunden, als ich das Haus durchsucht habe. Langsam glaube ich sogar, dass sie ihren Namen geändert hat, damit ich unsere Verwandtschaft nicht ausfindig machen kann, aber ich verstehe nicht, warum sie alle Hinweise auf ihre Vergangenheit getilgt hat.
Jetzt sitze ich in Moms Schlafzimmer, habe ihr Kissen im Arm und inhaliere den Duft, der daran hängt. »Du fehlst mir so sehr, Mom«, sage ich leise. Das Haus ist leer, die Trauerfeier endete vor einer halben Stunde und Malcolm ist unten, um aufzuräumen.
Seufzend lege ich das Kissen wieder an seinen Platz. Ich lasse meinen Blick schweifen. Moms Schlafzimmer war bisher der einzige Ort, an dem ich nicht nach Hinweisen gesucht habe. So verrückt es vielleicht klingen mag, aber ich wollte ihre Privatsphäre nicht verletzen. Ich greife an die Schublade und ziehe sie auf. Es liegen mehrere Bücher darin. Ich hole eines heraus und öffne es.
Carol Anne Stone, 1997-1998
Ich hebe die Augenbrauen. Ich wusste gar nicht, dass Mom Tagebuch geführt hat. Auch hatte ich keine Ahnung, dass sie eigentlich Stone hieß. Vielleicht war sie auch mal verheiratet, aber das weiß ich nicht.
Seufzend hole ich die anderen Bücher heraus.
Carol Anne Stone, 1994-1996
Carol Anne Stone, 1996-1997
Carol Anne Stone 1998-2000
Carol Anne Stone 2000-2002
Sie hat wirklich sehr ausführlich Tagebuch geführt, zumindest sieht es danach aus. »Malcolm?«, rufe ich laut.
Es rumpelt, dann folgen schnelle Schritte. Er kommt ins Zimmer gestürmt. »Was gibt’s?« Er sieht mich alarmiert an. »Ist irgendwas passiert?«
»Nein … oder ja … Mom hat Tagebuch geführt. Ich habe hier Tagebücher von 1994 bis 2002 gefunden«, antworte ich. »Allerdings steht hier, dass sie Carol Anne Stone hieß.«
Malcolm zieht die Augenbrauen zusammen. »Carol Anne Stone? Bist du sicher, dass das die Tagebücher deiner Mom sind?«
Ich nicke hektisch. »Es ist ihre Handschrift.«
»Hast du schon darin gelesen?«
»Nein, ich habe mir nur die Jahreszahlen angeguckt«, erwidere ich aufrichtig.
»Vielleicht solltest du sie lesen, um ein wenig mehr über deine Mom zu erfahren«, sagt er und setzt sich neben mich aufs Bett. »Möglicherweise findest du dann heraus, wo deine Wurzeln liegen, Kleines.«
»Denkst du wirklich, dass ich Moms tiefste Geheimnisse kennen sollte?«
»Es geht doch nur darum, herauszufinden, wer du bist und wer dein Dad ist«, meint er.
Ich seufze schwer. »Vielleicht sollte ich sie wirklich alle lesen, um sie zu verstehen.«
»Oder erst mal die, die deine Fragen beantworten können«, sagt Malcolm und tätschelt meinen Oberschenkel. »Ich gehe weiter aufräumen. Soll ich heute wieder hierbleiben oder kommst du allein zurecht?«
»Ich komme alleine zurecht«, antworte ich seufzend. »Ich muss das hinkriegen, immerhin bin ich jetzt allein.«
»Du bist nicht allein, Aurora. Du hast mich«, sagt Malcolm mit warmer Stimme und legt seine Hand auf meinen Rücken. »Ich bleibe heute noch hier und morgen fahre ich zu mir, okay?«
»Okay.«
»Ich koche uns etwas Schönes, du kannst ja überlegen, ob du die Tagebücher lesen willst oder nicht.«
Ich nicke ihm zu. »Ich komme gleich runter.«
»Alles klar.« Malcolm schenkt mir ein Lächeln, danach erhebt er sich und lässt mich allein.
Als er die Tür hinter sich geschlossen hat, drehe ich mich, sodass ich im Schneidersitz auf Moms Bett sitzen kann. Ich greife nach einem der Bücher.
Carol Anne Stone, 1996-1997
»Dann wollen wir mal«, sage ich leise und blättere zum ersten Eintrag.
Liebes Tagebuch,
Heute kam ein neuer Schüler in unsere Klasse. Er stammt aus New York und sieht wahnsinnig gut aus. Er ist Sportler, hat wilde schwarze Haare, wunderschöne blaue Augen und ist unwahrscheinlich groß. Er ist mindestens eineinhalb, wenn nicht sogar zwei Köpfe größer als ich. Ich konnte nicht anders, als ihn die ganze Zeit anzustarren, irgendwann hat er es bemerkt und mir zugezwinkert. Ich weiß gar nicht, wie mir geschehen ist, aber es war toll, von ihm wahrgenommen zu werden. Vielleicht habe ich ja morgen den Mut, ihn anzusprechen, um herauszufinden, wie er drauf ist.
Aber ich weiß gar nicht, ob ich eine Chance bekomme, an ihn heranzukommen, denn heute wurde er sofort von Colbie Saunders belagert. Sie meint, nur weil sie der Captain der Cheerleader ist, hat sie ein Anrecht auf jeden neuen Jungen an der Schule. Dieses Mädchen ist so ein Biest und ich hasse sie von ganzem Herzen, aber die Kerle stehen auf sie. Ich bin nur froh, wenn die Highschool endlich hinter mir liegt. Ich muss sie nur noch eineinhalb Jahre ertragen, dann habe ich meinen Abschluss und komme endlich aus diesem verschlafenen Nest raus, um aufs College zu gehen. Ich weiß gar nicht, wieso man von New York nach Harpers Ferry zieht. Wer will denn schon nach West Virginia, wenn er in einer Weltstadt lebt? Ich verstehe es nicht, aber seine Familie hatte sicher Gründe, hierherzukommen.
Okay, Mom ruft nach mir. Ich hoffe, ich kann morgen mehr von ihm erzählen.
Carrie
»Das war ja sehr aufschlussreich«, seufze ich und blättere zum nächsten Eintrag.
Liebes Tagebuch,
O Gott, er hat mit mir gesprochen. Er hat mich sogar gefragt, ob ich ihm die Stadt und die Gegend drumherum zeigen könnte, was Colbie schnaubend hingenommen hat. Auf der Toilette meinte sie dann, dass ich niemals eine Chance bei ihm hätte, weil er viel zu gut für mich aussähe und so ein Junge sich niemals an ein Mauerblümchen wie mich verschwenden würde. Aber ich habe sie bloß angelächelt und gefragt, warum sie sich von mir so bedroht fühlt. Ich meine, ich bin froh, dass er mich gefragt hat, denn ich bin nicht besonders gut darin, Freundschaften zu knüpfen. Ich bin ganz allein, habe hier niemanden und vielleicht kann ich mich ja mit ihm anfreunden. Es wäre schön, jemanden zu haben, dem ich mich anvertrauen kann. Es ist ja nicht so, dass ich den Hintergedanken habe, eine Beziehung mit ihm zu führen. Ich will einfach nur Anschluss finden, da Colbie mir genau das sehr schwer gemacht hat, seit wir auf der Highschool sind.
Mom meint, dass ich zu unbeliebt bin, um jemals Freunde zu finden, womit sie nicht unrecht hat. Ich meine, ich muss mich immer wieder irgendwelchen Streichen aussetzen und oft klauen mir meine Mitschülerinnen nach dem Sportunterricht meine Sachen. Mom und Dad müssen ständig in der Schule aufschlagen, weil wieder irgendwas passiert ist. Ich wünschte, das alles hätte ein Ende, aber sie wollen mich die Highschool nicht wechseln lassen. Auf der Junior High hatte ich all die Probleme nicht, aber mit dem Eintritt in die Highschool veränderte sich alles. Freundschaften gingen zu Bruch und seit einem Dreivierteljahr sitze ich in den Pausen allein an einem Tisch in der hintersten Ecke der Cafeteria.
Vielleicht kann ich mich wirklich mit dem Neuen anfreunden, damit ich endlich wieder einen Vertrauten habe. Ich würde es mir wünschen, denn ich fühle mich unwahrscheinlich einsam.
Carol
Ich habe Tränen in den Augen. Ich dachte immer, dass Mom total beliebt war, aber offensichtlich habe ich mich getäuscht. Wenn man ihren Worten Glauben schenkt, war sie wirklich einsam und allein, aber wer ist dieser Junge? Ist er vielleicht mein Dad? Wenigstens weiß ich jetzt, dass Mom aus Harpers Ferry in West Virginia stammt. Ich drücke das Buch an meine Brust und stehe vom Bett auf. Danach nehme ich auch die anderen Tagebücher an mich und verlasse das Schlafzimmer meiner Mutter. Seufzend mache ich mich auf den Weg nach unten und gehe in die Küche, wo ich Malcolm höre. »Hey«, mache ich ihn auf mich aufmerksam.
Er trägt immer noch die Anzughose und das Hemd, das Jackett hängt über der Stuhllehne.
Aber ich trage ja auch noch das schwarze Kleid und den Blazer, beides trug ich auch schon bei der Beerdigung und Trauerfeier.
Malcolm dreht sich zu mir um. »Hallo, Liebes. Hast du in den Tagebüchern deiner Mutter gelesen?«
Ich nicke, dabei verziehe ich das Gesicht und spüre, dass die Tränen übertreten. »Sie war einsam.« Ich lege die Tagebücher auf den Tisch, danach schlage ich jenes auf, in dem ich gelesen habe, und reiche es ihm. »Das ist der zweite Eintrag und es tut so weh, ihre Worte zu lesen«, sage ich leise.
Malcolm seufzt, als er es liest. »Das klingt wirklich traurig.«
Ich nehme am Tisch Platz. »Mom stammte aus Harpers Ferry, das ist in …«
»West Virginia, ich weiß. Ich war mal mit meiner Ex-Frau dort, weil sie Kleinstädte liebte.«
»Oh.«
»Wenn du willst, fahre ich mit dir dorthin, Aurora, vielleicht finden wir ja deine Familie.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich würde das lieber alleine machen, Malcolm. Du musst zur Arbeit und hast meinetwegen schon unbezahlten Urlaub genommen.«
Er nimmt mir gegenüber Platz. »Weil ich mich für dich verantwortlich fühle. Deine Mom hat immer gesagt, dass ich ein Auge auf dich haben soll, falls ihr etwas passiert.«
»Mir geht’s gut, Malcolm, ich komme zurecht. Du musst dir keine Sorgen um mich machen.«
Malcolm sieht mich nachdenklich an. »Das kannst du so oft sagen, wie du willst, ich mache mir trotzdem Sorgen um dich, Kleines.« Er schenkt mir ein warmes Lächeln. »Aber vielleicht hast du recht und ich sollte dich ziehen lassen.«
»Ich habe definitiv recht, Mal«, erwidere ich grinsend. »Ich werde nach Harpers Ferry reisen und meine Wurzeln suchen, das ist das Beste, was ich tun kann.«
Er nickt langsam. »Und ich soll dich wirklich nicht begleiten?«
»Nein, ich halte dich auf dem Laufenden, aber ich muss das allein durchziehen.«
»Du musst das nicht allein schaffen, Kleines, du bist ja auch nicht allein.«
Ich seufze schwer. »Komm schon. Ich weiß, dass du es nur gut meinst, aber ich muss das wirklich allein machen.«
»Na gut«, gibt er sich geschlagen. »Aber ich komme sofort nach, wenn du mich brauchst, okay?«
Daraufhin nicke ich. »Das ist ein Deal, auf den ich mich gern einlasse.«
»In Ordnung. Dann lass uns beide mal nach einem Flug nach West Virginia schauen, wahrscheinlich musst du nach Washington D.C. fliegen, da Harpers Ferry verdammt klein ist. Außerdem brauchst du ein Hotel und einen Mietwagen, damit du dich von A nach B bewegen kannst.«
»Ich hole mein MacBook«, erwidere ich und stehe auf.
»Wann willst du dich auf den Weg machen?«
»Schnellstmöglich«, antworte ich. »Ich fange in gut zwei Monaten mit dem Praktikum an und würde vorher gern Moms Familie ausfindig machen.«
»Geht klar.«
* * *
In zwei Tagen werde ich mich auf den Weg nach Harpers Ferry machen und hoffentlich finde ich meinen Vater oder Moms Familie. Vielleicht habe ich ja Erfolg, wobei ich keine Ahnung habe, wie ich ihnen gegenübertreten soll. Mom hatte sicher ihre Gründe, warum sie damals den Kontakt zu ihnen abgebrochen hat. Seufzend drehe ich mich auf die Seite und sehe die Tagebücher auf dem Nachttisch liegen. Ich greife nach dem obersten, in dem ich heute Nachmittag schon gelesen habe.
»Dann lesen wir mal weiter.«
Liebes Tagebuch,
Heute war ich mit ihm unterwegs. Er hat mich heute Morgen abgeholt und ist mit mir durch die Stadt gefahren, dabei habe ich ihm all die Orte gezeigt, die ich besonders schön finde. Er ist wirklich nett und er hat mir unwahrscheinlich viele Fragen gestellt. Er ist siebzehn, ich bin sechzehn, und er sagte, dass es altersmäßig zwischen uns passen würde. Das fand ich irgendwie süß, aber auch beängstigend. Er scheint gern aufs Ganze zu gehen, allerdings habe ich das Gefühl, dass er mich verarschen will. Deshalb bin ich dann auch abgehauen, als er tanken war. Sonst wären wir vielleicht bis abends unterwegs gewesen, aber ich habe Angst bekommen, dass ich am Montag in der Schule ausgelacht werde, weil ich auf ihn reingefallen bin.
Vielleicht habe ich überreagiert, ich weiß es nicht, doch das werde ich sicher noch herausfinden.
Guter Gott, ich habe echt keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Er könnte sicher jedes Mädchen haben, aber macht mir gegenüber solche Anspielungen. Möglicherweise will er sich damit schmücken, dass er das Mauerblümchen entjungfert hat. So was machen die Jungs doch, wenn man den ganzen bescheuerten Filmen glaubt, die es so gibt. Und ich will diesen Stempel nicht aufgedrückt kriegen.
Carol
Ich seufze schwer. Warum hat Mom bisher nicht einmal seinen Namen erwähnt? Es gibt nicht einmal einen kleinen Hinweis auf seinen Namen. Verdammt, schreibt sie hier von meinem Dad oder von einem anderen? Es macht mich verrückt, es nicht zu wissen. Seufzend blättere ich weiter.
Liebes Tagebuch,
Ich gehe ihm jetzt seit gut einer Woche aus dem Weg, obwohl er ständig versucht, mit mir zu sprechen. Glücklicherweise grätschte Colbie jedes Mal dazwischen und hat ihn abgelenkt, sodass ich mich aus dem Staub machen konnte. Ich mag sie zwar nicht, aber in diesem Fall bin ich ihr ausnahmsweise mal dankbar. Heute kam er wieder zu mir und hat gefragt, ob wir reden können, aber ich habe ihm nicht geantwortet, dann kam Colbie und ich bin abgehauen. Das Ganze ist diese Woche in jeder einzelnen Pause, auch zwischen den Stunden passiert. Es ist anstrengend, jemandem aus dem Weg zu gehen, wenn es nicht viele Versteckmöglichkeiten gibt.
Allerdings hat er heute nach der Schule auf mich gewartet und mich davon abgehalten, in den Schulbus zu steigen. Er hatte angeboten, mich nach Hause zu fahren, aber ich bin zu Fuß gegangen. Dummerweise ist er langsam neben mir her gefahren, bis ich einen meiner Schleichwege genutzt habe. So konnte ich ihm dann ein weiteres Mal entkommen. Ja, ich verhalte mich wirklich kindisch, aber ich habe Angst, dass es so kommt, wie ich befürchte. Nur kann es ja auch sein, dass es ihm ernst ist, denn ich bezweifle, dass er sich so viel Mühe geben würde, wenn ich ihm völlig egal wäre. Vielleicht mag er mich wirklich, auch wenn er mich eigentlich gar nicht kennt, aber er hatte letzten Samstag ständig von Liebe auf den ersten Blick geschwafelt, weshalb ich jetzt ins Wanken komme.
Was soll ich nur tun?
Carol
Ich presse meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Mom war wirklich verwirrt, so sieht es jedenfalls aus, und ich dachte immer, dass sie mich verarscht, als sie sagte, dass sie genau wüsste, wie schwer das Leben als Teenager ist. Ich war immer davon überzeugt, dass sie das nur sagte, um mich zu beruhigen.
Liebes Tagebuch,
Normalerweise schreibe ich nur einen Eintrag am Tag, aber vorhin ist er hier aufgetaucht. Er ist auf meinen Balkon geklettert und hat so lange ans Fenster geklopft, bis ich es geöffnet habe. Ich wollte gar nicht mit ihm reden, aber er hat nicht locker gelassen, bis ich nachgegeben habe. Er sagte, dass er verstehen würde, dass ich ihm aus dem Weg gehe, es aber schade findet, weil er mich wirklich mögen würde. Vielleicht habe ich mich ja in ihm getäuscht. Er mag mich und will mich näher kennenlernen. Er meint, dass ich etwas verbergen würde. Als ich ihm sagte, dass das nicht so ist und ich bloß uninteressant sei, sagte er, dass niemand, der so viel Schönheit ausstrahlt, uninteressant sein könnte. Morgen wollen wir uns treffen und etwas miteinander unternehmen, aber ich habe keine Ahnung, was er vorhat. Vielleicht gehen wir schwimmen oder fahren aus der Stadt raus. Wer weiß das schon?
Aber ich freue mich wirklich darauf, den Tag mit ihm zu verbringen, und noch glücklicher bin ich darüber, dass ich so Tante Annas Besuch aus dem Weg gehe. Ich mag sie nicht und sie mag mich nicht. Ständig mäkelt sie an mir herum, meint, ich soll mehr aus mir machen, aber das will ich nicht. Ich will die Schule schaffen und da ich immer bis spät lerne, habe ich keine Lust, morgens früher aufzustehen, um mich zu schminken. Zudem weiß ich nicht mal, wie man sich einen Lidstrich zieht. Ich habe es mal mithilfe einer Anleitung aus so einer Teeniezeitschrift versucht, aber ich bin gescheitert. Na ja, egal. Make-Up ist nicht so wichtig. Es dient den meisten doch nur als Maske, um sein wahres Gesicht nicht zeigen zu müssen, aber ich habe nichts zu verbergen.
Vor niemandem.
Carol
Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln. Scheinbar hatte Moms Leben sich damals doch zum Guten gewendet – und ich kann sie so gut verstehen. Ich hatte auch nie Lust, früher aufzustehen, um mich zu schminken. Das habe ich wohl von ihr. Meine Augen brennen und ich klappe Moms Tagebuch zu. Ich lege es auf den Nachttisch, danach schalte ich die kleine Lampe aus und schließe die Augen.
Hoffentlich schlafe ich heute Nacht etwas mehr als nur eine oder zwei Stunden, aber wahrscheinlich bleibt das ein Wunsch. Seit Moms Tod habe ich kaum geschlafen – ich finde einfach nicht mehr die Ruhe, die ich früher problemlos fand.
* * *
Der Entwurf steht und Mr. Turner hat ihn Mr. Banks vorgelegt. Vor zwei Wochen hätte ich nicht gedacht, dass ich es schaffen würde, ihn anzufertigen, aber mit ein paar Nachtschichten ist es mir glücklicherweise gelungen. Ich saß mit im Meeting und war nicht überrascht, dass er meine erste Zeichnung bevorzugt hat. Mr. Turner war weniger damit einverstanden, aber letztlich ist der Kunde König und seine Wünsche werden erfüllt.
Jetzt habe ich Feierabend und muss noch einkaufen, damit Dad, Sue und ich genug Lebensmittel im Haus haben. Als ich mein Cabrio vor dem Supermarkt geparkt habe, lasse ich den Blick schweifen. Es ist heiß und ich bin froh, dass ich jetzt drei Wochen Urlaub habe. Dad hatte mich darum gebeten, welchen zu nehmen, damit wir Zeit als Familie verbringen können, da Sue kommt, nachdem sie ihren Besuch verschoben hat. Es wunderte mich, aber ich hinterfragte es nicht. Außerdem habe ich ein paar freie Tage dringend nötig.
Ich steige aus meinem Wagen, anschließend mache ich mich auf den Weg in den Laden.
»Und Sie kennen sie wirklich nicht?«, höre ich eine Frau fragen.
»Nein, tut mir leid, ich habe nie von ihr gehört und sie auch noch nie gesehen«, antwortet Emma, die Kassiererin.
»Hey, Emma«, grüße ich sie und gehe weiter in den Laden.
»Okay, trotzdem danke«, sagt die Frau mit den langen schwarzen Haaren.
Ich nehme mir einen Korb, während ich sie im Auge behalte.
Als sie sich umdreht, sieht sie mich an. Ihr Blick wirkt traurig, dennoch trifft mich beinahe der Schlag. Verdammt, ich habe noch nie so eine unglaublich hübsche Frau gesehen. Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln und nicke ihr zu. Sie schaut sich um, danach kommt sie zu mir. »Hi.«
»Hallo«, erwidere ich freundlich.
»Kommen Sie von hier?«
»Ja, kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Sie greift in ihre Tasche. »Kennen Sie vielleicht diese Frau?«, möchte sie wissen und zeigt mir ein Foto.
Ich werfe einen Blick auf die Aufnahme, die eine Frau mittleren Alters mit blonden Haaren zeigt. Sie hat grüne Augen und lächelt glücklich in die Kamera. Die Schwarzhaarige ist auch auf dem Foto, die ältere umarmt sie von hinten. »Tut mir leid, aber ich kenne sie nicht.« Ich gebe ihr das Foto zurück, dabei berühren sich unsere Finger und ein Impuls fährt durch meinen Arm, der mein Herz schneller schlagen lässt.
»Okay, trotzdem danke.«
»Aber vielleicht kann mein Vater Ihnen helfen. Er kennt so ziemlich jeden in der Stadt«, sage ich weiter. »Mein Name ist Levi Adams.« Ich strecke meine Hand aus.
Sie ergreift sie und einmal mehr spüre ich einen Impuls, der durch meinen Arm fährt. »Aurora Cane.«
Ich sehe sie sprachlos an. »Ein außergewöhnlicher Name.«
»Na ja, es geht.« Sie verzieht ihre Lippen zu einem sagenhaften Lächeln, das mir den Atem raubt. »Kann ich Ihren Vater irgendwo in der Stadt finden?«
»Er wird zu Hause sein. Wenn Sie möchten, kann ich Sie mitnehmen und Sie ihm vorstellen.«
Nun hebt sie eine Augenbraue. »Ich bin mit dem Auto hier, aber ich kann Ihnen hinterher fahren.«
»Okay, ich muss bloß noch etwas einkaufen.«
»Alles klar.« Sie räuspert sich. »Kennen Sie vielleicht eine Colbie Saunders?«
»Sie ist meine Tante.«
»O Gott«, stößt sie aus. »Wissen Sie, wo ich sie finde?«
Daraufhin seufze ich schwer. »Meine Tante ist letztes Jahr an Krebs gestorben.«
»Oh, tut mir leid, das wusste ich nicht«, sagt sie leise und senkt den Blick.
»Warum fragen Sie nach der Frau auf dem Foto?«, möchte ich wissen.
»Um etwas mehr über sie herauszufinden.«
Irritiert ziehe ich die Augenbrauen zusammen. »Wer ist sie denn?«
»Meine Mutter.«
»Oh«, ist es nun an mir auszustoßen. »Warum müssen Sie denn mehr über sie herausfinden?«
Aurora atmet tief durch. »Weil ich nicht besonders viel über sie weiß. Sie kommt von hier, aber das habe ich erst nach ihrem Tod herausgefunden, und jetzt versuche ich, meinen Vater zu finden.« Sie seufzt. »Ich kenne ihn nicht und hoffe, ihn hier in der Stadt zu finden.«
»Haben Sie keinen Namen von ihm?«, frage ich verdutzt. Ich finde es irgendwie irritierend, dass sie mir all die Details anvertraut, obwohl wir uns noch keine fünf Minuten kennen. Aber gut, ich habe sie danach gefragt und sie hat geantwortet.
»Nein, meine Mutter ging sehr sparsam mit Details um und behielt seinen Namen für sich. Ich weiß nicht, warum sie ihn mir nie verraten hat, aber ich bin mir sicher, dass sie ihre Gründe hatte«, erklärt Aurora. »Na ja, vielleicht finde ich in den nächsten Wochen, in denen ich hier bin, heraus, wer er ist.«
Ich nicke verstehend. »Ich drücke Ihnen die Daumen, Aurora.«
»Danke, das ist nett, Levi.«
»So bin ich«, sage ich grinsend und zwinkere ihr zu.
Auf ihren Wangen breitet sich ein roter Schein aus und sie senkt den Blick. »Müssen Sie viel einkaufen?«
»Es geht.«
»Gehen wir dann weiter oder möchten Sie die Äpfel noch länger in den Händen halten, statt sie in den Korb zu legen?«
Ich lache leise. »Tut mir leid, unser Gespräch hat mich für sich eingenommen.«
Sie kichert. »Das kann passieren.«
»Richtig, hier begegnet man nur selten interessanten Frauen.«
»Okay, gehen wir weiter?«, weicht sie aus.
»Sicher.« Ich lege die Äpfel in den Einkaufskorb, den ich auf dem Arm hängen habe, dann gehen wir weiter.
* * *
Eine gute halbe Stunde später, weil ich ständig etwas anderes gesucht habe – ich gehe nur sehr selten einkaufen –, haben wir den Supermarkt verlassen. »Fahren Sie mir hinterher?«, erkundige ich mich, als ich Aurora ansehe.
»Ja, mache ich.«
»Alles klar.« Ich deute zum Parkplatz. »Ich habe dort vorn geparkt und Sie?«
»Auch.«
Gemeinsam gehen wir zu unseren Autos und ich stelle fest, dass ich gleich neben ihr geparkt habe.
Zwanzig Minuten später haben wir vor meinem Elternhaus geparkt. Aurora hat ihren Wagen an der Straße abgestellt, da die Einfahrt mit meinem und dem Auto meines Vaters voll ist.
Ich warte darauf, dass sie zu mir kommt, und als sie mich erreicht hat, sieht sie mich unruhig an. »Ist alles in Ordnung?«, frage ich vorsichtig.
»Ja, ich bin bloß aufgeregt und hoffe sehr, dass Ihr Vater mir weiterhelfen kann.«
»Das kann er bestimmt«, erwidere ich gut gelaunt und deute zum Haus. »Gehen wir.« Ich führe sie auf die Veranda und öffne die Tür. »Kommen Sie rein.«
»Danke, Levi.« Aurora betritt das Haus, ich folge ihr und schließe die Haustür hinter mir.
»Dad?«, rufe ich und lasse meinen Blick durch den Eingangsbereich schweifen.
»Im Büro«, kommt es zurück.
»Gehen wir zu ihm?«
»Klar.« Aurora kommt an meine Seite – wir begeben uns zu Dads Arbeitszimmer.
»Dad, hast du einen Moment Zeit?«
Er schaut von seinem Computer auf und zu mir. »Sicher, worum geht’s?«
»Ich habe eine junge Frau aufgegabelt, die auf der Suche nach jemandem ist, vielleicht kannst du ihr helfen. Du kennst doch eigentlich jeden in der Stadt«, antworte ich.
»Sicher, wo ist sie denn?«
»Hier«, mischt Aurora sich ein und kommt an meine Seite. »Guten Abend, Mr. Adams.«
Dad erhebt sich und kommt zu uns. Er reicht ihr die Hand. »Guten Abend, Ms. …« Er sieht mich fragend an.
»Aurora Cane«, lasse ich ihn wissen.
»Ah, guten Abend, Ms. Cane«, sagt er und schüttelt sanft ihre Hand. »Was kann ich für Sie tun?«
»Vielleicht setzt ihr euch hin und ich hole euch Kaffee«, mische ich mich ein und lasse die beiden allein.
»Kommen Sie rein und setzen Sie sich, Ms. Cane«, höre ich Dad sagen, als ich mich auf den Weg zu meinem Auto mache, um die Einkäufe ins Haus zu holen.
Als ich das erledigt habe, werfe ich die Kaffeemaschine an. Aurora macht mich neugierig, aber ich glaube, sie hat gar keinen Kopf dafür, jemanden kennenzulernen, weil sie auf der Suche nach der Vergangenheit ihrer Mutter ist. Ich frage mich, warum man seinem eigenen Kind seine Geschichte und Herkunft verschweigt. Es erschließt sich mir nicht.
Ich höre, dass die beiden sich miteinander unterhalten, als ich mit einer Kanne Kaffee und drei Tassen zurück zu Dads Büro gehe. Ich habe die Zeit genutzt und die Einkäufe ausgeräumt, während der Kaffee durchgelaufen ist. »So, da ist der Kaffee«, verkünde ich, stelle das Tablett auf den Schreibtisch und setze mich in einen der Stühle, die er vor dem alten Teil stehen hat. Aurora sitzt in dem anderen. Ich weiß gar nicht, warum es so eingerichtet ist, als hätte er Publikumsverkehr, aber früher habe ich hier ständig mit ihm gesessen. Während er gearbeitet hat, habe ich gelernt oder meine Hausaufgaben gemacht.
»Danke, Junge«, sagt Dad und auch Aurora spricht einen leisen Dank aus.
Ich schenke drei Tassen ein und reiche jedem von ihnen eine. »Falls Sie Milch und Zucker brauchen, beides steht auf dem Tablett.«
»Danke, aber ich trinke meinen Kaffee schwarz«, erwidert sie lächelnd.
»Aurora und ich sprachen gerade darüber, dass sie ihren Vater sucht.