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Vielleicht muss man im nördlichen Polen mit dem einen oder anderen Schlechtwetterschauer rechnen. Dafür entschädigt die Landschaft naturliebende Wohnmobilisten umso mehr. Erkunden Sie mit Rainer D. Kröll den Norden Polens: an der Ostseeküste zwischen Stettiner Haff und Danzig, von Warschau in die Seenlandschaft der Masuren oder von der Oder bis nach Posen. Jede der sechs ausgewählten Reiserouten hat ihren ganz eigenen (Camper)Charme.
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Seitenzahl: 179
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Herrliche Seenlandschaft in Masuren
Rainer D. Kröll
Die schönsten Routenvon der Ostseeküste bis nach Masuren
Störche gibt es überall in Masuren.
VIELGESTALTIGES POLEN
DIE ROUTEN
1 SÜMPFE, SEEN, BURGEN UND HISTORISCHE STÄDTE
Von der Oder über Poznań nach Żnin
2 WILDE WEICHSEL UND WELTKULTURERBE-STÄDTE
Von Żnin bis Warschau
3 IN DIE UNBERÜHRTEN WÄLDER DER NATIONALPARKS
Von Warschau in das östliche Masuren
4 IM LAND DER HOHEN HIMMEL UND 3000 SEEN
Reise durch die Masurische Seenplatte
5 AM OBERLÄNDER KANAL ZUR BERNSTEINSTADT
Von Masuren nach Danzig
6 LANGE STRÄNDE AN DER OSTSEE UND BACKSTEINGOTIK IN DEN STÄDTEN
Von Danzig bis zum Stettiner Haff
REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z
REGISTER
P.S.
IMPRESSUM
Die vielen Seen in Masuren erzeugen mystische Morgenbilder.
Polen ist ein ideales Land für Campingurlauber.
Die sechs Reiserouten in diesem Buch sind so gestaltet, dass sie in einer Rundfahrt mit einigen Abstechern die Sehenswürdigkeiten im nördlichen Polen erreichen. Damit sind nicht nur die herrlichen Städte, Burgen und Schlösser gemeint. Besonderen Wert haben wir auf die reichen Naturschönheiten und die großartigen Seengebiete gelegt. Immerhin zeigt sich Polens Natur in zehn Biosphärenreservaten, von denen einige in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen sind. Es gibt im grünen Polen 23 Nationalparks und über 120 Landschaftsparks. Außer den 3000 masurischen Seen finden sich weitere Seenplatten wie in der »Kaschubischen Schweiz«, in Westpolens Woiwodschaft lubuskie und in Pommern.
Liebhaber der Architektur kommen ebenfalls nicht zu kurz. Durch Dänemark, Deutschland und Polen führt die Europäische Straße der Backsteingotik. Alle wichtigen Orte in Polen wie Chełmno, Grudziądz, Płock, Olsztyn, Danzig und Stettin liegen entlang der sechs Routen in diesem Reiseführer.
Auf unserer Entdeckungsfahrt nehmen wir uns der verschiedensten Interessensgebiete an und zeigen Natur, Museen, Burgen, Kirchen, historische Städte, Badeplätze und auch Anlaufpunkte, die besonders Kindern Spaß machen. Alle vorgeschlagenen Dinge zu sehen, führt uns zu einer sehr langen Reise über schier endlose Landstraßen. Wenn Sie nicht so viel Zeit haben oder nur bestimmte Interessen, suchen Sie sich einfach Ihre Favoriten aus und lassen Sie anderes links liegen, aufgespart für die nächste Reise nach Polen. Wenn Sie über Autobahnen einreisen oder über solche die Routen abkürzen, beachten Sie die Hinweise im Kapitel »Reiseinformationen von A bis Z« unter dem Stichwort »Maut«.
Für manche Menschen ist Polen immer noch Teil der östlichen Hemisphäre und Terra incognita. Dabei zählt dieses demokratische Land zu den attraktivsten Reiseländern Mitteleuropas – mit boomenden Tourismuszahlen. Dies gilt umso mehr für einen Campingurlaub. Unglaublich lange Sandstrände der Ostsee wetteifern mit herrlichen Seenplatten im Binnenland um die Gunst der Feriengäste. Liebliche, gewellte Landschaften, die beruhigen und das Auge erfreuen, begleiten die Straßen. Von Urwäldern bis zu den Dünenlandschaften an der Ostsee ist alles zu haben. Zahlreiche Nationalparks setzen die Höhepunkte in der überreichen Natur. Geschichtsträchtige Orte und Städte, die in bester Ausführung restauriert wurden, zeigen urbanes Leben der Vergangenheit und Gegenwart. Burgen und Schlösser sind Zeugen machtvoller Zeiträume des Landes. Kultur und Natur, oft mit der Auszeichnung »UNESCO-Weltkulturerbe«, warten auf die Gäste.
Polen ist in 16 sogenannte Woiwodschaften gegliedert. Dies sind Verwaltungsbezirke, die wiederum in Landkreise (Powiat) unterteilt sind. Der Name Woiwodschaft ist abgeleitet von Województwo und dieses Wort von Woiwode, was so viel wie Herzog bedeutet. Im nördlichen Polen liegen im Ablauf der in diesem Buch dargestellten Reiserouten folgende Woiwodschaften:
Am langen Strand von Ustka
Seenparadies Masuren
Województwo lubuskie (Woiwodschaft Lebus) grenzt im Westen an die deutschen Länder Brandenburg und Sachsen und umfasst im Wesentlichen das frühere Ostbrandenburg und Teile des früheren Posen-Westpreußen. Die hügelige Landschaft ist geprägt von Wäldern, Seen und Flüssen. Im Bereich der Odra (Oder) und Warta (Warthe) ziehen sich Sümpfe durch die Ebene, Lebensraum für seltene Pflanzen und Vogelarten. An der Warta-Mündung ist der Nationalpark Park Narodowy Ujście Warty entstanden. Im historischen Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe) spiegeln sich der Dom St. Marien aus dem späten 13. Jahrhundert und die alten Speichergebäude in den Wassern der Warta.
Województwo wielkopolskie, die Woiwodschaft Großpolen, mit der Hauptstadt Poznań (Posen), gilt als die geschichtliche Keimzelle Polens. Das Gebiet entspricht weitgehend der früheren preußischen Provinz Posen. Sehenswert sind vor allem die alten Städte mit Bauten aus unterschiedlichen Epochen. Die Schlösser in Rogalin und Kórnik mitsamt ihren Parkanlagen sind die Goldstücke in der Woiwodschaft Großpolen. Die Seenplatte westlich von Poznań ist ein großartiges Urlaubs- und Erholungsgebiet.
Die Województwo kujawsko-pomorskie (Woiwodschaft Kujawien-Pommern) befindet sich im nördlichen Zentralpolen. Die Hauptstädte sind Bydgoszcz und Toruń. Bydgoszcz liegt malerisch an dem Fluss Brda. Reizend ist das »Bydgoszczer Venedig« genannte Malerviertel, dessen alte Häuser sich in dem Fluss spiegeln. Sehr sehenswert ist das gotische Toruń, Heimat des Astronomen Kopernikus. Die Altstadt im Stil der Backsteingotik ist UNESCO-Weltkulturerbe.
Województwo mazowieckie (Masowien) ist die größte Woiwodschaft Polens und umfasst das Gebiet um die Hauptstadt Warschau. Die Ebene Masowiens durchziehen Weidenalleen und Bachläufe. Es ist die romantisch-melancholische Landschaft Fryderyk Chopins. Die Wisła (Weichsel) hat die Landschaft geprägt. An ihr liegt der Kampinos-Urwald. Romantische Schloss- und Parkanlagen befinden sich in Arkadia und Nieborów. Warszawa (Warschau) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Historischer Mittelpunkt der Altstadt ist der prächtige Rynek (Marktplatz).
Volkstümliche Madonna an der Kirche in Słońsk
Województwo podlaskie (Podlachien) liegt im Nordosten Polens und grenzt an das russische Kaliningrad, an Litauen sowie an Weißrussland. Podlachien ist die am wenigsten besiedelte Woiwodschaft Polens und gilt als der »wilde Osten« Polens mit dem letzten Urwald Mitteleuropas. Im UNESCO-Weltnaturerbe Białowieźa-Nationalpark leben die letzten Wisente Europas in freier Wildbahn. Elche, Wölfe und Braunbären sind auch anzutreffen. Im Seengebiet Wigry im äußersten Nordosten Polens gibt es exzellente Wassersportmöglichkeiten. Das Branicki-Schloss in Białystok gilt als »polnisches Versailles«. Die Renaissance-Synagoge in Tykocin ist die schönste in Europa.
Województwo warmińsko-mazurskie (Ermland-Masuren) mit der Hauptstadt Olsztyn (Allenstein) umfasst den nordöstlichen Teil Polens. Ermland-Masuren grenzt an Litauen und im Norden an die russische Exklave Kaliningrad sowie an einen kurzen Küstenabschnitt des Frischen Haffs. Das Gebiet Ermland-Masuren bildete einst mit Kaliningrad das ehemalige Ostpreußen. Die in Liedern besungenen hohen Himmel Ostpreußens wirken im Land der 3000 Seen besonders deutlich. Zu den Farben des Sommers gehören die leuchtend gelben Rapsfelder und Wiesen mit den roten Tupfern der Mohnblumen. Die Dichte an Gutshäusern und Schlössern kommt der Anzahl derer an der Loire in Frankreich nahe. Die Adelshäuser sind deutsch-polnisches Kulturerbe.
Masuren wurde von der Eiszeit durch Tausende Seen und Moränenhügel geprägt und eignet sich ideal zum Wassersport. Die meisten großen Seen sind mit Flüssen und Kanälen verbunden, sodass sich ein großes Netz von Wasserwegen bildet. Sehenswert sind vor allem die zahlreichen Kreuzritterburgen des Deutschen Ordens und die Wallfahrtskirche Heilige Linde. Masuren zählt zu den größten Ferienregionen Polens. Mikołajki (Nikolaiken) liegt malerisch zwischen den Seen und ist bekannt als »masurisches Venedig«. In den Sommermonaten steigt die Zahl der Bewohner um ein Vielfaches. Hier gibt es einen großen Jachthafen, Campingplätze, Restaurants und Läden. Aber der östliche Bereich Masurens ist touristisch noch nicht so stark frequentiert und bietet Ruhe.
Das landschaftlich besonders reizvolle Warmia (Ermland) liegt zwischen dem westlichen Masuren und den Großen Masurischen Seen. Der berühmte Oberländische Kanal führt zur Ostsee und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 100 Metern. Schiffe werden auf Schienen über die Hügel gezogen. Olsztyn (Allenstein) ist die größte Stadt in Ermland-Masuren und bietet eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten, unter anderem die Burg des Deutschen Ritterordens aus dem 14. Jahrhundert.
Danzig ist ein Traum.
Województwo pomorskie (Pommern) mit der Hauptstadt Gdańsk (Danzig) umfasst den Osten der historischen Landschaft Pommern. Das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum ist die sogenannte Dreistadt: Gdańsk, Sopot und Gdynia. Danzig, die Stadt des Bernsteins, ist unbeschreiblich schön. Man muss es gesehen haben. Die Marienburg ist die größte Backsteinburg der Welt. In der Woiwodschaft Pommern finden sich endlose Sandstrände der Ostseeküste mit dem wüstenartigen Sandmeer von Dünen im Slowinzischen Nationalpark. Die Halbinsel Hel bietet traumhafte Wassersportmöglichkeiten. Hier ist ein Zentrum der europäischen Kitesurfer. Westlich von Danzig liegt die »Kaschubische Schweiz« mit der großen Seenplatte, die ein verzweigtes Netz von Wasserwegen bildet.
Województwo zachodniopomorskie (Westpommern) liegt im nordwestlichen Teil Polens und berührt so die deutsche Grenze an der Ostsee. Die schönsten Strände sind auf der Insel Wolin, auf Usedom bei Świnoujście (Swinemünde) und bei Kołobrzeg (Kolberg) zu entdecken. Auch die Pommersche Seenplatte bietet Urlaubern große Möglichkeiten. Sehenswert sind vor allem die Backsteingotik-Altstädte und die Metropole Szczecin (Stettin).
Die wechselvolle Geschichte Polens füllt ohne Weiteres einige Bücher wie dieses. Das heutige Gebiet Polens war nicht immer unter polnischer Herrschaft. Erst um das Jahr 1000 formte sich Polen unter Königen zu einer großen Nation. 1772 wurde Polen unter Russland, Preußen und Litauen aufgeteilt. Nach Napoleon kam es zu einer Neugründung Polens unter der Macht der russischen Zaren. 1918 erlangte Polen seine Unabhängigkeit zurück. Ein unabhängiges Polen gab es erst nach dem Ersten Weltkrieg. Im Jahr 1939 endete mit dem Überfall der Deutschen die unabhängige Zeit. Die Verbrechen an der polnischen Bevölkerung und an den Juden sind unbeschreiblich. Aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes besetzten die Russen den Osten des polnischen Staatsgebietes.
Pierogi ist eines der typischen polnischen Gerichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Polen seine Grenzen ausweiten. Deutsche aus den ehemals preußischen Gebieten wurden vertrieben und Polen wurde Teil des Ostblocks. Mit der Gewerkschaft Solidarność begann eine Systemwende. Seit 1989 befindet sich Polens Gesellschaft im Umbruch in eine westlich orientierte Zeit. 1999 wurde im Zuge der Osterweiterung Polen zu einem Nato-Mitgliedsland. Seit 2004 gehört Polen zur EU.
Der Speisezettel in Polen ist geprägt von landwirtschaftlichen Produkten hoher Qualität. Es finden sich russische, polnische und deutsche Elemente. Zu jeder ordentlichen Mahlzeit gehört vor allen Dingen viel Fleisch, aber auch Gemüse. Die polnische Küche zählt auf keinen Fall Kalorien. Deftige Hausmannskost ist die richtige Bezeichnung für die meisten typischen Gerichte, die in Soßen und Sahne baden. Zu den aus Geflügel, Fisch, Fleisch oder Wild bestehenden Hauptgerichten werden gekochte oder gebackene Kartoffeln, Grütze oder besondere polnische Klöße und gekochtes oder mariniertes Gemüse serviert. An der Küste scheint der Fisch für etwas leichtere Gerichte zu sorgen. Gefüllte Waffeln mit Blaubeeren oder Erdbeeren bilden das Dessert. Kuchen gibt es sowieso. Erwähnenswert ist der masurische Baumkuchen.
Wehe dem Reisenden, der polnische Freunde gefunden hat, die zum Essen einladen. Mit langen und reichhaltigen Speisefolgen von Suppe bis Kuchen versuchen sie, die Gäste zum Platzen zu bringen. Die Gastgeber glauben, viel Wodka könne der Überfüllung entgegenwirken. Versuchen Sie trotzdem einmal folgende Gerichte:
Barszcz ist eine Rote-Bete-Suppe, oft mit gefüllten Teigtaschen.
Bigos ist ein Sauerkrauteintopf, der mit Wurst, Schinken oder Fleisch und Kartoffeln zubereitet wird.
Gołąbki sind mit Hackfleisch und Reis gefüllte Krautwickel, die mit Soße und Kopytka (Kartoffelknödeln) serviert werden.
Kiełbasa sind polnische Würste in verschiedensten Variationen.
Pierogi sind leckere Teigtaschen, die mit Sauerkraut, Pilzen, Hackfleisch, Kartoffeln oder Käse gefüllt sind.
Źur ist das älteste polnische Gericht, eine Suppe aus sauer eingelegtem Roggenmehl und angetrocknetem Brot. Serviert wird sie mit Wurst und hart gekochten Eiern.
Zum Essen wird außer Wodka (Wässerchen) eines der vorzüglichen polnischen Biere getrunken. Die Brau-Tradition ist lang und die Ergebnisse sind gut. Die polnische Wodka-Tradition soll älter als die russische sein. Am originellsten ist der Źubrówka. In der Flasche steckt ein aromatischer Grashalm aus dem Urwald von Białowieźa.
Selbstversorger können sich mit guten Produkten auf Bauernmärkten, bei den Erzeugern oder in den Supermärkten eindecken. Agrarprodukte sind gut und meist günstiger als in Deutschland. Achten Sie auch auf die kleinen Tante-Emma-Läden (Sklep), die oft eine beträchtliche Auswahl führen. Wer den Kühlschrank in seinem Wohnmobil schon zu Hause füllt, macht einen Fehler.
Die Häuser am Marktplatz geben sich behäbig und gemütlich.
Ruhe und Gelassenheit sind angesagt.
Etwa 91 Prozent der 38,6 Millionen Menschen in Polen sind römisch-katholisch. Die große Volksfrömmigkeit zeigt sich im Kirchenbesuch, in den vielen geschmückten Feldkreuzen und in den zahlreichen langen Prozessionen auf Polens Landstraßen. Besonders stolz waren die Polen auf Kardinal Karol Wojtyła, der 1978 in Rom zum Papst Johannes Paul II. gewählt wurde. Durch die starke Verbundenheit mit der Religion sind die Polen vielen Traditionen verpflichtet.
Die Polen gelten als sehr gastfreundlich und großzügig und können unglaublich optimistisch sein. Gastfreundschaft ist immer mit Essen und Trinken verbunden. Eine Einladung kann schon mal zu einer Überlastung des Magens führen. Die Speisenfolge ist meist lang und der Wodka viel. Widerstand ist zwecklos. Geschenke oder eine Gegeneinladung werden erst nach mindestens dreimaliger Ablehnung angenommen. Die höflichen Umgangsformen sind in Polen noch etwas wert. Gespräche über Politik sind ein »heißes Eisen«.
Der Eintritt Polens in die Europäische Union im Jahr 2004 wirkte sich positiv auf die Wirtschaft aus. Sie verzeichnet gute Zuwächse. Das Exportvolumen hat sich kräftig erhöht. Die Arbeitslosenquote hat sich bei unter zehn Prozent eingependelt. Allerdings arbeiten über zwei Millionen Polen im europäischen Ausland, wo die Löhne höher sind als in Polen. Ein soziales Netz wie in Deutschland gibt es in Polen nicht.
62 Prozent der Menschen leben heute in den Städten, 1946 waren es nur 32 Prozent. Die Bevölkerung Polens ist jung. 18 Prozent der Menschen sind jünger als 15 Jahre. Fünf Prozent der polnischen Bevölkerung gehören ethnischen Minderheiten an. Das sind Ukrainer, Deutsche, Weißrussen, Slowaken, Tschechen, Litauer, Roma und Juden.
Vor dem Zweiten Weltkrieg sah die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung noch anders aus. Rund ein Drittel setzte sich hauptsächlich aus Ukrainern, Juden, Weißrussen und Deutschen zusammen. Zwangsdeportationen, Umsiedlungskampagnen und der Holocaust bewirkten starke Veränderungen in der ethnischen Bevölkerungsstruktur. Drei Millionen polnische Juden wurden von Deutschen ermordet. 3,5 Millionen Deutsche, vor allem aus Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Schlesien, wurden zwischen 1945 und 1947 nach Deutschland vertrieben. 1947 siedelte die polnische Regierung 750 000 Ukrainer aus dem Südosten Polens nach Nordpolen und in die Ukraine um. 1,5 Millionen Polen wurden zwischen 1945 und 1947 aus Litauen, Weißrussland und der Ukraine nach Polen ausgesiedelt.
Die Straße überquert den Kanal Wisła-Królwieka.
Am Stary Rynek in Warschau
Doch die Vergangenheit gibt heute keinen Grund für Hass und Angst in den polnischen Köpfen. Heute fühlen sich die meisten Polen als moderne Europäer, Europa wurde sozusagen erweitertes Heimatland. Sie sehnen sich nur nach Normalität, Freude und Frieden in ihrem Leben.
Eine Reise durch Polen geht nicht schnell. Auf den Autobahnen sind kaum Sehenswürdigkeiten zu erblicken. Auf den Landstraßen bremsen schier endlose Straßendörfer mit der erlaubten Geschwindigkeit von 50 km/h. Bei der Anfahrt zu den Naturschönheiten und Baudenkmälern in abgelegenen Gebieten ist manchmal mit schlechten Straßen zu rechnen. Es gibt Bodenwellen in jede Richtung, Schlaglöcher, abgebrochene Fahrbahnränder, Alleebäume, zu denen sich der Aufbau des Wohnmobils beängstigend hinneigt, und dann noch entgegenkommende Lastwagen, die ihr Tempo kaum reduzieren. Da bleibt nur defensives und umsichtiges Fahren und die Devise für die erlebnisreiche und faszinierende Reise durch das nördliche Polen lautet: Lassen Sie sich Zeit und bleiben Sie gelassen.
Kunstvolle Dekorationsarbeit an der Kathedrale St. Johannes in Kamień Pomorski
KLEINES WÖRTERBUCH
Englisch sprechen zumindest viele Stadtmenschen und natürlich viele Bedienstete in den Restaurants oder in den Tourist-Infos. Auch verstehen manche Deutsch. Trotzdem ist es hilfreich, zumindest einige polnische Begriffe zu kennen. Polnisch ist allerdings keine leichte Sprache, denn die Aussprache der vielen Zischlaute ist schwierig. Eine Bestellung im Restaurant oder die Frage nach dem Weg auf Polnisch mit falscher Betonung wird dennoch mit Wohlwollen aufgenommen. Die Betonung liegt bei polnischen Worten fast immer auf der vorletzten Silbe. Spezielle Buchstaben im polnischen Alphabet sind ą, ć, ę, ł, ń, ó, ś, ź und ż. Sie werden folgendermaßen ausgesprochen:
ą/Ą –
wie frz. Bonbon
ć/Ć –
wie dt. Mädchen
ę/Ę –
wie frz. Cousin
ł/Ł –
wie engl. water
ń/Ń –
wie dt. Champignon
ó/Ó –
wie dt. Zug
ś/Ś –
wie dt. Bücher
ź/Ź –
wie dt. ich
ż/Ż –
wie dt. Etage
Guten Tag!
–
Dzień dobry!
Guten Abend!
–
Dobry wieczór!
Auf Wiedersehen!
–
Do widzenia!
Gute Nacht!
–
Dobranoc!
Hallo!
–
Cześć!
Entschuldigung!
–
Przepraszam!
bitte
–
proszę
danke
–
dziękuję
ja
–
tak
nein
–
nie
heute
–
dzisiaj
morgen
–
jutro
übermorgen
–
pojutrze
gestern
–
wczoraj
morgens
–
rano
nachmittags
–
po południu
abends
–
wieczorem
Ich verstehe
–
rozumiem
Ich verstehe nicht
–
nie rozumiem
Ich weiß nicht
–
nie wiem
Sprechen Sie Deutsch?
–
Czy mówi Pan po niemiecku?
Sprechen Sie Englisch?
–
Czy mówi Pan po angielsku?
Ich spreche kein Polnisch.
–
Nie mówię po polsku.
Ich bin Deutsche/Deutscher.
–
Jestem Niemką/Niemcem.
Wie spät ist es?
–
Która godzina?
Wie geht’s?
–
Jak się masz?
Polen ist ein grünes Land.
Wo ist …?
–
Gdzie jest …?
Ich habe reserviert.
–
Mam rezerwację.
Zeltplatz
–
pole namiotowe
Kann man hier zelten?
–
Czy można tu rozbić namiot?
Meer
–
morze
Strand
–
plaża
Taxi
–
taksówka
Auto
–
auto/samochód
Straße
–
ulica
Parkplatzgebührenpflichtiger
–
parking
Parkplatz
–
parking platny
bewachter Parkplatz
–
parking strzeżony
überwachter Parkplatz
–
parking dozorowany
links
–
lewo
rechts
–
prawo
geradeaus
–
prosto
Umleitung
–
objazd
Ende
–
koniec
folgend (Beginn)
–
koleiny
Überholverbot
–
zakaz wyprzedzania
Polizei
–
policja
Unfall
–
wypadek
Tankstelle
–
stacja benzynowa
Benzin
–
benzyna
Öl
–
olej
Reparatur
–
naprawa
Wasser
–
woda
Eingang
–
wejście
Ausgang
–
wyjście
Zutritt verboten!
–
Wstęp wzbroniony!
Toilette
–
toaleta
besetzt
–
zajęte
frei
–
wolne
geschlossen
–
nieczynne
Information
–
informacja
Rauchen verboten!
–
Palenie wzbronione!
Die hölzernen Kirchen und Moscheen in den Tatarischen Dörfern atmen schon die russische Seele.
Masuren, das Land der hohen Himmel und 3000 Seen
START- UND ENDPUNKT
Frankfurt (Oder) / Słubice und Żnin
STRECKENLÄNGE
526 km
FAHRZEIT
4 bis 5 Tage
BESTE JAHRESZEIT
Juni bis September
Mit der Überquerung der Oder beginnt die Reise in die überraschenden und spannenden Landschaften Polens. Im Mündungsdelta der Warthe in die Oder zählt der Nationalpark Ujście Warty zu den ornithologisch wertvollsten Gebieten in Polen. Die wundervolle Königsstadt Posen gilt als Keimzelle des polnischen Staates. Vor ihren Toren liegt der Wielkopolski-Nationalpark mit seinen stillen Seen. Die Schlösser Rogalin und Kórnik sind die Edelsteine in der Landschaft um Posen. In Gniezno steht eine der kunsthistorisch bedeutendsten Kathedralen Polens. Mit einer Schmalspurbahn wartet Żnin auf die Touristen.
Das hübsche Rathaus von Ośno Lubuskie ist im Originalzustand erhalten.
Die Reise durch das nördliche Polen startet am Grenzübergang Frankfurt (Oder) auf der deutschen A 12 im Übergang zur polnischen A 2. Sollten Sie mit einem Wohnmobil über 3,5 Tonnen unterwegs sein, beachten Sie bitte in Kapitel »Reiseinformationen von A bis Z« den Punkt »Maut«.
Bis zur ersten Autobahnausfahrt ist die polnische A 2 kostenfrei. Ab der Ausfahrt fahren wir auf den Straßen Nummer 29 und 137 nach Nordosten in Richtung Ośno Lubuskie. Unter den Rädern haben wir hier die Woiwodschaft lubuskie (Lebus), die zu den landschaftlich und geschichtlich interessantesten Regionen Westpolens gehört. Rund 500 Lebuser Seen verschönern die Gegend und machen sie zu einer Urlaubsregion mit entspannter Atmosphäre. Ein erster Badeplatz liegt kurz vor dem Abzweig nach Ośno Lubuskie am Jezioro Małe Czyste, allerdings hat er nur einen winzigen Parkplatz.
Das ehemals deutsche Drossen, heute Ośno Lubuskie, ist eine der zahllosen Kleinstädte in Polen mit eigenem morbiden Charme, aber es besitzt eine der besterhaltenen Stadtbefestigungsanlagen Europas. Parken kann man das Wohnmobil auf dem großen Parkplatz fast direkt vor der gotischen Backsteinkirche, die auch Station auf dem Jakobsweg ist.
Die Stadt fand bereits im 13. Jahrhundert als Besitz der Lebuser Bischöfe Erwähnung. Die große Jakobikirche aus demselben Jahrhundert ist die schönste im Lebuser Land, aber renovierungsbedürftig. Die Ausstattung der Kirche stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das herrschaftliche Rathaus, obwohl aus einer anderen Zeit, passt gut neben die Kirche und bildet mit ihr ein auffallendes Ensemble. Das Rathaus ist im Stil der italienischen Neorenaissance mit neogotischen Elementen im 19. Jahrhundert entstanden und als solches eine Perle der Architektur.
SPECIAL
DAS KATHOLISCHE POLEN
Auf einer Reise durch Polen fallen nicht nur die vielen Kirchen, Madonnen und geschmückten Feldkreuze auf. Irgendwann begegnet dem Reisenden unweigerlich eine lange Kolonne von singenden und betenden Wallfahrern. Manche rutschen auf den Knien zum Zielort. Rund 90 Prozent der polnischen Bürger bezeichnen sich als gläubige Katholiken. Die tiefe Volksgläubigkeit zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Demgemäß hat die katholische Kirche in keinem Land Europas einen solch starken Einfluss auf das tägliche Leben wie in Polen. Sie mischt sich laut in die Politik und in die Familien ein. Überall in Polen hängen Reklametafeln des fundamentalistischen, nationalkonservativen Senders Radio Maryja. Jede Sendung beginnt mit den Worten: »Hier ist Radio Maryja, die katholische Stimme in deinem Haus. Gelobt seien Jesus Christus und die Jungfrau Maria.« Die Polen lassen die katholische Stimme gern in ihr Haus: Radio Maryja belegt in Polens Radiolandschaft den fünften Platz.
Die Stadtmauer mit den Wehrtürmen zeugt von der mittelalterlichen Stärke der Stadt.
Die kleine Stadt kann in einem zwei Kilometer langen Spaziergang rund um die Stadtmauer aus dem 14. und 15. Jahrhundert umwandert werden. Die Stadtmauer aus Feldsteinen ist fast vollständig erhalten, lediglich das Frankfurter und das Zielenziger Tor sind nur noch in Fundamenten sichtbar. Im Norden vor der Stadt liegt in einem Kilometer Entfernung der Jezioro Reczynek (Röthsee), ein Erholungsgebiet mit Badestrand, Bootsverleih und dem Campingplatz Victorio-Camp.
SPECIAL
PARK NARODOWY UJŚCIE WARTY