Liebesglück für Quereinsteiger - Louise Bagshawe - E-Book
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Liebesglück für Quereinsteiger E-Book

Louise Bagshawe

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Beschreibung

Von der Prinzessin zur Powerfrau: Der humorvolle Liebesroman »Liebesglück für Quereinsteiger« von Louise Bagshawe jetzt als eBook bei dotbooks. Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten … und weitergehen! – Diana ist zum Heulen zumute: Gerade noch dachte sie, den Hauptgewinn gezogen zu haben, da ersetzt ihr reicher, aber leider schrecklich gewissenloser Ehemann sie auch schon durch eine seiner Sekretärinnen. Doch aufgeben gilt nicht – und so startet Diana in der turbulenten Verlagsbranche neu durch. Da gibt es nur ein Problem: Diana hat sich geschworen, nie wieder ihrem Herzen zu folgen … und ihr ebenso aufregender wie attraktiver Chef, der Verleger Michael Cicero, ist mehr als nur eine Versuchung wert! »Louise Bagshawe schreibt für Frauen, die sich nehmen, was sie wollen!« The Times Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der spritzige Liebesroman »Liebesglück für Quereinsteiger« von Louise Bagshawe, so zeitlos wie »Sex and the City« und so charmant wie »Emily in Paris«. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 651

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Über dieses Buch:

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten … und weitergehen! – Diana ist zum Heulen zumute: Gerade noch dachte sie, den Hauptgewinn gezogen zu haben, da ersetzt ihr reicher, aber leider schrecklich gewissenloser Ehemann sie auch schon durch eine seiner Sekretärinnen. Doch aufgeben gilt nicht – und so startet Diana in der turbulenten Verlagsbranche neu durch. Da gibt es nur ein Problem: Diana hat sich geschworen, nie wieder ihrem Herzen zu folgen … und ihr ebenso aufregender wie attraktiver Chef, der Verleger Michael Cicero, ist mehr als nur eine Versuchung wert!

»Louise Bagshawe schreibt für Frauen, die sich nehmen, was sie wollen!« The Times

Über die Autorin:

Louise Daphne Bagshawe wurde 1971 in England geboren. Sie studierte Altenglisch und Altnordisch in Oxford und arbeitete anschließend bei EMI records und Sony Music in der Presseabteilung und im Marketing. 2010 zog sie als Abgeordnete der Tories ins Parlament ein. Seit ihrem 22. Lebensjahr veröffentlichte sie über 15 Romane und ist international erfolgreich.

Bei dotbooks erscheinen von Louise Bagshawe auch die humorvollen Liebesromane »Beim nächsten Fettnäpfchen wartet die Liebe«, »Und morgen klopft die Liebe an« und die Romane »Massots – Die Diamantendynastie«, »Glamour – Das Kaufhaus der Träume«, »Diamonds – Als wir nach den Sternen griffen« sowie der Romantic-Suspense-Roman »Special Agent – Gefährliche Anziehung«

Außerdem erscheinen von ihr die romantischen Großstadt-Romane:

»London Dreamers«

»New York Ambitions«

»Manhattan Affairs«

»Hollywood Lovers«

***

eBook-Neuausgabe November 2022

Die englische Originalausgabe erschien erstmals 2000 unter dem Originaltitel »A Kept Woman« bei Orion Books, London. Die deutsche Erstausgabe erschien 2005 unter dem Titel »Hexe mit Handtasche« bei Droemer Knaur, München.

Copyright © der englischen Originalausgabe 2000 by Louise Bagshawe

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2005 by Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2022 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Kristin Pang, unter Verwendung von Motiven von Sokolova Tatyana / shutterstock.com und Deliza / shutterstock.com

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-403-6

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Louise Bagshawe

Liebesglück für Quereinsteiger

Roman

Aus dem Englischen von Antje Nissen

dotbooks.

Meinem geliebten Ehemann Anthony gewidmet.

Kapitel 1

Diana Verity betrachtete ihr Spiegelbild und lächelte.

Der Rahmen des Spiegels im Schlafzimmer ihrer Mutter wies schon einige Altersflecken auf, doch nichts konnte von der blendenden Erscheinung ablenken, die sich darin abzeichnete. Diana war ein ausgesprochen hübsches Mädchen, die niemals besser ausgesehen hatte. Eine Braut zu sein, war ein wundervolles Gefühl, aber noch besser war es, eine junge, schöne Braut zu sein, deren Kleid mehr gekostet hatte, als manche Menschen im Jahr verdienten. Es war mit winzigen Seidenröschen und handgeschliffenen Kristallpailletten bestickt. In der Hand hielt Diana ein Bouquet, das von den besten Floristen Londons zusammengestellt worden war. Ihr Haar glänzte wie gesponnenes Gold; John Frieda hatte seinen Salon zu einer unchristlichen Stunde extra für sie geöffnet. Und Joel höchstpersönlich hatte ihre Ponyfransen so in Form gebracht, dass sie nun bezaubernd unter der funkelnden Tiara aus Swarovski-Steinen und Zuchtperlen hervorblitzten, mit der ein schmaler Schleier an ihrem Kopf befestigt war. Diana hatte mit dem Gedanken gespielt, in der Kirche einen bodenlangen Schleier zu tragen, aber sie wollte nicht, dass ihren Gästen der Blick auf ihr Kleid verwehrt wurde, ganz zu schweigen von den Horden von Fotografen vor der Kirche, die von Magazinen wie Tatler oder Hello! kamen.

Sie könnte ebenso gut auf eine Hochzeit verzichten, wenn kein Mensch bemerkte, wie großartig sie heute aussah. Vielleicht würden die Fotos sogar dafür sorgen, dass Daddy die riesige Summe vergaß, die Dianas Hochzeit verschlungen hatte. Aber Roben von Basia Zarzycka waren eben nicht billig zu bekommen.

»Du siehst umwerfend aus, Liebling.«

Victoria Verity spitzte ihre dünnen, makellos geschminkten Lippen und betrachtete kritisch die Erscheinung ihrer ältesten Tochter. Diana war eine sehr gut aussehende, selbstsüchtige und verwöhnte Prinzessin, aber heute sah man nur das Königliche an ihr. Ernie, Dianas Verlobter, würde sehr viel Geld springen lassen müssen, um ihr den luxuriösen Lebenswandel zu ermöglichen, an den Diana gewöhnt war, doch Victoria war sich sicher, dass Ernie bei Dianas Anblick zu der Überzeugung gelangte, dass sie jeden Cent wert war. Der Hochzeitstag gilt gemeinhin als der schönste Tag im Leben einer Frau, dachte Vicky, und vielleicht stimmte das sogar. Doch für einen bestimmten Typ von Bräutigam war er mindestens ebenso wichtig. Vicky dachte an ihren zukünftigen Schwiegersohn mit der Abneigung einer Frau aus den höchsten Kreisen der Gesellschaft.

Ernest Foxton war der »bad boy« der britischen Verlagsbranche. Nachdem er erbarmungslos eines der ältesten Verlagshäuser Englands zurechtgestutzt, die Angestellten massenweise entlassen und viele Autoren aus dem Programm gestrichen hatte, war er nun im Begriff, den großen Teich zu überqueren und die USA zu erobern. Dank seiner Mutter besaß er die doppelte Staatsangehörigkeit, was ihm jetzt sehr gelegen kam. Ernie sollte auf Wunsch der Aktionäre von Blakely’s eben jenen traditionellen New Yorker Verlag auf Vordermann bringen.

Ernest ist ein scharf kalkulierender Geschäftsmann, überlegte Victoria. Er wusste den Wert einer schönen, englischen Ehefrau an seiner Seite zu schätzen, die ihm den Weg durch das Netzwerk von Wohltätigkeitsbällen und Eröffnungsveranstaltungen der Szene von Manhattan ebnete. Es hatte sie daher nicht überrascht, als Ernie Diana einen Heiratsantrag machte, und das Paar rasch die Hochzeit arrangierte.

Diana stellte sich ganz dieser Herausforderung. Sie hatte ihre beträchtliche Intelligenz – und Victoria war überzeugt, dass Diana eine solche besaß – noch nie für etwas anderes genutzt, als sich in die angesagteste Modenschau von Alexander McQueen zu schmuggeln oder über Umwege ein Exemplar der limitierten Auflage von gelben Kalbsleder-Handtaschen aus dem Hause Prada zu ergattern. Das College hatte sie geschmissen und stattdessen einen Job als Modeassistentin bei der Vogue angenommen, wohl wissend, dass das Gehalt winzig war und sie von der großzügigen Summe leben musste, die ihr Ernie zur Verfügung stellte. Victoria wusste, dass Diana für ihre legendären Dinnerpartys berühmt war und etwas von einem »It-Girl« der Londoner Szene hatte.

In knapp vier Monaten hatte Diana eine hochkarätige Liste von Hochzeitsgästen zusammengestellt, die ihr wenig bedeuteten, einen wunderbaren Empfang bei Brown’s gegeben, spektakuläre Blumenarrangements und ein Streichquartett aufgetrieben und außerdem ein maßgeschneidertes Brautkleid anfertigen lassen, das genau ihren Wünschen entsprach. Ernie musste sehr stolz auf sie sein.

»Nicht schlecht, oder?«

Diana drehte sich vor dem Spiegel und bewunderte die winzigen angeschnittenen Ärmel und das tiefe Dekolletee ihres Kleides. Der reinseidene Faltenwurf ihres Rückenausschnitts ließ sie, zusammen mit den goldbestickten weißen Satinpumps, wie eine griechische Göttin aussehen.

»Fast ein bisschen zu viel von allem.«

Susie Amberson, Dianas Brautjungfer und jüngere Cousine, lächelte ihr neidisch zu. Es war einfach nicht fair, dass Diana in ihrem glänzenden Kleid aussah wie Cinderella. Was, zum Teufel, fand Ernie nur an ihr? Susie hatte letzte Woche das Gerücht gehört, dass Diana nach Manhattan geflogen war, nur um sich in John Barretts Salon bei Bloomingdale’s die Augenbrauen zupfen zu lassen! Die Hochzeit war bereits seit Tagen das Stadtgespräch Londons.

»Sophie Rhys-Jones hat sich damals ja für eine schlichte Aufmachung entschieden, und ich fand das ungeheuer geschmackvoll von ihr.«

»Darling.« Diana richtete ihre großen blauen Augen, die trotz der blauen Wimperntusche dezent geschminkt wirkten, auf sie. »Du könntest dich nicht mehr täuschen. Minimalismus ist völlig out. Das waren die Neunziger. Heutzutage dreht sich alles um einen modernen, klassischen Stil.«

»Modern und klassisch, aha«, erwiderte Susie und legte so viel Sarkasmus in ihre Stimme, wie sie sich traute. Man durfte schließlich nicht grob zu der Braut sein, wenn man zur Ehrenbrautjungfer auserwählt worden war. Was die Kleider der Brautjungfern anging, hatte sich Diana für etwas Schlichtes entschieden: moosgrüne Roben mit hoher Taille. Die Sträuße waren aus winzigen, pinkfarbenen Rosenblüten und Schleierkraut gebunden, und jedes der Mädchen trug eine voll erblühte weiße Rose im Haar. Susie verzog das Gesicht. Sie durfte sich noch nicht einmal darüber beklagen, dass Diana sie wie geschmückte Pfingstochsen aussehen ließ.

»Ganz genau.« Diana besprühte sich mit einem Hauch Rosenwasser; an einem Tag wie heute würde sie niemals etwas so Aufdringliches wie Parfüm verwenden. »Eine Hochzeit, auf der die Gäste entsprechend förmlich gekleidet sind. Bodenlange Kleider, Smokings, ein Schleier und eine Tiara. Klassischer Walzer statt alberner Discohits aus den Achtzigern. Habe ich dir schon erzählt, dass am Eingang der Kirche jemand stehen wird, der Nelken an alle Männer verteilt, die keine Blume im Knopfloch tragen?«

»Wie umsichtig«, stichelte Susie.

Dianas strahlendes Lächeln erweckte in Susie den Eindruck, dass die Cousine ihre kleinen Boshaftigkeiten amüsant fand. Eigentlich hatte sie ihr nur ein wenig die Suppe versalzen wollen, doch stattdessen war es ihr gelungen, Dianas Enthusiasmus weiter anzufachen. Wie typisch für Diana Verity: Sie hatte noch nie einen Finger krümmen müssen und schien förmlich durchs Leben zu schweben. Einfach unerträglich.

»Ich helfe den Leuten gern ein wenig auf die Sprünge, wenn es ihnen nicht gelingt, sich angemessen zu verhalten«, meinte Diana.

Susie errötete und griff nach ihrem Blumenbouquet. Mieses Flittchen. Sie hasste Diana von den Spitzen ihrer Satinpumps bis zu den mittlerweile fast schon legendären, elegant gezupften Augenbrauen.

»Beeil dich, mein Schatz.« Victoria streckte den Kopf hinter einem Paravent hervor, während sie in ein pinkfarbenes Chanelkostüm schlüpfte. »Wir wollen doch die Kutsche nicht warten lassen.«

Ernie Foxton saß in seinem Arbeitszimmer und hämmerte auf die Tastatur seines Computers ein. Draußen schien die Sonne prächtig auf die Straßen von Chelsea, und Ernies Trauzeuge stand in seinem eleganten Anzug im Erdgeschoss und erzählte den Platzanweisern für die Kirche unanständige Witzchen. Doch Ernie achtete kaum auf sie. Er hatte die Jalousien heruntergelassen, und die makellose Bügelfalte seiner Anzughose war in dem Dämmerlicht des Computerbildschirms kaum zu erkennen. Ernie hatte eine Online-verbindung zu seiner Bank aufgebaut und überprüfte den Wert seiner Aktien. Dies war sein morgendliches Ritual, das er nicht aufzugeben beabsichtigte, nur weil er im Begriff war zu heiraten.

Die AOL-Aktien waren gestiegen. Fantastisch. Er hatte bereits über vierhundert Prozent Gewinn gemacht, und er dachte nicht daran, sie zu diesem Zeitpunkt zu verkaufen. Was noch? Seine US-Anleihen waren entsprechend dem Dow-Jones-Index etwas gesunken, doch das bereitete ihm keine Sorgen. Ernie kannte sich mit Geld aus, und er wusste, dass es für den Dow nur einen Weg gab, nämlich den nach oben. Man brauchte einfach nur ein paar Monate zu warten, bis die Kurse unweigerlich »angepasst« wurden, aber es gab genug Idioten, durch deren Venen Blut statt eiskaltes Wasser floss und die sofort verkauften, sobald die Dinge etwas ungemütlich wurden. Kaufe und behalte – und du kannst immer einen Gewinn einstreichen.

Ernie tippte die Buchstaben BLKY ein, die Abkürzung seines neuen Verlags. Gut, der Kurs war um einiges gestiegen, als bekannt wurde, dass Grant Valentine gefeuert worden war und man Ernie gebeten hatte, die Stelle zu übernehmen. Dies würde seine neuen Chefs bereits beeindrucken, bevor er überhaupt aus der Concorde gestiegen war oder ihnen sein hübsches, wunderbar zurecht gemachtes, kleines Frauchen vorgestellt hatte. Ach ja, das Frauchen. Er sollte sie wohl besser nicht warten lassen. Schnell verkaufte Ernie noch ein paar Baumwoll-Optionen, bei denen er sich nicht sicher war, und investierte in weitere Blakely’s-Aktien. Was für ein Fest. Die Dinge liefen sehr gut für ihn, und so sollte es bleiben.

Ernie schaltete den Computer aus und zog die Vorhänge auf. Helles Tageslicht strömte in den Raum, der in Burgunderrot und Mahagoni gehalten war. Ein Glas Krug-Champagner stand prickelnd auf seinem Schreibtisch, und er nippte nachdenklich daran. Nur ein kleines Gläschen zur Entspannung, bevor die Zeremonie begann. Sie würde ihn unerträglich langweilen, aber er musste sie durchstehen. Außerdem hatte Diana ihm versprochen, dass die Berichterstattung grandios ausfallen würde. Seine Eltern, beide schon längst verstorben, waren ein einfacher Kaufmann aus dem Londoner East End und eine Köchin des Chelsea-Fußballklubs gewesen. Ernies Vater hatte genug verdient, um seinen Sohn nach Eton zu schicken, wo sich Ernie wenig Schliff, aber genug Arroganz angeeignet hatte, um sich seiner Eltern zutiefst zu schämen. Er hatte wie besessen gearbeitet, den Blick ausschließlich auf das große Geld gerichtet, bis er schließlich genug verdiente, um den schändlichen Fleck seiner Herkunft aus seinem Lebenslauf löschen zu können. Zu seiner Hochzeit an diesem Tag kamen so viele Personen der Londoner Society zusammen, wie sonst bei einem Pferderennen in Ascot, dazu eine Braut, die zur Topliga gehörte, obwohl sie kaum Geld besaß. Ernie brauchte kein Geld; er brauchte Diana für das, was sie für ihn tun konnte. In New York würde sie ein kostbarer Besitz sein, genau die Richtige, um seine Stellung zu vervollkommnen. Ernie war sich sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Er ging die gläserne Wendeltreppe ins Erdgeschoss hinunter, wo sein Trauzeuge Gerald, ein Kollege, den er am wenigsten verabscheute, zusammen mit einer Gruppe Männer, die in der Kirche Plätze anweisen sollten, bereits auf ihn wartete.

»Fertig, alter Junge?«, wollte Gerald wissen. »Es ist immer noch Zeit, abzuhauen.«

Die Männer lachten.

»Das würde wohl etwas Unordnung ins Spiel bringen.« Ernie grinste. »Und wir würden das Saufgelage später verpassen.«

»Stimmt. Also sollten wir jetzt lieber das Auto holen.« Gerald richtete die Blume in seinem Knopfloch und machte sich auf die Suche nach dem Chauffeur.

»Weißt du eigentlich, dass Susie wirklich mies drauf ist?«, fragte Geralds Cousin Harry. »Sie dachte immer, dass sie dich kriegen würde.«

»Auch andere Mütter haben hübsche Töchter, vielen Dank. Aber ich werde nur heiraten, nicht sterben«, erwiderte Ernie mit einem Augenzwinkern. »Da bleibt noch genug Freizeit, um mich auszutoben.« Sie lachten und gingen nach draußen, wo die Limousine auf sie wartete.

Diana lehnte sich in das Polster ihrer Kutsche zurück und winkte, als sei sie die Queen höchstpersönlich. Die Menschen auf der Straße blieben stehen, um der prächtig aussehenden Braut in der Pferdekutsche zuzujubeln. Diana badete in der Aufmerksamkeit, die man ihr zollte. Einige Männer starrten ihr johlend und pfeifend auf den cremeweißen Busen, der aus dem hautengen Korsett herausquoll, und Diana merkte, dass es sie nicht störte. Ein paar japanische Touristen und typisch amerikanische Besucher der Stadt baten darum, ein Foto machen zu dürfen, woraufhin Diana ihren Schleier zurückwarf und ihnen, dank der kosmetischen Zahnbehandlung, die sie sich in der Woche zuvor gegönnt hatte, ein blendend weißes Lächeln schenkte. Sie sah aus wie ein amerikanisches Model.

Was machte es schon, wenn ihre Bemühungen lächerlich extravagant waren? Dies war schließlich der Tag, um extravagant zu sein. Daddy sollte sich wirklich nicht über die Kosten beklagen. Seit sie mit Ernie zusammen war, hatte er sie glücklicherweise nicht mehr bedrängt, einen anständigen Job zu finden. Außerdem hatte sie ja einen Job. Zwar konnte man davon kaum die Rechnungen bezahlen, aber das erledigte nun Ernie für sie. Diana blickte nach rechts und sah eine junge Frau mit einer Aktentasche, die Richtung Piccadilly Circus ging. Sie trug einen hübschen Hosenanzug – eng anliegend und zitronengelb, eine Farbe, die gut zu kastanienbraunem Haar passte. Diana überlegte, welcher Designer hinter dem Outfit stecken mochte. Es sah nach Richard Taylor aus, doch von ihm sah man wenig in London, sein Revier war eher Los Angeles. Trotzdem könnte es von ihm stammen. Doch egal, man sehe sich nur diese kleine Närrin an. Arbeitete Tag und Nacht für ein mickriges Gehalt. Sie sieht nicht schlecht aus, dachte Diana. Vielleicht nicht ganz so gut wie ich, aber andererseits, wer tut das schon? Sie biss sich auf die volle Unterlippe, um das breite, undamenhafte Grinsen auf ihrem Gesicht zu unterdrücken. Die junge Frau sollte sich lieber einen netten, reichen Ehemann suchen und die Dinge auf altmodische Art und Weise angehen. Das neue Jahrtausend mochte zwar schon begonnen haben, aber die guten alten Methoden verfehlten nach wie vor nie ihr Ziel.

Dianas Mutter hatte ihr die Hand gedrückt, als sie Diana in die Kutsche half, und ihre Schleppe angehoben, von der Susie hoffte, dass sie im Rinnstein schmutzig wurde oder ähnliches – dessen war sich Diana sicher.

»Du bist dir doch sicher, dass du das Richtige tust, oder, Liebling? Ich meine, du liebst ihn doch, nicht wahr?«

»Sei still, Mama.« Diana drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, so leicht, dass sie nicht befürchten musste, ihren Lippenstift zu verschmieren. »Natürlich liebe ich ihn. Ich bin verrückt nach ihm und werde es immer sein.«

Sie freute sich über diesen kleinen diplomatischen Triumph. Diana hatte genau die Worte gewählt, die ihre Mutter hören wollte, und sie waren keine allzu große Lüge. Selbstverständlich war sie in Ernie verliebt. Er war bezaubernd, kleidete sich elegant und behandelte sie wirklich gut. Niemals würde er ihr einen Wunsch abschlagen. Sie kamen prächtig miteinander aus, was konnte man mehr verlangen? Und wie hieß noch das alte Sprichwort? Man konnte sich genauso gut in einen reichen wie einen armen Mann verlieben. Diana hatte nur dafür gesorgt, dass sie die erste Kategorie erwischte.

Dianas Vater war Rechtsanwalt und besaß eine Kanzlei in Lincoln’s Inn. Er hatte seinen drei Töchtern eine gute Schulbildung ermöglicht und besaß ein Haus in Kent. Doch das war Diana nicht genug. Sie brauchte mehr als langweilige Skiurlaube und Reitstunden, sie wollte in Haute-Couture-Läden einkaufen, Diamantohrringe erstehen und Erster Klasse fliegen. Außerdem stand ihr der Sinn nach Urlaub auf den Seychellen oder – noch besser – auf Mustique, auf irgendeiner kleinen Privatinsel. Sie sah nicht ein, warum sie für diese Dinge schuften sollte wie eine Sklavin. Der liebe Gott hatte sie mit Schönheit und Eleganz gesegnet, und das war ein kostbares Geschenk. Ich habe auf das richtige Pferd gesetzt, sagte sich Diana, während sie winkte und den Leuten auf der Straße zulächelte. Die Autos um sie herum hielten an, als ihre Kutsche in Richtung St. James abbog, und kurz darauf tauchte die Kirche vor ihr auf. Ein wunderbares altes, anglikanisches Gemäuer aus dem achtzehnten Jahrhundert, das aus eleganten, honigfarbenen Steinquadern bestand. Vor der Treppe wartete bereits eine beträchtliche Anzahl Paparazzi auf sie. Diana straffte ihre schmalen Schultern und richtete die Falten ihres Kleides aus Chiffon und antiker Seide, um sich für die Fotos aus der besten Perspektive zu präsentieren. Das Licht würde perfekt sein. Alles war perfekt an diesem Tag. Vor Freude begann sie, ein kleines Lied zu trällern.

Kapitel 2

Michael Cicero bewegte sich vorsichtig unter der Bettdecke. Für einen Mann seiner Statur waren behutsame Bewegungen nicht einfach. Er war für den Boxring gebaut, nicht für die federleichten Schwünge einer Ballerina. Doch an diesem Morgen fühlte er sich bemüßigt, seinen Körper langsam und vorsichtig aus dem Bett zu schieben. Das lag einerseits an dem Kater, der seinen Kopf fast zum Explodieren brachte – mit etwas Behutsamkeit könnte er den Schmerz vielleicht besiegen –, und außerdem schlief da ein nacktes Mädchen in seinem Bett. Das war grundsätzlich kein schlechter Start in den Morgen, aber leider hatte er ihren Namen vergessen.

Vorsichtig setzte Michael einen Fuß auf den Holzboden seines winzigen Apartments. Er bemerkte die beiden benutzten Kondome am Fußende des Bettes und grinste. Ein Problem weniger, um das er sich kümmern musste, dachte er, als er sie aufhob und in den Müll warf. Seine Wohnung war sehr klein und lag nicht in der besten Gegend der Stadt, aber er hielt sie makellos sauber. Es war eine Frage des Respekts vor sich selbst. Für Michael war Respekt wichtig, das lag an seiner italienischen Herkunft. Und sicherlich wäre es bedeutend respektvoller, wenn ihm der Name des Mädchens bald wieder einfiele.

Michael kratzte sich am Kopf, aber er hatte nicht die geringste Ahnung. Was war das Letzte, an das er sich noch erinnern konnte? Das Five Leafed Clover in der Hudson Street. Es war acht Uhr abends am St. Patrick’s Day, und er war schon etwas angetrunken gewesen. Da musste er sie aufgegabelt haben. Vielleicht war sie Irin. Ganz Manhattan wurde am siebzehnten März ein bisschen irisch.

Michael trottete ins Badezimmer, das vom Rest seiner Einzimmerwohnung durch einen Wandschirm aus dunklem Holz abgetrennt wurde, und griff nach seinem Morgenmantel aus einem dunkelblauen, flauschigen Stoff. Er wollte an diesem Morgen nicht nackt vor eine Frau treten, die er kaum kannte. Cicero war nicht eitel, und er hatte keinen blassen Schimmer davon, wie gut er in dem Morgenmantel aussah. Das Dunkelblau betonte seine haselnussfarbenen Augen, ein Erbe seiner französischen Mutter, und die dichten schwarzen Wimpern, die typisch italienisch waren. Als hübsch konnte man ihn nicht bezeichnen, da er eine gekrümmte Nase hatte, die eines Freitagnachts von einem Träger des Schwarzen Gürtels gebrochen worden war. Außerdem war er stämmig, mit den Armmuskeln eines Bodybuilders und den kräftigen Oberschenkeln eines Kickboxers. Mädchen, die auf Leonardo DiCaprio standen, würdigten ihn keines weiteren Blickes, aber das störte ihn nicht. Michael bevorzugte echte Frauen. Knackige, kurvige Frauen wie die in seinem Bett. Ihr Gesicht lag in einem der Kopfkissen vergraben, ihre Brüste füllten gut eine Hand, und dem flachen Bauch gegenüber wölbte sich ein wunderbarer kleiner Hintern. Er spürte ein Ziehen in den Lenden. Sogar wenn er etwas getrunken hatte, konnte er sich auf seinen guten Geschmack bei Mädchen verlassen. Ihr Haar war gefärbt, was er eigentlich nicht mochte, aber bei diesem Körper fand er einen solchen Makel verzeihlich.

Michael fühlte sich vollkommen ausgetrocknet. Er nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und leerte sie, ohne Luft zu holen, in einem Zug. Danach fühlte er sich wieder wie ein Mensch, setzte die Kaffeemaschine in Gang und nahm leise eine schnelle Dusche. Das Mädchen schnarchte sanft, wahrscheinlich war sie ebenso hinüber gewesen wie er. Michael rasierte sich und betrachtete sich in dem kleinen Badspiegel, bevor er in ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug schlüpfte. Keine exquisite Kleidung, aber sie stand ihm gut. Er besaß sechs Anzüge, die alle gleich geschnitten waren, drei dunkelblaue und drei schwarze. So brauchte er morgens nicht lange zu überlegen, was er anziehen sollte.

Michael mochte Effizienz in seinem Leben, besonders was seine Arbeit betraf. Er war Inhaber einer eigenen Firma, sodass ihn niemand feuern konnte, aber das war kein Grund, um nachlässig zu sein. Er prüfte sein Aussehen im Spiegel und stellte fest, dass Michael Cicero wie ein strenger Boss aussah. Er war dreißig Jahre alt und fest entschlossen, sein Geschäft erfolgreich zu führen oder es auf der Stelle aufzugeben. Die Firma war vielleicht klein, aber sie gehörte immer noch ihm. Er kleidete und benahm sich so, wie es sich für den Inhaber eines Verlags gehörte.

Die Kaffeemaschine hörte auf zu zischen, als er gerade seine Manschettenknöpfe befestigt hatte. Seine Hemden bezog er von einer alten Freundin in England, die mit einem anderen Mann verheiratet, aber immer noch ein bisschen in ihn verliebt war. Michael bevorzugte Hemden im europäischen Stil mit Manschettenknöpfen. Er musste jeden Tag sechs Stockwerke zu seinem Apartment erklimmen, doch seine Schuhe wurden wöchentlich geputzt, sein Haar war kurz geschnitten und seine Garderobe so elegant, wie es für jemand, der wenig Geld besaß, erschwinglich war.

Mit Michael Cicero legte man sich nicht an, weder in seinem Büro noch außerhalb davon. Er füllte zwei Becher mit Kaffee, der nach Haselnüssen schmeckte, schwarz und dampfend, und trug einen davon zu dem schlafenden Mädchen hinüber, bevor er sie sanft wachrüttelte und ihr das Gebräu unter die Nase hielt.

»Aufwachen, Süße!« Michael musste über seine Albernheit grinsen. Man brauchte den Namen nicht zu wissen, denn sie hießen alle gleich. Süße alias Baby. Das klappte bei jeder, von alten Damen bis zu Cheerleadern aus der High School.

»Oh«, stöhnte sie und richtete sich auf, was ihre Titten zum Wippen und ihn zu der Überlegung brachte, ob er es sich leisten konnte, an diesem Tag etwas später in den Verlag zu gehen. »Wo bin ich?«

Michael legte ihre Finger an den Becher. Ihre Nägel waren zu lang. Er konnte diese Vorliebe für augenauskratzende Krallen bei Frauen nicht ausstehen. Sein ganzer Rücken war zerschrammt, was er daran gemerkt hatte, dass unter der Dusche die Seife auf der Haut brannte. Wahrscheinlich hatte sie sich prächtig mit ihm amüsiert.

»Du bist in der Leonard Street, Downtown, zwischen dem West Broadway und der Hudson Street.«

»Ach so«, erwiderte sie unsicher.

Ihr Blick wurde konzentrierter, dann ging ein kleiner Ruck durch ihren Körper, als die Erinnerung an die Nacht sie einholte. Ihre Nippel versteiften sich zu kleinen, rosigen Knospen, dann straffte sie die Schultern und warf ihr langes Haar zurück.

»Oh, Mikey, du warst fantastisch. Ich glaube nicht, dass ich so etwas schon mal erlebt habe.«

Er strich mit seinen rauen Händen über ihre Haut, legte sie um ihre Brüste und küsste ihre beiden Nippel. Zum Teufel, er verhielt sich nur höflich. Ein köstlicher kleiner Schauer fuhr ihr über den Rücken, dann schlug sie die Laken einladend beiseite. Sie hatte wohlgeformte Beine, aber ihre Zehennägel waren lackiert – ein schlechtes Zeichen. Sie war die Sorte Mädchen, die man prima vögeln und mit der man sich schlecht unterhalten konnte.

»Du hast mich über die Schulter geworfen und schnurstracks aus dem Mick Rooney’s geschleppt!« Sie kicherte. »Du bist sehr kräftig.«

Langsam kehrte seine Erinnerung zurück. Ihr Name war Denise. Wunderbar. Er hatte gestern zwar keine Schuppen auf den Augen, wohl aber welche auf den Ohren gehabt, denn jetzt kicherte, schmollte und sprach sie in einer atemlosen Kleinmädchenstimme, die er als ziemlich nervtötend empfand.

»Danke, Denise. Du warst auch ganz große Klasse.«

Ihr Gesichtsausdruck verdüsterte sich schlagartig. »Ich heiße Elise.«

»Sag ich doch, Elise. Aber jetzt musst du deinen Kaffee trinken, Baby. Ich würde gern bleiben und mir mit dir die Zeit vertreiben, aber ich muss zur Arbeit.«

»Kannst du dir nicht einen Tag freinehmen?«

»Nein«, erwiderte Michael unverblümt.

Jetzt erinnerte er sich wieder an den Sex mit ihr. Es war okay gewesen, er hatte sie ziemlich gut über das Bett bewegt, und sie hatte sich an ihm festgeklammert und gestöhnt. Zu dem Zeitpunkt hatte er überhaupt nicht bemerkt, dass sie ihm den Rücken zerkratzte.

Elise stand auf, beugte sich zu ihrem zerknitterten Minirock hinunter und hob ihn zusammen mit den Stiefeletten, der engen Weste und ihrer Jeansjacke vom Boden auf. Michael kam näher und griff nach ihrem Hintern. Sie hatte definitiv ein grandioses Hinterteil. Während er mit ihr spielte, kam sie ihm willig entgegen und drängte sich an ihn.

»Kann ich dich wieder sehen?«

»Klar doch. Zieh dich an, und ich hole einen Stift.«

Gehorsam zog sie sich ihre Klamotten über, ohne sich die Mühe zu machen, vorher zu duschen. Michael blinzelte ihr zu und machte eine große Sache daraus, die Telefonnummer zu notieren. Dann begleitete er sie zur Tür und öffnete sie, als sich das Mädchen erneut an ihn drängte.

Wieder eine, die aus seinem Leben segelte, ohne dass er sie wieder sehen wollte. Michael gönnte sich einen zweiten Becher schwarzen Kaffees, der ihm zwar die Kehle verbrannte, doch das ließ ihn wenigstens richtig wach werden. Er war spät dran und kämpfte gegen die Übelkeit, die die Giftstoffe in seinem Körper verursachten.

Das Geräusch des frühen Straßenverkehrs sechs Etagen tiefer drang gedämpft zu ihm herauf. Willkommen zu einem weiteren Morgen in Manhattan.

Green Egg Books war Michaels Lebenstraum. Sein Vater besaß ein Restaurant draußen in City Island, ein beliebtes Lokal, das echte süditalienische Spezialitäten anbot, keine Caesar’s-Salate, sondern Kräuterbrote mit Olivenöl. Er stellte seinen Gästen nach dem Essen stets eine Flasche Sambuca auf den Tisch, zusammen mit dem Espresso. Das Geschäft lief sehr gut, und sein Eis war so begehrt, dass er darüber nachdachte, neben der Trattoria eine Eisdiele zu eröffnen. Dabei hätte er Hilfe gebraucht, doch Michael war starrsinnig seinen eigenen Weg gegangen, sodass der alte Mann irgendwann aufgegeben hatte. Er beschwerte sich zwar, aber er war auch sehr stolz auf seinen Sohn und bewunderte dessen Sturheit.

Die Tatsache, dass Michael Bücher liebte, war ungewöhnlich. Als Kind hatte er niemals eines gelesen, da sein Vater ihn mehr dazu ermuntert hatte, Softball zu spielen, als in die Bibliothek zu gehen. Michael war erst vier Jahre alt gewesen, als seine Mutter an Brustkrebs starb. Sein Vater hatte sich allein um seine Erziehung und die seiner beiden Schwestern kümmern und darum kämpfen müssen, dass Essen auf den Tisch kam. Sie kauften billige Hühnchen- und Fleischreste, die man gegen Ende des Tages zu einem Sonderpreis in den Läden erhielt. Francesco schmorte alles in einem großen Topf und schaffte es, dass seine Familie wie die Könige aß, obwohl sie bettelarm war. Eines Tages war eine alte Tante zu Besuch gekommen und hatte ihnen einen Räucherschinken und ein altes Lexikon mitgebracht, das sie nicht mehr brauchte. Michael hatte aus Langeweile angefangen, darin zu lesen.

Nach ein paar Monaten kannte er das Buch größtenteils auswendig. Er hatte den Inhalt wie ein Schwamm in sich aufgesogen und die meisten seiner Mitschüler an der Junior High School 124, ein gewöhnlicher Name für eine gewöhnliche Schule in der Bronx, damit überflügelt. Danach hatte Michael ein Stipendium für die St.-Jacobs-Schule ergattert, was täglich eine Meile Fußweg und eine weitere mit dem Bus bedeutete. Doch Michael liebte es, denn so entging er der väterlichen Wohnung und durfte, ja, musste, Bücher lesen. Seine Leidenschaft galt Geschichten aus dem Alten Rom, Büchern über Alexander den Großen, Fantasy und Romanen. In nur zehn Tagen hatte er Les Misérables verschlungen, manchmal bis zwei Uhr in der Früh darin gelesen und statt einer Taschenlampe eine Kerze neben sein Bett gestellt, damit sein Vater nichts davon bemerkte.

Michael wäre gern aufs College gegangen, aber er war ein Weißer, männlich, ohne Behinderungen, wenn man von einem katastrophalen Haarschnitt und seiner Vorliebe für Kung-Fu-Filme absah. Die Stipendien für das College gingen an Frauen, deren Noten schlechter waren als seine, und sein angeborener Sexismus verstärkte sich. Es gab immer genügend Mädchen, die in seiner Nähe herumlungerten und ihn arrogant und großspurig werden ließen, denn er steckte seine Nase zwar gern in Bücher, aber er war auch ein harter Kerl. Michael fand keinen Gefallen am Mannschaftssport, dafür war er zu sehr Einzelgänger, aber mit neun Jahren fing er an, Gewichte zu stemmen, und hatte seitdem nicht mehr damit aufgehört.

Im Alter von dreizehn Jahren fing er außerdem mit Karate an. Warum sollte er seine Zeit mit Hockey oder Fußball verplempern, wenn er in der Schule ständig vertrimmt wurde und man ihm sein Taschengeld klaute? Nach zwei Monaten besiegte er seinen Trainer und prügelte ihm die Seele aus dem Leib. Seitdem wurde er in der Schule nicht mehr belästigt, im Gegenteil, nun war es an ihm, den einen oder anderen Mitschüler zu verprügeln. Im Rückblick sollte er sich vielleicht dafür schämen, aber Michael gab nicht viel darauf, die Vergangenheit zu analysieren. So war es eben damals gewesen, das Leben auf der Straße bestand darin, dass man entweder verprügelt wurde oder selbst prügelte.

Die Mädchen überschlugen sich für ihn. Sie erledigten seine Hausaufgaben und räumten sein Zimmer auf. Er hatte eine Art, die Dinge beim Namen zu nennen, die manchen gefiel. Bei Verabredungen zahlte stets er; selbst wenn es sich dabei nur um eine Dose Limonade und einen Schokoriegel am Kiosk handelte, ging Michael keine Kompromisse ein. Wagte es ein Mädchen, sich über sein Zeit raubendes Karatetraining zu beschweren, machte er mit ihr Schluss. Michael hatte damit wenig Probleme, denn es gab immer eine Süße, die schon darauf wartete, den Platz an seiner Seite einzunehmen.

Frauen, fand Michael, waren niedlich und schwach, zukünftige Ehefrauen und Mütter. Aber es machte ihm nichts aus, wenn sie auch Grips besaßen, im Gegenteil. Dummheit konnte er nicht ausstehen. Deswegen war er nur mäßig erfolgreich darin, Mädchen in Kneipen oder Bars aufzureißen, denn wenn ihm eine begegnete, die er blöd fand, dann überkam ihn das unwiderstehliche Verlangen, ihr seine Meinung direkt ins Gesicht zu sagen.

Letzte Woche hatte er mit seinem Freund Big Steve, der draußen in Westchester wohnte, einen Laden an der West Side besucht. Big Steve zog ihn immer noch damit auf, wie sich die Mieze, die er aufreißen wollte, neben ihn gesetzt und ihre Hand auf seinen Oberarm gelegt hatte. Sie hatte ihm tief in die Augen geblickt und ihm alles über ihr verkorkstes Leben erzählt. Michael hatte sich ihr zugewandt und gesagt: »Weißt du, ich habe wirklich keine Lust, mir deine Heulstorys anzuhören. Wir haben uns gerade erst kennen gelernt.« Danach war sie beleidigt gewesen. Schade, aber er war nun einmal nicht gut darin, Interesse an ihrem Mistkram zu heucheln.

Die Tatsache, dass Frauen, die in der Schule schlechter waren als er, Stipendien bekamen, machte Michael wütend, aber er hatte die Herausforderung angenommen. Columbia hatte ihm einen Platz als Gasthörer für politische Wissenschaften angeboten, aber er hasste die Einstellung der Professoren und setzte sich ab. Es lief darauf hinaus, dass sich Michael am örtlichen College einschrieb und vier Jobs gleichzeitig machte, um die Studiengebühren bezahlen zu können. Michaels Vater hatte später das Diplom seines Sohnes in der Küche seines Restaurants aufgehängt. Es bedeutete Francesco fast mehr als Michael, denn er war ein einfacher Bauer aus Neapel, der früher vom Fischfang lebte und nun einen Sohn hatte, der einen akademischen Titel besaß. Er rückte daraufhin von der Idee ab, dass Michael eines Tages sein Restaurant übernehmen würde. Seine Töchter Maria und Sophia hatten sich gut verheiratet, und Francesco war sich sicher, dass auch Michael eines Tages eine Frau finden würde, die zu ihm passte.

Doch Michael hatte erst einmal einen Kredit aufgenommen und einen winzigen Verlag für Kinderbücher gegründet, der im East Village saß. Er glaubte fest daran, dass es ein großes Marktpotenzial für Kinderbücher gab, das man noch nicht ausgeschöpft hatte. Für Kinder, wie er eines gewesen war, Kinder, die gern lasen, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gab und ihnen etwas über Buchstaben beibrachte, das über das Niveau der Sesamstraße hinausging. Der Markt war da, davon war Michael überzeugt, er musste ihn nur finden.

Michael hatte eine Assistentin eingestellt und mit einem Freund vom College gesprochen, Joe. Joes Vater besaß eine kleine Druckerei und willigte ein, ihm eine bescheidene Auflage zu drucken, wenn Michael es schaffte, sein erstes Buchprojekt auf die Beine zu stellen. Aber genau darin lag das Problem. Mit einer Anzeige in der Village Voice hatte Michael nach Autoren gesucht und war von einer Flut von Manuskripten überhäuft worden, die allesamt Müll waren und vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern nur so strotzten. Er hatte einen großen Fehler begangen und schließlich seine Telefonnummer ändern müssen, um nicht den ganzen Tag lang Möchtegern-Autoren von Kinderbüchern zu erklären, warum ihr Manuskript keinen Erfolg haben würde.

Nach zwei Monaten waren seine Geldgeber unruhig geworden, seine Sekretärin hatte sich gelangweilt, und ihm war nicht mehr viel Zeit für eine Strategie geblieben. Es hatte sich gezeigt, dass Michael nichts über das Verlagswesen wusste.

Francesco hatte Michael schließlich die rettende Idee geliefert.

»Bestimmt gibt es da draußen irgendwo gute Bücher«, hatte er gemeint. Eine Vorstellung, die ihm, der hauptsächlich Speisemenüs las, recht fremd war. »Das Problem liegt darin, dass die meisten guten Autoren tot sind. Sie sind schon vor Hunderten von Jahren gestorben, und niemand schreibt mehr so wie sie.«

Das war die Lösung gewesen. Michael war von seinem Stuhl hochgeschossen und zurück in sein Büro gefahren. Er würde Klassiker der Kinderliteratur neu auflegen und den Autoren keinen Cent dafür zahlen müssen. Edward Lear war mausetot, und sein Werk war nach einer Weile gewissermaßen zum Allgemeingut geworden – man musste nichts mehr für die Lizenzen bezahlen. Nach einer Woche hatte Michael Seth Green ausfindig gemacht: ein kluger, schwuler Student der New York University mit einem fabelhaften Zeichentalent. In drei Tagen hatte Seth seine Version von The Owl and the Pussycat gezeichnet. Joes Vater ließ seine Druckmaschine laufen, und das erste Buch von Green Eggs war fertig.

Jetzt hatte Michael es nur noch verkaufen müssen. Er hatte keinen müden Cent für Werbung übrig, aber er besaß einen leidenschaftlichen Willen. Mit einem Rucksack voller Bücher radelte Michael sämtliche Kindergärten und Bibliotheken Manhattans ab. Für neunmal »Nein« bekam er ein »Ja«, und nach einem Monat hatte er alle Exemplare der Owlverkauft.

Mittlerweile verdiente Michael genug, um seine Assistentin bezahlen und seine Fixkosten inklusive der Miete decken zu können – und sich einen kleinen Luxus wie anständigen Kaffee zu leisten. Sein großer Durchbruch würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, das wusste er genau. Er ging die knarrenden Stufen seines Apartmenthauses aus der Vorkriegszeit auf die Straße hinunter und verbrachte einen weiteren Tag damit, sich darauf zu freuen.

Kapitel 3

Diana lehnte sich gemütlich in die schwarzen Ledersitze des Mercedes zurück, drückte die Hand ihres Mannes und dachte an New York. Ihre Habseligkeiten befanden sich schon auf dem Weg dorthin: Lavendel-Duftkissen und kleine Souvenirs, die sie an England erinnern sollten. Dazu ihre neue Garderobe von Chloé und Hussein Chalwar und natürlich ihr Hochzeitskleid, gereinigt und sorgfältig verpackt. Eines Tages würde sie es vielleicht an ihre Tochter weitergeben können, wenn Ernie und sie jemals Zeit finden sollten, eine zu zeugen. Von diesen Dingen abgesehen, wollte sie außer ihren Kleidern von Prada und Chanel nicht viel mitnehmen. Konnte es einen besseren Grund dafür geben, sich komplett neu auszustatten, als der Umzug in ein neues Land? Ernie unterzeichnete, völlig vereinnahmt von Geschäftsberichten und Bilanztabellen des Blakely’s Verlag, praktisch jeden Scheck, den sie ihm unter die Nase hielt. Um New York zu erobern, war das Beste gerade gut genug.

Ihr Verlobungsring, geschmückt mit einem Diamanten, den man kaum übersehen konnte, glänzte neben einem schmalen Ring aus Platin an ihrer Hand. Diana betrachtete ihn zufrieden. Ihr gesellschaftliches Ansehen war sprungartig gestiegen, seit sie sich Diana Foxton, Mrs. Ernest Foxton nennen durfte. Und in ihrer Gucci-Tasche (Louis Vuitton war längst nicht mehr angesagt) lag eine große Schachtel mit cremefarbenem Briefpapier von Smython’s, das mit ihrem neuen Namen verziert war. Diana schlug ihre Beine übereinander, die in einem dunkelgrünen Hosenanzug von Joseph steckten, und zupfte an ihrer Perlenkette. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass ihr Mädchenname ihr besser gefiel. Ein Teil von ihr vermisste die alte Diana Verity. Aber das war töricht; verheiratete Frauen behielten nicht ihren Mädchennamen, vor allem, wenn sie nicht arbeiten mussten.

»Glaubst du, dass man unsere Wohnung schon hergerichtet hat, Schatz?«, fragte Diana. »Sobald ich aus einem Flugzeug steige, möchte ich ein Bad nehmen, so verschwitzt und klebrig, wie man sich dann fühlt.«

»Natürlich wird die Wohnung fertig sein«, antwortete Ernie abwesend und blickte weiter auf den Bericht vor seiner Nase, »ich habe dir doch erzählt, dass wir ein Aushilfsmädchen im Haus haben, das alles vorbereitet und sogar den Kühlschrank auffüllt.«

»Ich wette, dass sie nicht an Badezusatz gedacht hat.« Diana schmollte. »Ich hätte mir lieber noch etwas vor meiner Abreise besorgen sollen.«

»Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich an deine Badartikel denke«, erwiderte Ernie kurz angebunden.

»Aber das weiß ich doch, mein Schatz.«

Diana blickte aus dem Fenster und sah London an sich vorbeiziehen. Sie fragte sich, wie sehr sie die Stadt vermissen würde. Susie hatte sie nach ihrem Abschiedsabend im Brown’s kräftig an sich gedrückt und ihr geschworen, dass die Szene ohne sie nicht mehr die gleiche wäre. Ihre Freundinnen Catherine Connor und Emma Norman würden ihr sicherlich fehlen, ebenso ihre gemeinsamen Abende im Groucho oder im Soho House. Wie oft war sie in die Met Bar gegangen und hatte immer wieder den guten alten Liam mit seiner Patsy, Jude und Sadie oder Tara und Tamara getroffen, doch sie war ihrer überdrüssig geworden. Ich will mich gefälligst amüsieren, dachte Diana und strich sich trotzig das dunkle Haar aus ihrem Gesicht. Dianas gepflegte Hände waren französisch manikürt, auf ihren Wangenknochen lag nichts als eine Schicht getönter Tagescreme und ein Hauch von Bronzepuder. Sie betrachtete sich im Rückspiegel. Das neue Lipgloss von Stila war eine eindeutige Verbesserung zu dem matten Lippenstiftlook von vorher. Sie beschloss, von jetzt an nur noch Lipgloss zu benutzen. Oder doch nur so lange, bis es sie langweilte.

Mit den Londoner Nachtclubs hatte sie also abgeschlossen, aber galt das auch für das kulturelle Leben der Stadt? Sicher, es gab eine schrecklich große Auswahl, aber wer ließ sich dort schon wirklich blicken? Das British Museum, die National Gallery – das waren hübsche Steinklötze, die man auf dem Weg in die King’s Road nebenbei bewunderte.

Vielleicht würde sie ihre Familie vermissen, aber Daddy war ziemlich sauer geworden, als die Rechnungen für die Hochzeit eintrudelten, und Ma nervte sie immer noch damit, dass Ernie nicht der richtige Kerl für sie sei. Und ihre Schwestern Iseult und Camilla fanden, dass Diana sich einen Job suchen sollte, was natürlich völliger Unsinn war. Warum arbeiten, wenn man stattdessen den Tag damit verbringen konnte, einzukaufen und Mittagessen zu gehen und sich dabei prächtig zu amüsieren?

Diana wischte die Kritik ihrer Familie beiseite, die nur das Ergebnis ihrer Eifersucht war. Ernie war bezaubernd und wahnsinnig erfolgreich und leider konnte ihre Familie damit nicht umgehen.

Camilla verdiente als Rechtsanwältin ungefähr Hunderttausend im Jahr. Die Mutter von Zwillingen hatte absolut keinen Sinn dafür, wie man sich modisch kleidete, und wohnte südlich der Themse in einem alten viktorianischen Kasten mit einem Garten. Und trotzdem hielt Ma ihr Milla wie ein leuchtendes Beispiel vor Augen.

Diana dachte an den Abschiedstee, den Milla ihr zu Ehren am gestrigen Nachmittag im Garten gegeben hatte. Ihre Schwester hatte geweint, Diana fest an sich gedrückt und ihr eine Portion selbst gemachter Pfannkuchen eingepackt.

»Du wirst dich schrecklich langweilen in New York, wo du keine Menschenseele kennst.«

»Ich werde bestimmt Leute kennen lernen und viele Freunde haben, Milla, so wie ich es auch in London geschafft habe. Ich beginne einfach noch mal von vorn.«

»Freunde? Diese Meute, mit der du immer ausgehst?«

»Ja, das sind meine Freunde, Milla. Sei nicht so ekelhaft.«

»Ich frage mich nur, bei wem du dich noch melden wirst, wenn du erst einmal in Manhattan wohnst«, antwortete Milla ungewohnt scharfsichtig.

»Dafür gibt es das Telefon. Und denke daran, wie wunderbar New York im Frühling ist. Ernie und ich werden jede Menge Dinnerpartys geben. Das hast du auch immer gern gemacht.«

Milla blickte zu ihren zwei kleinen Monstern hinüber, die gerade eine alte Eiche im Garten zerlegten. »Was ist jetzt eigentlich mit deinem Job?«

»Es gibt Menschen, die wollen nicht arbeiten, und von dem Job bei der Vogue hatte ich sowieso die Nase voll. Außerdem braucht Ernie nur seine Beziehungen spielen zu lassen, falls ich mich dazu entschließen sollte, etwas zu tun.«

Diana strich sich das kastanienbraune Haar hinter die Ohren, an denen brandneue Saphirstecker mit Rubinen fröhlich glitzerten, ein Hochzeitsgeschenk von Ernie. Für Dianas Geschmack waren sie etwas zu auffällig, aber Juwelen blieben schließlich Juwelen. Ihr geliebter Ehemann hatte ebenfalls verlauten lassen, dass sie einen Halbtagsjob annehmen sollte, was Diana ermüdend fand. Sie hatte gehofft, ein paar Jahre lang keine Modeartikel mehr schreiben oder Designer anrufen zu müssen, um ihnen mitzuteilen, auf welche winzige Größe Stella oder Shalom in dieser Woche geschrumpft waren. Klar, der Job hatte Spaß gemacht, weil man jede Menge Gratisklamotten und Sondervergünstigungen bekam, aber Diana hoffte, dass sie diese in Gesellschaft der New Yorker Society-Ladys bald wieder bekommen würde, ohne dafür arbeiten zu müssen. So liebte sie nämlich das Leben.

»Nun, dann ist es gut, mein Engel. Du wirst dich sonst noch langweilen, wenn du nichts zu tun hast.«

»Wenn ich nichts zu tun habe? Oh, Milla!«

Diana brach in Lachen aus, und zum hundertsten Mal bewunderte Milla, wie bezaubernd ihre Schwester dabei aussah. Ihr Gesicht erhellte sich wie die Lichter der Oxford Street an Weihnachten, und mit ihren schönen weißen Zähnen, der nicht ganz vollkommenen Nase und den funkelnden Augen, die belustigt zusammengekniffen waren, wirkte sie einfach hinreißend. Milla konnte sich leicht vorstellen, wie ganz New York dem Charme ihrer unverbesserlichen, flatterhaften Schwester erlag, und falls sie Bedenken hatte, dann galten diese Ernie. Er schien ihrer Schwester zwar ergeben zu sein und überhäufte Di mit allem, wonach sie verlangte – manche Männer standen auf anspruchsvolle Frauen –, doch es schien, als begeisterte ihn Dianas anziehendes Lächeln nicht so sehr, wie Milla es von ihm erwartet hätte. Ernie wirkte stets etwas abwesend. Nun ja, vielleicht entsprach das einfach seiner Art.

Milla schenkte ihrer Schwester eine Tasse Tee ein, gab eine Scheibe Zitrone hinzu und gönnte sich Milch und Zucker für ihren eigenen Tee. Die Hochzeitsfeier war über jeden Zweifel erhaben, welch ein Triumph dieses Fest doch gewesen war. Jeder der gehässigen, kleinen Szenefuzzis aus London, die Diana innige Freundschaft schworen, war vor Neid grün und gelb angelaufen. Dabei war Diana so freundlich und anmutig gewesen, hatte mit jedem gescherzt und gelacht, dass sich der ganze Saal aufhellte. Sie hatte sehr darauf geachtet, niemanden zu übersehen, nicht einmal die griesgrämigen Großonkel aus Shropshire, die Dad angeschleppt hatte. Mit einem pompösen Walzer hatte Diana den Tanz eröffnet und später die ganze Gesellschaft dazu gebracht, ausgelassen zum Disco-Hit »Venus« von Bananarama zu tanzen. Ernie hatte jeden im Raum angelächelt, für Fotos posiert und ahnungslos die schmachtenden Blicke übersehen, die sämtliche Begleiter und Ehemänner Diana zuwarfen. Die Braut war so strahlend schön und charmant gewesen, so dezent kokettierend!

Milla seufzte und biss in ihren Pfannkuchen. Sie würde ihre Schwester vermissen. Diana war eine unmögliche Person, aber es war ebenso unmöglich, sie nicht zu vergöttern. Milla berichtete ihr von den Leuten, die sie in New York City kannte, und bemerkte, wie der Blick von Dianas blauen Augen unkonzentriert wurde. Nun, ihre Freundinnen waren Anwältinnen und Bankerinnen, keine Trophäen wie die Ehefrauen, die Diana als Freundinnen bevorzugte.

Diana lächelte sanft, als sie sich an die Unterhaltung mit ihrer Schwester erinnerte. Die liebe Milla. Wie wundervoll wäre es, wenn sie sich etwas mehr entspannen könnte! Da verdiente sie einen Haufen Geld und hatte keine Zeit, es mit Vergnügen auszugeben. Sie blickte zu Ernie hinüber, der hinter seinem Bericht vergraben war. Was hatte ihre Schwester noch über ihn gesagt?

»Die ganze Stadt spricht über Ernie.« Milla war gerade dabei gewesen, Dianas immense Brautausstattung zu bewundern und ihr vor der Hochzeit zu helfen, die Garderobe für die Reise nach New York auszusuchen. Eine Hochzeitsreise würde nicht stattfinden, da Ernie so schnell wie möglich in seinem neuen Job anfangen wollte. Diana hatte nur gemeint, dass »ihr ganzes gemeinsames Leben eine Hochzeitsreise sein würde«, daher gab es keinen Grund, besorgt zu sein.

»Was erzählt man sich denn über ihn?«, hatte Diana wissen wollen, während sie ein cremefarbenes Seidentop zur Hand nahm und sich fragte, ob es den Transport im Koffer wohl überstehen würde. Es passte wundervoll zu allen Farben, von Burgunderrot zu Blassblau. Man konnte wirklich nicht ohne cremefarbene Seide oder Baumwolle auskommen. Diese Stoffe verliehen jedem Look etwas Neutrales, ohne den Teint blass erscheinen zu lassen, wie das bei Weiß der Fall war. »Nichts Gutes, hoffe ich.« Sie hatte Milla einen kurzen Seitenblick zugeworfen und aufmerksam auf die nächsten Worte ihrer Schwester gelauscht. Klatschgerüchte über Ernie! Das war interessant. Es gefiel ihr, mit einem Mann verheiratet zu sein, über den die Leute sprachen.

»Blakely’s hat ihn geholt, weil er sich bei Hatfield Books rücksichtslos durchgesetzt hat.«

»Geschäftsleute müssen rücksichtslos sein, nicht wahr? Außerdem sind dank Ernie die Umsätze wieder gestiegen. Das kannst du nicht abstreiten.«

»Das tue ich auch nicht, aber die Leute sagen, dass er selbst für moderne Verlagsstandards äußerst hart durchgegriffen hat. Tausend Angestellte wurden entlassen, eine ganze Druckerei geschlossen ...«

Diana hatte gefröstelt. Ihr missfiel der Gedanke, dass Leute ihren Job verloren hatten. »Davon hat er mir nichts erzählt.«

»Warum sollte er? Ich nehme an, dass du ihn auch nicht danach gefragt hast.«

»Ich weiß nicht viel über seine Arbeit. Wahrscheinlich hat er es gehasst, so hart durchgreifen zu müssen.«

Milla hatte sich an die bissigen Kommentare erinnert, die in dem Magazin Private Eye kursierten, und sich entschlossen, der zukünftigen Braut nichts davon zu erzählen. Ernie Foxton hatte tatsächlich zwei Wochen vor der Weihnachtsfeier von Hatfield sämtliche Kündigungen verteilt, um die Champagner-Rechnung niedriger zu halten.

»Viele Autoren, die schon seit Jahren bei Hatfield erscheinen, wurden einfach fallen gelassen. Außerdem geben sie keine Lyrik und andere prestigeträchtige Bücher mehr heraus.«

»Mit prestigeträchtigen Büchern kann man keine Rechnungen bezahlen.«

»Das entspricht sicherlich Ernies Auffassung. Aber es hat für ziemlichen Aufruhr gesorgt«, hatte Milla zögernd geantwortet.

Diana hatte leicht die Stirn über ihren wundervoll geschwungenen Augenbrauen gerunzelt. »Nun, davon weiß ich nichts. Ich nehme an, dass die Leute wieder neue Jobs finden werden. Ernie hatte die Aufgabe, das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Ich finde, er hat diese Aufgabe gut gelöst, meinst du nicht auch?«

»Das hat er ganz bestimmt«, erwiderte Milla trocken.

Ernest Foxton führte ein so strenges Regiment, dass man ihm den Spitznamen »Captain Bligh« verpasst hatte. Der Verkaufsleiter von Hatfield, seit über zwanzig Jahren für das Unternehmen tätig, wurde in Ernies Büro gerufen und hatte danach genau zwanzig Minuten Zeit, um das Gebäude zu verlassen. Das Logo von Hatfield, länger als ein halbes Jahrhundert das Aushängeschild des Unternehmens, wurde durch ein grellbuntes Neonzeichen ersetzt, das in den Buchregalen hervorstach. Junge Autoren strich man von der Liste, langjährige Mitarbeiter wurden ausgemustert, und Autoren der mittleren Kategorie verloren den Kontakt zu ihren Lektoren, da Ernie einige gefeuert und den Rest neu organisiert hatte. Nach der Schließung der Druckerei und der weitläufigen Vergabe von Aufträgen an Zulieferer, hatte Ernie höchstpersönlich ein Drittel der Belegschaft beseitigt. Vielleicht war das sogar nötig gewesen, dachte Milla, aber hatte Ernie dabei wirklich so brutal vorgehen müssen? Die Horrorgeschichten über ihn waren legendär: Nehmen Sie Ihre Sachen und gehen Sie; wenn Sie irgendeinen Ihrer Autoren ansprechen, werden wir Sie verklagen. Schwangere im Mutterschutz wurden ebenso gefeuert wie andere treue Mitarbeiter, denen man mitteilte, dass sie mit keinerlei Abfindung rechnen konnten. Die Stimmung bei Hatfield war ungefähr so wie in Frankreich zur Zeit der blutigen Revolution. Es war Ernies Revolution, und sie trug alle Zeichen eines firmeninternen Blutbads.

Selbstverständlich gab es auch Leute, denen sie etwas nützte. Die Aktionäre liebten Ernie, ihre kränkelnden Anteile stiegen um 5,38 Prozent. Dann waren da noch die Superstars unter den Autoren, die Bestseller schrieben und nun ein noch größeres Stück des Kuchens abbekamen. Und schließlich gab es noch Ernie selbst, der vom mittleren Management in den Olymp emporgeschossen war. Man hatte ihn mit Teilhaberoptionen, Prämien, einem größeren Büro und einem Lamborghini belohnt und ihm außerdem einen Job angeboten, der ihn über den großen Teich brachte, und sein Gehalt verdoppelte. Ernie war jetzt ein Manager, der zwei Millionen Dollar pro Jahr verdiente, und er war gerade mal achtunddreißig Jahre alt. Seine Welt war die Perle in der Austernschale, und er konnte sich die bezaubernde Diana und anderes Spielzeug leisten, das ihn interessierte.

»Na, siehst du. Ich nehme an, die Leute zerreißen sich das Maul darüber, wie viel Umsatz er der Firma gebracht hat. Viele hängen einfach zu sehr an alten Traditionen. Ernie hat lediglich versucht, dem Laden eine moderne Generalüberholung zu verpassen.«

»Mit der Firma in New York wird er es schwerer haben. Sie haben ein sehr anspruchsvolles Programm und viele bekannte und beliebte Autoren unter ihrem Dach. Ich glaube nicht, dass man es dort hinnehmen wird, wenn Ernie sich dazu entscheidet, mit seiner Methode alles abzufackeln.«

Diana suchte ein Paar Manolos aus, die perfekt zu ihrem Outfit passten, und beglückwünschte sich im Stillen dazu, dass sie sie noch nicht der örtlichen Wohlfahrt zum Verkauf überlassen hatte.

»Niemand liebt Manager, Milla, aber jeder die Ergebnisse, die sie erzielen. Manchmal müssen eben unangenehme Entscheidungen getroffen werden. Ernie ist eine ganz liebe Seele, weißt du. Er hat schon festgelegt, welchen wohltätigen Organisationen wir beitreten sollten, wenn wir in Amerika leben.«

Allen, die bekannt genug sind, dachte Milla, ohne etwas zu sagen.

»Du hast bestimmt Recht. Ich dachte nur, dass du darüber Bescheid wissen solltest, was die Leute reden.«

»Das möchte ich auch wissen.« Diana gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange. »Natürlich möchte ich das. Es ist riesig nett von dir, mich zu warnen. Ich muss schließlich gewappnet sein, wenn sich der New Yorker Literaturbetrieb abscheulich gegenüber meinem Ehemann verhält und man auf Partys abschätzige Bemerkungen macht. Davor muss man sich in Acht nehmen. Ich werde ihm den Rücken freihalten, damit er nicht am laufenden Band beleidigt wird, ohne zu wissen, was eigentlich los ist.«

»Hört sich toll an. Jetzt erzähle mir noch mal alles über eure neue Wohnung.«

»Central Park West«, erwiderte Diana träumerisch, »Fünfundsiebzigste Straße, zwölfter Stock, außerordentlich gutes Haus. Das Bewohnerkomittee hat Barbra Streisand vor zwei Jahren eine Absage erteilt, weil es nicht wollte, dass Fotografen vor der Tür herumlungern.«

Als sich Diana in den Beschreibungen der Herrlichkeiten erging, die sie nur einen Steinwurf von Sak’s entfernt erwarteten, wirkte sie so wunschlos glücklich, dass Milla der zweifelnden Stimme in ihrem Inneren zu schweigen erlaubte.

Sie wird mit Ernie fertig, sagte sie sich. Diana wird mit allem fertig.

Kapitel 4

Hier kann man es aushalten, dachte Diana. Sie hob das Kristallglas mit frisch gepresstem Himbeersaft an die Lippen, das ihr das Hausmädchen gerade gebracht hatte, und begab sich auf einen weiteren Erkundungsgang durch das Apartment. Riesige Fensterfronten, die fast bis an die Decke reichten, erlaubten einen freien Blick auf den Central Park und seinen blauen See, der in der Sonne funkelte. Aus der Entfernung vermittelte sogar Harlem einen friedlichen Eindruck. An Tagen wie diesem, wenn der Himmel klar war und die Sonne schien, konnte man bis hinüber nach West-chester County sehen. Ernie hatte Diana gebeten, sich dort nach einem kleinen Ferienhäuschen umzusehen. Viele Jungs von der Wall Street und Chirurgen aus der Park Avenue besaßen Refugien außerhalb der Stadt, aber Martha’s Vineyard oder die Hamptons waren viel zu klischeehaft. Hinzu kam das kleine Problem der Finanzierung. Ernie war reich, sicher, und saß bei Blakely’s bereits fest im Sattel, doch er verfügte nicht über das echte große Geld wie es beispielsweise Kelly und Calvin Klein taten oder Steven Spielberg und Kate Capshaw. Diana hatte keine Lust auf ein Haus in den Hamptons, wenn ihres weit und breit das kleinste war. Sie würde stattdessen in Scarsdale oder Bronxville auf die Suche nach einem rustikalen kleinen Immobilienjuwel gehen. Westchester war voller Wochenendurlauber, und ihre neue beste Freundin, Felicity Metson, hatte ihr erklärt, dass es die zweitreichste Gemeinde Amerikas sei, nach Beverly Hills.

Diana war es nicht sonderlich schwer gefallen, sich in New York niederzulassen. Paul Gammon, Vorstandsvorsitzender bei Blakely’s, ein rüstiger alter Haudegen und treuer Anhänger der britischen Krone, hatte an ihrem zweiten Abend eine Dinnerparty für sie beide gegeben. Statt der üblichen Prominenten bestand die erlesene Gästeschar aus einer Menge gut betuchter Personen. Diana hatte sich an dem Abend für ein klassisch geschnittenes zinngraues Seidenkleid entschieden, dazu trug sie tropfenförmige Diamantohrringe, die Ernie ihr geschenkt hatte, als sie ihre Wohnung in London aufgaben. Ihr Make-up bestand lediglich aus einem Hauch von Grundierung mit ein wenig Bronzerouge. Diana wusste genau, wie man den Look der Reichen kreierte, obwohl sie selbst nie zu diesen Kreisen gehört hatte, und heute Abend entfaltete er vollkommen seine magische Wirkung. Während Ernie vor den Börsenhaien prahlte, wie hoch die Kosteneinsparungen waren, für die er in der alten Heimat gesorgt hatte, ließ Diana ihren Charme bei den Ehefrauen spielen. Über Geschäfte zu sprechen war ja so langweilig, lieber unterhielt man sich doch über die Möglichkeiten, das Geld wieder auszugeben. Außerdem lag der Schlüssel zu gesellschaftlichem Erfolg bei den Ehefrauen und manchmal auch bei den Geliebten.

London ist im Vergleich dazu ein Klacks gewesen, dachte Diana und nippte an ihrem Saft. Hier und da ein Pressefoto mit einer blaublütigen Verwandten, Schönheit und ein reicher Ehemann hatten genügt. Man konnte sich drei Wochen lang himmlischen Shoppingvergnügungen auf der Bond Street hingeben, und würde niemals das gleiche Geschäft zweimal betreten. Aber der exklusive Lebensstil einer reichen Frau bedeutete etwas anderes als Samtroben oder auf Partys gelistet zu sein, die von Bodyguards in Abendanzügen bewacht wurden. Die amerikanische Society hatte ihre eigenen Spielregeln, und Diana war fest entschlossen, sie zu beherrschen. Sie musste als Neuankömmling alles über Manhattans Elite in Erfahrung bringen: Geheimnummern von Restaurants, die wichtigen Gästen einen Tisch sicherten, die Namen der besten Nagelstudios, Masseure, Gassi-Gänger, Stylisten und Einladungen zu den richtigen Vernissagen und Partys. Diana war entschlossen von einem Grüppchen zum nächsten in Mrs. Gammons mahagonigetäfelten Salon geschlendert, hatte Visitenkarten verteilt und sich die neuen Namen gemerkt, hier eine Einladung zum Lunch ausgesprochen, dort auf eine gemeinsame Teestunde bestanden. Immerhin war Ernie ein Verleger, und das bedeutete Prestige für die New Yorker. Darüber hinaus waren Frauen neugierige Geschöpfe, und Diana wusste, dass sie schon darauf warteten, sie näher in Augenschein zu nehmen.

Die ersten beiden Wochen waren schnell generalstabsmäßig verplant. Helen Gammon hatte Diana freundlicherweise ihre Gästeliste überlassen – niemals hätte sich Diana dazu herabgelassen, während der Party irgendwelche Telefonnummern zu notieren –, stattdessen hatte sie die Liste gründlich abgearbeitet, Lunchtermine vereinbart, Trips in Schönheitssalons und Expeditionen zu Prada und DKNY unternommen.

Einige der Ladys, mit denen sie sich verabredete, waren nett, die meisten jedoch zickig. Und jede von ihnen war reich, dürr und ziemlich gelangweilt.

»Ich möchte gern eine Party geben«, kündigte Diana eines Abends an, als Ernie von der Arbeit zurückkehrte.

Sein Blick war abwesend. Seit ihrer Ankunft in New York hatte sich Diana wenig zu Hause aufgehalten, und das passte ihm ausgezeichnet. Es gab viel zu tun bei Blakely’s, zu viele Köpfe, die überflüssig waren und nicht genug leisteten. Ernie war vollauf damit beschäftigt, zu entscheiden, wen er zuerst feuern sollte. Mit seinen revolutionären Aktionen war er im Begriff, die eingefahrenen Strukturen aufzumischen, und das fand Ernie geradezu berauschend. Sollte Diana ihren eigenen Vergnügungen nachgehen, solange sie ihn nicht zu sehr behelligte. Das hatte sie schließlich auch nicht getan, während sie noch miteinander ausgingen. Warum also sollte sich daran etwas ändern, nur weil sie verheiratet waren?

»Eine Party. Muss das wirklich sein?« Ernie seufzte. »Ich habe im Moment wirklich viel zu tun.«

»Das weiß ich doch, Darling. Du tust überall dein Bestes. Aber diese Veranstaltung wird dir geschäftlich nützen. Du brauchst nichts zu planen, halte dir einfach den Einundzwanzigsten frei. Und natürlich benötige ich eine gewisse Summe für die Vorbereitungen.«

»Was für eine Überraschung«, grunzte Ernie.

Diana zog einen Schmollmund. »Aber Schatz, unsere Gäste sollen schließlich beeindruckt sein.«

Dies war der richtige Appell an sein Gemüt, oder wenigstens an seine Spendierfreudigkeit. Ernie gab gern Geld für Dinge aus, die andere bewundern konnten, wie schnelle Autos oder auffällig glitzernde Juwelen. Dianas Verlobungsring beispielsweise war eine Spur zu groß und wirkte dadurch leicht vulgär. Aber sie hatte sich nicht beschwert. Im Ernst – konnte ein Diamant jemals wirklich zu groß sein?

»Na gut«, nickte Ernie. »Aber nur eine einzige.« Er überging das wissende Lächeln seiner jungen Ehefrau. Diana dachte bestimmt, dass aus einer Party schnell zwei oder drei werden konnten. Das würde jedoch nur geschehen, wenn ihm gefiel, was sie veranstaltete.

Immerhin war Diana so klug gewesen, ihn um Geld zu bitten. Manche amerikanische Ehefrauen gaben erst das Geld ihrer Männer aus und stellten ihre Ansprüche dann später. Aber sein Mädchen wusste es besser.

Entweder es läuft, wie ich es für richtig halte, oder gar nicht, dachte Ernie, während er Dianas Lächeln auf seine typische Art erwiderte.

»Lass uns zu Abend essen.«