Dinkelsbühler Hauslexikon I-M - Gerfrid Arnold - E-Book

Dinkelsbühler Hauslexikon I-M E-Book

Gerfrid Arnold

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Beschreibung

Als Stadtarchivar und langjähriger Heimathistoriker bearbeitet Gerfrid Arnold das "Europäische Kulturdenkmal" Dinkelsbühl, das mit seiner Hauslandschaft brilliert. Dreiviertel der Altstadthäuser sind im Kern älter als 350 Jahre, nahezu die Hälfte hat einen mittelalterlichen Baubeginn. Architektur und Baugeschichte werden vom Armbürgerhaus bis zum Patrizierhaus beschrieben und mit über 500 aktuellen und historischen Fotos sowie mit alten Bauzeichnungen aus dem Stadtarchiv veranschaulicht. Die Berufe der Besitzer und Bewohner, bzw. das im Haus ausgeübte Handwerk geben einen Einblick in die Sozialstruktur des 18. und 19. Jh., wobei Künstler und heimatgeschichtlich bedeutende Personen namentlich erfasst sind. Eingebunden sind die Stadtgeschichte und örtliche Sagen wie auch die Kunst am Haus. Neben den einzelnen Gebäuden werden Denkmale, Gedenkstätten und Brunnen beschrieben. Eingegangen wird auch auf die Lage und Namen von Straßen, Gassen und Plätzen. Im Anhang befinden sich ein Verzeichnis der Fachbegriffe sowie eine Bilderklärung zu Fachwerk und Bauformen. Im vorliegenden 2. Band des Hauslexikons I-M sind die 176 Häuser der 16 Straßen und Gassen Inselweg bis Muckenbrünnlein beschrieben.

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Fragt man mich nach dem Sinn des Denkmalschutzes, so beruht er auf dem Dank an die Vergangenheit für das reiche historische Erbe, an der Freude in der Gegenwart daran und in dem Geschenk an kommende Generationen.

Gottfried Kiesow, Haus der Geschichte Dinkelsbühl, Festschrift 2008.

In einem höheren Sinne ist der Städtebau eine Kollektivhandlung der Bevölkerung, die dabei das Nützliche und Zweckbedingte durchtränkt mit ihrem Geiste und Leben und das Natürliche zum Künstlerischen erhebt. In dem Mauerwerk ist das Materielle des Steins überwunden, und es ruht im Gestein ein geheimnisvolles Leben wie in jedem Baum oder Strauch. Es gibt in Deutschland nur wenige Fälle, wo alte Städte mit ihrem Mauerwerk so unangetastet und unverändert erhalten geblieben sind.

Ulrich Christoffel, Dinkelsbühl, 1928.

Der Stadtgrundriss mit seinen Straßen, Gassen, Plätzen und Gärten ist das mittelalterliche Siegel Dinkelsbühls.

Gerfrid Arnold, Dinkelsbühler Hauslexikon, 2017.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nichts prägt unsere Stadt so sehr, wie das gut erhaltene spätmittelalterliche Stadtbild. Farbenfrohe Fassaden und schmuckes Fachwerk verleihen der Stadt ein besonderes Aussehen und machen es sowohl zum „Europäischen Kulturdenkmal“ als auch zur „Schönsten Altstadt Deutschlands (Focus)“. Dabei trägt jedes Altstadthaus seinen Teil dazu bei. Es ist deshalb sehr bedeutend, ehrenwert und beeindruckend, dass Gerfrid Arnold, Stadtarchivar der Stadt Dinkelsbühl, diese Häuser bearbeitet und dokumentiert. In dem vorliegenden zweiten Band „Dinkelsbühler Hauslexikon I – M“ sind in 16 Gassen bzw. Straßen 176 Häuser unter die Lupe genommen worden. Es ist eine systematische Erfassung entstanden, welche die Häuser nicht nur optisch beschreiben, sondern auch auf deren Geschichte, Bewohner und Besucher und Besonderheiten eingeht. Zahlreiche Abbildungen veranschaulichen bestens das Textliche. Für die Initiierung und Umsetzung dieses Lexikons, das jetzt und auch in Zukunft einen wertvollen Beitrag für Dinkelsbühl und seine Geschichte leistet, einen großen Dank allen voran dem Autor.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich viele neue Erkenntnisse und eine interessante Lektüre.

Dr. Christoph Hammer Oberbürgermeister Große Kreisstadt Dinkelsbühl

Zum Buch

Das „Europäische Kulturdenkmal“ brilliert mit seiner Hauslandschaft. Dreiviertel der Altstadthäuser sind älter als 350 Jahre, fast zur Hälfte weisen sie einen mittelalterlichen Baubeginn auf und sind im Kern älter als 500 Jahre. Eine beispiellose Bilanz im Süddeutschen Raum. Im vorliegenden Band haben von den 176 beschriebenen Häusern 40 % einen Baubeginn bis ca. 1500, 80 % bis ca. 1650. Gebäude sind stadthistorische Zeugnisse ersten Ranges, die in der Geschichtsschreibung bisher zu wenig Beachtung gefunden haben. Eine erste Bestandsaufnahme der Stadt Dinkelsbühl wurde vor mehr als einem halben Jahrhundert im „Kurzinventarband“ von August Gebeßler veröffentlicht. Er beschreibt auf ca. 36 Seiten die Häuser, wobei manche summarisch erfasst, andere gar nicht erwähnt sind. Der Nachfolgeband von 1986 des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege listet sie nur mehr auf 9 Seiten auf.

Der Stadtgrundriss mit seinen Straßen, Gassen, Plätzen und Gärten ist das mittelalterliche Siegel Dinkelsbühls. Doch erweist sich die Hauslokalisierung als schwierig. So sind auf dem ersten Stadtplan von 1698 neben den Marktbezeichnungen nur zwei Dutzend Straßennamen vermerkt; in den Steuerlisten wurde die Hauslage mit markanten Gebäuden und durch die Nachbarn bestimmt. Eine Teilnummerierung erfolgte zunächst 1796 durch den Maler Honigens wegen der französischen Einquartierung. Danach nahmen die Preußen 1804 bei ihrer Besitzergreifung der Stadt eine Gesamtnummerierung vor. Erst 1911 benannte die Verwaltung alle Straßen offiziell und nummerierte die Gebäude straßenweise. Nach vorheriger Manier malte man die Hausnummern in ein weißes, schwarz umrahmtes Oval mit Anfangs- und Endpunkt. Im „Hauslexikon Dinkelsbühl“ sind die Altstadthäuser einschließlich der Wörnitzvorstadt vornehmlich bis 1900 bearbeitet und dokumentiert. Architektur und Baugeschichte werden durch über 500 Bildern veranschaulicht.

Der Baubeginn ist als Schätzwert in halben Jahrhundertschritten angegeben. Fachwerkdetails, die auf das Alter schließen lassen, können aufgrund erfolgter Baumaßnahmen inzwischen abgegangen sein. Neuerdings weisen dendrochronologische Untersuchungen vermehrt Dachbalken aus dem 14. Jahrhundert nach, die allerdings von anderen Bauten stammen könnten.

Die Häuser werden annäherungsweise klassifiziert in Armbürgerhaus, Kleinbürgerhaus, Bürgerhaus und Großbürgerhaus, indem die Breite der Giebelseite in einer Fensterzahl sowie die Obergeschoss- und Dachgeschosszahl angegeben werden. Dabei bedeutet z. B. „dreifensterbreit“ nicht unbedingt die heutige Anzahl der Fensterachsen. Als kleinbürgerliche Haustypen lassen sich schmale Häuser mit zwei Obergeschossen oder etwas breitere mit nur einem Obergeschoss erkennen. Beispielhaft hierfür sind die Nachbarhäuser Koppengasse 8 und 7.

Baulich tätig wurden die Bürgerinnen und Bürger oft nach dem Erwerb eines Gebäudes. Sie reparierten, verschönerten und erhöhten den Wohnkomfort. Nach 1800 wurden die Häuser „steinerisch“ gestrichen, steingrau, steingelb und blass- oder hellgelb, steingrün und blass- oder hellgrün, selten rötlich. Weiß war amtlicherseits unerwünscht. Von den Antragstellern wurde auf eine „allerhöchst genehmigte“ Farbe und auf andere Häuser verwiesen oder ein Farbmuster vorgelegt. Die Handwerker und Geschäftsleute begannen Fenster zu Auslagefenstern zu vergrößern, Auslagekästen vorzusetzen und Ladentüren einzubauen. Die vorkragenden Ober- und Dachgeschosse wurden hauptsächlich an der Eingangsseite in Steinbauweise unterfangen und in glatte Fassaden abgeändert. Dabei wurde auch die Steckenlehmfüllung des Fachwerks durch Steine ersetzt. Bei den Fenstern legte man Wert auf eine symmetrische Anordnung und gleiche Größe, man baute mehr und größere Fenster ein, sodass Fensterbänder entstanden. In den Wohnungen sollte es heller werden, denn seitlich waren meist nur wenige oder keine Fenster möglich. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt die über den Herdstellen hängenden Rauchkutten (Rauchfänge) durch geschlossene Kamine ersetzt. Der Wohnraum wurde mit zusätzlichen Öfen und beheizbaren Kammern erweitert, die Speicher mussten ersten Dachwohnungen weichen. Die stärksten Veränderungen erfolgten in den Hauptstraßen in den 1950er und 1960er Jahren durch den Einbau von Schaufensterfronten. Auch das Hausinnere wurde immer stärker verändert und erneuert. In den Zeiten des Wohlstands wurde das Alte weniger erhalten, saniert und regeneriert.

Schon früher waren Häuser etagenweise oder zur Hälfte bewohnt, selbst kleinere Häuser waren vorübergehend sogar in Viertelbesitz. Um 1850 waren etwa 1/5 der Altstadthäuser teilweise oder ganz vermietet.

Für eine Hausgeschichte ist die Hausnutzung von Interesse. Genannt ist die evtl. zu einem Haus gehörende Gerechtigkeit, nämlich das Recht, ein besonderes Handwerk zu betreiben wie backen, brauen, schmieden, oder in einer Scheune zu wohnen oder eine Feuerstelle einzurichten. Gut erforscht sind die Dinkelsbühler Hausbewohner ab 1700. Ihre Berufe werden für das jeweilige Haus nicht streng chronologisch aufgelistet, sondern bei mehreren Personen gleichen Berufs durch die Pluralform der Erstnennung deutlich gemacht. Mehrfachtätigkeiten einer Person sind durch einen Schrägstrich gekennzeichnet. Aufgeführt werden die Pfahlbürger, die in der Reichsstadt weniger Rechte und Pflichten hatten als Vollbürger, sowie die Schutzverwandten, die für den Stadtschutz bezahlten. Nicht genannt sind nachwohnende Witwen, Töchter und berufslose Frauen oder Männer.

Die Namen von Besitzern oder Bewohnern werden im „Dinkelsbühler Hauslexikon“ nur in besonderen Fällen angegeben. Kunsthandwerker und heimatgeschichtlich bedeutende Personen sind erfasst. Ebenso, soweit erkennbar, werden in der Stadt wohnhafte Juden benannt, obgleich sie in Dinkelsbühl das Heimatrecht bis zur Aufhebung des bayerischen Matrikeledikts von 1861 nicht erwerben durften. Interessierte können Berufe und Namen der Hausbewohner in den städtischen Adressbüchern von 1894, 1911, 1922, 1927, 1938, 1950 und der nachfolgenden Zeit im Stadtarchiv erforschen.

Das „Dinkelsbühler Hauslexikon“ bietet Hausbesitzern und -bewohnern eine mit Sagen, Kunst und Stadtgeschichte angereicherte Grundlage für eine intensivere Hausforschung.

Gerfrid Arnold

Dinkelsbühler Hauslexikon

Inhalt I - M

Inselweg

Kapuzinerweg

Kirchgässlein

Kirchhöflein

Klostergasse

Krugsturmgässlein

Koppengasse

Kreuzgässlein

Kurze Gasse

Ladegässlein

Lange Gasse

Ledermarkt

Manggasse

Marktplatz

Mögelinsgasse

Muckenbrünnlein

Gassen und Straßen

Baudatierung

Haustyp

Architektur

Historische und aktuelle Fotos

Historische Baupläne

Bewohner

Kunst

Geschichte

Sagen

Kennzeichnung mit *

*B Brunnen

*D Denkmal, Gedenkstätte

*G Geschichte

*H Haus

*K Kunst

*S Sage

Anhang

Verzeichnis der Fachbegriffe

Bildverzeichnis zu Fachwerkbau und Bauformen

Literatur und Quellen

Inselweg

In der Wörnitzvorstadt gelegener, am Mühlgraben einseitig bebauter Weg, der in Richtung Wörnitz abbiegt. Seinen Namen hat er von der zwischen Mühlgraben und Wörnitz liegenden Insel. Möglicherweise hieß das parallel zur Wörnitzstraße verlaufende Wegstück früher „Oberes Wörnitzgässlein“, da in der Prädikaturpflege 1666 unter dieser Ortsangabe Krautbeete genannt sind. Die dortigen älteren Gebäude gehören als Hinterhäuser zur Wörnitzstraße. 1690 liegt eine Werkstatt auf dem „Wäsele hinter dem Gärtle“ von Wörnitzstraße 12.

Inselweg 1 mit Nebengebäude

*H Fachwerk, Ladeluken, Jahreszahl

Baubeginn ca. 1550. Im Obergeschoss soll 1901 ein Eckquader mit der Jahreszahl 1546 unter Putz gekommen sein. Liegender Dachstuhl, Hochständer, Fachwerk erneuert. 1901 baut Landwirt Friedrich Schnotz einen neuen Kamin.

Das schönste Haus in der Wörnitzvorstadt, einst ein Stadtbauernhof. Das Bürgerhaus (fünffensterbreit, ein Obergeschoss, drei Dachgeschosse) ist Eckhaus zur Wörnitzstraße. Der 14 m lange und 12 m breite Massivbau mit offenem Fachwerk steht mit dem Giebel zum Weg und mit der Traufe zur Wörnitzstraße. Eingang an der Giebelseite mit Mittelflur. An der kassettierten Tür ein Schlüsselschild von ca. 1800 und ein runder Türknauf auf quadratischem Schild mit durchbrochenem Blattwerk. Rechts vom Eingang ein schmales Verkaufsfenster der einstigen Bierschenke, daneben große Schaufenster mit Oberlichtern aus dem vorigen Jh. Eine weitere, jüngere Eingangstür in der Wörnitzstraße. + Im Obergeschoss sind an der Giebelseite die Fenster paarweise angeordnet. An der linken Hausecke ist eine gestufte Steinkonsole erhalten, rechts ein Rest. An der Traufe ein breites, profiliertes Kranzgesims, das durch den Knick einen Anbau andeutet. + Das 1. Dachgeschoss kragt auf Holzkonsolen, Rähm und Schwellbalken vor. Das Fachwerk zeigt Zwischenständer und über das Geschoss bis zum Rähm reichende Streben. Die rundbogige Ladetür im Türgerüst und die seitlichen Nebenluken sind zu Fenstern umgebaut, die beiden äußeren Luken wurden im vorigen Jh. eingefügt. + Das 2. Dachgeschoss kragt auf Balkenköpfen vor, Rähm- und Schwellbalken sind sichtbar. Die Ladeluken mit einer rundbogigen Ladetür sind in einer Dreiergruppe angeordnet. Das Fachwerk entspricht in seinem Aufbau dem 1. Dachgeschoss. + Im 3. Dachgeschoss ist eine rechteckige Ladeluke mit Aufzugbalken.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Bäcker/Bierschenk, Bäcker. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Bäckern, Landwirten.

Nebengebäude

*H Fachwerkscheune, Ladelukenband

Baubeginn 1845. Bäckermeister Michael Weinländer baut in seinem Hofraum eine Scheune vor den hinten stehenden kleinen Stall neben die Nachbarscheune.

Die schmale Scheune ist dem Haupthaus etwas zurückgesetzt und hat die Größe eines Armbürgerhauses (zweifensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Sie steht mit dem Giebel zum Weg und hat ein massives Erdgeschoss. Das Scheunentor wurde in unserem Jh. zum großen Geschäftsfenster mit Eingangstür umgeändert. + Die zu Sprossenfenstern umgebauten Ladeluken sind schmaler und kleiner werdend zwischen Ständern in der Firstachse angeordnet. + Im Obergeschoss einfaches, symmetrisches Fachwerk mit Eckständern und zwei über das Geschoss reichende Streben. + Im 1. Dachgeschoss im Fachwerk sind Zwischenständer und zwei Streben bis zum Brustriegel. Ladeluke als Fenster. + Im Spitzboden ist eine weitere Ladeluke.

Inselweg 2

*H Fachwerkscheune, Ladeluken

Baubeginn ca. 1650. Ursprünglich ohne Aufschiebling.

Die ehemalige Scheune hat Bürgerhausgröße (vierfensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Sie steht mit dem Giebel zum Weg und hat ein massives Erdgeschoss. Anstelle der Toreinfahrt wurden im vorigen Jh. ein Seitenflur und zwei hohe Sprossenfenster eingebaut. Ein weiterer Eingang befindet sich im Hof. + Im Obergeschoss Fachwerk mit Eckständern und über das Geschoss reichende V-Streben. Rähm- und Schwellbalken sind sichtbar. In der linken Hälfte ein in das Gefach eingepasstes kleines Fenster, rechts ein großes Sprossenfenster. An der Traufseite zum Hof drei paarweise angeordnete Fenster. + Das 1. Dachgeschoss kragt auf drei Balkenköpfen und der Schwelle gering vor. Symmetrisches Fachwerk, Verbundständer mit Fußstreben bis zum Halsriegel. In der Firstachse eine zum Fenster umgebaute Ladeluke, rechts in ein Gefach eingepasstes kleines Fenster. Schleppdachgauben. + Im 2. Obergeschoss sind Ladeluken in einer Dreiergruppe mit anschließenden kleinen Luken. Darüber ein Aufzugbalken.

Inselweg 3

Baubeginn ca. 1650. Liegender Dachstuhl. 1750 als Stadel mit Hausgerechtigkeit (Wohnrecht) bezeichnet. 1838 verändert Tuchmachermeister und Arrasgarnfabrikant Ludwig Baierlein das Erdgeschoss, macht den Flur schmaler und richtet eine Wohnstube mit Ofen ein. 1850 gliedert Karl Hussel ein Farbhaus an. 1928 baut Alois Bahle das Dachgeschoss mit Dachgauben zur Wohnung aus.

Die ehemalige Scheune hat die Größe eines Bürgerhauses (dreifensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Das frei stehende Haus hat den Giebel zum Weg und einen Mittelflur. Verputztes Fachwerk. Teilweise Sprossenfenster, im Erdgeschoss und an der Traufseite Zwillingsfenster. + Im 1. Dachgeschoss gegen das Nachbarhaus 2 eine Gaube von 1928, zum Nachbarhaus 4 ein späterer langer Dachausbau. + Im Spitzboden ist die Ladeluke zum Sprossenfenster ausgebaut, darüber Aufzugbalken.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Bürgermeisterfrau, Wagner, Wagner/Taglöhner. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Taglöhner, Tuchmacher/Arrasgarnfabrikant, Bierbrauer, Strumpfwirkern, Stricker.

Inselweg 4

*H Außergewöhnlich

Baubeginn ca. 1650. Liegender Dachstuhl. 1727 als Stadel mit Hausgerechtigkeit (Wohnrecht) genannt, 1750 ist es ein Gerb- und Wohnhaus. Im 19. Jh. häufige Umbauten wegen verschiedener Gewerbe. Am hinteren Teil der Traufseite werden eine später als Stall genutzte Rotgerberwerkstatt angebaut sowie ein Schuppen. 1870 stockt Landwirt Georg Lutz den Schuppen auf und verbreitert sein Haus. Der Eingang wird zum Fenster umgebaut, die Tür an die Traufseite verlegt. 1873 werden die Fenster an der Giebelseite verändert. 1905 baut Molkereibesitzer Wilhelm Holzöder an der Traufseite den Laubengang.

Die ehemalige Wohnscheune hat Kleinbürgerhausgröße (dreifensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Das im Garten zurückgesetzte frei stehende Haus steht mit der Traufseite zum Mühlgraben. Es wurde 1870 verbreitert und hat eine überdachte Laube mit Holzverschalung. + Ursprünglich hatte es einen Seitenflur an der Giebelseite zum Weg. Im Erdgeschoss zwei tief gelegene Fenster und zwei hohe Auslagenfenster im Anbau, darüber eine Luftluke. + Im Obergeschoss des älteren Hausteils drei Fenster. + Im 1. Dachgeschoss eine zum Fenster umgebaute Ladetür. + Im Spitzboden eine Ladeluke, darüber ein Aufzugbalken mit Seilrad.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Schreiner, Rotgerber. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Fischer/Metzger, Fischer, Landwirt, Fasser, Molkereibesitzer.

Wörnitzstraße 8 (am Inselweg)

*H Fachwerkscheune, Jahreszahl

Baubeginn ca. 1550. Am Giebel zum Inselweg stand im vorigen Jh. die Jahreszahl 1551. Verblattung an der Traufseite zur Wörnitz.

Die ehemalige Scheune Wörnitzstraße 8 hat Bürgerhausgröße (hohes Erdgeschoss, zwei Dachgeschosse) und ein klar gegliedertes Fachwerk. Das frei stehende Gebäude hat ein Halbwalmdach und steht mit dem Giebel zum Inselweg. Der Scheunencharakter ist trotz Wohnungseinbau erhalten, das Scheunentor mit Eingangstür ist erneuert. Das massive Erdgeschoss zeigt im oberen Drittel Fachwerk, die Eckständer reichen vom Boden bis zur Traufe. + Das 1. Dachgeschoss kragt auf gekehlten Konsolen und Balkenköpfen vor. Drei gleiche Bundständer in A-Form mit Fußstreben zwischen Schwellbalken und Halsriegel. Zwei eingepasste Fenster. + Das 2. Dachgeschoss wird von einem Halbwalm mit einst offenem Firstabschluss verdeckt.

Kapuzinerweg

*S

Enger Weg an der Stadtmauer und an Gartenmauern vom Segringer Tor zur Oberen Schmiedgasse, der zu den ehemaligen städtischen Speichern Oberer Kasten (Jugendherberge) und Kornhaus (Kinderzech-Zeughaus) führt. Den Namen hat der Weg vom dortigen Kapuzinerkloster.

SageEs geht die Sage, in den zwölf Raunächten reite der Thomasreiter mit seiner dreibeinigen Schindmähre vom Oberen Mauerweg herkommend den Kapuzinerweg entlang und treibe sich am liebsten hier herum. Seinen Kopf trägt er unter dem Arm.

Kapuzinerweg 1

Wehrganghaus mit Mauerturm

Baubeginn eines kleineren Anbaus am Dreikönigsturm ca. 1550. Stehender Dachstuhl. Vermutlich ca. 1700 erweitert und 1804 neu erbaut „an der Stadtmauer, dem Kornhaus unweit dem Segringer Tor gegenüber“.

Armbürgerhaus (Haushälfte, zweifensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse). Verputztes Fachwerk. Das an drei Seiten frei stehende Haus ist an den Wehrgang und den Dreikönigsturm gebaut und hat dadurch zwei Parallelfirste. + In den Flur ragt der über Eck stehende Dreikönigsturm, an dem die Treppe zum Obergeschoss führt. Das Haus steht mit der Traufseite zum Weg und hat dort einen Seitenflur. Die einstige Flügeltür ist erneuert. Die linke Hausecke ist im Erdgeschoss wegen der Zufahrt zur Kornscheune um eine Fensterbreite abgeschrägt. + Das Obergeschoss kragt an der Traufseite ca. 60 cm auf verschalten Konsolen vor. In Richtung Segringer Tor ein Fensterband, an der Giebelseite gegenüber sind heute ungleiche Fenster gestuft angeordnet. + Im 1. Dachgeschoss ist über dem unterbrochenen Traufgesims ein holzverschalter Aufzugerker mit Walmdach, früher eine offene Fachwerkkonstruktion. Die beidseitigen kleinen Walmdachgauben wurden im vorigen Jh. ergänzt. + Im Spitzboden und am Wehrgang sind an den Giebeln kleine Fenster.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Wagner. + Im 19. Jh. Eigentum oder bewohnt von Handelsmann, Wagnern, Pinselmacher.

Kapuzinerweg 2

*H *G *S Kapuzinerkloster

Erbaut 1622-1624 durch den Kapuzinerorden. Angelegt als Vierflügelanlage mit Kreuzgang in einem weitläufigen, abfallenden Gartengelände, das zwischen den rückwärtigen Haushöfchen der Koppengasse und der Jugendherberge, dem Flohberg und der Rossbrunnengasse sowie dem Treppenweg Russelberg liegt. 1908 teilweise Abriss und Neubau eines Erholungsheims für die Armen Schulschwestern. Ein Modell der historischen Klosteranlage erstellte Leonhard Bromberger (s. Kapuzinerweg 9).

Ein schlichter, imposanter Bau, der einen malerischen Winkel mit Dachreiter zwischen Kloster und Langhaus der Klosterkirche hat. Das gefugte Portal im Barockstil mit Schlussstein hat über einem verkröpften und profilierten rechteckigen Sturz als Abschluss einen gesprengten Segmentgiebel. Im Feld ein eingefügtes Relief mit der Heiligen Familie. Schmiedeeiserne Fensterkörbe von 1909.

Geschichte Die Kapuziner beeinflussten ab 1618 etwa 185 Jahre lang das religiöse Leben der zerstrittenen katholischen und mehrheitlich evangelischen Bürgerschaft der Reichsstadt. Die in Salzburg ansässige Witwe Eva Maria Fleisch kaufte von neun Bürgern die am Russelberg gelegenen Grundstücke auf. Das Kloster wurde mit der Säkularisation 1803 aufgehoben, die Brüder wohnten bis zu ihrem Ableben darin. Bei der Mediatisierung kam es 1810 an den bayerischen Staat. 1834 kaufte die Kath. Kirchengemeinde Kloster und Kirche. 1908 erwarben die Armen Schulschwestern das Kloster, seit 2013 ist es städtisch.

Sage Es geht die Sage, dass vom 2. Kellergeschoss unterirdische Gänge zum Deutschen Haus am Weinmarkt hinunterführen sowie zum nahe gelegenen Zwingerstand „Stadtparkruine“. Tatsächlich wurde Mitte 19. Jh. ein Gang vom Deutschen Haus bis in die Gegend des Schweinemarkts erkundet. Es soll im Garten im vorigen Jh. auch ein spitzbogiger unterirdischer Eingang aufgedeckt worden sein. Und an der Mauer in Höhe des Grünen Turms befindet sich eine Zisterne mit einem ca. 0,80 m hohen, in den Garten hinunterführenden Backsteingang.

Kapuzinerweg 4

*H *K Kapuzinerkirche St. Franziskus, Inschrift

Bauzeit ca. 1624-1628. Zum Bau wurden Steine der nach Verlegung des Friedhofs ruinösen Doppelkapelle St. Johannis- und Vitus (Beinhaus und Totenkapelle) auf dem Kirchhöflein und wohl auch Restmaterial der Vorgängerkirche des Münsters St. Georg verwendet.

Der Ordensvorschrift der Kapuziner entsprechend, ist die Kirche ein schlichter, einschiffiger Bau mit Chor. An der Traufseite stehen Stützpfeiler mit Pultdach. Das frühgotische Hauptportal an der Giebelseite zeigt ein zwischen Stäben gekehltes Sandsteingewände, vermutlich von der Doppelkapelle am Kirchhöflein stammend. Darüber in rechteckiger Vertiefung ein Fresko mit dem Heiligen Ignatius, bezeichnet mit MRK 1780. Von schlichter Wirkung sind das Rundfenster und die Gruppierung kleiner Stichbogenfenster im Giebeldreieck.

Rechts vom Portal ist eine Bronzetafel angebracht.

Wallfahrts-Gedenkstätte

Für die Gnadenorte der

Heimatkreise Mies und Pilsen

Westböhmen Errichtet 1960

Frühere Kapuzinerkirche

Kapuzinerweg bei der Kapuzinerkirche

*D *K Gedenkstätte Mies-Pilsen

Am erhöhten Platz vor dem Hauptportal der Kapuzinerkirche ist an der Gartenmauer das verwitterte Bruchstück eines Sandsteinreliefs eingemauert. Möglicherweise die frühgotische Fratzenfigur der abgerissenen Doppelkapelle St. Johannis und Vitus auf dem Kirchhöflein – noch 1688 wurden laut Kirchenpflege von dort Steine verkauft.

Darunter ziert ein Brunnen die Gedenkstätte Mies/Pilsen von 1960, zwei Wappen:

IN TREUE

ZUR HEIMAT

DIE

VERTRIEBENEN

DES KREISES

MIES UND

DER STADT

PILSEN

Kapuzinerweg bei der Kapuzinerkirche

*K Kreuzkapelle

Beim Eingang zum Stadtpark führt eine Freitreppe zur Kreuzkapelle. Dort war zuvor von den Kapuzinern ohne städtische Erlaubnis und unter Protest des Evangelischen Ratsteils 1715 ein etwa fünf Meter hohes Kruzifix aufgestellt worden. 1729 wurde dann die Kreuzkapelle erbaut, gespendet von 12 Bürgern, darunter Bildhauer Jacob Strobel und Kunstmaler Johann Michael Merz.

Die gemauerte und verputzte Kapelle ist von korbbogigem Grundriss und hat eine hohe Rundnische. Sie ist von Pilastern flankiert, deren Kapitelle Engelköpfchen zwischen Voluten mit Blütengehängen zeigen. Die Pilaster werden von einem Rokokoabschluss mit Kugel gekrönt. In der Rundbogennische des Dreieckgiebels befand sich früher die Brustfigur von Petrus. Auf dem korbbogigen Fassadensturz stand bis 1933 eine Strophe des Dichters Venantius Fortunatus: „Vexilla regis prodeunt“ (Des Königs Fahnen wehen). Damals brachte man die heutige Inschrift an: „O Crux, ave, spes unica!“ (O Kreuz, sei gegrüßt, einzige Hoffnung!). In der Nische sind zu Füßen des Gekreuzigten die lebensgroßen Holzfiguren von Maria, Magdalena und Johannes aufgestellt, angefertigt von Jacob Strobel (1667-1744; er schuf u.a. für das Karmeliterkloster die große Dinkelbauerfigur). Die Ausmalung von Johann Michael Merz (gest. 1744) zeigt eine Landschaft und den in der Sterbestunde Christi sich verfinsternden Himmel. Seitlich hängen die beiden Schächer am Kreuz, der ungläubige Schächer an der linken Seite Jesu ist zum Zeichen seiner Schlechtheit mit zwei linken Händen dargestellt. Über dem Kreuz ist ein Spruchband: „Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist“. Darüber schwebt das von einem Engel gehaltene Schweißtuch der Veronika mit dem dornengekrönten Christushaupt. Beidseitig davon sind Engel mit den Kreuzigungsutensilien Leiter, Lanze und Schwamm, im Gewölbe weitere Putten. Die Kreuzkapelle wurde mehrmals instandgesetzt.

Kapuzinerweg 6

*H *G Bürgervilla der Altstadt

Baubeginn 1909, zuvor war dort ein Garten.

Die kleine Bürgervilla (dreifensterbreit, ein Obergeschoss, ein Dachgeschoss) steht an der Russelbergtreppe im Garten als frei stehendes Walmdachhaus. + Die Eingangstür zum Hochparterre wurde in unserem Jh. erneuert. + Im Obergeschoss an der Südwestecke nachträgliche Holzverschalung mit Deckleisten, Zwillingssprossenfenster in Richtung Kapuzinerkirche. Zur Stadtmitte ein Balkon mit Blick zum Münster. + Auf jeder Dachseite eine mittig liegende Schleppdachgaube.

Der Garten am Russelberg war im 19. Jh. Eigentum des Gärtners Johann Einfalt, der 1889 ein Treibhaus baute. + Im vorigen Jh. Eigentum der Kath. Kirchenverwaltung, es war das Benefiziatenhaus für die ehemalige Kapuzinerklosterkirche St. Franziskus. Danach war es im Besitz der Armen Schulschwestern, die seit 1908 ihr Erholungsheim im einstigen Kloster hatten. Ab 2013 Eigentum der Ev. Kirchenverwaltung, Wohnhaus des Dekans.

Geschichte Im Haus wohnte Benefiziat Friedrich Ritter, der 1912 „Die St. Georgskirche in Dinkelsbühl, Geschichte und Beschreibung“ veröffentlichte und Schriftleiter der geschichtlichen Zeitungsbeilage „Alt-Dinkelsbühl“ war.

Bei der Instandsetzung der Gartenmauer am Russelberg wurden zwei menschliche Skelette gefunden.

Kapuzinerweg 9

*H *G Außergewöhnlich, Fachwerk, Bromberger-Stadtmodell

Erbaut 1909 von Bauhofaufseher Leonhard Joseph Bromberger.

Kleinbürgerhaus (dreifensterbreit, Erdgeschoss, zwei Dachgeschosse). Das Haus steht mit dem klar gegliederten Fachwerkgiebel zum Weg, der traufseitige Flur ist über einen Treppenaufgang erreichbar. Wegen der starken Hanglage hat es ein in Naturstein gemauertes Souterrain mit drei kleinen stichbogigen Fenstern zum Weg. + Ursprünglich mit Halbwalmdach und offenem First. + Im 1. Dachgeschoss ist über drei Andreaskreuzen ein Drillingsfenster eingebaut, das sonstige Fachwerk zeigt symmetrisch angeordnete Rechtecke. Breite Schleppdachgaube. + Im Spitzboden befindet sich eine zum Fenster umgebaute Ladeluke, darunter und darüber Andreaskreuze.

Geschichte Leonhard Bromberger (1870-1928) war bis 1920 städtischer Bauhofaufseher. Er fertigte 1925-1928 nach Angaben von Stadtbaumeister Max Neeser die „Große Stadtschaue“ in Gips an. Das Modell der „Festung“ Dinkelsbühl im Maßstab 1:100 blieb wegen seines Tods unvollendet. Als Grundlage diente der Abriss der Belagerung 1648 von Kupferstecher Carl Henry de Osten. Heute im Haus der Geschichte Dinkelsbühl.

Kapuzinerweg 8

Neubau aus dem vorigen Jh. Der Garten hat nach dem Dinkelsbühler Erstkatasterplan 1825 noch keine Scheune. Giebelverschalung.

Kapuzinerweg 10

Haus mit Werkstattanbau aus dem vorigen Jh. 1902 baut Wilhelm Gehring im Garten seines Hauses Bauhofstraße 41 ein neues Haus mit Waschküche und Lagerraum. Heute der hintere Hausteil. 1903 baut er daran eine neue Werkstatt mit Lagerraum an. Heute mit Garageneinfahrt.

Kirchgässlein

Kurze, schmale Verbindung als Fußweg zwischen Ledermarkt und Münster St. Georg. Entstanden ca. 1600 durch die Erbauung des Hausblocks der Häuser Marktplatz 2 und Ledermarkt 1, nachdem der hier gelegene Stadtfriedhof 1530 zu St. Leonhard verlegt worden war. Das 1663 genannte „Nebengänglein in die Kirchen“ führte zur „Brauttür“ oder „Ehetür“. Wer vor der Hochzeit schon ein Paar war, durfte nicht durch das Hauptportal einziehen. Vor diesem reicher gestalteten Portal wurde die Trauung vollzogen und der Ehesegen erteilt. Im ersten amtlichen Verzeichnis von 1911 wurde es mit „Kirchengässlein" benannt.

Kirchgässlein

* Gassenbild

Vom Ledermarkt her vermittelt das Gässlein mit seinen zwei kräftigen Schwibbögen und dem Blick auf das gotische Seitenportal des Münsters, die sogenannte Ehetüre, einen mittelalterlichen Eindruck. Zwei zu Ledermarkt 1 und 2 gehörende zusätzliche Hauseingänge

Kirchhöflein

Eine schmale Gasse am Münster St. Georg mit dem Platz, in den sie mündet. Begrenzt von Marktplatz, Vorderer und Hinterer Priestergasse, Spitalgasse, Altrathausplatz und der Mögelinsgasse. Das Kirchhöflein ist teilweise aufgeschüttet, zu den tiefer gelegenen beiden Priestergassen führten noch im vorigen Jh. „Staffeln“ (Treppen). Der Platz hinter der Kirche wurde bis ins 18. Jh. noch als Friedhof genutzt, der sich bis 1530 rund um das Münster erstreckt hatte. Das „Kirchhöfle“ wird 1682 im Ratsprotokoll genannt.

Kirchhöflein, Hofraum zwischen Weinmarkt 2 und Kirchhöflein 1

1690 stößt das hier gestandene Haus an die Behausung des katholischen Organisten, gleich gegenüber der St.-Georgs-Pfarrkirche. Die heutige Hofmauer ist ein Rest der Giebelseite. Sie soll romanische Bauteile enthalten. Der Keller bestand aus vier Kreuzgewölben. Besitzer des Wohnhauses war die Patrizierfamilie von Wildeisen. Im 19. Jh. Lagerraum und Hinterhaus vom Wirtshaus Zum goldenen Hirsch. Das Haus hatte zwei Obergeschosse und drei Dachgeschosse, die vorkragenden Stockwerke waren ab dem 2. Obergeschoss verbrettert und hatten Ladeluken. Das keineswegs baufällige Gebäude wurde 1903 abgebrochen, um einen Hofraum und damit Licht und Luft für die benachbarten Häuser zu schaffen.

Kirchhöflein 1

*H Jahreszahl, Organistenhaus

Baubeginn 1547. 1690 als des katholischen Organisten Behausung, gleich gegenüber der St.-Georg-Pfarrkirche bezeichnet. 1866 und 1879 wird das Haus als Organistenhaus bezeichnet. Dementsprechend hieß das gegenüber liegende Münsterportal auch „Organistentür“. 1903/1904 in eine Kleinkinderschule und Arbeitsschule für Mädchen umgebaut. 1914 Kath. Kindergarten. Heute Kath. Pfarrzentrum.

Das Kleinbürgerhaus (dreifensterbreit, ein Obergeschoss, zwei Dachgeschosse) steht mit dem verputzten Fachwerkgiebel zum Münster und hat einen Seitenflur. Im Erdgeschoss große Schaufenster aus dem vorigen Jh. An der rechten Hausecke des Erdgeschosses befindet sich ein Quader mit der Jahreszahl 1547. + Im Obergeschoss sind vergrößerte Fenster. + Im 1. Dachgeschoss ist eine kleinere Ladeluke zum Sprossenfenster umgebaut. Jüngere Schleppdachgauben. + Im Spitzgiebel ist eine weitere kleine Ladeluke.

Im 18. Jh. Eigentum oder bewohnt von Stadtamtmann, Senatorenfrau, Kanzlist/Senator/Geheimer Rat. + Im 19. Jh. Eigentum der Katholischen Kirchenpflege, Organistenhaus.

Kirchhöflein 2

*H *G Mauerpforten

Hinter der Hofmauer zwischen Kirchhöflein 1 und dem früheren Kath. Pfarrhof Kirchhöflein 2 war einst der Pfarrgarten, das Verbindungsgebäude wurde 1977 erbaut. Neben dem Nachbarhaus Kirchhöflein 1 ist in der Hofmauer eine gotische Spitzbogenpforte mit Stabprofil in Quaderrahmung, links vom Haus Kirchhöflein 2 eine Rechteckpforte mit gekehlter Sandsteinrahmung und einem geschweiften, kugelbekrönten Volutengiebel von ca. 1700. Die mit einem Rautenmuster aufgedoppelte Pfortentür ist erneuert.

Neubau von 1977, im alten Aussehen errichtet. Vorgängerbau von ca. 1400, wohl das Gebäude, welches laut Kirchenrechnung als ehemalige Lateinische Schule 1578/1579 abgerissen und neu aufgebaut wurde.

Bürgerhaus (am Kirchhöflein Hochparterre, in der Vorderen Priestergasse zwei Obergeschosse, drei Dachgeschosse). + Lamellenfensterläden. + Eckhaus an der Vorderen Priestergasse, zu der früher „Staffeln“, eine Treppe, hinunterführte. An der Hausecke ist eine Holzstatue Madonna mit Kind angebracht.

Im 18. Jh. Eigentum der Katholischen Kirchenstiftung, Dekanats- und Pfarrhaus. Im 19. Jh. Eigentum der Katholischer Kirchenstiftung, Wohnung des Stadtkaplans.

Geschichte Ursprünglich der älteste Kath. Pfarrhof, in der Kammerrechnung von 1437 genannt. Darin befand sich die erste städtische (kirchlich geführte) Lateinschule. Dementsprechend hieß das gegenüber liegende Münsterportal „Pfarrhoftür“ oder „Lateinische Schultür“. Die Lateinschüler waren zugleich Chorknaben und zogen auch später durch diese Pforte zur Messe ein. Ab 1859 war in diesem Haus die Kath. Mädchenschule, geführt von den Armen Schulschwestern, die im ehemaligen Kapuzinerkloster wohnten. Die Schülerinnen zogen zum Gottesdienst durch das weiter vorne liegende Münsterportal, die „Mädchentür“ oder „Organistentür“, ein.

Kirchhöflein 3

*H *G Behringerhaus, Haushälfte, Ladeluken, Jahreszahl, Steinmetzzeichen Baubeginn ca. 1450. 1529 Zusammenbau der Häuser Kirchhöflein 3 und Vordere Priestergasse 1 mit einem gemeinsamen Dach. 1544 erneuert Steinmetzmeister Wolf Behringer das Erdgeschoss als Steinquaderbau. 1892 erfolgte der Bau eines Winkelaborts zum Nachbarhaus Kirchhöflein 4.