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Baroness Gracia, deren Mutter schon vor vielen Jahren verstorben ist, kehrt nach einem langen Aufenthalt im Ausland in ihr Elternhaus zurück. Doch leider hat sich hier vieles verändert. Eine ihr fremde Frau, die schöne schwarzhaarige Hella Orgath, die den Baron während einer schweren Krankheit pflegte und in die er sich verliebte, wohnt nun hier und soll die zweite Baronin von Enkleben werden.
Gracia ist diese Frau von Anfang an unsympathisch, und durch einen Zufall erfährt sie, dass Hella tatsächlich ein falsches Spiel mit dem Baron treibt. Um dem Vater die Augen zu öffnen und die Frau zu entlarven, bittet Gracia ausgerechnet den Mann, den sie zu hassen glaubt, weil er ein Stück des großen Besitzes von Enkleben - einen ihrer Lieblingsplätze - gekauft hat, um Hilfe ...
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Die Heimat war ihr fremd geworden
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Impressum
Die Heimat war ihr fremd geworden
Das ergreifende Schicksal einer jungen Baroness
Baroness Gracia, deren Mutter schon vor vielen Jahren verstorben ist, kehrt nach einem langen Aufenthalt im Ausland in ihr Elternhaus zurück. Doch leider hat sich hier vieles verändert. Eine ihr fremde Frau, die schöne schwarzhaarige Hella Orgath, die den Baron während einer schweren Krankheit pflegte und in die er sich verliebte, wohnt nun hier und soll die zweite Baronin von Enkleben werden.
Gracia ist diese Frau von Anfang an unsympathisch, und durch einen Zufall erfährt sie, dass Hella tatsächlich ein falsches Spiel mit dem Baron treibt. Um dem Vater die Augen zu öffnen und die Frau zu entlarven, bittet Gracia ausgerechnet den Mann, den sie zu hassen glaubt, weil er ein Stück des großen Besitzes von Enkleben – einen ihrer Lieblingsplätze – gekauft hat, um Hilfe ...
»Es fährt ein Taxi vor. Das wird sie sein«, sagte Hella Orgath. Ohne abzuwarten, ob ihre Vermutung auch stimmte, trat sie von der offenen Balkontür ins Zimmer zurück und wandte sich um. Ihr Blick glitt zu Baron von Enkleben hin und verweilte leicht spöttisch auf seinem tiefernsten Gesicht. »Willst du es ihr gleich sagen, Luitpold?«, fragte sie und ging auf ihn zu.
Er schüttelte den Kopf mit den mattbraunen Haaren, die noch keine grauen Strähnen zeigten.
»Gracia kommt nach über einem Jahr endlich heim«, erwiderte er leise. »Sie soll sich freuen und nicht gleich mit Nachrichten überfallen werden, die ihr wehtun könnten.«
Hella Orgath lachte nur über diese Rücksichtnahme.
»Willst du sie nicht willkommen heißen?«, fragte sie. »Sie wird sich ohnehin wundern, dass du sie nicht persönlich vom Bahnhof abgeholt hast.«
»Ich wollte, ich hätte nicht auf dich gehört!«, stieß er ergrimmt hervor.
»Es wird auch in Zukunft ratsam sein, stets auf mich zu hören«, entgegnete sie scharf. »Deine Tochter hat sich bisher recht eigenwillig benommen. Du warst ihr gegenüber zu nachgiebig. Danken wird sie es dir nicht.«
»Wie kannst du das sagen!«, fuhr er auf. »Du kennst Gracia ja gar nicht!«
»Aber ich werde sie bald kennenlernen, mein lieber Luitpold. Ich werde sie keine Sekunde daran zweifeln lassen, dass ich mich ihr niemals unterordnen werde.«
Mit einem kaum hörbaren Seufzer wandte sich der überschlanke, sehr große Mann der Tür zu, die zur Galerie führte, und drehte sich dort noch einmal um.
»Erst wenn sie sich eingelebt hat, wird sie erfahren, was in der Zwischenzeit alles geschehen ist«, erklärte er mit Nachdruck.
»Du hoffst noch immer auf eine Lösung, die dir die letzten Konsequenzen erspart«, stellte Hella Orgath mit hartem Auflachen fest. »Du wirst es nie lernen, dem Unabänderlichen ins Gesicht zu schauen. Doch deiner vergötterten Tochter wird es nichts schaden, wenn man sie so bald wie möglich auf das aufmerksam macht, womit sie sich abfinden muss, Luitpold.«
»Aber nicht heute und morgen auch noch nicht«, beharrte er auf seinem Standpunkt. Er blickte zu der schwarzhaarigen Frau zurück, von deren Liebe er sich so viel versprochen hatte. »Wir müssen ihr Zeit lassen, Hella«, sagte er fast flehend. »Sie war so lange nicht zu Hause. Sie hat sich große Sorgen gemacht, als ich krank war. Sie hat geweint, als ich ihr am Telefon riet, die Ferien woanders zu verbringen, um mir Ruhe zu gönnen. Sie ist nun einmal von meinem Fleisch und Blut.«
»Aber sie hat sich auffallend schnell damit abgefunden und ihre angeblich so großen Sorgen rasch vergessen, Luitpold«, erinnerte ihn Hella. »Du hast es wohl noch immer nicht eingesehen, dass ich die Einzige bin, die es ehrlich und gut mit dir meint.«
Wieder streifte sein Blick dieses schöne, etwas blasse Frauenantlitz, das von den dunklen Augen beherrscht wurde. Nur er glaubte, diese weichen, zärtlichen Züge zu kennen, von jenen Stunden trauter Zweisamkeit her, da ihm bewusst geworden war, in welch einer Leere und Kühle sich sein Leben seit dem Tode seiner Frau abgespielt hatte.
So viel verdankte er Hella Orgath, die gewiss nicht ahnte, was sie ihm mit ihrem Leben an seiner Seite geschenkt hatte. Ihre Liebe stand unter einem Schatten. Er würde Hella nicht zur Baronin von Enkleben machen können, ohne die Heimat zu verlieren und das Wenige, das ihm persönlich geblieben war.
»Grübelst du wieder über das unsinnige Testament nach, das deine Frau hinterlassen hat, Luitpold?«, erkundigte sich Hella. »Wir haben besprochen, wie wir vorgehen wollen. Wenn du nicht alles verlieren willst, wirst du sehr vorsichtig sein müssen, Luitpold.«
»Ich verabscheue diese Versteckspielerei!«, erwiderte er empört.
»Aber es hat auch einen gewissen Reiz«, flüsterte sie. »So geh doch endlich zu ihr! Mach sie nicht gleich am ersten Tag misstrauisch!«, forderte sie ungeduldig. »Denk daran, wenn du mich nachher mit ihr bekannt machst: Ich bin nur die Frau, die dich während deiner Krankheit aufopfernd gepflegt hat und die du aus Dankbarkeit hier aufgenommen hast. Und vergiss nicht, dass es deine Tochter ist, die dir die Heimat erhalten kann!«
»Es ist Gracias Vermögen, das ihr in zwei Jahren zufällt«, sagte er mit matter Stimme. »Ich würde niemals um etwas bitten, das mir nicht freiwillig gegeben wird.«
»Geh!«, zischte sie ihm zu und ließ sich in einem Sessel nieder.
Der Baron gab sich einen Ruck und schritt hoch erhobenen Hauptes hinaus.
Hella Orgath biss sich auf die Unterlippe, als sie allein war. Sie schaute sich in dem kostbar eingerichteten Salon um. Wie eine graue Maus war sie, scheinbar demütig und bescheiden, vor knapp einem Jahr als Pflegerin in dieses schlossartige Haus gekommen.
Die Pflegerinnentracht war längst in den Müll gewandert. Die Sehnsucht des ehrgeizigen Herzens richtete sich auf schöne, wertvolle Dinge. Der Mann, dem dies alles gehörte, bis es seiner einzigen Tochter zufiel, war ihr bereits verfallen. Er würde es nicht wagen, sie, Hella, nur wegen seiner Tochter aufzugeben.
♥♥♥
»Papa!«, rief Baroness Gracia, als ihr der Baron entgegenkam. Sie stürzte auf ihn zu, umarmte ihn stürmisch und besann sich erst dann darauf, dass er ja so schwer krank gewesen war.
Beinahe schuldbewusst wich sie einen Schritt zurück und sah ihm mit leuchtendem Blick in die blauen Augen.
»Freust du dich auch so, dass wir zwei wieder zusammen sind und uns jetzt nicht mehr zu trennen brauchen?«, fragte sie.
Er nickte, war tief bewegt und spürte das Wissen um all die Veränderungen wie eine schwere Last in seiner Brust. Langsam hob er die Arme, zog seine Tochter an sich und strich ihr sanft über die goldblonden Locken.
»Wie hast du mir gefehlt, mein Kleines«, murmelte er.
»Du warst es, der mich ein ganzes Jahr lang nicht sehen wollte«, erwiderte sie in scherzhaft vorwurfsvollem Ton, nachdem sie sich lachend aus der Umarmung befreit hatte. »Aber du siehst gut aus, Papa. Ich wette, du hast dich keine Sekunde nach deiner einzigen Tochter gesehnt.«
Sein Gesicht hatte sich unter ihren so fröhlichen Worten etwas entspannt.
»Du bist noch immer mein kleiner Wildfang«, stellte er gerührt fest. »Die Zeit in England und in der Schweiz hat dich nicht verändert.«
»Ich bin eine Enkleben«, erwiderte sie und schaute sich in der Eingangshalle um. »Aber hier hat sich anscheinend manches verändert«, sagte sie verwundert und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Wand, wo vor einem Jahr noch das lebensgroße Porträt ihrer Mutter gehangen hatte.
»Ich musste es restaurieren lassen«, erklärte der Vater hastig und ein wenig verlegen.
»Es geht dir doch gut, Papa?«, vergewisserte die Baroness sich.
»Ja, ich fühle mich sehr wohl. Ich bin ja auch bestens gepflegt worden.«
»Aber mich wolltest du nicht an deinem Krankenlager haben«, warf sie ihm schmollend vor.
»Ich wollte dich keiner Gefahr aussetzen, als eine infektiöse Krankheit hinzukam, Gracia.«
»Und wer hat dich am meisten bemuttert? Etwa unsere gute alte Henrike?«
Der Baron wich einer Antwort aus und sah auf seine goldene Taschenuhr.
»Du wirst dich umziehen wollen, ehe wir das erste gemeinsame Mahl einnehmen, Gracia.«
Überrascht schaute sie an sich hinab. Für diesen ersten Tag in der Heimat hatte sie ein hellblaues Seidenkleid gewählt und die doppelreihige Perlenkette ihrer verstorbenen Mama. Kein Fältchen war während der langen Reise an ihrem Kleid entstanden. Es gab also keinen Grund, die erste Stunde daheim mit lästigem Umkleiden zu verschwenden.
»Ich bin eigentlich schon fertig«, erwiderte sie und lachte vergnügt. Fröhlich und beschwingt war sie heimgekehrt. Alles war ihr unverändert vorgekommen. Doch hier in der großen Halle, in die kaum ein Sonnenstrahl fiel, überkam sie ein bedrückendes Gefühl des Fremdseins.
»Und die Truhe ist ja auch fort!«, stellte sie nun betroffen fest. »Musst du die etwa reparieren lassen, Papa?«
»Nein«, antwortete er eine Spur zu schnell, »ich ließ sie auf den Boden bringen.«
»Aber sie enthielt doch Mamas Hochzeitskleid!«
»Eben«, gab er ungewohnt schroff zurück. »Deine Mutter starb vor zwölf Jahren, Gracia. Es ist Zeit, dass wir die Vergangenheit ruhen lassen und uns nicht täglich an Dinge erinnern, die weit zurückliegen.«
Prüfend blickte sie ihn an, nahm im Stillen zur Kenntnis, wie modisch-elegant er sich neuerdings kleidete. Der Ring, den er an der linken Hand trug, war ebenfalls neu. Es war ein schmaler Platinring mit einem großen Saphir. Fremd schien der Vater ihr geworden zu sein, unverständlich manche seiner so scharf tönenden Antworten.
»Hast du Sorgen, Papa?«, erkundigte sie sich leise, weil sie sonst keinen Grund für sein verändertes Wesen wusste.
»Nein«, erwiderte er hastig, wies zur Treppe hin und lenkte ab: »Du wirst gewiss sehen wollen, wo du von jetzt an wohnst, Gracia.«
Fragend sah sie ihm in die Augen, schwieg jedoch. Sie verriet nicht, wie sehr diese Äußerung sie bestürzt hatte, und folgte ihm langsam nach oben.
»Du bist jetzt eine erwachsene junge Dame«, fuhr er fort. »Du kannst nicht länger nur ein Zimmer bewohnen und dieses mit all den Erinnerungen an deine Kindheit füllen. Wir ... ich habe dir zwei Räume zum Wald hin herrichten lassen, mit separatem Bad. Es wird dir gefallen. Hoffentlich haben wir ... habe ich mit der Einrichtung deinen Geschmack getroffen.«
Dass er sich zweimal versprochen hatte, schien der Baroness nicht aufzufallen. Neugierig geworden, folgte sie ihm über den Gang. Nur kurz schien ihr Schritt zu stocken, als sie an der Tür vorüberkam, hinter der einst ihr hübsches, sehr großes Zimmer gewesen war.
Papa hat mir eine Freude bereiten wollen, sagte sie sich und versuchte, erwartungsvoll zu lächeln.
Doch beinahe entrüstet schrie Gracia auf, als er ihr die Tür öffnete und sie in einen Raum starrte, der erschreckend kitschig eingerichtet war. Als sie langsam eintrat und alles betrachtete, hatte sie das peinliche Gefühl, sich verirrt und das Zimmer eines Fremden betreten zu haben.
»Gefällt es dir? Es war nicht billig«, sagte Baron von Enkleben ein wenig vorwurfsvoll.
»Das kannst du nicht für mich eingerichtet haben, Papa«, brachte sie mühsam hervor. »Es passt doch überhaupt nicht zu mir! Was soll ich mit all den Spitzen, Rüschen und Pompons?«
Er schaute sie betroffen an.
»Du kannst es ja nach Belieben ändern, Gracia«, schlug er vor. »Du hast die Mittel dazu, dir andere Möbel zu kaufen. Ich lasse dich jetzt eine Weile allein. Bitte, zieh ein etwas festlicheres Kleid an. Ich ... ich möchte stolz auf dich sein, wenn ... wenn ...« Abrupt unterbrach er sich und ging hinaus. Sein Gang war aufrecht, sein Kopf wie im Trotz erhoben.
Verwundert sah Gracia ihm nach. Sie verstand ihren Vater nicht.
Durch die noch immer offen stehende Tür trat nun ein junges Mädchen ein, das Gracia nicht kannte, über dessen hochrotes Gesicht sie jedoch lachen musste.
»Warum plagen Sie sich mit zwei Koffern auf einmal ab?«, fragte sie freundlich. »Das kann doch Bertram viel besser machen.«
Das Mädchen stellte das schwere Gepäck keuchend ab und sah mit etwas dümmlichem Blick zu der Baroness hin.
»Henrike möchte bitte kommen«, verlangte diese beinahe eigensinnig, weil es ihr vorkam, als könnte nur das Wiedersehen mit der getreuen Alten ihr die innere Ruhe zurückgeben.
»Henrike?«, wiederholte das Mädchen und kicherte. »Ich heiße Lotti, und dann gibt es noch eine Jasmin und eine Marie-Luise.«
Wieder konnte sich Gracia des Gefühls nicht erwehren, in ein fremdes Haus gekommen zu sein.
»Es ist gut. Danke, Lotti«, sagte sie gezwungen höflich und atmete auf, bis sich die Tür endlich hinter dem Mädchen schloss.
»Nun bin ich zu Hause!«, murmelte Gracia und bemühte sich, sich trotz allem darüber zu freuen.
♥♥♥
Auch der kleine Speisesalon war ihr fremd geworden, hatte neue, sehr helle Möbel, war überladen mit Seide und goldenen Tönen. Auf dem Platz, der bisher stets für die tote Herrin von Enkleben frei geblieben war, saß eine elegante Dame, in deren schwarzem, glänzendem Haar sich das Licht des Kristallleuchters brach.
Verwundert schaute Gracia zu ihr hin, während sie sich langsam dem festlich gedeckten Tisch näherte. Die Dame lächelte ihr zu, doch das Lächeln wirkte eingefroren.
»Wir haben Besuch, Papa?«, fragte das Mädchen.
Die Fremde, die ein weißes Spitzenkleid trug und dazu ein Collier, das Gracia zu kennen glaubte, lachte unfroh und ließ den Blick herausfordernd zu Luitpold von Enkleben gleiten.
»Frau Orgath ist ein lieber Gast in unserem Hause, Gracia. Sie hat mich mit Aufopferung gepflegt. Da sie keine Angehörigen hat, bot ich ihr hier eine neue Heimat. Ich hoffe, du wirst sie auch willkommen heißen und niemals vergessen, was wir ihr zu verdanken haben.«
In der langen Pause, die nun folgte, sah sich Baroness Gracia die neue Hausbewohnerin aufmerksam an. Auf den ersten Blick war nichts an dieser Frau Orgath auszusetzen. Sie war sehr schön, sehr elegant und hatte tadellose Manieren.
Gracia zwang sich zu einem Lächeln, als sie ihre Finger kurz in die kühle Frauenhand legte.
»Ich bin etwas überrascht«, entschuldigte sie sich. »Papa versteht es meisterhaft, ein Geheimnis zu wahren.«
Sie trat zurück und setzte sich zögernd an den einzigen noch freien Platz. So weit hatte sie niemals von ihrem Vater entfernt gesessen. Und nie hatte er jemandem so aufmerksam, ja fast begierig gelauscht wie dieser Frau im weißen Spitzenkleid, die sehr gut und interessant zu erzählen verstand.
Gracia fühlte sich ausgeschlossen.
»Wenn du erlaubst, Papa«, mischte sich die Baroness nach dem Dessert ein wenig zu laut in die Unterhaltung, »ziehe ich mich jetzt zurück. Ich will noch einen Gang durch die nähere Umgebung machen. Ich habe alles so lange nicht gesehen.«
Der Blick des Barons heftete sich sanft und wie bittend auf das schöne Gesicht Hella Orgaths.
»Werden Sie die Tafel aufheben, da meine Tochter es so eilig hat, alles wiederzusehen?«, fragte er.
Zustimmend nickte Hella. Die Verwunderung der Baroness wuchs, während sie den Blick von der Frau zum Vater gleiten ließ.
»Bleib nicht zu lange draußen«, bat der Baron lächelnd. »Ich möchte gern noch mit dir plaudern, Gracia.«
»Ja, Papa.«
Minuten später verließ die Baroness das Haus und schlenderte in Richtung Park. Leider hatte sich auch hier vieles verändert. Es gab keine lauschigen Winkel zum Träumen mehr. Es war, als habe jemand Maß genommen und alles geometrisch eingeteilt.
Im Wald wird sich wohl nichts verändert haben, versuchte Gracia sich im Weitergehen zu trösten. Und sie beschloss, am nächsten Morgen dort ihre Lieblingsplätze aus frohen Jugendjahren aufzusuchen.
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»Sie ist nicht dumm«, sagte Hella Orgath unterdessen. »Sie wird herausfinden, was uns zwei verbindet und wie viel ich dir bedeute, Luitpold. Du solltest ihr die Wahrheit sagen, ehe sie von selbst darauf kommt und ihre Einstellung dir gegenüber ändert.«