Liebe braucht Geduld - Andrew Grey - E-Book

Liebe braucht Geduld E-Book

Andrew Grey

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Beschreibung

Als Cody die Marines verlässt, muss er alleine mit den Folgen seines Kriegseinsatzes fertigwerden. Über Umwege trifft er auf Brick, ebenfalls Ex-Marine, der sich widerwillig dazu bereit erklärt, ihm zu helfen. Nach und nach kommen sie sich näher und entdecken ungeahnte Gemeinsamkeiten. Doch auch wenn Cody versucht, die Erinnerung an den Krieg hinter sich zu lassen, plagen ihn dennoch Flashbacks, die er sich nicht erklären kann. Hat Cody vielleicht einen Mord beobachtet? Und wie soll er mit seinen aufkeimenden Gefühlen zu Brick umgehen? Gefühle, die ihn schon einmal seine Zukunft gekostet haben... Buch 10 der »Liebe...«-Serie

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Seitenzahl: 318

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juni 2017

Für die Originalausgabe:

© 2014 by Andrew Grey

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Love means... Patience«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Susanne Scholze

ISBN-13:978-3-95823-642-4

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Tasha N. Brooks

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Als Cody die Marines verlässt, muss er alleine mit den Folgen seines Kriegseinsatzes fertigwerden. Über Umwege trifft er auf Brick, ebenfalls Ex-Marine, der sich widerwillig dazu bereit erklärt, ihm zu helfen. Nach und nach kommen sie sich näher und entdecken ungeahnte Gemeinsamkeiten. Doch auch wenn Cody versucht, die Erinnerung an den Krieg hinter sich zu lassen, plagen ihn dennoch Flashbacks, die er sich nicht erklären kann. Hat Cody vielleicht einen Mord beobachtet? Und wie soll er mit seinen aufkeimenden Gefühlen zu Brick umgehen? Gefühle, die ihn schon einmal seine Zukunft gekostet haben...

Für Dominik, mit all meiner Liebe.

Kapitel 1

Cody wickelte sich in seine Decken, um die Kälte abzuhalten. Er konnte im Dunkeln nichts erkennen, aber das störte ihn nicht. Es gab nicht viel zu sehen außer dem einfachen Zelt, das ihn vor dem schlimmsten Wetter schützte. Er hatte vor langer Zeit gelernt, in solchen Situationen seine Ohren und die anderen Sinne zu nutzen. Er hatte außerdem gelernt, die Kälte zu ignorieren, die drohte, in seinen wärmenden Kokon einzudringen. Cody rutschte herum und hörte die trockenen Blätter unter sich rascheln. Er hatte sie gesammelt und unter seinem Zelt platziert, um sich vor dem direkten Kontakt mit dem Boden zu schützen.

Ein Knacken drang an seine Ohren und Cody erstarrte, um zu lauschen. Er wusste, dass man ihn nicht sehen konnte, nicht im Stockdunkeln. Sein schwarzes Zelt bot ausreichend Tarnung, zumindest bis es hell wurde, aber bis dahin wäre er längst auf und davon, bevor der Feind ihn finden konnte. Sie hatten ihn bisher nicht gefunden, egal wie sehr sie es versucht hatten, und sie würden es auch in dieser Nacht nicht schaffen. Er hatte ein Versteck unter den Bäumen und es war ihm gelungen, eine trockene Senke zu finden, die sogar noch mehr Schutz und Deckung bot. Wenn sie nicht wirklich viel Glück hatten, war er sicher.

Das Knacken ertönte erneut und dann fiel etwas auf sein Zelt. Cody befreite sich innerhalb einer Sekunde aus seinem Schlafsack und sprang auf die Füße. Er öffnete hastig den Eingang des Zeltes und spähte durch den Spalt, der gerade groß genug war, um hindurchzusehen. Schnee. Alles war schneebedeckt. Fuck. Sein dunkles Zelt würde jetzt auffallen wie ein bunter Hund. Cody hörte es erneut krachen und entspannte sich. Es waren die Äste der Bäume, die unter dem Gewicht des Schnees brachen.

Cody lächelte und schloss die Öffnung in der Zeltwand. Zumindest würde sein Feind ebenso sichtbar sein wie er, und er würde ebenso frieren, wenn nicht sogar mehr. Die Wüstenbewohner waren nicht so gewöhnt daran wie er. Cody konnte Temperaturen unter dem Nullpunkt und Hitze, die ein Ei kochen konnte, ertragen.

Er war für all das und noch mehr von den Besten der Welt ausgebildet worden. Er war stolz darauf, stolz, ein Marine zu sein. Er kroch wieder zurück in seinen Schlafsack und wärmte sich erneut auf. Er ging sicher, dass seine Waffe direkt neben ihm lag, zwischen den Deckenschichten, sodass sie warm und trocken war – bereit für den Kampf. Er lauschte auf das jetzt vertraute Krachen und hörte sonst nichts. Schließlich schloss er die Augen und schlief sofort ein.

Seine Träumte trugen ihn an den Ort, an den sie ihn immer brachten – in die Wüste mit ihrer Hitze, dem Sand und noch mehr Sand. Er hasste die Körner, die sich überall absetzten, aber wie er es gelernt hatte, ignorierte er sie. Sie hatten eine Aufgabe zu erledigen und das würden sie tun. Der Feind war auf der Flucht und sie würden verdammt noch mal sichergehen, dass sie den ganzen verfluchten Weg zurück nach Bagdad rannten. Weiter, wenn Cody etwas zu sagen hatte.

Schüsse knallten um ihn herum. Cody ließ sich auf seinen Bauch fallen und schätzte die Situation im Bruchteil einer Sekunde ab. Sein Herz raste, aber er ignorierte es, um so ruhig und kühl zu bleiben, wie es unter der brennenden Wüstensonne möglich war. Er zielte durch den Sucher auf den Angreifer und betätigte den Abzug mit einer flüssigen Bewegung. Die Brust des Mannes färbte sich rot und er fiel zu Boden. Cody sah sich weiter um und wartete, machte seine übrigen Kameraden ausfindig, die alle wachsam und bereit waren.

Dann brach die Hölle los. Granaten flogen über sie hinweg und explodierten hinter ihrem Standort. Cody wusste, die Feinde versuchten abzuschätzen, wie weit sie entfernt waren, und es würde nicht lang dauern, bis sie unter schwerem Beschuss stehen würden. Auf den leisen Befehl hin begannen sie mit dem Rückzug.

Eine weitere Granate flog über sie hinweg und explodierte, diesmal nicht weit von ihnen entfernt. Sie wurden schneller, wechselten die Position. Wenn sie sich nicht bewegten, würden sie ausgelöscht werden. Cody kroch durch den Sand, während das Sperrfeuer über sie hereinbrach. Granaten explodierten auf allen Seiten und er hörte die Schreie seiner Kameraden, seiner Familie, überall um sich herum, während sie in Stücke gerissen wurden.

»Verdammt, geh weiter, Grantham«, hörte er eine Stimme in seinem Ohr als er stehen blieb, und Cody begann, sich erneut zu bewegen, wurde schneller. Als die Explosionen kurz aussetzten, kam er auf die Füße und rannte geduckt, als wären Höllenhunde hinter ihm her.

»Los, los, los«, hörte er in seinem Ohr und er folgte dem Befehl, bis der Beschuss erneut begann, dieses Mal aus der anderen Richtung. Er folgte seinen Anweisungen und seine Abteilung traf sich an der Stelle, die ihnen zugewiesen worden war. Erst als er auf dem Boden lag, machte er eine Bestandsaufnahme. Nichts schmerzte und seine Arme und Beine funktionierten.

»Cody«, flüsterte Peters, als er sich zu Boden fallen ließ. Cody sah seinen Rücken prüfend an und drehte sich dann um, damit Peters bei ihm dasselbe tun konnte. Sie wussten beide, dass man manchmal nichts spürte. Er hörte Peters keuchen. »Cody, ich bringe dich zum Sanitäter.«

»Nein, ich bin okay«, sagte Cody.

»Du bist voller...«, sagte Peters und der größte und stärkste Marine, den Cody kannte, keuchte und starrte ihn an.

»Es ist nur Schweiß und Sand«, sagte Cody.

»Nein. Du bist voll mit... oh, Gott, es ist nicht deins«, sagte Peter und riss Cody die Jacke vom Körper.

Cody drehte sich um und sah hin. Die ganze Rückseite seiner Jacke war bedeckt mit... Er schloss die Augen. Er wusste, dass es ein Teil des Gehirns eines seiner Kameraden war. Er wusste nicht, von welchem, aber es war auch so schon zu viel. Cody wandte sich ab.

»Vergrabt sie«, sagte der Lieutenant.

Cody nickte, und er und Peters gruben mit ihren Stiefeln und Händen ein Loch in den Sand, um die Jacke hineinzulegen. Andere Männer hatten sich um sie versammelt, keiner sprach ein Wort. Sie schoben die Erde über die Überreste und Cody sprach ein stummes Gebet, während die Waffen um sie herum ihr unermüdliches Feuer fortsetzten.

Cody erwachte erneut ruckartig und zwang sich, leise zu sein und ruhig liegen zu bleiben. Er umklammerte seine Waffe fest und lauschte. Seine Träume machten die Nächte so viel schlimmer als die Tage. Er hoffte nur, dass er im Schlaf nichts getan hatte, das seine Position verriet. Er hörte nichts, nur das Knacken der Bäume. Er spähte aus dem Zelt und sah das erste Licht der Dämmerung am Horizont. Er wusste, dass er verschwunden und getarnt sein musste, bevor es zu hell wurde. Cody schüttelte seinen Schlafsack aus und rollte ihn dann zusammen, bevor er ihn an seinem Rucksack befestigte, wie er es schon tausende Male zuvor getan hatte. Dann sammelte er den Rest seiner Ausrüstung ein und zog seine Stiefel an, bevor er das Zelt verließ.

Mit wenigen geübten Handgriffen hatte er das Zelt abgebaut und eingepackt, die Stangen gefaltet und verstaut. Er würde essen, sobald er bessere Deckung hatte.

Während er seinen Rucksack aufnahm, sah er sich die Umgebung an und merkte sich sofort jede Stelle, an der ein Scharfschütze versteckt sein könnte, dann schlug er sich tiefer in den Wald.

Cody war besonders bedacht darauf, keine Spur zu hinterlassen, die jemand verfolgen könnte. Er vermied große, schneebedeckte Flächen so gut wie möglich. Ein Schneemobil war vor Kurzem durch die Wälder gefahren und er nutzte den aufgewühlten Schnee der Spur, um seine eigenen Fußstapfen zu verbergen. Er hatte nicht immer Glück, aber da es weiterhin schneite, verwischte er seine Schritte eine Weile, so gut er konnte, bevor er aufgab und schneller zu laufen begann.

Er hielt am Rand eines flachen, gefrorenen Sumpfgebietes und kauerte sich hinter einen Baum. Er hätte schwören können, dass er gehört hatte, wie ihm jemand folgte. Das Geräusch war kaum wahrnehmbar gewesen, daher konnte er nicht sicher sein. Er setzte seinen Rucksack ab und zog seine Waffe, für den Fall, dass es Feinde waren.

Lange Zeit passierte nichts, dann war Cody sich wieder sicher, dass er Schritte hörte. Er drehte sich zur Seite und hielt inne, als er in die großen braunen Augen eines Hirsches sah. Cody hatte nie eine majestätischere Kreatur gesehen. Wenn er zu Hause gewesen wäre und nicht in dieser gottverdammten Wildnis eines Kriegsgebiets feststecken würde, hätte er es auf einen Versuch ankommen lassen. So sehr er das Essen brauchte, er konnte das Risiko nicht eingehen, seine Stellung zu verraten. Seine Männer, die er als Familie betrachtete, zählten darauf, dass er sich durchschlagen konnte und mit Hilfe zurückkam. Cody tat nichts. Wind kam auf, der Hirsch witterte seinen Geruch und verschwand zwischen den Bäumen. Cody sah ihm hinterher und lächelte.

In letzter Zeit hatte es nicht viel Frieden in Codys Leben gegeben. Er war gerannt, hatte sich versteckt und seit einer gefühlten Ewigkeit gegen den Feind gekämpft. Das Tier hatte seiner Seele einen kurzzeitigen Frieden gebracht, den er nicht erwartet hatte. Sobald es verschwunden war und Cody keine Schritte mehr hörte, scannte er die Landschaft in alle Richtungen. Er musste weiter nach Osten. Das war der Weg, den sein Captain ihm gewiesen hatte. Aber zuerst musste er etwas essen. Seine Vorräte waren erschöpft und er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Sein Körper zehrte schon lange von seinen Reserven. Cody versicherte sich erneut, dass er allein war, und begann dann, nach Feuerholz zu suchen. Er entfachte ein kleines Feuer und nutzte seine Ausrüstung, um etwas sauberen Schnee zu schmelzen. Seine oberste Priorität war Wasser, dann brauchte er etwas zu essen. Aber wo würde er etwas finden?

Sobald der Schnee geschmolzen war und er genug zu trinken hatte, löschte er das Feuer und packte seine Sachen. Er musste weitergehen. Das war seine einzige Chance. Vielleicht konnte er ein Haus finden und etwas Essen stehlen.

Er hatte schon vorher gestohlen; Cody hatte keine Skrupel dabei. Das hier war Krieg und er musste am Leben bleiben. Er nahm nie zu viel und achtete immer darauf, dass er in den Häusern, in die er einbrach, genug Nahrungsmittel zurückließ. Aber er musste essen und manchmal war das die einzige Möglichkeit. Cody setzte sich in Bewegung. Er hatte nur Wasser im Magen, aber vorerst gab der Ruhe und er musste das Beste daraus machen.

Er musste etwa eine halbe Stunde unterwegs gewesen sein, als er ein Lachen hörte. Er hielt inne und trat dann an den Rand der Bäume, die ihm Deckung boten. Eine Farm dehnte sich auf der Lichtung aus. Er war weit genug weg und so gekleidet, dass er in seiner Umgebung nicht auffiel, weshalb Cody sich ziemlich sicher war, dass niemand ihn dort bemerken würde. Cody sah zu, wie ein Kind im Schnee herumtollte, sich eine Schneeballschlacht mit einem Mann lieferte, bis dieser den Jungen letztendlich hochhob und ihn herumwirbelte, bis sie beide in eine Schneeverwehung stolperten und eine Wolke aus weißem Pulverschnee aufstob. Cody sah sonst niemanden, also schlich er sich näher und versteckte sich an der Ecke der Scheune. Der Mann und der Junge spielten weiter miteinander.

Cody versteckte seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Tür des Farmhauses, wobei er auf Bewegungen achtete, falls noch jemand im Haus war. Er zog die Tür auf und schlich hinein. Das Haus war größer, als er erwartet hatte, aber die Küche war warm und duftete so gut, dass er beinahe vergessen hätte, wieso er dort war. Erinnerungen überfluteten ihn und Cody hielt sich den Kopf, unfähig, sie alle zu verarbeiten. Das sollte nicht passieren; nicht hier, nicht jetzt. Er war im Krieg und das war eine Mission. Er musste nehmen, was er brauchte, und dann musste er von hier verschwinden. Cody senkte seine Waffe, behielt sie jedoch in seiner Nähe. Er begann, Schränke zu öffnen, und fand eine Box mit kleinen Kuchen. Er machte sich darüber her und aß jeden mit einem einzigen Bissen. Der Zucker machte sich beinahe sofort in seinem Kreislauf bemerkbar und er spürte einen Energieschub. Er blickte sich weiter um und griff nach den ersten Dosen, die er sah. Sie würden ihm ein paar Tage reichen und er konnte mit was immer darin war, umgehen. Er füllte seine Taschen mit den restlichen Kuchen und stopfte dann die übrigen Dosen in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Tür. Als er am Waschbecken vorbeikam, blickte er aus dem Fenster darüber und sah, dass der Mann noch immer mit dem Kind auf dem Hof spielte.

»Was zur Hölle glauben Sie, was Sie da tun?«, sagte jemand hinter ihm.

Cody drehte sich um und als er nach seiner Waffe greifen wollte, sah er Sterne und seine Beine knickten ein.

»Wie zur Hölle sind Sie in meine Küche gekommen?«

Cody stürzte, er umklammerte seine Waffe und versuchte verzweifelt, seinen Angreifer zu sehen, damit er einen sauberen Schuss abgeben konnte. Stattdessen überwältigte die Dunkelheit ihn und das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er auf einem warmen Boden lag.

»Adelle, was ist passiert?«

Cody war sich nicht sicher, ob die Stimme eine Einbildung oder Realität war. Nach wenigen Sekunden realisierte er, dass er warm und erstaunlich bequem lag... nun, zumindest warm. Das musste ein Traum sein.

»Ich habe ihn in meiner Küche erwischt. Er war dabei, Essen zu stehlen.«

Cody spürte Hände auf sich und versuchte ihnen auszuweichen, aber es gelang ihm nicht.

»Siehst du? Seine Taschen sind voll. Ich denke, er war auf dem Weg nach draußen und er muss verzweifelt gewesen sein. Er hat diese schrecklichen Twinkies gegessen, die Jakey so gern mag.«

»Was hast du getan?«

»Ich habe ihn mit der Bratpfanne niedergeschlagen«, sagte die Frau.

Cody öffnete seine Augen und sah weiße Fliesen. Er rührte sich und versuchte, auf die Knie zu kommen. Er hatte höllische Kopfschmerzen, daher ließ er sich wieder auf den Boden sinken und schloss die Augen. Jeder Instinkt sagte ihm, dass er erledigt war. Er war an seiner Mission gescheitert und jetzt war er in den Händen der Feinde.

»Hören Sie auf, sich zu bewegen, oder ich verpasse Ihnen noch eine.« Sie klang so grimmig, dass Cody auf dem Boden liegen blieb und aufgab.

»Ich habe Duane angerufen«, sagte der Mann. »Jakey, geh zu Daddy ins Büro und bleib dort.«

»Ja, Papa«, sagte das Kind. Cody öffnete seine Augen einen Spalt, in der Hoffnung, dass die Welt aufgehört hatte, sich zu drehen. Hatte sie nicht. Aber er sah zwei verschwommene Beine aus dem Raum rennen und hörte, wie eine Tür mit einem Knall zufiel, der durch seinen Kopf hallte.

»Okay«, sagte der Mann. »Ich werde Ihnen aufhelfen und Sie in einen Sessel setzen. Wenn Sie sich bewegen, lasse ich Adelle mit ihrer Bratpfanne auf Sie los. Niemand überlebt mehr als einen Schlag mit diesem Ding.« Die Hintertür öffnete sich und Cody sah einen großen Mann mit seinem Rucksack im Eingang stehen.

»Ich habe das neben der Scheune gefunden«, sagte der Mann.

»Bring es wieder nach draußen und lass es dort. Fass nichts an. Duane ist auf dem Weg und er wird wissen, was zu tun ist«, wies Geoff ihn an.

»Brauchst du Hilfe?«

»Ja. Wenn du zurückkommst, kannst du mir helfen, ihn zum Sofa zu bringen. Adelle hat ihn ziemlich erwischt, und ich fürchte, er hat eine Gehirnerschütterung. Du kannst ihn bewachen, und wenn er sich bewegt oder wehrt, noch einmal schlagen.«

Cody wusste, dass er erledigt war. Der Feind war ihm zahlenmäßig weit überlegen.

Er konnte nur abwarten und sehen, was sie mit ihm vorhatten. Cody hoffte, das würde sie zufriedenstellen und in Sicherheit wiegen, bis er eine Chance zur Flucht bekam.

Der Mann ging, kehrte ein paar Minuten später zurück und die beiden trugen Cody zum Sofa. Cody seufzte tatsächlich, als sie ihn auf etwas Weichem ablegten. Es war lange her, dass er etwas anderes als harten Boden unter sich gespürt hatte.

»Wie heißen Sie?«

Cody antwortete nicht. Er starrte nur zu den beiden hoch und tat so, als verstünde er kein Wort.

»Wir werden Sie nicht verletzen, außer Sie machen uns Schwierigkeiten.«

Er wusste, das war nicht die Wahrheit. Die Beule an seinem Hinterkopf bewies das. Cody zwang sich, seine Augen offen zu halten, obwohl der Raum sich noch immer ein wenig drehte. Er hoffte, dass sein Schädel nicht angebrochen war, und er wusste, er würde die nächsten Tage höllische Kopfschmerzen haben. Aber er hatte Schlimmeres überstanden – viel Schlimmeres – und er war stark. Er konnte einstecken, was immer seine Feinde austeilen wollten und keinen Ton von sich geben. Eine Tür öffnete sich und Männer in Uniformen kamen herein. Er sah nicht genauer hin; das musste er nicht. Uniformen, Feind – das war alles, was er sehen musste.

»Was ist passiert?«

»Adelle hat ihn in der Küche gefunden, als er versuchte, Essen zu stehlen. Sie hat ihn mit einer Bratpfanne unschädlich gemacht. Wir haben außerdem draußen beim Stall einen Militärrucksack gefunden«, sagte ein dunkelhaariger Mann mit unglaublich braunen Augen. Cody wandte sich ab. Er sollte solche Gedanken nicht haben. Er musste seinen Geist klar halten.

»Wie heißen Sie?«, fragte der uniformierte Mann.

Cody blieb stumm.

»Wie heißen Sie?«, bellte der Mann, genauso wie Codys erster Ausbilder.

»Corporal Cody Culver, US Marine Corps, A 456H876, Sir!«, antwortete er und verstummte dann. Er würde ihnen nicht mehr als seinen Namen, Dienstgrad und seine Kennziffer sagen. Das war ihm immer und immer wieder eingetrichtert worden. Das war eindeutig nicht, was der Uniformträger erwartet hatte. Cody bewegte sich nicht und starrte den Mann an, begegnete seinem Blick und löste den Kontakt nicht.

»Was wollten Sie hier?«

»Duane«, sagte der dunkelhaarige Mann, und der Uniformierte trat mit ihm zur Seite. »Es gab Meldungen, dass jemand in der Gegend zeltet. Ein paar der Farmer haben das Zelt bemerkt. Geoff dachte, er hätte es gestern gesehen, aber als ich heute Morgen draußen war, war es weg. Er könnte es sein. Haben nicht Leute auf der Wache angerufen?«

»Ja. Wir dachten, es sei irgendein Obdachloser«, sagte Duane. »Und wenn nicht jemand will, dass wir sie vertreiben, lassen wir sie in Ruhe.«

»Nun, ich denke, dieser Mann ist obdachlos und noch viel mehr. Ihr seid besser vorsichtig mit ihm.«

»Dempsey, ruf auf der Wache an und finde raus, ob wir vom Verteidigungsministerium Infos über unseren Corporal hier bekommen können«, befahl der uniformierte Mann. Cody wandte sich ab, sein Kopf dröhnte, als er sich klarmachte, dass er Englisch hörte. Wie konnte sein eigenes Land ihn so betrügen?

Cody dachte ein paar Minuten lang nach und kam zu dem Schluss, dass der Feind sich irgendwie ins Verteidigungsministerium gehackt haben musste. Er behielt diese Information in seinem Hinterkopf. Wenn er aus dieser Situation entkam, würde er sichergehen, dass seine Vorgesetzten davon erfuhren. Dann spannte er sich an. Auf keinen Fall würde der Feind ihn gehen lassen. Er wusste bereits zu viel.

»Was werdet ihr mit ihm machen?«, fragte der dunkelhaarige Mann.

»Ich weiß es nicht, Eli. Er scheint völlig neben der Spur zu sein«, sagte der uniformierte Mann. »Was willst du, dass ich tue? Er ist ins Haus eingebrochen. Also ist es größtenteils deine Sache.«

Der Mann sah ihn an. »Ruf einen Krankenwagen und besorg ihm ärztliche Behandlung. Ich werde ihn nicht anzeigen.« Der Mann trat näher zu dem Beamten und Cody konnte nicht hören, was sie sagten. Nicht, dass das wirklich nötig war. Diese Leute waren nett zu ihm, aber er wusste, dass es nur ein Trick war, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Cody kaufte es ihnen nicht ab.

»Okay«, stimmte der Beamte zu. Er gab dem anderen Mann im Raum Anweisungen, und Cody schloss seine Augen. Nun, zumindest tat er so, als schlösse er seine Augen. Sein Geist klärte sich, zusammen mit seinem Sehvermögen, und schon bald würde er sich weit genug erholt haben, um sie zu überraschen. »Er sollte so lange gefesselt werden.«

»Nein, lass ihn in Ruhe«, sagte der Mann, und zu Codys Überraschung folgte der Beamte seiner Anweisung. Dieser Mann musste jemand mit Macht und Ansehen sein. Cody begann über Möglichkeiten, das zu seinem Vorteil zu nutzen, nachzudenken.

Alle standen um ihn herum und beobachteten ihn. Cody konnte sie durch seine Wimpern sehen. Ein paar Mal versuchte er, seinen Kopf zu heben, aber wenn er das tat, begann der Raum sich wieder zu drehen und ihm wurde sehr schummrig. Er fluchte lautlos, während er versuchte zu entscheiden, was er tun sollte. Er war in den Händen der Feinde und beinahe vollkommen hilflos. Alles, was er denken konnte, war, dass seine Kameraden sich auf ihn verließen und er sie enttäuscht hatte.

Der dunkelhaarige Mann wandte sich zu ihm. »Mein Name ist Eli, und das ist unsere Farm. Es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Wir haben einen Krankenwagen gerufen und sie werden Sie ins Krankenhaus bringen.«

Cody öffnete die Augen, starrte den Mann an und sagte nichts.

»Wie lange ist es her, dass Sie etwas gegessen haben?«

Cody öffnete den Mund, um zu antworten, hielt jedoch inne.

»Es ist okay. Ist Ihnen kalt?«

Der Mann zog eine Decke hinter dem Sofa hervor und legte sie über ihn.

»Er hätte mich beinahe zu Tode erschreckt«, sagte die Frau, die ihn niedergeschlagen hatte.

»Ich weiß, aber ich bezweifle, dass er in letzter Zeit viel gegessen hat«, sagte Eli. Irgendwie bezweifelte Cody nicht, dass das sein richtiger Name war.

»Seit ein paar Tagen nicht«, gab Cody zu. Sein Magen war jetzt voll, aber das war seit einiger Zeit nicht der Fall gewesen. Das war alles, was er sagen würde.

»Entspannen Sie sich einfach und bleiben Sie liegen. Sie sind vermutlich noch immer ziemlich benommen.«

Sirenen ertönten und Cody spannte sich an. Natürlich schmerzte das, aber er konnte es nicht verhindern. Er blieb regungslos, als Männer hereinkamen. Sie untersuchten ihn, leuchteten in seine Augen und piksten ihn sogar ein paar Mal. Er konnte nichts tun, um sie aufzuhalten – er war so schwach wie ein Kätzchen und auf ihre Gnade angewiesen.

Schließlich hoben sie ihn vom Sofa und fixierten ihn auf einer Trage. Jetzt passierten die Dinge wenigstens so, wie er es erwartet hatte. Er wurde nach draußen geschoben, in einen Wagen verladen und abtransportiert. Schon bald fühlte er sich unglaublich schläfrig und was er auch versuchte, er konnte die Augen nicht offen halten. Sein letzter Gedanke war die Frage, welche Drogen sie ihm gegeben hatten.

Kapitel 2

Brick Hunter beendete seine Arbeit im Stall und räumte seine Gerätschaften auf. Er wollte sich gerade auf den Weg zum Farmhaus machen, das seit Generationen seiner Familie gehörte, als er hörte, wie ein Auto in die Zufahrt einbog. Er zog seine Handschuhe aus und legte sie weg, bevor er hinausging, um seine Besucher zu begrüßen. Es kam nicht oft jemand vorbei und das war ihm eigentlich ganz recht so, aber das Fahrzeug des Sheriffs und sein Nachbar Eli, der auf der Beifahrerseite ausstieg, erregten seine Aufmerksamkeit.

Eli Henninger gehörte zu Bricks liebsten Personen auf der Welt. Der Mann hatte das angenehmste Gemüt, das mit einer Ausstrahlung kombiniert war, die keiner ignorieren konnte. »Was verschafft mir die Ehre?«, fragte Brick, als er sich den beiden Männern näherte.

»Nun...«

»Duane, lass mich das Reden übernehmen«, sagte Eli und wandte sich ihm zu. Brick lächelte. Der Deputy war ein großer, kräftiger Mann, aber sogar er ließ Eli den Vortritt.

»Vor ein paar Tagen ist jemand in unsere Küche eingebrochen. Adelle hat ihn erwischt und dem Typen eine Bratpfanne über den Kopf gezogen.« Eli grinste, aber Brick sah ihn einfach nur an. Er fragte sich, wohin das führte. »Brick, der Mann...« Eli zögerte. »Adelle hat ihn wirklich heftig erwischt und er wird wegen einer Gehirnerschütterung behandelt.«

»Und? Das hat er verdient.«

»Ich glaube nicht«, sagte Eli und Bricks Augen weiteten sich überrascht. »Ich denke, der Mann braucht Hilfe.«

»Was soll ich da tun?«, fragte Brick ein bisschen barscher, als er beabsichtigt hatte, und erntete einen langen Blick zur Antwort, der ihn unbehaglich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagern ließ. Das schafften nur wenige Menschen. Brick schuldete Eli und seinem Mann Geoff viel, und das wusste er. Vor ein paar Jahren waren die Dinge nicht so gut gelaufen. Brick hatte gedacht, dass er verkaufen und sein Land aufgeben müsste. Im letzten Moment hatten Geoff und Eli angeboten, seine Heuernte zu kaufen und einen Teil seines Landes zu pachten. Sie hatten im Voraus bezahlt, damit er seine Schulden bei der Bank begleichen konnte. Jetzt waren sie seine einzigen Kunden und kauften beide seiner Getreideernten auf, den Mais für ihr Vieh und das Heu für ihre Pferde.

Eli trat von Duane weg, sodass sie unter vier Augen miteinander sprechen konnten. »Sein Name ist Cody und Duane hat herausgefunden, dass er ein Kriegsheld ist. Der Typ hat dutzende Leben im ersten Golfkrieg gerettet und dann noch mehr im zweiten. Er ist ein Marine, wie du.«

»Nicht wie ich«, sagte Brick bitter. Seine Entlassung unter Don’t Ask, Don’t Tell schmerzte noch immer, obwohl diese Regel, die er so sehr hasste, endlich aufgehoben worden war.

»Doch, wie du. Du hast diesem Land ehrenhaft gedient, unabhängig davon, was dir passiert ist, und er ebenfalls. Aber er ist total am Ende. Soweit irgendjemand das abschätzen kann, hat er allein gelebt und ist in den letzten Jahren von einem unbewohnten Gebiet ins nächste gezogen. Er glaubt, dass er immer noch im Kriegsgebiet auf einer geheimen Mission ist.« Eli begegnete seinem Blick. »Er ist in unsere Küche eingebrochen, weil er verdammt nahe daran war, zu verhungern. Die Ärzte bezweifeln, dass er in den letzten Monaten regelmäßig gegessen hat. Ein paar der anderen Farmen in der Gegend haben gemeldet, dass sie nachts sein Zelt gesehen haben, aber sie blieben immer fern und nach ein oder zwei Tagen war er verschwunden, also hat sich niemand etwas dabei gedacht.«

»Was denkst du, kann ich tun?«

Eli schnaubte leise. »Er braucht Hilfe und du bist derjenige, an den Geoff und ich dachten. Du bist ein Marine wie er, und ich dachte, dass du seine Sprache sprechen und zu ihm durchdringen könntest. Wir könnten ihn dem Bezirk überantworten und sehen, ob er dort Hilfe bekommen kann, aber diese Dienste sind nicht besonders gut und wer weiß, was mit ihm geschieht.«

Brick runzelte die Stirn. »Was kümmert dich dieser Typ? Er ist in euer Haus eingebrochen.«

»Ich fühle mich für ihn verantwortlich. Adelle hat ihn verletzt – er hat eine leichte Gehirnerschütterung. Zugegeben, sie hat uns beschützt und er hatte eine Waffe.« Eli kicherte. »Geoff und Duane haben sie sich angesehen und meinten, dass das alte Ding auf keinen Fall schießen würde, aber es war blitzblank und er hat sich offensichtlich gut darum gekümmert.« Eli schüttelte leicht den Kopf. »Er braucht Hilfe und das ist Teil von dem, was wir füreinander tun sollten. Deshalb frage ich dich, ob du mit ihm sprechen würdest. Duane könnte ihn herbringen, sobald er aus dem Krankenhaus entlassen wird.«

»Eli, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man Menschen mit schweren Posttraumatischen Belastungsstörungen behandelt. Das ist etwas, das man am besten den Profis überlässt. Und was, wenn es mehr ist als das? Für mich klingt es, als sei der Typ im Wahn. Ich bin kein Psychotherapeut.«

»Nein, aber du weißt, was er durchmacht, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Ich erwarte nicht von dir, dass du dich jetzt sofort entscheidest, ihn aufzunehmen. Ich will nur, dass du ihn triffst. Er ist nicht dumm. Da ist Witz und Intelligenz in ihm. Er ist nur verloren, sehr verloren, und um damit umzugehen, hat er diese Welt um sich aufgebaut, die er versteht.«

Brick schüttelte langsam den Kopf. Er wollte wirklich nichts damit zu tun haben. Er mochte sein ruhiges Leben exakt so, wie es war. Er hatte auf seiner kleinen Farm alles, was er brauchte. Sie deckte beinahe alle seine Bedürfnisse ab. Er brauchte niemanden um sich, der die Dinge durcheinanderbrachte und seine Routine störte. Aber es gab keine Möglichkeit, nein zu sagen, zumindest nicht zu Elis Bitte, den Mann zu treffen. Danach würde er eine Möglichkeit finden abzulehnen, aber vorerst konnte er mitmachen. »Okay«, sagte Brick und ging zu der Stelle hinüber, an der Duane wartete. »Ich treffe ihn, aber mehr kann ich nicht versprechen.«

»Danke«, sagte Eli.

»Ja. Danke dir«, echote Duane. »Er ist wirklich ein Held und er verdient mehr, als irgendwo weggesperrt zu werden.«

Brick wusste, dass er es bereuen würde, sich in diese Sache hineinziehen zu lassen. »Ich habe zugestimmt, ihn zu treffen, nicht mehr.«

Eli grinste ihn an, als ob er etwas wusste, von dem Brick keine Ahnung hatte. Er ignorierte es und bot ihnen Kaffee an, den Eli ablehnte. »Ich muss zurück. Geoff passt auf Jakey auf, aber er hat in einer Stunde einen Termin in der Stadt. Aber danke dir.« Eli ging auf das Fahrzeug des Deputys zu. »Wir sehen uns bald. Wenn Adelle das nächste Mal Brathühnchen macht, rufen wir dich an.«

Verdammt, er hätte wissen müssen, dass Eli alle Register ziehen würde. »Das würde mir gefallen.« Adelle bereitete ein Brathühnchen so zu, wie seine Mama es getan hatte. Sie war aus Savannah und konnte Hühnchen braten wie niemand sonst auf der Welt. »Danke.«

»Ich werde Cody in ein paar Tagen vorbeibringen«, sagte Duane. Brick nickte und sah ihnen nach, bis sie die Auffahrt verließen. Dann ging er zurück in den Stall, um die letzten seiner Gerätschaften aufzuräumen, bevor er zum Frühstück ins Haus ging.

Zwei Tage später bekam Brick einen Anruf von Duane, der ihm mitteilte, dass er am Morgen vorbeikommen würde. Brick hatte zwei Tage Zeit gehabt, um darüber nachzudenken, und er war zu dem Schluss gekommen, dass er unter keinen Umständen einen Fremden in seinem Haus wohnen lassen würde, Marine oder nicht. Wenn dieser Typ durchgedreht war, wollte Brick nichts mit ihm zu tun haben.

Nachdem er entlassen worden war, hatte er harte Zeiten durchlebt. Das Leben, das er gekannt und geliebt hatte, war ihm entrissen worden, und mit ihm die Unterstützung und die Möglichkeit der medizinischen Versorgung durch das Militär, die er brauchte.

Brick hatte sich auf die Farm zurückgezogen und die meisten seiner Tage allein verbracht. Leider hatte er, statt die Farm zu bewirtschaften, wie er es hätte tun sollen, einen Großteil seiner Zeit mit dem Versuch verbracht, sich ins Vergessen zu trinken. Er hatte sich mit purer Willenskraft und dem Wunsch, die Farm vor seiner eigenen Dummheit zu retten, aus dieser Abwärtsspirale gezogen. Eli und Geoff waren für ihn da gewesen. Deshalb hatte er versprochen, diesen Cody zu treffen, um Eli einen Gefallen zu tun, aber...

Er lenkte seine Gedanken wieder auf die Tätigkeiten, die er beenden sollte. Klinger stieß ihn mit dem Kopf an und Brick tätschelte die Nase des Pferdes. »Ich weiß, es ist einsam, aber Margot war alt und es war Zeit.« Er hatte seine Stute im vergangenen Monat einschläfern lassen müssen. Ihre Lähmungserscheinungen waren schon so weit fortgeschritten gewesen, dass sie kaum noch aufstehen konnte. Klinger vermisste seine Stallkameradin. Verdammt, Brick vermisste sie auch. Er beendete seine Aufgaben und ging sicher, dass alles für die Nacht bereit war, bevor er den kleinen Stall verließ und überprüfte, dass alle Türen fest vor der Winterluft verschlossen waren. Er musste Margot ersetzen, aber er hatte das nötige Geld nicht, und offen gesagt war er auch noch nicht bereit dazu.

Im Haus bereitete Brick sich ein einfaches Abendessen aus Dosensuppe und belegten Broten zu, bevor er es sich vor dem Fernseher im Wohnzimmer bequem machte. Seine verstorbene Mutter hätte einen Anfall bekommen, wenn sie sehen könnte, wie er lebte. Das Haus war sauber, aber er hatte nicht viel verändert. Größtenteils lebte er in einigen wenigen Räumen, räumte hinter sich auf und machte ein paar Mal im Jahr richtig Ordnung, wenn das Wetter zu schlecht war, um für mehr als die nötigen Pflichten das Haus zu verlassen. Am meisten würde seine Mutter sich an seinen Essgewohnheiten stören. Wenn er mit der Arbeit fertig war, hatte er wenig Energie übrig, also hatte er Nahrungsmittel im Haus, die sich schnell erwärmen oder zwischen zwei Brotscheiben essen ließen.

Das Esszimmer, in dem seine Mutter das sonntägliche Abendessen serviert hatte, blieb ungenutzt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt in dem Raum war, um mehr zu tun, als Staub zu wischen oder zu saugen.

Er verspeiste sein Abendessen und trug das Geschirr in die Küche. Er schenkte der Komödie im Fernsehen nicht viel Aufmerksamkeit und schloss seine Augen. Als er sie wieder öffnete, lief eine andere Sendung. Brick blickte auf die Uhr, stand auf und schaltete den Fernseher aus. Zeit, ins Bett zu gehen. Vor dem Fernseher einzuschlafen, war mehr zu einer Gewohnheit geworden, als er zugeben wollte. Nicht, dass er seine besten Jahre hinter sich hätte. Fünfundvierzig war noch immer jung, und er konnte beim Arbeiten die meisten jungen Leute von heute, die nicht einmal wussten, wie man überhaupt arbeitete, um Längen schlagen. Brick schaltete die Lichter aus und ging nach oben, wo er duschte, bevor er zwischen die Laken kroch. Er schlief beinahe ein, bevor sein Kopf das Kissen berührte.

Brick erwachte am nächsten Morgen und schlurfte ins Bad, ohne die Augen richtig zu öffnen. Er öffnete den Badezimmerschrank und nahm Zahnpasta und Zahnbürste ohne nachzudenken von ihrem Platz. Sobald er wach genug war und sein Mund nicht länger nach Schlaf schmeckte, zog er sich an, nahm ein paar Karotten aus dem Kühlschrank und ging zum Stall.

Klinger begrüßte ihn mit einem Schnauben und schnupperte dann auf der Suche nach seiner morgendlichen Leckerei an seinem Hemd. Natürlich war sie dort und Brick fütterte ihn mit einer Karotte, bevor er sich an die Arbeit machte. Seit Margot weg war, gab es weniger zu tun, und um diese Jahreszeit war es ruhig auf der Farm. Die Felder lagen unter hohem Schnee und würden mehrere Monate nicht zum Vorschein kommen. Er sah nach den paar Rindern, die er gemeinsam mit den Nachkommen der Ziegen seines Vaters hielt. Über die Jahre hinweg hatte er begonnen, Ziegenfleisch zu mögen, und er sorgte dafür, dass sie wohlgenährt waren. Sie würden natürlich alles fressen, was sie zwischen die Zähne bekamen, aber das sorgte dafür, dass das Fleisch zäh wurde und er mochte es ein wenig zarter, daher bekamen sie gutes Futter.

»Brick, hier ist Geoff. Duane hat gerade angerufen, und er wird Cody vorbeibringen, damit du ihn kennenlernen kannst.« Geoff klang amüsiert. »Eli fragt, ob du gern zum Frühstück kommen möchtest. Adelle kocht hier sowieso und du kannst Cody kennenlernen.« Geoff machte eine Pause. »Jakey, ich habe dir gesagt, dass du nur eine Minute warten sollst.« Brick lächelte, als er auf Geoffs Rückkehr wartete. »Entschuldige. Ich weiß, dass niemand so beschützerisch ist wie Eli, wenn er sich in den Kopf gesetzt hat, dass etwas passieren muss. Ich schwöre, er würde der Person helfen, die ihn ausgeraubt hat... oh, warte, das tut er.« Geoff lachte über seinen eigenen Witz. »Du tust, was du für richtig hältst. Lass dir nicht von Eli oder irgendjemand anderem vorschreiben, was du tun sollst. Okay? Eli kann ein Tiger sein, wenn er sich sehr für etwas einsetzt.«

»Ich weiß. Er...« Brick machte eine Pause und versuchte, einen Weg zu finden, das, was er sagen wollte, taktvoll zu formulieren. »Er kann überzeugend sein.«

»Ohne viel zu sagen, ich weiß. Die Sache ist, seine Instinkte in Bezug auf Menschen sind meistens zutreffend. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber ich habe gelernt, ihm da zu vertrauen. Wenn Eli glaubt, dass Cody noch zu retten ist, dann liegt er vielleicht richtig und vielleicht kannst du ihm helfen. Aber wir üben keinen Druck oder Zwang aus.«

»Okay, danke Geoff«, sagte Brick, während sein Magen knurrte. »Ich bin in ein paar Minuten drüben.«

»Cool, wir sehen uns gleich.« Geoff legte auf und Bricks Appetit, der sich scheinbar eine Weile eine Auszeit genommen hatte, kehrte mit aller Macht zurück. Brick griff nach seinem Mantel und verließ das Haus. Er eilte zu seinem Truck, verließ die Auffahrt und fuhr etwa eine Meile die Straße hinab.

Geoffs und Elis Haus schien immer voller Leben zu sein. Brick spürte es, sobald er durch die Tür trat. Ihr Sohn Jakey rannte herum und spielte mit seinen Autos. Adelle, ihre Haushälterin, kochte in der warmen Küche und füllte das Haus mit Düften, die Brick umgaben, sobald die Tür sich schloss. Eli grüßte ihn und Geoff schlenderte eine Minute später in die Küche, schüttelte seine Hand und bot ihm einen Stuhl an.

»Duane ist auf dem Weg«, sagte Eli, während er das Handy in seine Hosentasche schob. Brick versuchte, sich an das letzte Mal zu erinnern, dass er Eli mit einem Telefon gesehen hatte. Eli war bei den Amischen aufgewachsen und Brick wusste, dass es ein paar moderne Dinge gab, mit denen Eli sich nicht wohlfühlte. Brick hatte ihn noch nie ein Auto fahren sehen, obwohl er gehört hatte, dass Eli den Traktor fuhr, wenn es nötig war. »Er sollte in ein paar Minuten hier sein.«