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Seit drei Jahren ist Salli Haslinger mit ihrem Mann David verheiratet. Die beiden wünschen sich schon seit Längerem ein Kind, aber der gewünschte Nachwuchs will sich bis jetzt einfach nicht einstellen. Natürlich hat sie sich auch schon bei ihrem Hausarzt Dr. Stefan Frank durchchecken lassen, doch der konnte nichts entdecken, was für die ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich sein könnte.
Allerdings ist dies nicht die einzige Sorge, die Salli quält. Schlimmer als alles andere ist etwas Furchtbares, was ihr Mann ihr regelmäßig antut: Immer wieder wird er von einem unbezähmbaren Jähzorn übermannt, der ihn dazu bringt, gewalttätig zu werden.
Salli schämt sich dafür, dass ausgerechnet ihr so etwas passiert, und so tut sie alles, um vor der Außenwelt zu verbergen, was bei ihr zu Hause vor sich geht.
Einzig Stefan Frank scheint zu ahnen, dass irgendetwas seine Patientin bedrückt. Und nach einem Blick auf ihre dunklen Blutergüsse weiß der erfahrene Mediziner augenblicklich, womit er es hier zu tun hat. Aber wie kann er Salli dazu bringen, sich helfen zu lassen? Die junge Frau macht ihm nämlich unmissverständlich klar, dass sie gar nicht daran denkt, ihren Ehemann zu verlassen ...
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Seitenzahl: 128
Cover
Impressum
Geheime Sorgen und kein Ausweg
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/Dean Drobot
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-5233-7
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Geheime Sorgen und kein Ausweg
Nur Dr. Frank fand heraus, was die schöne Frau verbarg
Seit drei Jahren ist Salli Haslinger mit ihrem Mann David verheiratet. Die beiden wünschen sich schon seit Längerem ein Kind, aber der gewünschte Nachwuchs will sich bis jetzt einfach nicht einstellen. Natürlich hat sie sich auch schon bei ihrem Hausarzt Dr. Stefan Frank durchchecken lassen, doch der konnte nichts entdecken, was für die ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich sein könnte.
Allerdings ist dies nicht die einzige Sorge, die Salli quält. Schlimmer als alles andere ist etwas Furchtbares, was ihr Mann ihr regelmäßig antut: Immer wieder wird er von einem unbezähmbaren Jähzorn übermannt, der ihn dazu bringt, gewalttätig zu werden.
Salli schämt sich dafür, dass ausgerechnet ihr so etwas passiert, und so tut sie alles, um vor der Außenwelt zu verbergen, was bei ihr zu Hause vor sich geht.
Einzig Stefan Frank scheint zu ahnen, dass irgendetwas seine Patientin bedrückt. Und nach einem Blick auf ihre dunklen Blutergüsse weiß der erfahrene Mediziner augenblicklich, womit er es hier zu tun hat. Aber wie kann er Salli dazu bringen, sich helfen zu lassen? Die junge Frau macht ihm nämlich unmissverständlich klar, dass sie gar nicht daran denkt, ihren Ehemann zu verlassen …
„Bitte, bitte, bitte.“ Leise murmelte Salli Haslinger die Worte vor sich hin. Sie zwang sich, nicht ständig zu dem weißen Stäbchen zu blicken, das ihr Leben verändern sollte. Es lag auf dem Rand des Waschbeckens, während der Kurzzeitwecker tickte. Fünf Minuten dauerte es, bis der Test ein Ergebnis lieferte. Schwanger oder nicht schwanger.
Sallis Herz flatterte in ihrer Brust wie ein gefangener Schmetterling. Sie öffnete das Badezimmerfenster und zupfte einige welke Blüten von den Geranien ab, die in dem Blumenkasten blühten.
Hoffentlich, hoffentlich ist der Test diesmal positiv, bangte sie. David ist immer so enttäuscht, wenn wieder ein Monat herum ist und sich kein Baby bei uns anmeldet. Ich bin jetzt drei Tage überfällig. Außerdem scheinen meine Brüste zu spannen. Ein bisschen jedenfalls. Es fühlt sich anders an als sonst. Vielleicht hat es endlich geklappt …
Oh! Erschrocken hielt sie inne. Etliche intakte Blüten hatten daran glauben müssen, weil sie in Gedanken war. Hastig schloss Salli das Fenster wieder, warf ihre Ausbeute fort und begegnete dabei ihrem Spiegelbild: braune Augen voller Fragen, eine zierliche Figur und nussfarbene Haare, die sie der Hitze wegen mit einer silbrigen Spange im Nacken aufgesteckt hatte. Ein Erbteil ihrer Mutter.
Das Zeichentalent war ihr von ihrem Vater in die Wiege gelegt worden. Er malte Comics, die Kinder und Jugendliche mit großem Vergnügen lasen. Salli dagegen malte lediglich in ihrer Freizeit.
Der Kurzzeitwecker klingelte und bewegte sich vibrierend auf dem Waschbeckenrand. Endlich!
Salli holte tief Luft und griff nach dem Test.
Nur ein Streifen zeichnete sich in dem Prüffeld ab.
Es fühlte sich an, als würde ihr jemand in die Magengrube boxen. Ein Streifen bedeutete, dass der Test zwar funktionierte, aber kein Schwangerschaftshormon in ihrem Urin festgestellt worden war. Salli kniff die Augen zusammen und schaute genauer hin. Zeichnete sich nicht doch eine Linie im zweiten Fenster ab? Ganz zart rosa? Sie beugte sich vor und drehte den Test ins Licht. Ein Hauch Hoffnung?
Nein. Ihr Herz sank. So sehr sie es sich auch wünschte, auf dem Teststreifen mehr als nur eine rosa Linie zu sehen, da war keine. Sie war nicht schwanger. Schon wieder nicht. Enttäuschung flutete ihr Herz. Gepaart mit einem flauen Gefühl.
Das würde David nicht gefallen. Sie waren seit mittlerweile drei Jahren verheiratet und sehnten sich nach einer Familie. Dazu gehörten auch Kinder. Am liebsten hätten sie zwei gehabt. Sie waren perfekt darauf vorbereitet. Ihr Mann arbeitete als Geschäftsführer in einem großen Münchner Automobilwerk. Sie hatten ein bezauberndes Haus in einer ruhigen Wohngegend im Süden von München.
Salli hatte ihr Studium nach der Hochzeit an den Nagel gehängt, um ein behagliches Zuhause zu schaffen. Das Nest für ihren kleinen Liebling war bereit. Warum nur wollte es nicht endlich mit einer Schwangerschaft klappen?
Salli wünschte sich eine große Familie. Sie selbst hatte seit dem Tod ihrer Mutter nur noch ihren Vater. Geschwister, Tanten oder Großeltern gab es keine mehr. Ihr Vater war nach dem Verlust seiner Frau am Boden zerstört gewesen. Jetzt, eine halbe Dekade später, hatte er ein neues Leben in Spanien angefangen. Er lebte auf einer Finca und arbeitete von dort aus. Salli war froh, dass er sich wieder gefangen hatte, aber es verging kein Tag, an dem sie ihn nicht vermisste. Handynachrichten und Videoanrufe waren nur ein schwacher Ersatz für Nähe.
Mit einem leisen Seufzen warf Salli den Test weg. Danach lenkte sie ihre Schritte in die Küche und stellte Teller, Besteck und Gläser auf ein Tablett, das sie hinaus in den Garten brachte. Sie deckte den Tisch für das Abendessen im Freien. Ein großer Sonnenschirm spendete angenehmen Schatten. Das war auch nötig. Obwohl es auf den Abend zuging, war es im Freien noch immer drückend heiß. Der Sommer schien eine Hitzeglocke über ihre Heimatstadt gestülpt zu haben.
Salli pflückte einige Sommerblumen im Garten und stellte sie in eine weiße Vase auf dem Gartentisch. Spatzen lärmten in der mannshohen Gartenhecke, und von ihrem Kräuterbeet kam der würzige Duft von frischem Grün. Salli werkelte gern draußen. Es war ihr eine große Freude, wenn alles grünte und spross.
Jetzt, im Sommer, lieferte der Garten viele frische Zutaten für ihre Küche. Die Zutaten für den bunten Sommersalat, den sie für das Abendessen vorbereitet hatte, stammten überwiegend aus eigenem Anbau. Dazu hatte sie ein Olivenbrot gebacken. Bei dieser Hitze war das genau das Richtige.
„Hallo, Liebling.“ Unbemerkt war David nach Hause gekommen. Er trat durch das Gartentor und schloss es hinter sich, ehe er Salli in den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die roten Lippen drückte.
„Du bist ja schon da.“ Salli zog hastig ihre Spange aus den Haaren und schüttelte sie aus.
„Und ich habe dir etwas mitgebracht.“ Ihr Mann überreichte ihr ein Päckchen, das in grünes Papier gewickelt und mit einer Lavendelrispe geschmückt war. David Haslinger war ein Karrieremensch, und das sah man ihm auch an: Sein dunkler Anzug saß selbst nach dem langen Arbeitstag faltenfrei. Er hatte sich nur den Luxus erlaubt, die Krawatte abzunehmen und sein weißes Hemd am Kragen zu öffnen.
Seine blonden Haare waren kurz geschnitten, und seine sportliche Statur verriet, dass er jeden Morgen eine Stunde auf dem Laufband verbrachte. Er hatte Betriebswirtschaft studiert und als Aushilfe bei einem Automobilhersteller angefangen. Mit harter Arbeit und Ehrgeiz hatte er sich hochgearbeitet und war nun auf dem besten Weg, das Zweigunternehmen zu leiten.
Salli löste das Band von ihrem Geschenk. Als sie das Papier zur Seite schob, fand sie darunter einen neuen Kasten mit Aquarellstiften in allen nur erdenklichen Farben.
„Gefallen sie dir? Die Verkäuferin meinte, die Stifte wären von bester Qualität.“
„Sie sind wunderbar.“ Salli drückte das Geschenk an ihre Brust. „Ich danke dir sehr. Ich freue mich!“
„Das war der Plan.“ Ihr Mann lächelte zufrieden. „Und wie war dein Tag?“
„Oh, eigentlich wie immer. Ich habe die Wäsche gemacht und Brot für uns gebacken. An der Straßenecke hat ein Bioladen aufgemacht. Sie haben ein breitgefächertes Angebot. Alles bio. Dort werde ich bestimmt öfters einkaufen gehen.“
„Mach das. Das hört sich toll an.“
„Die Sachen sind allerdings teurer als im Supermarkt.“
„Dafür sind sie auch gesünder. Kauf ruhig dort ein, Salli. Meinen Segen hast du. Gibt es sonst noch etwas Neues?“
„Unser Briefträger fährt für zwei Wochen in die Lüneburger Heide in den Urlaub. Dann bekommen wir eine Vertretung.“ Salli grub die Zähne in die Unterlippe und stockte, ehe sie fortfuhr. „Außerdem habe ich den Schwangerschaftstest gemacht. Er war leider wieder negativ.“
Ihr Mann stieß einen Fluch zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. Enttäuschung glomm in seinen Augen auf.
„Du solltest wirklich deinen Arzt wechseln, Salli. Offenbar stimmt mit seiner Diagnose etwas nicht. Er behauptet, dass du kerngesund bist. Wenn das stimmen würde, wärst du längst schwanger.“
„Nicht unbedingt. Es …“ Sie zögerte, aber der Verdacht brannte inzwischen schon so lange auf ihrem Herzen, dass er sich nun endlich Bahn brach. „Es könnte auch an dir liegen.“
„An mir? Das ist völlig ausgeschlossen. Die Männer in meiner Familie haben durchweg mehrere Kinder gezeugt. Wir sind alle überaus fruchtbar. Das steht fest.“
„Es könnte ein organisches Problem sein. Du solltest dich auch untersuchen lassen. Dann hätten wir Gewissheit.“ Die Worte waren kaum heraus, als Salli sie bereits bereute.
Im Gesicht ihres Mannes wetterleuchtete es, als hätte sie ihm soeben unterstellt, einen Welpen vergiftet zu haben.
„Nur weil du dich ein paar Semester an der medizinischen Fakultät herumgetrieben hast, bist du noch lange keine Ärztin“, polterte er. „Ich weiß, dass es nicht an mir liegt, also unterstell mir nichts, das nicht wahr ist.“ Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
Sallis Herz wummerte mit einem Mal heftig gegen ihre Rippen. Etwas braute sich über ihr zusammen. Das spürte sie.
Und da kam es auch schon …
„Nicht zu fassen, dass du behauptest, es würde an mir liegen, dass wir kein Baby bekommen. Reicht es nicht, dass ich mir Sorgen um die Firma machen muss? Die Lage ist nicht gerade rosig für uns Autobauer. Es heißt, es würde Einsparungen geben. Stellenstreichungen. Auch bei den leitenden Angestellten. Du hast keine Ahnung, unter welchem Druck ich stehe.“
Er schüttelte ungeduldig den Kopf.
„Jeder Handgriff, jede Entscheidung muss perfekt sein, um ja keinen Kündigungsgrund zu liefern. Du sitzt den ganzen Tag behütet daheim. Auf mir dagegen lastet eine immense Verantwortung. Und dann muss ich mir noch Vorwürfe von dir anhören.“
„Aber …“ Sie biss sich hastig auf die Lippen, um den Einwand zurückzuhalten. Widerworte mochte ihr Mann nicht. Da war er empfindlich. Doch es war bereits zu spät. Sein Gesicht lief dunkelrot an. Sein Jähzorn kochte hoch. Er fühlte sich unverstanden, und das gefiel ihm nicht.
Er brüllte etwas, was sie nicht verstand. Und schneller, als sie sich wegducken konnte, fuhr seine Hand auf sie nieder. Sallis Kopf wurde zur Seite gerissen. Sein Geschenk flog im hohen Bogen ins Gras. Sie taumelte, sah den Rasen auf sich zukommen und spürte den harten Ruck des Aufpralls.
Kurz flackerte die Frage durch ihr Bewusstsein, was sie noch hier tat. Warum war sie nicht längst fort? Das hier, das geschah nicht zum ersten Mal! Doch David war ihre Familie. Sie mussten zueinanderhalten. Das war ihre Überzeugung. Daran klammerte sie sich wie an einen Rettungsring auf einem sturmgepeitschten Ozean.
Davids Hände prasselten auf sie nieder. Salli rollte sich instinktiv zusammen und versuchte, alles auszublenden. In Spanien musste es jetzt wunderschön sein. Noch heißer als hier vermutlich, aber wunderschön …
Endlich ließ ihr Mann von ihr ab und sah sie entsetzt an.
„Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Oh, Salli.“ Er sank auf die Gartenbank und barg das Gesicht in den Händen. Ein ersticktes Schluchzen entfuhr ihm.
Er verabscheute sich selbst für das, was er tat, das wusste sie. David brauchte sie, um nicht endgültig in dem Strudel seines Jähzorns unterzugehen. Nur sie konnte ihm helfen, das gefangene Tier in seinem Inneren unter Kontrolle zu halten. Und so richtete sie sich auf, trat neben ihn und ignorierte das Ziehen in ihrem Körper. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und murmelte beruhigende Worte.
David klammerte sich an sie wie ein Ertrinkender. Seine Augen baten sie um Verzeihung.
Salli biss sich auf die Lippen und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren.
Ihr Herz weinte jedoch bittere Tränen.
***
Das heiße Sommerwetter ging auch an Dr. Frank nicht spurlos vorüber. Den ganzen Tag herrschte in seiner Praxis ein reges Kommen und Gehen. Nun, wo der letzte Patient behandelt und seine Sprechstundenhilfen heimgegangen waren, räumte er sein Sprechzimmer auf und freute sich darauf, den Feierabend in seinem Garten zu verbringen.
Zuerst würde er die Rosen gießen. Und danach? Ein schattiges Fleckchen, ein Glas Wein und das Studium seiner neuen medizinischen Fachzeitschrift … Ja, so stellte er sich diesen Abend vor.
Doch es kam wie so oft im Leben: Ein Anruf wirbelte seine Pläne durcheinander. Eine ältere Patientin bat ihn um einen Besuch. Sie beschrieb ihm Symptome einer Kreislaufschwäche. Das durfte er nicht auf die leichte Schulter nehmen, deshalb schloss er seine Praxis ab und machte sich auf den Weg zu ihr.
Gisela Heldt betrieb einen Souvenirladen nur wenige Straßen weiter. In ihrem Geschäft wurde alles angeboten, das Touristen im Sommer gut gebrauchen konnten: Zeitschriften, Postkarten und natürlich Andenken an ihren Besuch in München. Ihr ganzer Stolz war ein Regal mit Keramikwaren: Becher, Vasen und Milchkrüge aus der Töpferei eines Münchner Künstlers, die sie für ihn verkaufte.
Ein Glöckchen über der Ladentür kündigte sein Eintreten an. In dem Geschäft duftete es nach der Seife, die von Mönchen hergestellt wurde. Der Geruch von Lavendel, Honig und Sauberkeit war angenehm und mild.
„Frau Heldt?“ Stefan Frank sah sich suchend um.
„Ich bin hier hinten!“, kam es matt zurück. Die Stimme drang hinter dem Vorhang hervor, der die Ladenräume vom Büro trennte. Dr. Frank ging hindurch und fand die Ladeninhaberin auf einem Sessel sitzend.
Gisela Heldt war eine kleine, drahtige Frau, deren Alter man schwer schätzen konnte. Ihre Haare waren rötlich getönt. Sie trug ein grünes Dirndl mit einer weißen Schürze, und ihre braunen Augen blickten lebhaft und offen in die Welt. Wenn man sie so sah, konnte man kaum glauben, dass sie die sechzig schon lange überschritten hatte.
An diesem Abend war sie jedoch blass unter ihrem zarten Puder, und ihre Hände zitterten sichtlich.
„Frau Heldt? Was machen Sie denn für Sachen?“
„Ich wollte gerade den Ständer mit Zeitschriften von draußen hereinholen, als mir schwindlig geworden ist. Die Hitze ist nichts für mich.“ Ein leises Seufzen begleitete ihre Worte. „Plötzlich hatte ich ein schwarzes Flimmern vor den Augen, und meine Beine wurden wackelig. Ehe ich wusste, wie mir geschah, lag ich auf der Nase.“
„Lassen Sie mich einmal sehen.“ Er holte Stethoskop und Blutdruckmessgerät hervor und untersuchte sie. Nach wenigen Minuten nickte er. „Ihr Blutdruck ist zu niedrig, Frau Heldt. Sie haben einen Schwächeanfall erlitten.“
„Ich fühle mich aber schon etwas besser. Da hätte ich Sie wohl gar nicht rufen müssen, Herr Doktor. Es tut mir leid, dass ich Ihren Feierabend ruiniert habe.“
„Das haben Sie bestimmt nicht getan. Es war richtig, mich anzurufen. Während eines Schwächeanfalls ist der Blutdruck für kurze Zeit so niedrig, dass das Blut nicht schnell genug durch die Gefäße fließt. Und dann legt es einen nieder.“
„Genau so hat es sich angefühlt.“
„Der Körper reguliert sich recht gut selbst und bringt die Blutversorgung wieder in Schwung. So gesehen ist es sogar gut, wen es einen umlegt, weil das Blut in dieser Position wieder regelmäßig fließen kann. Trotzdem ist das natürlich nicht ungefährlich. Wir müssen zusehen, dass Ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt.“
Dr. Frank rückte einen Stuhl heran und lagerte die Beine seiner Patientin erhöht. Dann legte er einen venösen Zugang und ließ einen Volumenersatz in ihren Blutkreislauf tropfen.
„Das wird Ihren Blutdruck wieder hochbringen. Haben Sie Saft hier? Sie sollten etwas Süßes trinken.“
„Da drüben.“ Die Rentnerin deutete zu einem kleinen Kühlschrank, der neben ihrem Schreibtisch stand.