Die zwölf Stunden - Jakob Lorber - E-Book

Die zwölf Stunden E-Book

Jakob Lorber

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Beschreibung

Das außergewöhnliche Buch "Die zwölf Stunden" gleicht einem zwölfstündigen Vortrag, wobei sich der Vortragende als Gott selbst zu erkennen gibt, und seine Zuhörer, zu denen sich auch der geneigte Leser zählen darf, als seine Kinder bezeichnet. Es geht um ein Thema, das zwar klein erscheint, aber doch so atemberaubend und anspruchsvoll ist, dass sogar Erzengel zu einem, der darüber alles wüsste, in die Schule kämen. Der Vortragende beginnt mit einer Schilderung der Welt des 18. und 19. Jahrhunderts im natürlichen und geistigen Sinn - ein apokalyptisches Bild, das die Abgründe der menschlichen Seele beschreibt, das zugleich aber auch eine furiose Anklage ist vor allem der kolonialistischen Lebensweise, die zum Leidwesen aller auch heute noch gepflegt wird. Doch dies ist nur der äußere Anschein. Es geht vor allem um eine innere Anschauung, damit man die Welt in sich erkenne, sie verachte und aus Liebe zum Herrn fliehe. Der Geist Gottes im Menschen soll erweckt werden.

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Inhalt

Vorwort

Erste Stunde

Leichtsinn und Gewissensschwäche

Die Gottheit sei ein Tyrann. Wie aus Menschen Verbrecher werden. Entstehung von Schismen und Sekten.

Zweite Stunde

Folgen des Leichtsinns

Asien. Die Burg des Brama. Überall Tyrannei. Der gepredigte Gott ist der Satan

Dritte Stunde

Fruchtlose Bemühungen

Afrika. Der Abgott Mohammed. Raub, Mord, Sklaverei und Tyrannei überall. Letzte unverdorbene Menschen in Zentralafrika. Gräuel des Sklavenhandels.

Vierte Stunde

Die große Not

Atlantik. Entdeckungsreisen. Blutdurst der sogenannten Christen. Gewinnsüchtige Aufbringung eines Sklavenschiffes.

Fünfte Stunde

Versklavung

Nordamerika. Sklavenhandel unter einer moralischen Politik. Gräuel der Sklaverei auf einer Zuckerplantage.

Sechste Stunde

Hunger und Verderben

Beladung eines Zuckerschiffes. Schiffsuntergang. Kannibalismus. Ein englischer Verbrecher-Transport. Die unschuldig Deportierte.

Siebte Stunde

Der arge Dienstgeber

Australien. Die Verbrecher-Kolonie Botany Bay. Beschreibung des Landes. Habsucht der Kolonisten.

Achte Stunde

Das Äußere

Pazifische Inseln. Ausbeutung und Misshandlung der gutmütigen Inselbewohner.

Neunte Stunde

Das Innere

Japan. Abkapselung und Zustand des Staates. Menschenopfer. Christenverfolgung. Nachtrag.

Zehnte Stunde

In Todesnähe

Europa und Russland. Das entartete Christentum. Erläuterung zum zweiten Gesicht. Zweck dieser Schrift.

Elfte Stunde

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Rückblick auf die vorherigen Stunden.

Zwölfte Stunde

Der große Schöpfungsmensch und seine Rückkehr.

Zwölfte Stunde (Fortsetzung)

Die „Lumpen“ des verlorenen Sohnes.

Über diese Edition

Vorwort

Das außergewöhnliche Buch „Die zwölf Stunden“, im Jahr 1841 Jakob Lorber offenbart, gleicht einem zwölfstündigen Vortrag, wobei Sich der an der Tafel (im Geiste) Vortragende als Gott Selbst zu erkennen gibt, und Seine Zuhörer, zu denen sich auch der geneigte Leser zählen darf, als Seine Kinder bezeichnet. Es geht um ein Thema, das zwar klein erscheint, aber doch so atemberaubend und anspruchsvoll ist, dass sogar Erzengel zu einem, der darüber alles wüsste, in die Schule kämen.

Unser göttlicher Vortragender beginnt mit einer Schilderung der Welt des 18. und 19. Jahrhunderts im natürlichen und geistigen Sinn. Die ersten zehn Stunden entfalten ein apokalyptisches Bild, das die Abgründe der menschlichen Seele beschreibt – eine kaum erträgliche Schilderung von Tyrannei, Sklaverei und Gräueln aller Art. Im natürlichen Sinn ist es eine furiose Anklage vor allem der kolonialistischen Lebensweise der Europäer und Nordamerikaner, die zum Leidwesen aller auch heute noch gepflegt wird, zunehmend auch von anderen Völkern, nur besser kaschiert als früher. Der Einwand, die Dinge seien heute besser als vor 200 Jahren, übersteht keine kritische Prüfung: Man findet dasselbe, und sogar noch Schlimmeres, nicht nur im geistigen Sinn, auch im natürlichen. Auch im 21. Jahrhundert werden Menschen auf bestialische Weise ermordet, grausam gefoltert und misshandelt. Mit den Terroranschlägen auf wehrlose und unschuldige Menschen wurde sogar ein Tiefpunkt erreicht, den es früher so nicht gab. Nach wie vor bestehen brutale Tyranneien vor allem in Asien und Afrika. Auch Sklaverei findet sich, wohin man blickt. Für einen Europäer werden im Schnitt über dreißig Erwachsene und Kinder zur Arbeit gezwungen. Usbekische Kinder pflücken Baumwolle für billige Kleidung, indische Kinder produzieren alle möglichen Waren unter gesundheitsschädlichen Bedingungen und im Kongo schürfen sie Rohstoffe für das neueste Smartphone. Jeder kann sich individuell ausrechnen lassen, wie viele Menschen für seinen Konsum ausgebeutet werden auf www.slaveryfootprint.org.

Zugleich sind die Neokolonialisten in den allermeisten Fällen selbst alles andere als frei: nie genug Geld, nie genug Zeit, den zu hohen Anforderungen nie genügend, hilflos und verloren, gefangen in einem System, wo jeder Unmengen an Geld ranschaffen muss, um einen gewissen Standard zu halten, um den Job zu behalten und machen zu können, was alle machen. Die Burn-out-Gesellschaft. Wer aus diesem unlauteren System fliehen will, der stellt fest, dass der Planet keinen Ausgang kennt. Wer sich auf keine Kompromisse einlassen will, endet im Elend oder im Gefängnis. Selbst wenn man sich des bodenlosen Unsinns bewusst ist, der die Welt erfüllt, ist man gezwungen, ihn zu ertragen. Wenn nötig, wird man sogar mit Gewalt wieder in die Gesellschaft eingefügt. Die Themen der ersten zehn Stunden von „Die zwölf Stunden“ gehören also durchaus nicht der Vergangenheit an, auch wenn sich die äußeren Formen geändert haben. Doch das ist nur der Auftakt. Der tiefe Sinn der ersten zehn Stunden wird erst in der elften und zwölften Stunde erschlossen.

Kein Wunder also, dass dieses Buch Anstoß erregt hat. Der besonders dem Herrn hingegebene Verleger Johannes Busch stand noch dafür ein, doch schon sein Nachfolger, Friedrich Landbeck, fand die Bilder zu drastisch für die seiner Beobachtung nach immer empfindlicher oder reizbarer werdende Menschheit, weshalb er eine zeitgemäße Revision als notwendig erachtete. Lange waren „Die zwölf Stunden“ überhaupt nicht mehr im regulären Buchhandel erhältlich und wurden sogar bei Auflistungen der Lorberwerke weggelassen.

Um ein Werk wie dieses zu verstehen, ist es notwendig, die Natur von Offenbarungswerken zu kennen: Diese sind zumeist eine Mischung von natürlichen und geistigen Inhalten. Die primären geistigen Inhalte werden in sekundäre natürliche Bilder gehüllt. Die Sache verhält sich wie mit dem Wein: Dieser besteht aus einer natürlichen und geistigen Komponente; wesentlich ist die geistige. Ohne die geistige Komponente wäre Wein nur Fruchtsaft, wäre ein Offenbarungswerk nur wie ein Buch über Naturkunde, Geschichte, Theologie, Philosophie usw. Wie der Wein können auch Offenbarungswerke verschieden stark sein. Die minder geistigen berücksichtigen die Naturerscheinungen stärker und erregen daher wenig Widerstand bei Naturkundigen und Buchstabenreitern. Bei zunehmender geistiger Stärke aber wird auf die Naturerscheinungen und ihre zeitweiligen Bestände und Veränderungen weniger bis gar keine Rücksicht genommen. Da kommt dann zunehmend der Vorwurf von ganz oder überwiegend naturmäßigen Menschen, der Prophet sei verrückt und rede Unsinn.

Gott ist Geist und daher spricht Er in der Sprache des Geistes, der sogenannten Entsprechungen. Würde Gott rein geistig anstatt geistig und natürlich gemischt mit uns sprechen, könnten Ihn nur sehr wenige Menschen richtig verstehen. In die pur geistige Richtung gehen z. B. Jesaja und die Offenbarung des Johannes. Die gegebenen Bilder entsprechen dann nicht mehr der erfahrbaren Realität, obwohl sie natürliche Dinge zu schildern scheinen. Zum großen Bedauern der Panikpresse werden wir schwerlich je ein Tier aus dem Meer steigen sehen, das zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen hat. (Off. 13, 1) Bei „Die zwölf Stunden“ geht es vor allem um die innwendigen Verhältnisse der Erde, weniger die äußeren, eine innere Anschauung, damit man die Welt in sich erkenne, sie verachte und aus Liebe zum Herrn fliehe. Hier, o Mensch, erschau dein zweitgefallenes irdisches Selbst! Es geht um die Erweckung des Geistes Gottes im Menschen, die einer demutsvollen Selbsterkenntnis bedarf.

Der Text dieser Ausgabe wurde anhand der Erstausgabe aus dem Jahr 1864 überprüft, originalgetreu restauriert und in die neue Rechtschreibung übertragen. Details dazu finden Sie im Anhang. Der Erlös des Buchverkaufs wird für die Neuauflage weiterer Lorberwerke in überprüfter und originalgetreu restaurierter Fassung verwendet. Wenn Sie mehr über dieses Projekt erfahren möchten oder mithelfen wollen, besuchen Sie bitte die Website www.jakob-lorber.at.

Wolfgang Burtscher

Kapitel 1

Erste Stunde

Leichtsinn und Gewissensschwäche

Die Gottheit sei ein Tyrann. Wie aus Menschen Verbrecher werden. Entstehung von Schismen und Sekten.

In der sogenannten bessern und gebildeten Welt, wo besonders die christliche Religion unter verschiedenen Sektenformen gang und gäbe ist, wird die Moral meist nur also gepredigt, wie sie in politischer Hinsicht den Machthabern entweder in weltlichen oder in geistlichen Dingen gerade am zweckdienlichsten ist.

Es wird dem Volk eine graue Kenntnis Gottes beigebracht, nicht darum, dass sie Selben erkennen und lieben, sondern nur als den unerbittlichsten Tyrannen aller Tyrannen unermesslich fürchten sollen; und so wird die Gottheit nur als eine Geisel gepredigt, die noch fruchten soll, wenn alle andern Geiseln schon fruchtlos geworden sind.

Statt dass die Gottheit dem Volk zum allerhöchsten Trost bekannt gegeben werden möchte, wird sie demselben nur gegeben als ein Etwas, das nichts zu tun hat, als in jeder Minute Milliarden von solchen moralisch verdorbenen und ungehorsamen Kindern ins ewige Feuermeer unwiderruflich zu verdammen.

Und so seht euch ein wenig um —, erblickt die zahllosen Kerker, die alle voll angefüllt sind mit allerlei moralischen Verbrechern, und wie von Minute zu Minute diese Kerker immerwährend einen großzähligen Zuwachs bekommen, dass, wenn diese Kerker auf einem Punkt vereinigt wären, ihr glauben müsstet, die ganze Generation der Erde wird sich in wenigen Jahren bequemen müssen, allda hinein zu marschieren.

Und fragt, was geschieht denn nun diesen Menschen, die da hinein kommen? Da seht nur ein wenig her gegen Morgen; seht, da stehen schon eine Anzahl totenbleicher Scharen, umgeben von allerlei bewaffneten Menschen und giftigen Richtern und seht weiter da eine Anzahl Mordinstrumente, mit denen diese Unglücklichen hingerichtet werden. Allda seht ihr brennende Scheiterhaufen, Galgen, Schafotte und vielerlei andere Mordinstrumente. Seht, das ist die letzte Besserungsanstalt für solche moralischen Verbrecher!

Nun werdet ihr fragen, was haben denn alle diese angestellt? Ja, sage Ich, es gibt darunter Mörder, Räuber, Diebe, Überläufer und Aufwiegler des Staates. Es gibt ferner noch eine Menge Menschen, die durch allerlei Betrügereien dem Staat großen Schaden gebracht haben; darunter, die sich gegen eine oder die andere politische oder auch moralische Anordnung schwer verstoßen haben. Seht, da sind sonach die Verbrechen dieser Unglücklichen aufgedeckt, insoweit dieselben als wenigstens ein scheinbarer Grund dienen können.

Nun aber wollen wir eine weitere Frage tun, und fragen: Worin liegt denn der Grund, dass diese Menschen zu solchen Verbrechern geworden sind? Und so ihr auch jemand andern fragen möchtet um diesen Grund, so werdet ihr sicher keine andere Antwort bekommen, als: Der Grund liegt entweder in der vernachlässigten Erziehung, oder, was ohnedies ein und dasselbe ist, es waren schon ihre Eltern, Vor- und Ureltern also gestaltet.

Ich frage aber wieder, woran lag es denn, dass diese Menschen eine so schlechte Erziehung erhielten, ja dass man in der Erziehung eine ganze Generation vernachlässigt hat? Ihr dürft gar nicht weit greifen, und die Antwort wird sich euch von selbst aufdrängen: Der Hauptgrund ist kein anderer als die Politik, vermöge welcher die machthabende Menschenklasse sich um nichts so sehr kümmert, als dass die Untergeordneten ja so viel als möglich in aller Dunkelheit gehalten werden möchten, in der Furcht, wenn das Volk nähere Aufschlüsse über Mich und dadurch auch über seine eigene Bestimmung erhalten möchte, es da mit ihrer Macht und ihren zeitlichen Einkünften bald ein Ende haben dürfte.

O, diese Narren! Sie sollten nur hinblicken auf Meinen David, der selbst ein König und ein Prophet, und als solcher ein großer Volkslehrer war, und sie würden alsobald ersehen, dass ein Volk, das Gott und Seine Bestimmung erkennt, auch ein Volk ist voll Gehorsams und guten Willens;

und Tausende können mit einer Federflaume leichter regiert werden, als zehn finstere Dümmlinge, die von Mir keine andere Vorstellung haben, als jene eines vielleicht existierenden Tyrannen, oder eines Wesens, das früher (zuvor, d. Ed.) seinem Gläubigen gleich einem Vampyr den letzten Blutstropfen ausgesaugt, bis es ihn endlich mit dem ewigen Leben, auf einer lichten Wolke ewig kniend und anbetend, beseligt.

Seht, ist es da nicht leicht zu begreifen, dass Menschen sich von einem solchen bösartigen Gott so viel als möglich loszumachen suchen? Und wenn sie auch noch irgend Religion besitzen, so besteht diese in einer puren Zeremonie, und diese nur aus rein göttlichen Rücksichten.

Die Folge davon war schon im Anfang keine andere, als dass der weltsüchtigere Teil sich endlich von aller Religion und was immer für einer christlichen Gotteslehre, wie ihr zu sagen pflegt, aus dem Staub gemacht hat.

Andererseits entstanden Kirchentrennungen und Sektierereien, und zwar durch Männer, die mehr oder weniger die Torheit einer solch gepredigten Gottheit einsahen, und gewisserart in ihrem Geiste sagten: Hört, mit der Gottheit, wie sie da gelehrt wird, ist ja rein nicht auszukommen; wir wollen daher die reine Lehre selbst zur Hand nehmen, sie näher prüfen, und sehen, ob der Gottheit nicht irgend bessere Seiten abzugewinnen sind?

Und sie fanden in solcher Prüfung auch wirklich, dass Ich denn doch kein solcher Tyrann bin; vergaßen aber auf der andern Seite, dass Ich dessen ungeachtet Gott bin, und nahmen dann Meinen Willen ebenfalls zu lau; andere setzten Mich wieder so hoch hinauf, und philosophierten sich auf diese Weise jede Handlung, die in ihrer Natur nur irgend eine Anregung findet, für gerecht und vollends Meinem Willen gemäß, in der irrigen Idee, dass, was immer da ihnen durch den törichten Sinn fährt, ein Wille von Mir sei, und so entstanden anstatt der alten Torheit eine Menge Albernheiten und göttliche Begriffsverschiedenheiten, dass es sich wahrhaft nicht der Mühe lohnt, sie für euch aufzuzählen.

Der Grund von allem dem war und ist kein anderer, als, wie schon oben bemerkt wurde, teils die moralische Politik, hauptsächlich aber die Trägheit und auch Furcht bei den Menschen, die vorgezeichneten Wege zum ewigen Leben im Ernst zu ergreifen; denn wahrlich sage Ich, wer Mein Reich nicht nimmt, wie Ich es verkündigt habe, der wird es nicht erhalten, und sollte er auch alle Sekten in sich vereinigen, oder unter allen Sekten stehen; denn Ich allein bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Kapitel 2

Zweite Stunde

Folgen des Leichtsinns

Asien. Die Burg des Brama. Überall Tyrannei.

Der gepredigte Gott ist der Satan.

Da seht her auf die Tafel; seht, das Land, was vor euch ausgebreitet liegt, ist Asien. Seht da die Völker, wie sie samt und sämtlich mit dem dichtesten Schleier umhüllt durcheinander rennen, und nichts als Wehklagen über Wehklagen aus ihrer hohlen Brust ausstoßen.

Hier ist nichts zu finden als das krasseste Heidentum, und wenn auch noch hie und da eine christliche Schar zu Mir betet, wie sich auf dem Bild darstellt durch die kleinen nackten und blutenden Menschengruppen. Da seht hübsch in der Mitte von Asien eine riesenhafte Burg im Hochland; es ist die Burg des Gottes Brama. Seht, dieser stellt es recht an, denn er versteht die Kunst, sogar die Könige zu prellen, und sie mit Dreck zu füttern.

Niemand darf sich seiner Burg auf eine Stunde Weges nähern. Wehe dem Frevler; denn die Engel dieses Gottes stehen an allen Enden Wache haltend, als Herren über Leben und Tod.

Wer da hinkommt in die Nähe, und bringt Gold und Edelsteine, fette Ochsen, Kühe, Kälber und Schafe, dem tun die Engel nichts, sondern sie nehmen das Opfer in Empfang, und der Geber wird bloß mit 50 bis 100 Bambusstreichen entlassen.

Ihr werdet meinen, das sei etwas Arges. O nein, sage Ich; wer immer da zurückkommt, und zeigt seinen von den Engeln blau geschlagenen Rücken, dem wird selbst göttliche Verehrung erwiesen, und es ist ihm ein Leichtes, sich durch diese Quittung die bedeutendsten Staatsämter zu verschaffen.

Allein es ist nicht das Einzige, was solchen Gebern widerfährt; denn kommt da jemand nicht recht tüchtig beladen und bepackt, so wird zwar die Gabe auch angenommen, aber der Geber wird nicht geprügelt, sondern wird von den Engeln mit allerlei andern schauerlichen Bußen belegt, welche Bußen von der Art sind, dass sie hier erzählt beinahe unglaublich oder wenigstens im höchsten Grad lächerlich klingen müssten.

Dass z. B. jemand Jahre lang auf einem Fuß unter einem Baum stehen muss, ist nur eine Kleinigkeit; denn diese Engel sind in dergleichen Bußwerken so erfinderisch, dass ihr, gäbe Ich sie euch auch alle kund, selbst Mir hart glauben würdet.

Ihre Grausamkeit hat in dieser Hinsicht keine Grenzen; und doch ist ihre Verfassung überall so proklamiert, dass niemand nach ihrer Lehre die ewige Seligkeit erlangen könne, wenn er diesem Brama wenigstens nicht einmal in seinem Leben ein tüchtiges Opfer dargebracht hat.

Allein solche Opfer sind noch nicht alles, was dieser Brama von seinen Gläubigen verlangt; er verlangt auch Menschenopfer. Fürs Erste muss ihm jedes Weib nach dem Tod des Mannes geopfert werden, fürs Zweite müssen ihm jährlich Mädchen und Knaben geopfert werden, d. h., die Mädchen dürfen nicht unter zwölf, aber auch nicht über vierzehn Jahre alt sein; Knaben aber müssen schon im sechsten Jahre ihres Alters geopfert werden.

Es versteht sich von selbst, dass die Mädchen von der ausgezeichnetsten Schönheit und die Knaben von der frischesten Gesundheit sein müssen. Wer von den Eltern ein solches Opfer darbringt, nebst noch einer andern bedeutenden Aussteuer dazu, der kann sich dann zwei Dinge erbitten, nämlich dass er fürs Erste einen sogenannten Ablass von allen seinen Kindern erlangt, und ihm alle Bußwerke erlassen werden, oder er kann sich auch, was eine besondere Begünstigung ist, von den Engeln alsogleich von seinem Körper entbinden lassen, um auf diese Weise höchst zuverlässig zu seiner Seligkeit zu gelangen.

Ein anderes Begnadigungsmittel ist noch das, dass, so jemand ein hübsches junges Weib genommen hat, so darf er dieselbe nicht eher berühren, sondern wenn er diese Gnade erhalten will, so muss er sie an die Grenze, da die Engel Wache halten, hinbringen. Allda muss sie sich im Angesicht der Engel ganz nackt ausziehen, in ein schon dazu bereitetes Bad steigen, und sich da waschen, und wenn sie aus dem Bad kommt, sich dann festlich schmücken, und sich von dem Wache habenden Engel drei Nächte hindurch beschlafen lassen.

Wenn sie dann zurückkommt, ist sie dann auch hinreichend gesegnet; und dieser Segen kann eine solche Wirkung haben, dass sie, falls der Gatte früher stürbe, sich nicht zu verbrennen braucht, sondern kann entweder eine andere Person für sich verbrennen lassen, oder sich vor dem Verbrennen mittelst einer bedeutenden Opferung gänzlich verwahren.

Ja, es gehen die Narrheiten oft noch weiter; so ist unter anderem auch das eine besondere Begünstigung, welches aber nur dann vollzogen wird, wenn das dafür entsprechende Opfer verabfolgt wurde, dass einem von 1 bis 3 Jahre alten Mädchen von einem solchen Engel die Schamlippen bis auf eine kleine Öffnung zusammengenäht werden, zur Verwahrung der Keuschheit, und wenn dann ein solches Mädchen mannbar geworden ist, so wird sie dann wieder hingebracht, und ein solcher Engel macht dann wieder ihrer Mannbarkeit Luft; anderer Torheiten ohne Zahl nicht zu gedenken, die da gang und gäbe sind.

Seht, solchem Unsinn muss Ich schon beinahe in das dritte Jahrtausend zusehen, wie dieses verruchte Volk im Besitz von der alten noch vorsündflutlichen Religion, davon ihr jetzt schon einige Kenntnisse habt, solchen unaussprechlichen Unfug treibt! — Da seht her am Ende der erleuchteten Tafel: Seht, eine Sanduhr ist es, und wenige Körnchen nur sind noch zum Falle übrig.