Prince of Diamonds - Drucie Anne Taylor - E-Book

Prince of Diamonds E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Bube, Dame, König, Ass. Dame? Nein, er ist der Prinz, da eine Dame nichts in einem Kartendeck zu suchen hat. Als Mitglied der Dynasty of Sinners nutzt Evan Kämpfe als Ventil für seine Gefühle. Er genießt sein Leben in vollen Zügen, doch das ist schlagartig vorbei, als er auf Mayleen trifft. Klitschnass kletterte sie aus dem Hudson River, um ihren Verfolgern zu entkommen, und gerät dabei an Evan, der gemeinsam mit seinen Freunden entscheidet, sie fortan unter ihren Schutz zu stellen. Keiner von ihnen ahnt, welchen Gefahren sie sich dadurch stellen müssen. Denn Mayleens Verfolger stehen ihr viel näher, als Evan ahnt, und als sie sich ihm endlich öffnet, geschieht etwas, das ihr Leben in Gefahr bringt. Wird Evan sich der Gefahr stellen oder wird er Mayleen ihrem Schicksal überlassen?

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Prince of Diamonds

DYNASTY OF SINNERS

BUCH ZWEI

DRUCIE ANNE TAYLOR

Inhalt

Triggerwarnung

1. Evan

2. Mayleen

3. Evan

4. Mayleen

5. Evan

6. Mayleen

7. Evan

8. Mayleen

9. Evan

10. Mayleen

11. Evan

12. Mayleen

13. Evan

14. Mayleen

15. Evan

16. Mayleen

17. Evan

18. Mayleen

19. Evan

20. Mayleen

21. Evan

22. Mayleen

23. Evan

24. Mayleen

25. Evan

26. Mayleen

27. Evan

28. Mayleen

29. Evan

30. Mayleen

31. Evan

32. Mayleen

33. Evan

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

Copyright © 2023 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer / S. Köhn

Satz und Layout: Julia Dahl / [email protected]

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Auflage 01 / 2024

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieses Buch

Bube, Dame, König, Ass.

Dame?

Nein, er ist der Prinz, da eine Dame nichts in einem Kartendeck zu suchen hat. Als Mitglied der Dynasty of Sinners nutzt Evan Kämpfe als Ventil für seine Gefühle. Er genießt sein Leben in vollen Zügen, doch das ist schlagartig vorbei, als er auf Mayleen trifft. Klitschnass kletterte sie aus dem Hudson River, um ihren Verfolgern zu entkommen, und gerät dabei an Evan, der gemeinsam mit seinen Freunden entscheidet, sie fortan unter ihren Schutz zu stellen. Keiner von ihnen ahnt, welchen Gefahren sie sich dadurch stellen müssen.

Denn Mayleens Verfolger stehen ihr viel näher, als Evan ahnt, und als sie sich ihm endlich öffnet, geschieht etwas, das ihr Leben in Gefahr bringt.

Wird Evan sich der Gefahr stellen oder wird er Mayleen ihrem Schicksal überlassen?

Triggerwarnung

Dieses Buch behandelt folgende Themen:

GewaltGewalt gegen FrauenBDSMDeutliche SpracheExplizite Szenen

Bitte denk daran, dass es sich bei diesem Werk um reine Fiktion handelt. BDSM basiert im realen Leben auf Einverständnis und bedingungslosem Vertrauen, jedoch ist diese Geschichte rein fiktiv und hat nichts mit der wirklichen Welt zu tun, entsprechend läuft hier auch nicht alles rosarot ab und man fasst sich mit Samthandschuhen an.

Falls Du dich mit diesen Themen nicht wohlfühlst, bitte ich dich, vom Lesen dieser Geschichte abzusehen. Und wenn du es doch wagst, dann mach es wie Mayleen und sag »Cupcake«, sollte es zu viel für dich werden.

Liebe Grüße

Drucie

KAPITEL1

Evan

Ich stand am Fenster meines Büros und sah auf die Stadt. Meine Kanzlei lag in der 66. Etage des One World Trade Centers, der Turm, der nun am Ground Zero stand. Dort, wo einst so viele Menschen gestorben waren, ergötzte ich mich mehr oder weniger am Leid derer, die meine Hilfe brauchten und sie mit einer Menge Geld bezahlten. Anwalt zu sein, bedeutete mir viel, ich konnte helfen oder es bleiben lassen, denn inzwischen konnte ich mir den Luxus erlauben, Mandanten abzulehnen. Und davon machte ich oft Gebrauch.

Fälle, die nicht lukrativ genug waren, lehnte ich ab, denn ich arbeitete nicht mehr für Peanuts. Das hatte ich noch nie, denn kaum hatte ich promoviert, hatten Ace, Alec und Nolan mich zu ihrem Anwalt gemacht – und die drei bezahlten verdammt viel Kohle dafür, dass ich ihre Ärsche aus Skandalen heraushielt und ihnen half, wenn sie juristische Schwierigkeiten hatten.

Heute hatte ich verdammt gute Laune. Ich hatte einen ziemlich teuren Prozess für meinen Mandanten gewonnen, der ihm einen verdammt hohen Schadensersatz und mir eine fast schon unverschämt hohe Provision einbrachte. Ich hatte mich aus dem Dreck in den Olymp gekämpft, ein Ziel, das ich mühsam erreicht hatte, doch gehörte ich nie zu den Schwächlingen, die nach einem Sturz liegenblieben. Ich stand auf, richtete das Chaos und begann den Kampf von vorn, bis ich erfolgreich war. Dazu hatte mich mein Großvater erzogen, denn mein Dad war abgehauen, als ich noch ein kleiner Junge war. Meine Mutter versuchte, uns mit ihrem kleinen Blumenladen über Wasser zu halten, was mehr schlecht als recht funktionierte, da mein Stiefvater die Kohle verprasste, kaum dass sie in der Haushaltskasse war. Ich war in einer verfickten Wohnwagensiedlung aufgewachsen, heute lebte ich wie Gott in Frankreich. Um mir das leisten zu können, hatte ich mir erst in der Highschool den Arsch aufgerissen, um gute Noten zu schreiben und ein Stipendium für Harvard zu bekommen. Dort hatte ich meine heutigen besten Freunde kennengelernt, die gemeinsam mit mir gelernt hatten, denn das Jurastudium war verdammt hart – und trocken – gewesen. Ursprünglich stammte ich aus Washington, pflegte keinen Kontakt mehr zu meiner Familie und hatte sogar meinen Namen geändert, damit sie mich nicht ausfindig machen konnten. Sie wussten nicht, wo ich lebte, geschweige denn, wie ich heute aussah, da ich alle Verbindungen erfolgreich gekappt hatte.

Ich würde nie wieder Scheiße fressen!

Nie wieder!

Meine Mundwinkel zuckten, als ich meine Reflexion im bodentiefen Fenster sah. Ich war erfolgreich, sah gut aus und hatte Geld wie Heu.

Was wollte ich mehr?

Zufrieden wandte ich mich meinem Schreibtisch zu, nahm meine Laptoptasche an mich und steckte das Handy in meine Hosentasche.

Freitags machte ich immer früher Feierabend, denn die Nächte waren für etwas Anderes als meine Mandanten reserviert.

Gut gelaunt verließ ich mein Büro, das ich hinter mir abschloss.

»Schönes Wochenende, Mr. Prince«, sagte Abby, meine Sekretärin.

»Danke, Abby«, erwiderte ich desinteressiert. »Denken Sie daran, meine Termine für kommende Woche in den Kalender einzutragen, damit nicht noch so ein Fauxpas wie diese Woche passiert«, fuhr ich streng fort.

»Sicher, Mr. Prince«, antwortete sie und sah mich mit großen Augen an. »Ich kümmere mich sofort darum.«

»Ich hoffe es. Wir sehen uns Montag.«

»Ja, Mr. Prince.«

»Schönes Wochenende«, sagte ich noch, dann verließ ich meine Kanzlei. Ich war nicht der einzige Anwalt, sondern hatte mittlerweile einige Angestellte, die jetzt noch arbeiteten. Ich erwartete, dass sie ihre Fälle gewannen, sicher steckte man auch mal eine Niederlage ein, doch diese Männer und Frauen waren richtige Bluthunde.

Als ich das Gebäude verließ, begab ich mich an die Straße, wo mein Chauffeur Wesley auf mich wartete.

»Guten Abend, Sir.«

»Guten Abend, Wes«, erwiderte ich. Er war seit drei Jahren für mich tätig, den Luxus hatte ich mir gegönnt, damit ich bereits auf dem Weg zur Arbeit meine Akten durchgehen konnte. Mein Arbeitsweg betrug zwar nur knapp eine Meile und ich hätte auch zu Fuß gehen können, aber da ich ständig Außentermine hatte, war Wesley unverzichtbar geworden.

Da die hintere Beifahrertür bereits geöffnet war, stieg ich ein. Mein Chauffeur warf die Autotür zu, ging um den schwarzen Mercedes herum und ließ sich hinterm Steuer nieder. Er startete den Motor, dann fädelte er sich in den Verkehr ein – der natürlich stockte.

Typisch New fucking York.

Die Stadt der ewigen Rushhour.

Die Metropole der Staus und Zeitverschwendung.

Und es war unsere Stadt.

Wir waren die heimlichen Könige, die sie regierten. Na ja, neben einigen anderen zwielichtigen Gestalten, die andere niedere Throne der Stadt besetzten.

* * *

Ace hatte mich in meinem Penthouse erwartet. Mrs. Cavanaugh, meine Haushälterin, hatte ihn reingelassen. Er hatte mit mir trainiert, sodass ich nun kampfbereit war, und dann waren wir schon zur Lagerhalle gefahren. Drei Herausforderer erwarteten mich heute Abend, doch ich würde ihnen die Ärsche versohlen.

»Wo stecken Alec und Nolan?«, erkundigte ich mich, nachdem ich meinen Kram im Spind eingeschlossen hatte. Den Schlüssel übergab ich Ace.

»Die sprechen mit Mitch und Shawn«, erwiderte er.

Das waren die beiden Türsteher, die wir seit dem Vorfall vor drei Monaten beschäftigten. Es ging darum, dass niemand mehr die Halle betreten konnte, der bewaffnet war, also hatten wir sie angeheuert. Ihr Service kostete zwar gutes Geld, da wir hier nicht besonders gesetzestreu handelten, aber sie garantierten unsere Sicherheit. »Alles klar.«

»Vielleicht solltest du dich noch mal dehnen, immerhin haben wir wegen des Staus eine gute Stunde im Auto gesessen«, schlug er vor.

»Ja, mache ich jetzt.« Ich zog mein Muskelshirt aus, warf es auf die Bank zwischen den Spindreihen und ging auf die freie Fläche. Ich dehnte meine Arme, ebenso meine Beine, um mich für die Kämpfe aufzuwärmen. Danach machte ich Liegestütze.

»Hey, ihr zwei«, vernahm ich Alecs Stimme, als ich meinen Körper in die Höhe stemmte.

Ich schaute zu ihm. »Hey, Alter.«

»Bist du bereit für deine Nacht?«, fragte er interessiert.

»Bin ich«, antwortete ich gelassen, da mich die Liegestütze keinerlei Mühe kosteten.

»Wie viele Herausforderer sind es heute Abend?«, wandte er sich an Ace.

»Drei«, entgegnete dieser gelassen.

»Und wie sind die gebaut?«

»Ich hab die Kerle noch nicht gesehen«, erwiderte ich.

»Ich glaube nicht, dass es Gegner für Prince sind«, schaltete sich Ace ein.

Wie gut, dass wir hier nur unsere Spitznamen benutzten, denn mit Betreten der Lagerhalle wurden wir andere Männer.

Wir setzten unsere Masken auf, wurden zu King, Prince, Jack und Club. Nur Ace hatte sich nach einer Kartenfarbe genannt, da er seinen Vornamen nicht preisgeben wollte. Quasi war er das Kreuz Ass.

»Selbst wenn, eine richtige Herausforderung wäre mal super«, erwiderte ich entspannt und kam nach 30 Liegestütze auf die Beine. »Es ist zu leicht, diesen Idioten die Ärsche zu versohlen.«

Alec hob eine Augenbraue. »Bist du gelangweilt oder wie sollen wir das verstehen?«

»Ich bin extrem gelangweilt von diesen Schlappschwänzen«, ließ ich ihn wissen, holte mir ein Handtuch und wischte den Schweiß von meiner Stirn. Hier war es so abartig warm, dass man selbst bei kleinsten körperlichen Mühen ins Schwitzen geriet. »Wann geht’s los?«

»Die Leute sind alle drin. Nolan hat die Wetten bereits entgegengenommen. Du kannst schon rausgehen«, erwiderte Alec, der heute wieder ein Beanie trug, außerdem hatte er sich für ein sportliches Outfit entschieden, wie er es jede Woche trug.

»Hey«, sagte Nolan just in dem Moment.

Ich schaute zu ihm, nickte ihm zu.

Er kam zu mir. »Bandagen?«, fragte Nolan.

»Auf der Bank«, entgegnete ich.

»Gut.« Er holte sie, ich ballte die Fäuste, dann ließ ich meine Finger knacken. Nolan kam zu mir. »Hand.«

Ich streckte meine Rechte aus und schaute ihm dabei zu, wie er die Bandage um meine Hand wickelte. Zwar bevorzugte ich nackte Fäuste, aber in meinem Job würde ich erklären müssen, warum meine Knöchel eventuell aufgerissen waren. Also verzichtete ich lieber darauf, Bare-Knuckle-Fights auszutragen. Als Nolan fertig war, streckte ich meine linke Hand aus und sah ihm abermals zu.

»Wie viele heute?«, wandte sich Nolan an Ace.

»Immer noch drei«, vernahm ich Ace’ Stimme.

»Wie sind die trainiert?«, wollte Alec wissen.

»Drahtig, nicht muskulös. Könnte sein, dass sie schnell sind, aber das ist Evan auch«, antwortete Nolan gelassen.

»Wir geben dir noch ein paar Minuten«, wandte sich Alec an mich.

»Alles klar.«

»Ich bleibe«, sagte Nolan.

Ich nickte ihm zu.

Alec und Ace verließen die Umkleide und ich holte tief Luft. Ich fing an, auf und ab zu gehen, es half mir dabei, mich zu beruhigen, denn langsam stand ich unter Strom. Ich wollte Ärsche versohlen, Blut sehen und vielleicht würde ich sogar den einen oder anderen Knochen brechen hören.

Meine Lippen zeichneten ein Lächeln, als ich daran dachte, was ich mit dem letzten Kerl gemacht hatte.

* * *

KAPITEL2

Mayleen

Ich betrat mein Elternhaus, auch wenn ich es hier hasste. Seit Mom tot war, besuchte ich Dad kaum noch. Meist wollte er mich nicht bei sich haben – ich wollte noch viel weniger bei ihm sein. Meine Mutter wurde auf der Türschwelle erschossen. Sie hatte gerade die Tür schließen wollen, nachdem sie mich hereingebeten hatte, es knallte und sie fiel um.

Sie starb in meinen Armen – es war der schlimmste Tag meines Lebens.

Ich schaute mich um. Von Dad war weder etwas zu sehen noch zu hören. »Dann suche ich ihn eben«, sagte ich leise, zog den Schulterriemen meiner Handtasche höher und machte mich auf den Weg zu seinem Büro. Als ich es erreicht hatte, öffnete ich ohne anzuklopfen die Tür ein Spaltbreit, um hineinlinsen zu können. Er war meistens hier, außerdem wusste er, dass ich nie anklopfte.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Spitzel bist, Seamus«, sagte Dad ernst.

Ein Spitzel?

Was für ein Spitzel?

»Du scheinst deinen Kollegen nicht viel zu bedeuten, wenn sie dich bei mir einsetzen, und du bist scheißdämlich, wenn du dachtest, dass meine Leute dich nicht im Auge behalten«, fuhr Dad mit strenger Stimme fort.

»Ich bin kein Spitzel, Boss«, erwiderte Seamus, na ja, ich hielt ihn für diesen, denn Dad hatte ihn angesprochen. »Ich weiß nicht, wie Patrick und Gavin darauf kommen.«

Dad, Gavin und Patrick standen mit dem Rücken zu mir. Ich sah die Waffe, die mein Vater hinter seinem Rücken verbarg. »Ich vertraue meinen beiden rechten Händen. Sprich dein letztes Gebet besser schnell«, sagte Dad ungerührt, zog die Pistole und ein Schuss ertönte.

Ich schrie auf, dabei stolperte ich nach hinten.

Mein Vater drehte sich zu mir um. Er seufzte. »Das hättest du nicht sehen sollen, Kleines.«

Ich berappelte mich.

»Holt sie euch, Jungs.« Mein Vater klang mitleidig, aber gerade traute ich ihm alles zu.

Ich wandte mich nach links und rannte zur Haustür, glücklicherweise hatte ich einen Vorsprung, außerdem ging ich täglich joggen und war schon beim Marathon mitgelaufen, sodass ich wesentlich sportlicher war als die beiden. Aber sie hatten sicher auch ein paar bleihaltige Freunde, die wesentlich schneller unterwegs waren als ich.

Ich eilte zu meinem Wagen, stieg ein und verriegelte die Türen, damit die beiden mich nicht herauszerren konnten. Ich schlug regelrecht auf den Startknopf, um den Motor anzulassen, legte den Rückwärtsgang ein und rauschte auf die Straße. Ich schnitt irgendeinen Nachbarn, der sich hupend darüber beschwerte und mir nicht so nette Gesten zeigte, dann gab ich Gas, um vor ihnen abzuhauen.

Immer wieder schaute ich in den Rückspiegel, erkannte, dass sie auf die Straße rannten, und plötzlich feuerte Patrick auf meinen Wagen.

Er verfehlte ihn.

»O Fuck«, stieß ich panisch aus, obendrein sah ich, dass der Wagen meines Vaters auf die Straße gelenkt wurde.

Mein Handy klingelte, es verband sich immer automatisch mit der Freisprechanlage. Mein Blick fiel auf den Bordcomputer – es war Dad.

Ich lehnte seinen Anruf ab.

* * *

Ich hatte mir eine zweistündige Verfolgungsjagd mit den beiden geliefert. Auf der Verrazzano-Narrows Bridge hatten sie mich gerammt und ich hätte beinahe die Kontrolle über meinen BMW verloren, aber ich konnte das Lenkrad glücklicherweise noch herumreißen, sodass ich keine Massenkarambolage verursacht hatte.

Nun war ich in der Nähe des Hafens, hatte sie vorerst abgehängt, aber ich fuhr trotzdem weiter. Dad wartete vielleicht bei meiner Wohnung auf mich, weshalb ich definitiv nicht dorthin fahren würde. Zum Glück hatte ich genug Bargeld in der Tasche, außerdem hatte ich an einer Ampel das Internet sowie das GPS an meinem Handy deaktiviert, damit mein Vater mich nicht orten konnte.

Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte furchtbare Angst, dass Gavin und Patrick mir etwas antun würden, sollten sie mich in die Finger kriegen.

Mein Vater war ein Mörder – diese Erkenntnis sickerte langsam in mein Bewusstsein, aber ich wollte sie nicht wahrhaben. Womöglich war ich in einem abstrusen Traum gefangen und wachte jeden Moment auf, aber als ich mich kniff, stellte ich fest, dass ich mehr als nur wach war.

Ich fuhr in Richtung Hafen – mein einziger Ausweg war wohl, den beiden weiszumachen, dass ich mit meinem Auto in den Fluss gestürzt war. Zudem würde mein Handy dabei draufgehen. Die Kontakte bekam ich auch über die Cloud wieder, Fotos und Videos ebenso, aber wie sollte ich an Geld kommen? Ich konnte nicht noch zum Geldautomaten fahren und welches abheben, die Gefahr war zu groß, dass mich die beiden dort stellen würden.

Moment!

Ich hatte immer eine Menge Bargeld bei mir, weil mein Vater es mir eingetrichtert hatte, da er meinte, dass die Einsätze meiner Kreditkarte nachvollziehbar waren.

Als ich einen Blick in den Rückspiegel warf, erkannte ich den schwarzen SUV meines Vaters. »Fuck!«, rief ich entsetzt und trat wieder aufs Gaspedal. Ich ließ das Fenster herunter, außerdem löste ich den Gurt, damit ich meinem Auto entkommen konnte.

Hinter mir barst die Heckscheibe, was mich aufschreien ließ. Ich trat das Gaspedal durch, der Motor heulte auf, aber das kümmerte mich nicht. Die Karre würde nachher auf den Grund des Hudsons sinken und der Fluss hatte so eine heftige Strömung, dass meine Leiche abtreiben könnte. Ich meine, Dad wusste von meiner Angewohnheit, dass ich mich eigentlich nie anschnallte. Aber da ich vorhin mit der Verfolgungsjagd gerechnet hatte, tat ich es ausnahmsweise mal.

Als ich einen weiteren Blick in den Rückspiegel warf, sah ich, dass sich Patrick aus dem Fenster gestemmt hatte und auf mein Auto zielte. Er schoss.

Ein Reifen platzte und ich hatte Mühe, gegenzulenken, aber da das Ufer und somit meine Freiheit nicht mehr weit war, setzte ich all meine Kraft ein – ich hoffte nur, dass ich überleben würde.

Er feuerte abermals auf mich, ich betete dafür, dass ich es noch schaffte, aber langsam bekam ich Zweifel – und noch mehr Angst.

Ich schloss die Augen, als mein BMW mit vollem Tempo auf den Hudson zuschoss und er sich schließlich mit Wasser füllte. Ich schnappte mir meine Handtasche, hoffte, dass sie wasserdicht war, und wartete darauf, dass der Innenraum vollgelaufen war.

Als es mir bis zur Brust gestiegen war, holte ich tief Luft und stemmte mich aus dem Fenster. Das Flusswasser war trüb, aber ich musste zumindest versuchen, an die Oberfläche zu kommen.

Hoffentlich wurde ich nicht von der Strömung mitgerissen, denn gegen sie würde ich sicher nicht ankommen.

Obwohl mir langsam die Luft ausging, gab ich alles, um an die Wasseroberfläche zu gelangen. Ich wollte leben und nicht draufgehen – nicht auf diese Weise. Am liebsten würde ich als alte Frau sterben, am besten beim Vögeln, während ich meinen Orgasmus erlebte, denn dann würde ich wenigstens glücklich vor meinen Schöpfer treten.

Als ich auftauchte, war ich von der Stelle abgetrieben, an der ich meinen BMW in den Hudson gelenkt hatte. Ich befand mich unter einem Steg. Während ich mit den Armen ruderte und mit den Beinen ein wenig strampelte, schaute ich mich nach einer Leiter um. Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.

Fuck, wie sollte ich denn aus dem Wasser kommen?

Schließlich erkannte ich eine Metallleiter und schwamm dorthin. Ich ergriff eine Sprosse, zog mich daran hoch, danach kletterte ich so weit, dass ich über den Steg schauen konnte.

Ich befand mich tatsächlich einige Meter von der Stelle entfernt.

»Ist sie mittlerweile aufgetaucht?«, hörte ich jemanden in der Entfernung rufen, aber es wurde beinahe von den Schreien übertroffen, die aus einer Halle am Fluss kamen.

»Nein, ist sie nicht. Schätze, sie ist abgesoffen. Lass uns abhauen«, antwortete der andere – ich hatte keine Ahnung, wer Gavin und wer Patrick war, allerdings war ich überzeugt, dass Patrick ausgestiegen war, um sich zu vergewissern, dass ich nicht mehr auftauchte.

»Gut, steig in den Wagen!«, rief der andere.

Ich wartete, bis ich hörte, dass der Wagen wegfuhr. Als sich die Scheinwerfer entfernt hatten, kletterte ich die Leiter hinauf.

»O mein Gott!«, stieß eine Frau aus.

Ich schaute mich um, dann fiel mein Blick auf eine Frau, die auf einem der Pfeiler saß, die den Steg säumten. »Hilfe«, erwiderte ich schwer atmend. »Bitte.« Meine Beine gaben unter mir nach und ich sackte in mich zusammen.

Den Aufschlag spürte ich gar nicht mehr.

* * *

Ich blinzelte gegen die Schwere meiner Lider an und verzog das Gesicht, weil ich höllische Kopfschmerzen hatte, außerdem tat mein Nacken furchtbar weh.

»Sie wacht auf«, vernahm ich eine weibliche Stimme.

Ich schlug die Lider auf, mein Blick zuckte hin und her. Eine Frau mit rotblondem Haar, drei Männer mit dunklen Haaren, ein blonder.

Wo bitte war ich gelandet?

»Wo …«

»Sie sind aus dem Fluss geklettert und vor mir umgekippt«, unterbrach sie mich.

»Und du solltest uns sagen, warum du im Hudson plantschen warst«, sagte einer der Männer mit strenger Stimme.

Mein Blick suchte jenen, der mich angesprochen hatte, aber ich erkannte nur grimmige Mienen. Vorsichtig richtete ich mich auf. »Ich wurde … verfolgt.«

»Heißt?« Es war der Kerl mit dem schwarzen Haar, der mich ausfragte, und verdammt, was sah er gut aus. »Du bist doch nicht voller Verzweiflung in den Hudson gesprungen, oder?«

Ich schluckte. »Nein, mein Wagen … Ich fuhr hinein.«

Vor mir entgleisten vier Gesichter.

»Das habe ich mitbekommen«, mischte sich die Frau ein. »Ich habe es Marc und Eric gesagt, aber die beiden meinten, dass das nicht unser Problem wäre.«

»Dem ist ja auch so«, stimmte einer mit dunkelbraunem Haar zu.

»Wer hat dich verfolgt?« Wieder der schwarzhaarige Kerl.

»Zwei Männer, die mich bedrohen«, antwortete ich. Ich konnte ihnen doch nicht sagen, dass mein eigener Vater befohlen hatte, mich zu verfolgen, vielleicht sogar umzubringen!

»Und die suchen jetzt da draußen nach dir?«, hakte er abermals nach.

»Sie sind weggefahren«, übernahm die Frau das Antworten. »Und sie kletterte auf einmal die rostige Leiter am Steg hoch.«

»Zeig mir gleich, wo der Wagen in den Hudson gestürzt ist«, wandte sich der Kerl mit dem dunkelbraunen Haar an sie.

»Ich weiß nicht, ob sie noch nach mir suchen, aber vielleicht denken sie, dass ich ertrunken bin«, mischte ich mich ein. »Sie haben ja nicht gesehen, dass ich das Fenster unten und den Gurt gelöst hatte.«

Die Männer nickten.

»Ich muss duschen«, sagte der Schwarzhaarige, »wer passt auf die Kleine auf?«

»Warum sollte einer von uns auf sie aufpassen?«, fragte ein Blonder.

»Sie hat eine Platzwunde an der Stirn«, hielt der Schwarzhaarige dagegen. »Außerdem wird sie verfolgt.«

Die Männer tauschten lange Blicke aus, bis sie einander zunickten – die vier verstanden sich wohl auch ohne Worte.

»Ich gehe dann duschen«, verkündete er und verschwand.

»Ich sollte gehen«, grätschte ich dazwischen. Ich würde einfach zu den Cops gehen und mich als Kronzeugin zur Verfügung stellen, damit Dad für den Rest seines Lebens im Knast verrottete.

»Wie ist dein Name, Kleine?«, fragte der Blonde.

Ich schluckte. »Warum?«

»Weil wir wissen wollen, wer hier klitschnass reingetragen wurde. Also?«, bohrte er tiefer nach.

»Ich gehe doch jetzt.«

»Bestimmt nicht. Wenn du so ein Geheimnis aus deinem Namen machst, werden wir nur umso neugieriger, also nenn uns deinen Namen!«, herrschte er mich an.

Ich stand langsam auf. »Ihr könnt mich nicht gegen meinen Willen festhalten.« Gott, in meinem Kopf drehte sich alles und am liebsten hätte ich mich übergeben, aber ich schaffte es, mich zusammenzureißen.

»Dein Name«, wiederholte er.

»Du kannst mich mal.«

Einer von ihnen zischte.

»Sag ihnen einfach deinen Namen«, mischte sich die Frau mit warmer Stimme ein.

Ich schüttelte trotzig den Kopf.

Der Blonde baute sich vor mir auf. »Entweder nennst du uns deinen Namen oder wir finden ihn heraus. Wir müssen nur die Cops rufen und denen sagen, dass ein Wagen in den Hudson gerauscht ist, dann wird geguckt, wer der Halter des Wagens ist und schon wissen wir Bescheid.«

»Das dauert«, hielt ich dagegen.

»Na schön.« Er schnaubte amüsiert, dann ging er zurück und nahm meine Handtasche an sich.

»Leg sie wieder hin!«, forderte ich aufgebracht.

»Sicher nicht.« Er wühlte darin herum, bis er mein Portemonnaie hervorholte. »Dann sehen wir mal nach.« Er öffnete es, schließlich hatte er meinen Führerschein in der Hand. »Mayleen Turner«, stellte er fest.

Ich biss die Zähne zusammen.

»Wen oder was hast du beobachtet?«, fragte der mit dem dunkelbraunen Haar. »Es gibt nicht viele, die sich eine Verfolgungsjagd durch die Stadt liefern.«

Abermals fielen ihre Blicke auf mich und ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich war immer noch nass, außerdem war mir kalt und von meiner Kleidung ging kein besonders angenehmer Geruch aus.

»Warum wirst du von den Leuten verfolgt?«, wollte der Blonde wissen.

»Weil ich etwas sah, das ich nicht hätte sehen sollen«, antwortete ich durch zusammengebissene Zähne.

»Die werden sicher noch mal hier auftauchen, um nach dir zu suchen«, sagte er, als er seinen grimmigen Blick abermals auf mich richtete. »Was heißt, dass du sicher keine fünf Meilen weit kommst, ohne dass sie dich kriegen.«

»Ich muss zu den Cops«, erwiderte ich.

»Ja klar, du weißt, dass die korrupt sind, oder?«, fragte Blondie.

Wie sollte ich denn abhauen?

Die Cops waren meine einzige Möglichkeit, die Sache zu überleben, aber wenn sie wirklich korrupt waren, würden sie mich wohl eher ausliefern.

Fuck!

* * *

KAPITEL3

Evan

Als ich die Mannschaftsdusche verließ, standen meine Leute immer noch um die Kleine herum. Ich hatte nicht mitbekommen, worüber sie mit ihr gesprochen hatten, aber Ace, Alec und Nolan würden mich sicher gleich aufklären.

»Da bin ich wieder«, verkündete ich und faltete das klamme Handtuch. »Wisst ihr mittlerweile, wer sie ist?«

»Mayleen Turner«, antwortete Alec.

»Und warum wird sie verfolgt?«

»Weil sie etwas sah, das sie besser nicht gesehen hätte«, entgegnete Ace. »Schätze mal, dass sie gesehen hat, wie jemand überfallen oder umgebracht wurde, aber da sie nicht mit der Sprache rausrückt, ist es nur eine Vermutung.«

Mein Blick fiel auf die Kleine. »Das heißt dann wohl, dass sie in Gefahr ist, oder was denkt ihr?«

»Denke auch«, sagte Nolan.

Mayleen schauderte.

»Was machen wir jetzt?«, wollte ich wissen.

»Du bist derjenige von uns mit den meisten Kontakten, die ihr helfen könnten«, antwortete Alec.

»Ich soll sie aufnehmen?«

»Wieso nicht?«, hakte er unbarmherzig nach.

Ich schnaubte unzufrieden. »Echt jetzt?«

»Ja«, antworteten meine Freunde im Chor.

»Und sorg dafür, dass sie duscht und neue Klamotten bekommt, die Kleine stinkt nach Abwasser«, sagte Ace angewidert.

»Na super«, stieß ich ernüchtert aus. Gut, sie war heiß und wenn ich ehrlich war, musste sie mein wahr gewordener feuchter Traum sein, aber wer wusste schon, was sie wirklich mit sich herumschleppte?

Alec räusperte sich. »Wir sollten uns draußen weiter unterhalten.« Er schaute zu Liz. »Du kommst mit, ich lasse dich nicht mit dieser Frau alleine.«

Nickend ging sie an seine Seite, Alec ergriff ihre Hand.

»Los.«

Wir folgten ihm nach draußen und Fuck, ich war echt bedient, dass ich den Babysitter dieser Kleinen spielen sollte, andererseits war sie ein sicherer Fick, denn ich kannte meine Wirkung auf Frauen.

»Soll ich mich echt um die Kleine kümmern?«, wollte ich wissen, nachdem ich die Tür zur Umkleide hinter mir geschlossen hatte.

»Wenn sie verfolgt wird, braucht sie Schutz, dafür kannst du sorgen«, entgegnete Ace.

»Mhm«, brummte ich. »Ich bin nicht besonders scharf drauf, mich um sie zu kümmern.«

»Du solltest vielleicht zwei Leibwächter einstellen«, schlug Alec vor.

»Und was mache ich, wenn die Kerle zu ihren Verfolgern gehören?«, hakte ich nach.

Daraufhin schnalzte er mit der Zunge. »Dann nimm Marc und Eric mit, du hast abartig viele Schlafzimmer, in denen du die beiden unterbringen kannst.«

Ich hob eine Augenbraue. »Ich bin nicht unbedingt scharf drauf, deine Bodyguards in meiner Wohnung zu haben.«

»Dann lass dir was einfallen«, hielt Alec dagegen. »Wenn du morgen die Leute anrufst, die ihr helfen können, bist du sie sowieso schnell wieder los.«

Ich holte tief Luft. »Wie soll ich sie ungesehen in mein Auto kriegen? Die Kerle könnten noch in der Gegend unterwegs sein.«

»Irgendwie kriegen wir es schon hin, die Kleine ungesehen in deinen Wagen zu schaffen«, sagte Ace.

»Seh ich auch so«, stimmte Nolan zu.

»Du bist ja wieder sehr gesprächig heute«, stellte Alec sarkastisch fest.

Nolan zuckte mit den Schultern.

Liz räusperte sich. »Wieso ruft ihr nicht direkt die Polizei? Captain Mackenzie könnte doch jemanden hierher schicken.«

»Er ist nicht erreichbar, hab’s vorhin schon versucht«, meinte Ace. »Also dann, schaffen wir die Kleine in deinen Wagen«, wandte er sich an mich.

Noch immer unzufrieden nickte ich ihm zu und wandte mich von den vieren ab. Ich ging zurück in die Umkleide und sah Mayleen an. »Wir gehen.«

»Kann mich einer von euch bei den Cops absetzen?«, fragte sie, als sie zu mir hochschaute.

»Ich kümmere mich darum, dass du heute Nacht in Sicherheit bist«, antwortete ich und warf ihr einen finsteren Blick zu.

»Aber …«

Schnaubend wandte ich mich ihr zu. »Steh auf, nimm deinen Kram und beweg dich!«

Mayleen zuckte wegen meiner lauten Stimme zusammen, dann ging sie an ihre Tasche und nahm sie an sich.

»Geht doch.« Ich griff nach meinem Rucksack, schulterte ihn und steuerte die Tür an. »Beweg dich«, wiederholte ich ernst und verließ die Umkleide.

Ich hörte ihre tapsenden Schritte, was an ihren klitschnassen Sneaker lag, und wartete vor der Mannschaftsumkleide auf sie.

Mayleen kam zu mir. »Und jetzt?«

Ich holte das Handtuch aus meinem Rucksack. »Wickel das um deine Haare.«

Als ich sie ansah, zog sie die Augenbrauen zusammen. »Warum?«

»Weil wir dafür sorgen müssen, dass du ungesehen zu meinem Auto kommst.«

»Die haben gesehen, welche Kleidung ich trage.«

»Na schön, dann zieh dich aus.«

Ihre Gesichtszüge entgleisten. »Wie bitte?«

»Zieh. Dich. Aus.« Ich nahm den Rucksack ab, zog den Reißverschluss auf und reichte ihr meine Sporthose sowie das Shirt, das ich früher am Abend getragen hatte. »Du solltest sowieso trockene Sachen anziehen.«

Sie schnaubte, nahm mir die Sachen ab und wollte zurück in die Umkleide, doch Ace hatte sie schon abgeschlossen. »Muss ich jetzt vor euch Kerlen blankziehen?«

»Sieht so aus«, erwiderte Ace grinsend.

Zugegeben ich fand die Idee super, denn so würde ich sehen, was sie drunter trug, und das interessierte mich brennend.

»Chauvinisten«, stieß sie sauer aus, stellte ihre Tasche auf den Boden und schlüpfte aus ihren Sneaker, dann befreite sie sich von ihrer Jeans. Die Kleine war clever, denn sie trug ein langes Shirt, womit sie ihr Höschen vor mir verbarg. Danach schlüpfte sie in meine Sporthose. Als sie ihre Jeansjacke auszog, schmiss sie diese zu ihrer Hose, der Jacke folgte ihr Shirt und was ich sah, ließ mich die Zähne zusammenbeißen. Sie trug einen schwarzen Spitzen-BH, ihre Brüste waren recht üppig, ihr Bauch flach und sie hatte ein Muttermal auf der rechten Brust.

Ich starrte sie an, als sie ihren Blick hob.

»Ach so, pervers bist du auch noch?«, hakte sie kopfschüttelnd nach und zog mein Shirt über.

»Vielleicht ein kleines bisschen«, erwiderte ich und verzog meine Lippen zu einem süffisanten Grinsen.

»Unglaublich«, stieß sie aus und nahm ihre Sachen an sich.

»Wir sollten ihre Klamotten entsorgen«, meinte Alec.

Nolan nahm sie Mayleen aus den Händen, sie hielt sie fest.

»Finger weg!«, knurrte sie angriffslustig.

»Lass die Sachen los, er ist sowieso stärker als du«, warnte ich sie.

»Fick dich!«, herrschte sie mich an.

Ich hob eine Augenbraue. »Darüber sprechen wir dann, wenn wir bei mir sind.«

Nolan entrang ihr ihre Kleidung, dann stopfte er sie in seine Tasche. »Kümmere mich drum.«

Ich nickte ihm zu, danach konzentrierte ich mich auf sie. »Du solltest dir jetzt noch das Handtuch über die Haare legen.«

Schnaubend tat sie es, sah mich allerdings feindselig an. »Zufrieden?«

»Wenn du etwas mehr Respekt hättest, wäre ich glücklicher«, erwiderte ich und wandte mich dem Ausgang zu.

Mein Gott, was für eine Zicke.

Wir schirmten sie ab, als wir sie zu meinem Wagen brachten. Es war ein anderer als jener, mit dem ich immer zur Arbeit fuhr, denn ich wollte nicht, dass jemand herausfand, dass ich einer der hiesigen Kämpfer war. Niemand von uns wollte das, sonst hätten wir sicher keine ruhige Minute mehr, weil sich die Presse auf uns stürzen würde. Vier Männer der High Society hatten sich Freitagnachts nicht zu prügeln, sondern ein seriöses Leben zu führen. Na ja, von Montag bis Donnerstag sowie Samstag und Sonntag taten wir das, aber freitags tobten wir uns aus – und es tat so verdammt gut, all den Frust loszuwerden. Jeder von uns hatte irgendein Päckchen zu tragen, hier lenkten wir uns davon ab.

Wesley stand an meinem Wagen. »Guten Abend, Sir.« Er klang irritiert.

»Öffnen Sie die hintere Beifahrertür, Wes«, erwiderte ich.

»Ja, Sir.« Er öffnete sie und wir sorgten dafür, dass Mayleen ungestört einsteigen konnte.

»Bleib unten«, wandte ich mich an sie, danach schubste ich die Autotür zu. Ich ging an die Beifahrertür, die ich aufzog. »Ich melde mich morgen bei einem von euch«, richtete ich das Wort an meine Freunde.

»Alles klar, bis morgen«, entgegnete Ace und reichte mir die Hand.

»Bis dann.« Ich schüttelte auch die Hände der anderen, Liz nickte ich bloß zu. Danach stieg ich in meinen Wagen und schnallte mich an.

Wes saß bereits hinterm Steuer und startete den Motor, als ich die Beifahrertür zuzog.

»Ist die Kindersicherung aktiviert?«, erkundigte ich mich.

»Nein, Sir«, antwortete er. »Soll ich das nachholen?«

»Das wäre mir ganz recht.«

Mit einem Knopfdruck aktivierte er die Kindersicherung des Wagens, damit die Kleine nicht abhauen konnte. Ich wollte kein Risiko eingehen, immerhin rannten da draußen ein paar Kerle herum, die ihren Tod wollten, denn so, wie sie sich ausgedrückt hatte, wirkte es so auf mich, dass sie ihr an den Kragen wollten. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war oder von wem sie verfolgt wurde, jedoch rannten in dieser Stadt einige Dreckskerle herum, die keinen Halt vor einer Frau machten.

Meine Traumfrau versteckte sich auf der Rückbank, also würde ich meinen wahr gewordenen feuchten Traum sicher nicht einfach so dem Staatsanwalt überlassen.

* * *

Ich war mit Mayleen zu mir gefahren, nun standen wir im Aufzug und sie schaute verkrampft auf die Anzeige. »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich.

»Ja.« Sie deutete auf ihre Ohren. »Es tut bloß weh.«

»Hast du Druck auf den Ohren?«

Mayleen nickte hektisch. »In welche Etage müssen wir?«

»In die 60.«, antwortete ich.

»Uff«, stieß sie aus. »Das ist wirklich weit oben.« Sie atmete tief durch, nein, sie hyperventilierte beinahe.

»Hast du Angst vor engen Räumen oder ist es die Höhe?«

»Beides«, erwiderte sie nach einem tiefen Atemzug.

»Dann solltest du besser nicht an die Fenster oder auf den Balkon gehen.«

»Das werde ich nicht«, meinte sie und holte tief Luft.

Die Türen des Aufzugs öffneten sich. Ich verließ die Kabine und winkte sie hinter mir her. Wes hatte ich in den Feierabend geschickt, denn der Portier meldete sich immer, wenn Besuch für mich kam. Ich brauchte keine Leibwächter, doch wenn Mayleen etwas länger bei mir bleiben würde, sollte ich vielleicht doch für ein oder zwei Männer sorgen, die auf sie aufpassten, wenn ich bei der Arbeit war. Zwar bezweifelte ich, dass jemand gesehen hatte, dass Mayleen in meinen Wagen eingestiegen war, dennoch sollte ich auf Nummer sicher gehen.

Sie folgte mir zu meinem Penthouse, das ich öffnete.

»Geh rein.«

»Danke.« Sie ging in den kleinen Flur, ich folgte ihr, schloss die Tür hinter mir ab und aktivierte den Alarm, der auch den Portier aufmerksam machte, sollte er ausgelöst werden. Er löste schon aus, wenn man heftig an der Tür rüttelte, aber das reichte auch.

»Ich denke, ich zeige dir erst mal alles, dann gebe ich dir saubere Sachen von mir und du kannst duschen oder ein Bad nehmen«, bot ich an.

»Danke«, erwiderte sie.

»Dann komm.« Ich ging an ihr vorbei, führte sie weiter ins Penthouse, dann steuerte ich das Gästezimmer an, das neben meinem lag. Ein Spielzimmer wie Alec hatte ich zwar auch, da ich die gleichen Spielchen genoss, aber diesen Raum würde ich bei der Führung auslassen. Schließlich stand ich vor dem Gästeschlafzimmer und öffnete die Tür. »Hier kannst du schlafen.« Ich machte ihr Platz, damit sie hineingehen konnte.

Mayleen schlüpfte an mir vorbei. Ihr Mund klappte auf und zu. »Wow.«

Zwei der Wände waren vollständig verglast, das Bett stand links von der Tür, ein Kleiderschrank rechts an der Wand.

»Kann man die Fenster verdunkeln?«, fragte sie.

»Auf dem Nachttisch liegt die Fernbedienung.« Ich holte sie und zeigte ihr, wie sie zu bedienen war. »Alles verstanden?«, erkundigte ich mich.

»Ja, habe ich.«

»Die Tür zum Bad ist links vom Kleiderschrank.«

»Danke.« Sie sah mich fragend an. »Wie ist dein Name?«

»Evan«, erwiderte ich gelassen. »Und deiner ist Mayleen, richtig?«

»Ja, aber die meisten nennen mich May, abgesehen von meinem Vater.«

»Er nennt dich Mayleen?«

Sie nickte mir zu.

---ENDE DER LESEPROBE---