Dr. Stefan Frank 2800 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2800 E-Book

Stefan Frank

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Emma Holthusen hat schon viele Wünsche erfüllt. Als Teil der Organisation "Wünsch dir was" schenkt sie Menschen in schwierigen Lebenssituationen Momente der Freude und Hoffnung. Doch als sie von Johanna Klinger erfährt, einer jungen Fußballspielerin, die nach einem Zusammenbruch auf dem Spielfeld jede Lebensenergie verloren hat, spürt Emma, dass dieser Fall anders ist. Die Begegnung mit Johanna berührt Emma tief. Sie setzt alles daran, den Lebensmut des Mädchens wieder zu entfachen. Doch während Emma für Johanna eine neue Perspektive schaffen will, wird sie selbst mit längst verdrängten Erinnerungen konfrontiert. Als sich Johannas Zustand trotz aller Bemühungen weiter verschlechtert, wird klar: Es braucht mehr als einen Wunsch, um das Rätsel ihrer Krankheit zu lösen - und Emma muss entscheiden, wie weit sie gehen kann, um ein Leben zu retten ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 123

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Dr. Frank und die Wunscherfüllerin

Vorschau

Impressum

Dr. Frank und die Wunscherfüllerin

Emma schenkt Schwerkranken Kraft und Hoffnung

Emma Holthusen hat schon viele Wünsche erfüllt. Als Teil der Organisation »Wünsch dir was« schenkt sie Menschen in schwierigen Lebenssituationen Momente der Freude und Hoffnung. Doch als sie von Johanna Klinger erfährt, einer jungen Fußballspielerin, die nach einem Zusammenbruch auf dem Spielfeld jede Lebensenergie verloren hat, spürt Emma, ​​dass dieser Fall anders ist. Die Begegnung mit Johanna berührt Emma tief. Sie setzt alles daran, den Lebensmut des Mädchens wieder zu entfachen.

Doch während Emma für Johanna eine neue Perspektive schaffen will, wird sie selbst mit längst verdrängten Erinnerungen konfrontiert. Als sich Johannas Zustand trotz aller Bemühungen weiter verschlechtert, wird klar: Es braucht mehr als einen Wunsch, um das Rätsel ihrer Krankheit zu lösen – und Emma muss entscheiden, wie weit sie gehen kann, um ein Leben zu retten ...

Auf ihrem Weg Richtung Tor kühlte die Winterluft Johannas heiße Wangen. Der Atem der Fußballerin stand in weißen Wolken vor ihrem Mund.

»Gut gelöst!«, brüllte sich der Trainer Javier Santos auf der Seitenlinie die Seele aus dem Leib. »Gleich hast du sie!«

Johannas Herz schlug hart in ihrer Brust. In ihren Lungen brannte ein nie gekanntes Feuer, ihre Beine waren schwer wie Blei. Doch sie ignorierte die Warnsignale ihres Körpers. Das musste bis später warten. Nach der Flaute in den vergangenen Wochen war das ihre Chance. Endlich konnte sie wieder zeigen, was in ihr steckte.

Ihre Augen fixierten den Ball vor ihren Füßen, den sie um die Gegnerinnen herum dribbelte.

»Hau drauf, Jojo!«

Wie durch Watte dran der Ruf der Kapitänin an ihre Ohren, vermischte sich mit den frenetischen Rufen der Zuschauer. Im Bruchteil einer Sekunde maß Johanna den Abstand zu ihrem Ziel, checkte den Stand der gegnerischen Spielerinnen. Das Tor fest im Blick holte sie aus und schoss den Ball mit einem gezielten Tritt in die rechte obere Ecke. Tor!

Jubelschreie umtosten sie, von allen Seiten stürmten ihre Mitspielerinnen auf sie zu. Gleichzeitig schwankte Johanna. Die Anspannung hatte sie mit Energie versorgt. Jetzt fühlte sie sich, als hätte jemand den Stecker gezogen.

Ihre Beine gaben nach, die Welt drehte sich um sie, Johanna fiel auf den kalten Boden. Der Geruch von feuchtem Matsch stieg ihr in die Nase. Dann wurde alles dunkel.

»Ruft den Trainer! Sofort!«, rief die Kapitänin.

Doch Javier Santos stürmte schon herbei, gefolgt von einem weiteren Mann – Johannas Vater.

»Was ist passiert, Jojo?« Außer Atem ging Andreas Klinger neben seiner Tochter auf die Knie.

»Sie ist einfach umgekippt«, stammelte eine Mitspielerin und machte Platz für die Sanitäter und den Mannschaftsarzt.

Von dem Aufruhr bekam Johanna nichts mit. Noch immer lag sie reglos auf dem Boden, die rechte Hand im Masch, als hätte sie versucht, sich abzufangen.

»Johanna, hörst du mich?« Einer der Sanitäter suchte den Puls an ihrem Hals. Ein anderer holte eine Sauerstoffmaske aus dem Notfallrucksack, stülpte sie über Johannas Mund und Nase.

»Wir bringen sie vom Platz! Auf drei!«, rief der Arzt.

Mit vereinten Kräften wurde die Torschützin auf die Trage gehoben und an den Seitenrand gebracht. Ihr Vater wich nicht von ihrer Seite.

»Jojo? Johanna, hörst du mich?« Andreas' besorgte Stimme drang durch den Nebel, der Johanna umgab.

Blinzelnd öffnete sie die Augen. Über ihr schwebten besorgte Gesichter – der Teamarzt, ihr Vater und weiter hinten ihr Trainer mit all den anderen Spielerinnen. Der Himmel über den Gesichtern war grau.

»Wo ... was ...?« Johanna wollte sich aufrichten, doch der Arzt hielt sie zurück.

»Ganz ruhig. Das war wohl ein bisschen zu viel Einsatz. Aber immerhin hat er sich gelohnt.«

Johanna musterte ihn sichtlich verwirrt. Erst nach und nach kam die Erinnerung zurück. Ihr Sturm um die Gegnerinnen herum, der Ball vor ihrem Fuß, der Schuss.

»Habe ich getroffen?«

»Du hast deiner Mannschaft den Sieg gebracht«, erwiderte ihr Vater. »Wie fühlst du dich?« Sein besorgter Blick sprach Bände.

Johanna lauschte in sich. »Besser.« Ihre Wangen hatte wieder etwas Farbe.

Diesmal hinderte der Arzt sie nicht daran, sich aufzusetzen. Mit einer kleinen Taschenlampe leuchtete er in ihre Augen, prüfte Puls und Blutdruck.

»Scheint alles wieder in Ordnung zu sein.«

Ein Aufatmen ging durch die Runde. Endlich konnten sich die Spielerinnen über den Sieg freuen. Sie fielen einander in die Arme, klopften Johanna auf die Schulter, ehe die Torschützin am Arm ihres Vaters und begleitet vom Arzt in die Umkleide ging. Dort musterte Dr. Schultz sie nachdenklich.

»Alles wieder in Ordnung?«

Johanna nickte. »Ich weiß auch nicht, was das vorhin war.« Sie mied seinen Blick. Auf keinen Fall sollte er die Wahrheit in ihren Augen lesen.

Ihr Plan schien aufzugehen, Dr. Schultz fuhr fort.

»Trotzdem kommt mir das alles irgendwie spanisch vor.« Er beobachtete die junge Spielerin schon seit einer Weile. Nach ihrem Zustand in letzter Zeit überraschte ihn der Zusammenbruch nicht. »Ich empfehle zeitnah eine gründliche Untersuchung. Leider habe ich gleich im Anschluss noch ein paar Termine. Aber wie wäre es mit morgen Früh?«

Johanna war einverstanden, aber ihr Vater runzelte die Stirn.

»Ich weiß nicht. Mir wäre es lieber, gleich noch bei Doktor Frank vorbeizuschauen. Sicher ist sicher. Was denken Sie?«

»Das halte ich für eine sehr vernünftige Idee.« Dr. Schultz gab sich einen Ruck und schenkte Vater und Tochter ein aufmunterndes Lächeln. Es hatte keinen Sinn, die Pferde vorschnell scheu zu machen. »Macht euch keine allzu großen Sorgen. So ein Körper ist schließlich keine Maschine, die jeden Tag die gleiche Leistung abrufen kann. Und inzwischen wissen wir ja, wie das Auf und Ab der Hormone die Tagesverfassung beeinflussen kann.« Er zwinkerte Johanna zu. »Ehrlich gesagt bin ich froh, keine Frau zu sein. Ihr müsst schon ziemlich viel ertragen und eure Leistung ohne Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten bringen.«

Johannas Lächeln wurde breiter. »Vielen Dank. Da geht's mir gleich viel besser!«

***

Die Tür zum Flur stand einen Spalt offen. Das warme Licht der Schreibtischlampen übertrumpfte das Einheitsgrau, das seit Tagen durch die Fenster fiel. Marie-Luise Flanitzer saß auf ihrem Drehstuhl und tippte etwas in ihren Computer ein.

»Ich finde, dass die Corona-Krise nicht nur schlechte Seiten hatte«, murmelte sie vor sich hin.

»Wie kommste denn da drauf?«, fragte ihre Kollegin Martha Giesecke.

Obwohl München inzwischen ihre zweite Heimat geworden war, konnte und wollte sie ihre Berliner Herkunft nicht verstecken.

»Na ja, viele Patienten sind rücksichtsvoller geworden und kommen nicht mehr in die Praxis, wenn sie denken, an einer ansteckenden Krankheit zu leiden. Martin Schaller zum Beispiel. Er hat seinen Termin heute Nachmittag abgesagt und bittet um einen Hausbesuch vom Chef.«

»Gut. Dann können wir uns eine Pause gönnen.« Schwester Martha verschwand in der kleinen Küche neben dem Tresen und kehrte mit zwei Tassen zurück.

»Hmmm, herrlich.« Marie-Luise schnupperte am schwarzen Muntermacher. »Und dazu ein Stück Sahnetorte.«

Schwester Martha schnalzte mit der Zunge.

»Apropos Sahnetorte. Ick hab dir noch gar nicht von meinem Abenteuer beim Bäcker gestern erzählt. Da wollte sich doch glatt ein junger Mann vordrängeln. Den hab ick aber in die Schranken gewiesen. Du hättest sein Gesicht sehen sollen.«

»Wirklich? Das hätte ich mich nie getraut«, gab Marie-Luise zu.

»Solltest du aber. Er hat sich nämlich richtig höflich entschuldigt und wollte mir sogar ein Croissant spendieren.«

»Also doch ein Gentleman«, erwiderte Marie-Luise und lächelte. »Haben Sie das Friedensangebot angenommen?«

»Ick habe ihm gesagt, er soll das Croissant selbst essen«, lachte Schwester Martha und schielte verstohlen auf ihren Bauch, der sich unter dem Kittel wölbte. »Er sah aus, als hätte er es nötiger als ick.«

Marie-Luise lachte mit ihrer älteren Kollegin.

»Sie sind echt ein Original. Kein Wunder, dass die Patienten Sie so mögen.«

»Nur die Patienten?«, scherzte Martha Giesecke, als sich Dr. Stefan Frank zu seinen beiden Helferinnen an den Tresen gesellte.

»Na, hier geht es ja lustig zu«, stellte er launig fest. »Darf ich mit Ihnen lachen?«

Schwester Martha wollte ihren Chef gerade an ihrer Begegnung teilhaben lassen, als sich die Praxistür öffnete. Andreas Klinger und seine Tochter kamen herein.

»Wir haben keinen Termin. Haben Sie vielleicht trotzdem Zeit für meine Tochter?«, wandte sich der besorgte Vater nach der Begrüßung an den Arzt und seine Mitarbeiterinnen, die die Familie schon seit Jahren begleiteten.

»Sie haben Glück«, erwiderte Marie-Luise. »Vor ein paar Minuten hat ein Patient abgesagt. Der Chef gehört ganz Ihnen.« Sie zwinkerte Dr. Frank zu. »Natürlich nur, wenn er nichts anderes vorhat.«

»Hier entlang!« Lachend bat Dr. Frank seine Besucher ins Sprechzimmer. »So ein Zufall! Alexandra hat heute Morgen in der Zeitung einen Bericht über deine Mannschaft gelesen«, wandte er sich an Johanna. »Wenn das so weitergeht, steigt ihr in die nächste Liga auf. Gratulation.«

Johanna nahm auf dem dargebotenen Stuhl Platz. Ihre Lächeln erreichte ihre Augen nicht.

»Vielen Dank. Der Trainer hat ganze Arbeit geleistet und uns zu einem echten Team geformt. Das sieht man natürlich auch auf dem Platz.«

Was für eine sympathische, bescheidene, junge Frau! Aber warum verblasste ihr Lächeln? Stefan Frank erkundigte sich nach dem Grund ihres Besuchs, und Johanna berichtete von ihrem Zusammenbruch.

»Ich erinnere mich daran, dass mir kurz vor dem Schuss schwindlig wurde. Meine Beine waren plötzlich schwer wie Blei. Dann wurde alles dunkel. Als ich wieder aufgewacht bin, lag ich auf dem Boden.«

»Eine erste Untersuchung durch den Teamarzt verlief ergebnislos. Leider hat Doktor Schultz erst morgen Zeit für eine gründliche Untersuchung«, meldete sich Andreas Klinger zu Wort. »Aber so lange wollte ich nicht warten.«

»Das hätte ich an Ihrer Stelle auch nicht getan«, gab Stefan Frank zurück. »Hast du schon länger Beschwerden?«, wandte er sich wieder an Johanna.

Die antwortete nicht sofort. Wie viel der Wahrheit konnte sie verraten, ohne dass ihr Vater ausflippte?

»Seit ein paar Tagen fühle ich mich müde und habe Probleme, in die Gänge zu kommen.« Aber wie hatte ihr Teamarzt es so schön formuliert? »Allerdings ist mein Körper ja keine Maschine. Deshalb habe ich mir nichts dabei gedacht.«

»Und sonst?«, hakte Dr. Frank nach. »Kopfschmerzen? Übelkeit? Fieber?«

»Manchmal habe ich Kopfweh«, gestand Johanna.

Dass sie in letzter Zeit manchmal morgens immer schlechter aus dem Bett kam, nicht nur unter Schwindel und Kopfschmerzen, sondern auch unter Herzrasen und Muskelschmerzen litt und nachts kaum schlafen konnte, verschwieg sie vorsichtshalber.

Aus gutem Grundl, wie ein Blick in das Gesicht ihres Vaters verriet. Andreas Klinger runzelte die Stirn.

»Davon hast du mir gar nichts erzählt.«

»Ich weiß doch, wie schnell du dir immer Sorgen machst.« Johanna schickte ihm ein schiefes Lächeln. »Und meine Freundinnen haben auch öfter mal Kopfweh.«

Dr. Frank rief Johannas Patientenakte im Computer auf und tippte seine Notizen ein. Danach überflog er ihre Krankheitsgeschichte.

»Deine letzte Infektion liegt ein paar Monate zurück. Daran kann es nicht liegen.« Er schob die Tastatur weg und stand auf. »Dann wollen wir uns die Sache mal genauer ansehen.«

Auf der Untersuchungsliege hörte er Johanna ab, maß Puls und Blutdruck. Je länger die Untersuchung dauerte, umso unruhiger wurde seine junge Patientin.

»Glauben Sie, es ist was Schlimmes?«

Dr. Frank hängte das Stethoskop um den Hals. »Alles unauffällig.«

»Dann kann ich wieder gehen?«

Die Gedanken des Arztes wanderten weiter. Er dachte an die Meldungen in den Nachrichten, wenn junge Fußballspieler mit Herzstillstand auf dem Platz blieben. Dieses Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen.

»Wenn ich ehrlich bin, würde ich dich gerne zu einer gründlichen Untersuchung in die Waldner-Klinik schicken.«

Johannas Augen weiteten sich. »Denken Sie, ich bin krank? Darf ich nicht mehr Fußball spielen?«

»Keine Angst, mein Schatz«, versuchte Andreas, seine Tochter zu beruhigen. »Das ist bestimmt nur eine Vorsichtsmaßnahme.«

Dr. Stefan Frank nickte. »Ich möchte lediglich sicherstellen, dass wir nichts übersehen.« Er wandte sich an Andreas Klinger. »Aber natürlich können Sie die Untersuchung auch vom Teamarzt durchführen lassen.«

Der Vater sah seine Tochter fragend an. »Was meinst du?«

»Ich will das so schnell wie möglich hinter mich bringen«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Tränen glitzerten in Johannas Augen. »Wenn ich beim nächsten Training nicht dabei sein kann ...« Nein! Daran wollte sie erst gar nicht denken.

»Sie haben es gehört.« Andreas Klinger wirkte, als ob er mit dieser Antwort mehr als zufrieden wäre. »Bitte tun Sie alles, damit meine Tochter so schnell wie möglich wieder auf dem Damm ist. Sie hat eine große Zukunft vor sich.«

***

Mit einer frischen Tasse Kaffee in der einen und dem Telefon in der anderen Hand kehrte Emma Holthusen an ihren Schreibtisch zurück. Ihr Blick wanderte über die vielen Fotos an der Pinwand, und augenblicklich wurde ihr warm ums Herz. Die Aufnahmen zeigten Menschen, denen ihre Organisation einen Herzenswunsch erfüllt hatte.

Ein Räuspern im Hörer erinnerte Emma daran, dass sie immer noch mit ihrem Chef Valentin Brock telefonierte. Kaum zu glauben, dass sie nach so vielen Jobwechseln doch noch ihren Traumberuf gefunden hatte. Schon seit drei Jahren war sie für den eingetragenen Verein unterwegs, um Wünsche kranker Menschen zu erfüllen. Anders als bei anderen Institutionen ging es im Verein »Wünsch dir was!« darum, den Patienten Hoffnung und neuen Mut zu geben für den mitunter schweren Weg, der bis zur Genesung noch vor ihnen lag.

Der Erfolg gab ihnen recht. Das bewiesen die Fotos an der Wand und die zahllosen Dankesschreiben, die Emma in einem Ordner sammelte. Manchmal bedankten sich die Menschen für die Erfüllung großer, außergewöhnlicher Wünsche wie einen Fallschirmsprung oder eine Reise ins Disneyland. Oft handelte es sich aber um kleine Dinge – um die Versöhnung mit einer Freundin oder einen Theaterbesuch.

»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Valentin in ihre Gedanken hinein.

Emma schreckte auf. »Natürlich. Übermorgen geht der Traum von Oskar Hilger in Erfüllung, und er kann endlich als Zauberer in einer Show seines großen Idols auftreten.«

Emmas Herz wurde warm, als sie an den Achtjährigen dachte, dessen größter Wunsch nach der erfolgreichen Therapie endlich in Erfüllung gehen sollte. Die Aussicht auf diesen großen Tag hatte dem Jungen die Kraft gegeben, den Krebs zu besiegen.

»Sehr gut. In diesem Zusammenhang habe ich nämlich schon mit meinem Freund bei der Presse telefoniert. Er hat versprochen, einen schönen Artikel über Oskar und unseren Verein zu veröffentlichen«, fuhr Valentin fort.

Emma lächelte. Natürlich war der Verein auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Ein Zeitungsartikel würde ihre Arbeit wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken und Privatleute und Firmen zu Spenden animieren.

In diesem Augenblick wurde Emma auch bewusst, wie viele Wünsche in den kommenden Wochen wieder anstanden. Ein hartes Stück Arbeit, auf das sie sich trotzdem freute, zumal es sie von ihren eigenen Problemen ablenkte.

Ohne dass sie es wollte, wehte wieder die wohlbekannte Stimme durch ihren Kopf.

»Sie haben unverschämtes Glück gehabt«, hatte der Arzt zu ihr gesagt, als sie die Augen in der Klinik aufgeschlagen hatte.

Freuen konnte sie sich dennoch nicht darüber, auch nicht nach all den Jahren, die seither vergangen waren. Wie ein Schatten lag ihr vermeintliches Glück seither auf ihrem Leben und sorgte dafür, dass die Sonne immer blass war.

***