Tee, Rosen und Mimosen - Jean-Pascal Ansermoz - E-Book

Tee, Rosen und Mimosen E-Book

Jean-Pascal Ansermoz

0,0

Beschreibung

Es ostert in der kleinen Buchhandlung in Düdingen. Während Valerie Birbaum damit beschäftigt ist, die Frühlingsneuheiten zu präsentieren, meldet sich Donnie für das Freiwilligenprogramm 'Adoptier einen Rentner, bevor er dich adoptiert', ohne zu wissen, dass hinter der heiteren Fassade des 'Sonnenblick' die Intrigenküche brodelt. Erst als die neue Direktorin tödlich verunglückt, holen alte Geschichten ihn und Valerie ein. Und plötzlich befinden sich beide mitten in einem viel grösseren Fall, in dem nichts ist, wie es scheint und niemand der, für den er sich ausgibt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 108

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Leserstimmen

»Ich halte diesen dritten Band für den besten, weil Ansermoz

in ihm zu einer neuen erzählerischen Lockerheit gefunden hat.

Keine Lust auf Blut, Gewalt und Psychopathen? Zugreifen!«

Sarah Woschutz

»Entspannter Krimi mit sympathischer Hauptfigur

und toller Atmosphäre. Jean-Pascal Ansermoz

trifft immer den richtigen Ton.«

Markus Kleinknecht

»Er ist spannend von der ersten bis zur letzten Zeile. Konnte

nicht aufhören zu lesen. Hab es von Freitagabend bis Sonntag

früh um 5:00 Uhr durch gehabt. Ein entspannter, spannender,

kribbelnd aufregender Krimi, mit sehr sympathischen

Hauptfiguren und toller Atmosphäre.«

Helene Thyra

»Mit gutem Gespür für Stimmungen und präziser Sprache

erzählt der Autor hier eine spannende Geschichte voller

Überraschungen. Menschliche Verstrickungen wie in einem

Fernsehkrimi. War eindeutig ein Lesespaß den ich nur

empfehlen kann. «

Testudina auf Amazon.de

Zum Buch

Es ostert in der kleinen Buchhandlung in Düdingen. Während Valerie Birbaum damit beschäftigt ist, die Frühlingsneuheiten zu präsentieren, meldet sich Donnie für das Freiwilligenprogramm Adoptier einen Rentner, bevor er dich adoptiert, ohne zu wissen, dass hinter der heiteren Fassade des Sonnenblick die Intrigenküche brodelt. Erst als die neue Direktorin tödlich verunglückt, holen alte Geschichten ihn und Valerie ein. Und plötzlich befinden sich beide mitten in einem viel größeren Fall, in dem nichts ist, wie es scheint und niemand der, für den er sich ausgibt.

Zum Autor

Jean-Pascal Ansermoz wurde als Schweizer im September des Jahres 1974 in Dakar (Senegal) geboren. Er ist einer, der mit Leichtigkeit über den Röschtigraben springt, schrieb er doch bis 2009 nur in französischer Sprache. Weltenbürger, Romand und Deutschschweizer in einem: ein Autor mit Hang zum Kriminellen, aber auch zu Poetischem, Literarischem, Alltäglichem und Besonderem.

Mehr Infos unter: www.jeanpascalansermoz.ch

ETWAS VORNEWEG

Für diesen dritten Fall habe ich mir erlaubt, ein Pflegeheim zu erfinden, das es in der dargestellten Form in Düdingen nicht gibt und nie gegeben hat. Ich würde den Sonnenblick – sollte ich meine bescheidene Meinung äußern dürfen – dort bauen, wo die Duensstrasse und der Briegliweg sich treffen, gleich auf der Anhöhe, mit diesem weiten Blick auf die Felder und den kleinen Forst am Guggerhorn.

Ich kann mir vorstellen, dass eine solche Aussicht dem Herzen Raum und den Gedanken Flügel verleihen kann. Während die Idee zu diesem Buch dann reifte, entstand genau an diesem Ort ein neues Wohnquartier. Die Idee wurde also von der Realität eingeholt und ich entschuldige mich hiermit in aller Form für die Ausschmückungen und Änderungen, die ich mir in dieser herrlichen Gegend erlaubt habe.

Das Buch bleibt ein fiktionales Werk. Alle Figuren, Ereignisse und Dialoge entspringen meiner Fantasie und bilden nicht die Realität ab. Jede Ähnlichkeit mit wirklichen Geschehnissen beziehungsweise lebenden oder toten Personen wäre wirklich rein zufällig.

Und nun wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen.

Vorhang auf für Valeries dritten Fall!

Düdingen, Hauptstrasse

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

KAPITEL 1

Im Buchcafé war es warm und hell. Das Holz der Theke glänzte vom Abwischen, und es gab Teller mit frischen Muffins in farbigen Papiertüten. Als ich ihn hereinkommen sah, langte ich hinüber und stülpte die Glasglocke darüber.

»Das wär aber jetzt wirklich nicht nötig gewesen!«, rief ich ihm zu, noch ehe sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Die roten Rosen sahen wunderbar zart aus im Sonnenlicht. Ich konnte sogar ihren Duft riechen.

Und es mussten mehr als neun sein.

»Das weiß ich. Darum sind die auch nicht für dich.«

»Aha.«

Donnie legte den Strauss auf den Tresen meiner Buchhandlung ›Die gute Seite‹. Seit nunmehr einigen Monaten und zwei Todesfällen hatte ich den Laden geöffnet:

Es war Weihnachten geworden, dann März und nun steuerte ich auf die Ostertage zu. Kleine Kunststoffhasen standen bereits im Schaufenster, neben anderen Dekoartikeln. Ich mahnte mich erneut, beim Einkauf etwas zurückhaltender zu werden. Mein Budget würde ansonsten nicht alle katholischen Feiertage heil überstehen. Das Schaufenster war jedenfalls bunt und selbst die Buchumschläge trugen seit Kurzem wieder fröhliche und frühlingshafte Farben.

Meine Hormone witterten Sonne. An manchen Tagen konnte ich fast das Salz in der Luft riechen.

Er sah mich lächelnd an. Donnie hatte kürzlich begonnen, sich mit Freiwilligenarbeit auseinanderzusetzen, weshalb er weniger oft vorbeikam. Umso mehr freute es mich, ihn zu sehen.

»Die muss aber schöne Augen haben.«

Er feixte. »Hat sie auch.«

»Die Glückliche!«

»Sei doch nicht gleich eingeschnappt. Und befürchten musst du wirklich nichts. Du kriegst mich nicht so schnell wieder los. Dafür gefällt mir deine Buchhandlung zu gut.«

»Sagt ein Ire.«

»Das Projekt ist wirklich etwas wert. Du könntest dich auch engagieren.«

»Ich hab mit der Buchhandlung schon genug zu tun.«

»So siehst du auch aus. Dir könnte ein wenig Auszeit guttun.«

Ich seufzte und lehnte mich an den Tresen. Es waren emsige Monate gewesen. Immer wenn ich den Eindruck bekam, mich ein wenig ausruhen zu können, zeigte sich die nächste Situation, in der ich agieren musste. Eine eigene Buchhandlung war wie ein kleines Kind. Man ist immer dabei etwas zu tun. Putzen, bestellen, bezahlen, umstellen. »Um was geht es denn bei deiner neuen Arbeit?«

Donnies Augen leuchteten auf. »Das Projekt heißt Adoptier einen Rentner, bevor er dich adoptiert und basiert auf einem einfachen Prinzip: Spaß haben!«

»Ach was. Ich denke an vieles, wenn ich an Seniorenheime denke. Dieses Wort wäre nicht das erste auf meiner Liste.«

»Genau deswegen wollen wir das ändern. Wir machen Spielenachmittage, besuchen Konzerte, lesen gemeinsam Bücher.«

»Und jetzt macht ihr einen Bachelor?«

»Natürlich. Kommt ins Fernsehen. Gleich nach ›Switzerland sucht das beste kochbegabte Schweizer Meerschweinchen‹.«

Ich musste lachen. Donnie brachte es immer zustande, seine Begeisterung für irgendwas auf mich zu übertragen.

»Aber jetzt mal ehrlich. Für wen sind denn die Rosen?«

Donnie grinste über beide Ohren. »Für den Empfangsbereich. Molly hat mich beauftragt, die Blumen für sie zu besorgen.«

»Molly heißt sie also.« Ich sah auf die Rosen.

»Komm jetzt! Ich hätte nie gedacht, dass Freiwilligenarbeit schön sein kann. Aber wir haben wirklich Spaß. Und das braucht es derzeit.«

»Was meinst du damit?«

»Der ehemalige Direktor ist vor einem Monat in Rente gegangen. Und das nach sage und schreibe vierzig Jahren. Peissard war eigentlich seit der Gründung im Mai 1980 mit dabei. Zuerst arbeitete er für die Stiftung, dann übernahm er das Pflegeheim hier in Düdingen, als es 2001 eröffnet wurde. Viele hadern mit seiner Entscheidung und haben Mühe, sie zu akzeptieren.«

»Aber irgendwann geht doch jeder in Rente, oder?«

»Das schon, aber manche munkeln, dass er ohne Weiteres noch einige Jahre hätte machen können.«

»Wieso hat er sich denn dazu entschieden, seinen Auftrag nicht weiterzuführen?«

»Das weiß niemand so genau. In den Gängen wird heftig über Politik diskutiert.«

»Und jetzt?«

»Der Verwaltungsrat hat sich nun für eine Nachfolgerin entschieden. Sie ist jung, kommt nicht aus der Region und tritt die Stelle mit ökonomischem Hintergrund an. Für die bestehende Organisation ist die Umstellung nicht ganz so einfach.«

»Frischer Wind kann doch auch eine Chance sein.«

»Durchaus.«

»Was macht dir dann Sorgen?«

Donnie seufzte. »Sie scheint nicht wirklich zimperlich mit den Menschen umzugehen. Ich meine, es hat doch einen Grund, weshalb man gewisse Dinge in dieser oder jener Art und Weise macht. Das scheint sie aber nicht zu interessieren. Und das bekommen die Bewohner natürlich mit.«

»Deshalb also das Adoptionsprogramm.«

»Das hat schon Peissard ins Leben gerufen. Aber es nimmt plötzlich einen ganz neuen Stellenwert ein.«

Er sah auf seine Armbanduhr.

»So, jetzt muss ich aber. Wir sehen uns, ja?«

Ich stützte mich mit beiden Ellbogen auf der Theke ab und nahm mein Gesicht zwischen meine Hände.

»Ich bewundere dich. Ich weiß nicht, ob ich das könnte.«

»Und wieso nicht?«

Ja, wieso eigentlich nicht?

KAPITEL 2

Molly konnte manchmal reden wie ein Wasserfall. Und für die Besorgung der Blumen hatte sie sich auch mindestens zehnmal bedankt.

Donnie überspielte seine Verspätung mit einem entschuldigenden Lächeln. Alle warteten auf ihn, als er endlich am Tisch Platz nahm. Jassen war angesagt. In gewohnter Runde.

Er zog seine Jacke aus und platzierte sie auf der Lehne. »Alles gut?«, fragte er mit einem Blick in die Runde.

Fritz, der seine achtundachtzig Lenze mit Wortspielereien auszubügeln pflegte, sah ihn verschmitzt an: »Wenn man den Furz wieder riechen kann, ist die Erkältung vorbei, sagen die Indianer. Die Herren hier warten schon sehnsüchtig darauf, gegen uns zu verlieren.«

»Als wüsstest du, was Indianer sagten.« Harry blickte ungeduldig auf die Karten in Alfreds Hand. »Und wieso hast eigentlich du die Karten?«

»Zu meiner Zeit waren die Uhren präziser«, bemerkte Alfred trocken und begann die Karten auszuteilen. »Wenn man sagte halb drei, dann war es vierzehn Uhr dreißig.«

»Komm schon, nur weil du vor uns allen bereits am Tisch saßest, heißt das noch lange nicht, dass auch wir eine Viertelstunde zu früh hier sein müssen.« Harry, einundneunzig, war zu seiner Zeit Lehrer gewesen. Er pflegte zu sagen, die anderen kämen aus einem anderen Jahrzehnt.

»Es waren zehn Minuten, mein Freund.«

»Jawohl, mein Kommandant.« Fritz salutierte.

»Das Leben ist kurz, also lächle, solange du Zähne hast«, gab Harry zurück.

»Hast du das in der Schule gelernt?« Fritz richtete sich wieder an Donnie. »Habe übrigens meine Dritten heute Morgen frisch geklebt. Kommt bei den Pflegerinnen eindeutig besser an.«

»Ich will keine Einzelheiten aus deinem Privatleben wissen. Lasst uns jetzt spielen.« Harry nahm seine Karten an sich und begann, sie zu ordnen.

»Tja, manche haben eben noch etwas anderes im Leben als eine Viertelstunde zu früh am Tisch zu sitzen.« Fritz zwinkerte Donnie zu.

»Es waren zehn Minuten. Habe übrigens deine Nase gefunden.«

»Meine Nase?«

»Sie steckte in meinen Angelegenheiten.«

Alfred prustete los. Fritz fand das nicht lustig.

»Ach, da habe ich sie liegen gelassen. Man munkelt ja, dass du vier Mal aufstehen musstest letzte Nacht. Ich nur zwei. Ist das wahr?«

»Wenn du mal so alt bist wie ich, wirst du schon noch erfahren, was es heißt, alt zu sein.«

»Nur wegen den drei Monaten, die du älter bist als ich?«

Alfred legte die unterste Karte des Stapels offen. Rot war Trumpf.

»Drei Monate können tödlich sein, wenn man zu viel redet. Wie wäre es denn, wenn du spielen würdest?« In Harrys Stimme klang so etwas wie Ungeduld mit. Donnie kannte alle drei mittlerweile gut genug, um sich wegen des Umgangstones keine Sorgen zu machen. Die erste Runde ging an Harry und Alfred, der die Karten neu mischte.

»Die wollen weniger weißes Geläufe in den Gängen«, bemerkte Alfred.

»Habe ich gehört. Ich finde das eine Zumutung. Heute kam erst um neun Uhr jemand vorbei. Für was bezahlen wir die eigentlich?« Harrys Empörung war nicht gespielt.

»Die Damen und der Herr von der Pflege machen, was sie können«, entgegnete Fritz.

»Nur weil sie deine Zähne schön finden?«

»Wo er recht hat, hat er recht. Seit die Nonne da ist, geht alles den Bach herunter.« Alfred setzte einen oben drauf.

»Die Nonne?«

Harry blickte Donnie ruhig an. »Die ist immer in Schwarz gekleidet, lächelt nie und könnte mal einen Mann gebrauchen.«

Fritz lachte auf und zog damit die Blicke der anderen Bewohner im Aufenthaltsraum auf sich.

»Alles gut, kein Grund zur Sorglosigkeit.«

»Ich verstehe nicht ...«

»Die Neue, deren Namen man besser nicht mal leise ausspricht«, klärte Alfred Donnie leise auf. »Das bringt nämlich Unglück.«

»Erst Rationierung der Süßigkeiten, nun weniger Personal. Das hat uns schon einmal direkt in den Krieg geführt.« Harry beobachtete Alfred, wie der die Karten langsam verteilte.

»Habe mit Aida geredet. Die Weißen sind ziemlich sauer. Mehr geteilte Schichten und Abendeinsätze für alle. Und zusätzlich neue Aufgaben.«

»Das klingt nicht gut. Die wird das nicht lange machen.«

»Das befürchte ich auch.«

Harry nahm seine Karten an sich, während Alfred die Trumpffarbe aufdeckte.

»Und wer wird wieder darunter leiden?«

»Sie ist zu jung«, sagte Fritz.

»Wir natürlich«, beantwortete Harry seine eigene Frage.

»Selbst der Verwaltungsrat war sich uneinig, was sie betraf«, wusste Alfred.

»Wie lange ist sie schon hier?«

»Knappe zehn Tage.«

»Autsch. Kommt mir eine Ewigkeit vor.«

»Ach ja, da kam kürzlich jemand von der Kirche vorbei und sammelte für christliche Flüchtlinge. Habe vorgeschlagen, er solle sie gleich mitnehmen.«

KAPITEL 3

Donnie kannte sich mittlerweile ziemlich gut in den Räumlichkeiten aus, und bevor er das Gebäude verließ, wollte er noch schnell zur Toilette. Es gab im Erdgeschoss das für alle zugängliche WC oder aber im ersten Stock das in den Angestelltenräumen. Dort befand sich auch der Aufenthaltsraum, den er verlassen hatte. Ein kleiner Abstecher würde keiner Menschenseele schaden, in der Hoffnung, dass niemand ihm über den Weg lief.

Es war nicht sein Glückstag. Kurz nachdem er in den schmalen Flur zum Pausenraum trat hörte er Stimmen. Erst dachte er, sie kämen aus dem Zimmer mit den Medikamenten. Im letzten Moment erkannte er seinen Irrtum und blieb stehen. Zwei Frauen redeten angeregt, keine zwei Meter von ihm entfernt. Sehen konnte er keine von beiden.