Drachenzauber - Die Liebe des Magiers - Celia Williams - E-Book

Drachenzauber - Die Liebe des Magiers E-Book

Celia Williams

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Beschreibung

Der junge Rhune befindet sich zurzeit bei seinem Großvater, dem Magierkönig, um dort alles über den Gebrauch von Magie zu lernen. Doch für den Mischling, er ist sowohl Drache, als auch Magier und Menschenblut fließt ebenfalls in seinen Adern, ist dies nicht leicht. Oft scheitert er an den einfachsten Übungen, bei anderen schießt er dermaßen übers Ziel hinaus, dass sich sein Ausbilder nonstop die Haare rauft. Am schlimmsten ist für ihn, dass ihm bei seinem Scheitern immer die Hirrogen, die Meuchelmörder, zusehen. Ständig beobachtet ihn ein Mitglied der Assassinen-Gilde und Rhune fragt sich unweigerlich, ob die Führer der Killer zu entscheiden versuchten, ob er überhaupt zum Magierkönig taugt. Leider stellt sich auch der Halbdrache diese Frage des Öfteren.

Eine Steigerung erfährt seine angespannte Situation, als Rhune zur Verfeinerung seiner Fähigkeiten in den Haushalt von Jugger al Lotrec geschickt wird. Rhune sieht den Magier, er wittert ihn und weiß Bescheid. Doch wie soll er den vollkommen unabhängigen und total bindungsunfähigen Jugger davon überzeugen, dass das Schicksal sie vereint und sie zusammengehören?

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

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Celia Williams

Drachenzauber - Die Liebe des Magiers

Gay Romance / Fantasy

Vielen Dank Silvia! Ohne deine fleisige Korrektur wäre dieses Buch nur halb so gut. Ich fand es ganz toll, dass du mich so eifrig unterstützt hast und ich hoffe, dass ich dir wieder einmal einer meiner Texte schicken darf. Danke auch an meine Familie für ihre anhaltende Unterstützung bei meinen Bemühungen. DANKE - an alle Leser, das ist alles für euch. Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

 

 

 

Dieses Buch ist Teil der Drachengefährten-Reihe:

Band 1: Drachenfeuer – Liebe ist universell

Band 2: Drachenglut – Liebe bedeutet Freiheit

Band 3: Drachenhitze – Liebe überwindet alles

Band 4: Drachensiegel – Liebe findet ihren Weg

Band 5: Drachenmagie – Von Liebe erweckt

Band 6: Drachengefährten

Band 7: Drachensohn – Liebe bracht ihre Zeit

Bonusband: Drachenreise (kostenlos bei BookRix lesen)

In der Wüste

Rhune saß im Windschatten einer Düne und blickte auf die Hauptstadt des Magierreichs, die sich als Silhouette am Horizont abzeichnete. Der muskulöse silberhaarige Mann, zumindest wirkte er wie ein Vertreter des männlichen Geschlechts, blickte missmutig auf Carcasol und die Reflexe, die die untergehende Sonne auf die Dächer projizierte. Sein Leben gefiel Rhune im Moment überhaupt nicht. Ein Misserfolg reihte sich an den nächsten und er wünschte sich, dass er umgehend ins Drachenreich zurückkehren könnte. Als Drache hatte er einfach mehr Erfolg, bereits mit vier Jahren konnte er stabil die Form wechseln und halten. Seine Drachenhitze handhabte er wie ein zusätzliches Körperteil und körperlich konnte er mit jedem reinrassigen Drachen mithalten. Selbst vom Gemüt her glich er mehr einem Feuerspucker als den emotionalen Magiern. Stoisch und gefühlsarm verbrachte Rhune seine Tage und absolvierte eine Lektion seiner Ausbilder nach der anderen. Leider tat er sich mit der magischen Seite seines Erbes einfach schwer. Seine Fortpflanzungsorgane machten deutlich, dass seine Veranlagung durchaus in die Richtung der Zauberer ging, doch beherrschen tat er die dazugehörigen Fähigkeiten kein bisschen. Wandlungen und Farbänderung unterlagen bei ihm eher dem Zufall als dem Willen. Tiere konnte er ebenfalls nicht durch Magie beeinflussen, sondern nur durch die geerbte latente Telepathie, die ihm sein Drachenvater mit in den Cocktail gemischt hatte. An manchen Abenden, an solchen wie heute, wünschte er, er könnte sich fest in Hadars oder Palatos Arme schmiegen und einfach eine Portion Mitgefühl ernten. Doch seit einem Jahr befand er sich nun hier im Magierreich und vervollständigte seine Ausbildung. Seine Unterweisungen durch die Drachen hatte er bereits mit zwanzig abgeschlossen und konnte in diesem Bereich nichts mehr dazulernen. Jetzt brauchte noch seine Zauberkraft den letzten Schliff. Doch hier erwies er sich als Versager. Es klappte nichts so, wie es sollte. Vor einigen Tagen hatte er versucht aus einer gewissen Entfernung Stahl zu biegen, doch das Metall reagierte gar nicht auf seine Zauberformeln. Resigniert gab er auf und marschierte zu dem Metallbrocken hinüber. Als er dann die Hand darauf legte und sich vorstellte, wie es eigentlich hätte aussehen sollen, verformte sich der Stahl so schnell, dass dabei seine Hand mit eingeschlossen wurde. Danach musste er Konzentrationsübungen machen, um seine Hand wieder frei zu bekommen. Dies war ein typisches Beispiel seines Versagens.

Auch die Magier, die ihn ausbildeten, wussten keinen Rat. Er hatte eine einmalige Veranlagung, schließlich gab es kein zweites Geschöpft mit seinem Erbgut auf dieser Welt. Sein Vater Palato war ein weißer Drache und seine ganz eigene Drachenfähigkeit war die Gedankenübertragung. Er gehörte zu den geborenen Drachen, hatte also von vornherein ein größeres Gefühlsspektrum als geschlüpfte Drachen. Hadar sein zweites Elternteil war ein Halbling, halb Magier, halb Mensch. In ihm vereinten sich die Fähigkeiten beider Rassen. Er konnte die Magie der Zauberer handhaben und zügelte durch seine menschliche Natur den Hedonismus der Magier. Optisch erkennen konnte man Hadars Veranlagung nur an seinen Geschlechtsorganen, so gehörte er genauso wie die Magier dem dritten Geschlecht an, er war ein Zwitter. Auch Rhune hatte diese Eigenschaft geerbt, sein Genitalbereich besaß sowohl Vagina als auch Penis. Dies störte den Halbdrachen aber wenig, denn er konnte ja doch nichts damit anfangen. Vom Gefühlsleben her gehörte er voll und ganz zu den Drachen, machte deren Erbgut schließlich die Hälfte seiner Anlagen aus. Niemals empfand er Lust oder Verlangen. Wie sich ein steifer blutgefüllter Penis anfühlte wusste Rhune nicht aus eigener Erfahrung, er hatte nur einmal die dazugehörige Emotion eines Menschenmannes aufgefangen.

Morgen stand ein neuer Abschnitt seiner Ausbildung an. Er würde zu Jugger al Lotrec fliegen und dieser würde ihn in Elementarmagie unterweisen. Hoffentlich kam er damit besser klar. Es machte dem jungen Halbmagier schwer zu schaffen, dass er in diesem Bereich seines Lebens so konstant versagte. Frustration und Versagensangst kannte Rhune mittlerweile leider nur zu gut, doch gerne hätte er auch auf diese Empfindungen verzichtet.

Was ihn noch am stärksten unter Druck setzte, war die Tatsache, dass er eines Tages das Magierreich regieren sollte und ihn wohl auch aus diesem Grund die Hirrogen, die Meuchelmörder-Gilde, im Auge behielten. Sein Erzeuger Hadar hatte sich mit einem Drachen verbunden und konnte mittlerweile selbst wandeln, verzichtete aber auf seinen Erbanspruch, da er im Falle der Regentschaft die meiste Zeit in Carcasol leben müsste. Doch Palato konnte als Telepath nicht unter so vielen Menschen, Magiern und Drachen leben. Der mentale Zustrom an Gefühlen und Gedanken würde ihn lähmen und vollständig außer Gefecht setzen. Da sich aber Drachenpaare nicht trennen konnten und es auch nicht wollten, gab es nur den Weg des Verzichts. Hadar legte sowieso keinerlei Wert auf den Thron und die damit verbundene Verpflichtung. Seine Erinnerungen an das Land der Zauberer blieben, selbst nach seiner Aussöhnung mit seinem Erzeuger, schmerzhaft.

Dieses Problem hatte der Magierkönig Gamier Ben Shaffar gelöst, indem er einfach Rhune als Erben einsetzte. Dies geschah schon vor über zwanzig Jahren, daher wuchs der Halbdrache immer im Wissen auf, dass dies eines Tages sein Weg sein würde, wenn er es selbst so wollte. Doch mittlerweile bereitete ihm seine Wahl Verdruss, beherrschte er die dazu notwendigen Fertigkeiten doch in keinster Weise. Wie sollte er das nur schaffen?

Flugreise ins Ungewisse

Gamier, der Magierkönig, stand bei seinem Enkel und hielt dessen Reisebündel. Nur schweren Herzens ließ er ihn ziehen, doch in Carcasol gab es keinen guten Elementarmagier, daher musste er seine Ausbildung anderenorts abschließen. Seit dem Drachenkrieg, bei dem die Magier unterlagen, residierte der Beste dieser Zunft in der grenznahen Stadt Maritasol und genau dorthin würde Rhune nun fliegen. Liebevoll hob der Zwitter seine mittlerweile faltige Hand und legte sie auf die glatte Haut seines Erben. „Du wirst mir fehlen, Rhune. Bitte pass auf dich auf und lass dich von al Lotrec nicht verderben. Er ist der pure Hedonist, der perfekte Magier und hat seine Gelüste nicht wirklich im Griff. Sieh dich bitte vor“, warnte er seinen Enkel besorgt.

Rhune lächelte leicht und empfand tiefe Liebe für seinen Großvater. Der kleine Magier reichte ihm nur bis zum Schlüsselbein und wirkte in Menschenjahren gesehen wie ein Sechzigjähriger. Dessen Alterung hatte mit dem Magierkrieg eingesetzt und schritt stetig voran. Seufzend wurde dem Halbdrachen erneut bewusst, dass Gamier nicht mehr ewig das Reich regieren konnte. Eines Tages würde er das übernehmen müssen und ihm graute bereits jetzt davor. Die Magier waren ein korruptes Pack und lebten nur für die Genüsse und die Lust. Sie zu zügeln würde seine Hauptaufgabe sein. Zusätzlich musste er auch noch seinen Herrschaftsanspruch verteidigen, denn die Zauberer duldeten nur einen starken Herrscher auf dem Thron. „Ich werde aufpassen, Großvater.“ Nach diesen Worten lehnte er sich leicht nach unten und legte seine Stirn an die des Magiers. Mental stupste er seinen Großvater an und bat um Einlass.

Sofort öffnete Gamier seinen Geist und die beiden teilten für einige Herzschläge ihre Gefühle und Gedanken. Rhune wusste immer, wie es um die Empfindungen des Magierkönigs bestellt war, denn dieser teilte sie oft mit ihm. Das hatten sie sich im Zuge seiner Ausbildung angewöhnt, da der Halbdrache über keinerlei tiefere Gefühle verfügte und diese, wenn er seinen Seelenverwandten fand, erst erkunden und erforschen musste. Doch als König der Magier durfte er zu keiner Zeit so verletzbar und angreifbar sein, also mogelten die Beiden. Gamier übermittelte Rhune Empfindungen, die dieser dann erforschen und entdecken konnte. Wenn er sie dann eines Tages selbst erleben sollte, würde er sie wenigstens gleich erkennen. Auch wenn er diese Gefühle dann stärker empfinden würde als die mit seinem Großvater geteilten. Sanft löste sich der Silberhaarige von dem alten Magier und entfernte sich einige Schritte. Mit der Entfernung löste sich auch die mentale Verbindung, denn Rhunes latente Telepathie funktionierte nur bei Körperkontakt. Dort stieg er aus seinen Kleidern und schnürte auch diese zu einem handlichen Bündel. Das Paket reichte er nun dem Magier, der es an seinem restlichen Gepäck befestigte. Die meisten Feuerspucker reisten ohne Gepäck, doch Rhune bevorzugte es, zügig Hosen zur Verfügung zu haben, die er überziehen konnte. Seine anatomische Abweichung von anderen Drachen machte ihn doch etwas unsicher und er hasste es, wenn ihn Menschen oder Magier wie eine Kuriosität anstarrten. Zumal noch vor zwanzig Jahren ein Wesen seiner Art als Abnormität, als Paria angesehen wurde. Sein eigener Erzeuger Hadar hatte bis zu seiner Verbindung mit Palato, dem weißen Drachen, als unberührbar gegolten und unter diesem Status enorm gelitten. Den einzigen Bonus, den ein Halbling genießen durfte, war der Schutz durch den Magierkönig. Wer einen Magier-Mensch-Hybriden mit beiderlei Geschlecht tötete, hatte selbst sein Leben verwirkt und Gamier setzte diese Strafe auch heute noch rigoros durch. Er akzeptierte nicht, dass Magiernachkommen ausgegrenzt wurden. Dass dieses Verhalten für ihn eine Sühne wegen der Vernachlässigung Hadars darstellte, wusste jeder, den es anging. Aber es war trotzdem mehr als das. Der Herrscher aller Magier hatte seine Ansichten gewandelt und das innige Verhältnis zu Palato, Hadar und dann auch zu Rhune tat sein Übriges. Heute machte der Zaubererkönig keinen Unterschied zwischen Magiern, Drachen, Menschen und allem dazwischen. Im Prinzip war Rhunes Scheu eigentlich unnötig, schließlich konnte man, wenn er unbekleidet da stand, seine Zweigeschlechtlichkeit nicht sehen, verbarg sich seine enge kleine Vagina doch hinter seinem runden prallen Hodensack. Trotzdem konnte er diese Schamhaftigkeit einfach nicht ablegen.

Rhune lächelte noch einmal liebevoll in Richtung seines Großvaters und wandelte dann seine Gestalt. Mitten auf dem Palasthof erschien innerhalb eines Herzschlags ein riesiger grauer Drache. Dessen Schuppen an den Beinen, Schwanz- und Halsunterseite wiesen bunte Kanten auf. Alle Farben des Regenbogens fanden sich hier. Jenes Farbenspiel hatte er wohl von Hadar geerbt, denn dieser war komplett kohlrabenschwarz, nur über eine Seite seinen Drachenleibs zogen sich Riefen in den Schuppen die wirkten, als hätte man sie mit Öl ausgegossen und glitzerten in den selben bunten Farben wie Rhunes.

Gamier lächelte gebannt. Sein Enkel war der perfekte Drache, wunderschön, groß, stark und ausgestattet mit allen überragenden Fähigkeiten dieser Spezies. Hoffentlich schaffte er es auch noch, die Fähigkeiten der Magier zu kultivieren. Ben Shaffar befürchtete aber, dass Rhunes Unvermögen daran lag, dass er über das gefühlskalte Wesen der Feuerspucker verfügte. Vermutlich würde er seine Magierfähigkeiten erst dann in vollem Umfang nutzen können, wenn er seinen Gefährten oder seine Gefährtin fand. Wieder galt es zu hoffen. Sollte dies nicht bald geschehen, konnte es sein, dass Rhune den Thron nicht würde halten können. Dann würde das Magierreich automatisch im Krieg versinken, erst im Bürgerkrieg und dann würden seine Landsleute vermutlich eine erneute Auseinandersetzung mit ihren Nachbarn, den Menschen und den Drachen, anzetteln. All seine Hoffnungen ruhten auf Rhune, doch dies würde er dem jungen Drachen niemals mitteilen, niemand sollte unter so enormem Erfolgsdruck stehen.

 

Rhune breitete seine großen Lederhäute aus und schüttelte die silbernen Schwingen kurz. Dann wölbte er den Hals und nahm vorsichtig sein Gepäck ins Maul. Mit einem Augenzwinkern und einer Welle positiver Gefühle verabschiedete er sich von seinem Großvater. Wie immer ging sein Blick noch einmal suchend in die Runde und wie erwartet entdeckte er in einiger Entfernung eine schlanke und vollständig verhüllte Gestalt. Die sandfarbene, eng anliegende Kleidung und das Tuch vor dem Gesicht zeigten, dass ihn schon wieder ein Hirrogen, ein Assassine, im Auge behielt. Warum taten sie das? Versuchten sie seine Fähigkeiten oder eher deren Fehlen abzuschätzen? Hielten sie ihn für eine Bedrohung? Was sollte er tun, falls sie ihn für unfähig hielten? Seufzend akzeptierte Rhune, dass er die Entscheidung, falls sie denn eine treffen sollten, einfach hinnehmen musste. Als Drache verfügte er über sein inneres Feuer und man konnte einen seiner Art nur sehr schwer töten. Folglich konnte er der Zukunft in Bezug auf die Mörder-Gilde entspannt entgegen sehen.

Konzentriert stieß sich der Silberdrache vom Boden ab und schraubte sich mit langen Flügelschlägen in den Himmel. Seine Reise ging in Richtung alte Heimat, bis Maritasol flog er nur einen Tag. Da es bereits Nachmittag war, würde er erst morgen um diese Zeit in Jugger al Lotrecs Heim ankommen. Die Nacht konnte er in einer Oase mitten in der Wüste verbringen, insofern stellte das ganze Unternehmen für ihn keine Unannehmlichkeit dar. Selbst ohne Wasser konnte der Feuerspucker ohne Probleme die Wüste überqueren, aber so war es doch bequemer.

Während seines Fluges konzentrierte sich Rhune auf die letzten Lektionen seines Magiermeisters bezüglich der Wandlung von Gegenständen. Ein guter Magier konnte Materie beeinflussen, also aus einem Teller eine Tasse machen oder einen Krug mit Wein füllen. Doch Rhunes Bemühungen endeten nur in der Hälfte der Fälle mit einem Erfolg. Akribisch analysierte er seine Erfolge und noch aufmerksamer erforschte er sein Versagen, doch noch immer konnte er nicht herausfinden, warum es einmal gelang und beim nächsten Mal nicht, obwohl er es exakt gleich machte. Dies frustrierte ihn und er machte an solchen Tagen meist lange Flüge über die sengende Wüste. Schaltete ab und ließ seinen Geist treiben. Da er nur eine latente telepathische Veranlagung hatte, bestürmten ihn, anders als Palato, nicht die Gedanken und Gefühle seiner Mitmenschen. Nur wenn er jemanden berührte und sich auf dessen Innerstes konzentrierte, erhielt er Kontakt und auch nur dann, wenn der andere es auch wollte oder einfach nicht auf seine Abschottung achtete. Menschen passierte dies recht oft, denn sie hatten keinerlei magische Fähigkeiten und wussten vermutlich gar nicht, wie sie ein Überspringen ihrer Emotionen verhindern sollten.

Rhunes Blick blieb auf einer Herde Antilopen haften, die in Richtung Oase unterwegs waren. Sofort ging er in den Sturzflug und erbeutete ein älteres Tier aus der Herde. Seine großen scharfen Krallen schlossen sich wie Stahlklammern um den Körper seiner Beute. Sein Abendessen war gesichert. Noch in der Wüste machte er den Kadaver verzehrfertig, sprich er häutete ihn und nahm ihn aus, bevor er in der grünen saftigen Oase landete.

Die Insel des Lebens mitten im heißen Sand entsprach absolut dem Sinnbild der perfekten Oase. Ein klarer Tümpel im Zentrum, beschattet von großen gebogenen Palmen, weiches Gras darunter und das Ganze umstellt von mannshohem Gebüsch, machten diese Ansammlung von Leben in der Wüste aus. So bot dieses Kleinod vielen Tieren eine Heimat und dauerhaften Schutz gegen die sengende Wüstensonne. Rhune landete direkt am Wasser und verschlang als erstes seine Beute. Danach schaffte er die Überreste hinaus in die Dünen, denn dieses schöne Fleckchen Erde sollte nicht von Unrat verschandelt werden. Da der Tümpel nicht sehr groß war, wandelte er seine Gestalt und tauchte im erfrischenden Nass ab. Seufzend genoss er die Feuchtigkeit auf seiner Haut und schluckte das saubere Wasser. Mit langsamen bedächtigen Schritten stieg er danach wieder aus dem Teich und kehrte in seine Drachengestalt zurück. Sand, der auf nasser Menschenhaut klebte, konnte Rhune nicht viel abgewinnen. Der große Echsenkörper streckte sich und dann legte er sich einfach lang hin. So verbrachte er die Nacht alleine mitten in der Wüste. Der Halbdrache fühlte sich nicht wirklich einsam, aber er hätte vorm Einschlafen doch gerne jemanden zum Reden gehabt. Immer wenn er wach wurde, blickte er sich suchend um, doch er bleib alleine, niemand hatte sich zu ihm gesellt. Trotzdem blieb das Gefühl, dass eigentlich jemand neben ihm liegen sollte. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild eines schlanken kleinen Drachen mit schokoladenbraunen Schuppen und wunderschönen ausdrucksstarken Augen.

Am frühen Morgen, die Sonne hatte sich gerade über den Horizont geschoben, setzte der Silberne seinen Flug fort. Hoch oben am Himmel fixierte er die Landschaft und erwartete das Auftauchen des Grenzgebirges vor sich. Wenn dieses den Horizont einnahm, hatte er es fast geschafft. Von Maritasol aus konnte man sehr deutlich die nahe Grenze sehen. Im Flug überquerte man das Gebirge zwischen dem Menschenreich und dem Magierland innerhalb von vier Stunden. Bis zum Drachenreich musste man noch die kompletten Nordlande durchqueren.

Am späten Nachmittag tauchte endlich das Massiv und somit auch die Stadt vor Rhune auf. Zielsicher steuerte er den großen Marktplatz von Maritasol an und landete leichtfüßig mittig darauf. Die Menschen und Magier hatten sich seit Ende des Krieges an die ständige Anwesenheit der Feuerspucker gewöhnt und gingen mit deren Eigenheiten ganz selbstverständlich um. Nachdem Rhune die Gestalt gewandelt hatte und in seine Kleider geschlüpft war, fiel er im hektischen Gewimmel der Stadt nicht mehr auf. Suchend blickte sich der Halbdrache um, entdeckte aber niemanden, der ihn erwartete. Was ihm aber sofort ins Auge fiel, war der vermummte Assassine, der mit verschränkten Armen an einer Hausmauer lehnte. Die Hirrogen versuchten nicht einmal ihre Anwesenheit und die Tatsache, dass sie ihn ihm Auge behielten, zu verschleiern. Wie schafften die Mörder es immer in Erfahrung zu bringen, wo er sich gerade aufhielt? Hatten sie tatsächlich so gute Kontakte oder sogar Spione im Palast? Rhune wusste es nicht, beschloss aber, immer im Hinterkopf zu behalten, dass man ihn beobachtete. Diese Überwachung störte ihn, trotzdem nahm er sie hin, denn es gab nur wenige Möglichkeiten es zu ändern. Wenn er dies wollte, müsste er bei den Assassinen vorstellig werden. Eskalierte dann die Situation, hätte es eventuell extreme Konsequenzen. Verärgerte er die Mörder, konnten sie auf Rache sinnen und eines Tages vielleicht seinen Gefährten bedrohen. Ärgerten sie ihn über Gebühr, handelte er vielleicht unbedacht. Mit einem einzigen Flammenstoß konnte er ganze Dörfer in Brand setzen. Das Risiko war ihm einfach zu groß, daher hielt er sich von den Hirrogen einfach fern.

Wieder ging Rhunes Blick über den Platz. Hatte Jugger al Lotrec niemanden geschickt, der ihn erwartete und ihn zu seinem Quartier brachte? Nun, Magier waren nicht die zuverlässigste Spezies, daher marschiert Rhune einfach auf eigene Faust los. Automatisch sah er sich beim Durchwandern der Straßen genau um. Die Menschen wirkten gut gekleidet und auch gut ernährt. Seit dem Drachenkrieg hatte sich hier viel getan, mittlerweile lebten die Menschen in Freiheit und hatten das Recht selbst zu entscheiden, wo sie leben wollten. Die Magier beugten sich den Sanktionen des Drachen- und Menschenbundes, weil ihnen anfangs keine andere Wahl blieb. Doch mittlerweile hatten sie erkannt, dass man mit einer hoffnungsvollen aufblühenden Bevölkerung viel mehr anfangen konnte. Die Produktivität stieg kontinuierlich und die Menschen hatten allgemein mehr Spaß am Leben. Dies spielte den androgynen Hedonisten natürlich in die Hände, kam ein Mensch nicht aus Not mit in ihr Bett, sondern aus Lust, versprach dies einfach eine größere Befriedigung. Der Amtssitz des Moguls von Maritasol, dem Regenten der grenznahen Wüstenstadt, sollte leicht zu finden sein. Direkt nach dem fatalen Ausgang des Krieges, zumindest aus Sicht der Magier, löste Jugger al Lotrec den bisherigen Mogul Aktall als Oberhaupt der Rotmagier ab. Der Wechsel des Kastenoberhauptes fand in diesem Fall unblutig statt, da Aktall durch den vernichtenden Schlag der Drachen einfach zu viele Befürworter verloren hatte und diese eine neue Führungspersönlichkeit suchten. Die wenigsten Magier verspürten den Ehrgeiz einen solchen Posten auszufüllen, behinderten sie die damit einhergehenden Verpflichtungen doch bei ihren Vergnügungen. Rhune marschierte durch die schmalen schattigen Straßen und näherte sich unaufhörlich dem Ziel seiner Reise.

 

Im Wüstenquartier der Hirrogen saß der Rat zusammen und beriet sich über ihr dringlichstes Anliegen. Ständig kreisten ihre Beratungen um das eine Thema. Würde Rhune ihren Wünschen zugänglich sein? Würde er sie wie Generationen vor ihm ablehnen? Alles debattieren, argumentieren und lamentieren würde nicht helfen, wenn sie keinen Zugang zum Erben des Reiches erhielten. Hoffentlich blieb ihnen genug Zeit, um über Rhune Ben Shaffar genug in Erfahrung zu bringen.

Seltsame Gefährten

Jugger al Lotrec erhob sich gerade aus seinem großen Bett, darin räkelte sich eine gut proportionierte Menschenfrau und genoss die Nachwehen ihres ausdauernden Liebesspiels. Der Mogul von Maritasol warf sich einen Seidenkaftan über und gurtete diesen mit einem breiten Gürtel in der Hüfte. Sein langes dunkelbraunes Haar warf er über den schlanken geraden Rücken. Vollkommen entspannt und befriedigt marschierte er aus dem Schlafzimmer, ohne auch nur einmal nach der blonden Schönheit in seinem Bett zu sehen. Er hatte sie vergessen, gleich nachdem er das Lager verlassen hatte. Sex war ein schöner Zeitvertreib, aber für ihn nichts Besonderes. Mit gerunzelter Stirn trat er hinaus auf die umlaufende Balustrade. Irgendetwas hätte er heute Nachmittag noch tun sollen, aber er hatte es simpel und einfach vergessen. Kopfschüttelnd beschloss er, sich in Zukunft mehr Notizen zu machen, vielleicht sogar einen Terminkalender zu führen, er wurde scheinbar alt. Na egal, es würde ihm schon noch einfallen. Sein Blick ging hinunter auf den großen mit Mosaiken ausgelegten Innenhof, der von einem wunderschönen Springbrunnen dominiert wurde. In jeder der vier Ecken des Atriums standen je eine riesige Kübelpflanze, eine Zitrone, eine Orange, eine Olive und ein Oleander. Geschäftig gingen die Bediensteten und Magier seiner Kaste darin umher, gingen ihren Tagesgeschäften nach. Plötzlich störte etwas den Fluss, bracht Unruhe in das Geschehen dort unten. Jugger umfasste das Geländer fester und beugte sich etwas weiter nach vorne, dabei klaffte sein Gewand etwas auf und zeigte seine olivfarbene weiche Haut der nun entblößten Brust.

Rhune ging durch den Torbogen ins Innere der Wohnanlage des Moguls. Der Halbdrache kannte die Magier mittlerweile ziemlich gut, hatten doch etliche seiner Übungsstunden verspätet begonnen oder waren sogar komplett ausgefallen, weil sich der unterweisende Magier nicht hatte von seinen Vergnügungen losreißen können. Vermutlich musste er auch hier länger auf das Erscheinen des Rotmagiers warten. Magier waren ein seltsames Volk, einerseits begegneten sie ihm meist sehr ehrerbietig, sollte er doch nach Gamier den Thron besteigen, andererseits hatten sie keinerlei Skrupel ihn warten zu lassen, wenn ihnen etwas anderes wichtiger erschien.

Neugierig glitt Rhunes Blick über das kühle und wunderschön gestaltete Atrium. Mehrere Bedienstete und auch Magier gingen darin umher und kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten.

Auch ein Hirrogen stand neben einer Säule, verdeckt durch eine der großen Kübelpflanzen und beobachtete seinerseits die Vorgänge im Hof. Der Drache war endlich in Maritasol angekommen und nun begann seine Wache. Hoffentlich konnte er zur Klärung ihrer Situation beitragen.

Rhunes fast schwarze Augen blieben automatisch an der schlanken Gestalt des Magiers mitten auf dem umlaufenden Balkon haften. Was für eine Erscheinung! Rhune verharrte im Schritt und musterte den androgynen Schönling sehr genau. Nicht allzu groß, erkannte er. Der Zauberer reichte ihm vermutlich höchstens bis zur Brust, dafür wies er aber perfekte Proportionen auf, zumindest nachdem, was er von hier unten erkennen konnte. Ein leichter Windhauch erfasste Rhunes silbernes Haar und trieb seine bunten Haarspitzen auseinander. Er hatte das instinktive Bedürfnis, den Magier dort oben im ersten Stock näher kennenzulernen. Der Halbdrache hatte sehr früh in seinem Leben gelernt, dass es besser war, seinen Instinkten zu folgen und nicht zu versuchen sie zu ignorieren. Also setzte er sich zügig in Bewegung und verharrte nur kurz unter dem Balkon.

Jugger war fasziniert. Selten bekam man einen Drachen mit solch perfektem Körperbau zu sehen. Schade nur, dass man mit diesen so rein gar nichts anfangen konnte. Die Feuerspucker hatten keinen Sexualtrieb und man konnte mit ihnen in diesem Bereich keinen Spaß haben. Trotzdem sah der Muskelberg einfach fantastisch aus. Besonders beeindruckte Jugger das Muskelspiel, als der Mann den Hof durchquerte und dabei den Brunnen in der Mitte einseitig umrundete. Die Leinenhose, die der Silberhaarige trug, modellierte perfekt seine straffen Schenkel und betonte das dicke Päckchen in seinem Schritt. Bedauerlich, dass es sich dabei regelrecht um totes Kapital handelte. Den Brustkorb des Besuchers umspannte eine Weste aus schwarzem Leinen, die mit einer einfachen Metallschließe gehalten wurde. Dieses Oberteil hatte sicher ein Magier gefertigt oder in Auftrag gegeben, denn es endete nur knapp unter der mächtigen Brustmuskulatur und da die Leinenhose ebenfalls sehr tief auf der Hüfte saß, blieb ein einladender Streifen heller Männerhaut über und unter dem Nabel frei. Der Magier hatte das unbändige Bedürfnis, sich hinzuknien und mit der Zunge den kecken kleinen Nabel und das straffe Sixpack des Näherkommenden zu erkunden.

Alles in Rhune schrie nach dem Zwitter oben auf dem Balkon. Also handelte er entsprechend. Er nahm drei Schritte Anlauf und setzte seinen Fuß auf den Sockel der linken Säule, die die Brüstung trug. Von dort sprang er aufwärts, umfasste mit seinen Händen die senkrecht verlaufenden Streben des Geländers. Ruckartig zog er sich daran aufwärts und wechselte den Griff. Seine Hände schlossen sich um den Handlauf der Balustrade und er zog sich hinauf. Seine Füße schob er nun auf der Außenseite des Geländers zwischen die Streben und er sicherte seinen Halt mit seinen starken Händen, die nur wenige Zentimeter neben den Händen des Magiers lagen.