Krimi, Mimi und Abgang - Jean-Pascal Ansermoz - E-Book

Krimi, Mimi und Abgang E-Book

Jean-Pascal Ansermoz

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Beschreibung

Eine Tote im Hexenweiher und Valerie Birbaum vor ihrem persönlichsten Fall! Zuerst ist da der Martinsmärit, der in Düdingen immer am zweiten Wochenende im November stattfindet, und auf den sich die kleine Buchhandlung fieberhaft vorbereitet. Erwähnenswert ist auch dieses Filmteam, das rund um Hannah 'Mimi' Badener im Naturschutzgebiet eine Episode der angesagten Fernsehserie 'Tell&Walter' drehen will. Aber spätestens, als eine Tote aus dem Hexenweiher geborgen wird, ist allen klar, dass es sich um keine normale Woche handeln kann. Und das ist nur der Anfang der Geschichte. Denn wer hätte ahnen können, dass ausgerechnet Valerie Birbaum von ihrer Vergangenheit eingeholt wird ...

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Leserstimmen

»Kurzweilig und spannend, mit liebevoll gezeichneten

Figuren und dem Ansatz einer möglichen Liebesgeschichte ...

alles, was ein Cosy-Krimi haben muss!«

Michi Schmutz

»Ich finde, dass das Buch alles hat, was man sich als Krimi-

Leser wünscht: es ist spannend, stellenweise sehr lustig und

auf keinen Fall langweilig. Mir hat es sehr gut gefallen. Habe

Valerie definitiv in mein Herz gschlossen.«

Marcel Bielmann

»Ich mag diese schnörkellosen und durchaus spannenden

Geschichten. Bin seit dem ersten Band dabei und die Serie

wird von Buch zu Buch besser.«

Sonja Thomen

»Mit gutem Gespür für Stimmungen und präziser Sprache

erzählt der Autor hier eine spannende Geschichte voller

Überraschungen. Menschliche Verstrickungen wie in einem

Fernsehkrimi. War eindeutig ein Lesespaß

den ich nur empfehlen kann. «

Testudina auf Amazon.de

Zum Buch

Zuerst ist da der Martinsmärit, der in Düdingen immer am zweiten Wochenende im November stattfindet, und auf den sich die kleine Buchhandlung fieberhaft vorbereitet.

Erwähnenswert ist auch dieses Filmteam, das rund um Hannah ›Mimi‹ Badener im Naturschutzgebiet eine Episode der angesagten Fernsehserie ›Tell&Walter‹ drehen will.

Aber spätestens, als eine Tote aus dem Hexenweiher geborgen wird, ist allen klar, dass es sich um keine normale Woche handeln kann. Und das ist nur der Anfang der Geschichte. Denn wer hätte ahnen können, dass ausgerechnet Valerie Birbaum von ihrer Vergangenheit eingeholt wird ...

Zum Autor

Jean-Pascal Ansermoz wurde als Schweizer im September des Jahres 1974 in Dakar (Senegal) geboren. Er ist einer, der mit Leichtigkeit über den Röschtigraben springt, schrieb er doch bis 2009 nur in französischer Sprache. Weltenbürger, Romand und Deutschschweizer in einem: ein Autor mit Hang zum Kriminellen, aber auch zu Poetischem, Literarischem, Alltäglichem und Besonderem.

Mehr Infos unter: www.jeanpascalansermoz.ch

Den Menschen geht es wie den Büchern,

sie werden manchmal zu spät geschätzt.

Honoré de Balzac (1799 – 1850)

französischer Philosoph und Romanautor

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

PROLOG

Der Nebel ließ nicht zu, dass Hannah Badener mehr sehen konnte als den schmalen Pfad, auf dem sie rannte.

Wurzeln versuchten sie zu Fall zu bringen, hatten es auch schon mehrmals geschafft. Ihre Knie waren blutig, ihre Hände voller Erde. Ihr langes Haar klebte an ihrer Stirn, das weiße Nachthemd an ihrem Körper.

Sie atmete schwer.

Urplötzlich tauchte der kleine Weiher vor ihr auf und ließ sie stoppen. Der Weg teilte sich hier. Wie ein gehetztes Tier sah sie sich um, blickte über ihre Schulter zurück. Schilf, dunkle Silhouetten von Bäumen mit tief hängenden Ästen zu beiden Seiten. Und die Ungewissheit, wohin die Pfade sie führen würden.

Irgendwo knackte es im Unterholz.

Badener fuhr herum, machte ein, zwei Schritte rückwärts, die Arme ausgestreckt, als wollte sie jemanden davon abhalten, ihr zu nahe zu kommen.

»Nein, nicht ...«, flehte sie. Tränen füllten ihre Augen, als ein dunkler Schatten vor ihr auftauchte. Badener schrie auf, machte einen weiteren Schritt zurück. Ihre Augen vor Todesangst geweitet. Sie zitterte am ganzen Körper.

Die Silhouette vor ihr blieb stehen.

»Nicht«, flüsterte sie. »Bitte nicht ...«

Ihre Worte gingen in einem Schluchzen unter.

Sie ließ die Arme sinken, machte einen weiteren Schritt rückwärts. Ihr Fuß versank im schlammigen Untergrund. Badener schrie auf, verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts ins eiskalte Wasser.

»Cut!«, schrie Zimmerer.

Während er sich sichtlich zufrieden ein Zigarillo anzündete, halfen zwei Assistentinnen Badener aus dem Hexenweiher.

»Sag nicht, wir müssen das noch einmal drehen, sonst kriegst du meinen Zorn in den Allerwertesten, Wertester.«

Zimmerer war neben seinen Kameramann getreten und sah sich die Szene auf dem kleinen Kontrollmonitor noch einmal an.

»Häng nicht deine Diva raus, Mimi. So kalt ist es jetzt auch wieder nicht.«

»Sagt wer?« Sie hatte sich mithilfe der Assistentinnen des nassen Nachthemdes entledigt und schlüpfte nun in einen ebenso weißen Bademantel.

»Scheißjob. Scheißort. Scheiß drauf! Ich brauche einen Drink!«

Badener schnippte mehrmals mit den Fingern. Eine der beiden Set-Assistentinnen kam mit einem Glas Whisky und einer Zigarette dahergeeilt. Badener ließ den Bademantel los und steckte sich die Zigarette zwischen die Lippen. Es schien ihr nicht aufzufallen, dass der Schlafrock sich dabei öffnete und sie plötzlich nackt mitten im Düdinger Moos stand. Als sie den Kopf leicht zur Seite neigte, blitzte ein Feuerzeug auf. Sie sog gierig an der Zigarette, blies den Rauch zum Himmel und wedelte die Assistentin ungeduldig fort. Dann erst blickte sie auf.

»Kälter als gedacht«, kommentierte der Mann in Schwarz, der sie noch kurz zuvor durch den Nebel gehetzt hatte. Sie sah an sich herunter, hob die Schultern und leerte den Whisky in einem Zug.

»Wenn’s dir Freude macht.«

Das Glas warf sie achtlos fort, schniefte und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht, der sich dunkel verfärbte.

»Scheißschminke«, kommentierte sie und stapfte zu Zimmerer. »Was ist jetzt?«

Zimmerer wandte sich von seinem Kameramann ab. »Wir haben ideale Bedingungen hier. Das müssen wir nutzen.«

»Sag jetzt nicht ...«

Anstatt zu antworten, grinste er sie an.

»Nicht dein Ernst, oder?«

Zimmerer verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sie zappeln.

»Ach, Scheiße.«

Eine Assistentin war bereits neben Badener erschienen und begleitete sie zu den Wohnwägen, die die Produktionsfirma am Wegesrand außerhalb des kleinen Forstes am Fuß des Ottisbergs aufgestellt hatte.

Badener würde sich noch einmal durch das Moos hetzen lassen. Sie verfluchte Zimmerer innerlich. Wieso konnte er nie zufrieden sein?

Wenn das so weiterging, würde sie sich noch den Tod holen.

KAPITEL 1

»Schöne Aussichten!«

Ich fuhr herum. So schnell es eben ging, wenn man auf dem Boden des Chaosräumchens der Buchhandlung ›Die gute Seite‹ kniete und sich um übermäßig viel Papier und Pappkarton bemühte. Ich hasste dieses ewige Entsorgen leerer Pakete in etwa so – wie von meiner Mutter dabei überrascht zu werden.

»Das hier ist ja auch ein privater Raum.«

»In den jeder hineinspazieren kann?« Bärbel hob eine Augenbraue. »Niedlich.«

»Schaust du mir etwa auf den A ...?«

»Trage ich die falsche Brille oder hast du zugenommen?«

Ich stützte mich auf den Knien ab, um hochzukommen.

»Du trägst keine Brille, Mutter.«

Was sie aber trug: langer roter Mantel, dazu kniehohe Stiefel – ich hasse kniehohe Stiefel – und sie hielt eine Ausgabe der regionalen Zeitung in der Hand.

»Dacht ich’s mir doch. Wo ist denn dieser Ire? Der könnte dir doch zur Hand gehen.«

Hatte ich wirklich zugenommen?

»Der Ire heißt Donnie und der ist heute nicht da.«

»Natürlich, jetzt wo er sich nützlich machen könnte.«

»Donnie hilft mir sehr viel.«

Bärbel legte den Kopf schief und blickte mich belustigt an. Ich konnte nicht anders als rot zu werden, und mich deshalb über mich selbst aufzuregen.

»Das wär doch etwas für dich.« Sie warf die ›Freiburger Nachrichten‹ auf den überfüllten Tisch. Ich blickte auf die Titelseite.

Die erfolgreiche Fernsehserie um Hannah Mimi

Badener macht einen Stopp in Düdingen!

»Du solltest ihn lesen. Ich warte gern.« Ich warf ihr einen entnervten Blick zu, hatte ich doch sicher Besseres zu tun. Und doch setzte ich mich und nahm die Tageszeitung zur Hand.

Sensebezirk

Die erfolgreiche Fernsehserie ›Tell&Walter‹ dreht in Düdingen. Hannah Mimi Badener und Rudolf Habdichlieb haben sich für einige Tage in Düdingen einquartiert, um eine Folge der Serie im Möser Naturschutzgebiet zu drehen. Deshalb lädt das Podium zu einem Spezialabend ein, an dem mehrere Folgen der Serie auf Großleinwand zu sehen sein werden und das in Anwesenheit der Filmcrew und der Schauspieler. Tickets zu diesem Event gibt es über die üblichen Verkaufsstellen, einige wenige an der Abendkasse.

Die ›Freiburger Nachrichten‹ verlosen 10 Einladungen mit anschließendem Meet- und Greet. Alle Informationen finden Sie online unter der Rubrik ›Aktionen‹. Viel Glück!

Etwas verwirrt blickte ich zu meiner Mutter hinüber, die sich einen Kaffee machte.

»Möchtest du auch einen?«

Ich verkniff mir eine Bemerkung. Es sind die kleinen Dinge, mahnte ich mich.

»Eigentlich ganz gern.«

Bärbel holte sich eine weitere Kapsel aus dem großen gläsernen Topf. Bewaffnet mit zwei dampfenden Tassen, kam sie zu mir und setzte sich. Ich war ihr irgendwie dankbar. Als Selbstständige übergeht man oft seine eigenen Bedürfnisse. Und so kam es nicht selten vor, dass ich mir gar keine Pause gönnte, was ich dann abends mit großer Müdigkeit bezahlte. Bärbel zwang mich innezuhalten. Und die Kartons konnten warten. Also nur bis morgen.

»Das wäre doch etwas für dich«, sagte sie gutmütig.

»Für mich?«

»Du solltest da hingehen.«

»Wieso?«

»Um wieder mal unter die Leute zu kommen.«

»Tu ich doch.«

Und das jeden Tag.

»Du bist immer nur hier.« Sie machte eine ausladende Geste, die so ziemlich alles bedeuten konnte. Mutter hatte definitiv keine Ahnung, was es heißt, eine Buchhandlung in der Hauptstraße zu führen.

»Und dieser Habdichirgendetwas sieht doch auf dem Foto gut aus.«

»Mutter!«

»Ich meine ja nur.«

»Ich brauch keinen Mann.«

Also eigentlich wäre das ganz schön.

»So siehst du aus.«

»Was soll das denn jetzt wieder bedeuten?«

»Nur nicht gleich einschnappen, Mädel. Ich meine es ja nur gut mit dir. Weißt du, ich möchte nicht, dass du den gleichen Fehler machst wie ich. Da stürzt man sich in die Arbeit und eh man sich versieht, sind zwanzig Jahre vorbei. Und dann teilt man das Bänkchen am Schiffenensee mit einem Mops.«

KAPITEL 2

Petra Berlinger fröstelte bereits, bevor sie die Tür aufmachte. Zum ersten Mal erreichten die Temperaturen an diesem frühen Morgen die Null-Grad-Grenze. Sofern man dem Thermometer vor dem Küchenfenster Glauben schenken durfte. Die Wettervorhersage am Vorabend warnte vor Schnee bis auf neunhundert Meter. Der Tag würde trüb und bewölkt sein, mit Schauern und das fehlende Licht machte ihr schon jetzt zu schaffen.

Hoffentlich war das Wochenende trockener.

Seit sie sich erinnern konnte, verwandelte sich die Hauptstraße am jeweils zweiten Samstag im November in einen großen Markt. Und auch wenn sich über die Jahre hinweg viele Ess- und Trinkstände, politische Parteien und Versicherungen infiltriert hatten, blieb dieser kommende Samstag ein Volksfest, für das Menschen von weither kamen.

Zoé winselte.

»Komm ja schon, komm ja schon.«

Sie öffnete die Tür und der Golden Retriever verschwand nach draußen. Der Hund kannte den Weg.

Dieses Jahr war ein ganz besonderes. Sie würde ihre neue Kollektion handgefertigter Seifen präsentieren können. Eine wunderbare Ergänzung zu den anderen Pflegeprodukten. Die Vorfreude zauberte ein Lächeln auf Berlingers Gesicht, das sie nun hinter einem dicken Schal versteckte. Sie schloss die Tür hinter sich ab.

Zoé wartete in der Einfahrt zur Garage auf sie und schlug den üblichen Weg ein, indem sie dem Dorf den Rücken kehrte, um dann in den Zelgmoosweg einzubiegen, der sie zum Düdinger Moos führen würde. Berlinger liebte das Naturschutzgebiet, dessen Flachmoor nach der letzten Eiszeit entstanden war. Vor rund siebzig Jahren hatte man mit der Torfausbeutung aufgehört und die Landschaft bot nun einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren ein Zuhause. Sie liebte den Ort jedoch vor allem für seine Abgeschiedenheit. An manchen Tagen fühlte sie sich hier allein auf der Welt. Ein schönes Gefühl. Deshalb stutzte sie kurz, als sie auf dem Feldweg Wohnwägen stehen sah. Dann erinnerte sie sich wieder daran, dass ja ein Filmteam derzeit in Düdingen drehte.

Neugierig begutachtete sie die drei Häuser auf Rädern, als sie an ihnen vorbeiging, hielt sich aber davon ab, in eines der Fenster zu sehen. Es war zwar niemand zu sehen, aber trotzdem.

Zoé schien das gar nicht zu interessieren. Der Hund verschwand am Ende des Trampelpfades aus Berlingers Gesichtsfeld. Erst als sie in den Wald eintauchte, verlangsamte sie ihre Schritte, atmete mehrmals tief ein und aus. Es roch nach Herbst, nach schwerem Boden und feuchtem Gras. Zoé kam zu ihr zurück, blickte sie an, als wollte sie etwas fragen.

»Alles gut.«

Die Hündin ließ sich den Kopf streicheln, schnüffelte dann in einem Halbkreis um sie herum und ging dann wieder vor bis zum Hexenweiher.

Kaum ein Laut drang bis zu ihr. Als schluckten die tief hängenden Wolken die Geräusche der nahen Autobahn.

Welche Stille! Welche Freude! Im Vorbeigehen berührte Berlinger einen Baum, ließ die Hand einen Augenblick auf der kalten Rinde ruhen. Diese Energie.

Dann hörte sie Zoé knurren.

Berlinger runzelte die Stirn, beschleunigte ihre Schritte. Nun konnte sie den Weiher überblicken. Ihre Hündin hatte den rechten Weg gewählt und stand stocksteif am gegenüberliegenden Ufer. Ihre Körperhaltung versprach nichts Gutes.

»Zoé!«, rief sie ihr zu. Der Hund drehte kurz den Kopf, blieb aber stehen. Ihr Knurren konnte Berlinger nicht einordnen. Es schien so, als könnte das Tier nicht entscheiden, wie mit der Situation umzugehen war.

Rasch umrundete Berlinger den Teich, nur um dann auch stehen zu bleiben. Vom Schilf festgehalten, schwamm etwas Weißes im Hexenweiher.

»Was zum ...?«, flüsterte Berlinger. Zoé sah sie an, dann fixierte sie wieder den Weiher. Sie knurrte immer noch, jetzt aber leiser.