Dr. Stefan Frank 2420 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2420 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Während Antonia die grauen Kaschmirpullover im Regal neu sortiert, verrät das Erklingen der Türglocke, dass Kundschaft den Laden für Herrenmode besucht. Erfreut blickt die Geschäftsinhaberin auf.
Eine unglaublich attraktive junge Frau betritt das Geschäft. Freundlich fragt die Verkäuferin, ob sie helfen kann. Sucht die Dame vielleicht ein Geschenk für ihren Mann oder ihren Vater?
"Weder noch!", raunt die Fremde ihr mit einem Zwinkern zu. "Es handelt sich um meine Affäre. Ich will meinen Liebhaber mit einem ganz besonderen Kleidungsstück überraschen."

Für einen Moment schleicht sich ein ungutes Gefühl in Antonias Bauch. Sie lehnt es ab, wenn Leute ihre Partner betrügen. Aber andererseits - was geht es sie an? Sie selbst lebt in einer glücklichen Beziehung. Wenn andere ein alternatives Lebensmodell führen wollen, ist das deren Sache.
Liebenswürdig berät sie die Kundin, und dabei wird das Gespräch der beiden immer vertraulicher. Antonia ist fasziniert von dieser selbstbewussten und charismatischen Frau. Allerdings ahnt sie nicht, dass die Affäre dieser Kundin sie durchaus etwas angeht. Besagter Liebhaber ist nämlich Antonias eigener Freund ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Geliebte meines Freundes

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Sergey Nivens/shutterstock

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 9783-7325-5497-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Geliebte meines Freundes

Antonia ahnt nicht, dass ihre Kundin ihre ärgste Feindin ist

Während Antonia die grauen Kaschmirpullover im Regal neu sortiert, verrät das Erklingen der Türglocke, dass Kundschaft den Laden für Herrenmode besucht. Erfreut blickt die Geschäftsinhaberin auf.

Eine unglaublich attraktive junge Frau betritt das Geschäft. Freundlich fragt die Verkäuferin, ob sie helfen kann. Sucht die Dame vielleicht ein Geschenk für ihren Mann oder ihren Vater?

„Weder noch!“, raunt die Fremde ihr mit einem Zwinkern zu. „Es handelt sich um meine Affäre. Ich will meinen Liebhaber mit einem ganz besonderen Kleidungsstück überraschen.“

Für einen Moment schleicht sich ein ungutes Gefühl in Antonias Bauch. Sie lehnt es ab, wenn Leute ihre Partner betrügen. Aber andererseits – was geht es sie an? Sie selbst lebt in einer glücklichen Beziehung. Wenn andere ein alternatives Lebensmodell führen wollen, ist das deren Sache.

Liebenswürdig berät sie die Kundin, und dabei wird das Gespräch der beiden immer vertraulicher. Antonia ist fasziniert von dieser selbstbewussten und charismatischen Frau. Allerdings ahnt sie nicht, dass die Affäre dieser Kundin sie durchaus etwas angeht. Besagter Liebhaber ist nämlich Antonias eigener Freund …

„Stefan, du musst jetzt ganz tapfer sein!“ Alexandra Schubert sah ihren Lebensgefährten mit einer Mischung aus Ernst und Belustigung an. Er hatte das Auto eben an einer roten Ampel gestoppt. Nun wartete er geduldig auf Grün. Und er wartete auf die schockierende Ankündigung, die seine Freundin ihm offenbar gleich machen würde.

Alexandra griff nach seinem Hemdsärmel und rieb mit dem Zeigefinger sachte darüber.

„Ich weiß, dass das dein absolutes Lieblingshemd ist, Stefan!“, fing sie mit ihrer Eröffnung an. „Aber es ist inzwischen völlig ausgewaschen und verschlissen! Ich kann dich einfach nicht mehr damit herumlaufen lassen. Du bist Arzt, die Leute erwarten ein gewisses Auftreten von dir. Und das heißt leider: Dein Hemd tritt demnächst seine letzte Reise an.“

„Du sprichst doch nicht etwa vom Altkleidercontainer?“, fragte Stefan Frank entsetzt. Aber er lächelte dabei. Er wusste genau, was sie meinte. Dieses Hemd liebte er zwar über alles, aber es war nun derart oft in Gebrauch gewesen, dass der Stoff stumpf geworden war und ausfranste. Der Kragen war an der Seite eingerissen. Die Nähte gingen an diversen Stellen auf.

Alexandra hatte recht. Er musste sich wohl oder übel von seinem liebsten Hemd trennen.

Endlich schaltete die Ampel um, und Stefan gab Gas. Er lenkte den Wagen behände durch den Mittags-Verkehr, vorbei an einer Baustelle und die Hauptstraße hinunter. So würden sie auf schnellstem Weg zurück in seine Praxis nach Grünwald gelangen. Seine Mittagspause war bald vorbei, und er war kurz entschlossen mit Alexandra zum Imbiss gefahren.

Ein neues Hemd musste her, jawohl! Just als Dr. Frank den festen Entschluss gefasst hatte, sich demnächst neu einzukleiden, fuhren sie bei Männermode Stadler vorbei.

Das alteingesessene Familienunternehmen hatte bis vor Kurzem Stefan Franks Stammpatient Alois Stadler gehört, aber Herr Stadler war im Mai an einem schweren Schlaganfall gestorben. Seitdem regelte seine einzige Tochter Antonia die Geschicke des Ladens.

In der Auslage hingen Herrenhemden in allen Farben und Größen. Stefan Frank trat auf die Bremse, und der Wagen machte einen unsanften Stopp.

Alexandra gab einen leisen Schrei von sich.

„Stefan, was tust du denn da? Du kannst doch nicht einfach eine Vollbremsung hinlegen!“

Dr. Frank manövrierte das Auto in eine Parklücke.

„Kann ich doch! Ich werde Nägel mit Köpfen machen. Es stimmt ja: Ich brauche endlich ein neues Hemd! Und dieses Geschäft hier genießt mein allerhöchstes Vertrauen. Denn rate mal, wo ich mein Lieblingshemd vor vielen Jahren gekauft habe!“

Erwartungsvoll sah er seine Partnerin an. Sie lächelte.

„Doch nicht etwa bei Männermode Stadler?“ Sie deutete auf das Schaufenster vor ihnen.

Stefan Frank nickte grinsend. Sie stiegen aus, und Seite an Seite betraten sie den kleinen Laden.

Antonia Stadler, die achtundzwanzigjährige Besitzerin des Geschäfts, stand hinter dem Tresen.

„Dr. Frank!“ Ihre Augen leuchteten auf, als sie den Arzt erkannte. Jahrelang war Stefan Frank der Hausarzt ihres Vaters gewesen, und fatalerweise hatte Stefan den Schlaganfall seines Patienten sogar lange im Voraus kommen sehen. Aber Alois Stadler hatte sich mit Händen und Füßen gegen die wichtige Operation gewehrt, die Dr. Frank ihm mehrfach dringend empfohlen hatte.

Dass er dann wirklich an einem schweren Schlaganfall verstorben war, war lediglich die Konsequenz von Starrsinn gewesen.

Der Arzt und die junge Ladenbesitzerin schüttelten einander erfreut die Hände. Neugierig sah sich Dr. Frank in dem Laden um. Antonia hatte nicht sonderlich viel verändert, seit sie das Geschäft übernommen hatte.

Sie hatte für den kleinen Familienbetrieb ihre gut bezahlte Festanstellung in einer großen Modeboutique in der Innenstadt aufgegeben. Es war ihr ein großer Herzenswunsch, das Lebenswerk ihres verstorbenen Vaters fortzuführen. Aber das schien durchaus kein einfaches Unterfangen zu sein.

Es war Dienstagmittag, und der Laden war gähnend leer. Die ganze Einrichtung des Geschäfts wirkte etwas in die Jahre gekommen. Antonia hinter dem Verkaufstisch hatte deutliche Ringe unter den Augen. Es machte den Eindruck, als ob die Geschäfte nicht gerade besonders gut liefen. Umso mehr freute sich Dr. Frank über seinen spontanen Entschluss.

„Ich brauche dringend ein neues Hemd!“, erklärte er. „Am liebsten eines, das diesem hier ähnelt!“ Er zeigte auf das Hemd, das er trug. Antonia musterte es mit dem kritischen Blick einer Mode-Expertin.

„Hm …“, murmelte sie. „Diese Serie gibt es schon länger nicht mehr. Schade eigentlich, denn die Qualität war wirklich herausragend, und der Schnitt steht Ihnen außergewöhnlich gut. Aber ich denke, ich habe da etwas, was Ihnen ebenfalls gefallen wird! Es ist zwar ein anderer Stil, aber ich musste eben spontan daran denken!“

Sie verschwand mit Dr. Frank und Alexandra in den Untiefen ihres Ladens und kniete kurz darauf vor einem Regal.

„Ja, da habe ich es. Das Hemd ist von einem kleinen, feinen Betrieb in Bolivien. Es ist aus einer Mischung aus Seide und Baumwolle gefertigt. Jedes einzelne Hemd der Serie wurde von Hand gefärbt. Die Näherinnen und Färberinnen werden fair am Gewinn beteiligt. Ach ja, und es handelt sich um einen zertifizierten Bio-Betrieb!“

„Wow! Ein schönes Hemd kaufen und damit Gutes tun!“ Dr. Frank lächelte erfreut. Die kräftige Farbe des Hemdes sprach ihn direkt an. Er freute sich, dass Antonia ein ähnlich gutes Verkaufstalent wie ihr Vater war. Sie hatte sofort erkannt, auf was er Wert legte und was ihn begeistern konnte.

Er verschwand mit dem Hemd in der Umkleide. Es passte wie angegossen!

Alexandra seufzte erleichtert auf.

„Darf ich vorstellen?“, sagte sie, als Stefan die Kabine verließ und sich ihr in dem neuen Hemd präsentierte. „Wir sehen hier Stefans neues Lieblingshemd! Ich bin gespannt, wie lange er dieses am Körper tragen wird. Es kann sich auf jeden Fall schon jetzt auf zahlreiche Einsätze freuen!“

Die zwei Frauen lachten erheitert, und Stefan Frank verschwand zurück in der Umkleide.

„Darf ich es direkt anbehalten?“, fiel ihm dann ein. „Meine Patienten werden sich freuen!“

„Aber klar!“ Antonia lachte. Dann ging sie schon mal zur Kasse, um die Rechnung fertigzustellen.

Als Dr. Frank wenige Minuten später seine Kreditkarte über den Tresen schob, nutzte er den Moment, um die junge Ladenbesitzerin doch noch ein wenig auszufragen.

„Wie läuft das Geschäft?“, fragte er vorsichtig. „Ihr Vater hatte ja mit sinkenden Kundenzahlen zu kämpfen. Und seit dort vorne die Dauerbaustelle ist, umfahren viele Münchner diese Straße. Bestimmt ist es recht hart, solch einen Familienbetrieb erfolgreich zu führen!“

Antonia nickte betrübt.

„Sie sprechen mir aus der Seele, Dr. Frank!“, sagte sie. „Ich habe diese Aufgabe voller Zuversicht und Motivation übernommen. Ich war sicher, die Geschäfte im Sinne meines Vaters weiterführen zu können. Ich wollte, dass mein verstorbener Vater stolz auf mich ist!“

Nun schimmerten Tränen in ihren Augen, aber sie schluckte sie tapfer hinunter.

„Tatsache ist, dass kaum noch Kunden in die Boutique kommen“, fuhr sie fort. „Wir haben riesige Lagerbestände, die wir nicht zurückgeben können. Und das mit der Baustelle ist tatsächlich schlecht. So brechen weitere Kunden weg, die lieber im nächsten Einkaufscenter shoppen.“

Alexandra sah die junge Frau mitfühlend an. Man merkte Antonia an, wie viel ihr das Lebenswerk ihres Vaters bedeutete. Aber es waren auch Erschöpfung und Verdruss herauszuhören.

„Seit ich den Laden übernommen habe, leben wir quasi vom Gehalt meines Freundes“, beichtete Antonia etwas verschämt. „Ich bin froh, dass Mike eine recht gut bezahlte Stelle in einer Werbeagentur hat. Ohne seine regelmäßigen Einkünfte könnten wir uns das Geschäft überhaupt nicht leisten.“

„Wie schön, dass Sie einen Partner haben, der Sie finanziell unterstützt!“, erwiderte Dr. Frank. Dieser Mike war ihm auf Anhieb sympathisch. Auch wenn er ihn nicht persönlich kannte.

Eine sanfte Röte schlich sich in Antonias Gesicht. Mit einem verliebten Ausdruck sah sie auf ihre Hände.

„Ja, Mike ist sowieso in jeder Hinsicht ein Glücksgriff!“, entfuhrt es ihr. Sie sah aus wie ein verliebter Teenager. „Wir sind nun schon vier Jahre zusammen. Sobald wir wieder Land sehen, wollen wir heiraten. Natürlich denken wir auch über Kinder nach. Er ist mein absoluter Seelengefährte. Er ist der Mann, mit dem ich alt werden will.“

Sie seufzte.

„Aber es fällt mir schwer, ihm derart auf der Tasche zu liegen. Und er steht enorm unter Druck. Mike weiß, dass an seinem Einkommen alles hängt. Er ist aber noch in der Probezeit. Und er hat furchtbar Angst, dass es am Ende mit einer Festanstellung doch nicht klappen könnte.“

Stefan lauschte mit gemischten Gefühlen. Die Arbeitswelt heutzutage war ein unerbittlicher Kriegsschauplatz geworden. Zumindest kam es dem Grünwalder Arzt hin und wieder so vor. Wie viele seiner Patienten kamen mit Burn-Out zu ihm! Oder sie wandten sich an ihn, weil sie auf der Arbeit gemobbt wurden!

Die Menschen fühlten sich überfordert und gelangten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Viele brachen unter dem steten Druck früher oder später einfach zusammen. Ja, Stefan konnte in etwa erahnen, wie angespannt dieser Mike war. Schließlich ging es nicht nur um ihn, sondern auch um seine Freundin, den Familienbetrieb und seine Zukunftsplanung!

„Ich selbst leide natürlich ohne Ende unter der Situation“, gab Antonia ehrlich zu. „Seit einigen Monaten plagt mich ein stetig wiederkehrendes Pfeifen im Ohr. Es setzt immer wieder aus dem Nichts ein und macht mir das Leben zusätzlich zur Hölle.“

Dr. Frank sah die Tochter seines verstorbenen Patienten mitfühlend an.

„Tinnitus ist ein ernstes Anzeichen für Stress!“, sagte er. „Warum sind Sie nicht längst zu mir in die Praxis gekommen?“

Schuldbewusst wich die junge Frau seinem Blick aus.

„Aber wann denn, Dr. Frank? Ich habe hier keine Angestellten, sondern mache die ganze Arbeit allein. Unter der Woche stehe ich mir von morgens bis abends die Beine in den Bauch. Und an den Wochenenden muss ich oft noch zu Modemessen. Ich muss die Inventur, die Bestellungen und die Buchhaltung selber machen. Sie sehen schon, es wächst mir einfach alles über den Kopf. Arzttermine, ein Stadtbummel oder ein freier Tag – das sind Aktivitäten, die im Moment einfach nicht drin sind.“

Dr. Frank nickte verständnisvoll.

„Ich verstehe Ihre Lage!“, sagte er. „Aber riskieren Sie bitte trotzdem nicht Ihre Gesundheit! Tinnitus ist inzwischen ein echtes Volksleiden, das man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Drei Millionen Deutsche leiden chronisch daran! Es gibt natürlich Formen, die von Entzündungen im Ohr herrühren, aber auch Dauerstress oder psychische Belastungen können einen Tinnitus auslösen. Sie sind ein Paradebeispiel dafür.“

„Ja, ich werde in Zukunft versuchen, mich mehr zu schonen“, versprach Antonia. Aber es war klar, dass sie den guten Vorsatz kaum würde einhalten können. Wenigstens heute Abend würde sie abschalten können. Ihr Freund Mike und sie waren zu einem gemütlichen Kinoabend verabredet.

Antonia reichte Dr. Frank seine Quittung. Das neue Hemd stand ihm wirklich gut.

„Vielen Dank, dass Sie vorbeigeschaut haben!“, sagte Antonia aus tiefstem Herzen. Als Dr. Frank und Alexandra den Laden verließen, bekamen sie gerade noch mit, dass Antonias Handy ging.

Es war ihr Freund Mike, der den geplanten Kinobesuch absagen musste. Sein Vorgesetzter hatte ihn gebeten, abends kurzfristig einen Termin wahrzunehmen.

„Wir holen es nach, Liebes!“, murmelte Mike frustriert in den Hörer.

„Kein Problem, Mike. Ich bin sowieso hundemüde. Ich freue mich, wenn ich mal früh ins Bett komme!“, behauptete Antonia. Deprimiert legte sie auf und begann, die Krawatten farblich neu zu sortieren.

***

„Frau Mayerhoff! Das ist ja eine schöne Überraschung!“ Die erste Patientin nach seiner Mittagspause war die dreiundsiebzigjährige Renate Mayerhoff. Sie war eine lebensfrohe und viel beschäftigte Rentnerin, die selten ohne ihren Partner Hans Schneider anzutreffen war. Offenbar hatte sie ihren Freund heute zu Hause gelassen.

„Wie geht es Herrn Schneider?“, fragte Dr. Frank zur Begrüßung.

„Meinem Freund geht es gut!“, winkte Frau Mayerhoff ab. „Er hat in ein paar Tagen einen Impftermin hier. Dann können Sie ihn selbst nach seiner Gesundheit fragen!“

Dr. Frank nicke schmunzelnd.

Frau Mayerhoff und Herr Schneider lebten seit über zwanzig Jahren in einer wilden Ehe zusammen. Sie waren beide in ihrem früheren Leben mit anderen Partnern verheiratet gewesen. Die Ehen waren jedoch mit Pauken und Trompeten gescheitert.

Irgendwann nach ihren Trennungen hatten die zwei sich kennengelernt und waren rasch ein Herz und eine Seele geworden. Aber sie hatten sich gegenseitig geschworen, niemals den Fehler zu begehen, noch einmal zu heiraten. Eine Scheidung genügte. Also lebten sie nun seit über zwei Jahrzehnten ohne Trauschein zusammen.

„Was führt Sie zu mir?“, fragte Dr. Frank.

Renate Mayerhoff schob den Stoff ihres Hosenbeins nach oben.

„Das hier. Ein scheußlicher Anblick, nicht wahr? Herr Doktor, ich weiß mir kaum noch zu helfen! Es waren mal nur kleine Besenreißer. Aber jetzt mache ich mir so langsam Sorgen.“

Frau Mayerhoff hatte im Lauf der letzten Jahre ausgeprägte Krampfadern an den Beinen entwickelt. Aber sie hatte bislang keinen Grund gesehen, es ihrem Hausarzt zu sagen. Dr. Frank besah sich die blauen Schlängelungen, die sichtbar durch die Haut hindurch schimmerten. An einigen Stellen waren deutliche Knoten zu sehen.

Nein, es war allerhöchste Zeit, dass sich ein Experte Frau Mayerhoffs Varikose besah. Das war der medizinische Fachausdruck für Krampfadern.

„Frau Mayerhoff, es ist gut, dass Sie vorbeigeschaut haben!“, lobte der Hausarzt. „Aber ich werde Ihnen leider nicht weiterhelfen können. Das muss sich ein Facharzt ansehen, der dann eine Entscheidung fällt. Ich überweise Sie an einen sehr fähigen Phlebologen. Dieser Venen-Spezialist wird Ihre Beine genau unter die Lupe nehmen.“

Er schaute seine Patientin ernst an.

„Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Meist sind die Komplikationen bei Krampfadern lediglich entzündete Venen. Aber es gibt auch Fälle, in denen sich daraus eine Venenthrombose entwickelt. Und eine direkte Folge wäre eine lebensgefährliche Lungenembolie.“