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Der Plan sieht so aus: Saras Mami soll Tobias’ Papi heiraten. Als Ehepaar können die beiden dann Anna und Dominik adoptieren, und sie sind alle zusammen eine große, glückliche Familie. Die zwei Hunde, Dolly und Bernie, nicht zu vergessen!
Hört sich wunderschön an, stimmt’s, liebe Leserinnen und Leser? Und eigentlich auch ganz einfach und logisch ...
Doch da gibt’s noch Achim Bergers, der Saras Mami schon lange heiraten will. Und auch Tobias’ Papi scheint an eine neue Bindung gar nicht zu denken.
Klar, dass sich unsere vier da einmischen müssen.
Punkt 1: Achim muss weg!
Punkt 2: Die beiden, die ein Paar werden sollen, müssen sich ineinander verlieben!
Punkt 3: Ein ausgefeilter Plan muss her! Denn schiefgehen darf auf keinen Fall etwas.
Und so stecken vier kleine Mäuse in »geheimer Mission« die Köpfe zusammen ...
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Seitenzahl: 108
Cover
Die Vierer-Bande
Vorschau
Impressum
Die Vierer-Bande
Turbulenter Roman um die besten Tricks zur Vereitelung einer Ehe
Von Sabine Stephan
Der Plan sieht so aus: Saras Mami soll Tobias' Papi heiraten. Als Ehepaar können die beiden dann Anna und Dominik adoptieren, und sie sind alle zusammen eine große, glückliche Familie. Die zwei Hunde, Dolly und Bernie, nicht zu vergessen!
Hört sich wunderschön an, stimmt's, liebe Leserinnen und Leser? Und eigentlich auch vollkommen einfach und logisch ...
Doch da gibt's noch Achim Bergers, der Saras Mami schon lange heiraten will. Und auch Tobias' Papi scheint an eine neue Beziehung gar nicht zu denken.
Klar, dass sich unsere vier da einmischen müssen.
Punkt 1: Achim muss weg!
Punkt 2: Die beiden, die ein Paar werden sollen, müssen sich ineinander verlieben!
Punkt 3: Ein ausgefeilter Plan muss her! Denn schiefgehen darf auf keinen Fall etwas.
Und so stecken vier kleine Mäuse in »geheimer Mission« die Köpfe zusammen ...
»Ich habe mich entschieden, Frau Abadi.«
Muriel sah ihre Haushaltshilfe, die ihr schon seit Jahren, genau genommen seit Saras Geburt, aufopfernd half, verzweifelt an.
Ihr Blick war so von Kummer umflort, dass es der älteren, türkischstämmigen Frau ins Herz schnitt.
»Und was werden Sie tun?«, wollte Fatima Abadi mitfühlend wissen.
»Ich werde meinen Neffen und meine Nichte zu mir nehmen!«, erklärte Muriel.
»Oh«, machte Frau Abadi entgeistert, mehr nicht. Einen Augenblick lang war sie tatsächlich sprachlos, was bei ihr etwas heißen wollte. Dann fand sie aber doch schnell zur Sprache zurück. »Und Herr Bergers?«, hakte sie nach. »Was denken Sie, Frau Gudelius, wird er dazu sagen? Haben Sie sich das auch gut überlegt? Die Verantwortung, die Sie übernehmen wollen, ist enorm. Für zwei elternlose Kinder zu sorgen, auch wenn es die Ihrer Schwester sind, wird nicht leicht.«
»Mein Entschluss steht felsenfest«, sagte Muriel ungerührt. »Ich habe die ganze Nacht darüber nachgegrübelt und alle Möglichkeiten gegeneinander abgewägt. Ich habe trotzdem keinen Schlaf gefunden, nicht nach dieser schlimmen Nachricht! Mit Achim werde ich schon irgendwie klarkommen. Er muss meine Entscheidung einfach verstehen. Aber zuerst muss ich alles für die Überführung und die Beisetzung in die Wege leiten. Das hat Priorität, und ich habe für nichts anderes einen klaren Gedanken. Meine Eltern habe ich sofort heute Morgen auf Sylt angerufen. Sie kommen morgen. Meine Mutter ist völlig aufgelöst.« Muriel nahm ihre Handtasche, die in der Garderobe auf dem Tischchen lag. »Ich hole Sara von der Schule ab. Dann kann ich ihr auf dem Nachhauseweg meine Pläne erklären. Sie wird es verstehen. Sie hat ja zum Glück ein gutes Verhältnis zu Anna und Dominik.«
Fatima blickte durch das Küchenfenster hinaus und sah Muriel zu, wie sie das Auto aus der Garage lenkte und davonfuhr.
Wenn die junge Frau sich da nur nicht zu viel vorgenommen hatte! Als erfolgreiche Malerin voll berufstätig, alleinstehend, mit einem Kind ... und nun noch zwei fremde dazu – auch wenn es die Kinder ihrer so heiß geliebten Schwester waren.
Aber Fatima Abadi, die sich seufzend an die Vorbereitungen des Mittagessens machte, wusste schon: Wenn Muriel sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie davon nicht mehr abzubringen. Das würde auch Herr Bergers nicht schaffen!
Als ihre Überlegungen bei Achim Bergers angekommen waren, bekam sie einen grimmigen Zug um den Mund. Der feine Herr Bankdirektor würde sich die Zähne ausbeißen! Denn, dass er Frau Gudelius' Plan nicht gutheißen würde, war klar. Ihn störte ja schon die kleine Sara!
Frau Abadi, die Achim Bergers aus gutem Grund nicht ausstehen konnte, genauso wenig wie es die kleine Sara konnte, spürte Freude in sich aufsteigen, hämische Schadenfreude, die zwar nicht richtig war, aber verständlich!
Sie nahm sich vor, Muriel heute Nachmittag ihre Dienste für ganze Tage anzubieten. Sie konnte schließlich genauso gut acht statt nur vier Stunden hier im Haushalt arbeiten. Frau Gudelius würde das bestimmt begrüßen – mit nun drei Kindern im Haus und ihrem Beruf obendrein.
Sie hatte gerade das Essen fertig, als Muriel mit Sara zurückkam ...
♥♥♥
Sara, das absolute Ebenbild ihrer schönen jungen Mutter, allerdings wesentlich temperamentvoller und für ihre neun Jahre recht frech und ungestüm, warf jetzt beim Eintreten ins Haus ihren Ranzen einfach in die Dielenecke, stürmte zu Frau Abadi in die Küche und erklärte laut tönend: »Boah, hab ich vielleicht einen Mordshunger! Gibt es heute Spaghetti mit Tomatensoße? Du hast es heute Morgen versprochen.«
Schon hatte das kleine Mädchen die Nase über dem Herd, schnüffelte in die Töpfe und richtete sich zufrieden auf.
»Super«, ließ sie wissen. Dann horchte sie nach draußen. »Mama ist ganz traurig«, erklärte sie Fatima Abadi. »Hat sie dir auch schon gesagt, was passiert ist? Sie holt Anna und Dominik. Die werden dann bei uns wohnen.« Sie überlegte einen Augenblick und kam zu demselben Schluss wie zuvor Frau Abadi. »Der Achim wird ganz schön sauer sein.«
Diese Erkenntnis schien Sara zutiefst zu erfreuen. Ein Glänzen trat in ihre nussbraunen Augen, und sie schüttelte begeistert den Kopf, woraufhin ihr Pferdeschwanz zu tanzen begann.
»Pst«, warnte Frau Abadi. »Deine Mama kommt. Mach ihr keinen Ärger mit frechen Bemerkungen.«
»Ist doch wahr«, murrte Sara, wenn auch schon wesentlich leiser.
Dann kroch sie auf ihren Stuhl an der Küchensitzecke.
Muriel kam ebenfalls in die Küche und setzte sich an den Tisch. Frau Abadi trug die versprochenen Spaghetti auf, denen Sara eifrig zusprach.
»Hast du keinen Hunger, Mama?« Sie sah zu, wie Muriel die Nudeln auf ihrem Teller hin und her schob. »Das wird doch kalt«, meinte sie vorwurfsvoll, versprach dann aber großzügig: »Wenn du nichts magst, esse ich sie noch.«
»Lass deine Mutter, sie hat Sorgen.«
»Weil Tante Katrin und Onkel David tot sind?«, fragte Sara mit vollem Mund. »Warum sind sie eigentlich so schnell gestorben, Mami? Du hast mir das noch gar nicht richtig erklärt.«
Muriel blickte auf ihre kleine, aufgeweckte Tochter. Sara hatte recht: Sie hatte ihr kaum etwas von dem tragischen Unglück erzählt, nur das eben Notwendigste.
»Du weißt doch, dass Annas und Dominiks Eltern Archäologen sind ... waren«, verbesserte sich Muriel mit leiser und wieder ganz schmerzerfüllter Stimme. »Du weißt ebenso, dass sie wegen ihrer Arbeit nach Ägypten geflogen sind, um an Ausgrabungen teilzunehmen. Sie sind beide dort verunglückt. Ein Stollen ist eingestürzt. Man hat sie tot geborgen.«
Sara nickte beklommen. »Und deshalb wohnen Anna und Dominik bald bei uns. Weil sie keine Eltern mehr haben«, fasste sie zusammen. »Ich habe ja auch keinen Vater, aber das macht mir gar nichts. Ich brauche keinen.«
Dabei warf sie Muriel einen bedeutungsvollen Blick zu, den ihre Mutter auch gut verstand. Sara spielte auf Achim Bergers an!
Doch Muriel überhörte das geflissentlich. Für diese Diskussionen war jetzt der falsche Zeitpunkt. Sie streichelte Sara über den Kopf.
»Ja, aber Tante Katrin und Onkel David haben Omi und Opi und mir die Wahl gelassen, wer sich um ihre Kinder kümmern möchte. Nur können wir Anna und Dominik nicht zu den Großeltern nach Sylt bringen. Für Omi und Opi ist das mittlerweile zu viel. Die zwei sind ja extra nach Opis Pensionierung nach Sylt gezogen, um mehr Ruhe zu haben. Du weißt auch, wie sehr Tante Katrin und ich aneinandergehangen haben. Wenn ich ihre Kinder nun zu uns nehme, ist das ganz normal. Wohin sollten die zwei sonst? Onkel David hat keine nahen Verwandten gehabt. Und bei der Tagesmutter, die Tante Katrin engagiert hatte, können sie auch nicht leben. Zum einen fehlt ihr das Recht, zum anderen ging das ohnehin immer nur vorübergehend, wenn sie und Onkel David beruflich unterwegs waren.«
»Bliebe nur noch das Heim, wenn Sie die Vormundschaft ablehnen«, warf Frau Abadi bedrückt ein.
Muriel zuckte merklich zusammen. Frau Abadi hatte sehr realistisch ausgesprochen, was sie selbst kaum zu denken wagte.
»Das würde ich nie zulassen«, erklärte sie hart. »Das würde ich weder den Kindern noch meiner geliebten Schwester antun.«
Sara riss entsetzt die Augen auf.
»Meint ihr ein Kinderheim?«
»Kommt nicht infrage!«, stieß auch Frau Abadi aus. »Frau Gudelius, ich helfe, so gut ich kann.«
Sie unterbreitete ihren Vorschlag, der ihr heute Morgen in den Sinn gekommen war.
»Das würden Sie tun?« Muriel blickte die ältere Frau dankbar an. »Es wäre wunderbar! Ich wäre um eine große Sorge leichter.«
Nach dem Essen – Sara hatte versprochen, direkt ihre Hausaufgaben zu erledigen – zog sich Muriel in den obersten Stock der alten, geräumigen Villa zurück, die sie seit dem Umzug der Eltern nach Sylt mit Sara allein bewohnte. Ganz oben hatte sie ihr Malatelier eingerichtet.
Sie setzte sich sinnend an die Staffelei und starrte auf das begonnene Bild.
Arbeiten würde sie heute nicht können, dazu fand sie einfach keine Ruhe. Hierzu brauchte sie innere Ausgeglichenheit, an der es ihr im Moment leider mangelte. Nicht nur aus Kummer um die tragischen Geschehnisse, nein, auch weil sie daran dachte, wie sie ihr Vorhaben Achim erklären sollte.
Heute Abend würde es so weit sein, Achim hatte sein Kommen angekündigt. Sie musste es ihm sagen!
Muriel schaute sich in ihrem Atelier um.
»Wenigstens haben wir hier im Haus alle Platz«, murmelte sie leise vor sich hin.
♥♥♥
Muriel brachte Sara zu Bett, was nicht ohne lauten Protest vor sich ging. Sara wollte die Angelegenheit so lange wie möglich hinauszögern. Sie merkte ihrer Mami an, dass die gar nicht so richtig bei der Sache war.
»Denkst du an den Unfall, Mama?«
Muriel nickte nur.
»Denkst du auch an Achim? Kommt er heute Abend wieder? Na gut, dann schlafe ich jetzt.«
Sara verspürte wenig Lust, dem Mann, den Mami heiraten wollte, über den Weg zu laufen. Sie konnte Achim nicht leiden, und instinktiv fühlte sie, dass diese Ablehnung auf Gegenseitigkeit beruhte. Achim hatte auch für sie nur wenig übrig. Ein Grund für Sara, ihm, wo sie nur konnte, einen Streich zu spielen. Wie sonst sollte sie sich gegen ihn wehren? Außerdem meckerte er immerzu und schimpfte mit ihr, ob sie nun lieb war oder etwas angestellt hatte.
Nachdem Mami das Licht ausgeschaltet hatte und gegangen war, zog Sara ihren Teddybären noch fester in die Arme und begann mit ihm ein Gespräch.
»Ich bin mal gespannt, was Achim dazu sagt, wenn Anna und Dominik hier einziehen. Bestimmt guckt er ganz dumm, und sein doofer Dolly auch.«
Sara hatte nichts gegen Hunde, im Gegenteil. Normalerweise liebte sie alle Tiere, vom Regenwurm bis zum Elefanten. Aber Dolly ...! Achims Pudel war ein ganz dummer Hund, einer, den man genau wie sein Herrchen immerzu nur ärgern musste. Das kam ganz von selbst, man musste sich gar nicht anstrengen.
Ganz kurz überlegte Sara, ob sie Dolly auch so ablehnen würde, wenn er nicht Achims Hund wäre. Doch über diesen Gedanken schlief sie endlich ein, mit dem Bär fest im Arm.
♥♥♥
Während Sara gerade ins Reich der Träume hinüberglitt, hatte Muriel sich ins Wohnzimmer gesetzt und wartete auf Achim. Fatima Abadi war vor einer Stunde nach Hause gegangen.
Es würde gut sein, wenn Frau Abadi bald mit im Hause wohnte. Vieles würde dann leichter sein, überlegte sie.
Muriel stand auf, als sie Achims Wagen durch das geöffnete Fenster kommen hörte. Kurz darauf trat er ein, er besaß einen eigenen Hausschlüssel. Das heißt, zuerst kam Dolly hereingetrippelt und begrüßte Muriel andächtig. Der Pudel hatte zu Muriel ein besonderes Verhältnis aufgebaut; sie war die Einzige, die ihn nicht schmerzhaft am Schwanz zog oder auf das empfindliche Krönchen klatschte, sie ließ ihm auch manchen köstlichen Brocken zukommen, was man von Frau Abadi, die noch die Leckereien unter sich hatte, nicht behaupten konnte.
Aber Muriel hatte heute kein Auge für Dolly, der das schnell registrierte, und sich etwas beleidigt auf seinen Lieblingssessel zurückzog.
»Guten Abend, meine Liebe«, sagte Achim Bergers gestelzt und kam mit ausgebreiteten Armen auf Muriel zu, die ihm die Wange hinhielt und den üblichen Kuss entgegennahm. »Es tut mir leid, Muriel. Bist du inzwischen etwas darüber hinweg? Du musst mir Näheres dazu sagen. Wie konnte das nur passieren?«
Er setzte sich vorsichtig auf das Sofa, nachdem er erst ordentlich, geradezu pedantisch die Hosenbeine hochgezogen hatte, um seine messerscharfen Falten zu schonen.
Muriel sah es, und unwillkürlich kroch Ärger in ihr hoch.
»Wie kann ich darüber weg sein?«, entgegnete sie ungewohnt heftig. »Ich weiß es doch erst einen Tag lang!«
Achim spürte selbst, dass er nicht das Richtige gesagt hatte; ein Blick in Muriels verletztes Gesicht bewies es ihm. Er murmelte eine Entschuldigung, um dann aber sofort nach Einzelheiten über das tödliche Unglück von Muriels Schwester und Schwager zu fragen.
Muriel erzählte wenigstens das Nötigste. Dann gab sie sich einen Ruck und kam schnell auf das zu sprechen, was ihr wirklich am Herzen lag.
»Ich werde Anna und Dominik zu mir nehmen. Ich werde mich darum bemühen, sie so bald wie möglich zu adoptieren. Ich glaube nicht, dass man mir Schwierigkeiten macht, die Kinder haben ja außer mir und meinen Eltern keinen direkten Verwandten, und ich wurde in ihrer Sorgerechtsverfügung ohnehin als Vormund vermerkt.«
Noch während sie sprach, erkannte Muriel das Entsetzen in Achims Miene. Dieses Entsetzen wich bald darauf heller Empörung.
»Was hast du vor, meine Liebe? Das kann doch unmöglich dein Ernst sein!«, stieß er hervor.