Familie mit Herz 193 - Sabine Stephan - E-Book

Familie mit Herz 193 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Tim versteht nicht, warum sich seine Eltern nur noch streiten. Mit dem sicheren Instinkt eines Kindes spürt er, dass etwas Schlimmes im Gange ist - etwas, das sein Leben für immer verändern wird.
Die Ehe seiner Eltern Sabine und Jochen Krafft, die sich einst so sehr geliebt haben, droht an den Alltagsproblemen zu zerbrechen. Die Schulden wachsen, weil Jochens Selbstständigkeit gescheitert ist. So muss Sabine Vollzeit arbeiten gehen und ihr Mann die Hausarbeit übernehmen. Beide sind mit ihrer neuen Rolle mehr als unglücklich. Und mit jedem Tag scheinen sie sich weiter voneinander zu entfernen. Vorwürfe und Streit bestimmen ihr Leben - die Liebe scheint verloren, die Trennung unausweichlich.
Der siebenjährige Tim leidet sehr unter der verfahrenen Situation. Werden Sabine und Jochen eine Lösung finden, die auch ihren Sohn wieder glücklich machen kann?

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Ihr hattet ja nie Zeit für mich

Vorschau

Impressum

Ihr hattet ja nie Zeitfür mich

Ergreifender Roman um eine verwundete Kinderseele

Von Sabine Stephan

Tim versteht nicht, warum sich seine Eltern nur noch streiten. Mit dem sicheren Instinkt eines Kindes spürt er, dass etwas Schlimmes im Gange ist – etwas, das sein Leben für immer verändern wird.

Die Ehe seiner Eltern Sabine und Jochen Krafft, die sich einst so sehr geliebt haben, droht an den Alltagsproblemen zu zerbrechen. Die Schulden wachsen, weil Jochens Selbstständigkeit gescheitert ist. So muss Sabine Vollzeit arbeiten gehen und ihr Mann die Hausarbeit übernehmen. Beide sind mit ihrer neuen Rolle mehr als unglücklich. Und mit jedem Tag scheinen sie sich weiter voneinander zu entfernen. Vorwürfe und Streit bestimmen ihr Leben – die Liebe scheint verloren, die Trennung unausweichlich.

Der siebenjährige Tim leidet sehr unter der verfahrenen Situation. Werden Sabine und Jochen eine Lösung finden, die auch ihren Sohn wieder glücklich machen kann?

»Jochen, ich glaube, wir sollten uns endlich einmal zusammensetzen und unsere finanzielle Lage gründlich überdenken. So geht's nicht weiter!«

Sabine Krafft sah ihren Mann auffordernd an. Jochen kam gerade aus dem Büro und balancierte einen Stapel Fachbücher auf den Armen.

»Ich wollte mich gerade ein wenig ins Wohnzimmer setzen, um all dieses hier«, er wies auf die Bücher, und Sabine las flüchtig etwas von Steuerrecht, »durchzuarbeiten. Da sitze ich gemütlicher, und in meinem kleinen Büro ist im Augenblick sonst wenig für mich zu tun.«

»Eben. Das ist es.« Sabines Stimme klang bestimmter, als sie gewollt hatte. Es war gewiss nicht ihre Absicht, Jochen jetzt Vorhaltungen zu machen. Aber er, der er doch Steuerberater war und sich in den Finanzen der kleinen Familie besser auskennen sollte als sie selbst, machte herzlich wenig Anstalten, über die knappe Familienkasse nachzugrübeln!

»Wenn du also meinst«, seufzte Jochen nun gedehnt. »Setzen wir uns hin und rechnen wir. Wo drückt es am meisten, Liebes?«

Er legte den Arm um Sabines schmale Schultern und blickte ihr in die Augen. In diesem Moment erkannte er die Sorge in ihrem klaren lebhaften Gesicht. Er begriff sehr schnell, dass wohl einiges im Argen lag.

»Die Schulden wachsen uns über den Kopf, Jochen. Sieh nur hier.« Sabine schob einen Zettel, bedeckt mit Zahlen und Aufstellungen, über den Tisch.

Jochen griff etwas zögerlich danach, vertiefte sich aber dann in das Papier. Endlich blickte er auf und seufzte tief.

»Sieht nicht gut aus. Wir haben da wohl über unsere Verhältnisse gekauft.«

Das Ehepaar Krafft war vor ein paar Monaten in diese schöne große Neubauwohnung gezogen. Der Umzug und all die Neuanschaffungen hatten doch wesentlich mehr Geld verschlungen, als man angespart hatte. Die Folge war die Aufnahme eines Kredites gewesen, der jetzt abzuzahlen war. Dabei war die Miete schon beträchtlich!

Aber diese geräumige Wohnung hatte sie sofort bei der ersten Besichtigung so verzaubert! Ein wunderschönes sonniges Zimmer für den kleinen Tim, ein Büro für Jochen, der sich kürzlich als Steuerberater selbstständig gemacht hatte, ein Riesenbalkon fast um den ganzen Wohnungsbereich herum. Und dann diese Aussicht ins Grüne, obwohl man doch im Handumdrehen in der Stadt war. Und Tims Grundschule, deren zweite Klasse er bald besuchen würde, lag fast um die Ecke. Einfach ideal!

»Ach Sabine, wirf nicht gleich die Flinte ins Korn! Warte, bis bei mir die Klienten kommen, dann verdiene ich kräftig dazu. Es ist nur eine Frage der Zeit.« Jochen versuchte, Sabine Mut zu machen, aber das war gar nicht so leicht.

»Wir haben bisher nur mein kleines Gehalt, Jochen. Es reicht vorne und hinten nicht. Ich möchte dir keine Vorwürfe machen. Du darfst mich nicht falsch verstehen.«

Sabine arbeitete als Jungarchitektin in einem renommierten Büro und hatte dort bereits große Erfolge zu verzeichnen. Ihr Chef war sehr zufrieden mit ihr und erwähnte es immer wieder.

Trotzdem, das Einkommen war als Halbtagskraft nicht eben umwerfend. Mit ihren dreißig Jahren war sie noch nicht lange im Beruf. Das Studium hatte Zeit gekostet; schließlich war Tim vor sieben Jahren geboren und hatte anfangs Sabines ganze Zeit gebraucht.

Jochen, vier Jahre älter als seine Frau, hatte bei einem Steuerberater gearbeitet und dann den verständlichen Wunsch nach Selbstständigkeit gehabt. Vielleicht zu früh? Sabine fragte sich das jetzt immer öfter. Man hätte mehr Geduld haben müssen! Na, jetzt war das nicht mehr zu ändern; sie mussten die Katastrophe irgendwie aufhalten. Bloß wie?

»Wir müssten noch kräftiger den Rotstift ansetzen.« Sabine versuchte, Zuversicht auszustrahlen. Sie wollte nicht klagen und Jochen die Laune verderben. Vielleicht sah sie ja auch zu schwarz, und bald würde sich alles ändern, wenn Jochen Erfolg aufweisen konnte. Er war ja wirklich nicht untüchtig!

»Frau Winkler bekommt monatlich einen schönen Batzen Geld. Aber wie sollen wir auf sie verzichten? Wir brauchen sie.«

»Ja.« Jochen nickte Sabine zu. »Es ist sowieso ein Segen, dass wir sie hier im Haus gefunden haben. Eine idealere Lösung ist gar nicht denkbar.«

Frau Winkler wohnte im Erdgeschoss des Neubaus, hatte dort eine kleine Appartementwohnung und war sofort nach Einzug der Kraffts mit der jungen Familie bekannt geworden. Eigentlich war es Tim gewesen, der die Bekanntschaft gemacht hatte.

Frau Winkler, Anfang Sechzig, sehr resolut, etwas schwatzhaft, aber bestimmt nicht unangenehm, hatte sofort ihre Hilfe im Haushalt angeboten, als sie hörte, dass Tim viel sich selbst überlassen war, weil seine Mami arbeitete und sein Vater sich bemühte, seine kleine Kanzlei aufzubauen.

Frau Winkler half in der Wohnung, machte sauber, kochte, erledigte den Einkauf, war einfach der gute Engel für alles und jeden. Allem Anschein nach war sie auch sehr daran interessiert, ihre Rente etwas aufzubessern.

»Nein, auf Frau Winkler können wir nicht verzichten. Zumal ich dir einen Vorschlag machen wollte. Falls du diesen akzeptierst, wäre Frau Winkler mit ihrer Hilfe für uns noch wichtiger.« Sabine zögerte, da sie nicht wusste, wie Jochen ihre Idee aufnehmen würde. Und sie scheute es, ihn zu verletzen.

»Was denn, Liebes?«, fragte Jochen neugierig.

»In unserem Büro gibt es jede Menge Arbeit«, begann Sabine behutsam. »Du weißt, im Baugeschäft herrscht Hochkonjunktur. Also – Dr. Walther hat mich gefragt, ob ich nicht vielleicht zur Ganztagskraft überwechseln möchte. Es würde doppeltes Gehalt bedeuten, Jochen!«

»Und Tim?«

»Ich verstehe deine Skepsis, Schatz.« Sabine schmiegte sich in Jochens Arm. »Denkst du, ich selbst hätte nicht viel und immer wieder darüber nachgedacht, bevor ich dir davon erzählte? Natürlich habe ich die meisten Bedenken wegen Tim. Aber ich dachte halt – nun ja, vielleicht könntest du den Jungen versorgen, zusammen mit Frau Winkler.«

»Hm ja.« Es war Jochen anzumerken, dass er erst einmal in Ruhe überlegen musste. Das alles kam ihm sichtlich überraschend.

»Ich will ja auch nicht sofort eine Entscheidung herbeiführen, Jochen. Ich wollte dir nur vom Angebot meines Chefs berichten. Ja, und auch unsere Situation dabei ansprechen. Dr. Walther überlegt nämlich, ob er noch einen weiteren Mitarbeiter einstellen soll. Ich glaube, er ist dazu längst entschlossen. Wenn ich ihm also sagen könnte ...«

Sabine sprach nicht zu Ende, weil sie das Gefühl hatte, Jochen unfair unter Druck zu setzen.

Aber Jochen hatte auch so schon begriffen. Das brachte er jetzt zum Ausdruck.

»Ich verstehe dich schon, Sabine. Man müsste das alles gründlich durchsprechen. Glaubst du nicht, dass du dich übernehmen wirst? Und wird es für unseren Jungen gut sein, wenn du ganztägig aus dem Haus bist? Sicher, ich bei meiner zurzeit wenigen Arbeit hätte Zeit für Tim. Aber du weißt ja, im Haushalt hatte ich immer zwei linke Hände.«

Sabine zuckte die Schultern. »Der Haushalt würde gewiss von Frau Winkler versorgt. Das wäre nicht das Problem. Meine Hauptsorge gilt Tim. Trotzdem, Jochen, wir brauchen das Geld.« Sie wies wieder auf die Rechnungen. »Es ist Herbst. Tim ist aus allem herausgewachsen. Er braucht zum Beispiel einen neuen Anorak. Das kostet!«

»Aber ich möchte nur so einen, wie Benny hat!«

Jochen und Sabine drehten sich überrascht zur Wohnzimmertür um, wo ihr Söhnchen in der geöffneten Tür stand. »Ich dachte, du bist in deinem Zimmer!«, rief Jochen. »Ich habe dich gar nicht kommen gehört.«

Tims braune Augen, die er eindeutig von seinem Vater geerbt hatte, blitzten erregt. Ohne Papis Bemerkung zu beachten, hakte er in dem für ihn sehr wichtigen Thema Anorak nach. Er lief auf seine Eltern zu, schmiegte sich an Sabine und ließ eine sehr detaillierte Beschreibung des gewünschten Anoraks los. Es musste ein Traum von einer Wetterjacke sein, mit allen Extras!

»Also, wenn wir ein solches Ding kaufen, Tim, kostet es einen ziemlichen Batzen. Ich weiß nicht.« Sabine strich über das kastanienbraune Wuschelhaar ihres Jungen, das dem ihren so ähnelte. »Im nächsten Jahr bist du aus dem Anorak herausgewachsen. Dann geben wir ihn weg und haben nichts mehr davon. Vielleicht tut es ein anderer, ein preiswerterer auch?«

Da sah sie auch schon die Enttäuschung in den Kinderaugen, und Tim machte ein langes Gesicht.

Auch Jochen bemerkte es und meinte: »Wenn sein Herz an dieser Jacke so sehr hängt ...«

Tim bekam sofort Oberwasser und blickte hoffnungsfroh auf Mami.

»Also gut.« Sabine zog die Schultern hoch. »Ich glaube, ihr zwei habt mich schon überredet.«

»O prima!«, jauchzte Tim auf und versorgte seine Eltern abwechselnd mit einem dicken Kuss. »Klasse! Wann gehen wir in die Stadt zum Einkaufen?«

»Sachte, sachte!« Jochen drückte Tim, der auf dem Sofa herumhopste, zurück. »Mami muss bestimmt erst ihr nächstes Gehalt bekommen. So zum Monatsende.«

»Ach«, machte Tim enttäuscht.

»Das ist ja schon bald. Nur noch ein paar Tage.« Sabine strich dem Kleinen die Locken aus der Stirn, ein hoffnungsloses Unterfangen. Das seidenweiche Haar fiel gleich wieder zurück. »Du musst dringend einmal zum Friseur, mein Sohn!«

Tim wurde lebhaft. Das war er eigentlich immer, aber manchmal eben noch ein bisschen mehr als gewöhnlich.

»Nö, daran können wir sparen«, erklärte er großzügig. »Friseur hat noch viel Zeit.«

Dann, da die Gelegenheit gerade sehr günstig schien und weil die Sache mit dem Anorak so auf Anhieb geklappt hatte, kam er auf ein weiteres wichtiges Thema zu sprechen, das er Mami und Papi schon längst hatte mitteilen wollen. Es betraf wieder den unbekannten Benny aus seiner Klasse.

»Benny hat einen Hund, einen so großen.« Tim streckte beide Arme weit von sich, und in seinen braunen Augen glomm ein sehnsüchtiges Leuchten auf.

»Schluss jetzt, Tim!« Jochen wurde energisch. »Ein Hund wäre das Allerletzte, was wir brauchen können!«

»Ooch«, machte Tim langgedehnt. »Schade!«

»Wir wissen auch gar nicht, Tim, ob Tierhaltung hier im Haus erlaubt ist«, sagte Sabine schwach.

Es erging ihr wie Jochen – es war so schwer, Tim etwas abzuschlagen. Aber in dieser letzten Sache mussten sie hart bleiben! Obwohl so ein Hund, ein kleiner vielleicht ... Sabine straffte die Schultern und setzte sich gerade. Also nein! Das nun doch nicht.

Tim war um Antworten selten verlegen.

»Ich kann Frau Winkler fragen, ob man das darf«, schlug er unternehmungslustig vor.

»Beweg dich wieder in dein Zimmer, Tim«, kam es da allerdings überraschend energisch aus Papis Richtung. »Lass das jetzt!«

Tim schielte zu Jochen. Dessen Miene drückte unbarmherzig aus, dass es ihm ernst war mit seiner Aufforderung. Tim rutschte langsam vom Sofa und trollte sich. Es war jetzt in diesem Moment offenbar sinnlos, weiter Einwände zu machen.

»Ich komme später zu dir«, versprach Jochen schnell, als er dem Kleinen nachsah. »Ich muss nur noch etwas mit Mami besprechen.« Er seufzte leise auf, als Tim die Wohnzimmertür hinter sich geschlossen hatte. »Er ist schon ein lieber, kleiner Kerl. Aber alles dürfen wir natürlich nicht erlauben oder durchgehen lassen.«

»Bestimmt nicht«, stimmte Sabine nachdenklich zu.

Heimlich rechnete sie nach, dass die Neuanschaffung von Tims Anorak noch mehr Unkosten verursachen würde, unvorhergesehene! Wie aber hätte sie dem Kind den Wunsch abschlagen können? Schließlich brauchte er eine neue Winterjacke.

Sie löste sich aus Jochens Arm und stand langsam auf.

»Ich werde mich allmählich um das Abendbrot kümmern. Später dann kannst du Tims Hausaufgaben nachsehen, Jochen, während ich den Abwasch mache.«

Es dauerte, bis man Tim endlich im Bett hatte. Im Fernsehen lief noch eine wichtige Tiersendung, die der Kleine unter keinen Umständen versäumen konnte.

Sabine ließ sich recht geschafft im Sessel zurücksinken und betrachtete Jochen, der nun erst zu seinen Sachbüchern gekommen war. Er blätterte sie durch, aber Sabine merkte, dass er nicht so recht bei der Sache war.

Schließlich ließ Jochen sein Buch sinken.

»Mir geht dein Vorschlag nicht aus dem Kopf, Liebes«, sagte er in Sabines Richtung.

»Ach, ich mag heute Abend über nichts mehr reden. Ich bin einfach müde und sehne mich nach meinem Bett.« Sie erhob sich. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich schon hinlege?«

»Gegenfrage! Hast du etwas dagegen, wenn ich dir folge?«