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Eiskunstläuferin Aljona möchte ihr Leben nicht mehr ausschließlich auf dem Eis zu verbringen, weshalb sie ihre Familie überredet, nach Miami zu ziehen, um dort ein Studium beginnen zu können. Bereits als sie sich den Campus ansieht, begegnet sie dem gutaussehenden Jacob – Jace – Kingston, der ihr von diesem Moment an immer wieder über den Weg läuft. Er besucht ihr Training und die Wettkämpfe, an denen sie teilnimmt. Schließlich kommen die beiden sich näher und Aljona lernt ein Leben außerhalb der Pflicht kennen und genießen. Doch die Intensität der Gefühle sind zu viel für sie. Gefangen zwischen Training und Vorlesungen stößt sie Jace vor den Kopf, um keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden zu müssen. Womit sie nicht gerechnet hat: Jace kämpft um das, was ihm lieb und teuer ist. Kann die Liebe die Vernunft überwinden?
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BACK TO CORAL GABLES
BUCH SECHS
Copyright © 2021 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S. B. Zimmer
Satz und Layout: Julia Dahl / [email protected]
Umschlaggestaltung © Julia Dahl / Modern Fairy Tale Design
Auflage 01 / 2024
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Back to Coral Gables
1. Jacob
2. Aljona
3. Jacob
4. Aljona
5. Jacob
6. Aljona
7. Aljona
8. Jacob
9. Aljona
10. Jacob
11. Aljona
12. Jacob
13. Aljona
14. Jacob
15. Aljona
16. Jacob
17. Aljona
18. Jacob
19. Aljona
20. Jacob
21. Aljona
22. Jacob
23. Aljona
24. Jacob
Übersicht der Charaktere
Danksagung
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Eiskunstläuferin Aljona möchte ihr Leben nicht mehr ausschließlich auf dem Eis zu verbringen, weshalb sie ihre Familie überredet, nach Miami zu ziehen, um dort ein Studium beginnen zu können.
Bereits als sie sich den Campus ansieht, begegnet sie dem gutaussehenden Jacob – Jace – Kingston, der ihr von diesem Moment an immer wieder über den Weg läuft. Er besucht ihr Training und die Wettkämpfe, an denen sie teilnimmt. Schließlich kommen die beiden sich näher und Aljona lernt ein Leben außerhalb der Pflicht kennen und genießen. Doch die Intensität der Gefühle sind zu viel für sie. Gefangen zwischen Training und Vorlesungen stößt sie Jace vor den Kopf, um keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden zu müssen.
Womit sie nicht gerechnet hat: Jace kämpft um das, was ihm lieb und teuer ist.
Kann die Liebe die Vernunft überwinden?
Back to Coral Gables erzählt die Liebesgeschichten der Kinder von Delsin und Co. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden.
Es handelt sich um ein fiktives Coral Gables, das so wie beschrieben bloß in meiner Fantasie existiert.
Bitte denk daran, dass dieses Buch etwa zwanzig Jahre nach der Coral Gables Serie spielt, sodass es gar nicht so abwegig ist, dass Autos über Autopiloten und etwaige andere Gadgets verfügen. Nicht jeder Charakter aus der Coral Gables Serie wird in diesem Buch erwähnt oder kommt zu Wort, weil es den Rahmen der handelnden Figuren sprengen würde, aber einige haben zumindest einen kurzen Auftritt. Für die leichtere Zuordnung findet ihr am Ende eine Übersicht der Charaktere aus der Coral Gables Serie, die nach Familien geordnet ist.
Ich wünsche dir viel Spaß mit Jacobs und Aljonas Geschichte.
»Alter, was ist los?«, fragt mein Bruder, als er mich einholt.
Ich drehe mich zu ihm um. »Ich bin genervt und will nach Hause, warum?«
»Weil du sonst nicht so schnell aus dem Hörsaal stürmst?«, antwortet er mit einer Gegenfrage und setzt seine Sonnenbrille auf.
Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Ich hab keinen Bock mehr.«
Damon hebt eine Augenbraue, sodass sie über der Brille zum Vorschein kommt. »Hast du den Test verhauen oder warum bist du so pissed?«
»Genau das«, entgegne ich und setze meinen Weg fort. Es ist mir noch nie passiert, dass ich einen Blackout hatte, aber ausgerechnet bei diesem verfickten Test habe ich voll in die Scheiße gegriffen.
»Der nächste wird besser, außerdem hattest du sonst immer die volle Punktzahl, da wird ein verkackter Test nicht deinen Schnitt versauen«, meint Damon, als wir uns auf den Weg in die Cafeteria machen, wo wir uns mit Liz treffen. Sie ist die Freundin meines Bruders und sollte eigentlich schon im Herbstsemester ihr Studium fortsetzen, allerdings kam ihr ein Leukämierückfall dazwischen. Ich bin froh, dass sie dem Krebs noch einmal in den Arsch treten konnte, aber sie ist immer noch nicht ganz auf dem Damm.
»Ja sicher, du weißt genau, wie Dad reagiert, wenn wir beschissene Bewertungen mit nach Hause bringen. Ich habe keine Lust auf die Standpauke.«
»Dann verschweigen wir ihm eben, dass wir ihn zurückbekommen haben«, sagt mein Bruder.
»Wir haben heute Morgen noch mit ihm darüber gesprochen. Ich denke nicht, dass er es vergessen hat. Er mag auf die 50 zugehen, aber senil ist er nicht.« Ich räuspere mich. »Warum triffst du dich eigentlich in der Cafeteria mit Liz?«
»Weil sie vor einer halben Stunde Schluss hatte und auf mich warten möchte«, erwidert er gelassen.
»Mhm. Wie hast du bei dem Test abgeschnitten?«
»96 Prozent«, antwortet Damon. »Ich habe aber auch gelernt wie ein Irrer.«
»Habe ich auch und trotzdem hatte ich einen Totalausfall«, halte ich dagegen und pralle mit jemandem zusammen.
»O Gott, pass doch auf, du Idiot!«
Ich schaue vor mich und ich glaube, mich trifft der Schlag. »Sorry, ich war in Gedanken«, entschuldige ich mich und strecke meine Hand aus.
Sie ergreift sie und lässt sich von mir aufhelfen. »Hab ich gemerkt, immerhin hast du mich umgerannt.« Sie klingt alles andere als freundlich, aber gut, das wäre ich auch nicht, wenn mich jemand über den Haufen rennt.
»Alter, ich gehe weiter, bevor Liz noch länger auf mich warten muss«, sagt mein Bruder und haut ab.
Irritiert sehe ich ihm nach, dann vor mich, aber die Kleine ist verschwunden. Ich schaue mich nach ihr um, mache sie aus und folge ihr. »Hey«, rufe ich ihr nach.
Sie reagiert nicht.
»Hey, warte doch mal!«, wiederhole ich lauter und beschleunige meine Schritte. Als ich sie erreicht habe, schneide ich ihr den Weg ab. »Hey, tut mir leid, dass ich dich umgerannt habe.«
Irritiert bleibt sie stehen und schaut zu mir hoch. »Du hast dich schon entschuldigt.« Sie spricht mit Akzent und ich frage mich, woher sie kommt.
Ich strecke meine Hand aus. »Ich bin Jace.«
»Und ich nicht interessiert.« Sie schenkt mir ein schmales Lächeln, danach umrundet sie mich und geht weiter.
Ich drehe mich um und staune, als ich ihre halsbrecherisch hohen Schuhe sehe. »Hat mich gefreut, Nicht Interessiert«, rufe ich ihr nach.
Sie wendet sich um. »Dito, Jace.« Sie dreht sich weg und bleibt stehen, als ein Mann im Anzug zu ihr kommt.
»War klar, dass sie vergeben ist«, sage ich leise, danach folge ich meinem Bruder zur Cafeteria. Ich habe zwar keine Vorlesungen mehr, aber ich habe nur wenig Lust, nach Hause zu fahren. Mein Vater wird mich sicher auf den Test ansprechen und ich glaube, er wird mir den Kopf abreißen, wenn er erfährt, dass ich nicht mal 50 Prozent erreicht habe.
»Da ist er ja«, ruft Liz lächelnd, ergreift Damons Hand und die beiden kommen die Treppe runter. »Hey.« Sie löst sich von meinem Bruder und umarmt mich.
»Hey, Liz.« Ich streichle ihren Rücken, schließlich löse ich mich wieder von ihr. »Können wir nach Hause fahren?«, wende ich mich dann an Damon.
»Sicher.« Er trinkt einen Schluck seiner Coke. »Wen hast du da eigentlich über den Haufen gerannt?«
»Keine Ahnung, da sie sich als Nicht Interessiert vorgestellt hat«, erwidere ich.
Liz lacht auf. »Ernsthaft? Den Korb muss ich mir merken.«
»Hey!«, stößt Damon aus. »Niemand wagt es, dich anzumachen, also musst du dir keine Körbe merken.«
Sie grinst zu ihm hoch. »Nicht? Weil ein Kommilitone mich heute echt hart angeflirtet hat.«
»Dann doch«, gibt er sich geschlagen und legt seinen Arm um sie. »Hauen wir ab?«
»Ja«, nicke ich und gehe an Liz‘ andere Seite.
Sie hakt sich auch bei mir ein und gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu Damons Camaro. Wir fahren immer gemeinsam zur Uni, aber seit Liz den Beifahrersitz für sich beansprucht hat, werde ich wohl anfangen, mit meinem Auto zu fahren.
* * *
Zuhause angekommen verziehe ich mich sofort in mein Zimmer, statt meine Eltern zu begrüßen. Ich habe keine Lust, mir eine Standpauke anzuhören, weil ich den Test in den Sand gesetzt habe. Ich bin ja froh, dass es nur das und keine Klausur war, sonst würden sie mir höchstwahrscheinlich den Kopf abreißen.
Ich lasse meinen Rucksack vor das Bett, danach mich selbst auf die Matratze fallen. »Ich hasse dich, Welt«, brumme ich in die Bettdecke und atme tief durch. Aber wenigstens war der Tag nicht ganz beschissen, denn ich habe meine Traumfrau getroffen. Gut, sie war »nicht interessiert«, aber vielleicht sehe ich sie wieder. Wer weiß schon, warum sie auf dem Campus unterwegs war? Aber ich bin mir sicher, dass ich sie wiedersehe.
Es klopft und ich richte mich auf. »Ja?«, rufe ich, nachdem ich mich hingesetzt habe.
»Hey, alles klar?«, fragt Dad.
Ich schüttle den Kopf. »Nein, aber geht schon. Bin froh, dass jetzt Wochenende ist und ich den Kopf abschalten kann.«
Dad hebt eine Augenbraue. »Was ist los?«
»Ich habe einen Test verhauen.«
Nun entgleist seine Miene. »Das passiert dir doch sonst nicht.«
»Ich weiß, aber ich hatte einen Blackout.« Ich seufze resigniert. »Sorry.«
»Dann wird der nächste Test eben besser, so was kann passieren«, meint er und ich bin überrascht, genauso sehe ich ihn an. »Was ist?«
»Du hast mir mal den Arsch aufgerissen, als ich eine Klausur verbockt habe, aber jetzt bist du extrem gelassen«, antworte ich irritiert.
»Deine Mutter hat danach meinen Arsch aufgerissen, deshalb reiße ich keine Ärsche mehr auf, außer verbal, aber du weißt selbst, dass es mies gelaufen ist, warum sollte ich es dir auch noch mal sagen?«
»Weil du mein Vater bist und willst, dass ich einen guten Abschluss mache? Ist immerhin mein letztes Semester«, stelle ich fest.
Er schnaubt amüsiert. »Dann weißt du ja, dass du dich jetzt auf die Hinterbeine setzen musst.« Er betrachtet mich. »Woran hakte es?«
Ich greife zu meinem Rucksack und hole den Test heraus, danach reiche ich ihm diesen. »An allem. Ich hatte den totalen Blackout.«
»Welches Fach?«
»Geschichte der Musik.«
Dad sieht mich skeptisch an. »Also, das wirst du in deinem Leben nicht mehr brauchen, wenn du deinen Plan in die Tat umsetzt, Junge.«
»Hast recht«, stimme ich zu. Denn im Gegensatz zu Damon möchte ich nicht nur mit Songwriting, sondern als Sänger bekannt werden. Dad würde mir auch helfen, einen Plattenvertrag zu bekommen, aber ich weiß noch nicht, ob ich meine Pläne wirklich realisiere.
»Und sonst auch nicht, außer du willst Musik an einer Schule unterrichten, wobei ich nicht glaube, dass man deine Mom je nach diesen Themen gefragt hat, wenn sie an der Highschool eingesprungen ist.«
»Glaube ich auch nicht«, erwidere ich. »Also bist du nicht sauer?«
Dad schüttelt den Kopf. »Nein, du hast dir völlig umsonst den Kopf zerbrochen.« Er lächelt mich an. »Damon sagte, du hast ein Mädchen über den Haufen gerannt.«
Ich nicke. »Ja und sie hat mir nicht mal ihren Namen verraten, nachdem ich mich entschuldigt und mich vorgestellt habe.«
Er betrachtet mich. »Und du bist hin und weg von ihr, nicht wahr?«
»Wie kommst du darauf?«, frage ich skeptisch.
»Weil du übers ganze Gesicht grinst, seit ich dich auf sie angesprochen habe.«
Ich schnaube amüsiert. »Bin ich, aber ich habe sie vorher noch nie gesehen. Vielleicht studiert sie gar nicht an der U.«
»Möglicherweise fängt sie erst im kommenden Semester an und hat sich den Campus angesehen«, hält Dad dagegen.
»Kann sein, aber selbst dann habe ich keine Chance sie kennenzulernen, immerhin bin ich im Sommer fertig.«
»Sofern du nicht das Masterstudium dranhängst«, gibt Dad zu bedenken. »Und ich würde es dir empfehlen, wenn du nicht weißt, ob du wirklich ins Musikbusiness einsteigen willst.«
»Noch mal zwei Jahre dranhängen? Ich bin froh, wenn ich das Studium geschafft und den Bachelor in der Tasche habe«, sage ich nachdenklich.
»Denk in Ruhe darüber nach«, erwidert mein Vater. »Dir stehen doch alle Möglichkeiten offen.«
Ich nicke. »Auch wieder wahr.«
»Lex?«, schallt Moms Stimme durchs Haus.
Er sieht mit großen Augen zu Tür, wahrscheinlich, weil sie ziemlich aufgebracht klingt. »Äh, ich werde erwartet. Ich lasse dich allein.«
»Ich komme mit nach unten, ich hab Hunger.«
»Unternimmst du heute nichts mit Damon und Liz? Die beiden wollten zur Eishalle und mit den anderen Schlittschuhlaufen.«
»Ich bin nicht unbedingt sicher auf den Dingern«, antworte ich aufrichtig. »Und bevor ich mir die Haxen breche, lasse ich es lieber.«
»Begleite sie doch, du musst ja nicht aufs Eis.«
»Ja, mal sehen.«
»Lex! Beweg deinen Arsch nach unten!«, ruft Mom und Dad zieht den Kopf ein. »Ich glaube, ich habe irgendwas verbrochen.«
Ich lache. »Wer weiß?«
»Schlimmstenfalls deine Mutter«, sagt er grinsend. »Na dann, ich bin unten, bevor sie mich sucht.« Danach verlässt er mein Zimmer und ich höre Mom noch einmal nach ihm rufen.
Grinsend, auch kopfschüttelnd erhebe ich mich und gehe zu meinem Bruder. Ich klopfe an.
»Was gibt’s?« Es ist Liz, die ruft.
Ich betrete sein Zimmer. »Hey, Dad meinte, ihr wollt mit den anderen zur Eishalle. Ist es okay, wenn ich mich anschließe?«
Liz nickt. »Klar doch.«
Damon hebt eine Augenbraue. »Du kannst doch gar nicht Schlittschuhlaufen.«
»Ich weiß, aber ich habe auch nicht vor, aufs Eis zu gehen. Ich setze mich an die Seite, aber dann hänge ich wenigstens nicht hier rum und lasse mir die Decke auf den Kopf fallen«, lasse ich ihn wissen.
»Dann komm mit«, sagt Liz. »Man muss sich ja nicht unbedingt Schlittschuhe anziehen, ich werde mich auch an die Seite setzen, weil ich mich noch nicht verausgaben kann und soll.«
Ich neige den Kopf. »Du machst doch schon wieder Sport.«
»Ja, aber nur wenig und den Trainingsplan habe ich gemeinsam mit dem Arzt aufgestellt. Mehr als das soll ich noch nicht machen.«
»Wessen Idee war es dann, zur Eisbahn zu fahren?«, frage ich irritiert.
»Sadies«, antwortet Liz und da sie mit dem Rücken zu Damon sitzt, sehe ich, dass sie die Augen verdreht.
Ich schnaube amüsiert. »Alles klar.«
»Wann treffen wir uns eigentlich mit den anderen?«, wendet sich Liz an meinen Bruder.
Damon sieht auf seine Armbanduhr. »In einer Stunde, also sollten wir uns langsam fertigmachen.«
»Die Eishalle ist doch gar nicht so weit weg«, gebe ich zu bedenken.
»Schon, aber freitags ist sie immer von den Profis besetzt, deshalb kann man nur bis sechs Uhr Schlittschuhlaufen«, erwidert Damon.
»Ach so. Ich ziehe mir was anderes an, danach gehe ich noch was essen.«
»Mach das. Wir kommen gleich runter«, sagt Liz lächelnd.
»Bis gleich.« Ich verlasse Damons Schlafzimmer, ziehe die Tür hinter mir zu und gehe zurück in mein Zimmer.
Nachdem ich mich umgezogen habe, bin ich in die Küche gegangen. Mom ist weit und breit nicht zu sehen, aber ich bin alt genug, um mir selbst etwas zu essen zu machen. Im Gegensatz zu Damon kann ich kochen, da ich ihr ständig helfe und sie mir einiges erklärt hat. Ich werde mir aber jetzt nur ein Sandwich machen, da Mom heute Abend wahrscheinlich wieder ziemlich opulent kocht.
Als ich alles aus dem Kühlschrank geholt habe, hole ich mir zwei Scheiben Toast und setze mich mit allem an den Tisch.
* * *
Wir sind in der Eishalle und die meisten meiner Freunde haben sich Schlittschuhe ausgeliehen. Sadie besitzt eigene und möchte heute ein paar Fotos für ihren Instagram-Account machen, da sie wohl ewig nichts gepostet hat. Liz und ich haben uns auf die Tribüne gesetzt, Lucy sitzt ebenfalls bei uns und Saint hat sich auch geweigert, in Schlittschuhe zu schlüpfen, um sich auf dem Eis den Hals zu brechen.
Er kommt die Treppe hoch und setzt sich in die Reihe vor uns, jedoch dreht er sich so, dass zu uns und auf die Eisfläche sehen kann. »Die wollen das echt durchziehen, nicht wahr?«
»Jepp«, antworte ich. »Frage mich, wie viele wir gleich ins Krankenhaus bringen dürfen.«
Saint lacht. »Ich hoffe, ich muss Sadie nicht ins Krankenhaus bringen.«
»Wahrscheinlich haben sie heute Abend ein paar blaue Flecken, aber das sind sie selbst schuld«, sagt Liz. »Also Damon muss nicht anfangen zu jammern, sonst werde ich auf jeden einzelnen drücken und ihn fragen, ob es wehtut.«
Wir lachen auf.
»Das ist echt gemein«, entfährt es Lucy.
»Gar nicht. Er hat das zuletzt auch bei mir gemacht, als mein Arm nach einer Blutabnahme grün und blau war«, erzählt Liz.
»Mein Bruder kann ein Arsch sein, nicht wahr?«, schalte ich mich ein.
»Aber hallo«, stößt sie aus.
Ich lasse meinen Blick schweifen und muss grinsen, als ich sehe, wie mein Bruder auf dem Hintern landet. Sadie steht neben ihm und lacht, wobei sie sich den Bauch hält. Als sie ihm aufhelfen will, landet sie allerdings auf meinem Bruder, weshalb ich applaudiere und die beiden schließlich auspfeife.
Sadie und Damon kommen lachend auf die Beine und schauen zu uns. Sie grinst, zeigt mir den Mittelfinger und wendet sich ab.
»Deine Freundin ist charmant wie immer«, wende ich mich an Saint.
»Du hast es verdient, immerhin hast du die beiden ausgepfiffen«, sagt er amüsiert.
Ich lehne mich zurück. »Ein bisschen vielleicht.«
»Ich wette zehn Dollar, dass Damon sich keine zehn Minuten halten kann, bis er sich wieder auf die Nase legt«, verkündet Liz. »Geht jemand mit?«
»Ich gehe mit und sage, dass er es keine fünf Minuten schafft«, meint Saint.
»Ich denke, mein Bruder muss sich nur warmlaufen, dann klappt’s«, mische ich mich ein. »Und da ich kein Kameradenschwein bin, gehe ich nicht mit.«
»Feigling«, nuschelt Liz, weshalb ich sie in die Seite zwicke. Quietschend rutscht sie auf den nächsten freien Sitz.
Wir unterhalten uns weiter und ich wundere mich darüber, dass hier heute gar nichts los ist. Aber wie Damon schon sagte, an Freitagen ist die Halle wohl für Profisportler reserviert. Ich weiß nur nicht, ob heute Miamis Eishockeymannschaft hier trainiert oder jemand anders.
* * *
Es ist kurz vor sechs und mein Bruder sowie unsere Freunde sind immer noch auf dem Eis. DJ und Phoenix machen eine ziemlich gute Figur, während Damon und Sadie sich ständig blamieren, weil sie stolpern oder sich fast auf den Hintern setzen.
»Gehen wir schon mal runter? In den nächsten Minuten werden wir sowieso rausgeschmissen beziehungsweise die anderen vom Eis gejagt«, sagt Lucy.
Saint nickt. »Klar, lasst uns schon mal runtergehen.«
Wir erheben uns und ich folge Liz und ihm zur Treppe, allerdings warte ich, bis Lucy, die rechts von mir saß, ebenfalls bei uns ist. »Darf ich mich bei dir einhaken?«, fragt sie leise. »Die Treppe ist so steil und ich habe Angst, dass ich stolpere.«
»Klar.« Ich biete ihr meinen Arm an und sie hakt sich ein. Langsam führe ich sie nach unten und kaum haben wir die Stufen hinter uns gelassen, kommt Nicht Interessiert an mir vorbei. Mein Blick verfolgt sie, ich lasse sie nicht aus den Augen. Sie trägt einen Trainingsanzug und ich bin mir sicher, dass sie einer der Profis ist, die die Halle am Abend belegen. Sie nimmt mich gar nicht wahr, sondern folgt einer Frau mittleren Alters.
»Aljona!«, sagt die Frau streng, als die Kleine Platz genommen hat, um ihre Schlittschuhe anzuziehen.
Sie schaut zu ihr. »Moment noch. Ich bin gleich so weit.« Sie bindet ihre Schlittschuhe, erhebt sich und geht an die Bande.
»Das nächste Mal beeilst du dich«, verlangt die Ältere und ich sehe bis hierher, dass Aljona die Augen verdreht. Ich frage mich, woher der Name kommt, denn ich habe ihn noch nie gehört.
* * *
Ich habe heute nicht unbedingt viel Lust aufs Training, aber ich kann es nicht sausen lassen. Na ja, ich darf es nicht, weil Charles sonst die Krise kriegt. Mein Bruder ist mein Manager und er hat sich schon darüber aufgeregt, dass ich mir heute die hiesige Uni angeguckt habe. Er ist dagegen, dass ich ein Studium beginne, aber ich kann mich nicht ewig als Eiskunstläuferin verdingen. Ich meine, irgendwann passiert es vielleicht und ich verletze mich schwer, dann ist die Karriere vorbei.
Ich stehe auf dem Eis und schaue zu Charlotte, meiner Trainerin. Sie ist ein Drachen und unheimlich streng, weshalb ich immer mehr den Spaß und die Lust am Sport verliere. Außerdem sind noch ein paar Besucher hier, die es offensichtlich nicht auf die Reihe kriegen, zu gehen, da hier jetzt unser Training stattfindet. Na ja, im Moment nur meines, da mein Paarlaufpartner noch nicht hier ist. Trevor verspätet sich ganz gern mal.
»Leg los!«, ruft Charlotte mir zu. »Lauf dich warm.«
Ich drehe mich weg und fange an, meine Runden zu ziehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass die Leute näher an die Bande kommen und mir zusehen. Es ist unangenehm und ich mag es auch bei Wettkämpfen nicht, aber ich will sie nicht rauswerfen.
»Wenn du genug Tempo hast, will ich einen Salchow sehen!«
Ich atme tief durch, werde schneller und setze zum Sprung an. Ich drehe mich so schnell in der Luft, dass mir schwindelig werden würde, wenn ich ungeübt wäre. Als ich auf dem rechten Fuß gelandet bin, strecke ich mein linkes Bein nach hinten.
»Wow«, höre ich jemanden sagen, als ich rückwärts weiterfahre.
»Also, das würde ich gern können«, meint eine Frau.
»Jetzt aus der Waagepirouette in die Himmelspirouette!«, ruft Charlotte mir zu.
Ich laufe weiter, jedoch drossle ich mein Tempo und gehe in die verlangte Pirouette, dabei strecke ich meine Arme nach oben. Ich drehe mich weiter, um in die Himmels- oder auch Laybackpirouette zu gehen, schließlich beuge ich meinen Oberkörper nach hinten und lege meine linke Hand an meine rechte Schulter und die rechte an die linke Schulter.
»Sehr schön!«, ruft sie und ich höre ein leises Klatschen.
»Hey, was macht ihr hier?«, möchte meine Trainerin wissen.
»Wir schauen zu«, antwortet ein Mann. »Dürfen wir das nicht?«
»Nein!«, antwortet Charlotte.
Ich komme zum Stehen. »Lass sie ruhig bleiben, Charlotte, es stört mich nicht, wenn sie zusehen, und Trevor wird sicher auch nichts dagegen haben.«
»Aber mich stört es.«
»Und wir sind die, mit denen du dein Geld verdienst«, kontere ich.
»Na schön«, gibt sie sich geschlagen und innerlich feiere ich meinen kleinen Triumph, denn sonst gelingt es mir nicht, sie zu überzeugen. »Mach weiter, Aljona.«
»Jo«, korrigiere ich sie, als ich an der Gruppe vorbeilaufe.
»Nun mach weiter, wir müssen uns auf die Landesmeisterschaft vorbereiten«, ruft Charlotte mir zu.
»Trevor fehlt«, lasse ich sie wissen. »Ohne ihn kann ich nicht dafür trainieren.«
»Ich bin schon da«, höre ich ihn.
»Wie immer zu spät«, nuschle ich und laufe weiter. Ich hebe ab und mache eine gesprungene Sitzpirouette, woraufhin die jungen Leute an der Bande pfeifen.
Als Trevor endlich aufs Eis kommt, fahre ich zu ihm. »Tut mir leid, dass ich zu spät bin.«
»Ist doch nichts Neues«, erwidere ich grinsend.
»So, wir machen mit dem Training zur Musik weiter«, ruft Charlotte uns zu.
»Er muss sich doch aufwärmen!«, antworte ich laut.
Charlotte verdreht die Augen, das sehe ich bis hierher. »Dann leg los, Trevor!« Sie schaut mich an. »Und du übst allein weiter, bis er sich aufgewärmt hat.«
»Ja, Chef!«, rufe ich, salutiere sogar und Trevor und ich trennen uns voneinander.
* * *
Zwanzig Minuten später hat Trevor sich aufgewärmt und wir beide haben eher mäßige Laune, weil Charlotte uns heute so piesackt.
»Legen wir los?«, fragt er.
»Sie lässt uns ja keine andere Wahl«, antworte ich seufzend, stelle mich mit dem Rücken zu ihm und wir nehmen unsere Startfigur ein. Zum Training trage ich normalerweise lange Hosen, aber da wir heute unsere Kür üben, habe ich ein Kleid angezogen. Zwar trage ich auch dicke Strumpfhosen, um mir den Arsch nicht abzufrieren, aber ich ahne, dass ich mir wieder einige blaue Flecken zuziehen werde.
»Was sind das eigentlich für Leute?«
»Keine Ahnung«, erwidere ich. »Einem von ihnen bin ich heute auf dem Campus begegnet, aber ich kenne sie nicht.«
»Ach so, ich dachte, es wären Freunde von dir«, sagt er leise.
»Ja, wenn man innerhalb kürzester Zeit welche finden würde, wären sie das vielleicht«, entgegne ich amüsiert.
»Los geht’s!«, ruft Charlotte und startet die Musik. Es ist ein altes Stück, noch aus der Jugend meiner Eltern, wenn nicht sogar älter.
Trevor dreht mich vor sich und ich laufe rückwärts los. Als wir genug Tempo haben, drehe ich mich, sodass wir beide vorwärts laufen. Er kommt näher, greift an meine Hüften. »Bereit?«
»Muss ja«, antworte ich und er hebt mich hoch. Mit einer Hand stemme ich mich auf seine Schulter und strecke mein linkes Bein nach oben, das rechte nach unten, als würde ich einen Spagat machen.
Trevor ergreift meine freie Hand und holt mich mit einer Drehung herunter. Ich lande vor ihm, er hält wieder meine Taille und einen Moment später wirft er mich. Ich mache einen Rittberger und lande auf dem rechten Fuß, laufe aber rückwärts weiter. Wir drehen Pirouetten auf dem Eis, machen synchrone Sprünge und immer wieder Figuren. Die Kufen unserer Schuhe kratzen über die spiegelglatte Oberfläche, als wir gemeinsam in die Sitzpirouette gehen. Wir drehen uns schnell, kommen hoch, drehen uns weiter und greifen einander an den Händen.
»Stopp!«, ruft Charlotte.
Wir halten inne und schauen zu ihr. »Was ist los?«, fragt Trevor.
»Ihr habt euch nicht synchron aufgerichtet«, lässt sie uns wissen. »Noch mal von vorn.«
Ich schließe Augen. »Lass uns weitermachen, wir machen doch sowieso mehrere Durchgänge.«
Charlotte schüttelt den Kopf. »Nein, ihr beginnt von vorn.«
»Na toll«, brumme ich.
»Nur noch zwei Stunden, dann haben wir es geschafft«, sagt er leise, als er wieder zu mir kommt.
»Also dann, noch mal von vorn«, meint Charlotte.
* * *
Ich bin fix und fertig, aber froh, dass das Training für heute beendet ist. Charlotte ist nicht unbedingt mein Liebling unter den Trainerinnen, aber sie hat einigen Olympiasiegern zu ihren Medaillen verholfen, weshalb Charles sie für die richtige Wahl hält. Außerdem hat Bruno, mein ehemaliger Trainer, sie empfohlen. Im letzten Jahr habe ich ihretwegen Gold gewonnen, doch zur Weltmeisterschaft hatte mir Bruno verholfen. Nur dummerweise hat er vor zwei Jahren aufgehört. Er war selbst erfolgreicher Eiskunstläufer und hat mir das meiste von dem, was ich kann, beigebracht. Er war selbst Olympiasieger und ich wünschte, er hätte nicht aufgehört.
Ich habe mich gerade umgezogen und warte vor der Umkleide auf Trevor, da wir uns meistens noch einen Kaffee holen und miteinander quatschen, wenn wir trainiert haben. Also eigentlich jeden Abend, da es unser kleines Ritual ist.
»Hey.«
Ich hebe den Blick von meinem Handy und sehe diesen komischen Kerl an, der mich heute Mittag über den Haufen gerannt hat. »Hi.«
Er räuspert sich. »Ich …« Er schüttelt den Kopf.
»Du?«, hake ich nach.
»Ich bin ziemlich platt von dem, was ihr auf dem Eis abgeliefert habt.«
»Danke«, erwidere ich irritiert.
»Ich wusste nicht, dass man so halsbrecherische Sachen hinbekommen kann.«
»Das geht auch nicht aus dem Stand, dafür braucht es jahrelanges Training«, lasse ich ihn wissen.
»Das dachte ich mir schon, immerhin habe ich vor eurem Training meinen untrainierten Bruder und unsere Freunde auf dem Eis gesehen«, sagt er lächelnd. »Ich bin Jace.«
»Ich weiß, das sagtest du heute Mittag«, entgegne ich.
»Und du bist?«
»Immer noch nicht interessiert«, antworte ich grinsend.
»Komm schon, ich möchte doch nur wissen, wie du heißt.«
Ich seufze und ergreife seine Hand. »Ich bin Aljona.«
Er blinzelt. »Dann ist das wirklich dein Name«, nuschelt er, was mich die Augenbraue heben lässt. »Woher kommt der Name?«
»Es ist ein russischer Name«, erwidere ich.
»Ah, bist du Russin?«
»Mein Vater ist Russe, ich wurde in Washington geboren.«
»Ah«, gibt er wieder von sich. »Studierst du hier in Miami?«
»Noch nicht und ich weiß auch nicht, ob es wirklich so kommt, weil ich mir heute erst mal die Uni angesehen habe.«
»Und wo hast du gelernt, so Schlittschuh zu laufen?«
Ich hebe eine Augenbraue. »Bei Trainern.«
»Wahnsinn«, stößt er aus.
Ich schaue an ihm vorbei und atme innerlich auf, als ich Trevor auf uns zukommen sehe.
»Warst du schon immer Paarläuferin?«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, erst seit zwei Jahren.«
»Und wie lange machst du das allein?«
»Seit fünfzehn Jahren«, entgegne ich.
»Hey, da bin ich«, sagt Trevor und ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln. »Können wir?«
»Klar.« Ich hake mich bei ihm ein. »Man sieht sich, Chase«, verabschiede ich mich.
»Mein Name ist Jace«, korrigiert er mich.
Ich wende mich gemeinsam mit Trevor ab und wir machen uns auf den Weg nach draußen.
»Wer war das?«
»Einer von der Gruppe, die uns beim Training zugesehen hat«, lasse ich ihn wissen.
»Er hat dich angestarrt«, sagt Trevor amüsiert.
»Gibt Schlimmeres.«
»Holen wir uns einen Kaffee?«
»Ja«, erwidere ich. »Charlotte war heute richtig übel drauf, findest du nicht auch?«
»Ja, sie hatte echt miese Laune. Ich glaube, wir mussten noch nie so oft eine Kür wiederholen wie heute.«
Ich nicke zustimmend. »Mir tut alles weh.«
»Wirklich?«, fragt er überrascht.
»Ja, ich bin einmal echt blöd aufgekommen und mein Knöchel tut weh«, antworte ich seufzend. »Aber das dürfte bis morgen weg sein.«
* * *
Eine Viertelstunde später haben wir jeder einen Kaffee in der Hand und sitzen auf der Motorhaube seines Jeeps. Ich habe mich an die Windschutzscheibe gelehnt und schaue zum Himmel, der langsam dunkler wird.
»Also, was meinst du, wie oft sie uns ab Montag antreten lässt?«, möchte Trevor wissen, dabei lehnt er sich neben mir an die Windschutzscheibe.
»Ich glaube, wir dürfen ab Montag täglich antreten.«
»Meinst du nicht, dass du uns ein bisschen viel zumutest?«, hakt er nach.
»Das bin nicht ich, das ist unser Management«, antworte ich.
»Ah ja, dein Bruder, der sich so gern aufspielt.«
»Ganz genau«, stimme ich zu. »Charles meint es nur gut, trotzdem wird es langsam etwas viel.« Ich räuspere mich. »Was meinst du, was los war, als ich verkündet habe, dass ich ein Studium beginnen möchte?«
»Du willst wirklich Ernst machen?«
Ich nicke. »Ja. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass ich das ewig machen werde. Irgendwann bin ich zu alt dafür.«
»Du hast recht«, sagt Trevor und nippt an seinem Kaffee. »Willst du den Sport an den Nagel hängen?«
»Nein, aber ich will nicht, dass er weiterhin mein Leben bestimmt. Ich meine, ich stehe den ganzen Tag in der Eishalle. Heute war der erste – halbe – freie Tag, den ich seit Monaten hatte, und es hat gutgetan, mal keinen Gedanken ans Training zu verschwenden.« Ich seufze. »Ich habe mir heute zum ersten Mal, seit Jahren, einen Hotdog gekauft, ohne darauf aufzupassen, dass ich bloß nicht zu viele Kalorien zu mir nehme.«
Er schnaubt amüsiert. »Ja, die Ernährungspläne sind beschissen.«
»Und wie. Weißt du, wie gern ich nur einmal von einem Burger abbeißen würde?«, hake ich nach.
»Mindestens genauso gern wie ich«, antwortet er. »Wie wäre es, wenn wir uns irgendwo einen Burger holen, den wir uns teilen?«
Ich sehe ihn mit großen Augen an. »Du weißt, dass Charlotte einen Burger noch Tage später an jemandem riechen kann, oder?«
Seine Gesichtszüge entgleisen. »Echt?«
Ich nicke.
»Dann weiß ich, warum sie mich beim Training so fertiggemacht hat, da ich mir gestern Burger geholt habe.«
Daraufhin schnaube ich amüsiert. »Selbst schuld.«
»Ja, ich weiß.«
»Und ich werde keinen essen, zu Hause wartet ein Salat mit Quiinoa und Hähnchenbruststreifen auf mich.« Ich trinke meinen Kaffee aus und rutsche von der Motorhaube. »Ich mache mich auf den Heimweg.«
»Soll ich dich mitnehmen?«
Ich winke ab. »Du musst doch in eine ganz andere Richtung. Ich nehme den Bus oder gehe zu Fuß.«
»Du bist zwanzig Meilen von zu Hause weg«, gibt er zu bedenken.
»Und du musst nach Homestead, also in eine ganz andere Richtung«, erwidere ich noch einmal.
»Nimm wenigstens ein Taxi, wenn ich dich nicht fahren soll«, meint er.
Ich seufze. »Ich gehe zum Bus und schaue nach, wann er kommt. Wenn es zu lange dauert, nehme ich ein Taxi.«
»Na schön. Ich bringe dich zur Bushaltestelle.«
»Trevor, es ist nicht nötig, dass du mich fährst«, wiederhole ich abermals.
Er seufzt. »In Ordnung, dann bringe ich dich eben nicht. Wir sehen uns morgen.«
»Echt? Ich dachte, morgen hätte ich Solotraining, weil sie heute so viel an meinen Pirouetten und Sprüngen auszusetzen hatte.«
»Ja, Charlotte sagte, dass wir wegen der Meisterschaft jetzt mehr Paarlauf- statt Solotraining haben«, antwortet er.
»Okay«, seufze ich. »Wann denn morgen?«
»Um elf.«
»Ich muss um acht hier sein, um zu trainieren, dann quält sie mich wieder den ganzen Tag.«
»Okay, ich sehe zu, dass ich genauso früh bin, immerhin ist die Halle morgen Abend für die Öffentlichkeit geöffnet.«
Ich nicke ihm zu. »Also dann, wir sehen uns morgen.«
»Bis dann, Jo.« Er umarmt mich fest. »Komm gut heim und sag Bescheid, wenn du dort bist.«
»Mache ich«, entgegne ich und löse mich von ihm. Dann mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle.
* * *
Aljona geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß nicht, was sie mit mir gemacht hat, aber ich glaube, ich bin ihrem Zauber erlegen. Ich war wirklich beeindruckt, als ich sie mit diesem Kerl auf dem Eis sah, schon vorher, als sie alleine gelaufen ist. Mein Bruder ist schon weg und ich stehe an der Bushaltestelle, da ich den letzten knapp verpasst habe, weil ich mir noch einen Kaffee geholt habe. Ich hatte ihm und meinen Freunden gesagt, dass sie schon mal fahren sollen, weil ich Aljona kennenlernen wollte. Sie wirkt ein bisschen zickig, auch eingebildet, aber ich glaube, das ist für Profisportler ganz normal. Vielleicht schätze ich sie auch völlig falsch ein und sie wollte mich bloß schnell wieder loswerden, weil sie es nicht ausstehen kann, mit Fremden zu sprechen. Keine Ahnung, was der Grund war, aber hoffentlich sehe ich sie wieder.
Als ich die Bushaltestelle erreiche, staune ich, da Aljona auf der Bank sitzt. Ich sage nichts, um ihr nicht wieder auf die Nerven zu gehen, außerdem ist sie auf ihr Handy konzentriert.
Ich stelle mich an die Seite des Haltestellenhäuschens und lehne mich gegen die Reklametafel. Ich hole mein Smartphone heraus und werfe einen Blick aufs Display. Heaven hat mir geschrieben, was sie sonst selten macht.
Hey Jace, alles klar bei dir?