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In dieser Kurzgeschichtensammlung gibt es Ausflüge in die Welt des Gaylaxy, des Skycity und zu Wild Territories. Ich hoffe, Ihr habt ebenso Vergnügen daran wie ich beim Schreiben.
„Race to love“ ist die Geschichte des Rennfahrers Salvo Arrossi, der lange Zeit in seinen Rennfahrerkollegen Devlin verliebt war und es nun endlich schafft, damit abzuschließen. Ob er wohl im Gaylaxy die Liebe seines Lebens finden wird?
„Reno Summer Nights“ ist die Geschichte des Berufspokerspielers Phil, der im Skycity-Casino an einer Wohltätigkeitsversteigerung teilnimmt. Dabei gewinnt er einen schönen Abend mit dem neuen zweiten Sicherheitschef Dwayne Marshall. Der Ex-Cop mit samoanischen Wurzeln hat es dem Berufsspieler angetan und man muss sehen, ob sich daraus mehr entwickeln kann.
„Ein Neuanfang mit Hindernissen“ handelt von Thabo, der wegen seines Handicaps aus seiner Heimat Tansania ausgewandert ist und sich eine neue Heimat in London geschaffen hat. Mit seiner körperlichen Einschränkung kann der Schwarzafrikaner nicht gut umgehen und es bleibt fraglich, ob sein Arbeitskollege Christian, ein Veterinär, den Tierpfleger aus seiner selbstgewählten Isolation reißen kann.
Als Bonus habe ich Euch mein viertes Neandertaler-Abenteuer dazugepackt. Viel Vergnügen mit meinen zwei Wissenschaftlern und ihren beiden Forschungsobjekten.
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist nur für volljährige und aufgeschlossene Leser geeignet.
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Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
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Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Mit der Hoffnung, eine neue berufliche und auch private Zukunft aufzutun, besucht Salvo Arrossi seinen besten Freund, den Ex-Rennfahrer Devlin McFadde und dessen Lebensgefährten Robert Kaulitz in Mannheim. Es bietet sich eine berufliche Perspektive in dem aufstrebenden Unternehmen ICM und ob er auch sein brach liegendes Liebesleben in der Quadratestadt wieder in Schwung kommt, muss sich erst noch zeigen.
Für die Not besucht man das Gaylaxy, dort findet sich scheinbar immer der passende Deckel für jeden Topf. Oder doch nicht?
Genervt marschierte Salvatore Arrossi, oder für seine Freude kurz Salvo, in seiner vollen Montur in Richtung Box. Sein Rennstall bot neben dem perfekten technischen Knowhow auch den Luxus, dass ihre Fahrer eigene Umkleidekabinen hatten. Dorthin zog er sich zurück und schälte sich aus dem nassen Rennanzug. Das schwere Leder klebte an ihm, innen vom Schweiß und außen vom verspritzen Champagner. Wieder hatte er es aufs Siegertreppchen geschafft, diesmal auf Platz zwei. Grundlegend freute ihn das, aber seit Dev McFadde keine Rennen mehr fuhr, fehlte ihm der Anreiz für Höchstleistungen. Der hübsche Twink aus den USA hatte ihn immer sein Bestes geben lassen, weil er für ihn gut sein wollte und nicht für die Zuschauer und Fans.
Frustriert erkannte er, dass es Zeit wurde sich eine andere Arbeit zu suchen. Doch was er machen wollte, wusste er nicht. Das nasse Leder landete als unansehnlicher Haufen in der Ecke, die Handschuhe oben drauf, nur den Helm legte Salvo sorgsam auf die dafür vorgesehene Ablage. Die Schutzvorrichtung wäre nur noch für den Müll, wenn er sie einfach fallen ließ. Die zweite Schutzschicht landete ebenso auf dem Haufen, wie der Rest, bevor der Italiener in die angrenzende Nasszelle ging und die Dusche anstellte.
Noch bevor das Wasser eine angenehme Temperatur erreicht hatte, stellte er sich unter den Strahl. Die Außentemperatur von fast dreißig Grad machte diese Abkühlung dringend notwendig. Wie ein Verdurstender hielt Salvatore seinen offenen Mund unter die Brause und schluckte das lauwarme Nass. Seufzend lehnte er sich mit der Stirn an die Fliesen und ließ das Wasser einfach über sich laufen.
Hilflos überlegte er, was er jetzt tun sollte. So konnte es nicht weiter gehen. Er war weder zufrieden noch glücklich. Seine Gedanken glitten wie immer zu Devlin und seinem Lebensgefährten. Seufzend musste er zugeben, dass er seinen Freund genau darum beneidete. Er hatte ein echtes authentisches Leben, mit einem Partner, einer Wohnung, einer Arbeit die ihm Freude machte und echten Freunden. Nichts davon hatte Salvatore und er sehnte sich danach.
Vielleicht sollte er Dev und Robert besuchen. Seit dem Giro Mongibello in Sizilien trafen sie sich oft privat, wenn Salvatore mit dem Rennzirkus in Deutschland weilte. Das Rennen hier auf dem Hockenheimring hatte er hinter sich und sie würden erst am Montag zusammenpacken. Es blieb ihm also dieser Abend und der komplette morgige Tag, um sich zu überlegen, wie er weiter machen wollte.
Schnell beendete er seine Dusche und verließ mit einem Handtuch um die Hüfte das Bad. Aus dem Gedächtnis wählte er die Festnetznummer von Devlin Mechanics. Mal sehen ob er Robert oder Devlin in der Firma antraf oder ob er es privat oder auf dem Handy probieren musste. Vielleicht hatten sie auch schon seinen neuen Lederanzug fertig. Er wollte nicht immer die komplette Montur tragen müssen, wenn er mit dem Bike unterwegs war, daher hatte er sich eine Lederhose und eine passende Lederjacke in Devs Bikershop bestellt.
***
Mit über zweihundert Sachen brauste Salvatore Arrossi auf seinem privaten Bike über die Autobahn von Hockenheim nach Mannheim. Auf der A6 wechselte er die Spur und fuhr in die enge Kurve des Mannheimer Kreuzes. Ihn trennten nur noch wenige Fahrminuten von seinem Ziel. Als er von der Autobahn runter war, ordnete er sich in den doch recht üppigen Wochenendverkehr ein. Mannheim bot den Bewohnern der Metropol-Region viel Abwechslung und Einkaufsmöglichkeiten, daher waren auch die Straßen entsprechend stark frequentiert. Auf der rechten Seite kam die SAP-Arena in Sicht und Salvo blinkte zum Abbiegen. In direkter Nähe zur Heimat der Mannheimer Adler, der hiesigen Eishockey-Manschaft, befand sich Devlin Mechanics, die Firma von Dev McFadde und seinem Lebensgefährten Robert Klausitz.
Anfangs hatte Salvatore nur Neid und Missgunst empfunden. Erst mit der Zeit hatte er seine eigenen Gefühle für Devlin überwunden, denn aus ihnen beiden konnte auf Grund seines eigenen Konkurrenzdenkens niemals etwas werden. Er hätte den hübschen Twink immer von sich weg oder eher vor sich her getrieben. Robert passte viel besser zu dem ehemaligen Rennfahrer, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere seine Laufbahn als aktiver Fahrer beendete.
Seit er über die unmöglichen Gefühle für den anderen Rennfahrer hinweg war, verband sie eine enge Freundschaft und Salvatore bedauerte es extrem, dass er sie nur so selten besuchen konnte. Wenn sich eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit für ihn fand, könnte er vielleicht hier in Deutschland sesshaft werden. Ihn zog nichts zurück nach Italien. Seine Eltern lebten nicht mehr und seine zwei Geschwister hatten eigene Familien und ihnen reichten sporadische Besuche, wie jetzt auch. Im Grunde hatte er zu Dev und Rob die engste private Bindung.
Die größte Sehnsucht verband er aber mit dem Wunsch, endlich nicht mehr allein zu sein. Mit seinen zweiunddreißig Jahren hatte er das Gefühl, sich endlich dauerhaft binden zu können, doch bisher war ihm kein Mann begegnet, der es wert gewesen wäre.
Geschickt bog er in die Einfahrt des Bikershops und wich dabei zwei geparkten Harleys aus, deren Besitzer rauchend daneben standen und ihn im Auge behielten. Viele Motorradfahrer hatten regelrechte Argusaugen, wenn es um ihre Maschinen ging. Auch die Zwei beäugten ihn kritisch, als bestünde die Gefahr, dass er seine Straßenmaschine im letzten Moment noch umschmiss und die Chopper dabei beschädigen könnte.
Unter seinem Helmvisier lächelte Salvatore leicht und klappte den Seitenständer heraus, bevor er sich aus dem Sattel schwang. Routiniert streifte er die grünen Lederhandschuhe ab und öffnete den Kinngurt seines ebenfalls giftgrünen Helms. Seine letzte Straßenmaschine war damals in genau diesem Grünton, deshalb kaufte er seine Lederkombi dazu passend. Doch sein jetziges Bike war in schwarz, grau, weiß und weinrot lackiert. Dementsprechend hatte Robert auch Salvatores Lederhose und –jacke entworfen und geordert. Bisher hatte er den Entwurf nicht gesehen, er vertraute dem exzellenten Geschmack des Grafikdesigners, der Deutsche mit dem milchkaffeefarbenen Teint hatte ihn bisher immer hervorragend beraten.
Als er den Helm vom Kopf zog und den beiden Chopperfahrern freundlich zunickte, erntete er von ihnen nur erstaunte Blicke. Salvatore konnte es in ihren Köpfen regelrecht rotieren hören. „Ist das wirklich Salvatore Arrossi?“ Als könnte er ihre Überlegungen bis hierher hören. Schnell machte er auf dem Absatz kehrt und öffnete die Ladentür des Shops.
Da Dev und Rob mittlerweile mehr als zehn Angestellte hatten, konnten sie lange Öffnungszeiten anbieten. Im Geschäft beriet ein Verkäufer gerade einen älteren Mann, der sich augenscheinlich für einen neuen Helm interessierte. Hinter der Verkaufstheke stand eine Frau mittleren Alters, sie schien in irgendwelchen Aktenordnern etwas zu suchen. Schnell trat Salvatore auf sie zu und erkundigte sich in akzentgeschwängertem Deutsch nach Dev oder Robert.
Die brünette Verkäuferin sah auf und lächelte dann übers ganze Gesicht. „Sie sind Salvatore Arrossi. Es freut mich, sie endlich kennenzulernen. Dev hat schon viel von ihnen erzählt“, dabei reichte sie dem Rennfahrer die Hand und ihre Augen blitzten aufgeweckt.
„Salvo für dich!“ Auf Anhieb konnte er diese Frau gut leiden, auch wenn er meist so seine Probleme mit dem weiblichen Geschlecht hatte. Er galt allgemein als arrogant und überheblich. Frauen gegenüber war es noch schlimmer als in Situationen, in denen er sich unwohl fühlte. Salvatore wusste selbst, dass er seine Unsicherheit so kaschierte und damit seine Mitmenschen abschreckte. Doch meist kam er einfach nicht dagegen an. Vermutlich trug dieses Verhalten auch die Hauptschuld daran, dass er erst jetzt so gut mit Devlin befreundet war und nie während dessen aktiver Zeit im Rennzirkus.
„Ich bin Inge“, stellte die Verkäuferin sich vor. „Komm. Die zwei sind im Büro“, dabei winkte die wohl zehn Jahre ältere Frau Salvatore hinter die Theke. Ungeniert legte er seinen giftgrünen Helm auf dem Tresen ab und er folgte ihr in den abgesperrten Bereich.
Zügig durchquerte sie eine Verbindungstür und betraten einen mit einer Leuchtstoffröhre beleuchteten Flur. Am Ende ging eine Tür ab mit der Beschriftung „Werkstatt“, gleich daneben befand sich eine mit dem Schild „Büro“. Es gab drei weitere Türen: „Lager“, „WC“ und „Aufenthaltsraum“.
Auf ihren fünf Zentimeter Absätzen stöckelte die Brünette vor Salvo her und beeindruckte ihn damit, dass ihre Aufmachung kein bisschen überkandidelt ober überladen wirkte. Sie trug gerade geschnittene Jeans, ein Jeanshemd bestickt mit hellen Strasssteinchen und dazu die beigen Pumps. Eine Frau nach seinem Geschmack. Mit einem gemeinen Grinsen klopfte sie an die Tür und riss fast umgehend dieselbe auf. Laut verkündete sie: „Seht mal was der Wind hereingeweht hat!“
Mit einem Lachen auf den Lippen betrat der Italiener das Büro und zwinkerte der Frau zu, die mit einem Schmunzeln die Tür hinter sich schloss. Der Blick des Rennfahrers erfasste die Szene im Büro sofort. Robert saß vor dem PC und Devlin stand hinter seinem Partner und betrachtete etwas auf dem Monitor. Sie hätten aber auch in einer ganz anderen Lage überrascht werden können.
Scheinbar erriet Robert aber Salvatores Gedankengang und erklärte in stoisch ruhigem Ton: „Wir schließen ab, wenn wir keine Unterbrechungen wollen.“ Dann zwinkert er ihrem Besucher zu.
Devlin stieß sich von der Tischplatte ab und ging auf Salvatore, seinen ehemals ärgsten Konkurrenten, zu. Schnell zog er ihn in die Arme und drückte ihn kurz aber herzlich an sich. „Salvo! Schön, dass du vorbei siehst. Wir hatten es gehofft. Dein Leder ist fertig!“
Auch Robert kam um den Tisch herum und umarmte den befreundeten Italiener kurz und brummte: „Schönes Rennen. Der Kleine ist besser als du.“ Natürlich wusste Rob, dass Salvatore vielleicht beleidigt auf diese Stichelei reagierte, aber sie gehörte im Rennsport einfach dazu.
Devlin gluckst nur und hielt sich die Hand vor den Mund.
Doch Salvatore reagierte ganz anders als erwartet. Er ließ sich auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch fallen und nickte: „Ich weiß. Es wird Zeit etwas anderes zu tun.“ Hilflos sah er seine beiden Freunde an und ergänzte: „Wenn ich nur wüsste was!“
Am Abend saßen Devlin, Rob und Salvatore auf der Terrasse der Wohnung des Paares und genossen den Sonnenuntergang. Es freute Salvo ungemein, wie harmonisch das Zusammenleben der beiden ablief. Trotzdem konnte er auf den ersten Blick erkennen, dass ihre Liebe sich weder abnutzte noch in Gewohnheit überging. Er gönnte beiden ihr gegenseitiges Glück, auch wenn er sich selbst das Gleiche wünschte.
Nachdenklich betrachtete Robert den Italiener und überlegte, ob er ihm nicht weiterhelfen konnte. Sie hatten von ICM, dem E-Automobil-Bauer, die Anfrage erhalten, ob sie an einer Kooperation interessiert wären. ICM wollte ein Konzept für ein E-Bike ausprobieren und sehen, ob es dafür einen Markt gab. Dafür brauchten sie in ihren Reihen einen fähigen Rennfahrer, der zusätzlich Ahnung von Bikes hatte. Devlin konnte sich nicht vierteilen, deshalb hatten sie höflich aber freundlich abgelehnt, aber zeitgleich angeboten, sich umzuhören. Vielleicht hatte ja Salvo Interesse. Zwar hatte er keine Mechanikerlehre gemacht, aber er hatte Roberts Wissens nach Maschinenbau studiert und kannte sich per se mit Motorrädern aus. Doch würde ihm solch ein Job genügen? Dies galt es herauszufinden.
„Was überlegst du?“, erkundigte sich Dev bei seinem Partner. Devlin konnte auf den ersten Blick erkennen, dass sein Freund schwerwiegende Probleme wälzte.
Rob hob ruckartig sein Kinn und deutete so auf Salvatore. Dann sah er Devlin an und meinte nur: „ICM.“
Von dem Exilamerikaner kam nur ein langgezogenes „Ah!“
Neugierig versuchte Salvo der Kommunikation zu folgen und erkundigtes sich in akzentschwerem Deutsch: „Über was sprecht ihr?“
Lächelnd sah Devlin zu seinem Rennfahrerkollegen hinüber. Es beeindruckte ihn immer wieder, wie leicht Salvo eine Sprache lernte. Er sprach natürlich fließend Italienisch, perfekt Englisch, ein gutes Spanisch und Französisch und sein Deutsch wurde bei jedem Besuch besser. „Ich habe ein Angebot von IdealCars bekommen. Sie wollen ein E-Bike bauen und brauchen dafür einen kompetenten Partner. Jemand, der Ahnung von der Materie hat und sich einbringt. Da ich aber ausgelastet bin, habe ich abgelehnt, aber versprochen zu sehen, ob ich nicht aus der Rennszene einen adäquaten Ersatz für mich finde.“ Neugierig und fast schon lauernd sah der hübsche Ex-Rennfahrer den Italiener an. „Interesse?“
Diese Bombe schlug bei Salvo ein und er saß erst einmal da wie erstarrt. Wollte er am Bau eines E-Bikes beteiligt sein? Er gehörte nicht zu den Bikern, die E-Mobile verteufelten. Er fand einen Tesla ansprechend, interessant und seine Leistungsstärke sprach für sich. Warum sollte man sich nicht auch an einem guten E-Bike probieren? Ja, er hatte Interesse. Energisch nickte er.
Ein breites Lächeln legte sich auf Roberts Lippen und er erklärte: „Ich kann dir die Telefonnummer von Alexander Jäger, dem CEO von ICM, geben oder für dich dort anrufen. Ich weiß auch nicht, wie sie es handhaben wollen. Es besteht die Möglichkeit, dass sie dich anstellen wollen oder lieber eine Partnerschaft mit einer Firma hätten. Auch in dem Fall kannst du einsteigen. Wir würden dir eine Teilhaberschaft bei Devlin Mechanics anbieten. Denk in Ruhe darüber nach.“
Grinsend erklärte Salvatore: „Ich denke darüber nach, wenn ICM erklärt hat, wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen und ab welchem Zeitpunkt es losgehen soll. Ich muss noch die Rennsaison zu Ende bringen. Ich bin vertraglich gebunden und komme nicht vorher aus meinen Kontrakt heraus.“
Die beiden Mannheimer nickten einträchtig und lehnten sich gemütlich in ihren Terrassenstühlen zurück.
„Wie wär’s mit einer Runde tanzen?“, erkundigte sich Devlin bei Salvo.
Dieser wiederum grinste und fragte: „Ins Gaylaxy?“
„Wohin sonst“, kam es brummend von dem großen Deutschen. Als bekennender Stammkunde des Gayclubs gab es für ihn keine Alternative, zumindest nicht in Mannheim. Wenn sie ihre Motorradreisen durch Europa machten, besuchten sie durchaus auch andere Discos und Clubs.
***
Viel glücklicher als noch vor wenigen Stunden betrat Salvatore Arrossi das Gaylaxy. Sein letzter Besuch lag fast ein dreiviertel Jahr zurück, als er das letzte Mal seine Freunde hier besuchte. Er mochte das besondere Ambiente des Etablissements. Die niedrigen Decken strahlten aufgrund der eingelassenen Leuchtdioden, Sternbilder auf dunkelblauem Grund. Die Auffahrt des Parkhauses, der Club nahm das komplette Erdgeschoss des Parkhauses ein, war ein Highlight, denn der Inhaber hatte es gekonnt in die Gestaltung integriert. Nirgends sonst konnte man beim Einfahren ins Parkhaus schon einen Blick auf den Danceflor erhaschen und sehen, ob was los war.
An der Garderobe gab Salvo seine neue Lederjacke ab. Bei seinem neuen Leder hatte Robert hervorragende Arbeit geleistet. Mit einem Reißverschluss wurde die Jacke mit der Hose verbunden. Wenn man sie von einander löste, schlug man den Lederstreifen mit dem Reißverschluss einfach nach unten und es sah wie ein Zieraufsatz auf der engen Lederhose aus. Ab dem halben Oberschenkel weitete sich das Material etwas und verbarg die notwendigen Knieprotektoren und den Waden- und Knöchelschutz. Die Hose allein getragen wirkte wie eine aufwendig gemachte und verdammt teure Lederhose. In Kombination mit der Jacke konnte man nur staunen. Die Jacke bestand wie die schwarze Hose aus Leder der gleichen Art und Farbe. Das Schwarz erstreckte sich bis etwa auf Bauchnabelhöhe, dann kam etwas Farbe ins Spiel. Die Jacke hatte auf Brust, Rücken und den Ärmeln Ledereinsätze in weinrot, weiß und grau. Das Kleidungsstück passte perfekt zu seinem neuen Bike. Robert hatte sich wahrlich selbst übertroffen. Er hätte auch einen guten Modedesigner abgegeben.
Hier im Club trug er nun die neue Hose mit einem engen grauen Shirt. An den Füßen hatte er seine schwarzen Bikerstiefel. In der hinteren Hosentasche hatte er prophylaktisch Kondome, vielleicht brauchte er ja welche. Zwar hatte er sich nicht vorgenommen jemanden abzuschleppen, aber er fühlte sich heute so beschwingt, da würde ihn auch das nicht wundern. Der stampfende Beat empfing ihn im Durchgang zum Club.
„Na los. Immer weiter“, kam es von Robert, der Salvo sachte anstieß.
Lachend betrat der Italiener das Gaylaxy und strich sich mit der Hand durch sein zerzaustes schwarzes Haar. Seine eher kurz gehaltenen Haare waren glatt, aber die Spitzen hatten die Eigenschaft sich, wenn er den Helm abgesetzt hatte, in alle Richtungen zu biegen, so als hätte er sich die Locken aus der Frisur ziehen lassen. Hinzu kam die gebräunte Haut und die blitzenden fast schwarzen Augen, in denen man sich problemlos verlieren konnte. Diese Attribute kamen in Kombination mit glatter männlicher Haut, markanten Gesichtszügen, einer gebogenen eleganten Patriziernase und einen stoppligen Kinn daher. Rundum betrachtet war Salvatore Arrossi zum Niederknien schön. Es krankte bei ihm an der Tatsache, dass er sich meist nicht sicher sein konnte, ob seine Bettgefährten nur seines Promistatus‘ wegen mit ihm zusammen sein wollten oder doch seinetwegen.
***
Mit dem Rücken lehnte Timo entspannt an der hinteren Theke des Gaylaxy und betrachtete das Angebot des Abends. Erst vor wenigen Tagen hatte er endlich den Mut aufgebracht den Mann seiner Träume anzusprechen und hatte dabei die Abfuhr seines Lebens erhalten. Nicht dass Mike gemein oder gehässig gewesen wäre, aber es war eine mega Enttäuschung gewesen, zu erfahren, dass der große heiße Kerl mit dem perfekten Body ein Bottom war. Auch Timo bevorzugte diese Position in einer Beziehung, folglich konnte das zwischen ihnen nichts werden. Sich der Illusion hinzugeben, dass man sich ändern konnte, war quatsch. Ein Mann, der sich gern ficken ließ, würde dies immer bevorzugen und zu glauben aus Liebe würde er sich ändern, war ein unerfüllbarer Wunschtraum. Seufzend nippte er an seinem Mineralwasser und wünschte sich, er hätte sich doch seinen Kumpels angeschlossen. Sie wollten heute lieber in die Szenekneipe „Gleich und gleich“, aber ihm stand der Sinn eher nach harten Rhythmen und vielleicht einem schnellen und ebenso harten Fick im Darkroom. Doch bisher hatte er noch niemanden entdecken können, den er gerne mit nach hinten genommen hätte.
Resigniert drehte er sich wieder nach vorne zur Bar und lächelte dem Barkeeper zu. Der kleine Italiener hatte etwas mit dem Türsteher des Gaylaxy laufen. Wenn man die beiden privat zusammen sah, zum Beispiel beim Tanzen, wurde einem ganz anders. Man konnte die Liebe zwischen den Beiden regelrecht fühlen. Seufzend stierte Timo wieder in sein Glas. Vielleicht machte er sich einfach nur falsche Hoffnungen. Mit seinen vierundzwanzig Jahren hatte er mittlerweile so einige One-Night-Stands, einige ganz gute Ficks im Darkroom, aber er hatte noch nie eine Beziehung geführt. Vielleicht wollte ihn einfach keiner. Objektiv betrachtet war er eben nichts Besonderes. Mit seinen eins siebzig war er als Mann eher klein. Dazu war er auch noch schmächtig, brachte nur sechzig Kilo auf die Waage. Muskeln besaß er im Grunde keine. Wegen seiner Arbeit als Briefträger, er lief verdammt viel, hatte er einen gut proportionierten und ansprechenden Arsch, aber der machte eben nicht alles aus. Sein Gesicht war ganz hübsch, aber eben nicht herausragend schön. Hinzu kamen noch seine feuerroten Haare. Wer wollte schon einen Feuermelder im Bett haben?
Unbemerkt schlich sich eine extreme Deprimiertheit bei Timo in seine braunen leuchtenden Augen. Was wollte er noch hier? Sollte er nicht einfach nach Hause gehen? Kurzentschlossen stürzte Timo sein Getränk hinunter und drehte sich auf dem Absatz um. Zielstrebig marschierte er durch den Club in Richtung Eingang.
Über die Schulter hinweg unterhielt sich Salvatore mit Robert über die Beschäftigungsmöglichkeit für den nächsten Tag. Noch hatten sie sich nichts überlegt, aber es gab in Mannheim genug Möglichkeiten die Zeit zu verbringen.
„Vorsicht!“, kam es von Devlin, doch die Warnung kam zu spät.
Ruckartig fuhr Salvatore herum und kollidierte ungebremst mit einem kleinen zierlichen Körper. Reflexartig umschlang er das Kerlchen mit seinen muskulösen Armen und hielt ihn fest an die Brust gepresst. Sachte löste er sich wieder etwas von dem hübschen Rothaarigen und sah auf ihn hinab.
Erschrocken sah Timo nach oben und begegnete dem glutvollen Blick des Fremden. Vermutlich ein Italiener und ein verdammt attraktiver! Seufzend musterte er das ansprechend markante Gesicht und den scheinbar interessierten Blick. Besonders schön fand er die Tatsache, dass sich der Fremde nur etwas zurückgelehnt hatte und sich ihre Beine der vollen Länge nach berührten. Fest lagen seine schlanken, fast grazilen Beine in dem weichen Hosenstoff auf dem schwarzen Leder. Darunter verbargen sich harte Muskeln und wie der Oberkörper aussah, passte dieser perfekt zum Fahrgestell. Ein kleines Lächeln schlich sich auf die weichen Lippen des Rothaarigen und er überlegte, ob er sich wohl mit einem Drink bei dem attraktiven Fremden fürs Auffangen und Festhalten bedanken konnte. Doch soweit kam er gar nicht.
Vollkommen hingerissen bugsierte Salvo mit einem Schwall italienischer Worte den Süßen auf die Tanzfläche. Dort animierte er ihn zum Bewegen. Ihre Körper rieben sich aufreizend aneinander, ihre Arme umschlangen einander, sie kommunizierten ohne Wort, nur durch Berührungen.
Amüsiert sahen Devlin und Robert den beiden Männern hinterher. Diese Attacke passte perfekt zu Salvatore, der immer gerne aufs Ganze ging. Entspannt suchten sich die Zwei ein Plätzchen an der Bar. Da nur ein Sitzplatz frei war, schob Dev seinen Hintern auf den Barhocker und Robert platzierte sich zwischen den sehnig muskulösen Schenkeln seines Ex-Rennprofis. Noch immer verfügte Devlin über die herausragende Fitness einen Hochleistungssportlers, denn er musste regelmäßig aufs Bike steigen und ihre Kunstwerke auf Herz und Nieren prüfen. Dazu durfte man sich nicht gehen oder es mit dem Training schleifen lassen.
„Was kann ich euch beiden Hübschen bringen?“, ertönte es hinter der Bar.
Robert konzentrierte sich auf den blonden Twink mit der ansprechenden Aufmachung. Ah, Marc hatte heute Dienst. Der Lebensgefährte des Clubbesitzers arbeitete selten hinter der Hauptbar, aber heute tat er es. „Bring uns das Übliche, Marc. Danke!“
Lächelnd nickte der Blonde und kümmerte sich um die Order.