Fionn - Drucie Anne Taylor - E-Book

Fionn E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Nachdem ihre Eltern ihr verboten haben, mit ihren Freundinnen ein Rockfestival zu besuchen, geht Ellie mit ihrem älteren Bruder joggen. Dabei stellen die beiden fest, dass in der Nachbarschaft eine neue Familie eingezogen ist. Der charismatische Fionn Brady ist der Sohn eines Rockstars und Liebling der Frauen. Der Badboy verdreht ihr schnell den Kopf, doch hat er Probleme, die Ellie zeigen, dass die Welt nicht nur rosarot ist. Ihr Vater Delsin möchte den Kontakt der beiden unterbinden, jedoch hat er die Rechnung ohne seine Tochter gemacht. Ellie lässt sich nicht davon abhalten, Fionn zu sehen und versucht ihm zu helfen, allerdings stößt er sie vor den Kopf. Ein Wort gibt das andere und sie erkennt, dass ihr Herz als Einziges involviert ist. Fionn erkennt, dass seine Gefühle für Ellie stärker sind, als er für möglich gehalten hat, deshalb versucht er alles, um sie zurückzugewinnen. Wird Ellie ihm noch eine Chance geben oder wird sie ihm die gleiche Kälte zeigen, die er ihr gezeigt hat?

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Fionn

VERLOCKENDE PASSION

BACK TO CORAL GABLES

BUCH SIEBEN

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2021 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl / [email protected]

Umschlaggestaltung © Julia Dahl / Modern Fairy Tale Design

Auflage 01 / 2024

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

Back to Coral Gables Serie

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Übersicht der Charaktere

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Back to Coral Gables Serie

Back to Coral Gables erzählt die Liebesgeschichten der Kinder von Delsin und Co. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.

Es handelt sich um ein fiktives Coral Gables, das so wie beschrieben bloß in meiner Fantasie existiert.

Bitte denk daran, dass dieses Buch etwa zwanzig Jahre nach der Coral Gables Serie spielt, sodass es gar nicht so abwegig ist, dass Autos über Autopiloten und etwaige andere Gadgets verfügen. Nicht jeder Charakter aus der Coral Gables Serie wird in diesem Buch erwähnt oder kommt zu Wort, weil es den Rahmen der handelnden Figuren sprengen würde, aber einige haben zumindest einen kurzen Auftritt. Für die leichtere Zuordnung findet ihr am Ende eine Übersicht der Charaktere aus der Coral Gables Serie, die nach Familien geordnet ist.

Ich wünsche Dir viel Spaß mit Ellies und Fionns Geschichte.

Dieses Buch

Nachdem ihre Eltern ihr verboten haben, mit ihren Freundinnen ein Rockfestival zu besuchen, geht Ellie mit ihrem älteren Bruder joggen. Dabei stellen die beiden fest, dass in der Nachbarschaft eine neue Familie eingezogen ist. Der charismatische Fionn Brady ist der Sohn eines Rockstars und Liebling der Frauen.

Der Badboy verdreht ihr schnell den Kopf, doch hat er Probleme, die Ellie zeigen, dass die Welt nicht nur rosarot ist. Ihr Vater Delsin möchte den Kontakt der beiden unterbinden, jedoch hat er die Rechnung ohne seine Tochter gemacht. Ellie lässt sich nicht davon abhalten, Fionn zu sehen und versucht ihm zu helfen, allerdings stößt er sie vor den Kopf. Ein Wort gibt das andere und sie erkennt, dass ihr Herz als Einziges involviert ist.

Fionn erkennt, dass seine Gefühle für Ellie stärker sind, als er für möglich gehalten hat, deshalb versucht er alles, um sie zurückzugewinnen.

Wird Ellie ihm noch eine Chance geben oder wird sie ihm die gleiche Kälte zeigen, die er ihr gezeigt hat?

KapitelEins

Ich sitze in der Küche und sehe meinen Vater mürrisch an. »Ernsthaft, Dad?«, hake ich ungeduldig nach.

»Ja, ernsthaft«, erwidert er.

»Dad, Grandpa kommt ständig zu Besuch und dieses Festival findet nur einmal im Jahr statt. Warum darf ich wirklich nicht mit meinen Freundinnen dorthin fahren?«, möchte ich beinahe verzweifelt wissen.

Mein Vater hebt seine kantige Augenbraue. »Ellie, auf solchen Festivals wird Alkohol getrunken, es werden Drogen genommen und man hat Sex, den ich dir verbiete.«

»Ich bin neunzehn Jahre alt, Dad!«, herrsche ich ihn an. Außerdem ist der Zug mit dem Sex längst abgefahren, nur das werde ich ihm ganz sicher nicht sagen.

»Und benimmst dich gerade wie eine Zwölfjährige«, hält er gelassen dagegen. »Du bleibst hier und wirst dieses Festival nicht besuchen, Ellie, das ist mein letztes Wort!«

»Geht’s schon wieder um dieses Rockfestival?«, fragt Mom, als sie in die Küche kommt.

»Ja, deine Tochter will nicht akzeptieren, dass ich es verbiete«, entgegnet Dad.

»Ach? Jetzt ist sie wieder meine Tochter?«, hakt Mom mit gehobenen Augenbrauen nach.

»Ich müsste euch nicht mal fragen, immerhin bin ich neunzehn«, grätsche ich dazwischen, bevor Dad ihr antworten kann.

Dad schnaubt, stellt seine Tasse auf den Küchentresen und kommt zu mir. Er stemmt seine Handflächen auf die Tischplatte und sieht mich vernichtend an. Seine grünen Augen wirken dadurch viel intensiver. »Du lebst unter meinem Dach, junge Dame, und solange das der Fall ist, tust du, was ich dir sage.«

Ich verenge die Augen ein wenig. »Du ruinierst mein Leben, alter Mann!«

Seine Gesichtszüge entgleisen, während Mom auflacht. »Wie bitte?«

»Du ruinierst mein Leben«, herrsche ich ihn an und stehe so ruckartig auf, dass der Stuhl hinter mir umkippt.

»Stell ihn wieder hin«, verlangt er.

»Nein!« Ich gehe an ihm vorbei und werfe Mom einen hilfesuchenden Blick zu. »Kannst du mit ihm reden? Heaven und Raven dürfen auch dorthin.«

»Kommt ein Erwachsener mit?«, hakt Mom nach.

»Dale fährt uns, aber sie geht nicht mit auf das Festival«, antworte ich.

Mom schüttelt den Kopf. »Nein, ich werde nicht mit deinem Dad reden. Nur weil Dale und Faith ihren Töchtern erlauben, dorthin zu fahren, erlaube ich es nicht.«

Ich hätte es mit einer Lüge versuchen sollen, dann dürfte ich mit absoluter Sicherheit mit meinen Freundinnen zu dem Rockfestival fahren. »Na toll.«

»Und ich denke, ich werde mit den beiden sprechen, denn ich bezweifle, dass sie genau wissen, um was für ein Festival es sich handelt«, meint Mom.

»Lass mich lieber mit Ave und Anson sprechen«, mischt Dad sich ein.

»Sie wissen, dass wir zu einem Festival wollten. Die Karte darf ich jetzt übrigens weit unter Wert verkaufen, weil ich sie sonst nicht loswerde, dabei war sie schweineteuer.« Ich klinge mächtig angepisst, aber meine Eltern sollen merken, dass sie mir nicht nur diesen Ausflug, sondern die nächsten Tage und Wochen versaut haben.

»Du hättest vorher mit uns sprechen sollen, statt sofort das Ticket zu kaufen«, hält Dad dagegen. »Und jetzt werde ich Ave und Anson anrufen, um zu erfahren, ob sie wirklich wissen, wohin euer kleiner Wochenendtrip gehen soll.«

»Na toll, dann bin ich am Ende schuld, wenn die beiden es Heaven und Raven doch verbieten«, halte ich wütend dagegen. »Du bist so ewig gestrig, Dad.«

Mom lacht laut. »Stimmt, dein Dad ist der totale Spießer.«

»Blümchen!«, ruft er aus. So hat er Mom schon immer genannt, dabei finde ich es total peinlich. Die beiden gehen stramm auf die fünfzig zu und sprechen sich immer noch mit ihren Spitznamen an.

»Ich gehe auf mein Zimmer.«

»Sei bitte nicht zu laut, Quiara liegt im Gästezimmer«, sagt Mom.

»Ja super. Wann kümmern Cam und Lucy sich denn mal um ihre Tochter?«, möchte ich wissen.

Dad räuspert sich geräuschvoll. »Dein Bruder macht den Master in Architektur, Lucy geht arbeiten, weil sie nicht ausschließlich von uns abhängig sein will. Du solltest vorsichtig sein und aufpassen, was du sagst.«

Ich sehe ihn vernichtend an.

»Isst du heute mit uns oder bist du später bei Heaven oder Raven?«, fragt Mom, als ich zur Tür gehe.

»Was kochst du?«

»Hühnchen«, antwortet sie.

»Dann esse ich mit«, entgegne ich und verlasse schließlich die Küche.

»Alles klar«, ruft sie, als ich mich auf den Weg nach oben mache.

Lilly kommt mir entgegen und hebt die Augenbrauen. »Gab es Ärger mit Mom und Dad?«

»Sie haben mir verboten, mit Heaven und Lilly zu dem Rockfestival zu fahren«, erwidere ich genervt. »Was bedeutet, dass ich ein Wochenende ohne meine Freundinnen klarkommen darf, sofern Dad nicht auch noch Ave und Anson davon überzeugt, dass sie Heaven und Raven nicht fahren lassen.«

»Ich glaube nicht, dass er das schafft, immerhin sind die beiden nicht so streng wie er«, sagt sie.

Ich nicke knapp. »Stimmt, aber na ja, er wird noch sehen, was er davon hat.«

»Willst du ihn wieder verrücktmachen?«, hakt sie grinsend nach.

»Aber so was von«, antworte ich, dann laufe ich weiter hoch. Als ich oben bin, gehe ich in mein Zimmer und schubse die Tür hinter mir zu, allerdings fällt sie lauter ins Schloss als gedacht und nur einen Moment später höre ich Quiara weinen. »Fuck«, stoße ich leise aus, verlasse mein Schlafzimmer wieder und laufe zum Gästezimmer. »Hey, Baby«, sage ich leise, als ich zu ihr ans Bettchen gehe.

Sie steht auf und schaut zu mir hoch, streckt sogar die Arme nach mir aus.

»Willst du mit mir in mein Zimmer kommen?«

Quiara zieht die Mundwinkel runter und weint etwas lauter.

»Okay.« Ich hebe sie aus dem Bettchen und verlasse den Raum mit ihr.

»Ist die Kleine aufgewacht?«, ruft Mom.

»Ja, ich nehme sie mit auf mein Zimmer und bringe sie wieder zum Schlafen«, antworte ich.

»Alles klar.«

Ich verschwinde mit Qui in meinem Schlafzimmer, schubse abermals die Tür zu und lege mich mit ihr ins Bett. Ich halte meine kleine Nichte im Arm, streichle ihren Bauch und singe ihr das Schlaflied vor, das Mom auch immer Lilly vorgesungen hat. Zwar bin ich keine besonders gute Sängerin, aber für die Kleine reicht’s, hoffe ich. Ansonsten wird Cam ihr erklären müssen, warum sie ich sie schwer traumatisiert habe. Bei dem Gedanken muss ich lächeln, was auch meine kleine Nichte ansteckt.

* * *

»Lalala«, macht Qui, weshalb ich die Augen aufschlage.

Ich hebe den Kopf und schaue sie an. »Bist du ausgeschlafen?«, frage ich lächelnd.

Meine Nichte grinst mich an.

»Du bist sicher ausgeschlafen und ich auch«, stelle ich fest, richte mich auf und strecke mich. Danach hebe ich sie auf meine Arme. »Dann schauen wir mal, was Granny und Grandpa so machen.« Ich gehe mit ihr an den Spiegel und betrachte meine Reflexion. Zufrieden stelle ich fest, dass mein Make-up hält, was es verspricht, und nicht verschmiert ist. Mit Quiara auf dem Arm verlasse ich mein Schlafzimmer und mache mich auf den Weg nach unten.

»Ich verstehe nicht, wie die beiden erlauben können, dass Raven und Heaven zu diesem Festival fahren«, sagt Dad.

Wenigstens konnte er weder Ave noch Anson ausreden, dass die beiden dorthin fahren. Nur ich darf nicht mit, was mich echt ankotzt. Vielleicht sollte ich Reese fragen, ob er mir fürs Wochenende ein Alibi gibt. Allerdings wäre es mies, wenn Mom dann mit Shai telefoniert und erfährt, dass ich gar nicht dort bin. Nein, Phoenix wäre die bessere Alternative, denn Sadie und er haben eine eigene Wohnung. Aber er hat abartig viel mit meinen Brüdern zu tun, womit die Sache auch auffliegen würde. Ach Fuck, ich hasse es, dass Dad mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, denn Mom hatte es mir erlaubt. Dann kam Dad, sie ist eingeknickt und ich bin am Arsch.

Als ich Quiara nach unten getragen habe, schaue ich mich nach meinen Eltern um. Schließlich finde ich sie mit Ave, Dale, Anson und Faith auf der Terrasse. »Hey, Leute«, brumme ich.

»Steht dir gut«, sagt Anson grinsend und deutet auf Quiara.

»Ahahaha«, gebe ich sarkastisch zurück.

»Das würde mir noch fehlen, dass noch eins meiner Kinder so früh Mutter oder Vater wird«, sagt Dad und sieht mich an. »Wag es nicht, dich schwängern zu lassen. Niemals, klar?«

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Sag mal, geht’s noch?« Danach setze ich Quiara auf Moms Schoß. »Sie ist vor ein paar Minuten aufgewacht. Ich denke, sie wird gleich Hunger haben.«

»Alles klar.« Mom schlingt ihren Arm um Quiaras Bauch.

»Ich bin wieder in meinem Zimmer«, verkünde ich und wende mich ab.

»Ellie?«, spricht meine Tante mich an.

Ich drehe mich zu Faith um. »Was ist?«

»Raven und Heaven sind unten am Strand und haben schon nach dir gefragt. Willst du dich nicht zu ihnen legen?«

»Um mir anzuhören, was sie alles fürs Wochenende einpacken werden, wenn sie zu dem Festival fahren, das Dad mir netterweise verboten hat? Nein danke«, entgegne ich und gehe wieder ins Haus.

Ich bin echt angefressen, weil Dad mir den Besuch verboten hat. Hier in Miami darf ich jedes Konzert besuchen, das mich interessiert, aber wehe, es geht um ein Wochenende mit meinen Freundinnen. Dann darf ich nicht. Hunter und Camren hatten viel mehr Freiheiten als ich und wenn ich dieses Argument anbringe, bekomme ich von Dad die Antwort, dass sie Männer sind und er sich um sie weniger Sorgen machen müsste. Klar, deshalb ist Camren auch so jung Vater geworden, weil Dad sich weniger Sorgen machen musste. Kopfschüttelnd gehe ich in die Küche und hole eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank.

»Bist du immer noch stinkig, weil ich dir das Festival verboten habe?«, fragt Dad unverhofft.

Ich zucke zusammen und drehe mich zu ihm um. »Ich bin nicht stinkig, sondern sauer. Camren und Hunter durften immer alles, das Ende vom Lied war, dass Camren ziemlich jung Vater geworden ist. Das ist natürlich völlig okay, immerhin darf er mietfrei hier wohnen, arbeitet in deiner Firma, Lucy ist hier eingezogen … Aber wenn ich einmal mit meinen Freundinnen nach Nevada will, um ein Festival zu besuchen, ist das eine Katastrophe, die um jeden Preis verhindert werden muss.«

Dad hebt eine Augenbraue. »Ellie, als ich in deinem Alter war …«

»Jetzt komm doch nicht mit dem Argument, Dad«, unterbreche ich ihn genervt.

»Doch, denn als ich in deinem Alter war, wurden auf solchen Festivals Drogen vertickt und konsumiert, gesoffen und es kam ständig zu sexuellen Übergriffen. Ich verbiete es nicht, weil ich dir nicht vertraue, sondern weil ich dich beschützen will«, erklärt er und ich sehe die Sorge und Aufrichtigkeit in seinen Augen, doch ignoriere ich sie gekonnt.

»Beschütz Lilly, aber lass mich aus dem Spiel, Dad. Du hast immer an allem etwas auszusetzen, was ich mir vornehme. Du hast ein Drama gemacht, als ich dir sagte, dass ich nicht Architektur studieren will. Du bist ausgeflippt, als ich dir sagte, dass ich auf die Designschule will, was ich abgehakt habe, weil du so ein Theater gemacht hast … Und jetzt studiere ich etwas, was ich scheiße finde, nur damit der große Delsin Rough zufrieden ist und sich nicht schämen muss, weil seine Tochter Designerin geworden ist«, werfe ich ihm vor. »Ich wollte nur einmal mit meinen besten Freundinnen zu einem Festival, was du auch wieder verbietest. Ich habe keine Ahnung, was dein Problem ist, aber du solltest es in den Griff bekommen, denn ich bin erwachsen.« Ich nehme die Colaflasche an mich und verlasse die Küche.

»Lass mich jetzt nicht einfach so stehen«, sagt er ernst.

»Doch, denn ich habe keine Lust, mich mit dir zu streiten.«

»Ellie, du kannst mir nicht deine Meinung um die Ohren ballern und erwarten, dass ich nichts dazu zu sagen habe«, hält Dad dagegen.

Auf der Treppe bleibe ich stehen und drehe mich zu ihm um. »Dann sag mir, was du zu sagen hast.«

»Die Designschule wollte ich nicht finanzieren, das stimmt, aber nur, weil ich sehr viel mehr in dir sehe, Ellie. Und ja, Camren mag früh Vater geworden sein, aber das ist ein ganz anderes Thema. Ich habe mich bereiterklärt, für ihn, Lucy und die Kleine aufzukommen, damit er sein Studium zu Ende bringen kann, statt sich einen Job suchen zu müssen, damit er seine Familie ernähren kann.« Er seufzt. »Ich möchte, dass euch alle Türen offenstehen, Ellie, und ein Designstudium würde dir vielleicht ein paar Türen öffnen, aber am Ende würdest du nur für einen großen Designer arbeiten, der sich mit deinen Werken brüstet.«

»Ja klar«, sage ich sarkastisch.

»Sei nicht so eine Zicke, Ellie«, kontert Dad und ich sehe, dass das Grün seiner Augen intensiver wird. Jetzt kommen wir wenigstens an den Punkt, dass er seiner Wut freien Lauf lässt.

»Cool, das Argument wieder. Ich bin eine Zicke, vielleicht kommt ja auch noch, dass ich verwöhnte Göre bin.«

»Du bist verwöhnt, zickig und undankbar. Deine Mom und ich arbeiten hart, damit ihr studieren könnt. Hast du eigentlich eine Ahnung, was dein verdammtes Studium kostet?«, herrscht er mich an.

»Ja, ist mir bewusst und die Designschule wäre wesentlich günstiger gewesen«, lasse ich ihn wissen. »Dad, ich habe keine Lust, mich mit dir zu streiten.«

»Wir streiten nicht, wir diskutieren.«

»Gott«, stoße ich genervt aus und verdrehe die Augen. »Ich wollte nie an die U, Dad, sondern studiere nur dort, weil du es so wolltest. Mom stand hinter mir, aber du hast deinen Sturkopf durchgesetzt. Wenn das deine Art ist, dafür zu sorgen, dass wir glücklich sind, hast du in meinem Fall versagt.« Ich drehe mich weg und laufe die Treppe hoch.

»Ernsthaft? Ich will bloß verhindern, dass dir auf diesem Festival etwas passiert, und du wirfst mir diese Brocken vor die Füße? Ich will nur, dass du in Sicherheit bist und sich niemand an dir vergreift, Ellie.«

»Wer soll sich denn an mir vergreifen?«, frage ich, als ich oben stehenbleibe. Noch einmal schaue ich zu ihm runter. »Wer?«

»Irgendwelche notgeilen Kerle, die dich entjungfern.«

»Wow«, gebe ich überrumpelt zurück und räuspere mich. »Tut mir leid, Dad, aber der Zug ist vor geraumer Zeit abgefahren.«

»Was?«, ruft er schockiert aus. »War das dieser Mitch?«

»Nein.«

»Bastien?«

»Ich werde es dir sicher nicht sagen, weil ich genau weiß, dass du dich in deinen Scheißferrari setzen und zu demjenigen fahren wirst, mit dem ich geschlafen habe«, halte ich dagegen, wende mich ab und mache mich auf den Weg zu meinem Zimmer.

»Camille!«, brüllt er im nächsten Moment.

Kopfschüttelnd verschwinde ich in meinem Zimmer und schubse die Tür hinter mir zu. Ich bin froh, dass ich Mom auch nichts von meinem ersten Mal erzählt habe. Selbst Heaven und Raven wissen nichts davon, weil ich genau weiß, dass sie mit ihren Müttern darüber sprechen, die es wiederum meine wissen lassen.

Es ist zum Kotzen, Elena Rose Rough zu sein.

* * *

KapitelZwei

Seit zwei Tagen habe ich nicht mit Dad gesprochen, weil er immer noch versucht, herauszufinden, mit welchem meiner Exfreunde ich geschlafen habe. Dabei war es nicht mal einer, mit dem ich zusammen war, sondern Phoenix Bishop, mit dem ich nach einer Party im Bett gelandet bin. Wir beide haben mit niemandem darüber gesprochen, denn ich weiß, meine Brüder würden ihn umbringen, wenn Dad nicht derjenige ist, der es tun würde.

Es klopft an meiner Tür.

»Wer stört?«, rufe ich.

Sie wird geöffnet und Hunter steckt seinen Kopf in mein Zimmer. »Kommst du mit joggen?«

»Hat Camren keine Lust?«, möchte ich wissen. »Sonst fragst du mich doch auch nicht.«

»Er ist arbeiten«, antwortet er. »Also?«

Ich verenge die Augen. »Oder hat Dad dich geschickt, damit du mit mir sprichst, weil ich ihn ignoriere?«

»Dad hat mich nicht darum gebeten«, erwidert Hunter irritiert. »Komm schon, Ellie, ich weiß genau, dass du in einer guten Stunde allein joggen gehen würdest, also kannst du mich doch auch begleiten.«

»Wieso fragst du nicht Jazz?«, möchte ich wissen.

»Weil sie mit ihrer Tante das Atelier einrichtet. Laura hat eine Ausstellung bei Vy.«

»Ach so.«

»Also hat sie auch keine Zeit und Lucy will ich nicht fragen, sie ist fix und fertig von der Arbeit.«

»Aha«, erwidere ich.

Hunter verdreht die Augen. »Ellie, komm schon. Du gehst so oder so joggen, ich auch, dann können wir auch gemeinsam laufen gehen.«

»Na schön. Wann willst du los?«, hake ich nach.

Mein älterer Bruder schubst die Tür auf und zeigt mir, dass er schon sein Sportoutfit trägt. »Meinetwegen sofort.«

»Ich ziehe mich um, dann komme ich runter, okay?«

»Alles klar.« Hunter grinst zufrieden, als er mein Zimmer verlässt und die Tür hinter sich schließt.

Ich stehe vom Bett auf und gehe in mein Bad. Glücklicherweise habe ich das Zimmer bekommen, das ein angeschlossenes Badezimmer hat. Ich werfe einen Blick in den Spiegel, kämme mein Haar und binde es zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Danach wische ich das Make-up von meinem Gesicht, da ich gleich sowieso schwitze, frische aber meine Mascara auf. Ich gehe nie ungeschminkt aus dem Haus, selbst fürs Joggen trage ich zumindest Augenmake-up auf. Nachdem ich mit meiner Erscheinung zufrieden bin, gehe ich zurück ins Schlafzimmer und hole eine Sporthose und ein Top aus dem Schrank. Ich ziehe mich aus, danach einen Sport-BH an, weil meine Oberweite mich sonst umbringt, und schließlich das bauchfreie Top darüber. Anschließend schlüpfe ich in die dreiviertellange Sporthose.

Als ich auch meine Laufschuhe trage, schnappe ich mir mein Handy und stecke es in die Armbinde, damit ich es bei mir habe. Als ich sicher bin, dass ich es nicht verliere, verlasse ich mein Zimmer. »Hunter?«, rufe ich durchs Haus.

»Ich bin unten«, antwortet er laut.

Ich laufe zur Treppe, diese runter und finde meinen Bruder in der Küche. »Ernsthaft? Wir wollen joggen und du ziehst dir ein fettes Sandwich rein?«

Er sieht mich mit einer gehobenen Augenbraue an. »Das ist das Erste, was ich heute esse.«

»Damit hättest du vielleicht bis nach dem Sport warten sollen«, erwidere ich. »Ich nehme keine Rücksicht auf dich, wenn du rumheulst, weil dir schlecht ist.«

»Damit kann ich leben, denn ich weiß genau, dass du wieder heulst, wenn wir die üblichen zehn Meilen laufen.«

Ich zucke mit den Schultern. »Ich gehe mich aufwärmen, komm raus, wenn du Moms Herzinfarktsandwich gegessen hast«, grinse ich.

»Ellie!«, ruft Mom lachend aus. »Das ist nur ein Fleischbällchensandwich.«

Ich lächle sie bloß an, danach schaue ich meinen Bruder wieder an. »Strand oder Straße?«

»Wir fangen mit der Straße an und laufen nach der halben Strecke über den Strand weiter«, antwortet er.

»Dann warte ich vor der Haustür und wärme mich auf«, erwidere ich und verlasse die Küche.

»Hey, Kleines«, sagt Dad, aber ich gehe an ihm vorbei und weiter nach draußen.

»Willst du mich wirklich noch länger ignorieren?«, fragt er, als er mir vor die Haustür folgt.

Ich seufze resigniert und drehe mich zu ihm um. »Kannst du mich bitte in Ruhe lassen?«

Dad nickt. »Ja, wenn du wieder mit mir sprichst.«

»Was mache ich denn gerade?«, hake ich irritiert nach. »Ich rede mit dir, also ignoriere ich dich im Moment nicht.«

Mein Vater schnalzt mit der Zunge. »Na schön, der Punkt geht an dich.«

»Danke.« Ich fange an, mich zu dehnen, weil Hunter mich mit absoluter Sicherheit mehr als zehn Meilen laufen lässt. Eigentlich gehe ich immer alleine joggen oder auf das Laufband im Keller. Dad hat sich dort einen Fitnessraum eingerichtet, weil er morgens nicht die Zeit hat, zwei Stunden durch die Gegend zu joggen, deshalb hat er seine Zeit geteilt und trainiert je morgens und abends eine Stunde.

»Gehst du mit Hunter laufen?«

»Ja, sofern Moms Sandwich nicht dafür sorgt, dass er an einem Herzinfarkt stirbt, habe ich das vor.«

Dad nickt. »Dein Bruder wird schon nicht tot umfallen.« Er räuspert sich. »Aber wahrscheinlich wird er nach halber Strecke jammern, weil ihm das Sandwich so schwer im Magen liegt.«

»Möglich«, stimme ich zu, während ich meine Beine dehne. »Mich wundert nur, dass er mich gefragt hat, weil er es sonst nicht macht.«

»Cam sitzt im Büro und lernt schon ein wenig für den Job, den er später bei uns in der Firma macht.«

»Wieso muss Hunter es nicht lernen?«, möchte ich wissen.

»Er saß gestern den ganzen Tag in der Firma«, erwidert Dad.

»Ah ja«, stoße ich aus.

»Wegen des Festivals«, beginnt Dad, weshalb ich innehalte.

Ich schaue ihn fragend an.

»Ich habe noch mal mit deiner Mutter gesprochen und wir erstatten dir das Geld für das Ticket und nächstes Jahr kannst du hinfahren, okay?«

Meine Augenbraue gleitet in die Höhe. »Das bringt’s jetzt nicht unbedingt.«

»Ellie, es ist Freitagabend. Heaven und Raven sind gestern Abend oder heute früh aufgebrochen … Du würdest es gar nicht mehr rechtzeitig schaffen.«

»Ja, ich weiß. Ich habe das Festival schon abgeschrieben und werde am Wochenende zu Hause bleiben.«

»Du kannst doch etwas mit deinen Geschwistern unternehmen oder mit Sadie und Phoenix.«

»Ja sicher, ich habe doch nicht viel mit den beiden zu tun wie Cam und Hunt«, halte ich dagegen. Außerdem gehe ich Phoenix lieber aus dem Weg, seit wir miteinander im Bett gelandet sind.

»So, da bin ich«, verkündet Hunter. »Bist du fertig?«

Ich schaue zu meinem Bruder. »Ich dehne mich noch, solltest du auch machen, sonst hast du morgen Muskelkater«, antworte ich lächelnd.

»Soll ich dir helfen?«

Daraufhin ziehe ich die Augenbrauen zusammen.

»Okay, das gucke ich mir nicht an, ich weiß noch, wie sie das letzte Mal geschrien hat«, sagt Dad und deutet zur Haustür. »Bring deine Schwester nicht um.«

»Keine Sorge, das überlasse ich dir«, kontert mein Bruder.

Ich schnaube amüsiert. »Idioten«, nuschle ich.

Hunter sieht mich fragend an. »Also, soll ich dir helfen?«

Ich nicke ihm zu und setze mich auf den Boden. Danach lege ich mich auf den Rücken und strecke ihm mein rechtes Bein entgegen.

Hunter legt seine Hände an meinen Knöchel und in meine Kniekehle, dann zieht er es zu meinem Oberkörper.

»Aua«, keuche ich, als es anfängt, unangenehm in meinem Hintern zu ziehen.

»Wenn’s wehtut, wirkt’s«, hält er dagegen.

»Du solltest dich lieber selbst dehnen, statt mich zu quälen.«

Hunter grinst, schüttelt aber auch den Kopf. »Dein linkes Bein noch, dann kannst du mir helfen.«

»Na schön.«

Mein Bruder macht mit meinem linken Bein weiter und wieder knurre ich, weil es unheimlich wehtut. Als er fertig ist, tauschen wir die Plätze und ich helfe ihm dabei, seine Beine zu dehnen. »Gott, jetzt weiß ich, warum es dir wehtut.«

»Ich nehme genauso wenig Rücksicht auf dich wie du auf mich, Hunter«, halte ich dagegen.

»Ich will auch keine Rücksicht«, erwidert er.

»Gut, dann heul nicht rum.«

Als ich fertig bin, steht er auf und dehnt noch seine Arme.

* * *

Hunter bleibt an meiner Seite, oder eher gesagt, bleibe ich an seiner, da er sich seit gut einer Meile darüber beschwert, dass ihm das Sandwich schwer im Magen liegt.

»Ich habe dir gesagt, dass es zu schwer ist«, erwidere ich lachend und steuere die Treppe an, die zum Strand führt.

»Wow, warte mal. Hier scheinen neue Leute eingezogen zu sein«, sagt er, weshalb ich stehenbleibe. Na ja, ich jogge auf der Stelle weiter.

»Na und? Es ziehen ständig neue Leute in die Straße«, halte ich dagegen.

»Schon, aber wir sollten uns vorstellen, vielleicht haben sie Kids.«

Ich verdrehe die Augen. »Hunter, ich will weiter laufen, statt Smalltalk mit den neuen Nachbarn zu führen.«

»Komm schon, wir stellen uns nur kurz vor.«

»Geh doch später oder morgen mit Mom zu ihnen. Sie und Dale werden sicher wieder die neuen Nachbarn begrüßen.«

»Na gut«, gibt er sich geschlagen und kommt zurück an meine Seite.

Wir laufen weiter, joggen die Stufen zum Strand runter und schlagen so den Weg nach Hause ein. Es ist keine ganze Meile mehr, bis wir dort sind, und ich freue mich auf die Dusche. Heute ist es abartig warm, was im Sommer normal ist, und meine Kleiderwahl war beschissen. Ich hätte das weiße Sportdress anziehen sollen, nicht das schwarze, aber hinterher ist man immer schlauer.

»Hey, das ist ein privater Strandabschnitt!«, ruft uns jemand zu.

Ich schaue nach links zu dem Haus, in das wohl wirklich neue Nachbarn eingezogen sind. Auf dem Balkon steht ein Mann mittleren Alters.

»Wissen wir, wir wohnen nur ein paar Häuser weiter«, antwortet Hunter gelassen und bleibt stehen, weshalb ich abermals auf der Stelle jogge.

»Könntest du bitte nicht rumbrüllen, wenn du auf meinem Balkon stehst?«, höre ich jemanden fragen, er klingt genervt. Einen Moment später taucht ein junger Mann auf. Ich glaube, er ist im Alter meiner Brüder. Er schaut zu uns runter. »Lauft einfach weiter, mein Dad hat sie nicht mehr alle.«

»Das kennen wir ganz gut«, erwidere ich lachend und stupse meinen Bruder an. »Jetzt lass uns weiterlaufen, ich will unter die Dusche.«

»Wo wohnt ihr?«

»Eine halbe Meile den Strand runter«, ruft Hunter ihm zu.

»Jetzt komm endlich!«, herrsche ich meinen Bruder ungeduldig an, packe seinen Arm und ziehe ihn mit mir.

»Vielleicht sieht man sich mal«, erwidert der Kerl. Ich habe keine Ahnung, wie sein Gesicht auszieht, da er ein Basecap trägt, aber sein Körper ist … Wow. Einfach wow. Sogar ein sehr großes WOW! So trainiert sind nicht mal meine Brüder, dabei machen die beiden und ihre Freunde schon abartig viel Sport, wenn sie nicht gerade in der Uni oder arbeiten sind.

»Bestimmt«, antwortet Hunter, während ich von meiner Geduld verlassen werde.

»Hunter, jetzt komm endlich«, sage ich genervt.

»Wir müssen weiter, komm doch später vorbei. Uns kann man nicht verfehlen, da immer was los ist!«, lässt mein Bruder ihn wissen, danach läuft er wieder los.

Kopfschüttelnd folge ich ihm. »Du bist ein Schleimer«, stelle ich fest, als ich ihn eingeholt habe.

»Ich bin nur freundlich, so wie Mom uns erzogen hat.«

»Stimmt, hätte Dad das übernommen, hätten wir alle Mundwerke wie Bauarbeiter.«

»Die haben wir sowieso, verheimlichen sie aber vor Mom«, kontert mein Bruder lachend. »Legen wir einen Zahn zu?«

»Klar, wer zuerst zu Hause ist.« Sofort renne ich los, auch wenn ich weiß, dass er mich überholen wird. Hunter ist mehr als zwanzig Zentimeter größer als ich und hat entsprechend längere Beine. Mit der Größe schlage ich leider total nach Mom, während meine Brüder und sogar Lilly nach Dad kommen. Insgesamt sehe ich ihr ähnlicher, bloß die Augen habe ich von Dad, aber meine drei Geschwister kommen total nach unserem Vater. Ich werfe einen Blick über meine Schulter und sehe, dass Hunter doch weiter zurückliegt, als ich erwartet habe. »Komm schon, du lahme Krücke!«, rufe ich ihm zu.

»Ich lasse dich gewinnen«, erwidert er amüsiert.

»Das ist ja langweilig«, halte ich dagegen. »Jetzt mach schon, ich laufe nicht weiter, bis du aufgeholt hast.«

»Na schön.« Mein Bruder nimmt die Beine in die Hand und mit einem Mal zieht er an mir vorbei.

Ich renne wieder los und überhole ihn noch einmal. »Tja, du hättest das Sandwich nicht essen sollen«, lache ich, als wir auf der Zielgeraden sind. Ich mobilisiere all meine Kräfte, da ich sonst immer lange nach meinem Bruder zu Hause ankomme, wenn wir schon mal miteinander joggen gehen. Nur heute gönne ich ihm diesen Erfolg nicht. Ich springe auf die erste Stufe der Treppe, die zu unserer Terrasse hochführt, und drehe mich um. Mein Bruder kommt eher gemächlich auf mich zu. Schwer atmend stemme ich die Hände auf meine Oberschenkel und beuge mich leicht vor, um durchatmen zu können. »Du faules Stück«, sage ich grinsend, als er mich erreicht hat.

Hunter grinst. »Sorry, aber das Sandwich war echt eine Nummer zu groß.«

»Ich hab’s dir ja gesagt.«

»Ja ja ja«, brummt er und deutet die Treppe hoch. »Lass uns reingehen.«

»Sicher, Chef.« Ich jogge vor ihm die Stufen hoch und bin überrascht, als ich Hailey und Phoenix auf der Terrasse sehe. »Hey. Wo ist denn Clay?«

»Er hat zu tun«, erwidert Hailey und erhebt sich. »Hallo, Süße.« Sie kommt auf mich zu, aber ich weiche zurück.

»Wir waren gerade joggen und ich bin total verschwitzt. Ich umarme dich nach meiner Dusche.«

»Damit bin ich einverstanden«, erwidert sie lächelnd.

»Hey, Alter«, grüßt Hunter Phoenix. »Kommst du mit nach oben?«

»Geh erst mal duschen, sonst riecht dein Zimmer nachher nach Pumakäfig und ich ersticke womöglich noch«, erwidert Phoenix grinsend und schaut an Hailey vorbei. »Hey, Elena.«

Ich winke ihm kurz. »So, ich bin oben, damit ich mein Zimmer und das Haus nicht in einen Pumakäfig verwandle«, lasse ich die drei wissen und eile ins Haus. Sonst grüßt Phoenix mich nicht, jetzt hat er es sicher nur wegen Hailey getan. Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, seit wir vor ein paar Wochen miteinander im Bett gelandet sind. Ich glaube, er weiß nicht mal, dass er mein erster Mann war, was er auch nicht wissen muss. Es ist mir peinlich, dass ich mein erstes Mal so spät erlebt habe, dabei war meine Mom noch älter als ich, als sie ihr erstes Mal erlebt hat. Mit Dad. Ich hätte ihn ja nicht geheiratet, aber Mom muss etwas in ihm sehen, was sie total toll findet. Keine Ahnung, wie oft ich mir schon die Geschichte anhören durfte, dass sie ihm nicht nur eine reingehauen hat, als sie einander kennengelernt haben.

Im großen Eingangsbereich kommt mir meine Mutter entgegen. »Oh, schon zurück?«

»Ja, ich habe den Sandwichtarzan angetrieben, nachdem er anfing zu jammern.« Ich räuspere mich. »Ein paar Häuser weiter ist jemand eingezogen.«

»Im Bennett Haus?«

Ich nicke ihr zu. »Ja.«

Jamie Bennett, ein Mädchen, mit dem ich zur Highschool ging, ist dort aufgewachsen, aber vor ein paar Monaten mit ihren Eltern weggezogen. Ich weiß nicht, warum sie sie begleitet hat, denn sie hat auch Kommunikationswissenschaften an der U studiert. Wir waren in den gleichen Kursen und sind immer gemeinsam zur Uni gefahren. Jetzt sitze ich ganz allein in den Vorlesungen, die mir zu den Ohren rauskommen. Aber gut, ich finde es spannender, als mir anzuhören, wie irgendwelche Häuser gebaut werden. Dads Job ist in meinen Augen total langweilig, zudem mag ich es nicht, Betonklötze zu entwerfen. Kleidung liegt mir mehr und wenn ich Zeit habe, sitze ich sogar mit Mom im Hobbyraum und wir nähen miteinander. So kamen wir beide schon an einige neue Kleidungsstücke.

»Und wer?«

»Keine Ahnung, sah nach einem Vater mit Sohn aus, aber ich weiß es nicht. Hunter hat sich kurz via Brüllen mit dem Jüngeren unterhalten und meinte, man würde sich hier sicher mal sehen«, erzähle ich und deute die Treppe hoch. »Ich gehe duschen.«

»Kommst du gleich zu uns auf die Terrasse? Hailey und Phoenix sind gekommen, Archer kommt gleich noch mit Clay.«

»Mal schauen«, entgegne ich und wende mich den Stufen zu. »Jetzt gehe ich erst mal duschen.«

»Alles klar.«

Ich jogge hoch, als ich Phoenix und Hunter höre, weshalb ich meine Schritte noch einmal beschleunige. Ich gehe ihm lieber aus dem Weg, statt mich ihm zu stellen. Seit wir miteinander geschlafen haben, ist es verkrampft und wir reden kaum miteinander. Ich verschwinde in meinem Zimmer, schubse die Tür hinter mir zu und laufe direkt weiter ins Bad.

Nachdem ich mich ausgezogen habe, steige ich in die Dusche, drehe das Wasser an und atme auf, als sich meine beanspruchten Muskeln entspannen.

* * *

Ich habe gerade das Badezimmer verlassen, als es klopft. »Wer stört?«

»Ich bin’s, Phoenix.«

Ich schlucke. »Moment, ich bin nicht angezogen.«

Er kommt trotzdem herein. »Ich denke, ich habe schon alles gesehen, was es an dir zu sehen gibt.« Phoenix schließt die Tür hinter sich. »Ist irgendwas passiert?«

»Nein, wieso?«

»Weil du mir seit dieser Party aus dem Weg gehst«, antwortet er.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. »Tue ich nicht.«

»Du setzt dich in der Mittagspause nicht mal zu uns an den Tisch, sondern bleibst für dich.«

»Das stimmt nicht, ich sitze bei meinen Kommilitonen und im Moment sitze ich nur hier, weil wir Ferien haben«, halte ich dagegen und gehe an den Kleiderschrank.

»Ellie«, sagt er mit rauer Stimme.

»Was ist?«, hake ich nach, als ich saubere Unterwäsche aus dem Schrank hole. Ebenso greife ich nach Shorts und einem Top.

»Wir haben miteinander geschlafen und waren uns einig, dass es eine einmalige Sache ist«, meint er.

Ich hole tief Luft und drehe mich zu ihm um. »Ich weiß und da es einmalig war, gehe ich dir nicht aus dem Weg, sondern verhalte mich wie immer.«

Er schüttelt den Kopf. »Ich glaube dir nicht.«

»Es ist aber so«, halte ich dagegen und deute zum Bad. »Ich gehe mich anziehen.«

»Lass dich von mir nicht aufhalten«, erwidert Phoenix gelassen.

»Und ich glaube, du solltest zurück in Hunters Zimmer gehen, er flippt aus, wenn er sieht, dass du hier rauskommst.«

»Er ist gerade erst unter die Dusche gegangen.«

»Schön.« Ich verschwinde in meinem Bad, schließe die Tür und verriegle sie sogar, weil ich verhindern will, dass Phoenix einfach so hereinkommt.

»Weiß jemand von unserer Nacht?«, fragt er durch die geschlossene Holztür.

Ich räuspere mich. »Nein, ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Du vielleicht?«

»Ich auch nicht«, erwidert er.

»Gut, ich hoffe, es bleibt auch so«, entgegne ich, als ich das Handtuch fallen lasse.

»Wenn deine Brüder oder dein Dad davon erfahren, werde ich einen Kopf kürzer gemacht, das würde ich gern vermeiden.«

»Na ja, du studierst Medizin, also könntest du dich selbst wieder zusammenflicken.«

Phoenix lacht. »Nicht, wenn sie mir den Kopf abreißen.«

»Das ist dann aber nicht mein Problem.«

»Ich weiß, ich hätte mich ja auch von dir fernhalten können.«

»Richtig«, stimme ich ihm zu, als ich mich anziehe.

»Warum hast du es keinem gesagt?«

»Um deinen Arsch zu retten, Phoenix«, antworte ich aufrichtig, frottiere meine nassen Haare und kämme sie schließlich. Nachdem das erledigt ist, flechte ich über meine Schulter einen Zopf, befestige ihn mit einem Haarband und verlasse das Bad.

»Nett von dir.«

»So bin ich«, erwidere ich, als ich zu ihm hochschaue.

Phoenix erwidert meinen Blick – ich sehe, dass seine Kiefer mahlen. Schließlich neigt er den Kopf und legt seine Lippen auf meine.

Ich erstarre, aber dann erwidere ich den Kuss, bis es an meiner Tür klopft. Ruckartig löse ich mich von ihm. »Das sollte nicht noch mal passieren.«

»Hast recht«, stimmt er mir leise zu.

Es klopft wieder.

»Herrgott, was?«, rufe ich genervt, nachdem Phoenix sich an meinen Schreibtisch gesetzt hat.

»Hey, Ellie, hast du Phoenix gesehen?«, fragt mein Bruder.

Ich zeige zum Schreibtisch.

»Was machst du denn im Zimmer meiner Schwester?«, hakt Hunter mit gehobener Augenbraue nach.

»Darf ich mich nicht mit ihr unterhalten? Ich kenne sie schon ihr ganzes Leben.«

Hunter seufzt. »Doch, es hat mich nur überrascht, weil ihr sonst kaum miteinander redet.«

»Er hat mich nur etwas fragen wollen«, mische ich mich ein. »Und dann hat er hier auf dich gewartet.«

Hunter verengt die Augen ein wenig und betrachtet mich, doch dann nickt er. »Okay.« Er räuspert sich. »Kommst du mit nach unten, Phoenix?«

»Sicher.« Er erhebt sich und folgt Hunter, schaut aber noch mal zu mir und zwinkert mir zu.

Als die beiden die Tür hinter sich geschlossen haben, atme ich auf. »Gott, wie blöd bist du eigentlich, Ellie?«, frage ich mich leise und gehe zum Bett. Ich lasse mich bäuchlings darauf fallen und verberge mein Gesicht in der Bettdecke. Nach mehreren tiefen Atemzügen richte ich mich auf, stehe auf und schlüpfe in meine Ballerinas. Danach verlasse ich mein Zimmer. Ich mache mich auf den Weg nach unten und gehe weiter auf die Terrasse. »Wo sind denn Hunter und Phoenix?«

»Unten am Strand«, erwidert Hailey.

»Ah.« Ich setze mich neben Mom und lehne mich zurück.

»Alles okay?«, fragt sie.

Ich nicke langsam. »Ja, bloß war das Joggen mit Hunter anstrengend. Ich wusste nicht, dass ein erwachsener Mann so viel jammern kann.«

Die beiden lachen.

»Wieso?«, möchte Hailey schließlich wissen.

Mom räuspert sich. »Hunter hat ein Fleischbällchensandwich gegessen, bevor sie joggen gegangen sind. Ich schätze, das lag ihm schwer im Magen.«

»Darüber maulte er jedenfalls über gut drei Meilen, hat dann noch mit dem Kerl im Bennett Haus gequatscht und auf die letzten Meter schlappgemacht.«

Hailey kichert. »Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich.«

»Eigentlich nicht, deshalb war ich ein wenig genervt.« Ich schaue auf den Tisch, aber die beiden haben bloß eine Flasche Wein im Sektkühler stehen. »Ich hole mir was zu trinken. Soll ich euch irgendwas mitbringen?«

»Nein, wir sind versorgt«, antwortet Mom und sieht zu Hailey. »Oder möchtest du irgendwas anderes trinken?«

»Nein, ich bleibe beim Wein, wenn mein Sohn schon mal den Chauffeur mimt«, erwidert sie grinsend.

»Alles klar, ich hole mir dann etwas.« Ich sehe Mom an. »Wo steckt Lilly?«

»Sie ist oben bei Lucy, um auf Qui zu schauen, da deine Schwägerin in spe duschen wollte.«

»Kommen sie später runter?«

»Ich gehe davon aus«, antwortet Mom. »Spätestens wenn Cam nach Hause kommt, sehen wir sie hier unten, weißt du doch.«

»Stimmt«, nicke ich, anschließend verschwinde ich ins Haus.

* * *

KapitelDrei

»Yo«, sagt Cam, als er auf die Terrasse kommt. Er lässt sich in den Stuhl neben mir fallen und legt seinen Kopf auf meine Schulter. »Trägst du mich nach oben?«

»Am Arsch«, erwidere ich leise, weil Mom mich sonst ermahnt, dabei hat sie selbst ein Mundwerk wie ein Henker.

»Hmpf«, stößt er aus. »Warum nicht? Ich bin dein älterer Bruder und habe dich früher ständig herumgetragen.«

»Ich wiege locker dreißig Kilo weniger als du, wenn nicht sogar vierzig oder fünfzig, es ist klar, dass du mich problemlos tragen kannst, aber ich würde unter deinem Gewicht zusammenbrechen, Bruderherz.« Ich lege meinen Kopf an seinen. »Außerdem habe ich Hunter schon zehn Meilen durch die Gegend gescheucht, weil der Spinner sich vor dem Joggen noch ein fettes Sandwich reingezogen hat.«

Cam lacht. »Sieht ihm ähnlich.«

»Ja«, stimme ich zu.

Mein Bruder löst sich von mir. »Wo ist Hunter überhaupt?«

»Phoenix, Archer und er sind unten am Strand«, antworte ich.

»Und warum sitzt du hier oben?«, möchte er weiter wissen.

»Weil ich nicht die Henne im Korb sein will.« Ich grinse meinen Bruder an. »Raven und Heaven sind ja beim Festival in Nevada und ich hatte keine Lust, mich zu den dreien zu setzen.«

»Kommst du mit runter, wenn Lucy sich anschließt?«

»Mal schauen«, erwidere ich. »Eigentlich bin ich müde und wollte mich gleich hinlegen, statt die ganze Zeit hier rumzulungern.«

»Übertreib doch nicht, Ellie«, mischt sich Mom ein.

Durch aufgeblähte Wangen stoße ich die Luft aus. »Ich bin echt müde, Mom.«

»Dann geh ins Bett«, schlägt sie vor.

»Es ist nicht mal zehn Uhr«, halte ich dagegen. »Wenn ich jetzt schlafen gehe, bin ich um fünf wieder wach.«

Mom seufzt theatralisch. »Was auch immer man vorschlägt, es ist falsch.«

»Das dürftest du doch schon längst kennen«, erwidert Hailey amüsiert.

»Ist noch Essen in der Küche? Ich habe echt Hunger«, mischt sich Cam ein.

»Lucy hat oben gekocht, so viel ich weiß, ansonsten sind Käsemaccharoni in der Küche«, erwidert Mom.

»Alles klar.« Mein Bruder steht auf – ich tue es ihm gleich.

»Ich komme mit in die Küche.« Ich gehe an Cams Seite, dann gehen wir gemeinsam ins Haus.

»Ist irgendwas passiert, als ich weg war?«, fragt er.

»Nein, wieso?«

Mein Bruder hebt eine Augenbraue und betrachtet mich nachdenklich aus seinen grünbraun gesprenkelten Augen. »Redest du wieder mit Dad?«

»Ich habe heute ein paar Sätze mit ihm geredet.«

»Immerhin ein Fortschritt.«

»Ja, aber er hat’s verdient, dass ich ihn anschweige«, entgegne ich überzeugt.

»Weil er dich beschützen will?«

Ich nicke überzeugt.

»Dad will wohl nicht, dass sein kleines Mädchen Lebenserfahrung sammelt«, feixt Cam.

»Und ich sagte ihm, dass der Zug vor geraumer Zeit abgefahren ist, als er vor die Füße warf, dass er mich vor den Kerlen beschützen will, die mich entjungfern wollen«, erwidere ich.

Camrens Gesichtszüge entgleisen. »Moment, was?«

»Was?«, frage ich mit großen Augen.

»Was hast du gerade gesagt?«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern und gehe grinsend in die Küche. Ich weiß gar nicht, wieso sie sich so anstellen, weil ich keine Jungfrau mehr bin. Es ist doch völlig normal, dass ich irgendwann solche Erfahrungen mache, auch wenn die Wahl meines ersten Mannes nicht unbedingt die klügste war. Allerdings muss ich dazu sagen, dass Phoenix betrunken und ich angetrunken war, weil ich heimlich Alkohol getrunken hatte. Es hatte sich irgendwie ergeben, dass wir beide unsere Ruhe wollten, wir haben gequatscht und auf einmal haben wir uns geküsst. So führte eines zum anderen. Ich bereue es nicht, denn Phoenix ist nicht über mich hergefallen, als sei er ein sexsüchtiger Irrer. Er war vorsichtig, obwohl er nicht wusste, dass ich noch Jungfrau war. Ich gehe an den Kühlschrank und hole mir einen Obstjoghurt heraus.

»Wer war’s?«, fragt Cam interessiert.

Ich drehe mich zu ihm um. »Wer war was?«

»Dein Erster.«

Meine Augenbrauen gleiten in die Höhe. »Wie kommen eigentlich alle darauf, mich danach zu fragen? Es geht euch nichts an«, sage ich überfordert.

Cam räuspert sich. »Eigentlich können es ja nur Mitch oder dieser andere gewesen sein.«

»Du meinst Bastien«, entgegne ich.

»War er es?«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein.«

»Also Mitch?«

»Nein.«

»Wer war es dann?«, hakt er nach.

Ich hole mir einen Löffel und setze mich an den Küchentresen. »Ich werde es dir nicht sagen.«

»Dann darf ich zwei Kerlen die Scheiße aus dem Leib prügeln?«, bohrt mein Bruder tiefer nach.

»Nein, du musst niemanden verprügeln, denn es war weder Mitch noch Sean.«

»Ein One-Night-Stand?«

»Ja«, antworte ich gelassen.

»Du hattest dein erstes Mal mit einem One-Night-Stand?«, ruft er empört aus.

»Ja und?« Ich stelle mich absichtlich dumm, denn ich habe keine Lust, dass er mich weiter ausfragt.

»Wer war es, Ellie?«

»Es geht dich nichts an und jetzt hör auf, dich wie Dad aufzuführen, das ist echt peinlich.«

Cam brummt etwas Unverständliches, als er an den Kühlschrank geht. Er holt die Auflaufform mit den Käsemaccharoni heraus. »Lucy macht sie immer im Topf.«

»Und Mom überbackt sie, aber das schmeckt doch sowieso alles gleich«, sage ich irritiert.

»Nicht wirklich.«

»Iss es einfach, wenn du Hunger hast.«

»Ich glaube, ich gehe erst mal nach oben und sehe nach, ob Lucy gekocht hat. Eventuell ziehe ich das Moms Fünf-Minuten-Gericht vor.«

Ich schnaube amüsiert. »Mach das. Lilly ist bestimmt noch bei ihr, sie hat vorhin auf Qui geguckt, als Lucy unter die Dusche wollte.«

»Alles klar.« Cam stellt die Auflaufform zurück in den Kühlschrank. »Kommst du gleich mit runter an den Strand?«

»Meinetwegen«, erwidere ich und fange an, meinen Joghurt zu löffeln.

»Alles klar, dann hole ich dich nachher ab.«

Ich nicke ihm zu.

Cam lässt mich allein und ich bleibe mit dem Obstjoghurt zurück. Ich weiß nicht, warum sie sich alle so anstellen. Am besten hätte ich es für mich behalten, denn ich weiß genau, dass Dad und Cam jetzt nicht mehr locker lassen, bis sie wissen, wer mir die Unschuld geraubt hat, die ich wiederum so bereitwillig verschenkt habe.

»Warum sitzt du hier ganz allein?«, fragt Hunter, der gefolgt von Phoenix und Archer in die Küche kommt.

»Ich esse einen Joghurt, was ich nicht vor unseren Gästen tun wollte.«

Er sieht mich skeptisch an. »Warum bist du nicht an den Strand gekommen?«

»Ich komme gleich mit Cam runter«, antworte ich aufrichtig.

»Ah okay.« Hunter holt zwei Flaschen Bier und eine Dose Coke aus dem Kühlschrank, die Coke gibt er Archer, ein Bier reicht er an Phoenix weiter.

»Ich sollte heute nichts trinken, ich bin mit dem Auto da«, sagt Phoenix.

»Dann schlaf halt hier«, meint Hunter.

»Dad ist doch mittlerweile da, bestimmt wird er Mom mit nach Hause nehmen«, mischt sich Archer ein.

»Außer sie streiten, dann lässt er sie womöglich wieder laufen«, entgegnet Phoenix.

»Streiten eure Eltern oft?«, frage ich interessiert.

Archer sieht zu mir. »In letzter Zeit ständig.«

»Warum?«, hake ich nach.

»Wegen meiner leiblichen Mutter. Sie will mehr Kontakt, ist aber in einer staatlichen Einrichtung für Drogensüchtige untergebracht, weshalb Dad dagegen ist«, erzählt er.

»Oh«, stoße ich aus. »Willst du sie denn häufiger sehen?«

Archer schüttelt den Kopf. »Nein, aber mich hat bisher keiner gefragt.«

»Dabei bist du doch derjenige, um den es geht«, stelle ich fest.

»Ich weiß es, du weißt es, sogar Phoenix weiß es, aber Mom und Dad interessiert es nicht«, erwidert Archer seufzend. »Ich schätze, wenn die Lage fast eskaliert, werden sie mich dann auch mal fragen, was ich von dem Ganzen halte.«

»Eigentlich müsstest du dich gar nicht dafür interessieren, immerhin bist du erwachsen«, sage ich lächelnd, esse den letzten Löffel Joghurt und rutsche vom Hocker. »Bleibt ihr jetzt drin oder geht ihr wieder an den Strand?«

»Strand«, antwortet Phoenix, während Hunter sagt, dass sie im Haus bleiben.

Ich lache leise. »Was denn jetzt?«

»Strand«, wiederholt Phoenix lächelnd.

»Okay, ich nehme mir auch eine Coke und dann gehe ich raus«, lasse ich die drei wissen, hole eine Dose Coke Light aus dem Kühlschrank und verlasse die Küche.

»Warte«, ruft Phoenix und folgt mir.

»Yo, Alter, wieso läufst du wieder raus? Wir wollten doch auf mein Zimmer«, sagt Hunter laut.

»Archer wollte deinen neuen Computer sehen, nicht ich«, erwidert Phoenix, an der Terrassentür holt er mich ein. »Euer neuer Nachbar ist draußen unterwegs.«

»Okay«, entgegne ich. »Und jetzt?«

»Na ja, Hunter erzählte, dass ihr ihn beim Joggen kennengelernt habt.«

»Hunter und er haben sich mehr oder weniger über mehrere Meter angebrüllt, damit hatte ich nichts zu tun«, erwidere ich verlegen, als wir die Terrasse betreten.

»Ich dachte, du willst ins Bett«, sagt Mom irritiert.

»Habe mich umentschieden«, antworte ich lächelnd und gehe weiter zur Treppe.

Phoenix überholt mich und geht sie vor mir herunter.

»Okay, was sollte das?«, hake ich perplex nach.

»Falls du fällst, kann ich dich auffangen«, erwidert er, als er über seine Schulter zu mir hochguckt.

»Alles klar. Danke, aber ich bin eigentlich ganz gut darin, Treppen hoch und runter zu laufen.«

Hinter mir höre ich Hunter und Archer, dann werden sie wohl doch nicht aufs Zimmer meines Bruders gehen.

Phoenix und ich kommen unten an, ich ziehe meine Ballerinas aus und gehe aufs Wasser zu.

---ENDE DER LESEPROBE---