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In ihrem dritten Abenteuer verschlägt es Lolo und Bibi in das beschauliche Städtchen Schwabach bei Nürnberg. Auf sie warten fröhliche Ferien bei Onkel Franz und Tante Bärbel. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes ... Lolo und Bibi werden von Abenteuern verfolgt, aber sie bleiben cool und tough, entspannt und selbstsicher.
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Seitenzahl: 97
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Die Einladung
Eine neue Stadt
Unter Schwabachs Boden
Kindergeschichten
Schwabach ist golden
Tschüss, Franzl
Eseltour am Staufenberg
Uhrenvergleich
Bei der Handymadonna
Störche und Co
Es glänzt der Goldene Stern
Mit Vögeln auf Augenhöhe
Verschlossene Türen
Das Geheimnis
Unsre Hilfe kommt von unten
Im Studierzimmer
Eine alte Geschichte und eine ganz alte
Audienz beim Bürgermeister
Helden im „“
Nachwort am Schreibtisch
„Du kommst aber in der Welt rum!“, aus Papa Nicks Stimme klang Neid.
„Du wirst es deinem Sohn doch gönnen!“, Mama Noelle machte sich für ihren Lolo stark.
„Natürlich, dein Prinz sieht die weite Welt und ich verkümmere hier in diesem Mauseloch!“
„Du kannst doch selbst mal was in die Hand nehmen….“
„Am besten chauffiere ich euch ins Gartenzwergland!“ Nick schien erbost, auch wenn er es vielleicht nur spielte.
Lolo nervte das Gezänk der Eltern. Gut, dass er hier mal raus käme, denn Onkel Franz hatte ihn eingeladen.
„Ins schöne Frankenland!“ hieß die Einladung. Das wunderte Lolo: Die Stadt im Frankenland, in der er ein paar Ferientage verbringen durfte, hieß Schwabach. Gehört dieses Städtchen nicht nach Schwaben? Und gehörte das Frankenland nicht zu Frankreich? Er vermutete, dass auf dem Marktplatz ein Eiffelturm stünde. Das würde er nachprüfen. Mit Türmen hatte er seit dem Funkturm am Alex in Berlin Erfahrung. Aber seine Eltern hatten andere Sorgen, als ihm das zu erklären. Sie mussten streiten… Lolo seufzte.
Die Einladung von Onkel Franz freute ihn. Onkel Franz war stolz auf seinen Neffen. Sein Lolo war fast schon eine Berühmtheit! Bei der Polizei auf Elba galt er als Held und in Berlin hielten die Damen und Herren der städtischen Museen große Stücke auf ihn, besonders Direktor Dr. Winckelmann.
„Komm doch mal zu uns nach Schwabach“, stand auf der Karte, die heute ankam. Die Einladung hatte Onkel Franz unterschrieben – das galt für Tante Bärbel gleich mit.
Tante Barbara wiederum hatte eigenhändig darunter gekritzelt: „Bitte bring deine Bibi mit!“
„Natürlich, Bibi muss dabei sein!“, kommentierte Mama mit einem eifersüchtigen Unterton.
„Freilich, die Bibi gehört doch inzwischen zu den Ferien wie…“, erwiderte Nick, ohne dass ihm ein passender Vergleich einfiel. Wie Vögel zum Himmel? Wie Eichhörnchen zum Wald? Wie Forellen zum Bach? Wie Mumien in die Pyramide?
Wie Disteln zu Eseln?
„Wie die Prinzessin zum Prinz…“ ärgerte ihn Mama.
„Nee, die Bibi ist voll in Ordnung. Die ist keine zickige Prinzessin, die ist ein echter Kerl!“, verteidigte Nick das Mädchen. Elternstreitereien! Vielleicht sollte Lolo für die beiden einen entspannenden Urlaub organisieren. Aber er war doch nur ein Kind…
„Nur ein Kind?!“, würde Bibi sich aufregen und brächte einen Vorschlag, was man mit streitsüchtigen Eltern macht. Na gut, darüber könnte er mit ihr mal in Schwabach reden, denn tatsächlich: Onkel Franz gehorchte Bärbel aufs Wort, rief bei Nick an und nahm nach dessen Einverständnis unverzüglich Kontakt zu Bibis Eltern auf. Was Onkel Franz machte, hatte Hand und Fuß und in diesem Fall neben Händen und Füßen sogar blonde, strähnige Haare und braune Augen. Bibi würde kommen. Papa Nils hatte sofort zugesagt und Lolo wusste inzwischen, dass er dann seiner Nicole versprochen hatte: „Jetzt fahren wir mal nach Amsterdam! Nur wir zwei! Wie früher…“
Bibi hatte Lolo allerdings verraten, wie Mama drauf reagierte: „Ich habe gar nichts anzuziehen…“
Dann hatte Nicole sich in ihren Mini gesetzt und war in die Stadt gedüst. Denn nackt wollte sie nicht durch Amsterdam laufen und darum musste sie jetzt eine Boutique leer kaufen… ächzte ihre Tochter zumindest und Lolo spürte förmlich durchs Telefon, wie sie mit den Augen rollte.
In den Ferien war es dann soweit: Ihre Eltern setzten die Kinder in die Züge nach Nürnberg. Sie trafen sich am Info-Point des Hauptbahnhofs. Zuerst einmal jubelten beide, denn sie hatten sich seit dem Berliner Abenteuer nicht mehr gesehen. Diesmal sahen sie sich sogar nach einer großen Fahrt ganz allein?! Vermutlich hätten sie ewig in der Bahnhofshalle gestanden und fröhlich gequatscht, wenn nicht klar gewesen wäre: Wir müssen die richtige die S-Bahn erwischen. Onkel Franz wartet schon auf uns.
Den Weg zur S-Bahn fanden sie als geübte Reisende auf Anhieb: Gleis 1. In Schwabach winkte bereits neben der Treppe der Onkel. Ach so, merkte Lolo: Bibi kennt ihn ja noch gar nicht. Ganz Gentleman stellte er die beiden einander vor. Auch Onkel Franz war ein Gentleman. Er begrüßte Bibi als „Gnädige Frau!“, nannte sich „Gepäckträger“ und schnappte sich ihr „Damengepäck“. Lächelnd transportierte er es zum Auto.
Tante Bärbel wartete bereits mit guter Apfelschorle und einem leckeren Kuchen. Die Kinder erzählten vom Abenteuer „das erste Mal allein mit der Bahn unterwegs...“. Das war ziemlich aufregend, denn die Züge von beiden hatte Verspätung und sie mussten doch zu einem festen Zeitpunkt umsteigen!
„Aber so ist die Bahn“, ärgerte sich Onkel Franz. „Pünktlich wie ein…“
Da ihm offenbar kein Vergleich einfiel, eilte ihm Bibi zur Hilfe: „…wie ein Faultier, das im Urwald hängt….“
Onkel Franz grinste zu Lolo: „Ein sauberes Früchtchen hast du da aufgegabelt…“, und klopfte Bibi so fest auf den Rücken, dass ihr fast der Apfelsaft aus dem Mund gespritzt wäre, voll in Richtung Tante Bärbel. Zum Glück war sie reaktionsstark und es gab keine Katastrophe, sondern nur einen mahnenden Blick zu Onkel Franz verbunden mit Kopfschütteln von Tante Bärbel.
„Morgen dürft ihr Schwabach unsicher machen!“, versprach Onkel Franz.
Dann brachten sie ihr Gepäck ins Gästezimmer.
Morgens erklärte er ihnen wie versprochen beim Frühstück den Weg in die Stadt. Ihre Schokoflakes hatten sie schnell gelöffelt, Onkel Franz studierte noch sein
Ab und zu ertönte ein Kommentar aus dem Zeitungsversteck wie: „Hör mal, Bärbel, das ‚Gold-richtig‘. Ziemlich frech!“
Er lachte und las es vor. Tante Bärbel schmunzelte, aber die Kinder verstanden kein Wort.
Der Onkel erklärte: „Man munkelt in Schwabach... Schwabach ist eine richtige Munkelstadt. Da flüstert einer dem anderen etwas vertraulich ins Ohr und der darf es nicht weitersagen. Er sagt es auch nicht weiter, aber er flüstert es. Er munkelt... schon seit Jahrhunderten munkeln die Schwabacher…“
Tante Bärbel unterbrach ihn energisch: „Franz! Was soll diese Ironie! Die Kinder sind ja schon ganz durcheinander!“
Ihr Göttergatte grinste nur: „Die beiden Hellköpfe checken das schon. In Schwabach gibt es ein ganz altes Gerücht. Man munkelt, am Anfang der Stadtgeschichte habe eine goldene Madonna gestanden. Die große Konkurrenzstadt Nürnberg wartet zwar mit vielen prächtigen Kunstschätzen auf, aber bietet sie auch so etwas Außerordentliches wie eine goldene Madonna, die über tausend Jahre alt ist?“
Bibi wunderte sich: „In eurem kleinen Städtchen ist so ein großartiger Kunstschatz?“
„Ach was!“, winkte Tante Bärbel energisch ab, „das haben sich die Schwabacher nur ausgedacht. Unsre einzige goldene Madonna ist…“
„Psst! Nichts verraten!“, unterbrach sie Franz. „Das gehört zu dem Spiel, das ich für die beiden ausgedacht habe…“
Ein Spiel? Die Kinder hörten es gerne. Aber vorerst diskutierten nur Franz und Bärbel über die anscheinend witzigen Zeilen, die der Glossar des Schwabacher Tagblattes veröffentlicht hatte. Und da ging es um eine goldene Madonna, die sich für die nächste „Ortung“-Aktion angemeldet habe…
Bei ihrer Diskussion schlürfte der Onkel genüsslich seinen Kaffee. Als er fertig war – mit Kaffee und debattieren, winkte er den Kindern: „Auf in die Stadt! Ihr könnt sie heute mal alleine erkunden.“ Die beiden Helden mit Welterfahrung zogen also los, alleine!
„Mittags seid ihr aber wieder da!“, betonte die Tante und die Kinder versprachen es hoch und heilig.
„Bestimmt erobert ihr mit eurem Abenteuergeist im Handumdrehen dieses verträumte Städtchen.“ Onkel Franz lachte.
Er behielt Recht. Sie streiften über den Königsplatz, betrachteten die Schaufenster und wanderten von einer Kirche zur anderen.
„Schon wieder eine Kirche!“, seufzte Lolo. Bibi aber wollte es genauer wissen und las das Schild: „Franzosenkirche…“ Hier hatten die evangelischen Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, die Hugenotten Zuflucht gefunden und sich eine Kirche gebaut. Als Bibi an der Türe rüttelte, war diese jedoch verschlossen. So liefen sie einfach einmal um das Gotteshaus herum. Gegenüber der Franzosenkirche entdeckten die Kinder eine seltsame Tür vor einem Anbau. Irgendwie ging es ins Haus, aber offenbar doch nicht…
„Da möchte ich mal reinschauen“, raunte Lolo Bibi zu. Er fand die Türe verschlossen, aber auch wenn sie offen gewesen wäre, durften sie doch nicht einfach in ein fremdes Haus gehen.
„Ich frag mal Tante Bärbel, ob sie weiß, was hier los ist…“
Rechtzeitig zum Mittagessen trafen sie wieder zu Hause ein. Tante Bärbel stand noch am Herd und öffnete den Dampfkochtopf mit den Kartoffeln. Der Kräuterquark duftete anregend.
Beim Essen bestürmten sie die Tante mit ihren Fragen und diese wusste Bescheid: „Neben der Franzosenkirche? Da steigt man in die Felsengänge. Wartet mal, ich schau mal in die Zeitung, ob es wieder eine Führung gibt. Manchmal treffen sich Leute und dürfen in die Felsengänge…“
„Warum dürfen wir da nicht einfach so rein?“, beschwerte sich Lolo.
„Erstens, mein Lieber, gehören diese Keller – denn die Gänge sind eigentlich Keller – irgendwelchen Leuten. Du willst auch nicht, dass einfach jedes Kind in dein Zimmer kommt. Zweitens ist es nicht ungefährlich, denn diese Keller sind durch viele Gänge miteinander verbunden. Da kann man sich leicht verirren…“
„Bestimmt ist es dort dunkel und dann findet man nicht mehr raus…“, vermutete Bibi.
„Wie in einer Pyramide!“, ergänzte Lolo.
Tante Bärbel nickte und blätterte weiter in ihrem .
„Ach, da steht es ja: Am…oh, das ist a schon morgen früh… Haben wir für morgen etwas vor?“
Nein, sie hatten nichts vor. Zum Glück, denn jetzt wollten die beiden Kinder nichts Dringlicheres als in diese Gänge zu schauen. Das klang aufregend, spannend und auch ein bisschen schaurig.
Am nächsten Morgen verschlangen sie ihr Frühstück schneller als es Tante Bärbel lieb war.
„Zum Essen muss man sich Zeit lassen!“ mahnte sie, „Es ist ungesund, alles einfach runterzuschlingen.“
„Gut gekaut ist halb verdaut!“, knurrte Onkel Franz und fügte dann hinzu: „Aber ich verstehe euch Racker. Ihr wollt einfach los. Das Dumme ist nur: Es dauert immer noch zwei Stunden, egal, wie schnell oder langsam ihr esst…“
Doch selbst zwei Stunden, die nur schleichen, sind irgendwann einmal vorbei. Tante Bärbel packte sich die Beiden, sorgte dafür, dass sie Jacken anzogen, obwohl es ziemlich warm war und ließ sie losziehen.
An der seltsamen Türe wartete natürlich noch niemand. Sie waren viel zu früh angekommen. „Eile mit Weile!“, würde Opa kommentieren, aber Opa war nicht da, obwohl sich Lolo sicher war, dass er rasend gerne dabei gewesen wäre. In den Untergrund zu steigen, das klang super…
Stück für Stück trudelten die Interessierten ein. Zunächst erschienen einige Frauen, die bestimmt so alt waren wie Tante Bärbel, dann erklärte ein gemütlicher Mann mit einer Lodenjoppe: „Guten Tag! Mein Name ist Heinz Herbert. Ich habe die Ehre, Sie heute in die Unterwelt zu begleiten…“ Er lachte und Lolo dachte, dass es ganz unterhaltsam werden könnte. Ein paar Männer mit festen Jacken, als würde es gleich regnen, gesellten sich auch noch dazu.
Bibi seufzte zu Lolo: „Wieder mal keine anderen Kinder.“
„Die schlafen bestimmt noch alle!“, stupste Lolo Bibi an und Bibi wusste nicht, ob er die anderen beneidete oder doof fand… Das war auch egal, denn nachdem jeder dem Stadtführer seinen kleinen Obulus gegeben hatte, begann es.
Herr Herbert eröffnete die Führung für seine interessierte Schar: „Willkommen bei den Felsenkellern. Noch sehen wir sie nicht, sondern blicken auf die Franzosenkirche. Franzosen in Franken? Eine Geschichte für sich, auf alle Fälle haben wir seit langer Zeit bei uns eine reformierte Gemeinde, die sich von den Hugenotten herleitet. Die wurden damals bekanntlich in Frankreich blutig verfolgt. Doch das wäre eine eigene Führung. Sie sind ja vermutlich der Felsenkeller wegen hier…“
Vor allem die Männer brummten zustimmend, die Frauen nickten eifrig und die Kinder schauten nur zu.