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Mit einer Fläche von rund 16.000 Quadratkilometern gehört Thüringen zu den kleineren Ländern der Bundesrepublik. Dafür weist es eine hohe Dichte an Kulturstätten auf: etwa das Klassische Weimar oder die Wartburg bei Eisenach. Daneben locken Panoramablicke vom Kyffhäuser, die herbe Schönheit der Rhön und der tiefe Thüringer Wald. Wie Sie alle diese Sehenswürdigkeiten am besten per Wohnmobil erreichen und erkunden, verrät Ihnen unser Guide.
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Seitenzahl: 139
RAINER D. KRÖLL lebt in der ruhigen Oberpfalz, ist jedoch viel unterwegs. Oftmals hat er Thüringen bereist, um die Landschaft und die Kulinarik zu genießen. Seit 2002 arbeitet er als freier Reiseleiter für Wander-, Kultur- und Trekkingreisen im In- und Ausland und ist als freier Autor und Fotograf für Wander- und Reiseführer tätig. Im Bruckmann-Verlag sind von ihm bereits zahlreiche Wanderführer sowie Wohnmobil-Reiseführer zu unterschiedlichsten Destinationen im In- und Ausland erschienen.
KLEINE AUSZEITENIN
VORWORT
Thüringen
Das grüne Herz Deutschlands
1Erfurt
Sympathische Metropole an der Via Regia
2Arnstadt
Mittelalterliches Fachwerk und barocker Glanz
3Rund um Gotha
Prachtvolle Kulturstadt
4Mühlhausen & Bad Langensalza
Zeitreise ins Mittelalter
5Rund um Nordhausen
Kunst und Kultur in der 1000-jährigen Stadt
6Naturpark Kyffhäuser
Panoramablick aus schwindelerregender Höhe
7Klassisches Weimar
Epochaler Brennpunkt europäischer Kultur
8Gera & das Altenburger Land
Authentisch und weltoffen
9Rund ums Thüringer Meer
Strandfeeling im Saalebogen
10Im Thüringer Schiefergebirge
Spielwaren und Schiefertafeln
11Im Schwarzatal
Rund um das Kloster Paulinzella
12Der Thüringer Wald
Vielfältige Traditionen und Bräuche
13Die Rhön
Eine Region von herber Schönheit
14Das Werratal
Von schroff bis wildromantisch
15Rund um Eisenach & die Wartburg
Quell deutscher Geschichte und Kultur
Orts- und Sachregister
Impressum
Der Palas in der Wartburg wurde im 12. Jahrhundert eingebaut.
Wegweiser im Thüringer Wald
Die Wachsenburg
Haus mit Schieferdach
Thüringen ist das perfekte Reiseland für abwechslungsreiche Entdeckungen – nicht umsonst führen die touristischen Routen Deutsche Fachwerkstraße, Naturparkroute Thüringer Wald, Deutsche Alleenstraße, Burgenstraße Thüringen und andere Ferienstraßen durch das Bundesland. Vier UNESCO-Welterbestätten, der Nationalpark Hainich, die Wartburg, die Bauhaus-Stätten in Weimar und nicht zuletzt das Klassische Weimar sind starke Argumente für Thüringen.
Wer Thüringen bereist, erlebt gegensätzliche Landschaften, die in der Geografie und Geologie begründet sind. Die offenen Fernen der teilweise vulkanischen Rhön verführen zum Träumen. In den tiefen Wäldern des Thüringer Waldes wirkt Magie. Der seit dem 9. Jahrhundert existierende Rennsteig über den Kamm des Thüringer Waldes ist historische Zeitreise und landschaftlicher Genuss zugleich. Thüringen ist aber auch das Land der Dichter und Denker, das im 18. und 19. Jahrhundert zum Zentrum deutscher Kultur wurde. Das »schwarze Gold« aus dem Thüringer Schiefergebirge gibt den Dörfern ein eigenes Gesicht. Der Blick vom Kyffhäuser über die Goldene Aue inspiriert die Sinne. Sehenswertes erwartet Gäste an zahlreichen geschichtsträchtigen Orten, in Museen und Burgen. Städte wie Treffurt, Eisenach, Bad Langensalza und Schmalkalden zeigen ihre mittelalterliche Kultur an der Deutschen Fachwerkstraße. Und die Kette der Stauseen, das »Thüringer Meer«, erfüllt die Träume der Wassersportler und Badenixen … Vielfältige Entdeckungen in Natur und Kultur sind garantiert.
Mit dem eigenen kleinen Wohnmobil kommt man ganz bequem überall hin. Auf kleineren Ortsverbindungsstraßen in abgelegenen Gegenden stoßen größere Wohnmobile an ihre Grenzen. Besonders Parkplätze an den Sehenswürdigkeiten und in Städten können ein Problem darstellen. Glücklich, wer ein E-Bike besitzt.
In den kleinräumigen Zielgebieten empfiehlt es sich, von einem Campingoder Stellplatz aus alles Sehenswerte zu erkunden. Das Wohnmobil kann stehen bleiben und das gut ausgebaute Netz der öffentlichen Verkehrsmittel oder das eigene Fahrrad für Entdeckungen genutzt werden. In der Saison werden auch touristische Buslinien angeboten, damit man die langen Wanderrouten schaffen kann (Auskunft erhält man in den örtlichen Touristinfos). Ein Kontakt zu den Fremdenverkehrsbüros lohnt immer, denn es stehen oft Fahrpläne, besondere Tickets und Gästekarten zur Verfügung, die Vergünstigungen bedeuten. Auch in den Städten gibt es für Touristen eigene Ticketangebote für den öffentlichen Verkehr, Museen und Führungen.
Ein »hübsches Plätzchen« für das Wohnmobil, auf dem man sein Zuhause auf Zeit einrichtet, findet sich in Thüringen immer. Dafür sorgen Hunderte ausgewiesene Wohnmobilstellplätze. Diese liegen zum Beispiel in direkter Nachbarschaft der zahlreichen Thermen oder auch nur einen Steinwurf von den historischen Altstädten entfernt, die man oft in wenigen Minuten zu Fuß erreichen kann. Auch Campingplätze, meist in schöner Natur, sind quer durch Thüringen zu finden. Mit dem Stell- oder Campingplatz als Basis eröffnet sich eine Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten und Besichtigungstouren – vielleicht eine Kulturtour, eine Landpartie mit dem Rad oder Wasserwandern? Oder lieber eine Wanderung durch Wälder zu Felsen und Aussichtspunkten? Bei Wohnmobiltouren in Thüringen ist alles möglich (www.thueringen.info/campingplaetze.html).
In Thüringen sind gute Campingplätze zu finden – wie hier im Hainich.
Die Märkte in den Städten bieten ein herrliches Angebot dar.
Die Ziele in diesem Buch stellen Kurztrips für die Reise mit dem Wohnmobil dar. Dabei kann nach Lust und Laune zwischen Städtetouren, Naturgebieten und stiller Urlaubsgegend gewählt werden. Es sind Ziele mit Kultur, Genuss, Abenteuer, Natur und Erholung. Natürlich lassen sich die einzelnen Ziele auch für einen längeren Aufenthalt kombinieren. Die Websites vieler Städte und Fremdenverkehrsregionen können bereits im Vorfeld für die Urlaubsplanung genutzt werden. Empfehlenswerte Führer durch die Regionen sind zudem die Internetadressen www.thueringen-entdecken.de und www.thueringen.info.
Auch Beispiele für Wanderungen, Radtouren oder kulturelle Unternehmungen finden sich zuhauf, denn das grüne Thüringen ist ein herrliches Wandergebiet. Fernwanderwege wie der Rennsteig und unzählige Themenwanderwege durchziehen die Täler und Höhen. Alle Pfade sind im Gelände bestens ausgeschildert. Einige der Wandervorschläge sind dem Buch »Mystische Pfade Thüringen« des Verfassers (Bruckmann Verlag) entnommen, in dem sich genaue Wegbeschreibungen befinden. Manche der ausgeschilderten Radwege folgen steigungsarm den Flüssen. Der Rennsteig-Radweg ist hingegen schon anspruchsvoller. Über weitere Freizeitangebote und -aktivitäten geben die Touristinfos oder entsprechende Internetplattformen (www.tourenportal-thueringer-wald.de, www.radtourenplaner.thueringen.de) Auskunft.
In den Werraauen bei Creuzburg waltet pure Natur.
Reiseführer, Wander- und Radwegkarten sind im Buchfachhandel erhältlich, zum Beispiel die Wanderkarten 1:50.000 der Landesvermessungsämter (tlbg.thueringen.de). Die örtlichen Touristinfos und überregionalen Fremdenverkehrsämter halten meist kostenlose Informationsbroschüren und Karten bereit. Darunter sind auch Broschüren oder Übersichtskarten für spezielle Interessen zu finden wie zum Beispiel Radkarten, eine Übersicht zu Museen, Campingplätzen, Wandertipps, Erlebnisse für Kinder, Wellness und vieles mehr. Wer möchte, kann sich das Material von den örtlichen Touristinfos bereits vorab schicken lassen. Die jeweiligen Adressen sind im Abschnitt „Auf einen Blick“ angegeben.
In der feucht-gemäßigten Klimazone Thüringens beträgt die jährliche Niederschlagsmenge im Thüringer Becken 400 und im Thüringer Wald bis zu 1000 Liter pro Quadratmeter. Thüringen ist mit einer durchschnittlichen Tageshöchsttemperatur von nur 13 Grad nicht die wärmste Region in Deutschland. Die Jahresmitteltemperatur hängt von der Höhenlage ab und liegt bei bis zu sechs Grad in den Kammlagen des Thüringer Waldes und bei bis zu zehn Grad im Thüringer Becken. Für die momentanen Wetteraussichten eines bestimmten Ortes benutzt man am besten eine der örtlichen Wetterstationen oder bekannte Internetplattformen (www.wetteronline.de).
Sicherlich ist ein Urlaub in Thüringen während der Sommermonate am vielfältigsten. Dennoch: Herrlich ist auch der Herbst mit seinen unvergleichlichen Farben – und das Wetter kann sogar stabiler sein als im Sommer. Wer Blumen liebt, wird sich eher am Frühling oder Frühsommer orientieren. Aber auch der Winter hat seine Reize. Nicht nur die Weihnachtsmärkte in den romantischen Städten sind berühmt.
In Thüringen arbeiteten die Menschen einst vor allem in der Landwirtschaft und im Bergbau – und benötigten für ihre anstrengenden Tätigkeiten entsprechende Kalorien. Die Zutaten der traditionellen Thüringer Küche kamen und kommen heute noch aus Wald, Feld und Stall. Sie ist bekannt für ihre fleischlastige, bodenständige Hausmannskost. Spezialitäten wie Thüringer Rostbratwurst, Rostbrätel oder Thüringer Klöße sind weltweit bekannt. Ein Rostbrätel ist eine marinierte Scheibe vom Schweinenacken, die über Holzkohle gegrillt wird. Das klassische Sonntags- und Festessen sind auch heute noch Thüringer Klöße mit Apfelrotkohl, Rinderrouladen und einer fetten Bratensoße – und dazu vielleicht ein Schwarzbier, schließlich gibt es in Thüringen gute Brauereien.
Zur berühmten Thüringer Bratwurst gehört der gute Thüringer Senf.
Wie schon erwähnt, ist die Geologie Thüringens vielfältig:. Das Schiefergebirge zeigt stark gefaltete Schichten. Die höchsten Berge im Thüringer Wald wurden durch magmatische Gesteine gebildet. Im Thüringer Becken und im Südwesten des Landes wiederum überwiegen die Ablagerungen des Zechsteinmeeres. Tertiäre Vulkanite sind für die Kuppen der Rhön verantwortlich. Das Kyffhäuser-Gebirge und auch der Harz haben sich als Scholle aus variszischem Gestein über die Ablagerungsschichten herausgehoben und zeigen an der Oberfläche magmatische Granite. So haben die unterschiedlichsten Gesteine und geologische Strukturen die reizvolle Landschaft Thüringens geformt. Teile davon waren in den Kaltzeiten von Eis bedeckt, wodurch schöne Flusslandschaften entstanden sind. Der berühmteste Fossilienfund ist der Homo erectus bilzingslebenensis. Es war eine Sensation, als im Travertingestein eines alten Steinbruchs die Überreste dieses Urmenschen gefunden wurden. Er hatte vor etwa 370.000 Jahren seinen Lagerplatz am Nordrand des Thüringer Beckens. Die Entdeckung gehört zu den frühesten Menschenfunden in Mittel- und Nordwesteuropa (www.steinrinne-bilzingsleben.com).
Thüringen besitzt viele Schlösser wie das über Schwarzburg.
Von manchen Burgen stehen nur noch Ruinen – hier die der Arnsburg.
Der Homo erectus setzte in der Altsteinzeit 370.000 v. Chr. seine Spuren im heutigen Thüringen. Zu Beginn der Eisenzeit (800 v. Chr.) wanderten Kelten und Germanen ein. Der westgermanische Stamm der Thüringer ist im 5. und frühen 6. Jahrhundert n. Chr. belegt. Bis zum 9. Jahrhundert gehörte Thüringen dem Frankenreich an. Nach ottonischer, salischer und staufischer Herrschaft entstand 1131 die Landgrafschaft Thüringen der Ludowinger. Die Wettiner Markgrafen, Schwarzburger, Reußen und Henneberger herrschten bis zum 15. Jahrhundert. Ab dem 16. Jahrhundert bildete sich die Kleinstaaterei mit 20 Regentschaften aus. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert formte sich Thüringen aber auch zum Kulturland. 1919 tagte die Nationalversammlung in Weimar mit der Verabschiedung der Verfassung der Weimarer Republik, und 1920 wurde aus den Kleinstaaten der Freistaat Thüringen gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Thüringen unter sowjetische Besatzung und wurde 1949 Teil der DDR. Nach der Wende gründete sich 1990 das Bundesland Thüringen im wiedervereinten Deutschland.
Der Dom und die Severikirche bilden ein einzigartiges Ensemble.
Martin Luther urteilte: »Erfurt liegt am besten Ort. Da muss eine Stadt stehen.« Er lebte als Mönch im Augustinerkloster und wurde im Dom zum Priester geweiht. Der Domplatz und die Krämerbrücke sind die bekanntesten Sehenswürdigkeiten, die Stadt bietet jedoch mehr Glanzpunkte, als an einem Tag zu erfassen sind.
Die Landeshauptstadt Thüringens besitzt einen der größten erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands. Die reizvollen Ensembles aus reichen Patrizierhäusern und rekonstruierten Fachwerkhäusern werden vom Dom Sankt Marien und der Severikirche überragt. Über dem Domplatz steht auf dem Petersberg die einzige barocke Stadtfestung Mitteleuropas. Doch Erfurt ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch Mittelpunkt einer über 1250 Jahre gewachsenen Kultur. Die Stadt war und ist wirtschaftliches, geistiges, kulturelles und politisches Zentrum Thüringens.
Erphesfurt wurde erstmals im Jahr 742 urkundlich erwähnt. 802 wird eine karolingische Pfalz auf dem Petersberg genannt. Im Jahr 805 erklärte Karl der Große Erfurt zu einem Grenzhandelsplatz seines Frankenreiches. Durch die Lage an der Handels- und Militärstraße Via Regia konnte sich die Stadt bereits im Mittelalter als bedeutender Umschlagplatz etablieren. Als Erfurt im Jahr 1066 mit einer Stadtmauer gesichert wurde, war dies eine der frühesten Stadtbefestigungen Deutschlands. 1379 gründete sich in der Stadt die erste und älteste Universität auf deutschem Boden. Im 14. und 15. Jahrhundert stellte sich Erfurt als mittelalterliche Großstadt in Konkurrenz mit Handelsstädten wie Köln und Nürnberg.
Tipp
Klassische Stadt- und einige Themenführungen können in der Touristinfo gebucht werden, wo zudem ein touristischer Stadtplan sowie ein Stadtplan für Kinder, die man auch downloaden kann, erhältlich sind. Außerdem gibt es dort die kostenlose ErfurtCard oder die ErfurtTravelCard. Sie gilt 48 Stunden. Zu den Vorteilen zählen die kostenlose Stadtführung »Erfurt – Faszination einer historischen Stadt erleben« und kostenfreie Museumsbesuche. (www.erfurt-tourismus.de).
Am besten beginnen wir den Stadtrundgang vom zentral gelegenen Domplatz, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Der Domplatz ist zweifellos einer der schönsten Plätze Deutschlands und auch heute noch ein Markt- und Festplatz in imponierender Szenerie der reichen Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert und des Kirchenensembles des evangelischen, spätgotischen Doms und der katholischen, frühgotischen Severikirche. 70 Stufen führen auf den Domberg, der wie der Petersberg frühmittelalterliches Siedlungsgebiet war. An Stelle des Doms stand im Jahr 742 bereits eine romanische Bischofskirche. Das Aussehen des heutigen Doms ist das Werk von Jahrhunderten. Im mittleren, über 80 Meter hohen Turm hängt die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Die über elf Tonnen schwere Gloriosa wurde im Jahr 1497 gegossen. Der 25 Meter hohe Chor ist ein Meisterwerk hochgotischer Architektur aus dem 14. Jahrhundert. Die farbenprächtigen, 15 Meter hohen Fenster stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Lucas Cranach der Ältere schuf um 1522 das Tafelbild der Madonna im nördlichen Seitenschiff. Es ist eines der kostbarsten Kunstwerke im Dom. Der Renaissance-Einhornaltar im Querschiff stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert. Die fünfschiffige, ursprünglich romanische Severikirche war im 13. Jahrhundert die Stiftskirche der Augustinerchorherren. Zahlreiche Plastiken im Innern stammen aus dem Mittelalter. Im nördlichen Querschiff glänzt ein herrliches Radfenster (www.st-laurentius-erfurt.de).
In Erfurt sind viele Fachwerkhäuser.
Auf dem schönen Domplatz in Erfurt
Blick vom Petersberg zum Dom und zur Severikirche
Westlich des Domplatzes können wir auf dem Panoramaweg zur Zitadelle auf dem Petersberg hinaufsteigen und die Aussicht über die Stadt genießen. Im 8. Jahrhundert gründeten Benediktinermönche auf dem Petersberg ein Kloster. Mit dem Bau der Festungsanlage samt ihrer gewaltigen Bastionen wurde 1664 begonnen. Die Reste der romanischen Klosterkirche Sankt Peter wurden in ein Militärmagazin umgebaut. Die Apsiden der Seitenschiffe und Schmuckformen der Hirsauer Bauschule lassen einen prächtigen romanischen Kirchenbau erahnen. Im Petersberg-Besucherzentrum kann eine Führung gebucht werden.
Wieder unten vor dem Dom, laufen wir von der Mitte des Platzes auf der Marktstraße nach Osten an Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert und an der Allerheiligenkirche vorbei. Nördlich der Marktstraße liegt das historische Andreasviertel. In der engen Kirchgasse gibt es besondere Ansichten. In den kleinen Häusern und romantischen Innenhöfen lebten seit dem 12. Jahrhundert Handwerker.
Im Hof des giebelständigen Hauses Zum güldenen Rade in der Marktstraße 50 befinden sich die Reste einer Tabakmühle aus dem 18. Jahrhundert. Die Marktstraße endet am Fischmarkt mit dem neogotischen Rathaus. An der Nordseite des Fischmarktes fällt die prächtige Renaissancefassade des Hauses Zum breiten Herd aus dem Jahr 1584 ins Auge. Links am Rathaus vorbei kommen wir zum Benediktsplatz. In der links abgehenden Michaelisstraße befinden sich bis hin zur ursprünglich romanischen Michaeliskirche gotische Häuser und die Dreifaltigkeitskapelle. Die Nummer 10 ist das Haus zum Güldenen Krönbacken mit ehemaligem Waidspeicher, denn Erfurt war einst das Zentrum des Handels mit Färberwaid. Das Haus zum Schwarzen Horn in der Michaelisstraße 48 wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Darin wurden viele Flugschriften Luthers und auch sein erstes Gesangbuch gedruckt. In der links abgehenden kleinen Waagegasse gibt es eine lange Front dreigeschossiger Fachwerk-Speicherhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Auf der Michaelisstraße weiter auswärts kommt man in die Grünanlage Venedig, einst ein verzweigtes, sumpfiges Flusssystem. Wieder zurück am Benediktsplatz, geht es links auf die weltberühmte Krämerbrücke. Die Steinbrücke über die Gera stammt aus dem 14. Jahrhundert, doch gab es bereits im 8. Jahrhundert einen hölzernen Vorgängerbau für die Handelsstraße Via Regia. Sie ist mit 120 Metern die längste bebaute und bewohnte Brücke Europas. Die Cafés und kleinen Geschäfte mit allerlei Souvenirs haben sich den Touristenströmen angepasst – einst wurden hier von den Kaufleuten Gewürze, Arzneien, Seide und Papier angeboten. Nicht nur hier an der Krämerbrücke entdecken Kinder die KIKA-Figuren aus dem Kinderkanal. Nördlich der Krämerbrücke befindet sich in der Gera die lauschige Insel mit Namen Dämmchen. Dort ist noch ein alter Waschplatz zu finden. Noch weiter nördlich kommt man zum 1277 erbauten Augustinerkloster. In dem sehenswerten gotischen Kloster lebte von 1505 bis 1511 Martin Luther als Mönch.
Erfurt aus der Vogelperspektive – vorne der Fischmarkt
Am Ende der Krämerbrücke gelangen wir zum Wenigemarkt mit Bürgerhäusern des 19. Jahrhunderts, einst Handelsplatz der Kaufleute aus aller Welt. Rechts schlendern wir nun durch die Kürschnergasse zur Schlösserbrücke, an der die Neue Mühle steht. Wenn geöffnet, kann im Mühlenmuseum die Verarbeitung des Korns mit alter Technik beobachtet werden. Auf der Schlösserstraße geht es links nach Osten zum großen Platz Anger mit dem Angermuseum. Der Platz war in vergangenen Zeiten dem Handel mit Färberwaid vorbehalten.
FEINKOSTSeit 200 Jahren gibt die Feinkostfirma Born ihren Senf dazu. Die Senfmühle steht in der Tradition der Thüringer Senfherstellung. Die Senfsaaten stammen aus Thüringen und tragen das Bio-Label. Das gesamte Sortiment der traditionsreichen Feinkostmarke BORN inklusiv Senf-Museum gibt es am Wenigemarkt 11. www.born-feinkost.de
Die Häuserzeile auf der Krämerbrücke ist einmalig.
Erfurt hat nicht nur eine reiche Tradition als Luther- und Domstadt, sondern auch als Blumenstadt. Südwestlich der Altstadt liegt am internationalen Messegelände der 36 Hektar große egapark Erfurt. Der große Ausbau des Blumen- und Gartenparks erfolgte zur Bundesgartenschau im Jahr 2021. Die denkmalgeschützten Parkteile verkörpern über 60 Jahre Parkhistorie. Heute umfasst der egapark verschiedene Themengärten, Spielbereiche, ein Wüsten- und Urwaldhaus, das Schmetterlingshaus, Gastronomie und Veranstaltungsorte. Auch im Thüringer Zoopark Erfurt im Norden der Stadt finden Kinder und Erwachsene ihr Glück.
SCHLOSS UND PARK MOLSDORF