Sweet Obsession - Drucie Anne Taylor - E-Book

Sweet Obsession E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Leigh-Anne ist verzweifelt. Evan ist wurde zwar gefunden, doch er kann sich an nichts von dem erinnern, was sie gemeinsam erlebt haben. Sie entschließt sich für den Mann, den sie liebt, zu kämpfen, und sämtliche Hürden zu überwinden. Allerdings fällt es ihr zunehmend schwerer, ihren Job und den Kampf um Evans Erinnerungen unter einen Hut zu bringen. Werden Leigh und Evan diese letzte Hürde gemeinsam überwinden oder getrennte Wege gehen?

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Sweet Obsession

AFFECTION

BUCH DREI

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2018 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S.B. Zimmer

Satz & Layout © Julia Dahl

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Auflage 01 / 2024

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.

Für jeden, der weiß, wie schwer es sein kann, um die große Liebe zu kämpfen.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Dieses Buch

Leigh-Anne ist verzweifelt. Evan ist wurde zwar gefunden, doch er kann sich an nichts von dem erinnern, was sie gemeinsam erlebt haben. Sie entschließt sich für den Mann, den sie liebt, zu kämpfen, und sämtliche Hürden zu überwinden. Allerdings fällt es ihr zunehmend schwerer, ihren Job und den Kampf um Evans Erinnerungen unter einen Hut zu bringen. Werden Leigh und Evan diese letzte Hürde gemeinsam überwinden oder getrennte Wege gehen?

KapitelEins

Wer sind Sie?, seine Frage geistert durch meinen Kopf, während Evan und Chloe mich ansehen. »Ich … ähm … ich bin …« Ich atme tief durch.

Chloe räuspert sich. »Evan, das ist Leigh-Anne Cromwell, sie ist deine Lebensgefährtin und war dabei, als ihr vom Sturm überrascht und von Bord gerissen wurdet. Aber im Gegensatz zu dir wurde sie am nächsten Morgen von der Küstenwache gefunden.«

Überrascht schaue ich Evans Ex-Frau an. Ich habe viel mehr damit gerechnet, dass sie ihm sagt, dass ich irgendeine dahergelaufene Bitch bin, die bloß an sein Geld will.

Evan sieht mich noch immer an. »Leigh-Anne?«

Daraufhin richte ich meine Aufmerksamkeit auf ihn. »J-ja?«

»Wie lange sind wir schon ein Paar?« Er deutet zum freien Stuhl auf der rechten Seite seines Betts. »Vielleicht kannst du mir mehr als meine Ex-Frau erzählen, deshalb würde ich mich freuen, wenn du dich setzen würdest.«

»Ich lasse euch beide allein. Ich komme morgen mit Josie vorbei«, sagt Chloe, erhebt sich und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. »Verschwinde nicht wieder spurlos, okay?«

»Ich gebe mir Mühe«, erwidert er mit warmer Stimme.

Chloe lächelt ihm zu, dann verschwindet sie.

Als ich immer noch zur Tür schaue, legt er seine Hand auf meine. »Erzählst du mir ein wenig?«

Ich atme tief durch. »Ich mag deine Lebensgefährtin sein, aber eigentlich wissen wir kaum etwas voneinander«, gebe ich verlegen zu.

Evan streichelt meinen Unterarm hoch. »Was wissen wir denn?«

Ich blicke in seine stahlgrauen Augen, die immer noch denselben Glanz haben wie damals. Mühsam verziehe ich meine Lippen zu einem Lächeln. »Du gehörst zu den begehrtesten Junggesellen der Stadt und gemeinsam mit deinem besten Freund führst du Bernstein & Clark Real Estate …«

»Ich bin Immobilienmakler?«

»Ja, eure Firma gehört zu den Top Ten des Landes. Ich weiß nicht mehr genau, wie hoch euer Marktkapital ist, aber wenn ihr in diesem Ranking seid, müsst ihr wirklich verdammt gut aufgestellt sein.«

Er nickt und sieht mich weiterhin sehr interessiert an.

»Wir haben uns kennengelernt, als ich mit halbnacktem Hintern auf dem Rücksitz meines Autos gehockt habe, weil ich auf der Suche nach einem Rock war.«

Evan grinst. »Warum hast du mit halbnacktem Hintern auf der Rückbank gehockt?«

»Ich hatte ein Vorstellungsgespräch in deiner Firma – gnadenlos versagt, aber egal – und musste mich im Auto umziehen, da die Spurensicherung in meinem Haus war.« Ich räuspere mich. »Mein Bruder hatte mich vorher beklaut, was eine wirklich lange Geschichte ist, die ich dir lieber ein anderes Mal erzähle. Ich glaube, sie würde dich jetzt nur überfordern.«

»Warum hast du bei dem Vorstellungsgespräch versagt?«

Ich schnaube amüsiert. »Ich habe Mr. Clark nicht von mir überzeugen können. Du kamst erst später dazu und hast nicht mitbekommen, dass ich beim Verkaufsgespräch einer Bruchbude versagt habe.«

»Verkaufe ich denn solche Bruchbuden?«

Amüsiert schüttle ich den Kopf. »Nein, eigentlich verkauft ihr Luxusimmobilien. Penthäuser, Lofts, Villen und so was.«

»Klingt nach ziemlich großem Erfolg«, sinniert er.

Ich seufze. »Du hast wirklich sehr viel erreicht.«

»Wirklich?«

»Ja und du bist auch noch Erbe eines Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmens.«

Er hebt eine Augenbraue. »Wie bitte?«

»Dein Dad ist ein sehr erfolgreicher Unternehmer. Ich weiß nicht, was genau er macht, aber dein Bruder deutete an, dass die Firma eures Dads mit mehreren Milliarden dotiert ist.« Ich hole tief Luft. »Jedenfalls solltest du es übernehmen, aber hast dann lieber dein eigenes Unternehmen aufgebaut, nachdem du und Chloe euch getrennt habt.«

»Weißt du, warum wir uns getrennt haben? Sie sagte, dass wir zu verschieden waren, nannte mir aber keinen Grund.«

»Du hast mir auch immer nur gesagt, dass ihr euch getrennt habt, weil es nicht mehr funktioniert hat. Du wolltest das Thema nie vertiefen, wenn ich dich darauf angesprochen habe.«

Schritte ertönen.

»Chloe hat sich von dir getrennt, kaum, dass Josie, deine Tochter, auf der Welt war. Sie war damals Stripperin und hat dank dir ihre eigene kleine Cinderella Story erlebt, dich mit Josie erpresst und finanziell fast ruiniert«, sagt Travis. »Sorry, Bruder, aber du wolltest damals weder auf Dad noch auf mich oder Aaron hören, deshalb hast du es dann auf die harte Tour lernen müssen.«

Wieder nickt Evan. »Das klingt ein wenig anders, als zu verschieden zu sein.«

»Richtig.«

»Und Sie sind mein Bruder?«, fragt er Travis.

»Ja, ich bin ein Jahr jünger als du und mir gehört eine Plattenfirma in New York«, antwortet der Jüngere der beiden lächelnd.

»Dann kannst du mir sicher eine ganze Menge über mich erzählen.«

»Jedes noch so schmutzige Detail«, erwidert Travis lachend.

Evan schaut mich wieder an. »Was weißt du noch über mich, Leigh-Anne?«

»Du hast mich immer Leigh genannt, Leigh-Anne nur, wenn du sauer warst«, lasse ich ihn wissen. »Oder du sagtest Darling.«

»Wie hast du mich genannt?«

»Evan, weil ich der Meinung bin, dass Babe, Honey oder Candy nicht zu dir passt«, gestehe ich und spüre, dass ich rot werde.

Er lächelt mich warm an. »Mochte ich keine Spitznamen?«

»Ich habe nie versucht, es herauszufinden, aber das werde ich, da wir beide von vorn anfangen müssen, sofern du es willst«, antworte ich aufrichtig.

Daraufhin legt Evan den Kopf schief. »Ich glaube, ich wäre dumm, wenn ich eine Frau wie dich ziehen lasse.« Er atmet tief durch. »Wenn du mich noch willst, würde ich gern bei Null mit dir anfangen.«

Ich verziehe meine Lippen zu einem glücklichen Lächeln. »Ich wäre dumm, wenn ich einen Mann wie dich gehen lasse.«

»Schmachtalarm«, stößt Travis trocken aus. »Dad müsste auch gleich hier sein.«

»Dad?«

»Ja, er hat die Suche nach dir nie aufgegeben und sicher will er mit dir besprechen, wie es nun weitergeht.«

»Was heißt das?«, hakt Evan nach.

»Chloe und Josie leben in deinem Haus, Leigh zurzeit bei mir, weil deine Ex sie rausgeworfen und dein Haus beansprucht hat. Ich denke, er möchte wissen, ob er Chloe rauswerfen lassen soll oder nicht«, erklärt Travis.

»Josie ist meine Tochter, richtig?«

Wir nicken Evan zu.

»Dann soll Chloe verschwinden, aber Josie bleiben«, sagt er nachdenklich.

»Warten wir damit, bis deine Erinnerungen zurückgekehrt sind«, meint Travis.

»Ich denke auch, dass es das Beste ist, wenn du damit wartest«, stimme ich ihm zu.

»In Ordnung.« Evan zieht seine Hand von meinem Arm. »Warum nennen die mich hier John Doe, wenn ich doch Evan Bernstein bin?«

»Weil du keine Ausweispapiere bei dir hattest. Wir müssen noch einen Bluttest machen lassen, um vollkommen sicher zu sein, dass du wirklich Evan bist und du auch von den Toten zurückgeholt wirst«, entgegnet Evans Bruder gelassen.

»Ich muss von den Toten zurückgeholt werden?« Evan reißt schockiert die Augen auf. »Warum hält man mich für tot?«

»Das geht aufs Konto deiner Ex-Frau«, mische ich mich ein. »Sie hat dich für tot erklären lassen und wollte sogar dein Testament verlesen lassen.«

Evan verzieht betroffen das Gesicht. »Das darf doch nicht wahr sein.«

Travis betrachtet seinen älteren Bruder mitleidig. »Leider doch.«

Da ich es nicht länger mitansehen kann, senke ich den Blick. »Im Moment ist das alles unwichtig. Wichtig ist nur, dass du wieder auf die Beine kommst und deine Erinnerungen zurückkehren.«

»Leigh hat recht. Zurzeit gibt es nichts Wichtigeres als das«, stimmt Travis mir zu.

»Und ich muss euch alle wieder kennenlernen«, meint Evan. »Vor allem sollte ich aber auch meinen Job wieder lernen.«

»Dein Verkaufstalent war von Gott gegeben. Ich bezweifle, dass du es verloren hast«, entgegnet Travis amüsiert.

»Mag sein, dennoch sollte ich mich mit der Materie auseinandersetzen.«

»Auf die Beine zu kommen, hat im Moment allerhöchste Priorität, Evan«, erwidere ich entschieden. »Scheiß auf die Immobilienkanzlei, den Verkauf und alles drumherum. Konzentrier dich auf dich.«

Er nickt, als ich ihn ansehe. »In Ordnung.« Danach verzieht Evan seine sinnlichen Lippen zu einem charmanten Lächeln. Wenigstens hat er das nicht verlernt.

»Guten Tag, Mr. Doe, mein Name ist Doktor George Clearwater und ich bin Ihr behandelnder Arzt«, sagt ein Mann mittleren Alters. »Dr. Cranston hat Sie während Ihrer Aufnahme behandelt, allerdings ist die Neurologie nicht sein Fachgebiet.« Dr. Clearwater kommt näher, schüttelt Evans Hand und sieht Travis und mich fragend an. »Und Sie sind?«

»Mein Name ist Travis Bernstein und augenscheinlich liegt mein älterer Bruder in diesem Bett. Die Dame ist seine Verlobte Leigh-Anne Cromwell, mein Vater, Jonathan Bernstein, wird gleich noch zu uns stoßen, damit ein Bluttest gemacht werden kann, um Evans Identität zu bestätigen«, erklärt Travis freundlich.

Dr. Clearwater antwortet mit einem Nicken, während er einige Notizen in Evans Akte schreibt. »Wunderbar, dann ist das schon fast geklärt. Wenn Sie einverstanden sind, würde ich Ihnen schon das Blut für den DNA-Vergleich abnehmen, Mr. Bernstein«, wendet er sich an Evan.

»Ich habe nichts dagegen, aber wäre es möglich, diesen Test auch mit meinem Bruder zu machen? Ich bin mir nicht sicher, wie lange mein Vater noch brauchen wird«, erkundigt er sich bei seinem Arzt.

Dr. Clearwater wendet sich an Travis: »Wäre es für Sie ein Problem?«

Travis nickt hektisch. »Mir nähert sich kein Arzt mit einer Nadel.«

Mühsam unterdrücke ich das Lachen, weil Travis kreidebleich geworden ist. »Und wenn ich deine Hand halte?«

»Trotzdem nicht. Damit kann mich niemand beruhigen.«

Nun bricht es aus mir heraus. »Du armer, armer Kerl.«

Evan stimmt in mein Gelächter ein.

»Leute, es ist wirklich nicht nett, sich über jemanden lustig zu machen, der panische Angst vor Nadeln hat.« Er räuspert sich. »Insbesondere nicht, wenn die eigene Ex einen während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester als lebendes Nadelkissen benutzt hat.«

Wir werden bloß lauter und auch Dr. Clearwater scheint, sich köstlich über Travis zu amüsieren, doch er lacht nicht, sondern sieht meinen Schwager in spe belustigt an.

* * *

Ich hoffe, dass der Test positiv ausfällt, damit die Schwester mich nicht umsonst zerstochen hat«, murrt Jonathan, als er den Ärmel seines Hemds herunterzieht und anschließend die Manschetten zuknöpft. Doch als sein Blick auf Evan fällt, entspannen sich seine verkrampften Züge. »Ich bin froh, dass du wieder aufgetaucht bist, mein Sohn.«

»Du zweifelst nicht daran, dass ich Evan bin?«, möchte er wissen.

Wir drei betrachten ihn überrascht.

»Warum sollte ich das tun? Ich erkenne meinen eigenen Sohn, wenn er vor mir sitzt«, echauffiert Jonathan sich.

»Es tut mir leid, ich erinnere mich bloß an nichts mehr und weiß nicht, wer ich bin«, sagt Evan leise und wirkt nicht mehr wie der selbstbewusste Mann, den ich kennengelernt habe.

»Wir haben Verständnis für deine Situation, Evan«, wende ich mich flüsternd an ihn. »Wir machen dir keine Vorwürfe, sondern sind überglücklich, dass du aufgetaucht bist.« Mühsam halte ich die Tränen zurück. »Ich bin es auf jeden Fall.«

»Nicht weinen, Leigh«, raunt er mir zu, beugt sich zu mir und küsst meine Stirn. »Wenn ich der bin, von dem ihr sagt, dass ich es bin, sind wir wieder zusammen.«

Mit Tränen in den Augen sehe ich ihn an. »Es ist nur so, dass ich … mir die schlimmsten … Szenarien ausgemalt habe«, entgegne ich mit belegter Stimme.

Jonathan räuspert sich. »Dr. Clearwater sagte, dass die Testergebnisse sicherlich ein wenig auf sich warten lassen.«

Nachdem Evan sich von mir gelöst hat, nickt er. Etwas, das er heute schon verdammt oft getan hat. »Ich denke, das ist gut, oder?« Fragend sieht er erst seinen jüngeren Bruder, dann mich an.

»Ich glaube auch«, meint Travis.

»Wir werden uns in Geduld üben. Wir haben dich mehr als drei Monate gesucht, also schaffen wir auch noch einen weiteren Tag oder zwei«, sagt Jonathan entschieden, was die beiden nicken lässt.

Seine Söhne stimmen ihm zu, während ich mich in meinen Gedanken verliere. Ich bin froh, dass Chloe Evan nicht wieder um den Finger gewickelt hat, indem sie ihm sagte, dass sie noch verheiratet sind oder sonst irgendeine Intrige geschmiedet hat, die unsere gemeinsame Zukunft beeinflussen könnte.

Travis und Jonathan hätten ihm sowieso die Wahrheit gesagt, sicher hat sie sich deshalb nicht in Lügen verstrickt oder diese Frau ist ehrlicher, als ich denke. Mir ist bewusst, dass Evan und ich uns richtig kennenlernen und Gemeinsamkeiten entdecken müssen, denn bisher baute unsere Beziehung bloß auf Sex auf. Ich bin in diesen Mann verliebt, aber zu ficken kann keine Grundlage sein, auf der man eine gemeinsame Zukunft aufbaut. Irgendwann wird es nicht mehr ausreichen, um einander glücklich zu machen.

»Leigh?«, reißt Jonathan mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttle den Kopf und schaue zu ihm. »Ja?«

»Kommst du mit oder bleibst du noch bei Evan?«, erkundigt er sich.

Mein Blick huscht zwischen ihm und Evan hin und her. »Soll ich bei dir bleiben?«, wende ich mich an Evan.

»Ich denke, mein Vater hat recht. Ich sollte ein wenig schlafen und morgen früh sehen wir uns wieder«, antwortet er und ich erkenne die Müdigkeit in seinen Augen.

Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Jonathan etwas dergleichen gesagt hat, andererseits habe ich mich in den letzten Minuten auch in meinen Gedanken verloren.

»Okay.« Ich lächle ihn an. »Ich komme morgen früh mit vernünftigem Kaffee und einem Frühstück für dich vorbei, in Ordnung?«

Er grinst. »Klingt sehr verlockend.«

»Vielleicht solltest du das erst mal vom Arzt absegnen lassen, immerhin hast du diese Sonde in der Nase«, schaltet sein Vater sich erneut ein.

»Das werde ich tun«, versichert Evan ihm gut gelaunt.

Ich erhebe mich und beuge mich zu ihm, sehe in seine stahlgrauen Iriden. »Wir sehen uns morgen«, wispere ich.

»Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen«, raunt er und überwindet die letzten Zentimeter, die zwischen uns liegen, um mich zu küssen.

Travis räuspert sich, als unser Kuss intensiver wird. »Leute, ihr seid im Krankenhaus, nicht zu Hause.«

Ich löse mich von Evans Lippen. »Bis morgen.«

Er grinst mich an. »Bis morgen.«

Jonathan und Travis verabschieden sich ebenfalls von ihm, dann verlassen wir sein Zimmer. Ich werfe ihm noch einen Blick über meine Schulter zu und schenke ihm ein Lächeln. »Bye.«

»Bis dann, Darling.« Evan zwinkert mir zu.

Er hat weder seinen Charme eingebüßt noch seine Fähigkeit, so unheimlich gut zu küssen. Es ist unglaublich, dass er mich überhaupt geküsst hat, denn ich ging davon aus, dass er verstörter reagieren würde, wenn er erfährt, wer er ist.

* * *

KapitelZwei

Evan ist zurück«, sagt Travis erleichtert, als wir in seinem Penthouse angekommen sind.

»Und ich bin deswegen unheimlich erleichtert«, erwidere ich auf dem Weg in die Küche. »Möchtest du auch etwas trinken?«

»Am besten bringst du mir den Whiskey mit, der auf der Anrichte steht. Ich glaube, ich muss mich betrinken, um damit klarzukommen, wie er aussieht.«

Ich drehe mich zu ihm um. »Er sieht wirklich schlecht aus, aber das ist sicher normal, wenn man drei Monate auf der Straße beziehungsweise ohne Geld lebt.«

»Wir wissen nicht, wie er sich durchgeschlagen hat«, meint Travis und kommt zu mir in die große offene Küche. »Er sagte nichts.«

»Weil er uns fragte, wer er ist.«

»Ich weiß, er braucht diese Infos, aber ich habe noch nie so viel von unserer Kindheit erzählt wie heute.«

»Und manches konnte er selbst wiedergeben. Scheinbar hat er doch nicht alles vergessen oder sich wieder erinnert.«

»Was mag der Auslöser gewesen sein?«, möchte Travis wissen, als er ein Glas aus dem Schrank holt.

»Du, dein Dad, vielleicht sogar ich.« Ich räuspere mich. »Menschen erinnern sich manchmal, wenn sie ein bekanntes Gesicht oder Orte sehen. Sie werden getriggert und dann ist vieles von dem wieder da, das tief im Unterbewusstsein verborgen lag.« Ich hole tief Luft. »Die Hauptsache ist, dass sein Fall nicht so krass ist, wie der von diesem Mann, den sie in Georgia hinter der Fast Food Filiale gefunden haben. Er hat Jahre gebraucht, um sich halbwegs zu erinnern.«

»Du sprichst von diesem Benjamn Kyle?«, hakt er nach.

»Ja genau, auf den Namen kam ich nicht, aber dieser Fall fiel mir ein, als der Arzt von Evans Amnesie sprach«, antworte ich und nehme eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.

Travis sieht mich nachdenklich an. »So, wie er dich vorhin zum Abschied geküsst hat, scheinst du immer noch seine Gefühle zu wecken.«

Ich seufze. »Er weckt sie auch immer noch in mir.« Obwohl ich mich glücklich fühle, treten erneut die Tränen über und kullern ungehindert über meine Wangen.

Travis' Miene gefriert, als er mich betrachtet. »Warum weinst du denn?«

Schnell wische ich die säureartigen, kleinen Verräter von meiner Haut, wo sie ein leichtes Brennen verursachen, weil ich in den letzten verdammten drei Monaten so viel geweint habe. »Weil ich dachte, dass ich ihn nie wiedersehen würde.«

Er kommt zu mir und schließt mich in seine Arme. »Das dachte ich auch, aber ich wollte es nicht laut aussprechen, um am Ende nicht der Böse zu sein.«

Ich löse mich von ihm und trockne meine Tränen. »Ich bin unglaublich erleichtert, dass er aufgetaucht ist. Ich meine, Evan ist einzigartig und abgesehen von dir, wird er sicher keinen weiteren Doppelgänger haben.«

»Wusstest du nicht, dass jeder Mensch weltweit etwa sieben Doppelgänger hat?«, fragt Travis grinsend.

»Und einer von Evans hält sich rein zufällig in dieser Gegend auf? Das bezweifle ich«, entgegne ich und lächle unfreiwillig.

»Ich auch, aber wenn mir etwas einfällt, spreche ich es aus.«

Leise lachend, vor allem kopfschüttelnd hole ich ein Glas aus dem Schrank und fülle es mit Wasser. »Ich hoffe nur, dass das Krankenhaus keinen Mist mit dem Test baut.«

»Warum sollten sie?«

»Passieren kann so was immer«, antworte ich seufzend, dann trinke ich etwas. »Aber ich glaube, wenn sich herausstellen würde, dass er nicht Evan ist, würde ich daran zugrundegehen. Ich habe ihn so sehr vermisst und seine Frage, wer ich bin, hat mich verletzt, obwohl ich wusste, dass er sich nicht erinnern kann … Er muss es einfach sein.«

»Er ist es.«

»Woher weißt du das?«

»Er hat eine kleine Narbe am Handgelenk, das ist passiert, als wir unserem Vater mal Frühstück machen wollten. Ich glaube, ich war acht und er neun Jahre alt, dabei hat er sich geschnitten, als er mit dem Messer abgerutscht ist«, erzählt Travis.

»Das sind alles Dinge, die ich gar nicht von ihm weiß«, erwidere ich nachdenklich.

»Du weißt vieles nicht, hm?«

Daraufhin schüttle ich abermals den Kopf. »Leider haben wir kaum über die Dinge gesprochen, die uns ausmachen, genauso wenig, wenn wir gestritten haben.« Ich räuspere mich. »Evan und ich müssen einiges ändern, wenn wir eine gemeinsame Zukunft haben wollen.«

»Erst mal muss er sich erholen.«

»Stimmt, vorher mache ich mir auch gar keine Hoffnungen.«

»Lass ihn erst mal richtig auf die Beine kommen, Leigh, danach kannst du weiter sehen.«

»Ich weiß.«

»Und ich wette, wenn er sich erinnert, wird er sich fragen, warum sein Haus noch nicht gebaut wurde«, scherzt Travis.

Ich lache leise. »Wenn kein Bauträger da ist, kann man kein Haus bauen, aber abgesehen davon hätte ich nicht für Chloe arbeiten wollen.«

»Dann ist es ja gut, dass sie nichts von Evans Plänen weiß.«

»Richtig, sonst hätte sie mir vermutlich noch den Auftrag entzogen.«

»Wichtiger ist, dass sie Evans Konten nicht leergeräumt hat«, sagt er unverhofft.

Ich sehe ihn verdutzt an. »Hat sie etwa Zugriff darauf?«

»Ich glaube nicht. Dad und ich haben sämtliche Vollmachten, falls Evan etwas zustoßen sollte. Chloe, na ja, Josie hätte nur das Haus bekommen und die finanziellen Mittel hätten auch Dad und ich verwaltet.«

Ich atme erleichtert auf. »Erschreck mich doch nicht so. Ich bin wirklich nicht scharf auf Evans Geld, aber er sollte nicht mittellos dastehen, wenn er nach Hause kommt.«

»Er sollte auch nicht vor Chloe stehen, wenn er nach Hause kommt, deshalb werde ich wohl morgen den Rausschmeißer übernehmen«, meint er und grinst mich mit einer Spur von Diabolie an.

Ich lache leise. »Das würde ich zu gern sehen, nachdem sie mich aus dem Haus geschmissen hat.«

»Ich lade dich gern ein, mir dabei zuzusehen.«

»Ich würde die Einladung mit Freuden annehmen, aber es ist mir wichtiger, bei Evan im Krankenhaus zu sein«, lasse ich ihn wissen.

»Ich werde zu euch stoßen, nachdem ich Chloe freundlich darum gebeten habe, Evans Haus zu verlassen«, sagt er lachend, anschließend schenkt er Whiskey in sein Glas ein und trinkt es mit einem großen Schluck leer.

»Chloe wollte morgen mit Josie in die Klinik kommen. Jedenfalls sagte sie das, als sie sich von Evan verabschiedet hat.«

»Okay, Schlachtplan: Lass die beiden keinesfalls mit ihm allein, damit Chloe ihn nicht wieder mit Josies Hilfe um den Finger wickeln kann.«

»Vielleicht sollten wir den Ärzten sagen, dass Chloe ihn nicht besuchen darf«, schlage ich vor. »Immerhin hat sie deinen Bruder beinahe in den Ruin getrieben und er ist im Moment labil genug, um sich wieder auf sie einzulassen.«

»So dumm dürfte er nicht mal sein, wenn er unter Amnesie leidet«, sagt Travis überzeugt.

»Ich hätte ihn im gesunden Zustand auch nicht für so dumm gehalten«, kontere ich.

»Liebe stellt nun mal die dümmsten Dinge mit uns an.«

»Wem sagst du das?«, hake ich trocken nach.

Travis legt den Kopf schief. »Das ist eine rhetorische Frage, oder?«

Ich lache auf. »Ja und sie bedarf keiner Antwort.«

»Sehr gut.« Er füllt abermals sein Glas und hebt es. »Auf Evans Auftauchen.«

»Und seine Gesundheit.« Anschließend stoße ich mit ihm an. »Und darauf, dass seine Erinnerungen bald zurückkehren.«

»Hört hört.« Er lächelt mich an, bevor er seinen Whiskey leert. »Ich muss dringend noch etwas arbeiten. Wie sieht's bei dir aus?«

»Ich mache heute nichts mehr, außer Mr. Jacobs anrufen, um ihm zu sagen, dass Evan gefunden wurde.«

»Alles klar. Falls du mich brauchst, ich bin in meinem Arbeitszimmer.« Travis schnappt sich die Whiskeyflasche und verschwindet aus der Küche.

Nachdenklich sehe ich ihm hinterher, bevor ich kopfschüttelnd mein Handy aus meiner Hosentasche hole. Nachdem ich die Nummer meines Chefs gewählt habe, halte ich es an mein Ohr.

»Jacobs?«

»Hi, Mr. Jacobs, hier spricht Leigh-Anne Cromwell.«

»Ms. Cromwell, wie kommen Sie mit dem Entwurf voran?«, erkundigt er sich.

»Sehr gut, aber das ist nicht der Grund, warum ich Sie anrufe«, beginne ich und atme tief durch.

»Sondern? Sie wollen doch nicht kündigen, oder?«, fragt er irritiert.

»Nein nein, keine Sorge, Sir«, beruhige ich ihn. »Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Evan gefunden wurde.«

»Im Ernst?« Er hört sich an, als würde er sich wahnsinnig freuen. »Das ist großartig. Wie geht es ihm? Wo hat er gesteckt?«

»Er leidet an retrograder Amnesie und weiß nicht, wer wir sind. Er ist unterernährt und muss künstlich ernährt werden, weil er Mangelerscheinungen aufweist. Allerdings bin ich zuversichtlich, dass er wieder auf die Beine kommt.«

»In welchem Krankenhaus ist er?

---ENDE DER LESEPROBE---