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Gedichte, Aphorismen, Aufsätze zum Sozialprozess der Empathie innerhalb der heutigen Bestrebungen des Manichäischen Gemeinschaftsimpulses. Insbesondere behandelt - wenn auch auf explizit künstlerische Weise - die kleine Schrift die spirituellen Beziehungen zwischen den menschlichen Individualitäten und ihren jeweiligen Gemeinschaftsformationen.
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Seitenzahl: 78
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Kleiner manichäischer Katechismus
3 Prüflinge
Drei Weise der Neuzeit
Das stets Einmalige
Im Gegen-Universum
Die zwei der drei Helfer des Mani: Der Sperling, die Taube der Schwan
Schreck
Die Freie Manichäische Gemeinschaft
Was geschieht bei einer menschlichen Begegnung?
Vom Sinn der Inkarnationen seit dem Mysterium von Golgatha
Was ist im Menschen (nichts als) menschlich?
NACHWORT(E)
Wer nicht mehr sucht
und nur noch findet,
der hat die Welt
im Selbst begründet.
Wer auf der Seite
aller Streiter,
der klettert nicht,
der ist die Leiter.
Wer „JA!“ sagt
zu dem Weltgeschehen,
der darf sich selbst
als Welt verstehen.
Wer dort nicht hasst,
wo keiner liebt,
der hat den Feind,
der ihm vergibt.
R.M.G. / 8.9.2019
(Lyrische Adaption eines epochalen Gespräches
mit Manfred Bögelein in Stuttgart im Sommer 1970)
Es standen drei Könner zusammen :
Ein scharf Denkender,
ein tief Fühlender
und ein stark Wollender.
Sie verhandelten darüber,
wer wohl am Jüngsten Tage,
wenn Himmel und Erde vergehen,
von der großen Weltengnade
würde gerettet werden.
„Wer weiß aus Dreck Gold zu machen,
wird der Erste sein! “
spricht der Denker.
„Wer mit Weihrauch austreibt
die wilden Dämonen,
wird vor allen Anderen
geliebt werden! “
spricht der Innige.
„Wer stirbt, bevor er stirbt,
wird auferstehen!
So ist es geweissagt! “
spricht der Starke.
Als sie so standen,
palavernd und sinnierend,
trat ein Kind hervor,
nicht älter als sieben Jahre.
„Ich baue aus diesem Sandhügel
eine Stadt und werde
mit meinen Freunden darin wohnen.“
Sprach es und tat es und wohnte darin
solange es wollte.
Ebenfalls trat ein Mensch
mittleren Alters hinzu.
Der schleppte mühsam einen Spiegel
mit sich herum, wohl 3x so groß
und schwer, wie er selber.
„Seht her!“ - rief er laut.
„Ich werde diesen schrecklichen Spiegel
vor aller Augen zerschlagen,
dass er blind werde und nicht länger mich
vom Eigentlichen ablenke. Dann habe
ich die Hände frei zur guten Arbeit.“
Sprach es und tat es und verdingte sich da,
wo er gebraucht wurde.
Bald darauf trat hinzu eine Greisin.
Die machte ein Feuer
aus ihren Kleidern, ihrem Schmuck und allen
anderen Habseligkeiten.
„Ich werde meine Vergangenheit zurückgeben
an die Gegenwart der Elemente,
denn ich benötige nichts weiter, als die
Ewigkeit.“ Sprach es und tat es und wurde
alsbald verjüngt und in die Lüfte erhoben,
und niemand wusste, ob die Flammen
ihr folgen konnten.
Die drei Könner gingen mit sich zu Rate
- jeder nach seiner Art - und sie beschlossen,
solange mit ihren Vorhaben zu warten,
bis Himmel und Erde vergangen waren.
R.M.G./9.9.2019
Drei Weise der Neuzeit
traten an einen Teich
um sich darin zu betrachten.
Der erste schaute hinein,
da war die Oberfläche bewegt,
und er fand, er sei ein zorniger Mensch.
Beim zweiten glitten nur leichte
Wellen und Kräusel hinweg,
und er fand, er sei ein gütiger Mensch.
Beim dritten war die Oberfläche spiegelglatt,
und er fand, so könne er unmöglich aussehen,
so könne er nicht sein,
denn er sah einen hässlichen großen Karpfen
mit einer Forelle im Maul.
R.M.G./9.9.2019
Es ging ein Jüngling in die Welt,
um etwas Bedeutendes, etwas
Einmaliges zu tun, etwas,
das noch nie ein Mensch vor ihm getan hatte.
Doch wohin er auch schaute,
es gab nichts, das nicht schon getan war,
gut oder schlecht.
Alles war schon getan:
Die Hütten waren gebaut.
Die Feuer gezähmt.
Die Räder beschlagen;
Der Ton gebrannt.
So wollte er schon mutlos werden.
Da traf er auf einer Wiese ein Kind.
Das spielte mit einem Ball.
Als das Kind einmal den Ball zu weit fortwarf,
rollte er über die Wiese in einen Bach.
"Ach bitte", sagte das Kind zum Jüngling,
"Würdest Du mir meinen Ball wiederholen?
Er ist in den Bach gefallen, und
der ist so tief, und ich bin so klein."
Der Jüngling dachte über
seine Pläne nach, holte dem Kind den Ball, und
wusste von nun ab, was in dieser Welt am
meisten zu tun nötig ist,
und was niemand sonst, denn er,
zu leisten imstande ist.
R.M.G./9.9.2019
Im Gegen-Universum ist es schön!
Da lebt die Leiche
und der Maulwurf
kann die Sterne seh´n.
Im Gegen-Universum
zahlt man sich kein Geld,
weil alles, was man will,
sogleich vom Himmel fällt.
Im Gegen-Universum
hat´s nicht Mann und Frau.
Die Kinder machen sich dort selbst
aus Morgentau.
Im Gegen-Universum
schläft man, wenn man wacht
und wacht man, wenn man schläft
und weint man, wenn man lacht.
Im Gegen-Universum
wäre ich ein Du!
Und Ich Dir Haus
und Du mir Tür.
Wir gingen ein,
wir gingen aus
und niemand schlösse zu.
Und wer dagegen wäre,
wäre auch dafür.
Komm! Reisen wir dort hin
und bleiben hier!
R.M.G./9.9.2019
Immer stärker in das Bewusstsein der Menschen, die sich in spirituellen Lebenshaltungen heute hineinfinden, dringt der Name „Mani", oder das „manichäische Prinzip". Und viele assoziieren damit in irgend einer Weise das Bemühen, sich auseinander zu setzen - nicht mit Krankheit des Leibes, nicht mit Verdunkelungen der Seele - sondern mit jener merkwürdigen Verleugnung des menschlichen Ich in Bezug auf sich selbst.
Diese Verleugnung zeichnet sich dadurch aus, dass man das individuelle Menschliche in allen seinen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Aspekten nicht als wesentliche Instanz in dem zum Menschen gehörenden Weltzusammenhange wahrnehmen will und sich dann mehr oder weniger bewusst dagegen in Gedanken, Worten und Taten ausspricht.
ln diese Verleugnung eingeschlossen sind dann auch alle Anschauungen, alle Konzepte, alle Repräsentanten, die versuchen, sich herauszuarbeiten aus dem Bannstrahl dieser Verleugnung, das heißt alles, was bezeichnet werden könnte, als eine vollgültige und extentiell den Menschen tragen könnende Erkenntnis von der universellen Bedeutung dieses Mittelpunktwesens, das wir das ICH, oder das SELBST nennen.
Dieses Selbst nun, im Verständnis des durch die Welt wirkenden manichäischen Realitätsprinzips, erhält seine hervorragende, einzigartige Bedeutung, indem der Manichäer ihm zuschreibt die „Mission“, nicht nur in Bezug auf sich selber, was ja nahe liegt, sondern vielmehr auch für Andere, selbst-verschuldetes und selbst- hervorgebrachtes „Böses“ stellvertretend zu „absorbieren“. Es ist hiermit ein der Empathie sehr verwandtes, aber noch tiefer gehendes Anverwandeln und Mitverantworten moralischer Verhaltensweisen von leidbetroffenen Mitmenschen durch die Seele des Manichäers gemeint. Doch ist nicht nur das „passive Erleiden von sogenannten „Opfern“, sondern insbesondere „auch das meist vom Betreffenden nicht erkannte „aktive Leiden“ der sogenannten“ Täter“, oder Leidverursacher, in den zentralen Fokus dieser Haltung gestellt.
In die Welt und die anderen Wesen ist die Moralität eines Menschen gedrungen mittels Gedanke, Wort, Gesinnung und Tat. Von dort her muss sie auch zurückkehren mittels Tat, Gesinnung, Wort und Gedanke. Doch nicht in der mit den äußeren Lebensabfolge identischen Form wird das geschehen, sondern in der Durchführungsgestalt einer ganz bestimmten spirituellen „Alchymie" der Verantwortung, zu der sich die mainichäische Seele erst mühsam in langen Schulungssequenzen hin befähigen muss.
Dabei ist zum Unterschied der karmischen Auffassung, wie eine solche z.B. in der Anthroposophie, teilweise auch im Buddhismus besteht, nämlich vornehmlich hinzuweisen auf die Ausgleichsstufen der nachtodlichen Zeit und dann später auf die Zeit des nächsten Erdenlebens, für die Freunde des „Mani“ wesentlich, noch in dieser Inkarnation absolut in einem innerlich-personalen Abbild-Sinne, identisch zu werden mit dem so genannten „Opfer'”, an dem man sich als „Täteı" verschuldet hatte.
Einen Teil der nachtodlichen „Kamaloka-Arbeit" bereits voraus zu leisten während des gegenwärtigen Lebens, ist also ein zentrales Anliegen der wahren Anhänger des „manichäischen Prinzips.“
Nun sind vergleichbar mit der christlich-gnostischen und der anthroposophisch-rosenkreutzerischen Einweihung, die auf allen Stufen ganz bestimmte lmaginationen hervorbringen, auch im Einweıhungsvollzug des „manichäischen Prinzips" besondere Erlebnisse - man könnte auch sagen: besondere Aufträge - geistig erfahrbar. Diese zeigen dem Schüler an, was er an sich selber nun zu erprüfen hat, wie er sich zur Welt im Allgemeinen und zu den Menschen und Naturwesen sich zukünftig stellen muss, will er wirklich in Freiheit und Hingabe den Dienst im Geiste seines Meisters nach und nach erfüllen. Und noch ein gewaltiger Unterschied besteht: Der „Meister“, also die Individualität des Mani selbst : IST DAS EIGENE HERZ!
Einen großen, einzigartigen Unterschied zu allen bisherigen Christuswegen, die mit einer Meister-Indivídualität zusammenhängen, zeigt sich dem Schüler: Die Stufen werden vom Manichäer aus dem Gesichtspunkt der Geistigen Welten betrachtet . Und zwar aus jenen geistigen Welten, aus denen der Christus dereinst stufenweise herabgestiegen ist, um alle die Sünden von uns zu nehmen, welche weder das einzelne menschliche Ich, noch die menschlichen Gemeinschaften hätten aus eigener Kraft auflösen können. Die letzte Stufe der Christuswirksamkeit innerhalb seines Herabstieges vollzog sich, als er Besitz nehmen konnte gleichzeitig und gleich vollmåchtíg vom Herzen des lesus von Nazareth und vom Herzen der Erde. Das Erdenherz schlägt seitdem jenseits der Kain-Schlucht als der geistgoldene Mittelpunkt aller Welterneuerung. Ein Wirken im Sinne dieser letzten vom Christus vollzogenen Stufe des Herabstieges entpricht nun der Stufe des „Sperlings”. Und wie der Christus-Jesus im Zeichen der Verleugnung, der Verfolgung, der Marterung und des Todes, der Grablegung und der Höllenfahrt nur kommen konnte zur Erfüllung seines Auftrages, ebenso beginnt nun der Manichäer seine Nachfolge auf dieser Stufe. Erst danach wird er dem Christus folgen wollen in die Stufen jenseits der Höllenfahrt .