Addicted to Fynn - Drucie Anne Taylor - E-Book

Addicted to Fynn E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Mavis: *** Seit ich denken kann, schlage ich mich alleine durch. Meine einzigen Vertrauten sind meine Clique, ein Barkeeper namens Hood und meine englische Bulldogge Meatball. Weder habe ich eine Familie, noch ein richtiges Zuhause, aber ich genieße mein Leben, allerdings gerät es aus den Fugen, als ich mich von Gabrina und den Mädchen abwende, um meinen eigenen Weg zu gehen. Sie wollen mir an den Kragen, weil ich mich nicht freigekauft habe, und drohen, mich umzubringen. Als dann auch noch dieser Fynn Cavendish auftaucht und mich nicht in Ruhe lässt, scheint das Chaos perfekt zu sein. Er ist mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, treibt sich aber in South Side herum und hat sicher eine Menge Dreck am Stecken, aber er gehört zu den wenigen Leuten, die mich beschützen. *** Fynn *** Die Jungs und ich machen unsere eigenen Regeln, genießen das Leben und halten uns nicht an die gesellschaftliche Konvention. Ich bin froh, dass ich ungebunden bin, doch dann läuft mir meine Traumfrau in Gestalt von Mavis über den Weg. Obwohl ich es mir verbiete, kann ich nicht aufhören, an sie zu denken. Als ich erfahre, dass sie von Gabrina Lacroix und ihren Lemmingen bedroht wird, will ich nur noch dafür sorgen, dass Mavis in Sicherheit ist. Ich will sie näher kennenlernen, am liebsten nur noch in ihrer Nähe sein, aber sie stößt mich immer wieder von sich, obwohl ich mich längst in sie verliebt habe. Doch ich habe nicht damit gerechnet, dass Mavis ein Mensch ohne Geschichte ist, und diesen Fakt macht sich jemand zum Vorteil, der am Ende ihr Leben in Gefahr bringt. Plötzlich steht alles auf dem Kopf und ich weiß nicht, wie ich Mavis beschützen soll. * * * Warnung: Lose Mundwerke inbegriffen!

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Addicted to Fynn

ADDICTED TO A BAD BOY

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2021 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Auflage 01 / 2024

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieses Buch

Mavis

Seit ich denken kann, schlage ich mich alleine durch. Meine einzigen Vertrauten sind meine Clique, ein Barkeeper namens Hood und meine englische Bulldogge Meatball. Weder habe ich eine Familie, noch ein richtiges Zuhause, aber ich genieße mein Leben, allerdings gerät es aus den Fugen, als ich mich von Gabrina und den Mädchen abwende, um meinen eigenen Weg zu gehen. Sie wollen mir an den Kragen, weil ich mich nicht freigekauft habe, und drohen, mich umzubringen. Als dann auch noch dieser Fynn Cavendish auftaucht und mich nicht in Ruhe lässt, scheint das Chaos perfekt zu sein. Er ist mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, treibt sich aber in South Side herum und hat sicher eine Menge Dreck am Stecken, aber er gehört zu den wenigen Leuten, die mich beschützen.

Fynn

Die Jungs und ich machen unsere eigenen Regeln, genießen das Leben und halten uns nicht an die gesellschaftliche Konvention. Ich bin froh, dass ich ungebunden bin, doch dann läuft mir meine Traumfrau in Gestalt von Mavis über den Weg. Obwohl ich es mir verbiete, kann ich nicht aufhören, an sie zu denken. Als ich erfahre, dass sie von Gabrina Lacroix und ihren Lemmingen bedroht wird, will ich nur noch dafür sorgen, dass Mavis in Sicherheit ist. Ich will sie näher kennenlernen, am liebsten nur noch in ihrer Nähe sein, aber sie stößt mich immer wieder von sich, obwohl ich mich längst in sie verliebt habe.

Doch ich habe nicht damit gerechnet, dass Mavis ein Mensch ohne Geschichte ist, und diesen Fakt macht sich jemand zum Vorteil, der am Ende ihr Leben in Gefahr bringt. Plötzlich steht alles auf dem Kopf und ich weiß nicht, wie ich Mavis beschützen soll.

* * *

Warnung: Lose Mundwerke inbegriffen!

Addicted to a Bad Boy

Die Serie dreht sich um eine Gang, deren Mitglieder nach und nach ihre Liebe finden. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen und kann für sich gelesen werden. Man kann jederzeit in die Reihe einsteigen, ohne die vorherigen Bände zu kennen, doch die Charaktere tauchen in jedem Buch wieder auf.

Inhalt

1. Fynn

2. Mavis

3. Fynn

4. Mavis

5. Fynn

6. Mavis

7. Fynn

8. Mavis

9. Fynn

10. Mavis

11. Fynn

12. Mavis

13. Fynn

14. Mavis

15. Fynn

16. Mavis

17. Fynn

18. Mavis

19. Fynn

20. Mavis

21. Fynn

22. Mavis

23. Fynn

24. Mavis

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Kapitel1

Fynn

»Kannst du mir bitte helfen, den Baum aufzustellen?«, fragt Dad.

Ich sehe ihn mit einer gehobenen Augenbraue an. »Warum sollte ich?«

»Weil deine Mu… Weil Hope mit Leslie beschäftigt ist und du gerade der Einzige bist, der mir zur Hand gehen kann«, sagt Dad gelassen, aber in seinen grauen Augen sehe ich, dass er genervt ist, was ich auch bin. Ständig darf ich Leslies oder Hopes Aufgaben übernehmen.

»Du weißt, dass ich sie mittlerweile Mom nenne«, erinnere ich ihn.

»Ich weiß auch, dass du sonst als Hope von ihr sprichst«, hält er dagegen. »Komm schon, Fynn. Ich kriege das alleine nicht hin, das weißt du.«

Seufzend lege ich das Buch weg, stehe auf und gehe zu ihm, dabei fällt mir dummerweise der Schlagring aus der Tasche, der Dad bis vor die Füße rollt.

Er sieht erst die Waffe skeptisch an, dann mich. »Woher hast du den?« Seine Stimme bebt – er ist kurz davor, wütend zu werden.

»Es war ein Geschenk«, erwidere ich gelassen, gehe auf ihn zu und hebe den Schlagring auf. »Hast du Problem damit?«

»Ja, definitiv habe ich eines damit, Fynn!«, antwortet er aufgebracht und nimmt ihn mir aus der Hand. »Diese Dinger sind verboten.«

»Das hat dich vor fünfzehn Jahren auch nicht interessiert«, kontere ich, erobere ihn zurück und stecke ihn in die Bauchtasche meines Hoodies. »Lass uns den Weihnachtsbaum aufstellen, damit ich hier rauskomme.«

Er schnaubt. »Manchmal frage ich mich wirklich, was ich falschgemacht habe.«

»Alles«, entgegne ich knapp. »Wo ist der Christbaumständer?«

»Im Flur«, knurrt er, dabei schießen seine grauen Augen Blitze auf mich. Er sagt immer, ich hätte die Augen meiner Mom. Sie sind grün, aber im rechten habe ich einen grauen Fleck. Zuerst dachte mein Vater, dass ich eine Augenkrankheit hätte, aber es stellte sich heraus, dass es sich um eine Iris-Heterochromie handelt.

Ich gehe an ihm vorbei, hole den Weihnachtsbaumständer und schaffe ihn ins Wohnzimmer. »Wohin?«

»In die Ecke vors Fenster«, entgegnet Dad.

»Alles klar.« Ich bringe den Baumständer dorthin und stelle ihn ab. Danach helfe ich ihm den verschissenen Weihnachtsbaum in die Ecke zu schaffen und in den Ständer zu stellen. »War’s das?«

»Gib mir den Schlagring«, verlangt er mit strenger Stimme.

Ich schnaube. »Nein.«

»Fynn, ich meine es ernst, gib mir das Scheißding«, wiederholt er wütend und macht einen Schritt auf mich zu.

»Du weißt, dass ich mir ziemlich schnell einen neuen besorgt habe, also kümmere dich doch bitte um meinen Bruder, statt dich in mein Leben einzumischen. Ich wohne sowieso nur hier, weil du mir keine Wohnung bezahlst.«

Dad knurrt, ein Laut, den man mittlerweile sehr selten bei Dr. Ridge Cavendish vernimmt. Er macht noch einen Schritt auf mich zu, greift in die Bauchtasche meines Hoodies und nimmt den Schlagring heraus. »Sehe ich dich noch mal mit so einem Ding, fliegst du raus.«

»Dann komme ich eben bei Thorn, Trace oder einem der anderen unter, alternativ bei einem meiner Freunde«, halte ich genervt dagegen. »Jetzt gib mir den Schlagring zurück!«

»Nein.« Dad verlässt das Wohnzimmer, allerdings folge ich ihm, weil ich es mir nicht gefallen lasse, dass er sich so aufspielt.

Ich bin einundzwanzig Jahre alt und er hat sich nicht mehr in mein Leben einzumischen. »Was soll der Scheiß, Alter?«

Er bleibt stehen und dreht sich langsam zu mir um, aber das ist wenig beeindruckend, da ich genauso groß bin wie er. Und ich bin nicht weniger muskulös, eher muskulöser, weil ich im Gegensatz zu ihm regelmäßig trainiere. »Ich werde dir das Ding nicht zurückgeben. Entweder du verschwindest jetzt oder ich ziehe andere Saiten auf.«

Meine Augenbraue flippt in die Höhe. »Mach dich doch nicht lächerlich, Dad.«

»Du bekommst den Schlagring nicht zurück, Fynn. Das ist mein letztes Wort.«

Ich schnaube genervt. »Weißt du was, feier dein verficktes Fest doch allein mit Hope und Leslie. Ich haue ab.« Danach wende ich mich ab und gehe zur Haustür. Nachdem ich meine Jacke an mich genommen habe, verlasse ich das Haus. Schlüssel, Handy und Portemonnaie habe ich sowieso immer bei mir, also muss ich nicht noch mal nach oben laufen.

Der alte Wichser kann mich mal.

* * *

Kapitel2

Mavis

Hinter einer Mauer halte ich mich versteckt und hoffe, dass die Mädels mich nicht finden.

Verflucht, warum bin ich auch ausgestiegen?

Gabrina ist ein noch schlimmeres Monster als ihre Mutter, dabei hätte ich nicht gedacht, dass das möglich ist, nachdem ich einige Geschichten über Giverney Lacroix gehört habe. Ich habe diese Brücke abgebrochen, weil ich keine Lust mehr habe, Schmiere zu stehen, wenn sie ihre Dinger drehen. Zweimal saß ich schon im Wochenendarrest, was niemanden interessiert hat, da ich ganz allein auf dieser Welt bin. Es gibt niemanden, der mir den Rücken stärkt, mich beschützt oder mir sagt, dass ich geliebt werde.

Wirklich niemanden.

Ich sollte mich auf den Weg zu Hood machen. Sein Laden ist neutrales Feld, wo man sich nicht auf die Fresse hauen darf. Er zählt auch seinen Parkplatz dazu und zückt die abgesägte Schrotflinte, wenn man sich vor oder in seinem Laden aufs Maul gibt.

Es wäre das Beste, wenn ich diese Gegend verlasse, denn sobald Gabrina und ihre kleinen Kackbratzen mich in die Finger kriegen, bringen sie mich um. Ich habe mich nicht freigekauft, wie ich es hätte tun müssen, sondern ihnen gedroht. Vielleicht war’s ein Fehler, aber das ist mir egal. Die Mädels wissen genau, dass ich keine fünftausend Dollar habe, um mich aus ihren Reihen zu kaufen.

Wo soll ich die Kohle hernehmen?

Eine Bank überfallen?

Nein danke!

Ich habe nur einen Unterschlupf unter der Rampe einer Brücke. Es ist ein alter Versorgungsraum, für den ich gerade mal zweihundert Dollar Miete im Monat bezahle, allerdings habe ich keine Fenster, es ist laut und stinkt oft nach Abgasen. Nur kann ich mir nichts Besseres leisten. Meatball, meine englische Bulldogge, fühlt sich wohl, verjagt die Ratten, die sich hinein verirren, wenn ich vor der Tür stehe und rauche, und schlägt an, sobald er ein Geräusch hört, dass nicht zum Straßenlärm gehört.

Mein »Zuhause« ist sicher kein Tempel und ich hoffe, dass ich irgendwann eine bezahlbare Wohnung finde, aber ohne irgendwelche Sozialleistungen ist das alles nicht so einfach. Die Kohle, die ich gemeinsam mit Gabrina und den Mädels gemacht habe, ging immer für andere Dinge drauf. Ich hätte sparen und mir eine andere Bleibe suchen sollen, statt weiter unter der Brücke zu wohnen. Aber wenigstens muss ich nicht im Freien schlafen, sondern habe es warm – solange der Radiator nicht schlappmacht. Das Ding frisst massenhaft Strom, aber da ich eine Leitung der Stadt angezapft habe, bezahle ich glücklicherweise nicht dafür – sonst wäre ich noch abgebrannter, als sowieso schon.

Ich schaue mich um, erkenne eine Feuerleiter und mache mich auf den Weg dorthin. Eilig erklimme ich die Sprossen der Metallleiter, danach die Treppen. Schließlich finde ich mich auf einem Dach wieder. Nachdem ich die Häuserschlucht abgeschätzt habe, laufe ich zurück. Ich konzentriere mich auf mein Ziel, renne los und springe auf die kleine Mauer, von der ich mich abstoße, um die Häuserschlucht zu überspringen. Glücklicherweise lande ich auf dem anderen Dach, rolle mich ab und setze meinen Weg zu Hood fort.

* * *

Ich habe Hoods Laden erreicht. Auf dem Parkplatz schaue ich mich um und bin froh, dass meine ehemaligen Freundinnen nicht zu sehen sind. Ich betrete die Bar, lasse abermals meinen Blick schweifen und bin überrascht, dass heute so wenig los ist.

»Hey, Kleines«, sagt Hood gut gelaunt, als ich mich an die Theke setze.

»Hey, Alter«, erwidere ich. »Bekomme ich ‘ne Coke?«

»Heute kein Bier?«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein, ich will einen klaren Kopf bewahren.«

»Ah.« Er nickt, bückt sich und holt eine Flasche aus dem Kühlschrank. »Du siehst gestesst aus«, meint er, als er die Coke vor mich stellt.

Ich nehme die Cola an mich und trinke einen großen Schluck. »Gestresst?«

»Das sagte ich«, bestätigt der alte Kauz. Na ja, so alt ist er nicht, er ist vielleicht um die fünfundvierzig und hat den Laden schon ewig. »Was ist passiert?«

»Ich bin ausgestiegen?«, erwidere ich mit einer Gegenfrage.

Er hebt eine Augenbraue. »Ausgestiegen aus was?«

»Gabrinas kleiner Schlampenbrigade«, antworte ich. »Sie wollten einen Bruch machen, darauf hatte ich keine Lust und bin raus.«

»Hast du dich freigekauft?«, hakt er skeptisch nach.

Einmal mehr schüttle ich den Kopf. »Nein, ich habe sie vor die Wahl gestellt. Entweder sie lassen mich ziehen oder ich verpfeife sie.«

Hoods Gesichtszüge entgleisen. »Du erpresst die Bande?«

»Nein, ich habe ihnen die Wahl gelassen«, wiederhole ich gelassen.

Er schnaubt. »Entweder war das ziemlich mutig oder, was ich denke, total dumm, Mavis.«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Ich werde sehen, was mich erwartet.«

»Hoffen wir, dass es nicht der Friedhof ist«, sagt er und schaut sich um. »Bin gleich wieder bei dir.«

»Alles klar.«

Hood lässt mich allein und ich schaue mich in seinem Laden um. Eine Gruppe junger Männer steht unweit von mir an einem Tisch. Ich habe sie hier noch nie gesehen, aber gut, ich bin nicht so oft in Hoods Bar, dass ich jeden Gast kenne. Einer von ihnen erwidert meinen Blick, zwinkert mir sogar zu, weshalb ich meinen mit gehobenen Augenbrauen abwende. Ich widme mich lieber meiner Cola, die ist wenigstens nicht so enttäuschend wie die Kerle, die hier abhängen.

»Da bin ich wieder«, verkündet Hood und beugt sich etwas näher zu mir. »Fynn fragte, was du trinkst.«

Ich sehe ihn skeptisch an. »Wer soll das sein?«

Hood deutet zu ihm, weshalb ich seiner Geste mit meinen Augen folge.

»O Mann«, stoße ich aus und sehe ihn wieder an. »Ich verzichte, aber danke.«

»Es ist ein gratis Drink, Mavis.«

»Ich muss gleich nach Hause. Meatball braucht einen Spaziergang«, erwidere ich. »Deshalb bleibt es heute nur bei einer Coke.«

»Hast du immer noch die kleine fette Dogge?«

Ich nicke ihm zu. »Ja, immerhin ist er mein einziger Vertrauter.«

Seine Augenbraue flippt in die Höhe. »Das hat gesessen.«

Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. »Er ist zu Hause mein einziger Vertrauter, okay?«

»Damit kann ich leben.« Er schenkt mir ein Lächeln. »Willst du wirklich nichts mehr?«

»Nein, aber danke.« Ich leere meine Coke und reiche ihm die Flasche. »Was bekommst du?«

»Lass stecken.«

»Danke, Hood.« Ich stemme mich auf die Theke, beuge mich zu ihm und drücke einen Kuss auf seine Wange.

»Meld dich zwischendurch oder komm her, damit ich weiß, dass Gabrina dich nicht in die Finger gekriegt hat, okay?«

»Geht klar«, erwidere ich lächelnd. »Deine Nummer ist noch dieselbe?«

»Ist sie.«

»Dann melde ich mich, sobald ich zu Hause bin, und lasse mich morgen wieder hier blicken«, lasse ich ihn wissen.

»Danke, Mavis.« Er schenkt mir ein Lächeln, was wirklich eine Seltenheit ist. Ich glaube, ich habe Hood so selten lächeln sehen, dass ich es an einer Hand abzählen kann. Aber gut, er hat eine Menge gesehen und ich glaube, mit der Zeit verliert man sein Lachen.

»Bis morgen, Großer.« Ich gleite vom Hocker, wende mich ab und pralle mit einem Hindernis zusammen. »Leck mich doch«, stoße ich aus und lege den Kopf in den Nacken. »Kannst du nicht aufpassen, wem du dich in den Weg stellst?«

Der Typ schnaubt amüsiert. »Sorry, ich wollte dich gerade ansprechen, da bist du schon in mich reingerannt.«

»Ah ja.« Ich gehe einen Schritt nach hinten. »Kein Interesse.« Danach umrunde ich ihn und verlasse Hoods Laden.

»Warte doch!«, ruft der Kerl mir hinterher, aber ich ignoriere seine Bitte, und jogge sofort los, um nach Hause zu kommen.

Ich hoffe nur, dass Meatball mir nicht schon wieder in die Bude gemacht hat, sonst stinkt es wieder die ganze Nacht.

»Komm schon, lass mich nicht rennen!«

»Dann bleib stehen«, erwidere ich, behalte allerdings mein Tempo bei, denn ich habe absolut keinen Bock darauf, mich mit diesem Kerl zu unterhalten. Seit mein letzter Freund Schluss gemacht hat, weil ich nun mal lebe, wie ich lebe, habe ich keinen Mann mehr an mich herangelassen. Die meisten kommen nicht damit klar, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin, noch weniger damit, dass ich nicht einmal einen Nachnamen habe, weil ich nicht weiß, woher ich komme. Ich habe immer auf der Straße gelebt, schon als Kind, weil ich ständig aus den Pflegefamilien abgehauen bin – irgendwann haben die Cops mich aufgegriffen und in ein Kinderheim gesteckt, aus dem ich nach nur zwei Wochen Aufenthalt ausgebüxt bin.

* * *

Glücklicherweise hatte Meatball mir kein stinkendes Geschenk hinterlassen und seinen Spaziergang hatten wir auch schnell hinter uns gebracht.

Nun liege ich in dem unbequemen Klappbett, er hat sich an meine Beine gekuschelt, und ich werfe einen Blick auf mein Handy. Ich friere, aber kann den Radiator nicht laufen lassen, wenn ich nicht hier bin. Wenn Meatball das Ding umwirft, brennt meine Bleibe, und das will ich nicht riskieren. Deshalb stecke ich ihn immer aus, bevor ich mein Domizil unter der Brückenauffahrt verlasse.

Mein Hund schnarcht, was mich zum Lächeln bringt. Bevor er hungert, gebe ich mein Geld für ihn aus, erst wenn Meatball versorgt ist, kaufe ich Lebensmittel und Getränke für mich. Nur muss ich jetzt erst mal schauen, wie ich zurechtkomme, weil ich keine Dinger mehr mit Gabrina und den Mädels drehe. Ich muss mir unbedingt einen Job suchen, als Kurierin könnte ich bestimmt ein wenig Geld verdienen, denn ich brauche weder ein Fahrrad noch ein Auto, mit dem ich mich dem Verkehr stellen muss. Ich kann den Weg über die Dächer nehmen. Als Traceur bin ich ja ständig im Training und sollte es nicht schleifen lassen. In der Clique war ich die Einzige, die Parcours gemacht hat – so kann ich auch Gabrina, Leiah und den anderen Mädels entkommen, sollten sie mir auflauern. Ich habe keine Lust, ihnen zu begegnen, aber manchmal kann man es nicht vermeiden. Chicago ist kleiner, als man denkt, Feinde lauern an jeder Ecke und diese Frauen sind wie Geister. Sie tauchen aus dem Nichts auf, rammen dir das Messer in den Rücken und verschwinden wieder. So haben sie es immer gemacht und so werden sie es immer machen, um zu bekommen, was sie wollen.

Gestern hätten sie mich beinahe in die Mangel genommen, allerdings war ich schnell genug weg, als dass sie mich hätten kriegen können. Die Mädels haben mir zwar mehr oder weniger ein Zuhause gegeben, weil sie lange Zeit die einzigen waren, die sich für mich interessiert haben, aber das war auch schon alles. Wärme, Zuneigung oder Liebe habe ich bei ihnen nicht erfahren. Bloß Druck, Drohungen und wenn ich nicht gesprungen bin, wie Gabrina pfiff, gab’s aufs Maul.

Ich kämpfe die Gedanken nieder und bin froh, dass ich den großen Eisenriegel vorgeschoben habe, sodass keines der Mädels hier eindringen kann.

Ich schließe die Augen und hoffe, dass ich einschlafen kann.

* * *

Am nächsten Tag habe ich Meatball bei mir. Die Mädels haben Respekt vor ihm, da er mich mit seinem Leben beschützt, deshalb lasse ich ihn im Moment nicht von meiner Seite weichen. Er ist zwar klein, aber mehr als oho. Als ich fünfzehn war, habe ich ihn in einer Mülltonne gefunden. Er war fast verhungert, abgemagert und krank, aber ich habe ihn gesund gepflegt. Seitdem sind wir unzertrennlich. Bloß zum Training kann ich ihn nicht mitnehmen, zumindest nicht zu dem, das mich auf Chicagos Dächer führt.

»So schnell sieht man sich wieder«, sagt ein Mann, jedoch gehe ich weiter. Jemand kommt an meine Seite. »Hey.«

Ich schaue nach links, erkenne eine männliche Brust und hebe den Blick. »Ich heiße nicht Hey.«

»Ist mir bewusst, aber da ich deinen Namen nicht kenne, muss ich dich ja irgendwie auf mich aufmerksam machen.«

»Aha.« Genervt beschleunige ich meine Schritte, was auch Meatball antreibt.

»Warum rennst du schon wieder los?«

»Glaub mir, wenn ich renne, siehst du nur noch eine Staubwolke«, lasse ich ihn wissen.

Der Kerl hält mein Tempo. »Könntest du nur für einen Moment stehenbleiben?«

Daraufhin verdrehe ich die Augen, bleibe stehen und sehe ihn abwartend an. »Was willst du?«

»Ich würde gern deinen Namen wissen.«

»Wieso?«

»Damit ich nicht mehr Hey oder Ey du über die Straße brüllen muss«, sagt er lächelnd, allerdings verfehlt es die freundliche Wirkung, weil er echt bedrohlich aussieht. Manche Gesichter sind nicht dafür gemacht, jemandem ein Lächeln zu schenken.

»Mavis.«

Er streckt seine Hand aus. »Ich bin Fynn.«

Skeptisch betrachte ich seine Hand. »Schön.«

Fynn seufzt. »Hast du Lust, bei Hood ‘ne Coke zu trinken?«

Ich schaue runter zu Meatball, danach wieder zu ihm. »Nein.«

»Ich habe gestern mitbekommen, dass er dich bat, dich bei ihm zu melden. Du könntest es mit der Coke verbinden.«

»Hood hat noch gar nicht geöffnet«, erwidere ich gelassen, obwohl der Kerl echt nervtötend ist.

»Hättest du denn Bock, dich heute Abend mit mir bei ihm in der Bar zu treffen?«, fragt er.

Jemand kommt dazu. »Alter, könntest du dir den Korb bitte etwas schneller abholen? Wir wollen weiter.«

Ich schaue seinen Kumpel an. Er ist groß, noch muskulöser als Fynn und hat braune Augen. Sein Kinn wird von einem Grübchen geteilt, was ihn echt heiß aussehen lässt. Danach sehe ich Fynn wieder aufmerksam an und stelle fest, dass er mehr meinem Typ entspricht. Aber ich will keinen Kerl an meiner Seite, nicht mal einen kennenlernen, weshalb ich hoffe, ihn in die Flucht schlagen zu können.

»Wer sagt denn, dass ich gerade einen Korb bekomme?«, hakt Fynn mit zusammengekniffenen Augenbrauen nach.

»Ich«, mische ich mich ein. »Also sorry, aber ich habe kein Interesse, ‘ne Coke mit dir zu trinken.«

Seine Gesichtszüge entgleisen, sein Freund lacht und ich wende mich von den beiden ab.

Ich bin kaum zehn Meter gelaufen, als er wieder an meiner Seite auftaucht.

»War das dein Ernst?«, hakt er nach.

»Ja.«

»Habe ich vielleicht ‘ne Chance, dich vom Gegenteil zu überzeugen?«, fragt Fynn weiter.

Noch einmal sehe ich ihn an, doch diesmal bleibe ich nicht stehen. »Verzweiflung steht dir nicht.«

»Ich bin nicht verzweifelt, sondern will dich bloß näher kennenlernen.« Er schenkt mir wieder sein gruseliges Lächeln. »Komm schon, Mavis, es ist doch nichts dabei.«

»Ich bin lesbisch«, rede ich mich heraus, abermals entgleisen seine Gesichtszüge.

»Wow, okay, aber wir könnten trotzdem ‘ne Coke oder ein Bier trinken gehen.«

Ich schüttle den Kopf. »Sorry, Fynn, aber ich habe echt kein Interesse.« Anschließend deute ich vor mich. »Ich gehe weiter. Mein Hund kriegt noch ‘ne Krise, wenn ich ständig stehenbleibe.«

»Alles klar. Vielleicht sieht man sich mal bei Hood«, sagt er.

Ich nicke ihm zu. »Vielleicht.« Definitiv nicht, ich werde Hood künftig whatsappen, um ihn wissen zu lassen, dass es mir gut geht. Das ist mir lieber, als Fynn in der Bar zu begegnen, denn früher oder später wird er checken, dass ich ihn gerade angelogen habe. »Mach’s gut, Fynn.« Ich ringe mir nicht mal ein Lächeln für ihn ab, sondern gehe unbeeindruckt weiter. Er sieht gut aus, entspricht sogar voll meinem Typ Mann, aber ich gehe ihm lieber aus dem Weg. Seiner Kleidung nach zu urteilen, schwimmt der Typ im Geld und ich habe keine Lust, mich auch nur noch einmal minderwertig zu fühlen.

* * *

Kapitel3

Fynn

Ich habe keine Ahnung, warum Mavis mir nicht sofort sagte, dass sie auf Frauen steht, statt dabei zuzusehen, dass ich mich zum Affen mache. Raylan amüsiert sich immer noch über den Korb meines Lebens, wie er es nennt, weshalb meine Laune echt beschissen ist.

»Und dann sagt sie ihm knallhart, dass sie ‘ne Lesbe ist«, erzählt er meinen Freunden lachend.

Law schnaubt. »Kannst du dich mal beruhigen? Es nervt.«

Raylan lacht immer noch. »Sorry, aber geht nicht.«

»Alter, es reicht«, schalte ich mich ein. Ich bin angepisst. Da sieht man seine Traumfrau und es stellt sich heraus, dass sie ‘ne Lesbe ist. Es kotzt mich an, dass ich immer dieses Pech haben muss.

Er sieht mich amüsiert an. »Dein Gesicht war unbezahlbar.«

»Glaub ich dir, aber wir haben die Story jetzt so oft gehört, dass sie langweilig wird«, meint Law. Er ist mein bester Freund, wir kennen uns seit der Junior High und sind seitdem befreundet. Dad ist der Meinung, dass er keinen guten Einfluss auf mich hat, aber das geht mir am Arsch vorbei. Wenn ich an die Geschichten meines Onkels denke, waren sie damals auch nicht ohne, aber Dad bildet sich eine Menge auf seinen verfickten Doktortitel ein.

Und Mom?

Sie ist tot, ich habe nur Hope, die mir ein halbwegs zufriedenstellender Mutterersatz ist, aber sie kümmert sich mehr um Leslie als um mich. Gut, mein Bruder ist vierzehn, er braucht seine Mom noch, aber gelegentlich hätte ich sie auch gebraucht. Vielleicht wäre ich dann nicht auf die schiefe Bahn geraten, andererseits fällt der Apfel nicht weit vom Stamm.

»Mein alter Herr hat meinen Schlagring einkassiert«, lasse ich meine Freunde wissen.

Wir sitzen in Laws Wohnzimmer, sonst hängen wir immer bei Raylan ab. Abgesehen von mir haben sie alle eigene Wohnungen, nur ich wohne noch bei meinem Vater, weil es bequemer ist, als mir etwas Eigenes zu suchen. Abgesehen davon weigert er sich, mir die Miete zu bezahlen, da er will, dass ich mich auf die Uni konzentriere, statt in meiner eigenen Bude Partys zu schmeißen. Hope putzt und kocht, außerdem macht sie die Wäsche, was ein Service ist, den ich nicht missen will.

»Wie kommt’s?«, fragt Damon mit gehobenen Augenbrauen.

»Er wollte gestern die Scheißtanne aufstellen und mir ist der Schlagring aus der Tasche gefallen. Hatte vergessen, ihn in meinem Zimmer zu lassen, als ich nach Hause kam«, erzähle ich genervt.

»Besser so, das Ding war sowieso verbrannt«, sagt Law. »Wenn er ihn hat, sind seine Fingerabdrücke dran, womit du aus dem Schneider bist, sollten die Cops ihn je in die Finger kriegen.«

Ich schnaube amüsiert. »Ich glaube kaum, dass mein Vater den Schlagring zur Polizei bringt. Er hatte früher selbst genug Dreck am Stecken, weshalb er sicher nicht dorthin rennt, um mich wegen irgendeines Verdachts zu verpfeifen.«

»Mhm«, macht mein bester Freund.

»Bin auch der Meinung, dass es besser ist, ihn nicht mehr zu haben, nachdem du vorgestern diesem Kerl die Fresse poliert hast«, meint Jax.

Ich nicke zustimmend. »Früher oder später werde ich ihn mir zurückholen, dann werde ich ihn los.«

»Lass ihn einfach bei deinem Dad«, sagt nun Aydan. »Glaube kaum, dass der alte Cavendish mit dem Schlagring auf die Kacke haut.«

Lachend lehne ich mich zurück und hebe die Bierflasche an meine Lippen. Nachdem ich ein paar Schlucke getrunken habe, stelle ich sie auf den Couchtisch. »Was machen wir heute Abend?«

»Gehen wir zu Hood?«, fragt Raylan. »Oder hast du Schiss, die kleine Lesbe zu treffen?«

Ich hebe meine Hand und zeige ihm meinen ausgestreckten Mittelfinger. »Fick dich.«

»Später, aber dann gern mit all der Leidenschaft, zu der ich fähig bin, mein Süßer.« Er zwinkert mir zu, schickt mir sogar einen Luftkuss, womit er die anderen zum Lachen, mich jedoch nur zum Kopfschütteln bringt.

»Meinetwegen können wir zu Hood. Ich glaube kaum, dass Mavis täglich dort ist«, sage ich weiter. »Gestern habe ich sie zum ersten Mal bei ihm gesehen.«

»Sie ist öfter da«, mischt Aydan sich ein. »Vor ein paar Wochen noch ständig mit Gabrina und ihrer kleinen Bitchbrigade. Gestern war sie zum ersten Mal allein dort.«

Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe. »Ist sie Teil von Gabrinas Clique?«

»Keine Ahnung. Wenn sie es ist, hat sie ein Talent dafür, sich im Hintergrund zu halten, denn ich habe sie noch nie gesehen, wenn Gabrina und ihre Weiber in Action waren«, erzählt mein Kumpel. »Aber vielleicht gehört sie gar nicht zur Clique und hängt nur so mit ihnen rum.«

Damon sieht ihn skeptisch an. »Gabrina lässt nur ihre Lemminge an sich heran, daher kann’s gut sein, dass Mavis dazugehört.«

Aydan zuckt mit den Schultern. »Früher oder später wird herauskommen, mit wem die Kleine abhängt, dann weiß auch Fynn Bescheid, sofern er sie umpolen will.« Er grinst mich an.

Daraufhin verdrehe ich die Augen. »Ich habe nicht vor, Mavis umzupolen.«

»Nicht?«, hakt Jax nach. »Das klang ganz anders, als wir herkamen.«

Ich winke ab. »Ich hab keine Lust, noch länger darüber zu reden, Leute. Lasst uns heute Abend zu Hood gehen und Spaß haben.« Mein Blick fällt auf Raylan. »Du kannst doch sicher ein paar Mädels anrufen, die leicht rumzukriegen sind, oder?«

»Ich werde mal rumtelefonieren, aber ich kann nichts garantieren«, erwidert er.

»Alles klar, dann steht die Abendplanung«, sagt Law. »Ich geh was rauchen.« Danach erhebt er sich und lässt uns allein.

Ich stehe ebenfalls auf und folge meinem besten Freund. Als ich auf dem Balkon stehe, sehe ich, dass er sich einen Joint baut. Ich hole meine Kippen aus der Jackentasche.

»Tut mir leid, dass die Kleine vom anderen Ufer ist«, meint er, als ich die Balkontür hinter mir geschlossen habe.

»Kann man nicht ändern«, erwidere ich. »Aber ich habe das Gefühl, dass sie nicht ganz ehrlich zu mir war.«

Law neigt den Kopf, betrachtet mich mit finsterem Blick. »Wie meinst du das?«

»Ich glaube, Mavis war nicht ganz ehrlich zu mir. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie lesbisch ist.«

Seine kantige, schwarze Augenbraue gleitet in die Höhe. »Wieso sollte sie lügen?«

»Weil sie keinen Bock auf ‘nen Kerl hat?«, hinterfrage ich grinsend, stecke mir eine Zigarette an und stoße den blauen Dunst in die Abendluft.

Als Law seinen Joint gedreht hat, zündet er ihn an und inhaliert den Rauch. »Selbst wenn sie dir Müll erzählt hat, solltest du akzeptieren, dass sie kein Interesse an dir hat. Es wäre armselig, ihr hinterherzurennen, als wärst du ihre Töle.«

»Ich weiß, aber sie interessiert mich und ich will mehr über sie herausfinden.«

»Heißt?«

»Sobald ich sie das nächste Mal sehe, folge ich ihr«, lasse ich meinen besten Freund wissen. »Ich will zumindest wissen, wo sie lebt.«

»Warum fragst du nicht Hood?«, hakt er nach.

Ich verdrehe die Augen. »Weil Hood mir kaum was sagt, seit mein Vater ihn darum gebeten hat, ein Auge auf mich zu haben.«

»Dann frage ich ihn über die Kleine aus, wenn’s dir hilft, Alter.«

»Das würde mir sicher helfen. Er weiß bestimmt, ob sie wirklich auf Frauen steht oder mir Scheiße erzählt hat«, stimme ich zu und ziehe noch einmal an meiner Zigarette. Ich bin gespannt, ob ich Mavis noch mal begegne oder nicht.

Laws Augenbraue flippt in die Höhe. »Ich werde sicher nicht mit der Tür ins Haus fallen, Fynn.«

»Hab ich das verlangt?«

»Nein.«

»Na also«, entgegne ich grinsend und ziehe noch einmal an der Zigarette, die ich danach vom Balkon schnippe. »Wie weit bist du?«

Law hebt die Tüte und zeigt sie mir. »Auch einen Zug?«

Nickend nehme ich sie und ziehe daran. Nur langsam stoße ich den Rauch aus und schließe die Augen.

»Du hast dich echt in die Kleine verliebt, was?«

Ich verschlucke mich, weshalb mich der restliche Rauch in meinen Lungen zum Husten bringt. »Wie bitte?«

»Du hast dich in die Kleine verliebt, nicht wahr?«

Daraufhin entgleisen meine Gesichtszüge. »Nein.« Ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber das muss er nicht wissen.

»Sicher?«, hakt er grinsend nach.

»Ja, ich finde sie bloß heiß und will sie näher kennenlernen«, erwidere ich überfordert. »Vielleicht ficke ich sie, aber ich werde mich sicher nicht in sie verlieben.«

Er betrachtet mich skeptisch. Vermutlich hat er mich längst durchschaut, denn es gibt niemanden, der mich besser kennt als Law. »Wenn sie wirklich mit Gabrina rumhängt, solltest du dich von ihr fernhalten. Du weißt, was ihre Mutter dir angetan hat, als du noch ein Kind warst.«

Ich nicke knapp. »Ja, aber ich lasse mich sicher nicht von Gabrina und ihrer Alten beeindrucken.«

»Ich meinte damit, dass du nicht weißt, ob diese Mavis – das war doch ihr Name, oder? – loyal ist oder sich mit dir abgeben wird.«

Abermals zucke ich mit den Schultern. »Das werde ich früher oder später herausfinden.«

Er nickt knapp, wirkt aber nicht besonders überzeugt. »Möglich.«

Ich gebe ihm die Tüte zurück, nachdem ich noch einmal daran gezogen habe, und stoße den Qualm durch Mund und Nase aus. »Also, heute Abend zu Hood und danach? Machen wir die Clubszene unsicher oder willst du dortbleiben?«

»Wenn Raylan noch ein paar Chicks anruft, können wir bei Hood bleiben«, sagt Law, nimmt einen letzten Zug seines Joints und drückt ihn im Aschenbecher aus. »Nur sollte er nicht wieder auf dem Männerklo vögeln. Ich hab keinen Bock, schon wieder rauszufliegen.«

Ich schnaube amüsiert. »Na ja, er wird nur Raylan rauswerfen. Das letzte Mal sind wir nur mitgegangen, weil er keinen Bock hatte, mit der Kleinen allein zu sein, da er sie nach dem Fick loswerden wollte.«

Er nickt. »Wir werden sehen, wie es läuft.«

»Gehen wir wieder rein? Ich friere mir sonst noch die Eier ab.«

Grinsend schüttelt Law den Kopf. »Klar.«

Ich drehe mich weg, öffne die Balkontür und bin froh, dass ich wieder ins Warme komme.

* * *

Als wir bei Hood sind, hat Raylan es geschafft, gerade mal vier Chicks zu überreden, hierherzukommen, wir sind allerdings sechs Kerle. Gut, ich bin nicht unbedingt scharf drauf, eine abzuschleppen, um Druck abzubauen, aber ich weiß nicht, wie es meinen Freunden geht.

»Sieh mal, wer an der Bar sitzt und mit Hood spricht«, sagt Law und deutet zum Tresen.

Ich folge seiner Hand mit meinem Blick und hebe eine Augenbraue.

»Sagte sie nicht, dass sie heute nicht herkommen würde?«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Denkst du, das weiß ich noch?«

Er schnaubt amüsiert. »Wirst du sie anquatschen?«

»Soll ich?«

»Na ja, wenn sie schon mal da ist, würde ich mit ihr reden«, sagt er. »Gegen ein Gespräch kann sie ja nichts einzuwenden haben.«

»Dann gehe ich mal zu ihr.« Ich rutsche vom Hocker, greife nach meiner Bierflasche und mache mich auf den Weg an die Bar. Hood sieht zu mir, während er spricht, nur einen Moment später dreht Mavis sich auf dem Barhocker um und schaut ebenfalls herüber. Ich bleibe völlig gelassen, als ich mich den beiden nähere.

»Darf’s noch was sein, Fynn?«, fragt Hood, der gerade unheimlich feindselig wirkt.

Mit dem Zeigefinger tippe ich gegen meine Bierflasche, die ich einen Moment später leere, danach stelle ich sie auf die Theke.

»Also?«

»Ein Bier, hab ich doch gezeigt«, erwidere ich und setze mich auf den Hocker neben Mavis, als ich sie ansehe, lächle ich.

»Als würde ich auf Gesten reagieren«, brummt Hood und dreht sich weg.

Sie hebt eine Augenbraue.

»Ich dachte, du würdest heute nicht herkommen«, wende ich mich an sie.

»Pläne ändern sich manchmal kurzfristig.« Sie schaut nach unten, ich folge mit meinem Blick. Sie hat ihren Hund mitgebracht, was mich wundert.

»Wieso hast du deinen Hund dabei?«

»Weil Meatball und ich nicht nach Hause konnten.«

Skeptisch betrachte ich sie. »Wieso nicht?«

Mavis seufzt. »Aus Gründen.« Danach greift sie zu ihrer Coke und trinkt einen Schluck. »Ich denke, ich werde noch ein Weilchen hierbleiben und später mal sehen, ob die Luft rein ist.«

»Warum sagst du mir nicht, was los ist?«, hake ich nach.

Mavis sieht mich wieder an und hebt eine Augenbraue. »Was geht’s dich denn an?«

»Ich frage, dann antworte auch«, erwidere ich angepisst.

»Dein Bier«, sagt Hood und stellt die Flasche etwas zu ruppig auf den Tresen.

»Danke, Alter«, entgegne ich und lege meine Hand um die Bierflasche, dann konzentriere ich mich wieder auf Mavis. »Sagst du mir jetzt, was Sache ist?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nö.«

»Wieso nicht?«

»Weil’s dich ‘nen Dreck angeht, Fynn«, antwortet sie entschieden und leert ihre Coke. »Und jetzt wär’s nett, wenn du mich in Ruhe lässt.«

»Warum? Kommt gleich deine Freundin?«, hake ich grinsend nach.

»Welche Freundin?«, schaltet Hood sich ein.

Mein Blick fällt auf ihn. »Mavis ist doch vom anderen Ufer. Ich ging davon aus, dass so eine heiße Braut eine Freundin hat.«

Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sie das Gesicht verzieht, als Hood schallend lacht.

---ENDE DER LESEPROBE---