Die Stauferstadt - Gerfrid Arnold - E-Book

Die Stauferstadt E-Book

Gerfrid Arnold

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Beschreibung

Dinkelsbühl ist eng mit der Stauferzeit verbunden. Die Stadt verdankt der Stauferdynastie (1027-1268) nicht nur die erste urkundliche Nennung. Die Stauferstadt verdankt ihnen auch die erste Befestigung, das Burgum ist Stützpunkt im dramatischen Kampf um die Königskrone und wird Marktort und Stauferstadt. Die Staufer erschaffen die nachmalige Reichsstadt.

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Inhalt

Katasterblatt von 1825/1827

Der staufische Graben- und Mauerverlauf im Stadtplan

Das salisch-staufische Dinkelsbühl 1026-1125

Ein fränkisch-karolingischer Königshof

1026/27 Der Königshof kommt an das Herzogtum Schwaben

1027 Dinkelsbühl untersteht dem (staufischen) Pfalzgrafen

Der Königshof wird Burgum

Die Bedeutung des Knotenpunkts Dinkelsbühl

1039 Verwaltungsort der Domäne

Das Burgum

1053 Pfalzgraf Friedrich von Büren verwaltet die Domäne

Dinkelanbau

Ein Nahverkehrsnetz entsteht

Kaufleute siedeln sich an

Pilger auf dem Romweg über „Dinkepole“

Die Ministerialen von Dinkelsbühl

1070-1076 Unsichere Zeiten

Burgstall ist Ministerialen-Dienstlehen

von Dinkelsbühl, Niederadel im 13. und 14. Jh.

Staufer sind Herzöge in Schwaben

1076-1079 Die Lage verschärft sich

1080/81 Schwabenherzog Friedrich verliert die Schlacht

1080 Dinkelsbühl ist zum zweiten Mal im Kirchenbann

Die Königsdomäne Dinkelsbühl zerfällt

um 1080 Der König vergibt Lehen im Südteil der Domäne

Der Besitz Leiningen

Der Besitz Prozelten/Wört

Die Dinkelsbühler Restdomäne

Turmhügelburgen am Rand der Königsdomäne

Dinkelsbühl bleibt unter Stauferverwaltung

1105-1106 Die politische Großlage ändert sich

Anfang 12. Jh. Taufkapelle St. Johannis / St. Vituskapelle

1116-1120 Der Staufer Konrad ist Herzog in Franken

Das staufische Dinkelsbühl 1125-1268

In Stauferhand

1125 Dinkelsbühl wird staufisches Hausgut

1125 Machtpolitisch-strategisch bedeutsam

1126-1133 Dinkelsbühl wird staufischer Stützpunkt

Der erste Befestigungsring

1126-1133 Der archäologische Befund

Die Wörnitzbrücke entsteht

Die Segringer Straße bildet sich aus

Die Hofstätten werden vermessen

Ein Wohnturm im Königshof

Eine gewisse Wehrhoheit

Die Staufer stiften das Kloster Mönchsroth

um 1135 Eine Klosterstiftung

Dinkelsbühl wird fränkisch-staufischer Königsort

1138 Der Staufer Konrad III. ist deutscher König

1138 Im konradinischen Herzogtum Rothenburg

Die Stadtfarben

Dinkelsbühl erhält eine Ringmauer

1139-1147 Im gefährdeten Grenzgebiet

Der archäologische Befund

Dinkelsbühl wird Marktort

1142/46 Ein Wochenmarkt

Der Weinmarkt entsteht

um 1142/46 St. Ursula, die erste Ortskirche

Barbarossa übernimmt das Reich

1150-1167 Herzöge von Rothenburg, Herren Dinkelsbühls

1152 Der Schwabenherzog Friedrich wird König

1152 König Friedrich I. Barbarossa ist Ortsherr

1152 Dinkelsbühler Villicus ist Klostervogt von Mönchsroth

1152 Die Mutschach ist Wildbannbezirk

1154-1166 Staufer und Welfen versöhnen sich

1164-1200 Die Dreikönigskapelle

1167/68 Der Nachbarort Feuchtwangen ist Stauferort

Dinkelsbühl wird eine Großburg

nach 1171 Der archäologische Befund

1176, 1180 Sieg der Staufer über die Welfen

Die Urkunde „Burgum Tinkelspůhel“

1188 Der Heiratspakt

1188-1191 Dinkelsbühl wird nicht kastilisches Witwengut

1190 Kaiser Friedrich I. Barbarossa ertrinkt

Eine Sonderstellung

1190-1196 Das Herzogtum Rothenburg wird aufgelöst

Sonderfunktion des Villicus

1191-1197 Friedrich II. wird König und Ortsherr

Dinkelsbühl im Doppelkönigtum

1198 Ein Staufer und ein Welfe sind Könige

1201 Kirchenbann verzögert den Ausbau

1207-1209 Der Welfe Otto IV. ist alleiniger König

1208 Dinkelsbühl bleibt staufisch

1209 Welfe König Otto IV. in Aufkirchen und Dinkelsbühl

Dinkelsbühl im Doppelkaisertum

1212 Der Staufer Friedrich II. ist Kaiser und Ortsherr

1212-1215 Ein Staufer und ein Welfe sind Kaiser

Dinkelsbühl, Reichsort und Reichsvogtei

1215, 1223 Reichsvogtei Dinkelsbühl

1220, 1227 König Heinrich (VII.) privilegiert Mönchsroth

1228 Ein Kampanile für St. Ursula

1229 Der Fünfte Kreuzzug - Turminschrift - Deutscher Orden

1238 Filiale Dinkelsbühl kommt an das Kloster Mönchsroth

um 1238 Die Kirche St. Ursula wird an den Kampanile gebaut

Dinkelsbühl wird eine Stadt

1229-1251 Stadtbefestigung

1231/32 König Heinrich (VII.) fördert Dinkelsbühl

um 1230 Burgbau der Ministerialen

1229-1251 Erneuerung der Stadtmauer mit Buckelquadern

Der archäologische Befund

1234 Stadtherr König Heinrich (VII.) rebelliert

1235 Stadtherr König Heinrich (VII.) ist Hochverräter

„Dinkepole“ liegt am Pilgerweg nach Rom

1215, 1236 Eine Pilgerreise von Stade nach Rom

Civitas Dinkelsbühl

1240/41 Die Civitas wird exkommuniziert

Das Siegel der Civitas Dinkelsbühl

1241/42 „Dinckelspuel“ im Reichssteuerverzeichnis

Das Ende der Stauferstadt Dinkelsbühl

1245, 1246, 1247 Dinkelsbühl im Doppelkönigtum

1250 Der Stauferkönig Konrad IV. verlässt Deutschland

1251 Die Stauferstadt Dinkelsbühl wird verpfändet

1251-1274 Oettingen eignet sich Dinkelsbühl an

1254-1269 Baiern erbt das Staufergut ohne Dinkelsbühl

1274 Dinkelsbühl wird eine Reichsstadt

Die Stauferstele

Stammtafel des Geschlechts der Hohenstaufen

Endnotenverzeichnis

Katasterblatt von 1825/1827 (Ausschnitt). Der eiförmige Umriss der Stauferstadt zeichnet sich deutlich im Gassenbild ab.

Das salisch-staufische Dinkelsbühl 1026-1125

Ein fränkisch-karolingischer Königshof

1024 Nach dem Erlöschen des sächsischen Herrscherhauses fiel die Wahl der deutschen Fürsten 1024 auf Konrad II. (1024-1039), einen verarmten, mit den Ottonen verwandten Westfranken. In Erinnerung an den Stamm des ersten Frankenkönigs Chlodwig wurde das Königsgeschlecht später „salisch“ genannt. Als ehemals fränkisch-karolingisches Königsgut des 8. Jh. sollte der Königshof Dinkelsbühl wie Weißenburg bis 1125 ein Jahrhundert lang im Besitz der Salier bleiben.

Aufgrund des Ortsnamens und des allgemeinen Geschichtsverlaufs kann die Gründung Dinkelsbühls um 730 zur Sicherung einer Fernwegekreuzung an der Wörnitzfurt angenommen werden. Als Beleg für einen Königshof Dinkelsbühl, einer „Villa“, gilt unter anderem die Umschrift des Großen Stadtsiegels von 1291. Sie lautet: „Siegel des Villicus und der Bürgerschaft in Dinkelsbühl“. Die junge Reichsstadt wollte damit auf ihren königlichen Ursprung hinweisen.

Der Königshof kommt an das Herzogtum Schwaben 1026/27 Der salische Kaiser Konrad II. heiratete die zweifache Herzogswitwe Gisela von Schwaben und übernahm die Regentschaft für seinen Stiefsohn Ernst von Schwaben. Dinkelsbühl stand damit unter dem Schutz der Salier im Herzogtum Schwaben. Kaiser Konrad II. vergrößerte rücksichtslos auf Kosten von Reichs-, Kirchen- und Privatbesitz seine Hausmacht.

Dinkelsbühl untersteht dem (staufischen) Pfalzgrafen 1027 Die reichsfränkische Domäne der Villa Dinkelsbühl war als kaiserlich-salisches Hausgut vermutlich einem Pfalzgrafen unterstellt. Ein Friedrich, Ahne des späteren Hohenstaufen-Geschlechts, ist 1027 Pfalzgraf im Herzogtum Schwaben, der die königlichen Eigengüter verwaltete, darunter Dinkelsbühl und die Güter Aufkirchen und Beyerberg am Hesselberg.

Dies lässt sich aus der Forstschenkungsurkunde des Kaisers vom 17. Mai 1053 an den Bischof von Eichstätt schließen, die Pfalzgraf Friedrich in Schwaben und sein Sohn, Riesgraf Friedrich von Büren (beim Hohenstaufen in der Schwäbischen Alb), bezeugen. Die Schenkung zeigt, wie groß damals der Reichsbesitz um Dinkelsbühl, Aufkirchen und Beyerberg noch war, und dass diese Güter zum salischen Hausgut zählten.

Die Grenze des Forstbezirks verlief zwischen Hesselberg und Hahnenkamm folgendermaßen: „… weiter bis zum Dorf Seglohe, von da vom Bach weg bis zum Dorf Frankenhofen, und weiter bis zum Dorf Irsingen, von da bis zum Wunibaldsbrunnen und dann wieder an die Wörnitz zur Furt Rindgasse, weiter bis zur Quelle, welche die beiden Provinzen Schwaben und Franken scheidet, von da zum Dorf Röckingen und dann bis zum Dorf Lentersheim weiter zwischen (Unter-) Schwaningen und (Alten-) Trüdingen hindurch über den Arrabach zum Dorf (Ober-) Mögersheim und dann die Straße fort bis zum Dorf Gnotzheim …“.1

Den Forst gibt dann 1317 der Eichstätter Bischof an die Grafen von Oettingen zu Lehen. Er geht 1347 endgültig in deren Besitz über und wird damit zum „Oettinger Forst“.

Der Königshof wird Burgum

Die Bedeutung des Knotenpunkts Dinkelsbühl Kaiser Konrad regierte ohne Hauptstadt und legte auf den unbefestigten Wegen durchschnittlich 30 bis 40 Kilometer täglich im Sattel zurück. Zwangsläufig führten ihn seine Reisen über den Straßenknotenpunkt an der Wörnitz. Bei der Villa kreuzten die Reisewege Weißenburg – Crailsheim (die sogenannte Nibelungenstraße) und Rothenburg – Nördlingen – Augsburg (die sogenannte Romstraße) und Schwäbisch Gmünd - Nürnberg.

Die oberitalienischen Städte blühten auf. Die Romstraße, die über Dinkelsbühl nach Italien führte, wurde durch den zunehmenden Fernhandel bedeutender. In Augsburg sammelte sich das Reichsheer bei den Italienzügen der deutschen Könige zur Kaiserkrönung nach Rom, so 1026. Es häuften sich die Hof-, Fürsten- oder Reichstage. In Nürnberg wurde die Kaiserburg um 1040 ausgebaut, Nürnberg war Etappenort bei den Feldzügen nach Osten, aber auch Verwaltungsort wichtiger Königsgüter. Das Fürther Marktrecht war vorübergehend übertragen worden, Würzburg hatte es bereits 1030 bekommen.

Verwaltungsort der Domäne 1039 Nach dem Tod des Salierkönigs Konrad II. 1039 übernahm sein Sohn Heinrich III. (1039-1056) die Herrschaft. Er regierte in den Königreichen Deutschland, Italien und Burgund. Die Krönung zum Kaiser erfolgte 1046.

Unter den hohenstaufischen Pfalzgrafen entwickelte sich die Villa Dinkelsbühl als Verwaltungsort der Domäne zu einem regionalen Wirtschaftszentrum. Neben dem befestigten Königshof entstand eine Ansiedlung, Dinkelsbühl wurde ein Burgum. Die junge Siedlung lag zwischen Ellwangen, Crailsheim, Feuchtwangen, Aufkirchen und Kloster Maihingen im Ries. Durch die Orientierung des Umlands auf den geschützten, von einem königlichen Ministerialen verwalteten Ort, entstand ein wirtschaftliches Kraftfeld, das die städtische Entwicklung entscheidend förderte.2

Das Burgum Die Germanen bezeichneten ein mit einem Holz-Erde-Wall geschütztes Gehöft als „Burg“, wobei auch ein Dorf „Burg“ heißen konnte, wenn es bei einem befestigten Herrenhof lag. Die Bezeichnung „Burgum“ kam dann im 10./11. Jahrhundert für Handwerker- und Händlersiedlungen neben einem befestigten Herrenhof auf. In Paris blieb die Siedlung vor der königlichen Turmburg zunächst unbefestigt und wurde erst im 12. Jahrhundert „Burgum“ genannt. Ebenso bezieht sich der Stadtname Freiburg, gegründet 1120 als geplante Stadt, nicht auf eine Wehrburg.3

In der lateinisch abgefassten Heiratsurkunde von 1188 wird Dinkelsbühl „Burgum Tinkelspůhel“ genannt, nicht „Castrum“, eine Burganlage. Im 13. Jahrhundert wurde der Begriff „Burgum“ im Zug der Entwicklung zur Bürgerstadt von den Bezeichnungen Oppidum und Civitas verdrängt.

Pfalzgraf Friedrich von Büren verwaltet die Domäne 1053 Pfalzgraf Friedrich in Schwaben, der die königlichen Interessen gegenüber dem Herzogtum Schwaben vertrat, amtete 1053. Die salisch-königliche Domäne Dinkelsbühl lag im Herzogtum Schwaben, war aber als königliches Eigengut dem Pfalzgrafen in Schwaben unterstellt.

Friedrich von Büren starb um 1055 in seinem Burgsitz in Wäschenbeuren beim Hohenstaufen nahe Schwäbisch Gmünd. Sein Sohn Friedrich nannte sich erstmals von Hohenstaufen. Er ist der Ahne des staufischen Königs- und Kaisergeschlechts, zu dessen Hausgut Dinkelsbühl 1188 zählte.

Dinkelanbau Im zurückliegenden Jahrhundert hatte sich die Bevölkerung der Domäne Dinkelsbühl verdoppelt. Durch Rodung und Vergrößerung der Ackerflächen wurde das Hauptgetreide Dinkel – eine winterharte Weizenart – zunehmend angebaut.

Ein Nahverkehrsnetz entsteht Die Rodungen der Dorfherren und Neugründungen von Siedlungen vergrößerten das Wegenetz. Das Verkehrsaufkommen mit Karren nahm zu. Die bisher gemiedenen feuchten Auen im Wörnitztal wurden in Wiesen umgewandelt. Statt des Wegs hügelauf, hügelab über die Ulrichskapelle und Winnetten, wurde der für die Zugtiere günstigere Talweg gewählt, der über Diederstetten nach Mönchsroth und weiter nach Nördlingen führte. Ebenso verlief die Straße nach Norden im Wörnitztal über Burgstall nach Larrieden und weiter nach (Bad) Mergentheim.

Kaufleute siedeln sich an Der langjährige Frieden brachte Bauern, Handwerkern und Kaufleuten Wohlstand, der Geldumlauf nahm zu. Der Handelsverkehr benötigte alle 30 Kilometer einen sicheren Rast- und Übernachtungsplatz für die Gespanne. Die Kaufleute suchten insbesondere in Orten Schutz, in denen sich Fernwege kreuzten, so wie dies beim Dinkelsbühler Königshof der Fall war.

Die günstige verkehrsgeografische Lage traf hier auf einen steigenden Bedarf der Verwaltung der Königsdomäne, der ritterlichen Dorfherrn und der geistlichen Schicht.

Es entstand neben den Höfen der Unfreien im Bereich der Turmgasse eine Handelssiedlung im Bereich der Steingasse. Sie war die Fortsetzung des Furtwegs, der beim Kirchhöflein aus der Wörnitzniederung heraufzog.4 Er kreuzte den Romweg am Marktplatz. Durchreisende Kaufleute konnten ihre Ware anbieten, für die der Villicus Zoll einzog. Dafür standen sie unter der Königsmunt, sie und ihre Waren genossen den Schutz und die Handelsfreiheit im Reich.

Parallel zur Steingasse entstand die Segringer Straße, in der Unfreie des Königshofs ihr Handwerk ausübten. Rohstoffe und Arbeitsgeräte stellte ihnen der Villicus zur Verfügung.

Beispielsweise erfolgte auch in Bamberg die erste Niederlassung von Kaufleuten in einer Steingasse, einer Fernstraße.

Dagegen blieb der Romweg vorläufig siedlungsfrei.5 Stadtauswärts war die rechte Häuserreihe des Weinmarkts und der Dr.-Martin-Lutherstraße wegen des Sandbodens und des zur Wörnitz abfallenden Geländes für die Bebauung wenig geeignet. Im Kirchhöflein verläuft bei Haus Nr. 8 die Sumpfgrenze.6 Die Grundmauer des Münsterchors sitzt etwa 6,50 m tief.7 Die Stützmauer im Hof des Heiliggeistspitals zeigt den Höhenunterschied deutlich an.

Pilger auf dem Romweg über „Dinkepole“ Im Burgum Dinkelsbühl gab es das Heiliggeistspital und das Karmeliterkloster zur Beherbergung der Pilger noch nicht. Sie waren auf die Gaben der Bewohner und auf den Villicus des Königshofs angewiesen. Nachweislich wurde der Romweg über Dinkelsbühl 1236 als Pilgerweg genutzt. Damals führte die Straße von Dinkelsbühl über Mönchsroth nach Nördlingen, nicht auf der Trasse der Bundesstraße über Neustädtlein.

Transi Danubium, et statim intra Vorthen, 4 Offinge, 3 Dinkepole, 4 Rodenborch. Abt Albert des Benediktinerklosters Stade bei Bremen beschrieb diesen Reiseweg um 1240.8 Er schlägt als Rückweg die Route über den Brenner nach Augsburg und über Dinkelsbühl nach Würzburg vor: „… Überquere die Donau und man ist sogleich in Donauwörth, in 4 Meilen Marktoffingen, in drei Meilen Dinkelsbühl, in 4 Meilen Rothenburg...“. Die Meile entspricht 7,5 Kilometern.

Die Ministerialen von Dinkelsbühl

Auf dem Sterbebett setzte der Salierkaiser Heinrich III. seine französische Gemahlin Agnes von Poitou 1056 als Regentin für seinen unmündigen Sohn ein, den zwei Jahre zuvor zum deutschen König gekrönten Heinrich IV. Die Unfähigkeit der Kaiserin führte zum Staatsstreich: Erzbischof Anno von Köln kidnappte 1062 den elfjährigen Heinrich IV. und übernahm gemeinsam mit Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen die Reichsgeschäfte bis 1065. Volljährig geworden, konnte König Heinrich IV. (1065-1105) diese kirchliche Vormundschaft abschütteln.

Unsichere Zeiten 1070-1076 König Heinrich IV. musste sich gegen den Baiernherzog Otto von Northeim durchsetzen, den er wegen eines geplanten Attentats abgesetzt hatte. Dem in Westfalen reich begüterten Empörer hatten sich Thüringen und auch die Fürsten Baierns und Schwabens angeschlossen. Zudem spaltete der sogenannte Investiturstreit das Reich. Der König beanspruchte das Einsetzungsrecht von Bischöfen und Äbten. Der deutsche Hochadel unterstützte jedoch den Papst. Während das Bistum Eichstätt königstreu blieb, war der Bischof von Würzburg auf der päpstlich gesinnten Seite des Baiernherzogs Welf und des Schwabenherzogs Rudolf von Rheinfelden. Die Domäne Dinkelsbühl lag als salisches Königsgut im feindlich gesinnten Herzogtum Schwaben im Grenzgebiet zu Baiern und Würzburg.

Im Streit um die Einsetzung hoher Geistlicher, exkommunizierte Papst Gregor VII. 1076 König Heinrich IV. schließlich. Er untersagte ihm die Herrschaft über das gesamte Reich. Damit war die salische Königsdomäne Dinkelsbühl ein Jahr herrenlos. Beendet wurde der Investiturstreit erst 1122 mit dem Wormser Konkordat.

Bekanntlich förderte König Heinrich IV. den Stand der Reichsministerialen. In diesen unsicheren Zeiten war er auf treue Dienstleute im königlichen Eigengut Dinkelsbühl angewiesen. Ein fränkischer Reichsministeriale, könnte um 1070 als Verwalter9 der zum Burgum Dinkelsbühl gehörigen Domäne eingesetzt worden sein, der Ahn der Herren von Dinkelsbühl.

Die noch unfreien, militärisch ausgebildeten Ministerialen, die auch ritterlichen Kriegsdienst zu leisten und den König zu schützen hatten, waren Träger des Königtums.

Wer durch Geburt Reichsdienstmann wurde, konnte seinen Dienst anbieten, ein Jahr Dienst tun und danach ziehen, wohin er wollte. Rief ihn sein Dienstherr zurück, etwa bei Ableben des Vaters, musste er nach Weißenburger Recht heimkehren und das Lehen annehmen. Diese besondere Rückkehrpflicht begünstigte das Entstehen des Ministerialengeschlechts.