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In den religiösen Bekenntnissen spielen Engel seit Jahrtausenden eine große Rolle. Engel haben viele Maler, Bildhauer, Dichter und Komponisten inspiriert. Seit einigen Jahrzehnten sind diese himmlischen Wesen so richtig in Mode gekommen. Sie sind zu einem Thema geworden, das nicht nur religiös gesinnte Menschen fasziniert. So gibt es heute Hunderte von Büchern, die von Engeln handeln. In vielen Fällen sind jedoch sowohl die Darstellungen von Engeln als auch die Vorstellungen, die man sich über sie macht, sehr naiv und geradezu kitschig. Sie eignen sich allenfalls, um das Gemüt zu befriedigen. Dem Verstand können sie nicht viel bieten. Wenn man zu tieferen Erkenntnissen über das Wesen und Wirken der Engel sowie deren Bedeutung für uns Menschen gelangen möchte, so müssen wir nach Quellen suchen, in denen Menschen schildern, welche die Gabe haben, Engel sowie andere geistige Wesen, Welten und Phänomene hellsichtig wahrnehmen und studieren zu können. Die Darstellungen, die in diesem Buch gegeben werden sollen, basieren ganz wesentlich auf den Forschungsergebnissen, die der große Geisteslehrer und Eingeweihte Dr. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, vor rund 100 Jahren im Auftrag der geistigen Welt der Menschheit geschenkt hat. In diesem Buch sollen insbesondere Antworten auf die folgenden Fragen gefunden und ausführlich erläutert werden: - Gibt es verschiedene Arten von Engeln? - Wie können wir uns einen Engel vorstellen? - Was sind ihre Aufgaben? - Was leisten Engel für uns Menschen? - Waren Engel in urferner Vergangenheit Menschen? - Werden die Menschen in urferner Zukunft Engel? - Was können wir Menschen für unseren Engel tun?
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Seitenzahl: 244
Engel kommen vielleicht nicht, wenn du sie rufst, aber sie werden immer da sein, wenn du sie brauchst.
Immer bist Du zur Stelle.
Lässt mich finden,
was ich suche,
lässt gelingen,
worum ich bange,
lässt mich aufhorchen
für das, was ansteht.
Wenn mir Tränen fließen,
wenn ein Druck im Hals,
bist Du gegenwärtig.
Wenn ich vor Erregung bebe,
lenkst Du meinen Atem.
Vieles ordnest Du im Voraus,
was mich sonst
überfordern würde.
Froh und dankbar
seuf’z ich dann mein Danke,
Dank, mein Engel, danke,
dass Du immerfort zur Stelle.
Renate Loebner1
Vorwort
1 Das Wesen des Menschen
1.1 Was ist der Mensch?
1.1.1 Was sagt die Wissenschaft?
1.1.2 Was sagt das konfessionelle Christentum?
1.1.3 Der menschliche Körper – ein Wunderwerk
1.1.4 Rhythmen im Kosmos und Rhythmen im Menschen
1.2 Die heutigen Wesensglieder des Menschen
1.2.1 Der physische Leib
1.2.2 Der Ätherleib
1.2.3 Der Astralleib
1.2.4 Das Ich
1.3 Körper, Seele und Geist
1.4 Die zukünftigen Wesensglieder des Menschen
2 Übersinnliche Welten und ihre Wahrnehmung
2.1 Übersinnliche Welten
2.1.1 Die Ätherwelt
2.1.2 Die Astralwelt oder Seelenwelt
2.1.3 Die Geisteswelt
2.2 Wahrnehmung der übersinnlichen Welten
2.2.1 Hellseher
2.2.2 Eingeweihte
2.3 Die Akasha-Chronik
3 Reinkarnation und Karma
3.1 Reinkarnation
3.2 Karma
4 Der göttliche Weltenplan
4.1 Die früheren Verkörperungen der Erde
4.2 Die heutige Erde
4.2.1 Hauptzeiträume und Kulturepochen
4.3 Die zukünftigen Verkörperungen der Erde
5 Die neun Engelreiche
5.1 Menschen- und Götterprojekte
5.2 Die geistigen Wesen der höheren Hierarchien
5.2.1 Engel
5.2.2 Erzengel
5.2.3 Archai
5.2.4 Exusiai
5.2.4.1 Die biblische Schöpfungsgeschichte
5.2.5 Dynamis
5.2.6 Kyriotetes
5.2.7 Throne
5.2.8 Cherubim
5.2.9 Seraphim
5.3 Die ›gefallenen‹ Engel
5.3.1 Luzifer
5.3.2 Ahriman
6 Das Wesen der Engel
6.1 Was kann man Engeldarstellungen entnehmen?
6.2 Was kann man den kirchlichen Lehren über das Wesen der Engel entnehmen?
6.3 Engel im Lichte der Anthroposophie
6.3.1 Die Wesensglieder der Engel
6.3.2 Das Bewusstsein der Engel
6.3.3 Das Schaffen der Engel
6.3.4 Wahrnehmung und Innenleben der Engel
6.3.5 Können Engel lügen?
6.3.6 Das Denken der Engel
6.3.7 ›Nachkommen‹ der Engel
7 Die Aufgaben der Engel
7.1 Das inkarnations-übergreifende Wirken der Engel
7.1.1 Die Engel führen die ›richtigen‹ Menschen zusammen
7.1.2 Die Engel helfen den Menschen, ihre Lebensaufgabe zu erkennen und zu ergreifen
7.1.3 Die Engel beschützen die Menschen
7.1.4 Besondere Aspekte des Engelwirkens
7.1.4.1 Wie führt ein Engel den Menschen?
7.1.4.2 Woher weiß der Engel, welche Gefahren uns drohen?
7.1.4.3 Ist die Führung des Engels mit der Freiheit des Menschen vereinbar?
7.2 Weiteres Wirken des Engels
7.2.1 Engel und Kleinkinder
7.2.2 Engel und Schlaf des Menschen
7.2.3 Engel und Geistselbst des Menschen
7.2.4 Engel als Vermittler zwischen Erzengeln und Menschen
7.2.5 Engel im nachtodlichen Leben des Menschen
7.3 Die Beziehung zwischen Engeln und Menschen in früheren Zeiten
8 Was können wir für unseren Engel tun?
Anhang
A1 Tabellen und Skizze
A2 Engelbotschaften
A3 Engelgedichte
Quellennachweis
Literaturverzeichnis
Buchempfehlungen
Wir können die Engel nicht sehen,
aber es genügt, dass sie uns sehen.
Charles Haddon Spurgeon
In den beiden größten Weltreligionen, dem Christentum und dem Islam, sowie auch im Judentum spielen Engel eine große Rolle. Der Glaube an diese Wesen ist nicht verwunderlich, da sie in den heiligen Schriften dieser Religionen sehr häufig vorkommen. So taucht der Begriff »Engel« im Alten Testament 128 Mal, im Neuen Testament 150 Mal und im Koran immerhin noch 88 Mal auf. Schon dieser rein quantitative Aspekt macht deutlich, dass Engel sehr wichtige und bedeutsame Wesen sein müssen.
Die in christlichen Kreisen wohl bekanntesten Bibelverse, die von einem Engel handeln, stehen in unmittelbarer Verbindung mit der Geburt und frühen Kindheit Jesu.
Lukas berichtet, dass der Engel Gabriel der Maria erschien, als sie im sechsten Monat schwanger war. Er kündigte ihr die Geburt des Heilands an: »Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe; du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; den sollst du Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.«2 Lukas schildert noch über eine zweite Engelerscheinung. Ein Engel des Herrn trat zu den Hirten, die auf dem Felde Nachtwache für ihre Herde hielten, und sprach: »Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die für alle Menschen bestimmt ist. Geboren ist euch heute der Heilbringer, Christus, der Herr, in der Stadt Davids.«3
Matthäus erzählt davon, dass drei Mal ein Engel des Herrn dem Josef im Traum erschienen ist und ihm bestimmte Anweisungen gab. Bei der ersten Erscheinung wies der Engel Josef an, seine schwangere Frau zu sich zu nehmen und dem Kind den Namen Jesus zu geben.4 In einem weiteren Traum forderte der Engel ihn später auf, mit dem Kind und der Mutter nach Ägypten zu fliehen, damit das Jesuskind dem durch König Herodes angeordneten Kindermord entkommen konnte.5 Ein drittes Mal erschien der Engel ihm im Traum, nachdem Herodes gestorben war, und gab ihm die Anweisung, wieder ins Land Israel zurückzukehren.6
Diese Bibelstellen sind als ein Indiz dafür zu werten, dass Engel sich in bestimmten, besonders entscheidenden Situationen einem Menschen durchaus offenbaren können, um ihm beispielsweise wichtige Mitteilungen zu machen oder Anweisungen zu geben.
Bereits in den alten Kulturen glaubten die Menschen, dass diese ›himmlischen Wesen‹ ihre Geschicke leiten. Von manchen nahm man an, dass sie einen beschützen, von anderen, dass sie einem Schaden zufügen könnten. Insbesondere das Motiv des »Schutzengels« ist auch heute noch sehr aktuell. Viele Kinder, die in einem christlichen Umfeld aufwachsen, glauben an ihren Schutzengel.
Engel haben seit Jahrhunderten immer wieder Maler, Bildhauer, Dichter und Komponisten inspiriert. Sie werden heute kaum eine katholische Kirche finden, in der keine Engelbildnisse zu finden sind. Auf den meisten Gemälden werden die Engel als eine menschliche oder zumindest menschenähnliche Gestalt mit langen Haaren und goldenen Flügeln dargestellt.
Seit einigen Jahrzehnten sind die Engel so richtig in Mode gekommen. Sie sind zu einem Thema geworden, das nicht nur religiös gesinnte Menschen fasziniert. So gibt es heute Hunderte von Büchern, die von Engeln handeln. Auch in vielen Haushalten befinden sich Bilder oder Figuren, die ein solches Wesen darstellen. Viele Dinge des alltäglichen Lebens sind mit Engelbildern verziert. Insbesondere in esoterischen Kreisen haben Engel Hochkonjunktur. In vielen Fällen sind jedoch sowohl die Darstellungen von Engeln als auch die Vorstellungen, die man sich über sie macht, sehr naiv und geradezu kitschig. Sie eignen sich allenfalls, um das Gemüt zu befriedigen. Dem Verstand können sie nicht viel bieten.
Wenn man zu tieferen Erkenntnissen über das Wesen und Wirken der Engel sowie deren Bedeutung für uns Menschen gelangen möchte, so kommt man – wie wir noch sehen werden – mit exoterischen Dokumenten, wie auch die Bibel eines ist, nicht allzu weit. Wir müssen nach Quellen suchen, in denen Menschen schildern, welche die Gabe haben, Engel sowie andere geistige Wesen, Welten und Phänomene hellsichtig wahrnehmen und studieren zu können. Die Darstellungen, die in diesem Buch gegeben werden sollen, basieren ganz wesentlich auf den Forschungsergebnissen, die der große Geisteslehrer und Eingeweihte Dr. Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, vor rund 100 Jahren im Auftrag der geistigen Welt der Menschheit geschenkt hat. Ohne ihn wäre es niemals möglich gewesen, ein solches Buch wie das, was Sie gerade in Ihren Händen halten, zu schreiben.
In diesem Buch sollen insbesondere Antworten auf die folgenden Fragen gefunden und ausführlich erläutert werden:
Gibt es
verschiedene Arten
von Engeln?
Wie können wir uns einen Engel vorstellen?
Was sind ihre
Aufgaben
?
Was leisten Engel für uns Menschen?
Waren Engel in urferner Vergangenheit Menschen?
Werden die Menschen in urferner Zukunft Engel?
Was können wir Menschen für unseren Engel tun?
Anmerkung:
»Alle Zitate von Rudolf Steiner sind in einer anderen Schriftart gedruckt, um auf den ersten Blick als solche erkannt zu werden.«
»Zitate von anderen Persönlichkeiten, Bibelverse und dergleichen sind kursiv gedruckt.«
Kapitel 1 Das Wesen des Menschen
Kapitel 2 Übersinnliche Welten und ihre Wahrnehmung
Kapitel 3 Reinkarnation und Karma
Kapitel 4 Der göttliche Weltenplan
In dem vorliegenden Buch geht es um tiefe geisteswissenschaftliche Erkenntnisse. Somit versteht es sich von selbst, dass man sich nur langsam an diese Thematik heranwagen kann.
Es müssen in diesem 1. Teil zunächst ein paar Bausteine zusammengetragen werden, die für das Verständnis dessen, was im 2. Teil dieses Buches, dem Hauptteil, geschildert werden soll, notwendig oder zumindest hilfreich sind. Genauso wie man sich in der Mathematik erst mit den Grundrechenarten vertraut machen muss, bevor man sich etwa an die Differentialrechnung heranwagen kann, muss man auch hier erst ein paar Grundbegriffe kennenlernen, bevor man so schwierige Fragen wie die, welche im Vorwort aufgelistet wurden, beantworten kann. Insbesondere ein Leser, der noch nicht mit der Anthroposophie in Berührung gekommen ist, sollte sich mit dem im 1. Teil des Buches Dargestellten, das aus 4 kurzen Kapiteln besteht, gründlich befassen. Diese Grundlagen sind auch sehr nützlich, wenn Sie später vielleicht einmal weiterführende anthroposophische Literatur lesen möchten. Alle Themen, die in diesem 1. Teil angerissen werden, und viele weitere werden in unserem Buch »Das Götterprojekt ›Mensch‹ – Entstehung, Wesen und Ziel des Menschen – Einführung in die grundlegenden Erkenntnisse der Anthroposophie Rudolf Steiners« in sehr ausführlicher Weise behandelt.
Wir sind nicht Menschen,
die spirituelle Erfahrungen machen,
sondern spirituelle Wesen,
die menschliche Erfahrungen machen.
Pierre Teilhard de Chardin
In Kapitel 6 werden wir uns mit dem nicht ganz einfachen Thema, wie man sich das Wesen der Engel vorstellen kann, befassen. Dazu ist es notwendig, vorher zunächst einmal einen Blick darauf zu werfen, was eigentlich ein Mensch ist. Solange man nicht weiß, was ein Mensch wirklich ist, kann sich einem auch nicht erschließen, was ein Engel ist. Außerdem wäre es dann nicht möglich, die vielen Aufgaben, welche die Engel für uns Menschen übernehmen, sowie die zahlreichen Wohltaten, die sie uns erweisen und von denen in Kapitel 7 geschildert werden wird, zu verstehen.
Wir müssen uns in diesem Kapitel damit befassen, was einen Menschen ausmacht, was ihn etwa vom Tier unterscheidet, welche »Wesensglieder« er besitzt, und was man unter der »Evolution« bzw. »Entwicklung« des Menschen verstehen kann.
Wir alle sind Menschen und leben schon seit vielen Jahren als ein solches Wesen auf der Erde. Obwohl wir selbstverständlich wissen, wie unser Körper und diejenigen unserer Mitmenschen aussehen und sich anfühlen, wie wir wahrnehmen, denken und fühlen, was wir in unserer Eigenschaft als Mensch so alles machen und leisten, ist es nicht einfach, zu charakterisieren oder gar zu definieren, was ein Mensch wirklich ist, wie er sich etwa von den höheren Tieren unterscheidet usw.
Wenn man heute irgendetwas erklären möchte, so ist man immer geneigt, möglichst prägnante und präzise Definitionen zu liefern. Diese Vorgehensweise ist absolut typisch für die Mathematik. Dort ist sie völlig berechtigt. Alle mathematischen Objekte lassen sich in der Tat messerscharf definieren. Das ist geradezu eine charakteristische Eigenart dieser Wissenschaft. Bis zu einem gewissen Grad kann man in den anderen Wissenschaften ähnlich verfahren. Aber je komplexer die ›Objekte‹, die man beschreiben möchte, sind, desto weniger kann man sie mit einer prägnanten Definition erschöpfend erfassen und verständlich machen. Das gilt in ganz besonderer Weise für alles Lebendige sowie für alles, was man nicht mit den üblichen Sinnen wahrnehmen kann, also für geistige Wesen und geistige Tatsachen.
Um dieses Problem zu verdeutlichen, sei an eine überlieferte Geschichte aus dem alten Griechenland erinnert. Auf die Frage »Was ist der Mensch?« gab der Lehrer die Antwort: »Der Mensch ist ein zweibeiniges Wesen, das keine Federn hat.« Am nächsten Tag brachte ein Schüler einen Hahn, dem er zuvor alle Federn ausgerupft hatte, mit und sagte: »Das ist ein Mensch, denn es ist ein zweibeiniges Wesen, das keine Federn hat!«1
Selbstverständlich sind die Definitionen und Erklärungsmodelle, die unsere heutigen, zumeist materialistisch geprägten und gesinnten Wissenschaftler, also etwa die Biologen, Anthropologen und Mediziner, liefern, nicht mehr so leicht widerlegbar wie die oben angeführte. Die weitaus meisten Menschen der Gegenwart – insbesondere unsere Wissenschaftler – halten sich für so aufgeklärt und gescheit, dass sie glauben, nahezu alles über das menschliche Wesen zu wissen. Zunächst einmal ist es wissenschaftlicher Konsens, dass das gesamte Universum einschließlich des Menschen mehr oder weniger zufällig aufgrund physikalischer und chemischer Prozesse entstanden sei. Das ursächliche Wirken göttlicher Schöpfermächte bezeichnen sie als einen überholten und überwundenen Kinderglauben längst verflossener Zeiten.
Was ist denn nun der Mensch aus Sicht der heutigen Wissenschaft? Sie können in einem beliebigen Lexikon der letzten gut 100 Jahre oder auch im Internet nachlesen – sie werden sinngemäß stets das Gleiche finden: Der Mensch – so heißt es – sei ein höheres Säugetier; er stamme vom Affen ab. Im Grunde wird der Mensch also als ein hochentwickelter Affe definiert, der sich lediglich um ein paar Gensequenzen vom Menschenaffen unterscheide. Wie Sie sicher wissen, war es Charles Darwin, der vor rund 150 Jahren diese Sichtweise in die Welt gebracht hat.
In neuerer Zeit treten einige Wissenschaftler auf, die in dem Menschen nichts anderes als eine komplizierte ›Maschine‹, als einen komplizierten ›biologischen, emotionsbegabten Roboter‹ sehen.
Unsere heutigen Wissenschaftler sind mittlerweile so materialistisch gesinnt, dass sie ausschließlich solches für existent halten, was sie mit den Sinnen oder ihren Instrumenten, die ja nur als Krücken zur Verstärkung der Sinneswahrnehmungen dienen, beobachten und studieren können. Das menschliche Wesen glauben sie zur Gänze verstanden zu haben, wenn sie alle Organe und Funktionen des menschlichen Körpers – bzw. der ›Maschine Mensch‹ – erforscht haben. Für eine Seele oder gar für einen Geist ist in diesen Lehren kein Platz mehr. Diejenigen geistig-seelischen Tätigkeiten des Menschen, die derzeit noch nicht hinreichend erklärt werden können, glaubt man, früher oder später auf heute noch nicht bekannte physiologische Wirkfaktoren und Funktionen zurückführen zu können. Im Zweifelsfall müssen das Gehirn oder das Nervensystem herhalten, wenn es darum geht, die Urheber und die Auslöser für solche Tätigkeiten zu suchen.
Selbstverständlich geht die Wissenschaft davon aus, dass die menschliche Existenz mit dem Tode endet. Etwas Geistiges, also geistige Welten und Wesen und ein Leben nach dem Tod oder gar eine Reinkarnation, halten sie für ein Produkt der menschlichen Phantasie, für reines Wunschdenken.
Die christlichen Kirchen lassen sich noch nicht vollends von dem heute üblichen materialistischen Menschenbild, das sich in allen Wissenschaften breitgemacht hat, beeinflussen. Sie stützen ihre Lehren im Wesentlichen auf die Bibel. Somit ist klar, dass sie nicht davon ausgehen, dass der Mensch vom Affen abstammt, sondern ein göttliches Geschöpf ist. Im Katechismus der katholischen Kirche beruft man sich auf das »1. Buch Mose«, in dem es heißt: »Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde; nach dem Bilde Gottes schuf er ihn.«2 Zum wirklichen Wesen des Menschen können die kirchlichen Lehren aber nicht viel beitragen. Das schaut in anderen Religionen natürlich nicht anders aus. Immerhin geht man im konfessionellen Christentum davon aus, dass der Mensch noch etwas Unsterbliches in sich trägt, was meistens als Seele oder Geistseele bezeichnet wird. Auch sagen die Kirchenvertreter, dass die Existenz des Menschen nicht durch den Tod beendet wird, wobei ihre Lehren über das nachtodliche Leben allerdings höchst nebulös sind.
Im Grunde können schon einfache Betrachtungen verdeutlichen, dass der Mensch ein ganz besonderes Wesen ist. Wenn man etwa nur den menschlichen Körper studiert, so kann man doch nicht umhin zuzugeben, dass dieser ein absolut großes und vollkommenes Wunderwerk ist. Man braucht dabei gar nicht einmal an den wunderbaren Bau des Herzens oder des Gehirns zu denken. Dass es sich bei diesen um ganz außergewöhnlich vollkommene und verehrungswürdige Organe handelt, wird wohl kaum einer in Frage stellen.
Selbst wenn man nur scheinbar eher unbedeutende Teile des menschlichen Körpers, denen man oftmals gar keine Aufmerksamkeit schenkt, ein wenig näher betrachtet, so kann man nur ehrfürchtig und demütig staunen. »Wenn Sie von diesem physischen Leib meinetwillen nur ein Stück Oberschenkelknochen nehmen, den obersten Teil des Oberschenkelknochens, so ist das nicht eine massive Masse, das ist ein weiser Bau, wunderbar aus kleinen Balken zusammengefügt. Wenn Sie studieren, wie die feinen Balken zusammengefügt sind, werden Sie finden, daß alles so gebaut ist, daß es mit dem kleinsten Aufwand von Substanz das größte Ausmaß von Kraft hervorbringt, damit durch diese beiden Säulen des Oberschenkelknochens der Oberkörper getragen werden kann. Auch die vollendetste Ingenieurkunst kann heute nicht mit einer solchen Weisheit eine Brücke oder irgendein Gerüst aufbauen, wo mit einem so kleinen Aufwand von Material ein so großes Ausmaß an Kraft entfaltet wird.«3
Wie krank – und das ist ganz wörtlich zu nehmen – müssen unsere Wissenschaftler eigentlich sein, wenn sie behaupten, alles sei durch einen Zufall von selbst entstanden, ohne dass dazu hohe und höchste göttlich-geistige Wesen vonnöten gewesen wären?!
Sie wissen vielleicht, was man unter dem sogenannten PLATONISCHEN WELTENJAHR versteht. Die Sonne geht aus Sicht der Erde an einem ganz bestimmten Punkt, dem Frühlingspunkt, auf. Aufgrund der Präzessions-Bewegung der Erde scheint sie rückläufig durch den Tierkreis zu laufen. Bis die Sonne aus geozentrischer Sicht alle zwölf Tierkreiszeichen durchlaufen zu haben und wieder an den Ausgangspunkt zurückgelangt zu sein scheint, dauert es 25.920 Jahre. Diesen Zeitraum nennt man »Platonisches Weltenjahr«. 2.160 Jahre braucht die Sonne also, um ein Tierkreiszeichen zu passieren. Man könnte hier von einem Platonischen Weltenmonat sprechen.
Was hat das mit dem Menschen zu tun?
Nun, ein gesunder erwachsener Mensch macht im Durchschnitt 18 Atemzüge in der Minute. Das sind 1.080 Atemzüge in der Stunde und 25.920 am Tag! Ein Mensch atmet also an einem Tag genauso häufig wie die Sonne an Jahren braucht, um einmal den kompletten Tierkreis zu durchlaufen. Schon dieses einfache Beispiel zeigt, dass der Mensch ein mikrokosmisches Abbild des großen Makrokosmos ist, aus dem er sich herausgelöst hat. Die Rhythmen im Menschen sind durch die Rhythmen des Kosmos vorgegeben. Und diese kosmischen Verhältnisse sind nach Maßgabe, nach Erfordernis des Menschen ausgerichtet. Das gilt selbst für die gesamte Beschaffenheit der Erde sowie die Umlaufbahnen und Umlaufgeschwindigkeiten der Planeten.
Der Mensch ist auf unserem Planeten das wichtigste und höchste in einem physischen Leib verkörperte Wesen. Ohne ihn würde die ganze Erdenwelt überhaupt keinen Sinn ergeben. Sie wäre nutz- und zwecklos. Der Mensch steht im Mittelpunkt der Götterziele. Er muss eine ganz bestimmte geistig-seelische Entwicklung durchmachen. Das kann er nur, wenn ihm dazu die richtigen Voraussetzungen und Bedingungen gegeben werden.
Um nun wirklich erfahren zu können, was ein Mensch ist, was ihn in seiner Wesenheit auszeichnet, müssen wir ihn – plakativ formuliert – von einem geistigen Seher, wie Rudolf Steiner einer war, »sezieren« lassen. Nur ein solcher ist in der Lage zu erkennen, aus welchen verschiedenen »Wesensgliedern« er besteht, was ihn also in seiner Gesamtheit ausmacht.
Die menschlichen WESENSGLIEDER und ihre Funktionen, die wir im Folgenden betrachten wollen, waren in den Mysterienstätten aller großen früheren Kulturen – angefangen bei der urindischen Kultur vor rund 8.000 Jahren – bekannt. Natürlich wurden ihnen damals noch andere Namen gegeben. Wir wollen uns hier an die Bezeichnungen halten, die Rudolf Steiner gewählt hat (Anhang, Tabelle 1, S. →).
Ein Leser, der sich bisher noch nicht mit spirituellen Themen befasst hat, wird bei dem Begriff »Wesensglieder« des Menschen möglicherweise annehmen, dass damit so etwas wie Arme, Beine, Kopf, Rumpf, Organe usw. gemeint sei. Das ist aber ganz gewiss nicht der Fall. Letztere sind vielmehr Teile oder Komponenten eines Wesensgliedes, nämlich des menschlichen Körpers.
Der Körper des Menschen, den wir PHYSISCHER LEIB nennen wollen, wird geisteswissenschaftlich in seiner Gesamtheit als ein Wesensglied aufgefasst. Dieser Leib ist das Einzige am menschlichen Wesen, das ein nicht mit Hellsichtigkeit begabter Mensch vermöge seiner üblichen Sinnesorgane wahrnehmen kann und das die Wissenschaftler untersuchen, sezieren und studieren. Dieser Leib ist wissenschaftlich in der Tat schon bis zu einem recht hohen Grad erforscht. Aber über ihn kommt man nicht hinaus.
Einen physischen Leib haben auch Tiere, Pflanzen und Mineralien, wenngleich diese sich nach Gestalt, Substantialität und innerem Gefüge deutlich unterscheiden.
Es gibt ja heute etliche Menschen in der Welt, die heftig bestreiten, dass der Mensch unsterblich ist. Selbst viele religiös gesinnte Menschen hegen Zweifel an dieser Tatsache. Der wesentliche Grund ist gewiss darin zu sehen, dass diese Zeitgenossen den physischen Leib des Menschen als dessen einziges Wesensglied betrachten und sich ganz mit diesem identifizieren. Wie jeder weiß, löst sich dieser Leib nach dem Tode durch Verwesung oder Verbrennung in der Erdenwelt auf; er verwest. Solange man nur diesen physischen Leib anerkennt und unterstellt, dass das menschliche Wesen mit diesem bereits erschöpft sei, wäre es in der Tat unsinnig, wenn man sagen würde, der Mensch sei unsterblich. Auch wenn der Körper, also der physische Leib des Menschen, ein unfassbar großes Wunderwerk ist, muss man konstatieren, dass er dem Werden und Vergehen unterliegt.
Man könnte sich ja einmal fragen, warum Menschen, Tiere und Pflanzen im Gegensatz zu den Mineralien wachsen und zur Fortpflanzung bzw. Vermehrung fähig sind. Diese Kräfte sind gewiss nicht in dem physischen Leib zu finden, denn einen solchen haben die Mineralien auch.
Nun besitzen aber Menschen, Tiere und Pflanzen noch ein höheres Wesensglied, das sich nicht den Sinnen unmittelbar offenbart und nur hellsichtig geschaut und studiert werden kann. Dieses immaterielle Wesensglied nannte Rudolf Steiner ÄTHERLEIB oder auch BILDEKRÄFTELEIB bzw. LEBENSLEIB. Ohne einen solchen Leib könnte in Menschen, Tieren und Pflanzen kein Leben sein. Auch wären diese Wesen nicht fähig, zu wachsen und sich fortzupflanzen. Die dazu ursächlich benötigten Kräfte befinden sich in dem ätherischen Leib.
Beim heutigen erwachsenen Menschen hat der Ätherleib etwa die gleiche Form wie der physische Leib. Dem Blick eines Hellsehers stellt sich der menschliche Ätherleib als innerlich leuchtendes, durchscheinendes, aber nicht ganz durchsichtiges Kraftgebilde dar. Es glänzt und glitzert alles an diesem Lichtleib in den unterschiedlichsten Farbschattierungen und Helligkeitsgraden. Der ätherische Leib ist ähnlich organisiert wie der physische, nur sehr viel komplizierter. Er ist nicht nur mit feinen Äderchen und Strömungen durchzogen, sondern er hat auch Organe. So liegt etwa dem physischen Herzen ein »Ätherherz« zugrunde, dem physischen Gehirn ein »Äthergehirn« usw. »Alle Organe werden in ihrer Form und Gestalt durch die Strömungen und Bewegungen des Ätherleibes gehalten. [...] Es ist eben der Ätherleib in sich gegliedert wie der physische, nur komplizierter, und es ist in ihm alles in lebendigem Durcheinanderfließen, wo im physischen Leibe abgesonderte Teile vorhanden sind.«4
Der Ätherleib ist gewissermaßen der ›Aufbauer‹ oder der ›Architekt‹ des physischen Leibes, der sich aus dem ätherischen herauskristallisiert. Der physische Mensch ist nach Maßgabe seines Ätherleibes gebildet. Auch der menschliche Ätherleib ist wie der physische Leib bis zu einem gewissen Grad den Gesetzen der Vererbung unterworfen. Nur solange dieser Ätherleib mit dem physischen Leib verbunden ist, kann in diesem Leben sein. Dieser übersinnliche Leib des Menschen ist der Träger der Wachstums- und Fortpflanzungskräfte, aber auch des Gedächtnisses, der Temperamente, der Gewohnheiten und des Gewissens.
Es ist ja nicht verwunderlich, dass unsere Wissenschaftler so verhältnismäßig wenig über das Gedächtnis wissen, da sie seinen Sitz im physischen Gehirn suchen. Das physische Gehirn ist in der Erdenwelt nur vonnöten, damit etwas Erinnertes, also aus dem ätherischen Gehirn Heraufgeholtes, zum Bewusstseinsinhalt werden kann. Das physische Gehirn ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Werkzeug bzw. ein ›Spiegelungsapparat‹. Zu Lebzeiten des Menschen wird das Äthergehirn mit seinen Gedächtniskräften sehr stark vom physischen Gehirn eingeschränkt. Um etwas Erinnertes freigeben zu können, ist es auf die vermittelnden Dienste des physischen Organismus angewiesen.
Der Ätherleib bleibt während einer irdischen Inkarnation immer, auch im Schlafe, mit dem physischen Leib verbunden. Erst im Augenblick des Todes trennt er sich endgültig von diesem ab. Dann ist er frei von dem starren physischen Gehirn, das ihn nun nicht mehr einschränken kann. Dadurch werden sämtliche Erinnerungen an das abgelegte Erdenleben frei. Über einen Zeitraum von etwa drei Tagen kommt es dann für den Verstorbenen zu einem grandiosen Erlebnis: Er sieht wie in einem gewaltigen Panorama alle Bilder seines verflossenen Lebens.
Wenige Tage nach dem Tod wird der weitaus größte Teil des ätherischen Leibes in den Kosmos einverwoben. Nur einen kleinen Teil nimmt der Mensch als unvergängliche Essenz auf seinen weiteren nachtodlichen Weg mit.
Wenn der Mensch dann wieder durch die Geburt ins physische Dasein schreitet, so beinhaltet sein neuer Ätherleib, den er sich aus dem ganzen Kosmos zusammenzieht, die Resultate seines früheren Erdenlebens. Da dieser ätherische Leib der Aufbauer der neuen physischen Organisation ist, prägt sich das auch alles in den physischen Leib hinein.
Man könnte weiter fragen, warum Menschen und Tiere im Gegensatz zu Pflanzen Gefühle haben. Da auch die Pflanzen einen physischen und einen ätherischen Leib haben, können die Gefühle offensichtlich nicht in einem dieser beiden Leiber stecken.
Menschen und Tiere haben in der Tat noch ein weiteres immaterielles Wesensglied, den sogenannten ASTRALLEIB. Innerhalb dieses Leibes erscheint das Eigenleben des Menschen. Es drückt sich dadurch aus, dass dieser Lust oder Unlust, Freude oder Schmerz usw. erlebt. Der Astralleib ist der Träger von Begierden, Trieben, Wünschen, Leidenschaften und dergleichen sowie auch von Freuden und Schmerzen. Durch ihn werden Sympathien und Antipathien erregt. Die Fähigkeit, solche Empfindungen zu erleben, teilt der Mensch nur mit den Tieren, die ebenfalls einen solchen übersinnlichen Leib besitzen. Auch hier ist es natürlich wieder so, dass der Mensch, solange er auf der Erde verkörpert ist, des Nervensystems bedarf, damit sich etwa die Schmerzen kundtun können.
Der Astralleib verfügt über ein eigenständiges, sehr weisheitsvolles Bewusstsein, das bei Tieren und Menschen die Grundlage des Bewusstseins überhaupt bildet. Dieses Bewusstsein, das man auch ASTRALISCHES BEWUSSTSEIN nennt und das man nicht mit dem »Selbstbewusstsein« verwechseln darf, ist ungleich weiser als unser Tages- oder Oberbewusstsein. Wenn wir wach sind, ist uns dieses astralische Bewusstsein nur in einem sehr geringen Grad zugänglich. Es webt aber als Unterbewusstsein beständig im Hintergrund. Nur wenn wir träumen, tritt es deutlicher hervor, weil es während dieser Phasen nicht von dem viel helleren Tagesbewusstsein überstrahlt wird.
Dem hellsichtigen Menschen zeigt sich der Astralleib als eine Art ›Lichtwolke‹, die sogenannte AURA, die den physischen und ätherischen Leib umhüllt und ein wenig überragt. Die Aura glänzt in den unterschiedlichsten Farben, je nach den jeweiligen Begierden, Trieben usw. Der Astralleib löst sich im Schlafe aus seiner Organisation mit den beiden übrigen Leibern. Dann gehört es unter anderem zu seinen Aufgaben, den physischen Leib zu erfrischen und Abnutzungserscheinungen auszugleichen.
Der Mensch verliert nach dem Tod seinen Astralleib zunächst nicht. In der Seelenwelt muss er sich seiner niedrigen Begierden und Triebe entwöhnen, er muss sich läutern, um später die Anwartschaft für die geistige Welt gewinnen zu können.
Der Verstorbene legt im Durchschnitt erst einige Jahrzehnte, nachdem er durch die Pforte des Todes gegangen ist, den größten Teil seines astralischen Leibes ab. Nur einen eher kleinen Extrakt nimmt er als Frucht seines Lebens mit auf seinen weiteren Weg durch die höheren Welten.
Menschen und Tiere besitzen also nicht nur einen physischen Leib, sondern auch einen ätherischen und einen astralischen Leib, wenngleich diese sich in vielerlei Hinsicht voneinander unterscheiden, wie man an den physischen Leibern mehr als deutlich sehen kann.
Hätte der Mensch nur diese drei Wesensglieder, so würde er sich nicht wesentlich von einem Tier unterscheiden. Dann hätten die Materialisten, die in dem Menschen nichts weiter als einen hochentwickelten Affen sehen, nicht ganz unrecht. Außerdem wäre es dann immer noch unsinnig, wenn man sagen würde, dass der Mensch unsterblich sei und ewig existiere. Schließlich löst sich der physische Leib nach dem Tode völlig in der Erdenwelt auf, und von den beiden anderen Leibern nimmt der Mensch letztlich nur einen gewissen Teil als unvergängliche Essenz mit auf seinen weiteren Weg.
Es muss also noch irgendeine ›Instanz‹ im Menschen existieren, die ihn von den Tieren ganz wesentlich unterscheidet und deutlich abhebt. In der Tat besitzt der Mensch noch ein viertes Wesensglied, das ihn weit über das Tierreich erhebt: das ICH. Etwas genauer müsste man vom ICH-LEIB bzw. ICH-TRÄGER sprechen. »Der Ich-Leib zeigt sich dem Hellseher als eine blaue Hohlkugel zwischen den Augen, hinter der Stirn. Wenn der Mensch anfängt, daran zu arbeiten, so gehen Strahlen von diesem Punkte aus.«5
Das Ich ermöglicht es dem Menschen, sich als eigenständiges und seiner selbst bewusstes Wesen erkennen und von seiner Umgebung abgrenzen zu können. Jeder Mensch kann sich selbst als ein »Ich bin« wahrnehmen. Das Ich, das man auch als SELBST bezeichnen könnte, erlaubt ihm, sich über seine bloßen Gefühle und Triebe hinaus selbst zu bestimmen. Dadurch kann er dazu kommen, ordnende Begriffe und Gedanken zu bilden. Das Ich macht es dem Menschen möglich, aus eigenem Antrieb heraus tätig zu werden und sittlichen Idealen nachzustreben, anstatt nur blind seinen Trieben zu folgen.
Nicht einmal ein krasser Materialist kann leugnen, dass es im Menschen eine ›Instanz‹ gibt, die über diejenigen Fähigkeiten verfügt, die wir dem Ich zuschreiben. Allerdings wird er heftig bestreiten, dass es sich dabei um ein eigenständiges, immaterielles Wesensglied handele. Vielmehr wird er diese Fähigkeiten auf irgendwelche Gehirnfunktionen zurückführen. Wenn ein solcher ehrlich und konsequent wäre, dürfte er dann aber auch nicht sagen: »Ich denke.« Stattdessen müsste er eigentlich sagen: »Mein Gehirn denkt.«6