Familie mit Herz 176 - Sabine Stephan - E-Book

Familie mit Herz 176 E-Book

Sabine Stephan

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Beschreibung

Ein einfaches Kind ist Lotta nicht! Dazu ist die Fünfjährige viel zu lebhaft, zu neugierig und zu ungeduldig. Und wenn ihr etwas nicht passt - auweia! Dann kann sie entweder extrem stur und hitzköpfig sein oder äußerst charmant - je nachdem, welche Masche besser bei den Erwachsenen wirkt.
Als nächstes hat sie sich in den Kopf gesetzt, für ihre Mama einen neuen Mann zu finden! Doch dieses Vorhaben ist schwieriger als gedacht. Denn nach der Scheidung geht ihre Mutter den Männern aus dem Weg und zieht stattdessen mit Freundin Claudia zusammen. Auf Dauer ist die Frauen-WG mit zwei "Müttern" aber ein bisschen zu langweilig, findet Lotta ...

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Seitenzahl: 95

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Inhalt

Cover

Zwei Mütter für Lotta

Vorschau

Impressum

Zwei Mütter für Lotta

Sind Männer wirklich so schlimm?

Von Sabine Stephan

Ein einfaches Kind ist Lotta nicht! Dazu ist die Fünfjährige viel zu lebhaft, zu neugierig und zu ungeduldig. Und wenn ihr etwas nicht passt – auweia! Dann kann sie entweder extrem stur und hitzköpfig sein oder äußerst charmant – je nachdem, welche Masche besser bei den Erwachsenen wirkt.

Als nächstes hat sie sich in den Kopf gesetzt, für ihre Mama einen neuen Mann zu finden! Doch dieses Vorhaben ist schwieriger als gedacht. Denn nach der Scheidung geht ihre Mutter den Männern aus dem Weg und zieht stattdessen mit Freundin Claudia zusammen. Auf Dauer ist die Frauen-WG mit zwei »Müttern« aber ein bisschen zu langweilig, findet Lotta ...

»Darf ich Ihnen vielleicht noch etwas anbieten? Einen Wein oder einen Cocktail? Etwas zum Knabbern?«

Der Kellner nervte. Seitdem sie ihr Wasserglas geleert hatte, war er schon zweimal an Marlena Wittkamps Tisch getreten und sollte eigentlich begriffen haben, dass sie erst dann ihre nächste Bestellung aufgeben würde, wenn der freie Platz ihr gegenüber belegt war.

Sie schüttelte den Kopf und blickte unverwandt zu dem schweren roten Vorhang aus Kunstleder, der die Gäste vor der Zugluft im Eingangsbereich schützen sollte.

»Darf ich Ihnen zumindest schon einmal die Karte bringen?«

»Hören Sie«, begann Marlena gefährlich leise, »wenn Sie mich noch weiter in dieser Form belästigen, werde ich, sobald meine Freundin hier aufgetaucht ist, das Lokal mit ihr zusammen verlassen – ohne auch nur einen Bissen gegessen oder ein weiteres Getränk bestellt zu haben!«

Wortlos und erstaunlich schnell zog sich der Kellner zurück, und Marlena beobachtete amüsiert, wie man ihm hinter dem Tresen eine Rüge erteilte. Dadurch abgelenkt verrauchte ihr Zorn auf die zu spät kommende Freundin.

Sie hatte sich mit Claudia Meriam für acht Uhr zum Essen in diesem Lokal verabredet. Mittlerweile waren vierzig Minuten vergangen.

Dabei war Pünktlichkeit normalerweise einer von Claudias Vorzügen. Hatten sie den Treffpunkt etwa nicht exakt bestimmt? Wartete Claudia womöglich in einem anderen Restaurant? Schließlich war ihre Freundin erst kürzlich hergezogen und kannte sich dementsprechend schlecht in der Stadt aus.

In dem Moment tat sich der hässliche Vorhang auf, und eine schlanke, hochgewachsene, blasse Gestalt huschte hindurch. Sie steuerte auf den Tresen zu, erblickte dann aber Marlena und kam direkt an ihren Tisch.

»Entschuldige«, sagte sie und ließ sich aufseufzend auf den freien Stuhl sinken. »Du kannst es dir nicht vorstellen!«

»Zieh dir erstmal den Mantel aus«, rief Marlena. »Und dann erzähl!«

Claudia machte sich nicht die Mühe, den Mantel an die Garderobe zu hängen, sondern warf ihn einfach über die Stuhllehne. Sie hatte es sich gerade gemütlich gemacht und wollte, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, anfangen zu erzählen, da fiel ihr noch etwas ein. Hastig drehte sie sich um, fischte ihr Handy aus der Manteltasche und legte es in Blicknähe vor sich auf den Tisch.

»Was willst du denn damit?« Marlenas Stimme klang nicht gerade begeistert.

Claudia seufzte wieder. »Ich bin leider in Bereitschaft.«

»Heißt das, wir bestellen hier ein köstliches Mahl, um unsere zwanzigjährige Freundschaft, deinen Einzug in die Stadt und deine neue Stelle zu feiern, und dann klingelt das Ding?« Sie wies mit dem Finger auf das Mobiltelefon. »Du springst auf, und ich hocke hier wieder allein?«

Claudia zuckte mit den Schultern. »Als ich ging, war alles ruhig ...«

»So ruhig, dass du mich hier eine Stunde hast warten lassen.«

Ihre Freundin sah auf die Uhr. »Siebenundvierzig Minuten«, verbesserte sie, ganz die Pedantin.

Jetzt war es an Marlena, abgrundtief zu seufzen. »Und dafür organisiere ich einen Babysitter.«

»Hast du Lotta denn nicht zu deiner Mutter gebracht?«

Für Claudia war ja alles so einfach, wenn's um das Kind ging. Dass die Kleine früher als gewohnt das Spiel mit ihrer besten Freundin beenden musste, um dann in Tränen aufgelöst zur Großmutter gebracht zu werden, konnte sie nicht ahnen. Dass Lotta bei der Oma wieder schwere Speisen zum Abendbrot verschlingen würde, infolgedessen die Nacht schlecht schlafen und am nächsten Morgen Heimweh nach ihr, Marlena, haben würde, konnte Claudia auch nicht wissen. Und dass sich dieser Aufwand für ein Abendessen mit der besten Freundin nicht lohnte, wenn diese schon bei der Begrüßung in Aussicht stellte, gleich wieder gehen zu müssen, wohl auch nicht.

»Dann wollen wir mal schnell etwas bestellen«, sagte Marlena leicht verärgert. »Vielleicht können wir dann wenigstens noch die Vorspeise gemeinsam genießen.«

»Oh, für mich nur ein Wasser.« Claudia winkte mit müdem Lächeln ab. »Ich hatte schon Abendbrot auf der Station.«

Marlenas Stimmungsbarometer sank, wenn überhaupt möglich, noch tiefer. Sie hatte dieses Restaurant bereits mit einem Bärenhunger betreten. Scharf zog sie die Luft ein und entschied sich dann für eine Cola – wegen der Zitronenscheibe.

Marlena Wittkamp war sechsundzwanzig, Claudia fünf Jahre älter. Dass sie sich trotz der gänzlich unterschiedlichen Lebenswege nie ganz aus den Augen verloren hatten, grenzte beinahe an ein Wunder. Während Marlena bereits mit neunzehn geheiratet und zwei Jahre später Mutter geworden war, hatte Claudia erst kürzlich ihr Medizinstudium abgeschlossen. Mit Bravour!

Nur was das Thema »Männer und Liebe« betraf, war ihre Situation ähnlich unerfreulich: Marlena war bereits wieder geschieden, weil sie die Affären ihres Mannes nicht länger ertragen hatte. Und Claudia war der Traummann noch nicht begegnet.

»Willst du dir nicht doch etwas zu Essen bestellen?« Mit dieser Frage unterbrach Claudia das belastende Schweigen.

Sie kannte Marlena nun schon so lange – blutleere Hände, eine gewisse Einsilbigkeit und der starre Blick verrieten ihr: Marlena hatte Hunger.

»Meinst du?«

»Klar, mir macht es nichts.«

Marlena hatte eine Stunde Zeit gehabt, sich für ein Gericht zu entscheiden. Jetzt fehlte ihr die Geduld, auf einen Kellner zu warten. Mit dem Zeigefinger in der Speisekarte lief sie zum Tresen und verlangte nach einer supergroßen Pizza. Supergroß musste sie schon sein, denn Marlena kannte auch Claudia.

»Darf ich mal probieren?«, hieß es dann auch schon, noch bevor Marlena die Gelegenheit gehabt hatte, die Pizza anzuschneiden.

Marlenas Laune hob sich mit jedem Bissen.

»Wie kommst du denn in der Klinik klar?«, fragte sie, als sie einigermaßen gesättigt war.

»Stress!«, stöhnte Claudia. »Der reinste Stress! Ich bin die Einzige, die immer da ist, wenn Not am Mann ist. In den acht Wochen, die ich jetzt dort arbeite, habe ich ganze drei Tage freigehabt – inklusive Wochenende.«

»Ich weiß«, sagte Marlena. »Sonst hätten wir uns ja auch schon früher treffen können. Eine Schande, wenn man bedenkt, dass ich jeden Morgen an der Klinik vorbeifahre.«

»Sie nutzen mich vermutlich aus, weil ich neu bin«, meinte Claudia.

»Weil du zu gutmütig bist.«

»Möglich.« Claudia nahm Marlena die Gabel aus der Hand und pickte eine Olive auf. »Aber auch ein gutmütiger Mensch braucht ein Dach über dem Kopf – nur hatte ich noch keine Zeit, eins zu suchen.«

Marlena nickte verständnisvoll. Das leidige Thema! Sie hatte zwar eine Wohnung, glücklich war sie damit aber auch nicht. Mit der lebhaften Lotta hauste sie in zwei Zimmern der kleineren Sorte. Die Wohnung platzte im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Nähten, war zudem noch recht ungünstig zu Marlenas Arbeitsplatz gelegen, aber leider das Optimum an dem, was sie sich leisten konnte.

»Ja, bist du denn im Schwesternheim nicht gut untergebracht?«, erkundigte sie sich scheinheilig.

»Vor allen Dingen bin ich immer erreichbar.« Claudia verdrehte die Augen. »Abgesehen davon sehe ich nicht ein, dass ich mit fast zweiunddreißig Jahren und mit einem gar nicht so schlechten Gehalt in einem Fünfzehn-Quadratmeter-Zimmer wohne, mit Küche und Bad auf dem Gang.«

Marlena wischte sich mit der Serviette die Finger ab und sah ihre Freundin belustigt an.

»Wir sind schon ein Paar!«, meinte sie. »Wir haben beide dasselbe Problem. Wir brauchen eine größere Wohnung – nur dir fehlt die Zeit, eine zu suchen, und mir das Geld, eine zu bezahlen.«

Die Ältere nickte, doch noch bevor sie ihrerseits eine Bemerkung dazu machen konnte, klingelte das Handy. Ein Notruf!

»Was wolltest du eben noch sagen?«, fragte Marlena lediglich, während sie beobachtete, wie die Freundin hastig ihre Siebensachen zusammenpackte, um so schnell wie möglich in die Klinik zu fahren.

Claudia hielt inne, stützte sich auf den Tisch und beugte sich zu Marlena hinunter.

»Warum suchst du nicht eine Wohnung für mich – nein: für uns?«

»Du meinst eine große, die Platz für drei bietet – für dich, für Lotta ...«

»Und für dich! Genau. Such uns was Schickes, Geräumiges, Ideales. Ich verlasse mich ganz auf dich, ich kenn' doch deinen guten Geschmack.«

Marlena wagte nicht zu glauben, dass Claudia ihren Vorschlag ernst meinte. »Und die Miete? Du weißt, dass ich nur vormittags arbeite, schlecht bezahlt außerdem«, warf sie zaghaft ein.

»Lass das meine Sorge sein. Dafür kümmerst du dich ums Kochen – denn ich bring's nach wie vor gerade mal zu Kaffee und Toast. Na ja, und zum Saubermachen habe ich irgendwie auch kein Talent.«

»Aber das ist doch die optimale Lösung!« Marlena war Feuer und Flamme und sprang ebenfalls auf. »Haben wir nicht vor zig Jahren schon einmal spekuliert, dass eine gemeinsame Wohnung die ideale Sache für uns zwei wäre?!«

Claudia lachte ebenso befreit wie ihre Freundin. Wenn das klappte, würde ihnen beiden eine Zentnerlast vom Herzen fallen.

»Schließlich haben wir beide einen Vierundzwanzig-Stunden-Job«, scherzte Marlena.

»Genau, ich habe meine Patienten und diese ewigen Nacht-Dienste, und du hast dieses quirlige Geschöpf namens Lotta.«

Die Ärztin ahnte nicht, dass sie noch oft an diesen Satz zurückdenken sollte, jetzt, da sie gutgelaunt einer unbeschwerten Wohngemeinschaft im »Drei-Mädel-Haus« entgegensah.

♥♥♥

Marlena Wittkamp summte die Melodie mit, die im Morgenradio gesendet wurde. Wann hatte sie dieses Lied zum letzten Mal gehört? Es musste Jahre her sein! Die Melodie wurde leiser, verklang, und ein hässlicher Signalton kündete die Werbung vor den Nachrichten an.

Sie suchte einen anderen Sender, aber es war überall dasselbe: Werbung für Autos, Versicherungen und Frühstücksmarmeladen. Ungerecht war das!, fand Marlena. Wenn sie mal die Gelegenheit hatte, Musik nach ihrem Geschmack zu hören und nicht irgendwelche CDs mit Kindergeschichten abspielen musste, war es kurz vor der vollen Stunde. Mit einer heftigen Drehung schaltete sie das Radio aus.

Fünf Minuten später bog Marlena in die ruhige Wohnstraße ein, in der ihre Mutter seit fast dreißig Jahren zu Hause war. Hier kannte jeder jeden, wusste alles über den anderen.

Marlena schmunzelte, denn ihr war klar, dass ihre Mutter die kleine Lotta liebend gerne in der Nachbarschaft vorführte. Am vergangenen Abend hatte sich nicht mehr die Gelegenheit dazu ergeben, und an diesem Morgen war es noch zu früh. Sicher war Maria Wittkamp enttäuscht.

Prompt wurde dann auch das Küchenfenster aufgerissen, sobald Marlenas Kleinwagen zum Stehen gekommen war.

»Was bist du denn schon so zeitig, Liebes!«, rief die attraktive Mittfünfzigerin.

»Wir müssen um neun Uhr am Familienzentrum sein«, antwortete Marlena ihrer Mutter.

Marias Kopf verschwand hinter der Scheibe, und Sekunden später trat sie aus dem Haus, um ihrer Tochter entgegenzueilen.

»Das geht doch auch einmal ohne Lotta«, meinte sie. »Die Kleine hat wenig geschlafen – frag mich nicht, warum. Ich nehme an, es ist Vollmond. Auf jeden Fall ist sie gerade erst aufgestanden.«

»Dann habe ich ja Glück.«

»Überhaupt nicht. Oder willst du dein einziges Kind ohne Frühstück gehen lassen?«

Marlena lachte und erreichte vor ihr die drei Stufen, die zur Haustür führten.

»Stell dir vor, Mama, dein einziges Kind hat heute auch das Haus ohne Frühstück verlassen müssen.«

Maria eilte ihr nach. »Warum tust du das? Du weißt, wie wichtig gerade die erste Mahlzeit des Tages ist.«

»Weiß ich, deshalb frühstücken wir auch gleich mit den anderen im Zentrum.«

Da hatte sie aber die Rechnung ohne ihre Mutter gemacht.