Ace of Clubs - Drucie Anne Taylor - E-Book

Ace of Clubs E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Unter seinen Freunden als Spaßvogel bekannt, tut Ace alles dafür, seine Vergangenheit zu verbergen. Doch als die junge Journalistin Olivia auftaucht und die Wahrheit über die vier Freunde enthüllen will, ist es nicht nur Ace’ Leben, das plötzlich auf dem Kopf steht. Er lockt sie in einen Hinterhalt, um sie an dem Artikel zu hindern, den sie über die Dynasty of Sinners schreiben will, und bringt sie dazu, einem Arrangement zuzustimmen, das die Schlinge um seinen Hals unweigerlich enger zieht. Als eine andere Wahrheit ans Licht kommt, sind längst die Herzen der beiden involviert. Die Vergangenheit lauert in den Schatten, und auf einmal ist nichts mehr so, wie es war …

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Ace of Clubs

DYNASTY OF SINNERS

BUCH VIER

DRUCIE ANNE TAYLOR

Inhalt

Triggerwarnung

1. Ace

2. Olivia

3. Ace

4. Olivia

5. Ace

6. Olivia

7. Ace

8. Olivia

9. Ace

10. Olivia

11. Ace

12. Olivia

13. Ace

14. Olivia

15. Ace

16. Olivia

17. Ace

18. Olivia

19. Ace

20. Olivia

21. Ace

22. Olivia

23. Ace

24. Olivia

25. Ace

26. Olivia

27. Ace

28. Olivia

29. Ace

30. Olivia

31. Ace

32. Olivia

Epilog

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Copyright © 2023 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer / S. Köhn

Satz und Layout: Julia Dahl / [email protected]

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Auflage 01 / 2024

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieses Buch

Unter seinen Freunden als Spaßvogel bekannt, tut Ace alles dafür, seine Vergangenheit zu verbergen. Doch als die junge Journalistin Olivia auftaucht und die Wahrheit über die vier Freunde enthüllen will, ist es nicht nur Ace’ Leben, das plötzlich auf dem Kopf steht. Er lockt sie in einen Hinterhalt, um sie an dem Artikel zu hindern, den sie über die Dynasty of Sinners schreiben will, und bringt sie dazu, einem Arrangement zuzustimmen, das die Schlinge um seinen Hals unweigerlich enger zieht.

Als eine andere Wahrheit ans Licht kommt, sind längst die Herzen der beiden involviert. Die Vergangenheit lauert in den Schatten, und auf einmal ist nichts mehr so, wie es war …

Triggerwarnung

Dieses Buch behandelt folgende Themen:

GewaltDrogenmissbrauch (nicht detailliert beschrieben)Autounfall / Unfallflucht

Bitte denk daran, dass es sich bei diesem Werk um reine Fiktion handelt, entsprechend läuft hier auch nicht alles rosarot ab und man fasst sich mit Samthandschuhen an.

Falls Du dich mit diesen Themen nicht wohlfühlst, bitte ich dich, vom Lesen dieser Geschichte abzusehen. Und wenn du es doch wagst, dann mach dich auf eine Geschichte gefasst, die dich tief treffen könnte.

Liebe Grüße

Drucie

KAPITEL1

Ace

Ich hätte brechen können.

Meine Sekretärin hatte einen Termin vergessen, was mir auf die Füße gefallen war. Am liebsten hätte ich sie rausgeworfen, allerdings war sie ganz gut im Bett und hin und wieder genoss ich es, sie für den Druckabbau zu benutzen. Früher oder später würde sie von selbst kündigen, aber für den Fall hatte ich dafür gesorgt, dass sie ebenso wie alle anderen Mitarbeiter eine Schweigepflichterklärung unterzeichnet. Sie durfte über nichts sprechen, was meine Werft betraf, weil sie sonst auf eine ziemlich empfindliche Summe verklagt werden würde.

Und wenn sie es doch tun würde, hatte ich genug in der Hinterhand, um die Frau unglaubwürdig erscheinen zu lassen.

Mein Vater hatte es mir schon als Teenager eingeimpft, damit mir niemand an den Karren pissen konnte – und ich hatte mich immer daran gehalten, würde es auch weiterhin tun. Es war der sicherste Weg, damit die Leute den Mund hielten, sofern ich sie feuerte.

Ich durfte kein Risiko eingehen, ich würde keines eingehen.

Niemals.

Ich warf einen Blick auf die E-Mail meines Lieferanten. Seit Monaten ließ mich der Penner in der Luft hängen, lieferte ständig verspätet und kam mir permanent mit fadenscheinigen Ausreden.

Ich schnaubte, klickte auf Antworten und fing an zu tippen.

* * *

Nach einer sehr bösen E-Mail und verdammt klaren Worten war ich davon überzeugt, dass ich einen neuen Lieferanten suchen musste, aber das war das geringste aller Übel. Sicher war jeder andere zuverlässiger als Walt Connor, dabei hatte er meinem Großvater nie irgendwelche Probleme gemacht, als dieser die Werft noch leitete.

Ich war mies gelaunt und hätte alles dafür gegeben, heute in den Cage zu steigen, aber dummerweise war ich erst in drei Wochen wieder dran. Heute war Alecs Nacht und ich überlegte zum ersten Mal, ihn zu fragen, ob er tauschen würde, allerdings würde er bestimmt nicht noch mal drei Wochen warten, weil er jetzt schon unter Strom stand.

Genervt schaltete ich den Computer auf meinem Schreibtisch aus, erhob mich und zog mein Jackett über. Ich hasste es, Anzüge zu tragen, aber es gab Schlimmeres. Im Gegensatz zu Alec, Evan und Nolan musste ich sie nicht täglich tragen, sondern nur, wenn Kunden in die Werft kamen, mit denen Meetings anstanden, also konnte ich getrost an drei Tagen die Woche in Jeans und Hemd hier aufschlagen – was ich meistens auch tat.

Ich schnappte mir meinen Kram, packte alles in die Laptoptasche und schulterte diese, danach verließ ich mein Büro. »Ich bin weg, Gabriela«, wandte ich mich an meine Sekretärin, nachdem ich die Tür abgeschlossen hatte. »Wenn noch etwas reinkommt, schicken Sie es mir bitte per Mail.«

»Ja, Mr. Jackson«, erwiderte sie ergeben und schenkte mir ein Lächeln. »Soll ich die Post öffnen und zu Ihnen schicken?«

Ich hob eine Augenbraue. »Es ist Freitag, die nächste Post wird am Montag oder Dienstag kommen.« Mein Gott, die Frau war echt nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Sie sah mich aus ihren großen braunen Rehaugen an. »Oh«, stieß sie aus, einen Moment später trat die Röte in ihre Wangen. »Tut mir leid, Mr. Jackson.«

»Schon in Ordnung, aber Sie sollten künftig nicht mehr so zerstreut sein, sondern sich auf die Arbeit konzentrieren, statt Ihre Nägel zu feilen«, sagte ich ernst. »Ansonsten müssen wir uns mal über Ihren Job unterhalten.«

Sie presste ihre dunkelrot geschminkten Lippen zusammen, dann nickte sie verkniffen.

»Gut und damit das klar ist, ab Montag werden nicht mehr die Nägel gefeilt oder lackiert, sondern der Job erledigt. Haben wir uns verstanden?«

Gabriela nickte hektisch. »Ja, Mr. Jackson, Sir.«

»Wunderbar. Schönes Wochenende.«

»Ihnen auch.«

Ich nickte ihr zu, dann ging ich zum Aufzug. Die Zentrale war hier in New York, gebaut wurden die Yachten nicht in der Stadt, sondern außerhalb. Mein Stellvertreter hatte sein Büro vor Ort und kümmerte sich um alles, allerdings würde ich demnächst auch mal wieder dort vorbeischauen müssen.

In New York verkaufte man kaum Yachten, aber in St. Tropez, Italien und überall dort, wo es Yachthäfen gab. Selbst in Florida verzeichnete ich bessere Verkäufe als hier, allerdings wollte ich damals die Stadt nicht verlassen. Allein schon wegen meiner Freunde, die hier mein einziger Anschluss waren, da ich keinen Kontakt zu meiner Familie mehr pflegte.

Es hatte so einige Gründe, weshalb ich sie immer nur zu Geburtstagen oder Weihnachten sprach – wenn überhaupt.

Ich verließ den Aufzug in der Tiefgarage und machte mich auf den Weg zu meinem schwarzen Mercedes. Im Gegensatz zu meinen Freunden beschäftigte ich keinen Chauffeur, da ich lieber selbst fuhr. Zwar bedeutete es, dass ich in der Stadt der ewigen Rushhour wertvolle Zeit verschwendete, aber damit konnte ich leben. Jetzt würde ich erst mal nach Hause fahren, duschen, mich umziehen und etwas essen, bis ich dann zu Alec fahren würde. Ich war gespannt, ob die Kerle heute ihre Frauen, Pardon, Freundinnen mitnehmen würden, denn ich bevorzugte es, wenn sie zu Hause blieben. Es war ja okay, dass sie Beziehungen führten, aber ich bekam langsam das kalte Kotzen, weil ich meine Traumfrau noch nicht gefunden hatte.

Ich war mir sogar sicher, dass sie ein Traum bleiben würde.

* * *

Alec öffnete die Tür, danach warf er einen Blick auf meine Armbanduhr. »Du bist früh.«

Ich hob eine Augenbraue. »Mann, ich freue mich auch, dich zu sehen, Alec, echt jetzt!«, erwiderte ich mit euphorischem Sarkasmus. »Das heißt Hallo, du Penner.«

»Hallo, Ace«, erwiderte er irritiert und trat einen Schritt zur Seite. »Komm rein.«

»Danke.« Ich ging an ihm vorbei. »Sind Evan und Nolan schon da?«

»Nein, Nolan muss Tori von ihrem Kurs abholen, er kommt erst noch. Evan ist wohl unterwegs hierher«, antwortete er.

»Ah okay.« Ich betrachtete ihn. »Hast du dich schon aufgewärmt?«

Alec schüttelte den Kopf. »Ich bin auch erst nach Hause gekommen, werde jetzt etwas essen, dann duschen und mich aufwärmen.«

Ich nickte ihm zu.

»Hast du schon gegessen?«

»Nein, ich habe mich nach meiner Dusche umgezogen und auf den Weg gemacht, da der Verkehr heute echt übel ist«, antwortete ich.

»Dann iss mit uns. Liz hat gekocht.«

Meine Augenbraue glitt in die Höhe. »Seit wann kocht sie? Du hast doch eine Haushälterin.«

»Seit Mrs. Wilson freitags früher nach Hause geht.« Er deutete in Richtung Wohnzimmer. »Komm.«

»Alles klar.« Ich stellte meinen Rucksack ab, da ich alles wegen der Wetten mitgenommen hatte, die ich heute annehmen würde. Wir kümmerten uns im Wechsel darum, genauso wie Evan und ich uns mit den Ansagen abwechselten.

Wir betraten die Küche, wo auch der große Esstisch stand. »Hey, Kleine«, grüßte ich Liz, die am Herd stand.

Sie drehte sich zu mir um, schenkte mir ein Lächeln. »Hey, du bist früh dran.«

»Ace isst mit uns«, mischte sich Alec ein.

»Kein Problem, ich stelle gleich noch ein Gedeck auf den Tisch«, sagte sie und wandte sich wieder dem Herd zu.

»Danke«, erwiderte ich.

»Setz dich, Ace«, meinte Alec und zog mir einen Stuhl zurück. Mir gegenüber stand ein Gedeck, zu meiner linken ebenfalls, das waren dann wohl die Plätze der beiden.

Liz brachte einen weiteren Teller so wie Besteck an den Tisch. »Möchtest du etwas trinken?«

»Ich habe den Whiskey schon geholt«, grätschte Alec dazwischen und stellte einen Tumbler mit Bushmills vor mich.

»Danke, Alter.«

Alec nahm am Kopf des Tisches Platz und lehnte sich mit einem Glas Wasser zurück. »Wie war dein Tag?«

Ich winkte ab.

»Immer noch Probleme mit dem Lieferanten?«

Daraufhin nickte ich. »Ja, aber ich habe ihm heute eine saftige Mail geschickt, dass ich die Zusammenarbeit beenden und ihn verklagen werde, weil er seine Verträge nicht erfüllt. Kann doch nicht angehen, dass der Kerl mich täglich ein paar Hunderttausend Dollar kostet.«

»An deiner Stelle hätte ich ihn schon längst verklagt«, erwiderte er gelassen.

»Ja, aber ich habe ihm erst mal eine Frist gesetzt, nur hat er die verstreichen lassen, also gab es heute die Mail und wenn ich Montag keine Antwort habe, kündige ich den Vertrag.«

»Hast du denn schon einen neuen Lieferanten im Auge?«, wollte er wissen.

»Ja, ich habe die ganze Woche schon gesucht und mit einigen gesprochen, die einspringen können. Allerdings verzögert das auch noch den Bau und ich darf dem Kunden mit dem Preis entgegenkommen.«

»Das heißt?«

»Dass aus einer 90 Millionen Dollar Yacht mal eben eine 85 Millionen Dollar Yacht wird.«

»Autsch«, stieß er aus, zudem verzog er das Gesicht. »Wirst du dir das Geld von dem Lieferanten zurückholen, der nicht liefert?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich werde mich dahingehend mit Evan und meinen anderen Anwälten beraten.«

»Ich drücke die Daumen, dass du die Kohle wieder reinkriegst.«

»Kann ich brauchen«, entgegnete ich und trank einen Schluck Whiskey.

* * *

Endlich waren wir am Hafen. Alec hatte sich aufgewärmt und befand sich mit Nolan in der Umkleide. Evan und ich waren vorne beim Cage, die Leute waren schon da. Ich nahm die Wetten entgegen, füllte die inoffiziellen Wettscheine aus, die nicht mehr als kleine Lose mit dem Namen und gesetzten Betrag waren, und kassierte, während Evan neben mir stand.

»Wie sieht’s aus?«, fragte er nach einer Weile.

»Die meisten haben auf King gewettet, also werden wir wohl nicht allzu viel Kohle machen«, antwortete ich.

»Vielleicht sollten wir ihm sagen, dass er heute das Handtuch werfen soll. Seit die Leute gecheckt haben, dass die Herausforderer keine Chance haben, wetten immer mehr auf uns«, sinnierte er.

»Er wird nicht das Handtuch werfen«, hielt ich überzeugt dagegen. »Das würde keiner von uns.«

»Auch wieder wahr.«

»Mhm.« Ich schnaubte. Ich brauchte das Geld, das die Leute hier verloren. Es kam jemandem zu Gute, mit dem mich eine Geschichte verband, die bereits viele Jahre zurücklag.

Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb ich die Gedanken. Dann würde ich eben Geld aus dem Safe holen müssen, das ich diesem Jemand schicken konnte. Jeden Monat schickte ich unter falschem Namen einen Kurier dorthin, damit Rechnungen bezahlt werden konnten, ohne dass Jemand in finanzielle Not geriet.

»Da kommen Jack und King«, meinte Evan.

Ich nickte ihm zu, packte die Einsätze in den Koffer und schloss diesen ab, danach übergab ich ihn Avery, Alecs Leibwächter. »Kümmern Sie sich darum.«

»Ja, Sir.« Er holte Handschellen heraus, eine schloss er um den Griff, die andere um sein Handgelenk, der Schlüssel blieb bei mir.

»Danke.« Ich wandte mich Evan zu. »Dann geht’s wohl los, hm?«

»Ja und ich hoffe, dass er den Kerl nicht wieder so zurichtet wie den letzten.«

»Da hoffe ich mit dir«, entgegnete ich.

Alec hatte seinen letzten Herausforderer beinahe totgeschlagen, weil er ihn an Liz’ Ex-Mann erinnert hatte. Alan hatte verdammt große Probleme dabei, Alec von dem Kerl zu lösen, sogar selbst ein Schwinger kassiert, was schließlich dazu führte, dass Nolan und ich in den Cage mussten, um Alec von seinem Gegner wegzuholen.

Nolan kam zu mir, Evan holte sich das Megafon und begab sich nach Alec in den Cage.

»Hallo, Leute!«, brüllte er wenig später ins Megafon.

Das Geschrei des Publikums war übel, denn die Ränge waren voll, dabei hatte ich gedacht, dass es nicht mehr passieren würde, nachdem wir den Eintritt auf 50 Dollar angehoben hatten, aber nein, sie rannten uns immer noch wöchentlich die Halle ein.

»Heute ist Kings Nacht und ich bin mir sicher, dass er genauso abgehen wird wie vor vier Wochen. Sein erster Herausforderer ist Tristan, komm zu uns in den Cage, Mann!«, fuhr Evan lautstark fort.

Ich biss die Zähne zusammen, weil es abartig laut war. Manchmal glaubte ich sogar, dass mein Gehör darunter litt, weil hier so rumgeschrien wurde.

»O Mann«, stieß Nolan neben mir aus. »Wird Zeit für Ohropax.«

Ich schnaubte amüsiert. »Da sagst du was, aber die letzten Jahre haben unsere Ohren sowieso schon zerlegt.«

Er grinste mich an. Es war ungewohnt, ihn so zu sehen, denn seit gut 20 Jahren war Nolan ein anderer Kerl. Er wurde von einem lauten aufgeweckten Kind zu einem verdammt ruhigen Zeitgenossen. Erst seine Freundin hatte ihn wieder gesprächiger gemacht, vorher hatte er immer nur das Nötigste von sich gegeben und bloß mit seinen Blicken kommuniziert, manchmal auch mit Gesten.

»Wie geht’s dir und deiner Kleinen?«, erkundigte ich mich, als Evan den Kampf eröffnete. Wir schauten beide zum Cage, als Prince ihn verließ. Hier sprachen wir uns nur mit unseren Spitznamen an, während meine Freunde ihre Nachnamen gebrauchten, hatte ich mich nach der Kartenfarbe benannt. Mein Name hier war Club, während sich meine Freunde für die Kartenbilder entscheiden konnten, da ihre Nachnamen so glücklich fielen. Aber da Ace mein Vorname war, wollte ich nicht unter diesem kämpfen, also war es das Kreuz geworden.

Nolan identifizierte sich mit dem Herz.

Evan mit dem Karo.

Alec mit dem Pik.

Pik-König, Karo-Prinz, denn laut Evan hatte eine Dame nichts in einem Kartendeck zu suchen, und der Herz-Bube, während ich Kreuz-Ass war.

Alec und sein Herausforderer umkreisten einander, aber ich ahnte schon, wie der Kampf ausgehen würde. Schließlich nahm Alec, der wesentlich muskulöser als sein Gegner war, Anlauf und platzierte ein Schwinger in dessen Gesicht.

»Autsch«, stieß Nolan aus, als der andere Kerl ein wenig nach hinten stolperte.

»Hoffentlich kotzt er nicht auch noch, mir hat das Ding vor vier Wochen gereicht«, brummte ich, als Alec einen Magentreffer landete.

»Wie gut, dass wir es nicht putzen müssen«, sagte Nolan.

»Hast recht«, stimmte ich ihm zu.

Wir konzentrierten uns wieder auf den Cage, als Alan den Kampf weiterlaufen ließ. Alec war in Höchstform und ich hoffte, dass wir ihn heute nicht wieder von seinem Herausforderer wegholen mussten, weil er ihn beinahe totschlug.

* * *

KAPITEL2

Olivia

Mit einer Freundin hatte ich mich am Hafen getroffen. Sie wollte mir etwas zeigen, was angeblich für eine bombastische Story für mich sorgen würde. Da ich meinen Chef noch von mir überzeugen musste, weil er mich erst vor gut einem Jahr eingestellt hatte und immer noch Kopien anfertigen ließ, musste und wollte ich die Chance nutzen.

Wofür hatte ich Journalismus studiert, wenn ich ohnehin nur am Kopierer stand oder Kaffee kochte?

Ich fühlte mich von meinem Arbeitgeber verarscht, aber es war ein renommiertes Blatt, für das ich schon immer schreiben wollte. Und ich hoffte, dass diese Story Gold wert war und mein Boss sie mich schreiben ließ, statt sie einem Kollegen zu übergeben.

»Was soll ich hier?«, fragte ich Lane, als wir uns auf den Weg zu einer Lagerhalle machten.

»Wart’s ab. Ich schwöre dir, das wird der Kracher.«

Irritiert sah ich sie an. »Komm schon, Lane, raus mit der Sprache, was läuft hier?«

»Hier findet jeden Freitag ein Circle statt. Man zahlt 50 Dollar Eintritt, aber ich bin mir sicher, dass ich die Kerle schon mal gesehen habe, die hier kämpfen. Da dachte ich, es wäre etwas für dich.«

»Du weißt, dass ich für eine Tageszeitung schreibe, oder? Das ist kein Klatschblatt, für das ich tätig bin.«

»Glaub mir, die Story werden alle haben wollen«, beharrte sie überzeugt.

Ich schnaubte unzufrieden. »Du weißt, dass ich dafür den Abend mit Malia sausen lasse, oder?«

Lane verdrehte die Augen. »Ist ja nicht so, als würdest du nicht jeden Tag mit ihr verbringen, Libby.«

»Mhm«, brummte ich, als sie zwei riesige Kerle ansteuerte.

»Wollt ihr rein?«, fragte einer von ihnen.

»Sieht so aus, oder?«, erwiderte ich.

»Werd’ nicht frech, Kleine«, warnte er mich.

Ich hob eine Augenbraue und öffnete den Mund, um zu kontern, als Lane dazwischen grätschte: »Wir würden gern rein. Das sind 100 für zwei, oder?«

»Ja.«

Sie kramte in ihrer Tasche, stieß mir dabei den Ellenbogen in die Seite und ich holte mein Portemonnaie aus meiner Handtasche, aus dem ich einen Fünfziger nahm. Ich reichte ihn diesem Kerl.

Lane tat es mir gleich.

Der Kerl steckte das Geld in eine Geldkassette, der andere nahm einen Stempel an sich.

»Eure Hände.«

Ich reichte ihm meinen Unterarm. »Falls ich mir die Hände waschen muss«, antwortete ich auf seinen fragenden Blick.

»Alles klar.« Er drückte den Stempel auf die Innenseite meines Unterarms. Genauso verfuhr er mit Lanes Arm.

Ich sah mir den Stempelabdruck an. Es war ein Totenkopf, der von Rosen umgeben war. »Okay, der ist cool.«

Lane kicherte, als der Hüne, der mir quergekommen war, die Tür öffnete.

Wir gingen hinein.

Ich ließ meinen Blick schweifen. Der Linoleumboden war grün, die Türen dunkelgrün und die Wände kalkweiß. Je näher wir zwei großen Metalltüren kamen, desto lauter wurde es. »Also das hier ist ein illegaler Circle?«

»Ich habe keine Ahnung, ob er illegal ist oder nicht, aber da man hier wetten kann und alles, kann ich mir nicht vorstellen, dass es legal ist.«

»Alles klar.« Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und öffnete die Kamera-App, danach machte ich ein paar Fotos von dem Flur.

Lane löste sich von mir, lief ein wenig vor und öffnete die geflügelte Metalltür.

Mir schlug ein Höllenlärm entgegen. »Gott, warum brüllen die denn so?«

»Setzt eure Wetten, gleich ist’s vorbei!«, brüllte ein Mann, als wir uns den Rängen näherten.

»Willst du wetten?«, wandte ich mich an Lane.

»Ja, ich denke, ich platziere eine, um den Eintritt wieder reinzuholen«, antwortete sie.

»Alles klar.« Gemeinsam gingen wir zu einem großen blonden Kerl, der verdammt gutaussehend war. Mein Gott, ich hatte noch nie so ein Bild von einem Mann gesehen. Als er den Blick hob und mich ansah, traf mich beinahe der Schlag. Seine Augen waren eisblau, sie erinnerten mich an die Eisberge in Norwegen, wo ich vor Jahren mit Malia und ihren Eltern im Urlaub war. Sein Haar musste blond sein, zumindest schauten ein paar blonde Strähnen unter dem schwarzen Beanie hervor, außerdem trug er eine Brille, allerdings erkannte ich, dass sie ohne Sehstärke war, da die Gläser nicht abgerundet waren. Womöglich wollte er seine wahre Identität verschleiern. »Wow«, stieß ich leise aus.

Er zwinkerte mir zu – nein, ich war mir sicher, dass es nicht mir galt –, dann senkte er den Blick wieder und konzentrierte sich auf etwas Anderes.

Lane hatte sich in die Schlange gestellt, ich begab mich an ihre Seite.

»Ey, nicht vordrängeln!«, blaffte mich einer an.

Ich drehte mich um, hob eine Augenbraue. »Ich habe nicht vor zu wetten, sondern stehe hier nur bei meiner Freundin«, erwiderte ich nachdrücklich und wandte mich wieder ab.

»Bitch«, stieß der Kerl hinter mir aus.

Ich verdrehte die Augen.

»Du machst dir echt schnell Freunde«, stellte Lane kichernd fest.

Ich schnaubte amüsiert und ließ meinen Blick schweifen, der Kerl neben dem Blonden kam mir unheimlich bekannt vor. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, schaute ich weg, da ich nicht aufdringlich wirken wollte. Die Leute mochten es nicht, wenn man sie anstarrt, und sie bemerkten es nach etwa drei Sekunden.

»Wo starrst du denn hin?«, fragte Lane leise.

»Ich überlege, woher ich den Kerl neben Blondie kenne«, antwortete ich aufrichtig.

Lane reckte den Hals. »Der mit den strubbeligen Haaren?«

»Richtig.«

»Der hat doch das totale Allerweltsgesicht«, hielt sie dagegen.

»Wenn du meinst«, sagte ich seufzend und schaute mich weiter um. Am liebsten hätte ich noch einmal mein Handy gezückt, aber der Kerl, der die Wetten entgegennahm, sah so aus, als hätte er hier etwas zu sagen. Ich bezweifelte, dass man wollte, dass Fotos von dieser Klitsche kursierten. Als ich mich abermals umsah, erkannte ich sogar die Schilder, auf denen stand, dass Handys verboten sind.

Die Schlange setzte sich immer wieder in Bewegung.

»Auf wen willst du wetten?«, vernahm ich eine tiefe Stimme.

Ich schaute vor uns und wunderte mich, dass wir schon dran waren.

»200 auf King«, antwortete Lane und reichte ihm zwei Hunderter.

»Beide Kämpfe?«, wollte er wissen.

»Nein, nur der erste«, antwortete Lane.

Er schrieb etwas auf, dann reichte er Lane einen Zettel. »Komm nach den Kämpfen zu uns, sollte King gewinnen.«

»Wie ist denn die Quote?«, erkundigte ich mich. »Also, was wird aus 200 Dollar, wenn dieser King gewinnt?«

Der Kerl sah mich mit einer gehobenen Augenbraue an, doch dann schüttelte er den Kopf.

»Ich habe dir eine Frage gestellt«, beharrte ich.

»Und du hältst den Betrieb auf, also zisch ab«, erwiderte er genervt und machte eine scheuchende Geste.

»Lass uns gehen, bevor die uns rauswerfen«, sagte Lane, bevor ich zu einer Tirade ansetzen konnte. Sie hakte sich bei mir ein und zog mich von den Kerlen weg. »Gehen wir nach oben auf die Tribüne oder willst du hier unten bleiben?«

»Lass uns hier unten bleiben, damit ich ein paar Fotos machen kann«, entgegnete ich leise.

»Willst du wirklich Fotos machen?«

»Wenn du mich nicht Hals über Kopf hierher bestellt hättest, hätte ich meine Brille mitgenommen, um filmen zu können.«

»Dann kommen wir nächste Woche einfach noch mal her«, erwiderte sie.

Daraufhin schüttelte ich den Kopf. »Nein, ich werde Fotos oder ein Video mit dem Handy machen.«

»Dann sollten wir doch ein wenig in die Mitte gehen, damit nicht auffällt, dass du filmst, denn Handys sind verboten«, sagte sie und zog mich die unebenen Treppen mit nach oben.

Etwa in der Mitte angekommen, führte sie mich nach rechts. »Hier ist es gut und du kannst sicher unbemerkt Fotos und Videos machen.«

»Alles klar.« Fuck, es regte mich echt auf, dass sie mir nicht gesagt hatte, was hier vor sich ging, denn dann hätte ich meine Kamerabrille eingepackt. Ich hatte sie mir mal gekauft, um eine Broadwayvorstellung von Das Phantom der Oper filmen zu können, weil ich die Karten zum 21. Geburtstag geschenkt bekam. Die Tonqualität war zwar das Allerletzte, aber die Bilder waren einzigartig und so konnte ich den Abend zumindest optisch immer wieder erleben. Ich holte mein Handy heraus und aktivierte abermals die Kamera, dann kontrollierte ich, wie gut die Fotos von hier oben waren. Wenn ich ein wenig heranzoomte, waren sie okay, aber nicht überragend. »Fuck.«

»Was ist los?«

»Die Bildqualität ist beschissen«, erwiderte ich seufzend. »Aber gut, das kann ich sicher mit Photoshop ausbessern.«

»Wirklich?«

»Ja, ansonsten frage ich Malia, sie ist ein Crack in der Bildbearbeitung.«

»Wie geht’s ihr sonst?«, wollte sie wissen.

Ich seufzte schwer. »Na ja, wie geht’s jemandem, der an den Rollstuhl gefesselt ist?«

»Aber der letzte Arzt meinte doch, dass sie wieder laufen lernen könnte.«

»Der war ein Vollidiot«, hielt ich dagegen. »Sie ist gelähmt und fühlt ab der Hüfte abwärts nichts mehr wegen der Neuropathie.«

Lane seufzte schwer. »Ich traue mich gar nicht, mich bei ihr zu melden.«

Ich sah sie irritiert an. »Warum nicht? Sie würde sich freuen.«

»Weil es mich runterzieht, mit ihr zu reden. Sie sagt ständig, dass sie Schmerzen hat«, antwortete Lane. »Und damit kann ich nicht umgehen.«

»O Mann«, stieß ich aus. »Sie hat nun mal Schmerzen und muss ständig zum Arzt, kaum jemand von damals meldet sich bei ihr … Du solltest sie deshalb nicht ignorieren.«

»Ich weiß«, sagte sie betreten. »Aber ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.«

»Du sollst sie gar nicht anders behandeln als damals.«

»Und genau das kann ich nicht. Ich meine, ich sehe sie noch vor mir auf dieser Party und im nächsten Moment liegt sie im Krankenhaus und weint, weil sie erfahren hat, dass sie nicht mehr laufen kann, da ihre Nerven beschädigt sind.«

»Mhm.« Mir fiel es damals auch schwer, mit diesem neuen Wissen umzugehen, aber Malia war meine beste Freundin, die ich nicht hängenlassen wollte, zudem war sie kein anderer Mensch geworden.

»Wie bezahlt sie eigentlich ihre ganzen Rechnungen? Sie hat doch keinen Job, oder?«

»Sie macht doch das Grafikdesign und so was für Verlage, dafür muss sie nicht aus dem Haus, sondern kann freiberuflich arbeiten«, sagte ich.

»Meinst du, sie ist sauer auf mich?«

»Ich weiß, dass sie euch vermisst, weil ihr euch fast alle nicht mehr bei ihr meldet. Sie hat nur noch mich, ihre Familie und ihren Pfleger, das war’s«, erwiderte ich gedankenverloren.

»Hallo, Leute!«, brüllte plötzlich jemand in ein Megafon, weshalb ich zusammenzuckte.

Die Leute um uns herum fingen an zu johlen, was derart laut war, dass ich ein Klingeln in den Ohren hatte.

»Heute ist Kings Nacht und ich bin mir sicher, dass er genauso abgehen wird wie vor vier Wochen. Sein erster Herausforderer ist Tristan, komm zu uns in den Cage, Mann!«, fuhr der Kerl fort.

»Gott, ist das hier immer so laut?«, wollte ich von Lane wissen.

»Ja, und es wird noch schlimmer, wenn King richtig loslegt. Oder einer der anderen.«

»Wer kämpft hier noch?«, fragte ich weiter.

»Club, Jack und Prince, die Kerle wechseln sich jede Woche ab.«

»Und wer ist nächste Woche dran?«

»Das müsste Prince sein.«

»Und wieso nennt sich einer Kreuz, die anderen aber, mit Ausnahme von dem einen, Bube, Prinz und König?«

»Keine Ahnung«, antwortete sie. »Aber das kümmert mich auch nicht, ich bessere hier bloß meine Haushaltskasse auf.«

Ich verdrehte die Augen. Also musste ich noch mehr herausfinden, aber das würde ich. Vielleicht würde ich freitags öfter herkommen, um zu recherchieren, denn mich interessierte nicht nur der blonde Kerl brennend, sondern auch, wer die Männer waren, denn dieser Circle war sicher vieles, aber nicht legal. Es war nicht nur illegales Glücksspiel, sondern auch die Aufmachung á la Fight Club war bestimmt nicht erlaubt. Ich konzentrierte mich auf den Käfig in der Mitte, hob mein Handy und fing an, Fotos zu machen, dabei zoomte ich mal heran, mal heraus, um die Aufnahmen zu variieren.

Ich musste herausfinden, wer diese Männer waren.

* * *

KAPITEL3

Ace

Alec hatte die Kämpfe für sich entschieden. Ich ließ meinen Blick übers Publikum schweifen und erkannte die Kleine von vorhin, die offensichtlich Fotos machte. »Siehst du die Kleine da oben?«, wandte ich mich an Nolan.

Er drehte sich zum Publikum und sah sich ebenfalls um. »Welche genau?«

»Die mit dem Smartphone in der Hand. Fünfte Reihe, steht ungefähr in der Mitte«, antwortete ich.

»Die mit den langen braunen Haaren?«

»Richtig.«

Er schnaubte. »Denkst du, sie macht Fotos?«

Ich wollte gerade antworten, als das Kameralicht aufblitzte. »Jetzt denke ich es nicht mehr nur, jetzt weiß ich es.«

Nolan schnalzte mit der Zunge. »Setz Mitch und Shawn auf sie an.«

»Du meinst, sie sollen ihr das Handy wegnehmen, damit wir die Fotos löschen können?«, hakte ich nach.

»Na ja, schon.«

»Oder wir sprechen sie an«, schlug ich vor.

»Na schön, dann machen wir das«, gab er sich geschlagen und setzte sich in Bewegung.

Ich holte zu ihm auf, ging an seine Seite, doch an der Treppe ging er wieder vor.

»Hey«, sprach er die Kleine mit dem Handy an, als ich abermals neben ihm stand.

Sie senkte es, hob eine Augenbraue und sah uns beide an. »Ja bitte?«

»Hier hängen überall Schilder, dass Handys verboten sind, du hast Fotos gemacht. Lösch sie.«

Die Kleine schnaubte. »Wer sagt, dass ich Fotos gemacht habe?«

»Kleine, wir sind nicht blöd, also lösch die Fotos in unserem Beisein«, erwiderte Nolan mit ernster Stimme. Fuck, der Kerl konnte echt bedrohlich sein.

Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Fotos gemacht, also schwirrt ab.«

»Hör auf damit, Libby«, mischte sich die andere ein, die vorhin eine Wette bei mir platziert hatte.

»Ich gebe den Kerlen sicher nicht mein Handy«, hielt diese Libby dagegen. »Lass uns abhauen.«

»Ich muss meinen Gewinn noch abholen«, konterte die andere.

Ich konzentrierte mich auf Libby, die Kleine war echt heiß, aber schnippisch. »Zeig mir dein Handy.«

Sie verengte die Augen. »Warum sollte ich?«

Nolan schnaubte, trat einen Schritt vor und griff nach ihrem Handy, danach rief er die Galerie auf. »22 Fotos«, sagte er.

»Von uns?«, wollte ich wissen.

»Ja.« Nolan fing an, auf dem Smartphone herumzutippen.

»Gib mir mein Handy zurück!«, schnappte die Kleine und versuchte, es Nolan abzunehmen, weshalb ich dazwischenging.

»Hör zu, Kleine, wenn du meinst, uns ficken zu müssen, ficken wir dich, kapiert?«, hakte ich wütend nach und fing ihre Hände ab, als sie versuchte, mich zu ohrfeigen.

»Blöder Wichser!«, konterte sie, als ich ihr die Arme auf den Rücken drehte.

»Vorsicht«, zischte ich ihr ins Ohr. »Wenn du weitermachst, ist es kein Problem für mich, dich draußen im Fluss verschwinden zu lassen.«

Sie versuchte dennoch, sich von mir loszureißen.

»Es reicht!«, herrschte ich sie an.

Nolan kontrollierte das Handy und nickte schließlich. Bevor ich die Kleine losließ, steckte er das Smartphone in ihre Jackentasche. »Beim nächsten Mal läuft’s nicht mehr so glimpflich für dich ab.«

Sie schnaubte. »Fick dich!«

Ich ließ sie los, sie drehte sich zu mir um und ich kassierte nun eine heftige Ohrfeige, die mich mit der Zunge schnalzen ließ.

»Fass mich nie wieder an, du widerliches Arschloch!«, herrschte sie mich an und wollte mich noch einmal ohrfeigen, doch fing ich ihre Hand ab. Ebenso ihre Linke, als sie versuchte, mich damit zu erwischen.

»Okay, ich merke mir dein Gesicht, du kommst hier nicht mehr rein«, sagte ich ernst, als sie abermals versuchte, sich von mir loszureißen.

»Libby, hör auf!«, herrschte ihre Freundin sie an. »Mann, ich will deinetwegen nicht rausfliegen!«

Die Kleine hielt still und sah mich vernichtend an. »Lass mich los.«

Ich gab ihre Handgelenke frei. »Mach weitere Mätzchen und ich bringe dich persönlich nach draußen.«

Sie knurrte bloß.

»Kann ich meinen Gewinn abholen?«, fragte die andere.

Ich nickte ihr zu und deutete in Richtung Cage. Als ich mich umdrehte, erkannte ich Evan und Alec, die zu uns schauten. Nun wusste ich, dass sie gleich Fragen stellen würden. Ich war mir sicher, dass gerade Alec darauf bestehen würde, dass künftig die Handys komplett verboten wurden. Zwar war es schon so, aber bisher hatten sich die Zuschauer auch daran gehalten, keine Fotos von uns zu machen.

Als ich einen Blick über meine Schultern warf, erkannte ich, dass uns die beiden Frauen folgten. Die Leute, die Wetten platziert hatten, hatten sich in einer Schlange aufgestellt, sie sahen ungeduldig aus, aber es war wichtiger, die Fotos der Kleinen zu löschen, als die Gewinne auszuzahlen.

Die Frauen begaben sich ans Ende der Schlange, während Avery mit dem Geldkoffer zu mir kam.

* * *

Ich hatte alle ausbezahlt, danach waren die Leute abgehauen, selbst diese Kleine. Erst hatte ich überlegt, Mitch und Shawn hinter ihr her zu schicken, mich dann aber eines Besseren besonnen.

Wer wusste schon, wie sie reagieren würde, wenn sie herausfand, dass sie verfolgt wurde?

Ich traute ihr zu, dass sie die Cops rufen und uns hochgehen lassen würde.

»Wer war die Kleine?«, wollte Alec wissen, nachdem ich das übrige Geld gezählt hatte.

»Welche?«

»Jene, zu der du und Nolan gegangen sind«, erwiderte er.

Ich schnaubte unzufrieden. »Keine Ahnung, wie sie heißt – Libby oder so –, aber sie hat Fotos gemacht, deshalb sind wir zu ihr gegangen.« Anschließend räusperte ich mich. »Nolan hat die Fotos gelöscht, während ich die Kleine in Schach gehalten habe.«

Er nickte. »Was denkst du, warum sie Fotos gemacht hat?«

Daraufhin zuckte ich mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Womöglich wollte sie ein Andenken oder so.«

»Das bezweifle ich.«

»Mhm.« Ich sah Alec nachdenklich an. »Meinst du, sie ist von der Presse?«

»Alles ist möglich«, erwiderte er überzeugt. »Wenn sie noch mal herkommt, sollten wir ihr auf den Zahn fühlen.«

»So, wie ich die Kleine einschätze, würde sie den Circle hochgehen lassen, sollte sie sich in die Ecke gedrängt fühlen«, ließ ich ihn wissen.

»Dann sollten wir sie wohl im Auge behalten«, hielt er dagegen und schaute mir in die Augen. »Oder du, immerhin bist du der Einzige von uns, der nicht gebunden ist.«

Ich schnaubte unzufrieden. »Ich bin jetzt nicht besonders scharf darauf, Detektiv zu spielen.«

»Warten wir kommende Woche ab, sie taucht sicher noch mal hier auf.«

»Alles klar«, erwiderte ich genervt und reichte ihm eine Rolle Dollarscheine.

»Wie viel ist heute übrig geblieben?«

»200.000 Dollar«, entgegnete ich. »Also 25.000 für jeden von uns und die üblichen 100.000 für die Cops.« Wir zahlten den Cops zweimal im Monat 100.000 Dollar und Captain Mackenzie hatte sicher keinerlei finanziellen Probleme mehr – seine korrupten Kollegen auch nicht.

»Captain Mackenzie will mehr Kohle«, sagte Alec.

Ich sah ihn irritiert an. »Wie bitte?«

»Er will mehr Geld, damit er uns nicht auffliegen lässt.«

Ich schnaubte unzufrieden. »Und wie viel?«

»Das Doppelte.«

Meine Gesichtszüge entgleisten. »Ist das dein Ernst?«

»Ja, ich denke, wir sollten das noch besprechen, denn ich habe nicht vor, dem Kerl alle zwei Wochen 200.000 Dollar zu bezahlen.«

»Na ja, es tut uns nicht weh, aber der Wichser wird echt gierig«, sinnierte ich. »Vielleicht sollten wir ihn daran erinnern, dass der Commissioner nichts von seinen Nebengeschäften weiß, dann ist er sicher nicht mehr so habgierig und hält die Füße still.«

»Das Risiko möchte ich lieber nicht eingehen. Ich denke, wenn wir eine ernste Warnung aussprechen und ihn daran erinnern, dass er das Geld in Stripclubs und mit Nutten verprasst, wird seine Frau weniger begeistert sein, sollte sie davon erfahren.«

»Davon gehe ich auch aus«, stimmte ich ihm zu.

»Worüber redet ihr?«, wollte Evan wissen, als Nolan und er dazukamen.

»Dass Alec duschen gehen sollte«, erwiderte ich und reichte ihnen ihr Geld.

---ENDE DER LESEPROBE---